69🐺
Zwei Tage später, saßen Rhys, Cayden, Jaron, Colton, Nika, Zayne und Lexy in der großen Pause zusammen unter der großen Eiche und unterhielten sich.
„Na, Lexy. Wie läuft es so mit Phoenix?“, fragte Rhys neugierig und alle Augen richteten sich auf die Beta.
Lexy zuckte mit den Schultern und lächelte dabei verträumt. „Ganz gut“, antwortete sie nichtssagend.
Rhys schnaubte beleidigt. Seine Freundin erzählte ihm doch sonst immer alles. Warum tat sie es dieses Mal nicht? „Jetzt erzähl doch! Er hat dich doch irgendwohin mitgenommen. Was hat er dir denn gezeigt?“, bohrte der Omega nach.
Lexy lachte leise. „Ob ihr es glaubt oder nicht. Phoenix ist gar kein so schlechter Kerl“, gab sie endlich zu. „Er ist mit mir in ein Waisenhaus gefahren, wo er ehrenamtlich mit den Kindern spielt. Ihr hättet ihn mal sehen sollen! Er war so lieb zu den Kleinen.“
Ihr bester Freund sah sie mit großen Augen an. „Wirklich? Kann ich mir bei ihm gar nicht vorstellen. Er wirkt immer so Arschig! Gibt es das Wort überhaupt?“ Fragend hob er den Kopf und sah Cayden an, der mit einem Grinsen nickte. Rhys saß wie immer auf den Beinen seines Gefährten und kuschelte sich an ihn. Der Alpha hatte seine Arme um den Kleineren geschlungen und drückte ihm immer wieder Küsse auf den Hals, was Rhys bisweilen zum Kichern brachte.
Lexy beobachtete die Paare, die sich verliebt aneinander schmiegten. Sie wollte das auch, doch noch hatte Phoenix sich ihr nicht ganz geöffnet. Auch wenn sie nun eine andere Seite von ihm kannte und wusste, dass er nicht das arrogante Arschloch war, wofür man ihn hielt, ließ er diese Fassade nur langsam sinken. Es schien ihm schwer zu fallen, sein wahres Ich zu zeigen. Gerade so, als müsse er erst lernen, sich so zu zeigen, wie er wirklich war. Dennoch hatten sie einen schönen Tag zusammen verbracht. Sie hatten mit den Waisenkindern gespielt, den kleinsten Geschichten vorgelesen und mit ihnen zusammen zu Abend gegessen.
„Er ist kein Arsch. Er ist eigentlich ein sympathischer Kerl“, klärte Lexy schließlich auf. „Allerdings verbirgt er noch etwas vor mir. Aber er hat gesagt, er wird es mir zeigen, nur benötige er etwas Zeit und die werde ich ihm geben. Doch seine Macho-Sprüche kann er weiterhin nicht sein lassen.“
„Es ist tatsächlich schwer, so etwas wieder abzulegen“, warf Colton ein.
„Stimmt ja. Du warst am Anfang auch so ein Großkotz“, antwortete Jaron lachend und erhielt einen Seitenhieb seines Gefährten. „Wenn ich daran denke, wie du versucht hast, meinen kleinen Bruder anzumachen“, sprach der Alpha feixend weiter. Jaron saß zwischen den gespreizten Beinen seines Gefährten und lehnte sich gegen ihn. Auch Colton hielt seinen Mate eng umschlungen.
Während sie sich so unterhielten, kam Rhys auf ein Thema, welches die Drillinge betraf. „Was sollen wir unseren Eltern eigentlich zum Hochzeitstag schenken? Ich finde, es sollte schon etwas Größeres sein, denn schließlich haben sie uns bei unseren Gefährten unterstützt“, begann der Jüngste der drei. „Ich möchte ihnen damit danken, dass sie mir bei Cayden geholfen haben. Insbesondere Dad!“
Jaron und Nika nickten zustimmend. Auch sie wurden von ihren Eltern bei ihren Mates unterstützt. Ohne Noahs Hilfe wäre so mancher an der Situation verzweifelt.
„Ich würde mich gerne daran beteiligen“, warf Cayden dazwischen und Rhys blickte ihn erstaunt an. „Was?“, fragte der Alpha. „Ohne die Tipps deines Vaters wüsste ich bis heute nicht, was man beachten muss, wenn man mit einem Jungen schlä...!“
Rhys hielt Cayden empört den Mund zu und errötete. „Cade“, fauchte er und die anderen lachten.
„Nein, Cayden hat recht. Auch mein Bruder und ich würden uns gerne beteiligen. Ohne deine Eltern hätten wir keine Mates mehr. Sie haben uns ebenfalls unterstützt und mir sogar das Leben gerettet.“ Zayne zog Nika näher und küsste sie zärtlich.
