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sieben

I WONT COMPLAIN. benjamine clementine

S   I   E   B   E  N

Ich schaffte es einfach nicht, sie zum Schweigen zu bringen. Sie waren zu laut, lachten mich aus. Mein Kopf schmerzte, ich wollte schreien, weinen, doch kein Laut verließ meine Lippen.

Du bist nichts.

Niemand will dich. Niemand.

Marcels Worte drangen durch meine Mauer und die Stimmen: Sie lachten weiter, lauter. Ich wollte ihnen entkommen. Ich musste.

Opfer, flöten sie, während ich am Ende war und kaum noch auf den Füßen stehen konnte. Meine Finger spielten mit meinen Braids, während mein fast schon unterkühlter Körper auf dem Holzboden ruhte. Heute war eine lange Nacht und ich fand schon wieder keinen Schlaf. Ich dachte an Marcel, an mich, an uns. Unsere Zukunftspläne, gemeinsame Erinnerungen... alles verblasst wegen mir. Ich hätte besser sein sollen. Er verdient so viel Besseres. Ja, denn das flüsterten die Stimmen und ich fing an, ihnen zu glauben.

Nun suchte ich nach Gründen für unser Vergehen.

Was, wenn ich-

Vielleicht hätte ich nicht-

»Verdammt«, fluchte ich und unterbrach somit meinen Gedankenstrom. Mein Handy leuchtete auf, ich seufzte.

44 verpasste Anrufe

20 neue Nachrichten

Die Versuchung, ihm zu antworten, war groß, die Sehnsucht nach ihm war aber umso größer. Kaum verheilte Wunden und blaue Flecken, die mein Körper trug, gaben mir einen aussagekräftigeren Grund, um seine Anrufe weiterhin wegzudrücken.

Marcel

Es tut mir leid, Baby. Es passiert nicht mehr wieder, ich versprech es, sprang die erste Nachricht mir in die Augen.

Dass er diese Nachricht verfasst hat, als er mehr als nur eine Flasche Bier konsumiert hatte, konnte ich an den vielen Schreibfehlern schlussfolgern. Sein Alkoholproblem wies aber auch darauf hin, dass er sich nicht ändern würde. Nicht, solange er dieser säuerlichen Brühe hinterhereiferte.

Ich kannte ihn in- und auswendig. Seine Augen trugen eine bestimmte Leere, nachdem der Alkohol seine Gedanken vernebelt hatte. Meistens waren seine Sätze nur mehr ein Haufen zusammengesetzter Wörter, die nichts miteinander zu tun hatten. An manchen Tagen sehe ich ihn vor mir. Er lächelt, wie an dem Tag, an dem ich ihn kennengelernt habe. Es war ein friedliches Lächeln, eins zum Hinschmelzen.

Seit meiner Ankunft war schon ein Monat vergangen und dennoch hatte ich nur selten einen Fuß aus dem Haus gesetzt. Ich bezweifelte, dass irgendjemand einer Leiche gerne über den Weg laufen wollte, denn genau so sah ich aus, mit den tiefen Augenringen und dem blassen Gesicht. Ich mied sogar meine Schwester und spiegelnde Oberflächen, aus Angst, ich könnte an meinem eigenen Spiegelbild erschrecken. Gott sei Dank war mein Auge mittlerweile abgeschwollen und auch meine Lippe heilte langsam.

Dennoch schaffte ich es nicht, alles hinter mir zu lassen oder an einen Neuanfang zu denken. Dafür steckte dieser Mann schon viel zu tief in mir drin und jetzt ließ er mich nicht mehr los. Ich raufte meine Haare und stand von meinem Bett auf. Die Laken lagen kaum benutzt in der gleichen Position, wie ich sie gestern Abend vorgefunden hatte, da ich kein Auge zugemacht hatte.

Meine Atmung stabilisierte sich, als ich mich aus dem Zimmer schlich, um mir einen Kaffee zu machen. Ein Wunder, dass ich in der Dunkelheit nicht gegen irgendwelche spitzen Möbel gestoßen war. Nun rieb ich mir die Augen, während die Kaffeemaschine sich nicht in Gang geben wollte. Tränen schossen mir in die Augen, als ich hoffnungslos versuchte, mir Kaffee zu machen. War ich wirklich so hoffnungslos?

»Du musst auf den roten Knopf drücken«, sprach Sarah amüsiert. »Morgen. Gut geschlafen?«

»Nicht so gut, und du?« Ich lächelte meine Schwester an, während sie hastig nach ihren Schlüsseln suchte. Es sah erzwungen aus, das wusste ich. Also ließ ich es nach wenigen Sekunden auch wieder sein. Ehrlich gesagt hatte ich seit meiner Ankunft nicht mehr als zwei Stunden am Stück schlafen können.

»Das sieht man.« Sie lächelte nun genauso falsch wie ich.

