Always Second
(Immer Zweiter)
♦️Falko de Monti♦️
Hey, mein Name ist Falko de Monti und auf mir lastet ein Fluch. Es ist der Fluch des ewig Zweiten. Wie man es dreht und wendet, von welcher Seite man auch schaut, immer gibt es Einen, der noch vor mir kommt. Das ist schon seit meiner Kindheit so.
Geboren als Sandwich-Kind, der Mittlere unter drei Geschwistern, gab es immer Einen der älter, größer, vernünftiger war und Eine die jünger, kleiner, süßer war als ich. Das erste Stück Kuchen, die erste Wahl, der beste Platz? Meine kleine Schwester war stets die Erste, denn wir anderen beiden waren ja schon groß. Wer durfte Mama mit dem Elektrogerät oder Papa an der Säge helfen oder hatte das Sagen, wenn wir alleine waren? Mein großer Bruder, denn wir anderen beiden waren ja noch klein.
Als ich mich jedoch eines Tages genau darüber beschwerte lachte meine Mutter nur. "Ist es wirklich so schlimm, immer den 2. Platz zu haben?" Was für eine dumme Frage. "Ja klar, du bist nie der Erste." Doch sie ließ nicht locker. "Aber auch niemals der Letzte." Bäm!
Dieses Gespräch eröffnete mir einen neuen Blickwinkel. Von da an begann ich die Vorzüge gegenüber denen zu erkennen, die nach mir dran kamen anstatt neidisch auf den Ersten zu sein. Auf Platz Zwei bekommt man nicht die erste und beste Wahl, muss aber auch nie mit dem vorlieb nehmen was übrig bleibt. Mit dieser Erkenntnis kam ich gut durch die Kindheit.
Als ich heranwuchs musste ich lernen, warum es heißt: "Das Schicksal ist eine Bitch." Es hat zumindest einen wirklich bösen Sinn für Humor. Was? Ob ich bi bin willst du wissen? Oh nein, obwohl das einfacher gewesen wäre. Nicht das es schwer für mich war oder ist, schwul zu sein. Ich wusste immer wo ich hingehöre und habe Zeit meines Lebens viel Unterstützung erfahren. Also nein, bi oder schwul ist nicht mein Problem. Aber als mir die Entdeckung von BDSM eine faszinierende, neue Welt eröffnete, wollte ich sie mit allen Sinnen erkunden und stellte fest, dass ich wirklich vielseitig interessiert war ... für beide Seiten.
Da bin ich also wieder, als Switch auf der Suche nach Erfüllung, erneut stets die zweite Wahl.
Als Sub nicht hörig genug, nicht bereit mich komplett und jederzeit zu unterwerfen.
Als Dom nicht hart und aggressiv genug.
Dazu kommt, dass ich als Sub auf Impact Play stehe. Ich mag es, ans Kreuz gefesselt und ausgepeitscht zu werden und liebe den Schmerz. Allerdings lasse ich mich nicht außerhalb von Szenen dominieren und bin auch kein Freund von Demütigungen. Andere Doms halten mich daher eher für einen feigen und schlechten Sub.
Selber als Dom unterwegs scheue ich jedoch davor zurück, Schmerz auszuteilen, zumindest in Form von Schlägen. Stattdessen liebe ich die langsame und sanfte Spielweise von Sensory Deprivation, also dem Sub einen oder mehrere Sinne zu nehmen, damit er sich ganz fallen und auf sein Gefühl konzentrieren kann. Oder Shibari, die kunstvolle Fesselung die dem Sub nach und nach jede Freiheit nimmt, bis er schwebt. Bei beidem benutze ich lieber Federn als Peitschen. Heuchler ist noch die freundlichste Beschimpfung der Subs, wenn sie mich deshalb zur Rede stellen.
Dennoch habe ich auch hier einen guten zweiten Platz gefunden.
Sicher, einige Doms mögen es, mich als Sub zu züchtigen, im Wissen, dass ich auch ein Dom bin, doch denen gehe ich lieber aus dem Weg.
Zum Glück sind da auch noch diejenigen, die ein unverbindliches Spiel suchen und jedem Risiko auf einen anhänglichen Sub aus dem Wege gehen wollen. Und diejenigen, die trainieren wollen oder neu sind und festgestellt haben, dass ich ein guter Trainingspartner und vor allem geduldiger Lehrer bin.
Und Subs sehen in mir eine sichere Alternative, besonders, wenn sie es mal sanfter brauchen oder ihre unterwürfige Seite erst erkunden. Auch hier erweise ich mich als einfühlsamer Lehrer und Guide auf ihrer Entdeckungsreise.
Unerwarteterweise bin ich in meinem Club sogar zum ersten Mal bei etwas die erste Wahl. Stichwort: Open Monday!
