53🐺
Am Sonntagmorgen fühlte sich Noah einfach nur schlecht. Er hatte überhaupt keinen Antrieb aufzustehen und lag um halb Zwei immer noch im Bett.
„Noah? Willst du nicht endlich mal aufstehen?“ Diane stand vor der Tür und lauschte.
Die Katze gab nur ein unwilliges Brummen von sich.
„Junge, ich komme jetzt rein“, erklärte seine Ziehmutter und öffnete die Tür. Kaum stand sie im Raum, wedelte sie auch schon mit der Hand. „Puhh, was ist das für ein Gestank? Du solltest mal lüften“, sagte sie und lief zum Fenster.
Dort zog sie die Vorhänge auf und den Rollladen nach oben. Dann öffnete sie das Fenster. Sie atmete tief die frische Luft ein und drehte sich anschließend wieder zu ihrem Sohn um.
„So ist es schon besser. Und jetzt raus aus den Federn, es ist bereits Nachmittag und du hast noch nichts gegessen. Was ist denn eigentlich mit dir?“ Neugierig war sie zum Bett getreten und beugte sich über Noah, der missmutig die Decke über den Kopf zog.
„Bist du krank? Fühlst du dich nicht gut?“ Sie zog an der Decke und als Noah sie festhielt, riss sie ihm diese mit einem Ruck aus den Händen.
„Ich bin nicht krank. Ich vermisse nur Callen so sehr“, murrte die Katze und schnappte sich ein Kissen, welches er Ersatzweise umarmte. Bockig blieb er liegen.
Diane sah ihn neugierig an. „Du hast Sehnsucht, weil er nicht da ist?“ Noah nickte widerwillig.
„Wollen wir uns einen schönen Tag zusammen machen? Das haben wir schon lange nicht mehr gemacht. Wir könnten Filme gucken und uns etwas zu essen kommen lassen, oder auch zusammen etwas kochen. Ich habe heute frei und würde mich freuen, wenn wir den Tag zusammen verbringen könnten. Wenn du willst, kuscheln wir auch.“
Diane hielt die Luft an. Noah hatte schon lange nicht mehr mit ihr gekuschelt und sie vermisste die Anschmiegsamkeit ihres Sohnes.
Noah blickte hoffnungsvoll zu ihr hoch. „Kuscheln?“, fragte er.
Seine Ziehmutter nickte. „Wenn du willst, gerne.“
Endlich richtete sich die Katze auf und Diane atmete erleichtert ein. Sie hatte sich schon Sorgen gemacht, als Maddy ihr erzählte, das mit ihrem Sohn etwas nicht stimmte.
Noah nickte. „Ich geh duschen. Wir bestellen Chinesisch. Filme kannst du heraussuchen. Ich brauche eine halbe Stunde“, erklärte er und krabbelte aus dem Bett, dann suchte er sich seine Sachen zusammen und verschwand ins Badezimmer.
*****
Eine Dreiviertelstunde später saßen sie nebeneinander auf der Couch, sahen sich Titanic an und aßen dazu ihre Nudeln. Nach dem Essen kuschelte sich Noah an seine Ziehmutter und heulte zum Ende des Filmes Rotz und Wasser. Nun sorgte sich auch Diane, denn so kannte sie ihren Sohn wirklich nicht.
Auf Nachfrage, was er denn habe, winkte Noah ab und meinte, dass er einfach nur seinen Gefährten vermisse und diesen ja am nächsten Tag wieder sehen würde. Mit ihm wäre alles in Ordnung, doch das war es nicht.
Gegen 21:00 Uhr ging Noah schließlich ins Bett. Er war erschöpft, denn auch seine Katze vermisste Callen und nervte ihn damit, zu ihm zu gehen. Jetzt lag er mit einem Shirt von Callen am Körper unter der Decke, hielt ein Kissen eng umschlungen und versuchte seine Katze zur Ruhe zu bringen.
„Jetzt lass mich endlich in Ruhe, Cian! Ich vermisse ihn doch auch“, motzte er und drehte sich auf die andere Seite.
„Das weiß ich, aber du tust nichts dagegen“, meckerte die Katze zurück.
Noah schnaubte nur. „Du weißt aber auch, dass er gesagt hat, er wäre noch nicht zu Hause und wir uns morgen wieder sehen würden, also gedulde dich.“
Cian grummelte noch ein wenig in ihm, dann gab er endlich Ruhe und Noah fiel in einen unruhigen Schlaf.
*****
Am nächsten Morgen machte sich der Leopard schon sehr früh fertig. Er wollte so schnell wie möglich seinen Gefährten wieder sehen. Gerade, als er sich auf den Weg machen wollte, kam eine Nachricht von Callen auf sein Handy.