»Danke«, ging ich auf ihren Kommentar ein, wobei sie ja Recht hatte. Ich rieb mir über die Augen, so als könnte ich die Müdigkeit und Erschöpfung somit wegwischen. Wenn sie nur wüsste, was ich geben würde, um eine ganze Nacht ausschlafen zu können. Sie schien damit kein Problem zu haben, denn manchmal hörte ich sie nachts schnarchen, wenn ich zum Bad schlich.

»Suchst du nach deinem Autoschlüssel?«

»Woher weißt du das?«

»Weil du sie jeden Morgen suchst. Neben dem Wasserkocher«, murmelte ich und half ihr ein wenig auf die Sprünge. Insgeheim wusste ich aber, dass sie ihren Schlüssel immer an gleicher Stelle liegen ließ. Ich schwieg.

»Danke«, lächelte Sarah. Unsere Gespräche waren in den letzten Tagen immer so abgelaufen. Entweder fragte ich sie nach ihrem Tag und sie schilderte mir letzteren, oder wir schwiegen einander an. Ich fühlte mich schlecht, weil ich davon überzeugt war, Schuld für unsere gescheiterte Beziehung zu tragen. Das Glas zwischen uns war fragil. Jede beliebige Frage könnte es zerbrechen, also hielten wir uns zurück. Wir lächelten einander an, bis uns die Wangen wehtaten und uns die Schauspielerei zu viel wurde. Meistens war ich diejenige, die als Erstes nachließ.

Vielleicht würden wir einander heute mehr lieben, wenn ich vor Jahren geblieben wäre. Vielleicht hätte ich damals weniger egoistisch sein sollen. Karma hatte sich um meinen Fall gekümmert, denn meine Realität sah so aus: Ich war jung, verzweifelt und pleite.

»Ich suche mir einen Job und dann helfe ich dir. Ich will dich wirklich nicht ausnutzen oder so.«

Egal, wie oft Sarah beteuerte, es mache ihr doch nichts aus, dass ich einige Wochen auf ihre Kosten lebe, ich glaubte es ihr nicht. Ich sah, wie sich kleine Falten auf ihrer Stirn bildeten, wann auch immer der Postbote ihr mit einem Haufen Rechnungen entgegenkam.

»Nein, es macht mich glücklich, dich wieder hier zu haben. Fühl dich wie zu Hause und mach dir darüber keine Sorgen.«

»Gib mir eine Woche. Bis dahin habe ich bestimmt etwas gefunden.«

Ich brauchte einen Job, wollte ihr alles zurückzahlen. Zumindest das schuldete ich ihr nach all den Jahren des Schweigens. Damals war ich mir sicher gewesen, nichts Weiteres als Marcel zu brauchen. Er war gleicher Meinung gewesen und seitdem waren die Telefonate mit Sarah immer seltener geworden und irgendwann sogar ganz ausgefallen.

Dieser Mann hatte mich träumen lassen, mich zu hoch in die Wolken katapultiert, und ich hatte es bedingungslos zugelassen. So ist Liebe doch nun mal, oder? Und dann ließ er mich fallen. Ich schrie, weinte, bat um Hilfe, doch es war zu spät.

»Gut.« Meine Schwester biss sich auf die Unterlippe, als würde sie sich davon abhalten, noch mehr Lügen zu sagen. »Lass uns heute Abend zusammen...kochen?«

»Okay...wieso nicht?«, lächelte ich sie an. Die Angst, alte Erinnerungen hervorzurufen und die Geister der Vergangenheit zu wecken, schnürte mir die Kehle zu. Ich log meine Schwester an, und sie verließ nichtsahnend das Haus.

»Bis heute Abend!«

Dann begann ich aufzuräumen und brachte das Haus in Ordnung. Es war das Einzige, was ich ihr zurückgeben konnte, nachdem ich eine Woche lang auf ihre Kosten gelebt hatte. Ich nahm mir Zeit, machte sogar Musik an. Plötzlich spürte ich, wie sich etwas in meiner Brust lockerte. Meine Angst vorm Rausgehen war nicht mehr so präsent, als ich den Müll rausbrachte.

Mein Blick schweifte über die Straßen. Kinder wurden von ihren Eltern zur Schule gebracht. Einige schienen nicht begeistert zu sein und wehrten sich, indem sie hysterisch schrien. Ich hatte St. George schon immer für seine Einwohner geliebt. Die Stadt war belebt, die Menschen offen und herzlich. Rassismus und Diskriminierung schienen hier keinen Platz zu haben. Zum ersten Mal seit langem hatte ich nicht das Gefühl, von den Blicken anderer Menschen durchbohrt zu werden. Zumindest sahen die Kinder einen nicht an, als käme man von einem anderen Planeten.

Ich beschloss, den ersten Schritt zu wagen und spazieren zu gehen. Meine Kleiderauswahl war beschränkt, weshalb ich mich für eine lange schwarze Hose und ein ebenso langes Oberteil entschied. Der Schweiß klebte mir schon an der Stirn, wenn ich daran dachte, dass es heute warm werden sollte. Allerdings erschien mir diese Variante viel einfacher, als die Menschen davon überzeugen zu müssen, was für eine tollpatschige Person ich war. Ich zog die Jacke meiner Schwester über, griff nach den Schlüsseln und meinem Portemonnaie. Ich wusste, dass ich mit meinem Geld sparsam umgehen sollte, aber ich wollte Sarah eine Freude machen und etwas für sie kochen. Vielleicht würden wir dadurch wieder ins Gespräch kommen und die alten Wunden heilen.