Der Montag ist im Freizeitsektor generell und in der Clubszene besonders ein schlechter Tag. Für die Meisten lohnt es sich nicht, den Laden zu öffnen. Nachdem die Leute von Freitagabend bis Montagmorgen gefeiert und mit einem Kater den Montag auf der Arbeit gerade so überlebt haben, nutzen sie den Rest des Tages normalerweise dafür, sich zu erholen, früh ins Bett zu gehen und dringend benötigten Schlaf nachzuholen.
Den Besitzern des Bernstein Clubs ist jedoch das größer werdende Interesse für BDSM dank diverser Bücher aufgefallen und statt die Interessenten einfach nur abzuweisen kamen sie auf die Idee, Montags Schnupperzeiten anzubieten, für die man sich vorher anmelden und natürlich extra bezahlen muss. Zunächst noch spärlich besucht wurde das schnell der Renner und Doms und Subs von anderen Clubs versuchen nun ebenfalls, Termine zu buchen, in der Hoffnung auf Frischfleisch. Selbst unsere eigenen Mitglieder müssen mittlerweile eine Extra-Gebühr zahlen, wenn sie Montags dabei sein wollen ohne zum Dienst eingeteilt worden zu sein. Sonst würde es einfach zu voll.
Wenn es jedoch darum geht, welches Mitglied einen Dienst zugeschrieben bekommt, fällt unter allen Bewerbern die erste Wahl immer auf mich. Und dafür gibt es mehrere Gründe.
Da ist zum Einen die Tatsache, dass ich weder zu einschüchternd als Dom noch zu unwissend und boy-isch als Sub wirke. Wohlgemerkt wirke, denn auch unter den Anderen gibt es freundliche Doms uns allwissende Subs, aber mein erster Eindruck auf Fremde zählt.
Dann bin ich gemäßigt und habe, wie bereits erwähnt, einen guten Ruf unter Anfängern auf beiden Seiten.
Und mich als Switch sprechen die Unsicheren und Anfänger eher an, weil sie sich so nicht zu früh für eine Seite entscheiden oder gar outen müssen.
Dass ich zusätzlich beide Interessensgebiete abdecke macht die Planung und Durchführung dieser Events außerdem sicherer in Bezug auf Ausfälle unter den Diensthabenden.
So ist der Montag längst zu meinem geworden und die Clubbesitzer haben mir vor kurzem sogar Geld und einen festen Job angeboten. Meine Meinung zählt, wenn es um die Bewertung und Einordnung der Besucher und Interessenten geht.
Die Vanillas sortieren sich an diesen Schnuppertagen meist selbst aus und sind weg, bevor die erste Stunde um ist. Die Realität ist halt doch um einiges härter als die Phantasie, die ein Buch erweckt hat. Aus den Anderen sieben wir die Möchtegern-Doms und Goldgräber-Subs aus, denen es nicht wirklich um den Lifestyle geht und helfen dem Rest dabei, ihren persönlichen Kink zu finden.
Ich habe mich noch nicht entschieden, ob ich den Job annehmen soll, aber man kann sagen, ich bin wirklich interessiert. Da ich als Diplom-Ingenieur der Fachrichtung Elektrotechnik in der Entwicklungsabteilung eines großen Herstellers für medizinische Geräte für Krankenhäuser arbeite, verdiene ich nicht schlecht, obwohl es sich nur um eine Teilzeitstelle handelt. Diese sorgt außerdem dafür, dass ich, im Gegensatz zu anderen Kollegen, relativ feste Arbeitszeiten und somit den ganzen Montag und bis Dienstagmittag frei habe. Auch wenn ich mehrmals im Jahr auf Dienstreise zu Symposien und Messen muss, bleibt mir Rufbereitschaft ganz und Schichtdienst weitgehend erspart. Das würde also passen.
Ich bin noch aus einem ganz eigenen Grund so interessiert an den Montagsdiensten. Ich träume nämlich davon irgendwann meinen perfekten Partner zu finden, mit dem ich nicht nur mein Leben sondern auch meine sexuelle Leidenschaft teilen kann. Ein anderer Switch, die perfekte Ergänzung. Das ist auch der Grund warum ich nicht mit meinen Spielpartnern ficke, weder als Sub noch als Dom.
Nicht dass ich das noch nie gemacht hätte. Ich habe meine Erfahrungen im Vanilla-Bereich gesammelt. Aber beim Spielen im Club kommt man auch gut mit Hand- und Blow-Jobs durch den Tag, oder besser die Nacht. Zur Not gibt es außerdem Plugs oder auch mal einen Dildo, wenn der Sub besonders lieb bettelt und niemand geht leer aus, im wahrsten Sinne des Wortes.
Doch wenn ich jemanden erobere oder mich jemandem ganz hingebe, dann soll er mehr für mich sein als ein Spielgefährte für ein paar Stunden, am Besten ein Lebensgefährte, am Liebsten für immer.
Nicht dass ich große Hoffnungen habe so jemanden je zu finden, aber das heißt nicht, dass ich dieses wertvolle Geschenk einfach wegschmeiße. Okay, also vielleicht existiert doch noch ein Funken Hoffnung in mir.
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