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siebenundzwanzig

INDÉLÉBILE. yseult

Ich denke, ich fühle etwas.

Ich schaffe es seit kurzem länger als wenige Sekunden in mein nacktes Spiegelbild zu schauen, ohne zusammenzuzucken.

Die Narben, sie sind Teil von mir, das habe ich verstanden, auch wenn ich mich damit schwertue es zu akzeptieren. Manchmal fühle ich mich wohl in meinem Körper, sehe in mir nicht das Miststück, welches Marcel in mir gesehen hat, sondern ich sehe Erlebnisse. Es fühlt sich so an, als wäre meine Lebensgeschichte in meine Haut eingebrannt worden, sowohl die schönen als auch die unschönen Momente. Sie erinnern mich an die Frau, die vor langer Zeit war und an die Frau, die ich nie wieder sein werde.

An manchen Tagen trage ich T-Shirts oder sogar Shorts und fühle mich dabei so frei wie noch nie. Ich tanze zu meinen Lieblingssongs, vergesse, was es bedeutete, eine gebrochene Frau zu sein. Ich vergesse an diesen Tagen, wer ich selbst bin, mich samt meiner Ängste, Hoffnungen und Träume. An anderen Tagen traue ich mich kaum ohne langarmiges Oberteil aus dem Haus, empfinde dabei einen tiefgründigen Hass mir selbst gegenüber. Es scheint mir manchmal so, als würden diese Tage kein Ende haben, doch Astrid sagte, es seie normal und gehöre dazu. Sie gab mir auch den Rat, meine Gedanken niederzuschreiben, in den Momenten, wo ich sie kaum mehr bendigen kann.

Ich finde in den brührenden Zeugnissen andere Betroffenen Halt, freue mich mit ihnen über ihre kleinsten Erfolge und vergiesse eine Träne an ihren schwierigen Tagen.

Ich habe angefangen die Schönheit in kleinen Dingen zu sehen, Spatziergänge mit Renee im Frühling, tiefgründige Gespräche mit meiner Schwester im Bad. Dabei habe ich bemerkt, dass ich mich von diesen Personen inspiriert fühle. Von Renee, die dem Leben auch in harten Zeiten ein Lächeln schenkt und von Sarah durfte ich lernen, was es bedeutet mutig zu sein und sich seinen Ängsten zu stellen. Nach ihrer dritten Therapiestunde hat sie bekannt gegeben, dass sie ihren wahren Traum verfolgen will, ein Schritt, der sie viel Überwindung zur Kündigung gekostet hatte. Sarah hat mir gezeigt, was es heisst loszulassen und die Dinge auf sich zukommen zu lassen, egal wie sehr uns die Angst davon abzuhalten versucht. Ich sehe dabei zu, wie meine Schwester nach all den Jahren endlich zu der Frau wird, die sie immer sein wollte und auch wenn es Tage gibt, wo wir uns am liebsten Kissen an den Kopf werfen würden, sind wir füreinander da. Während der letzten Monate haben wir zusammen gelacht, geweint und vor allem aber gelebt.

Unsicher darüber was ich als nächstes in mein Notizbuch schreiben sollte, legte ich mein selbst gehäckeltes Lesezeichen zwischen die Seite, bevor ich es samt Kugelschreiber in meine Totebag verstaute. Die Gelächter von Kindern zogen meine Aufmerksamkeit auf den Park, der sich nur wenige Meter von meinem Tisch befand. Bei ihrem erfolglosen Versuch, die Seifenblasen zu berühren, die der Eiswagen haufenweise in die Luft blies, konnte ich mir ein Lächeln kaum verkneifen. Der Wind wehte die Seifenblasen immer wieder in die entgegengesetzte Richtung, sodass die Kinder irgendwann enttäuscht schnaubten.

Mir war unbewusst, wieso ich mir einen Tisch in einem indischen Restaurant reserviert hatte, obwohl ich die meisten Speisen auf dem Menu nicht einmal aussprechen konnte. In einem von Sarahs Magazinen hatte ich letztens gelesen, dass unsere Komfortzone uns davon abhält, Neues zu entdecken und in dem Moment war mir aufgefallen, dass ich seit Jahren nichts Neues ausprobiert hatte. Ich kochte regelmässig die gleichen Gerichte und hörte Lieder, die ich mittlerweile schon im Schlaf mitsingen konnte. Dies waren Dinge, die mich in einer gewissen Weise an mein altes Leben banden und die jetzige Kenya in keinster Weise wiederspiegelten. Umso mehr Zeit ich damit verbrachte, mich zu fragen, wer diese neue Kenya war, desto schneller musste ich feststellen, dass ich keine Antwort auf diese Frage fand. Also beschloss ich mich neu zu entdecken.

