Abschiede
Nach einer kurzen Schlafphase standen wir am Montag früh auf. Getrennt voneinander gingen wir duschen, zogen uns an.
Ich legte ihm mein weißes Shirt in den Koffer, nahm im Gegenzug seinen schwarzen Hoodie an mich. Wir packten unsere Sachen, die Stimmung war ein wenig trübsinnig, einem Abschied angemessen.
Auf dem Weg zum Frühstück brachten wir meine Tasche bereits zu meinem Auto.
Nach dem Frühstück, welches heute vom Hotel hergerichtet worden war, setzten wir uns noch auf die Mauer, wo wir auf den Ozean sahen. Wir hielten Händchen, hingen den Gedanken nach.
Mittags um 12 fuhr die Mannschaft mit den Bussen zum Flughafen, ich mit dem Jeep hinterher. Roman sass in dem Bus, Der Trainer hatte nicht zugelassen, das er mit mir fuhr. Ich hatte laute Musik laufen, während der Wind mit einzelnen Strähnen meiner Haare spielte.
Am Flughafen stiegen alle schnell aus, denn beide Busse mussten sofort los, um die Fähre nach Portugal zu erreichen. Ich parkte und ging zu der Abflugshalle. Einige Fans hatten die Spieler entdeckt, erhielten Autogramme und es wurden Photos gemacht. Ich hielt mich im Hintergrund.
Durch die zuvor bescheinigte Zugehörigkeit zum Team durfte ich mit zum Gate. Wir sassen nebeneinander, hielten Händchen. Nur gelegentlich sprachen wir.
Es war ziemlich genau drei am Nachmittag als der Mannschaftsairbus von Eurowings zum Boarding bereit war. Mit Roman ging ich vorne an die Tür, wo wir einander umarmten.
"Ich werde Dich vermissen!", murmelte ich an seinen Lippen, als er mich küsste. Er sah mich an. Sein Blick war intensiv, er lächelte. Seine Hände umfassten mein Gesicht. "Ich werde Dich auch vermissen. Ich werde die Tage zählen bis wir uns wiedersehen!", entgegnete er.
Innig küssten wir uns. Ich war es, die sich löste. "Du musst in die Maschine!", flüsterte ich fast tonlos. Er schulterte seinen Rucksack
und gab der Dame des Bodenpersonals sein Ticket, welches sie einlas und ihm den Boarding Pass aushändigte. Noch einmal wandte er sich mir zu, gab mir einen Kuss. Erst dann ging er die Gangway entlang. Bevor er um den Knick ging, der ihn aus meinem Blickfeld führen würde, drehte er sich zu mir um und lächelte. Ich versuchte auch zu lächeln, hob meine Hand zu einem letzten Gruss und spürte die einzelne Träne, die ihren Weg aus meinem Augenwinkel fand.
Ich blieb am Gate stehen, bis die Gangway vom Flugzeug gelöst wurde und die Maschine zur Startbahn rollte. Erst dann ging ich zu meinem Jeep, wo ich dann mitbekam, daß die Eurowings Maschine abhob.
Auf meinem Handy hatte ich eine Nachricht von ihm. <<Ich vermisse Dich und melde mich, wenn ich zuhause bin! >>
Unwillkürlich lächelte ich.
Mein Weg führte mich an die Tauchbasis, die an diesem Tag geschlossen war, denn nach der Woche war Büroarbeit angesagt. Eine Stunde benötigte ich, um meine Listen abzuarbeiten, damit Abrechnungen geschrieben werden konnten.
Dann fuhr ich einkaufen, ehe ich zur Finca fuhr.
Das Apartment erhielt eine Grundreinigung, da dies in der Woche zu kurz gekommen war. Die Einkäufe waren verstaut, die Waschmaschine lief. Thomas war mit seiner Familie zu Uwe unterwegs.
Mit dem Laptop sass ich auf der Terrasse, suchte den Jobmarkt im Ruhrgebiet ab. Neben dem Notebook stand eine Dose Cola und ich bemerkte nicht, wie die Zeit verflog. Es dämmerte bereits, als ich den Bildschirm hinab klappte.
Ich hatte mir gerade ein Sandwich gemacht und sass wieder auf der Terrasse, als Roman auf meinem Handy anrief. Lächelnd nahm ich den Videoanruf an. Er strahlte wie ich. Lange unterhielten wir uns. Ich erzählte, daß ich den Jobmarkt sondierte, mir verschiedene Stellen ansah und auch bereits zwei Bewerbungen abgeschickt hatte. Er erzählte seinerseits vom Rückflug und dem was er bisher zuhause gemacht hatte. Nach knapp zwei Stunden verabschiedeten wir uns, aber wir schrieben noch ganz viel.
