kapitel 4
Der Schatten verharrt in seiner Bewegung und dreht sich zu mir um.
„Wer bist du?", frage ich in die Dunkelheit hinein. Die Gestalt macht einen Schritt auf mich zu, ich komme ihr ebenfalls etwas entgegen. Immer noch liegen etwa 25 Meter zwischen uns. „Wer bist du?", wiederhole ich. Wieder keine Antwort. Neugierig gehe ich immer weiter auf sie zu. Es ist ein Mädchen. Ihr langes blondes Haar ist zu einem strengen Zopf zusammengebunden, der trotzdem ungefähr bis zur Mitte ihres Rückens herunterfällt. Das ist nicht Luisa.
Sie steht nur noch wenige Meter von mir entfernt, ich kann ihr Gesicht sehen, aber ich habe keine Ahnung wer sie ist. Die spitze Nase und das schmale Gesicht kommen mir so gar nicht bekannt vor. „Also, wie heißt du?", will ich wieder wissen. Nach einigen Sekunden atmet sie hörbar aus, dreht sich von mir weg und will aus der Halle laufen. „Warte!", schreie ich. Wie schon zuvor, bleibt sie stehen. „Warum warst du hier?", frage ich. Mittlerweile habe ich begriffen, dass sie mir nicht sagen wird, wie sie heißt, deswegen werde ich es eben anders versuchen..
„Warum nicht? Du spielst gut, Dillan", antwortet sie und verschwindet durch die Eingangstür der Halle. Wütend schlage ich gegen die Mauer. Das wollte ich nicht hören. Ich wollte wissen, wer sie ist, wollte den wahren Grund hören, warum sie mein Training beobachtet hat. „Warum nicht? Du spielst gut, Dillan", äffe ich sie nach. Verdammt, das hat doch keinen Sinn. Warum war sie hier?!
Obwohl es schon mitten in der Nacht ist, rufe ich meinen besten Freund an. Minho geht schon nach dem zweiten Klingeln ran. „Willst du mich eigentlich veraschen?! Wenn du keine vernünftige Ausrede dafür hast, dass du mich gerade aufgeweckt hast, gibt's echt Stress!" „Jaja, ganz ruhig, Minho..", beschwichtige ich. „Jemand hat mich beobachtet" „DAS IST JETZT ABER NICHT DEIN ERNST, ODER?! Wegen deinen scheiß paranoiden Gedanken rufst du mich um halb eins an?! WIRKLICH DILLAN?!" „Ich bin nicht paranoid! Sie hat sich mein Training angeschaut" Minho sagt kein Wort mehr aber ich könnte schwören, dass er gerade genervt seine Augen verdreht. „Bist du noch dran?", frage ich vorsichtig. „Wer ist ‚sie'?" „Wollte sie nicht sagen" „Luisa?" Dieser Kerl kennt mich zu gut. „Nein" „Mhm okay.. Kann ich jetzt bitte weiterschlafen? Wir reden morgen darüber." Seufzend wünsche ich ihm eine gute Nacht und lege auf.
Es war ganz sicher nicht Luisa. Außer Minho und Herr König weiß aber doch niemand, dass ich nachts immer trainiere, oder?! Das Ganze ist irgendwie echt komisch. Ich packe meine Sachen zusammen, schalte das Licht aus und verlasse die Halle.
Ich bin verwirrt. Je länger ich über das Mädchen nachdenke, desto bekannter kommt sie mir vor. Irgendwo muss ich sie schon einmal gesehen haben.
In der Nacht kann ich nicht viel schlafen, bin viel zu aufgewühlt. Wüsste ich doch nur ihren verdammten Namen.
Aber was ist schon ein Wort, das einen Menschen benennt? Jeder andere könnte ihren Namen genauso gut tragen. Vielleicht heißt sie ja auch Luisa. Wenn meine Eltern einen besseren Einfall gehabt hätten, dann wäre ich jetzt auch nicht Dillan. Also nicht, dass ich es nicht mag, so zu heißen, aber mich nur so zu taufen, weil mein Vater ein Jahr in Amerika wegen einem Austausch verbracht hat, finde ich etwas komisch.
Aber immerhin passt er sehr gut in die Basketballwelt. „Dillan Bess, Sie haben heute die Chance, als erstes Team in die Play-offs einzuziehen. Wie fühlt sich das an?"-„Dillan, Sie wollen nächste Woche in Dallas gewinnen. Wie lautet ihr Plan dafür?" Das sind die typischen Fragen, an die ich immer denke, wenn ich mir vorstelle, dass ich es vielleicht irgendwann einmal so weit bringe und interviewt werde. Unter der Dusche denke ich über meine Antworten nach. „Es fühlt sich großartig an! Der Weg bis hierher war nicht einfach, aber wir haben bei jedem Spiel alles gegeben und natürlich wäre es grandios, das nächste Woche noch mit einem Sieg zu krönen" - „Wir werden uns auf keinen Fall verstecken und Dallas kommen lassen. Wie sonst auch werden wir versuchen, aggressiv zu sein und bei jedem Spielzug die perfekte Lücke zu finden"
Oh Gott, wie krank ist das denn bitte?! Ich drehe den Temperaturregler auf eiskalt. Das Wasser prasselt auf meine Schultern und bringt mich zurück in die Realität. Verdammt.
Müde steige ich aus der Dusche und wundere mich, wie mein Körper es schafft, sich trotz der Kälte sich nach Schlaf zu sehnen. Aber ich muss meine Hausaufgaben noch machen. Scheiß Schule. Zum Glück ist übermorgen Freitag. Am Wochenende kann ich dann endlich mal ausschlafen. Ich gehöre nicht zu den typischen Partygängern unserer Generation, ich sehe keinen Sinn im hemmungslosen Besaufen. Außerdem trinken wahre Sportler nicht.
Schon wieder steht sie vor mir. „Also, wie heißt du?", frage ich vorsichtig.
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