Wann hatte ich das letzte Mal etwas für mich getan? Wann hatte ich das letzte Mal etwas getan, ohne grossartig drüber nachzudenken? Noch nie. Also schrieb ich mir eine Liste über Dinge, die ich unbedingt alleine ausprobieren wollte, wovor ich mich insgeheim aber scheute. An aller erster Stelle stand das Alleine-Essen-Gehen, also hatte ich mir ein langarmiges Kleid und Sandalen rausgesucht und mich trotz mulmigen Gefühl auf den Weg gemacht.

Diese zwei Stunden erwiesen sich als die besten, die ich seit langem erlebt hatten. Nicht nur wegen dem herrlichen Geschmack des Butter Chickens sondern wegen der Stille, die von meinem Gedankenstrom gefolgt war. Ab und an lauschte ich den Gesprächen anderer Gäste oder beobachtete den Sonnenuntergang während ich an meiner hausgemachten Limonade sippte. Ich stellte mir bedeutungslose Fragen, darüber was eigentlich meine Lieblingsfarbe war, welche Jahreszeit mein Herz höher schlagen liess und welchen Ort der Welt ich bereisen würde, sobald sich die Möglichkeit dazu bat.

Mein Leben lange hatte ich versucht den Anforderungen meiner Mitmenschen zu entsprechen und hatte dabei nicht gezögert, mich selbst dafür zu aufzuopfern. Während meine Mitmenschen die letzten Jahre ihres Lebens damit verbracht hatten, ihre eigene Identität zu finden, hatte ich meine verloren. Dieses Gefühl des Fremdseins erschlug mich, ohne dass ich mich darauf vorbereiten konnte. Vielleicht war es aber auch ein Zeichen des Lebens. Das einzige Zeichen, welches ich gebraucht hatte, um den Sprung ins kalte Wasser zu wagen und aus meiner Komfortzone zu flüchten. Ich sagte zu Dingen ja, zu denen ich früher nein gesagt hätte.

Die gleichen Worte wiederholte ich wenige Tage später in der Selbsthilfegruppe. Astrids liebevolles Lächeln gab mir Gewissheit, dass ich auf dem richtigen Weg war. Ich hatte mich die letzten Wochen kaum gemeldet, und dass ich heute einen zwei minütigen Monolog gehalten hatte, schien auch die anderen zu überraschen. Mein Blick blieb stets auf meinen Händen gerichtet, denn ich wollte niemandem in die Augen schauen. Heute schämte ich mich zu sehr dafür.

,,Lika?", sprach Astrid überrascht. Anscheinend hatte er die Hand gehoben, denn hier sprachen nur diejenigen, die sich freiwillig auch dazu erklärten - bei Lika war es bisher noch nie der Fall gewesen. Sein Bein tippte im Takt der Uhr auf den frisch lackierten Boden, während er in Gedanken ganz anders zu sein schien.

Alle Blicke waren plötzlich auf ihn gerichtet.

,,Ich habe als Kind mit meiner Mutter gekocht. Sie war in unserer Nachbarschaft für ihr.... bekannt, weil sie einen durch ihr Talent fürs Kochen an andere Orte katapultierte. Sie war sehr herzlich, unglaublich liebevoll." Für einen kurzen Moment glaubte ich, ihn lächeln gesehen zu haben. So schnell wie das Grinsen gekommen war, verschwand es auch wieder. Bei seinen Worten musste ich an das Bild denken, auf welches ich vor einigen Wochen gestoßen war. Lika fuhr sich zum wiederholten Mal über den Nacken, das tat er immer wenn er unsicher war. Anschließend atmete er tief ein und fuhr fort.

,,Eines Tages hat sie mir diesen Mann vorgestellt. Er hatte bereits einen Sohn, der später sowas wie ein Bruder für mich wurde. I...Ich kann mich nicht mehr genau daran erinnern, wann die Schläge anfing-."

Plötzlich suchte er zwischen all diesen Augenpaaren meine. Wie gelähmt wagte ich es weder zu atmen noch zu blinzeln. Sekunden vergingen, während ich mich in seinem Ozean verlor, doch dieses Mal war etwas anders.

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