Die Natur tat mir gut. Das Gefühl, frei zu sein, nicht mehr wegrennen zu müssen. Meine Füße trugen mich in die Innenstadt, als ich durch die leicht gefüllten Straßen streifte. Die Menschen lächelten mich an und schienen voller Lebensfreude zu sein. Ich hielt bei einem kleinen Supermarkt an und beschloss, hier die Einkäufe zu erledigen. Stück für Stück füllte sich mein Korb, und erst als ich vor dem Eiskühlfach stand, blitzten meine Augen auf: Ben&Jerry's im Angebot. Jeder, der Sarah kannte, wusste, dass sie für dieses Eis sterben könnte. Zielstrebig näherte ich mich dem Kühlfach und riss die Tür auf.

»Autsch«, hörte ich eine Männerstimme fluchen. Meine Augen folgten der Stimme, und da stand er: Ein junger Mann hielt sich die Nase und versuchte, das Blut in jeder Weise vom Tropfen abzuhalten. Sein Einkaufswagen stand keine zwei Meter neben ihm und füllte sich von Sekunde zu Sekunde mit tropfendem Blut. »Scheiße«, murmelte er.

»Oh mein Gott. Das tut mir leid. Geht es Ihnen gut?« Panisch suchte ich in der Jackentasche meiner Schwester nach einem Päckchen Taschentücher, aber vergeblich. Ich fand keins. Das Blut vermehrte sich, während sich eine Gänsehaut über meinen Körper breitete.

»Natürlich geht es mir nicht gut! Können Sie nicht aufpassen?!«, fluchte der Fremde. Ich zuckte zusammen, als sich die Blicke der anderen auf uns legten. Die Menschen schienen nun komplett abgelenkt zu sein und genossen das Drama mit neugierigen Blicken. Am liebsten wäre ich aus dem Supermarkt gestürmt und hätte mich nie wieder hier blicken lassen, aber der Verdacht, er könnte ausbluten, brachte mich von dieser Idee ab. Auch seine blutverschmierten Hände brachten mich zurück zur Realität. Ich musste ihm irgendwie helfen.

»Tut mir leid. Wirklich.« Ich leerte den Inhalt meiner Jackentasche auf dem Kühlfach, in dem sich die Pommes und Kroketten befanden. Gott, war mir das peinlich. Da beschloss ich einmal, das Haus zu verlassen, und dann passierte das.

Kaugummis, ein Zettel und...

Tampons?

Tampons!

Stolz hielt ich dem Fremden den Gegenstand entgegen, der ihm sicherlich das Leben retten würde. Naja, zumindest versicherten mir meine Grey's Anatomy Kenntnisse das. »Das hilft zehnmal mehr als ein Taschentuch.« Seine Augenbrauen zogen sich zusammen, als er mich verwirrt ansah. »Ein Tampon? Sie wollen mir doch kein Tampon in die Nase stecken«, brachte er empört hervor.

»Wollen Sie also lieber verbluten? Eine andere Wahl haben Sie wohl nicht«, versuchte ich ihn zu überzeugen. Letzteres funktionierte leider nicht so gut, wie ich es mir vorgestellt hatte, also legte ich noch eine Schippe drauf. »Ich mache es auch langsam.«

»Genauso langsam, wie Sie mir die Tür ins Gesicht gerammt haben?«

Empört sah ich ihn an. »Okay, dann nicht. Dann verbluten Sie halt hier. Ich denke, der schlimmste Ort, an dem man sterben kann, ist ein Supermarkt, also machen Sie es sich gemütlich.« Ich griff nach meinem Korb und schlenderte in Richtung der Kasse.

»Ich hatte tatsächlich nicht vor, mit sechsundzwanzig in einem Supermarkt zu verbluten, also nur zu. Stecken Sie mir das Ding in die Nase und gut ist.« Seine Worte klangen nicht mehr so vorwurfsvoll wie vor einigen Sekunden. Stattdessen schmückte nun ein winziges Lächeln seine Lippen und ich tat es ihm nach. Es war etwas Ungewöhnliches. Etwas, das mein Körper nach all den Monaten des Schauspiels nicht gewohnt war. Es war ein echtes Lächeln.

Ich löste die Tampons also aus ihrer Verpackung und näherte mich dem Mann. Sein Parfum witterte durch meine Nase, als meine Ellenbogen seine Brust berührten. Er musterte mich bei dieser Geste. Seine ozeanblauen Augen glänzten mit einer Intensität, die ich noch nie erlebt hatte. Langsam steckte ich es ihm ins linke Nasenloch und betrachtete mein Werk zufrieden.

»Perfekt.« 

©madeincameroon

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Hey Loves,

hier wieder ein neues Kapitel für euch. Hat euch ihr erstes Treffen gefallen?

Bis bald!

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