Chào các bạn! Vì nhiều lý do từ nay Truyen2U chính thức đổi tên là Truyen247.Pro. Mong các bạn tiếp tục ủng hộ truy cập tên miền mới này nhé! Mãi yêu... ♥

vierzehn

GOLDEN HOUR. jvke

V I E R Z E H N

Mit diesen Worten drehte er sich um, steuerte zur Theke und ließ mich mit einer Parfumwolke zurück. Irgendwie konnte ich mich nicht davon abhalten ihm hinterherzuschauen, denn ich musste gestehen, dass es ungewöhnlich war, ihn in etwas anderem zu sehen, als seiner Arbeitsschürze. Das helle T-Shirt, welches er heute trug, stand ihm genauso gut, wie alles andere, fiel mir in dem Moment auf. 

Es dauerte nicht lange, bis Lika mir einen Becher Fanta reichte. Ich bedankte mich bei ihm und genoss vorerst die Stille. Meinen Körper lehnte ich dabei an die Eisenstange, die uns vorm Runterstürzen bewahrte. Der Anblick der untergehenden Sonne war herrlich, auch als Kind hatte ich das Farbenspiel genossen und sogar versucht es nachzumalen. Daran war ich aber kläglich gescheitert.

,,Tut mir leid wegen letztens. Cécile kann manchmal echt...schlimm sein", brach der Brunette die Stille.

,,Dafür, dass sie mich deine Affäre genannt hat, oder mich bloßgestellt hat?", antwortete ich sarkastisch.

,,Das mit der Affäre kann man ja noch ändern." Verschmitzt grinste er in meine Richtung und stupste mich leicht an. Ich hingegen verdrehte meine Augen, um ihm klarzumachen, dass er diesen Schritt bei mir niemals überschreiten würde. Das hatte ich ihm bereits im Supermarkt zu verstehen gegeben, wobei meine Reaktion viel impulsiver ausgefallen war, als erwartet. Heute konnte ich mir das aber nicht erlauben, immerhin hatte ich ihm meinen Job zu verdanken. 

,,Du kannst es also echt nicht seinlassen?", fragte ich kopfschüttelnd, während ich meine Arme oberhalb meiner schmalen Brust verschränkte. Jetzt, wo ich es mir überlegte, war ich noch nie eine der Personen gewesen, die es schaffte mit einer Person zu schlafen, ohne jegliche Gefühle zu haben. Für mich war das schon immer etwas Besonderes gewesen.

,,Ich weiß nicht, wovon du redest", sprach Lika ironisch und hob die Hände. Unsere Blicke trafen sich und irgendwie zerfiel ich seinem unheimlich schlechten Rausredeversuche. Ich lachte. Anfangs vorsichtig, doch als er schlussendlich auch mit einstieg, ließ ein Teil meiner Angst los.

,,Warst du in deiner Schulzeit auch so? Der Klassenclown, der alles geopfert hätte, um die anderen zum Lachen zu bringen?"

,,Kann man so sagen, ja. Das hat wohl dazu geführt, dass ich eine Klasse sitzengeblieben bin." Locker zuckten seine Schultern dabei in Höhe. ,,Lass mich raten...und du warst die Streberin?"

,,Wäre ich eine Streberin gewesen, würde ich heute wohl nicht freiwillig Toiletten schrubben, denkst du nicht? Aber es gab tatsächlich Jahre in meiner Schullaufbahn, in denen ich mir Mühe gegeben habe."

,,Dass du als Reinigungskraft arbeitest, hat doch nichts damit zu tun, dass du ab und an schlechte Noten geschrieben hast. Die Welt braucht Menschen wie dich, genauso wie sie Ärzte, Müllmänner und Angestellte im Supermarkt braucht. Jeder Job ist wichtig, sonst würde die Welt wie wir sie kennen nicht funktionieren. Ausserdem definiert dein Job dich nicht als Person. Im Gegensatz zur der Putzkraft in meiner alten Schule wirfst du einem keine Todesblicke zu und  du drohst niemandem mit einem Besen. Du scheinst sowas wie...sympatisch zu sein." Seine Worte trafen mich härter als ich es zulassen wollte, sodass ich meinen Blick eine Weile in der Ferne ruhen liess. Lika verstand, dass ich diese Stille brauchte, um meine Gedanken zu ordnen und nippte währenddessen an seinem Getränk.

,,Ehrlich gesagt habe ich mir mein Leben nicht so vorgestellt. Aber manchmal laufen die Dingen nunmal nicht so wie wir es uns vorstellen." Es stimmte. Wer hätte gedacht, dass mit 25 ein Neuanfang auf mich warten würde? Weit von all dem, was ich mir über die Jahre aufgebaut hatte.

