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Während der Fahrt sprach ich kaum ein Wort. Und das rührte ausnahmsweise weniger von meiner Schüchternheit, sondern viel mehr von der Einfallslosigkeit, die mich mit einem Mal überkam. Allerdings hatte ich auch nicht wirklich das Bedürfnis zu sprechen. Ich kannte die drei Fremden, die mit mir in der Limousine saßen, schließlich nicht einmal. Hin und wieder stellte mir Robert Fragen, die ich so knapp wie nur irgend möglich beantwortete. Zu mehr war ich in diesem Zustand einfach nicht in der Lage. Deshalb herrschte die meiste Zeit Stille im Auto, die ich im Gegenteil zu Robert allerdings genoss. Er schien die Ruhe nicht besonders gutzuheißen, weshalb er krampfhaft versuchte, ein Gespräch in Gang zu bringen. Wie sich recht schnell herausstellte, zählte Smalltalk nicht gerade zu seinen Talenten. Jedoch musste ich mir eingestehen, dass ich wohl auch keine sehr gute Gesprächspartnerin war.

Die meiste Zeit starrte ich ausdruckslos aus dem Fenster. Jedes Gefühl in meinem Inneren versuchte ich zu verdrängen, denn alles erschien mir besser, als in diesem Auto in Tränen auszubrechen.

Baum um Baum, Lagerhalle um Lagerhalle und Lärmschutzmauer um Lärmschutzbauer zogen an mir vorbei. Auf der zehnspurigen Autobahn herrschte nun Feierabendverkehr und so dauerte es nicht lange, bis wir in den ersten Stau gerieten. Doch ich konnte all dem auch etwas Gutes abgewinnen, denn nun hatte ich genügend Zeit, um mir die Landschaft um die Straße herum in aller Ruhe anzusehen. Ich war bisher nur ganz selten auf einer Autobahn gefahren; kam nicht sehr viel herum. Die wenigen Reisen, die Großmutter und ich unternahmen, beschränkten sich meist auf einen Radius von fünfzig Kilometern von unserem zu Hause entfernt. Für längere Fahrten fehlte uns schlicht und ergreifend das nötige Geld. Ein Auto besaßen wir nicht und die Busse waren teuer.

Recht schnell langweilte mich die Landschaft neben der Autobahn. Ehemalige Grünflächen waren längst zu Industriegebieten umfunktioniert worden. Lagerhallen, Bürogebäude und Militärstützpunkte reihten sich aneinander, umgeben von hohen Zäunen und Stacheldraht, und nur ab und zu ließen sich Bäume und kleine Wiesen blicken. Meiner Großmutter hatte mir erklärt, wieso sich mir dieses Bild gab: Die Menschen sollten nur noch funktionieren. Arbeiten, essen und schlafen. Das einzige Hobby, das ihnen nicht verboten worden war, war das Trainieren. Sport wurde seit jeher hochgepriesen. Doch auch das war wohl kaum noch Zeitvertreib zu nennen. Die Gesellschaft wurde immer leistungsorientierter, ehrgeiziger, egoistischer. Engstirniger und mit einem Horizont, der sich auf die erste Welle beschränkte, die sich am Strand brach. Früher hatte man Spaziergänge in der Natur unternommen; war ans Meer gegangen, um zu schwimmen. Doch die Regierung erstickte jeden Versuch ins Grüne zu gelangen im Keim, indem sie zahlreiche Wälder abholzte oder eingrenzte. Die gerodeten Flächen waren bebaut worden. Mit Lagerhallen und Büros, aber vor allem natürlich mit Wohngebäuden für Soldaten, und Trainings- und Panzerstellplätzen vom Militär. Weiß angestrichener Beton, wohin man auch sah.

»Und wozu benutzt du deine Fantasie?«, fragte Robert. Ich musste ein genervtes Stöhnen unterdrücken. Konnte der Typ nicht einfach mal seine Klappe halten? Meine Nerven waren durchgebrannt und obgleich ich für gewöhnlich ein friedliebender Mensch war, machte ich diesmal aus meiner Gereiztheit keinen Hehl. Merkte er das denn nicht? Und merkte er nicht, dass ich gerade nun einmal nicht in der Stimmung war, zu sprechen?

»Ich schreibe«, sagte ich ungeduldig und hoffte, dass Robert es bei dieser einen Frage belassen würde. Doch natürlich hatte sich mein Glück zum wiederholten Male mit einem hämischen Lächeln von mir verabschiedet.