Colton nickte und betrachtete liebevoll den Alpha, den er im Arm hielt. Jaron zwinkerte ihm verschwörerisch zu und er küsste den Wolf auf den Nacken.
Rhys klatschte begeistert in die Hände. „Da können wir ja etwas richtig Schönes machen. Hat jemand eine Idee?“
Alle schwiegen und schienen zu überlegen. Da machte jemand einen Vorschlag, mit dem sie nicht gerechnet hätten. „Warum schenkt ihr ihnen nicht ein schönes Wellness-Wochenende?“ Phoenix hatte es ohne Lexy nicht mehr ausgehalten und gedacht, er schaue mal, ob er seinen Engel sehen könnte. Wie es der Zufall so wollte, war gerade die große Pause. Der Alpha setzte sich sofort hinter seine Gefährtin und legte die Arme um sie, als sei es das Selbstverständlichste auf der Welt.
„Hey, Engel. Ich habe dich vermisst“, flüsterte er ihr zu und Lexy errötete. Obwohl sie bisher nur gekuschelt und gelegentlich einen Kuss getauscht hatten, war Phoenix im Augenblick zufrieden. Sofort drückte er seine Nase in ihren Nacken und atmete tief ihren verführerischen Orchideenduft ein. Lexy lehnte sich entspannt gegen ihn.
„Ein Wellnessurlaub? Keine schlechte Idee“, meinte Jaron und sah seine Schwester an, die begeistert nickte. Auch Nika fand die Idee ebenfalls gut.
„Aber dann etwas, wo es einen See oder ein Schwimmbad gibt. Dad liebt das Wasser“, warf der Omega ein. Auch er war von dem Vorschlag begeistert.
„Das sollte kein Problem sein. Etwa fünf Stunden entfernt gibt es so eine Art Wellness-Oase. Da hat jedes Blockhaus einen abgeschirmten Teil einer heißen Quelle mit dabei. Es ist alles sehr abgeschieden, sodass sie nicht gestört werden.“ Wieder kam der Vorschlag von Phoenix.
Jaron sah ihn erstaunt an. „Woher weißt du das denn?“
Der Alpha zuckte die Schultern. „Bin viel herumgekommen“, meinte er nichtssagend. Er würde sich hüten, zuzugeben, dass dieses Wellness-Paradies seinen Eltern gehörte.
„Du hast nicht zufällig die Kontaktdaten?“ Nika hatte sich an ihn gewandt.
„Zu Hause müsste ich noch einen Flyer haben. Ich kann ihn heraussuchen, wenn ihr wollt.“
Die Geschwister sahen einander an, dann nickten sie einheitlich. „Das wäre sehr freundlich von dir“, antwortete Rhys. „Du bist ja wirklich kein so arroganter Arsch, wie wir alle dachten“, sprach er dann weiter.
„Rhys!“, schrie Lexy und funkelte ihn wütend an. „Spinnst du, so etwas zu sagen?“
„Was denn? Du bist doch der gleichen Meinung, sonst würdest du dich nicht so an ihn kuscheln“, rechtfertigte sich der Omega und schmollte, was die anderen in Gelächter ausbrechen ließ.
Auch Phoenix musste lachen. Er war schon lange nicht mehr so entspannt gewesen, wie hier mit dieser Clique. Sein Mädchen und ihre Freunde taten ihm unheimlich gut. Leider klingelte es und alle, außer Phoenix, gingen wieder zum Unterricht. „Ich hole dich nachher ab“, sagte der Alpha zu Lexy und die Wölfin stimmte zu. Sie küsste ihn kurz auf den Mund, dann war sie auch schon verschwunden.
Phoenix setzte sich auf sein Motorrad und fuhr nach Hause zu seiner Tante. Dort wollte er den Flyer heraussuchen und darauf warten, dass er seine Gefährtin von der Schule abholen konnte.
„Bin wieder da“, rief er, als er das kleine Haus betrat. Der Geruch nach gebratenem Fleisch trieb ihn in die Küche. Dort stand seine Tante Amy am Herd und wendete gerade ein saftiges Steak in der Pfanne.
„Hallo, Phoenix. Du kommst gerade recht. Essen ist gleich fertig“, sagte sie und streckte dem Alpha die Wange hin. Phoenix gab ihr einen Kuss, dann begann er den Tisch zu decken.
Beim Essen überlegte Phoenix, wie er seiner Tante sagen sollte, was er zu sagen hatte. „Amy?“
Die Beta hob den Kopf und sah ihn fragend an, während sie ihren Bissen schluckte. „Ja, mein Junge?“
Phoenix wusste, dass Amy anders war als seine Eltern, und nur deshalb erzählte er ihr von Lexy. „Ich habe meine Gefährtin gefunden“, sagte er leise und hielt die Luft an.
„Wirklich? Das ist ja wundervoll!“ Seine Tante war aufgesprungen und umarmte ihn herzlich. „Oh, Phoenix. Ich freue mich so für dich.“ Amy setzte sich wieder und sah ihn strahlend an. „Und wann lerne ich sie kennen?“ Neugierig sah sie ihn an.
„Vielleicht heute noch. Kommt darauf an, ob sie mit zu mir kommt. Ich habe mich ihr gegenüber am Anfang ziemlich arrogant verhalten und das hat ihr gar nicht gefallen.“ Phoenix sah seine Tante betroffen an.
Die Beta lachte unterdrückt. „Ach, mein Jungchen. Ich habe dir schon immer gesagt, dass Badboys nie die wirklich guten Mädchen abbekommen.“
Phoenix stimmte ihr mit einem leisen Murren zu. „Warum zeigst du ihr nicht einfach, wer du wirklich bist?“ Wurde er anschließend gefragt.
Der Alpha hob seufzend die Schultern. „Es fällt mir schwer. Ich bin schon so lange in dieser Rolle, dass ich gar nicht mehr richtig weiß, wer ich wirklich bin“, gab er leise zu.
„Wieso? Du zeigst doch auch den Kindern im Waisenhaus dein wahres Ich.“ Seine Tante war aufgestanden und räumte ihre Teller in die Spülmaschine, dann setzte sie sich wieder.
„Ich weiß, aber das sind Kinder! Sie haben keine Vorurteile und keine verbohrten Ansichten“, brachte er seinen Einwand.
„Na und? Das Mädchen ist deine Gefährtin. Warum sollte sie Vorurteile dir gegenüber haben, wenn sie das Gleiche fühlt wie du? Hast du Vorurteile, ihr gegenüber?“
Was seine Tante da sagte, machte ihn nachdenklich. Es stimmte. Er hatte keine Vorurteile Lexy gegenüber und auch sein Mädchen schien vorurteilsfrei zu sein. Immerhin hatte sie ihn bei sich schlafen lassen und ist mit ihm ins Waisenhaus gegangen. Nachdenklich schüttelte er den Kopf. „Aber was ist, wenn sie hört, was meine Eltern von mir verlangen?“
Amy winkte ab. „Nur weil mein Bruder und seine Frau ihre Gefährten nie gefunden haben, denken sie so verbohrt. Dass sie dich zu einer Ehe zwingen wollen, geht gar nicht. Als würde ihr Reichtum nicht schon groß genug sein“, meinte sie mit einem unterdrückten Knurren.
Seine Tante hatte ihren Mate leider schon in jungen Jahren bei einem Unfall verloren. Sie wusste, was es hieß, einen Gefährten zu haben und freute sich für ihren Neffen, dass auch dieser dieses Glück hatte.
„Hör mal. Wenn sie deine Mate ist, dann wird sie um dich kämpfen, wenn es sein muss. Allerdings solltest du ehrlich zu ihr sein, zudem deine Eltern am Wochenende vorbeikommen wollen, um mit dir zu reden.“ Nun war die Bombe geplatzt und Phoenix sah seine Tante entsetzt an. „Mach dir darüber keine Sorgen. Jetzt, wo du eine Gefährtin hast, können sie dich nicht mehr dazu zwingen. Und sollten sie dich enterben, dann sollen sie mal sehen, wo sie ihr Geld hingeben wollen, denn einen anderen Erben, als dich, haben sie schließlich nicht.“ Amy tätschelte die Hand des Alphas, der blass neben ihr saß. „Am besten, du bringst dein Mädchen am Wochenende mit und stellst sie ihnen vor. Und sieh zu, dass ihr euch zuvor markiert, denn dann können selbst deine Eltern mit ihrem Geld nichts mehr gegen deine Verbindung zu deiner Mate unternehmen“, schlug sie vor.
Phoenix schluckte schwer. Er hatte nur noch ein paar Tage Zeit, um mit Lexy ihre Verbindung einzugehen. Doch die Wölfin war ihm gegenüber noch immer vorsichtig, auch wenn sie sich auf ihn einließ.
„Bring sie einfach mal vorbei und ich rede mit ihr“, schlug Amy vor.
„Das hatte ich vor“, antwortete Phoenix und blickte auf seine Armbanduhr. „Ich muss los, sie hat gleich Schule aus“, sprach er weiter, stand auf und drückte seiner Tante einen Kuss auf die Wange. „Drück mir die Daumen, dass sie mitkommt, dann kann ich sie dir heute schon vorstellen.“ Damit war er auch schon zur Haustür hinaus.
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