,,Wie hast du dir es dann vorgestellt? Wovon träumst du nachts?" 

,,Ich wollte als Kind Journalistin werden. Das Schreiben war während der Schulzeit eine meiner Leidenschaften gewesen. Stell dir vor, ich hatte sogar einen Blog." Bei dem Gedanken an den Blog, den mein 12-jähriges Ich Kenya's Diary getauft hatte, musste ich schmunzeln. Es war süß und beängstigend zugleich, wie groß unsere Träume als Kind gewesen waren. ,,Naja, und heute schrubbe ich verstopfte Toiletten und mit Lippenstift verschmierte Spiegel. Aber ich bin sehr dankbar für diesen Job. Wirklich dankbar." Diese direkten Worte überraschten mich selbst und auch Lika brauchte einige Sekunden, um sie zu verarbeiten. Als ich zu ihm rüber sah, 

,,Meine Mutter hat immer gesagt, dass es nie zu spät ist, um neu anzufangen. Mit 20 ist sie alleine hierhingezogen, in ein neues Land, mit einer anderen Sprache. Sie hat von vorne angefangen, um mir ein besseres Leben zu ermöglichen. Anfangs arbeitete sie hier und da mal als Babysitterin oder Putzfrau und hat so ihr Geld verdient." Lika zog die Luft stark ein und strich sich dabei mit seiner Hand über den Nacken. 

,,Nur um dir zu sagen, dass ich es nicht schlimm finde, dass du Toiletten schrubbst oder Essensreste beseitigen musst. Vielleicht können nur die wenigsten behaupten, dass sie es gerne machen, aber wer bin ich, um sie danach zu beurteilen? Niemand weiß, was ein Mensch durchmachen musste, um in dieser Situation zu landen."

Stille. Nur noch die gedämpften Stimmen der Gäste ertönten, während Vögel unser Gespräch mit ihrem Zwitschern begleiteten. Es ist nie zu spät für einen Neuanfang, hallte Likas Stimme in meinen Gedanken. War ein Neufang weit von dem Bekannten wirklich möglich? Oder sagen wir Menschen das nur, um uns das Gefühl zu geben, ein wenig Kontrolle über unser pitoyables Leben zu haben? Vielleicht wollen wir uns dadurch mehr Freiheit versprechen. Ein Versprechen des Unbekannten. ,,Glaubst du wirklich, dass wir von vorne anfangen können...ohne auf die Vergangenheit zurückzublicken?"

,,Ich glaube, dass das möglich ist. Aber wir müssen der Vergangenheit dafür in die Augen schauen. So können wir von ihr lernen, von ihr heilen und dann auch mit ihr abschließen. Sie wird immer ein Teil von uns bleiben, aber das soll uns nicht daran hindern, den Neuanfang zu wagen. Manchen fällt der Neuanfang einfach, anderen aber nicht. Jeder trifft die Entscheidung für sich selbst."

Da war er: der Moment in dem ich realisierte, dass er Recht hatte. War ich bereit, diese Entscheidung für mich selbst zu treffen? Nach vorne zu schauen und die Vergangenheit hinter mir zu lassen? Diese Fragen konnte ich mir nicht beantworten.

,,Deine Mutter ist eine wunderschöne Frau", erwiderte ich nach einer Weile. Ich verspürte grosse Bewunderung für die Frau, die dank ihres Ergeizes alleine einen Sohn grossgezogen hatte, und das in einem fremden Land. Zu wissen, dass sie es geschafft hatte, sich ein Leben aufzubauen, gab mir Zuversicht für die Zukunft. Es gab mir Mut. 

,,Ja, das war sie", waren Likas letzten Worte zu diesem Thema. Dabei brannten mir weitere Fragen auf der Zunge, die ich zu gerne gestellt hätte. Bei seinen zusammengezogenen Augenbrauen und seinem nachdenklichen Blick, verzichtete ich jedoch auf Letzteres. Likas Schultern sackten in die Tiefe und seine Arme verschränkte er vor seiner Brust, sodass mir er nicht mehr so stark und tapfer rüberkam. Die Leere in seinen Augen, liess mich Dinge spüren, Dinge sehen, die meine Vermutung bestätigten. ,,Es...Es tut mir leid", flüsterte ich. Was hätte ich denn auch sonst sagen sollen? Worte würden ihm den Schmerz nicht nehmen. Sie machten es nur noch schlimmer. 

All die Vorurteile, die ich über Lika gehabt hatte, verblassten, stattdessen sah ich nun ihn. Nicht Lika, den Frauenschwarm oder de Chefkoch, mit dem Blut verschmierten Gesicht, sondern nur ihn. Lika. Dabei wusste ich nicht, wer dieser Mann war, dabei fühlte es sich gerade so an, als würden wir uns schon viel länger kennen. Der Drang, weitere Fragen zu stellen, wurde von unserem Schweigen gestillt. Dieses Schweigen sagte uns mehr, als tausend Worte. 