»Aha«, gab er wenig geistreich zurück. Mir erschloss sich nicht wirklich, was es da zu Aha-en gab. »Und was schreibst du so?«

»Geschichten?«, schlug ich leicht genervt vor. Was dachte er denn? Dass ich regelmäßig Zeitungsartikel schrieb? Einmal davon abgesehen, dass ich niemals auch nur auf die Idee käme, so etwas zu verfassen, brauchte man dafür ja nicht einmal seine Fantasie.

»Ja, schon klar«, erwiderte Robert. Wieso fragte er dann? »Aber in welchem Genre hältst du dich gerne auf?«

Ich zuckte die Schultern. »Ich mag alles«, gab ich unbestimmt zurück, obwohl ich mich meist auf Fantasy, Romantik und Märchen beschränkte. Daraufhin schwieg Robert. Innerlich stieß ich einen spitzen Freudenschrei aus. Endlich schien er bemerkt zu haben, dass ich nicht viel von einem Gespräch mit ihm hielt.

Im Rückspiegel sah ich, wie ein amüsiertes Lächeln über Sophies Gesicht huschte. »Sie will sich nicht mit dir unterhalten«, klärte sie Robert auf. Scheinbar, um sicher zu gehen, dass er meinen Wink mit dem Zaunpfahl auch richtig verstanden hatte. Männer taten sich mit so etwas ja erfahrungsgemäß recht schwer. Der wenige Kontakt zu meinen männlichen Klassenkameraden reichte völlig aus, um das zu wissen.

Auch darauf wusste er nichts zu erwidern, weshalb er nur ein rätselhaftes »Hm« von sich gab.

»Du solltest übrigens deine Uhr ausmachen«, riet Tim mir und drehte sich vom Beifahrersitz zu mir nach hinten um. »Es ist sonst ein Leichtes, dich zu orten.«

»Oh.« Schnell betätigte ich den Fingerabdrucksensor an der Seite, der das Gerät sowohl entsperren, als auch bei langem Drücken ausschalten konnte.

»Wenn wir bei der OMF, also unserer Organisation angekommen sind, kannst du sie wieder anmachen. Wir sind durch ein bestimmtes Material in unseren Wänden vor den Funkmasten geschützt.«

»Was bedeutet OMF?«, wollte ich wissen. Ich musste mich ablenken. Von dem Schmerz in meiner Brust. Davon, wie falsch es sich anfühlte, mich immer weiter von Großmutter zu entfernen. Sie war die einzige Person in meinem Leben, der ich immer vertraut hatte. Warum musste ich ausgerechnet sie verlassen? Ich versuchte, die aufkommenden Tränen zu unterdrücken, indem ich starr aus dem Fenster blickte und mit einem Finger Jacys Kopf kraulte. Sein Krächzen hatte eine beruhigende Wirkung auf mich und gab mir ein wenig Heimatgefühl zurück.

»Organisation für Menschen mit Fantasie«, antwortete Robert kurz angebunden.

Nach vier Stunden verlor sich die Straße schließlich im Nichts. Dahinter erstreckte sich eine Wüste, und das in einem solchen Ausmaß, dass am Horizont nichts als Sand zu erkennen war. Die nächsten Häuser und somit die Zivilisation schienen sich zig Kilometer von uns entfernt auf der anderen Seite der Wüste zu befinden.

Sophie drosselte das Tempo und lenkte die Limousine gekonnt zwischen den vielen Sandhügeln hindurch, ehe sie den Wagen nach einiger Zeit unerwartet zum Stehen brachte.

»Alles aussteigen!«, rief sie betont fröhlich und öffnete die Fahrertür. Auch Tim und Robert verließen das Auto und öffneten den Kofferraum, um mein Gepäck herauszuholen. Nur ich verharrte noch einen Moment zweifelnd auf meinem Platz. Hier, mitten im Nirgendwo sollte sich diese Organisation befinden? Natürlich war ich mir darüber im Klaren, dass sie nicht gerade in der nächsten Großstadt zu finden sein konnte, allerdings wäre ich niemals auch nur auf den Gedanken gekommen, dass der Eingang inmitten einer Wüste lag.

Schließlich öffnete ich doch die Tür und setzte mit meiner Ratte, die mittlerweile meine Schulter nach oben geklettert war, einen Fuß auf den gelblichen Sand. Sofort bemerkte ich den Temperaturumschwung. Während es zu Hause noch angenehm warm gewesen war, war es hier unerträglich heiß. Die Sonne brannte ohne Erbarmen auf uns nieder, als wollte sie uns verbrennen, um auch das letzte Bisschen Leben an diesem Ort auszulöschen. Die von Hitze geschwängerte Luft flimmerte, als hätte man die ganze Welt mit Weichzeichner bearbeitet.

Tim schien meinen zweifelnden Gesichtsausdruck als Einziger zu bemerken. »Wir müssen noch ein kleines Stückchen laufen«, erklärte er. »Sonst könnte die Regierung unser Auto entdecken und es wäre ein Leichtes, unseren Standort auszumachen. Es ist zwar unser Dienstauto und deshalb könnte man denken, dass wir einfach einen normalen Auftrag in der Wüste haben, aber wir wollen nichts riskieren.«

»Werden sie nicht unsere Spuren sehen?«, fragte ich mit einem zweifelnden Blick auf die Fußabdrücke und die beiden tiefen Reifenspuren der Limousine, die wir im Sand hinterlassen hatten.

Nun schaltete sich auch Robert in unser Gespräch ein. »Nein«, erwiderte er. Beinahe hätte ich ihn unterbrochen, um ihm mitzuteilen, dass ich nicht ihn sondern Tim gefragt hatte. Doch dazu war ich zu schüchtern. Und zu höflich. Darüber hinaus war es nicht meine Absicht, mich sofort unbeliebt zu machen. Dazu hatte ich später bestimmt noch genügend Gelegenheiten, falls ich dem Typ in Zukunft öfter über den Weg laufen sollte. »Hier gibt es relativ oft Sandstürme, weshalb die Spuren innerhalb eines Tages wieder verweht sind. Das ist einer der Hauptgründe, wieso wir diese Gegend für den Bau unserer Organisation gewählt haben.«

»Ach so«, murmelte ich.

Tim überprüfte derweil, dass alle Türen geschlossen waren, und verriegelte die Limousine. Dann marschierten wir los, über die weiten Sandhügel.

Die Sonne machte mir schon bald zu schaffen, doch ich beschwerte mich mit keinem Wort. Dabei hätte ich fast alles für eine Flasche Wasser gegeben.

Immerhin mein Verhältnis zu Roberts Kollegen wurde ein wenig lockerer. Tim blieb die meiste Zeit still, während Sophie nach und nach ihre kalte Maske ablegte und immer weiter auftaute. Vielleicht war sie so in ihre Rolle der strengen Regierungsmitarbeiterin eingetaucht, dass es ihr schwer fiel, wieder sie selbst zu werden. Während Sophie sich mit mir unterhielt, musste ich feststellen, dass auch ihre Fragen teilweise wenig sinnvoll waren. Dennoch ließ ich mich zu Antworten mit mehr als fünf Worten hinreißen, was wohl daran lag, dass sie mir eindeutig sympathischer war, als ihr Kollege. Dieser schaute schon die ganze Zeit etwas beleidigt drein. Fast tat er mir ein bisschen leid, doch als ich an die Abneigung dachte, die ich ihm gegenüber empfand, sobald er den Mund aufmachte, warf ich meine Schuldgefühle sogleich über Bord.

Dass es mir leicht fiel, mein schlechtes Gewissen zu vergessen, hatte allerdings noch einen weiteren Grund. Ich konnte meinen Blick einfach nicht von Sophies Auge abwenden. Das Bild, das sich mir gab, verstörte mich ein jedes Mal aufs Neue, und dennoch konnte ich es nicht lassen.

Was war wohl geschehen? Ein Fehler bei der Geburt? Ein Unfall? Ehe ich es verhindern konnte, glitten die beiden Vorhanghälften meines Kopfkinos auseinander. Die schrecklichsten Szenarien erschienen auf der Leinwand – von Pfeilen und dünnen Ästen in Sophies Auge bis hin zu kreativen Foltermethoden.

»Frag ruhig.« Verdammt, Sophie musste weiter geredet haben, ohne dass ich es bemerkt hatte. Oder auf was bezog sich sonst ihre Frage?

»Tut mir leid, ich habe gerade nicht zugehört. Ich war in Gedanken«, entschuldigte ich mich hastig.

Sophie jedoch lachte. »Ich habe eigentlich auch nichts weiter gesagt.«

Ich blinzelte sie irritiert an.

»Na, ich sehe doch, dass du die ganze Zeit mein Auge anschaust. Bestimmt fragst du dich, wie es dazu gekommen ist, dass es ganz weiß ist«, sagte sie. »Ich habe kein Problem, darüber zu sprechen.«

Beschämt sah ich zu Boden und starrte angestrengt auf meine Füße. »Tut mir leid, ich wollte nicht...« Wo waren nur diese berühmt berüchtigten Löcher, wenn man sie mal brauchte?

Sophie winkte ab. »Das war doch kein Vorwurf. Mir ist es nur aufgefallen.« Sie zuckte die Schultern und setzte ein entspanntes Lächeln auf, von dem ich nicht sagen konnte, ob es echt war. »Aber ich kann das verstehen, ehrlich. Mir würde es wahrscheinlich an deiner Stelle ähnlich ergehen.«

Ich nickte unsicher.

»Also, willst du wissen, was damals passiert ist?«

»Gute Frage«, entgegnete ich und lachte nervös. »Würde es mich verstören?«

Nachdenklich zog sie die Mundwinkel nach unten und runzelte die Stirn. »Nein, ich glaube nicht. So schlimm ist es nun wirklich nicht. Magst du die Geschichte hören?«

Zögerlich nickte ich. »Ja, ich denke schon.« Ich hoffte inständig, dass der wahre Grund für Sophies weißes Auge so wenig wie möglich mit den Bildern in meinem Kopf zu tun hatte.

»Es ist schon etwa zwanzig Jahre her«, begann sie zu erzählen. Dabei blickte Sophie in die Ferne, zum Horizont, als würde sie sich an etwas erinnern, das schon so weit weg war, dass sie es sich erneut ins Gedächtnis rufen musste. Trotzdem wirkten ihre Worte sicher, als hätte sie sie bereits dutzende Male benutzt, um ihre Mitmenschen in ihre Vergangenheit einzuweihen. »Damals war ich ungefähr in deinem Alter, etwas älter vielleicht. Wie du war ich eine der einzigen, die ihre Fantasie noch behalten hatte, da ich bei meiner Geburt im Krankenhaus übersehen wurde. Doch vor der Regierung bleibt nichts für lange Zeit verborgen. Sie haben ihre Augen überall und so kam es, dass sie einige Soldaten vorbeischickten. Als sie mich zu Hause angriffen, versuchten sie, mir eine Spritze in den Arm zu rammen, um mir meine Fantasie zu entziehen. Da ich mich aber so heftig wehrte, traf einer der Soldat nicht und stieß mir die Spritze ins linke Auge. Durch das Mittel darin wurde mir nicht nur meine Fantasie, sondern auch die Farbe meiner Iris und meiner Pupille entzogen. Seitdem bin ich auf diesem Auge blind.«

Ich zog eine betroffene Grimasse. »Das heißt, du besitzt deine Fantasie nicht mehr?«

Ein leichtes Lächeln schlich sich auf Sophies Gesicht. »Doch. Einige Jahre später lernte ich Robert kennen. Zu dieser Zeit arbeitete er bereits für die Regierung, um diese im Auftrag unserer Organisation auszuspionieren, und besorgte mir einen Beutel mit Fantasie. Ich flößte mir die fremde Kreativität ein und flüchtete anschließend ebenfalls zur OMF. Nachdem einige Zeit verstrichen war, begann auch ich, die Arbeit als Spionin aufzunehmen, wenngleich es ein großes Wagnis war. Schließlich kannten die Regierung mich als das Mädchen, das illegalerweise ihre Fantasie besessen hatte. Nach einiger Zeit, in der ich die Ahnungslose gespielt hatte, bauten sie allerdings Vertrauen zu mir auf. Mittlerweile gehen sie davon aus, dass ich in meiner Jugend aufgrund einer hormonell bedingten Störung einfach vom Weg abgekommen bin.« Sie schüttelte lachend den Kopf.

»Wow. Da hast du aber Glück gehabt, dass du Robert getroffen hast«, stellte ich beeindruckt fest, obwohl es mich aufregte, dass ausgerechnet er der Held der Geschichte war.

Dieser schloss zu uns auf und Sophie griff lächelnd nach seiner Hand. »Ja, das habe ich. In vielerlei Hinsicht.«

Ich verschluckte mich beinahe, was eigentlich unmöglich war, wenn man bedachte, dass mein Körper nahezu all seine Wasserreserven aufgebraucht hatte, und mein Mund staubtrocken war. Was sollte das denn jetzt heißen? Waren sie und Robert zusammen? Das kam unerwartet. Sehr unerwartet. Dabei hatte ich angenommen, dass Sophie ebenso genervt von ihm war, wie ich. Na ja, solange die beiden glücklich waren...

Immerhin verwandelte Robert sich durchs Sophies Worte innerhalb weniger Sekunden von einer beleidigten Bulldogge in einen treudoofen Labrador. Letzterer war definitiv erträglicher.

»Wir sind da!«, verkündete Tim, der die ganze Zeit über vor uns gelaufen war, und kam so abrupt zum Stehen, dass ich beinahe in ihn hineingelaufen wäre und eine Wolke Sand vor meinen Schuhen aufstob.

Skeptisch sah ich mich um. Ich konnte beim besten Willen keinen Unterschied zwischen dieser Gegend und dem Rest der Wüste entdecken. Beides sah haargenau gleich aus: Ein Meer aus gelben Sanddünen.

Gespannt beobachtete ich, wie Tim, Robert und Sophie einen der Hügel erklommen, von dem sie eine Woge Sand schoben. Als ich mich noch immer nicht von der Stelle rührte, bedeuteten sie mir, ihnen zu folgen. Während ich vorsichtig auf den Hügel kletterte, rutschte ich immer wieder ab, da der Sand unter meinen Füßen rutschig war und bei jedem Schritt nach unten rieselte. Endlich oben angekommen, sah ich, dass die beiden Männer eine kleine Luke freigelegt hatten. Robert hielt seinen Daumen auf ein kleines Feld, das daran befestigt war und seinen Fingerabdruck zu lesen schien. Nur wenige Sekunden später sprang die Luke auf und offenbarte uns die Schwärze darunter. Es schien endlos in die Tiefe zu gehen – wobei ich das nicht so genau sagen konnte, denn ich sah schließlich herzlich wenig. Um genau zu sein, nur Dunkelheit und ein oder zwei metallene Sprossen. Weiter fiel das Tageslicht nicht nach unten.

Robert drehte sich zu uns um. »Also, wer geht zuerst?« Mit einem weiteren prüfenden Blick nach unten, machte ich mich unwillkürlich so klein, wie möglich. Hatte man denn hier noch nie etwas von einem Aufzug gehört?

»Ich«, meldete Tim sich. Erleichtert atmete ich aus. Auf keinen Fall wäre ich als erste oder letzte nach unten gestiegen – nicht unter diesen Bedingungen. Ich bewunderte ihn für seinen Mut, bis mir einfiel, dass er als Spion diesen Weg vermutlich wöchentlich, wenn nicht sogar täglich bewältigen musste.

Tim trat mit dem Fuß auf die erste Sprosse und verschwand langsam in der Öffnung im Boden, bis die Dunkelheit ihn vollkommen verschluckt hatte. Robert folgte ihm. Zu meiner Erleichterung hielt er eine eingeschaltete Taschenlampe in der Hand.

»Was mache ich mit Jacy?«, fragte ich an Sophie gewandt.

Diese tippte sich nachdenklich mit dem Zeigefinger gegen die Lippen.

»Jetzt du, Luna«, kam es von unten.

Ich nickte, wenngleich die Männer es vermutlich nicht sehen konnten. Einen Moment lang stand ich zögernd vor der Luke und starrte hinunter, wo der Schein von Roberts Taschenlampe zitternd über die Wände des engen Schachts tanzte.

Sophie zwinkerte mir zu. »Wenn du stürzt, landest du auf jeden Fall weich«, versicherte sie mir. Ich wusste nicht, wie ernst sie das tatsächlich meinte, denn ich konnte mir nicht vorstellen, dass sie es begrüßte, wenn ihr Freund sich etliche Gliedmaßen brach, weil ich ihn mit mir in die Tiefe riss.

Trotz meiner Zweifel gab ich mir einen Ruck. Ich würde mich nicht mein ganzes Leben lang in meinem Schneckenhaus verkriechen können. Wenn man vorankommen wollte, musste man eben Risiken eingehen.

Mit einem letzten prüfenden Blick auf meine Schulter versicherte ich mich, dass Jacy sicher auf meiner Schulter saß. Mein Bein zitterte, als ich es auf die erste Sprosse setzte und ich wäre am liebsten wieder zurück nach oben geklettert, doch ich wusste, dass ich es niemals schaffen würden, wenn ich jetzt einen Rückzieher machte. Und so stieg ich langsam weiter hinab in die Dunkelheit, in der mein neues Leben beginnen sollte.

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