Voller Freude öffnete er die Nachricht. Doch gleich darauf erlosch sein Lächeln wieder. Callen hatte ihm geschrieben, dass er heute nicht zur Schule käme, ihn aber nach dem Unterricht abholen würde. Er sei erst am frühen Morgen mit seinem Dad nach Hause gekommen und müsse erst noch etwas schlafen, da er seit mehr als 30 Stunden auf den Beinen sei. Sie sähen sich später.
Mit einem Murren schlich Noah schließlich aus dem Haus. Er musste jetzt alleine sein und machte sich schon einmal ohne Natalie auf den Weg. Unterwegs begegnete er Kyle, der auf dem Weg zu seiner Mate war, um diese abzuholen.
„Hey, Noah. Warum bist du so früh?“ Kyle sprach ihn an, doch Noah gab nur ein unzufriedenes Fauchen von sich und lief weiter.
Kyle schüttelte nur den Kopf und lief ebenfalls weiter, dabei stieg ihm ein betörender Duft in die Nase, der ihn kurz innehalten ließ. Verwirrt blickte er um sich, doch da war nur Noah, der diesen Duft nicht ausströmen konnte, schließlich war dieser eine Katze.
*****
In der zweiten Stunde ging es Noah noch schlechter und er überlegte ernsthaft wieder nach Hause zu gehen. Er fühlte sich, als bekäme er Fieber. Hitzewallungen und Gänsehaut wechselten sich in immer kürzeren Abständen ab und er keuchte leise.
Da er zu sehr auf sich selbst konzentriert war, bemerkte er die Reaktionen seiner Klassenkameraden nicht, die ihm immer öfter neugierige Blicke zuwarfen.
Die nächste Hitzewallung erfasste ihn und er gestand sich ein, das es nicht mehr ging.
„Mary-Lou?“, wimmerte er und die Omega, die direkt neben ihm saß, drehte den Kopf, um ihn anzusehen.
Erschrocken riss sie die Augen auf. Noah saß mit geröteten Wangen zusammengekauert auf dem Stuhl und jetzt roch sie auch, was alle anderen in ihrer Klasse beunruhigte. Sie hatte sich schon über diese Lautstärke gewundert und der Lehrer ermahnte gerade die Klasse bereits zum vierten Mal und bat um Ruhe.
„Mir geht es nicht gut. Könntest du mich zum Schularzt bringen? Mit mir stimmt irgendetwas nicht“, Noah blickte sie bittend aus den Augen seiner Katze an.
Mary-Lou warf einen Blick in die Runde und erkannte die Dringlichkeit der Situation. Schnell sprang sie auf und packte Noah am Arm. Dann zog sie ihn mit sich zur Tür. Dabei warf sie Kyle und Natalie einen Hilfe suchenden Blick zu.
Kyle erfasste plötzlich ebenfalls die Situation, raunte Natalie etwas zu und behielt die Alphas im Raum im Blick. Über seine Verbindung zu seinem Bruder bat er um Hilfe. Dean sagte kurz darauf, er wäre unterwegs und er bringe Maddy, Lloyd und Niklas mit.
Natalie ging zum Lehrer, der weiterhin versuchte, die Klasse unter Kontrolle zu bringen und erklärte ihm die Situation. Mit einem nicken stimmte er zu und entließ die drei Schüler, die gehetzt den Raum verließen.
Kyle blieb noch da und würde, falls nötig, die Alphas, die Noah folgen wollten, zurückhalten.
Zwei Wölfe waren gerade dabei aufzustehen, da erschienen Lloyd, Niklas und Dean an seiner Seite, und er atmete auf. Lloyd, neben Callen einer der stärksten Alphas befahl mit seiner Wolfs-Stimme um Ruhe und dass sich alle wieder setzen sollten. Widerwillig gehorchte die Meute und die vier, atmeten erleichtert auf.
Während die Männer damit beschäftigt waren wieder Ruhe in die Klasse zu bringen, stieß Maddy zu Mary-Lou und Natalie, die Noah stützten. Erschrocken kam sie an seine Seite.
„Oh mein Gott, Hase. Was ist mit dir?“ Maddy sah ihn entsetzt an, dann roch sie ihn und sie riss überrascht die Augen auf. „Sag mal, kommt dieser Geruch von dir?“
Noah hob mit glänzenden Augen den Kopf. „Welcher Geruch?“ Seine Stimme klang schwach, denn er kämpfte gegen das Verlangen seines Körpers nach seinem Gefährten an.
„Maddy, los. Um ihn zu schützen, muss er ins Omega-Zimmer. Außerdem müssen wir Callen informieren.“ Mary-Lou drängte zur Eile. Ihr war bewusst, dass es gleich zur ersten Pause klingelte und dann viele Wölfe auf dem Flur auftauchen würden.
Maddy nickte und löste Natalie ab, die Noah von der einen Seite stützte. Zusammen führten sie Noah, der mehr in ihren Armen hing, als dass er lief, in den besagten Raum.
Die ganze Zeit keuchte Noah schwer vor sich hin. Er war erregt und wollte zu Callen. Verunsichert hob er den Kopf und sah seine beste Freundin an.