Dieses Schweigen verstanden nur wir.

,,Woher kennst du Renee und Jakob eigentlich?"

,,Ich habe Renee in einem Pfadfinderlager kennengelernt und irgendwie haben wir dann den ganzen Sommer zusammenverbracht. Mit der Zeit haben wir uns aus den Augen verloren, aber zum Glück bin ich ihr letztens wieder begegnet." Während ich sprach ruhten Likas Augen aufmerksam auf meinen Lippen, so als würde er jedes einzelne Wort aufsaugen. ,,Sie hat mich sogar dazu überredet hierhin zu kommen. Sie lässt nicht nach. Und du?" Lika erwiderte mein Lächeln und fuhr sich mit dem Daumen über die Lippen.

,,Jakob kenne ich von meinem Studium. Er hat BWL studiert und das Studium erfolgreich abgeschlossen. Ich habe es nach zwei Monaten hingeschmissen", er lachte. ,,Das Studium war wirklich nichts für mich. Ich bin mir viel zu fremd geworden. Viel zu oberflächlich...naja irgendwie sind wir uns vor einigen Jahren wieder begegnet. Was zieht dich eigentlich hierhin? Ich meine, St. George ist nicht der ideale Ort für eine-"

,,Eine was?", unterbrach ich ihn. Musste ich mir jetzt schon wieder einen dieser diskriminierenden Kommentare geben? Dabei war ich doch davon überzeugt gewesen, dass die Menschen hier anders waren.

Ich schob meine Unterlippe zwischen die Zähne und schloss die Augen, während der Wind durch mein Haar wehte und mir das noch fremde Gefühl von Freiheit vermittelte. Wie lange es wohl schon her war, seitdem ich mich an einen öffentlichen Ort gewagt hatte, ohne das Gefühl zu haben, alle könnten durch meine Hautschichten hindurchblicken.

,,Eine charmante Frau wie dich."

Damit hatte ich nicht gerechnet und erst Recht nicht mit dem Zwinkern, das seinerseits folgte. Ich sah zur Seite, aus Angst er könnte die Verlegenheit aus meinen Augen lesen. Sein Lachen aber bestätigte mir, dass es schon zu spät war. Ich beschloss nicht weiter auf ihn einzugehen. Trotzdem verschlug mir sein Kompliment für einige Minuten die Sprache, denn lange war es her, seitdem ein Mann mich so angesprochen hatte.

,,St George ist wie ein zweites Zuhause für mich." Schulterzuckend spielte ich mit einer losen Strähne, die mir über die Stirn hing. Ich brauchte dringen wieder einen Frisörtermin, denn umso länger ich meinen Afro an der kalten Luft liess, desto schwieriger wurde es, sich um ihn zu kümmern.

,,Und was ist dein erstes?", fragte Lika und blickte mich erwartungsvoll an. Die Zigarette in seiner linken Hand zerdrückte er in den Aschenbecher, bevor er eine Papierpackung auspackte und sich einen Minze Kaugummi in den Mund schob.

,,Ich weiss es nicht." Auf diese Frage hatte nicht einmal ich eine Antwort, denn was ich vor Monaten ,,Zuhause" genannt hatte, war nun verblasst. Der Schmerz, den ich über die letzten Monate mit mir herumgetragen hatte, manifestierte sich mit einem Schlag, sodass ich mir kurz an die Brust fasste. Bevor der Lockenkopf etwas erwidern konnte, fuhr ich fort: ,,Was machst du in St. George?"

,,Ich habe früher mit meiner Mutter hier in der Gegend gewohnt und nach meiner Kochausbildung hat es mich irgendwie wieder hierhin gezogen. Da oben auf dem McKennedy habe ich einen Grossteil meiner Jugend verbracht, meinen ersten Liebeskummer gehabt und alles was nunmal zur Jugend dazugehört." Der Braunhaarige zeigte in die Ferne auf einen bestimmten Punkt, der sich als Hügel herausstellte.

,,Das hört sich an wie eine neue Eissorte oder wie eine Fastfoodkette. Auf dem Hügel sollst du dein erstes Liebeskummer gehabt haben? Du, der Frauenschwarm warst also mal verliebt?" Skeptisch zog ich eine Augenbraue in die Höhe, unsicher darüber, ob das ein Scherz war.

,,Ja, ich tatsächlich habe ich auch Gefühle und ein Herz", erwiderte mein Gegenüber sarkastisch Weißt du was? Wenn wir uns beeilen bekommen wir den Sonnenuntergang mit."