Im Bett liegend, musste ich mir eingestehen, das ich ihn sehr vermisste. Die wenigen Tage hatten sich in mein Leben gebrannt. Mir fehlte, wie er mich ansah, wie er mich küsste.
Morgens, telefonierten wir, ehe ich zur Tauchbasis musste und er zum Training.
So liefen die Tage voran, bis zwei Wochen nach seiner Abreise am Donnerstag Abend alle an der Tauchbasis waren. Morgens hatte ich noch kurz mit Roman gesprochen, seither nichts mehr von ihm gehört. Wir standen alle draußen und hatten gerade abgeschlossen, als hinter mir ertönte: "Das nenne ich Arbeitsmoral um halb sechs schon abzusperren!"
Abrupt drehte ich mich um und stieß einen spitzen Schrei aus. Dort stand tatsächlich Roman. Ich sprang an ihm hoch, kreuzte meine Beine hinter seinem Po. Überrascht hielt er mich. "Was machst Du hier? Ich denke Du kommst erst in zwei Wochen!", wollte ich wissen. Eine Antwort seinerseits wartete ich garnicht erst ab, sondern ich drückte meine Lippen auf seine. Ohne auf die anderen zu achten trug er mich küssend zu meinem Jeep und platzierte mich auf dem Fahrersitz. Er löste sich von mir und kletterte auf den Beifahrersitz. Rasant steuerte ich den Jeep zur Finca, wo wir in mein Apartment stürmten. In blinder Raserei fielen wir wie ausgehungert übereinander her. Befriedigt stand ich nach drei Orgasmen unter der Dusche, während Roman im Bett eingeschlafen war.
In einer Jeans mit Top sass ich auf der kleinen Terrasse, als ich meinen Besuch unter der Dusche pfeifen hörte. Ich grinste verschmitzt.
Lisa hatte mir geschrieben, das meine Kurse vom Freitag übernommen würden, am Samstag müsste ich allerdings den Kurs machen. Roman könnte mitfahren.
Gerade als ich das Handy weglegte, kam Roman raus. Er trug Jeans und Shirt, die Haare zerzaust. Ich erhob mich und ließ mich umarmen. "Lass uns Essen gehen, in einem einheimischen Restaurant, fernab der Touris!", sagte ich und er stimmte zu. Eine halbe Stunde später steuerte ich das Auto zu einer kleinen Tapasbar zwischen Palmen und Olivenbäumen. An der Theke diskutierten die Männer, vereinzelt sassen Leute an den Tischen. Im kleinen Innenhof besetzten wir dann einen kleinen Holztisch. Wir tranken jeder eine Sangria und Wasser, aßen Unmengen Tapas.
Erst spät waren wir zurück, wo wir auf meine Terrasse gingen. Er verriet mir, daß er Samstag mit der späten Maschine zurück fliegen würde um dann direkt ins Mannschaftshotel müsste, um Sonntag im Ligaspiel im Tor zu stehen. Er hatte um zwei freie Tage gebeten, die Thomas ihm gewährt hatte. "Ich habe Dich vermisst!", gab er zu. Wir unterhielten uns lange, ehe wir schliefen.
Den Freitag blieben wir ausschließlich im Apartment.
Wir redeten.
Wir schwiegen.
Wir lagen in der Hängematte und hielten Siesta.
Wir lernten unsere Körper kennen.
Wir hatten Sex.
Am Samstag früh fuhr er mit nach Radazul, wo ich der sechsköpfigen englischen Gruppe den begleiteten Tauchgang gab. Roman sass am Rand, als wir auftauchten sah ich ihn wildgestikulierend telefonieren. Auf meine Nachfrage hin sagte er mir, das er mit seinem Bruder telefoniert hätte. Ich wusste, das er einen jüngeren Bruder hatte.
Am Samstag Nachmittag mussten wir erneut einen Abschied hinter uns bringen. Ich fuhr ihn zum Flughafen, wo wir bereits zwei Wochen zuvor standen.
Mit dem Wissen, das er in zwei Wochen wieder ein Wochenende zusammen hätten, fiel der Abschied weniger traurig, aber innig aus.
Auf der Fahrt zurück nach Puerto lächelte ich unentwegt und musste mir eingestehen, daß ich jetzt in diesem Moment selber ehrlich glaubte, daß es funktionieren könnte, bis ich Ende März wieder nach Deutschland zurückkehren würde.
Roman hat einen Weg gefunden zu ihr zu kommen.
Sie glaubte an sie beide.
Glaubt ihr das es funktionieren kann?
Danke für Votes und Kommentare!
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