„Bin ich krank?“, fragte er schwach. „Wenn ja, was ist das für eine Krankheit. Ich bin so erregt, dass es bereits anfängt, weh zu tun“, jammerte er und klammerte sich an seine beiden Helferinnen, die ihn irgendwo hinführten.
Durch das zunehmend starke Rauschen in seinen Ohren verstand er nicht immer, was gesagt wurde.
Maddy strich ihm beruhigend über den Rücken, was ihn erschauern ließ. Das Bedürfnis nach Körperkontakt ließ ihn sich an die Katze drängen, da erklang ein Knurren hinter ihnen. Sofort ging er wieder auf Abstand.
„Tut mir leid, Lloyd. Ich weiß nicht, was mich dazu antreibt, das zu tun.“ Trotz seiner Verwirrung hatte er den Alpha sofort erkannt.
Auch Dean, Kyle und Niklas waren da, wurde ihm bewusst. „Ist es noch weit? Ich glaube nämlich, ich sollte besser alleine bleiben“, sagte er und richtete sich ächzend auf.
Doch Mary-Lou, als auch die anderen, würden ihn in diesem Zustand nicht alleine lassen und die Mädchen hielten ihn weiterhin eng umschlungen.
„Keine Sorge, Noah. Lloyd weiß, dass ich ihn und du deinen Riesen liebst. Das war nur sein Wolf, der seine Eifersucht kundtun wollte“, erklärte Maddy.
„Ah, okay.“ Noah wirkte wenig überzeugt. „Könntet ihr mich zu Callen bringen? Ich möchte zu ihm!“ Noah war wieder zusammen gesunken und hing schwerfällig in den Armen der Omega und der Katze, die ihn stützten.
„Wartet einen Moment, ich muss kurz ausruhen“, sagte Mary-Lou plötzlich und blieb stehen. Obwohl der Leopard so klein wirkte, war er dennoch schwer. Sie hatte durch die Anstrengung, Noah zu halten, Schweißperlen auf der Stirn stehen und atmete schwer.
Kyle wollte sofort zu ihr, blieb aber abrupt stehen, als ihm Noahs Geruch verstärkt in die Nase stieg. „Oh, Gott!“ keuchte er und trat sofort zurück. „Das ist ...“, er konnte nicht weiter sprechen.
„Schon gut, Kyle. Ich schaffe das schon. Aber er kann hier nicht bleiben, wenn Callen nicht da ist. Wir müssen ihn informieren, damit er sofort hierherkommt.“
„Das haben wir bereits versucht. Er hat sein Handy abgeschaltet und auf Deans Rufen über den Mind-Link reagiert er auch nicht!“ Lloyd hatte geantwortet. Man hörte ihm an, das er nur sehr flach atmete. Auch der Alpha blieb auf Abstand.
„Er schläft ... Er war lange unterwegs ... und hat kaum geschlafen ... Darum ist er auch nicht hier ... Er wollte mich später hier abholen“, erklärte Noah und jede Pause seines Satzes wurde durch ein Keuchen unterbrochen. Ihm war nach Weinen zumute.
„Dann müssen wir dich eben zu deinem Gefährten bringen, sobald die Pause vorbei ist. So lange musst du aber in den sicheren Raum.“ Mary-Lou schien zu wissen, was sie tat.
„Niklas, kannst du Fynn holen? Es könnte sein, dass wir seine Hilfe brauchen. Erklär ihm, was los ist“, sprach die Omega weiter.
Der Beta nickte erleichtert und war auch gleich verschwunden.
Endlich hatten sie das Omega-Zimmer erreicht. Noah hatte gehofft, diesen Raum nie mehr von innen sehen zu müssen. Am Rande bekam er mit, das Dean mit einem Schlüssel auftauchte und das Zimmer aufschloss. Im Inneren wurde er auf das Bett gelegt und kugelte sich mit einem mitleiderregenden Wimmern zusammen.
Lloyd, Kyle und Dean blieben an der Tür stehen, während Maddy ein Tuch nass machte und es Noah auf die Stirn legte.
Einen Augenblick später tauchten auch schon Niklas und Fynn auf. Der Omega blickte erstaunt auf Noah, der angefangen hatte, sich auf dem Bett zu rekeln.
„Sollte er nicht eine Katze sein? Warum riecht er dann so?“ fragte er unsicher. Hatte er da etwas missverstanden?
Mary-Lou nickte bestätigend. „Er ist eine Katze und er muss so schnell wie möglich zu seinem Gefährten, sonst könnte das hier böse Enden. Außerdem brauchen wir eine Verhütungs-Spritze! Ich weiß zwar nicht, wie das sein kann, aber das ist keine Rolligkeit, wie es normalerweise bei Katzen der Fall ist. Dafür riecht Noah zu sehr nach ...“ Sie brach ab, denn sie konnte es selbst kaum glauben.
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Uuuund Cut! Sorry... 😂
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