,,Warte was? Jetzt?" Perplex blickte ich in das ernste Gesicht meines Gegenübers. Lika gab mir gar keine Zeit drüber nachdenken, sondern er zog mich mit in Richtung McKennedy. Die Musik wurde mit jedem Schritt leiser, während wir uns unserem Ziel näherten. Keine zehn Minuten später standen wir nun da und hatten es tatsächlich zum Sonnenuntergang geschafft.

,,Sind wir nicht ein wenig zu alt dafür?", murmelte ich während ich neben ihm auf einer Bank Platz nahm.

,,Für Zigaretten und einen Sonnenuntergang? Dafür ist man nie zu alt, glaub mir." Die Sonnenstrahlen tanzten auf seiner Wange um die Wette und betonten dabei seine Lachfalten. 

,,Also, wer bist du?", fragte ich Lika.

Lika zündete erneut eine Zigarette an und legte sie sich an die Lippen.
,,Ich häckle gerne, also nur wenn ich Zeit habe, weil es entspannt. Ich habe damals mit einer Decke angefangen, weil ich meinem Patenkind Camille etwas Einzigartiges schenken wollte. Irgendwann habe ich es dann auch aus Spaß gemacht. Und du, wer bist du?"

Das wusste ich nicht einmal selbst. ,,Wer denkst du, bin ich?"

,,Ein Rätsel." Er blickte mich von der Seite an. Das merkte ich daran, dass sein Blick sich wie eine Nadel durch meine Haut stach. ,,Du sprichst nicht viel, trägst immer einen Afro, bist immer mindestens fünf Minuten zu früh und gehst mir auf der Arbeit aus dem Weg. "

Ich dachte über seine Worte nach. Es stimmt, ich schwieg in letzter Zeit oft, vermied ihn seit meiner ersten Begegnung mit Cécile immer häufiger. Mir war diese Stelle viel zu wichtig, und wenn das bedeutete, dass ich einige Minuten Smalltalk mit Lika opfern musste, tat ich es ohne zwei Mal nachzudenken.

,,Ich habe keine Ahnung. Ach man, ich bin langweilig. Langweiliger als mich gibt es wirklich nicht. Ich schau mir alle sechs Monate Friends von vorne, obwohl ich die Folgen mittlerweile auswendig kenne und...ich habe eine Zeit lang Zumba getanzt."

,,Zumba? Du hast Mal Zumba getanzt?", lachte Lika. Sein Lachen war so ansteckend, dass ich selbst nicht anders konnte, als mit einzusteigen. ,,Ich kann mir vorstellen, dass du die Jüngste warst."

,,Du solltest einen Zumbakurs nicht unterschätzen und die Lästereien 50-jähriger auch nicht. Es hat wirklich Spaß gemacht." Trotz meiner Verteidigung lachte er weiter. ,,Wärst du schonmal zu einem Kurs gewesen, würdest du wissen, dass es wirklich amüsant ist."

Es hatte sich gelohnt, ihm zu folgen und ihm zu vertrauen.

,,Ich habe auch Mal Kung-Fu gemacht, aber nur weil meine Mutter mich dazu gezwungen hat", sprach ich erneut. Dass das mittlerweile schon 12 Jahre her war und ich mir beim ersten Wettkampf direkt den Arm gebrochen hatte, erzählte ich ihm jedoch nicht.

,,Jetzt verstehe ich auch, wieso du mir fast die Nase gebrochen hättest."

,,Ach komm schon, deine Nase lebt noch. Außerdem hättest du dich einfach bemerkbar machen müssen. Sich von hinten an eine Frau schleichen, ist nicht gerade sehr charmant." Bei der Konter konnte ich mir ein Lächeln erst Recht nicht unterdrücken. Es war wohlmöglich unmöglich ein Gespräch mit ihm zu führen, ohne mindestens ein Mal lächeln zu müssen.

Während die Sonne langsam hinter dem Horizont verschwand, spürte ich, wie sich etwas in meiner Brust löste. In der nächsten halben Stunde sprach ich wie schon lange nicht mehr. Die meisten unserer Worte ergaben keinen Sinn und waren das Produkt unserer Müdigkeit an einem Herbstabend. Doch Likas lockere, unbekümmerte Art war eine der Dinge, die mich an diesem Abend vor dem Ertrinken rettete.

Und als uns die Worte ausgingen, schwiegen wir, denn unser Schweigen sagte uns mehr, als tausend Worte.

Dieses Schweigen verstanden nur wir.

©madeincameroon

______________________________________

Hallo meine Lieben,

Nach einer Ewigkeit melde ich mich wieder mit einem neuen Kapitel. Hoffentlich gefällt es euch auch. Lasst doch gerne einen Stern und einige Kommentare da.

Bis bald <3

Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro