35
Lark hatte derweilen gegen den zweiten Wolf gekämpft und in die Flucht geschlagen, als sie das Jaulen hörte. Sofort stürzte sie zur Klippe und sah hinunter. Ungefähr drei Meter unter ihr auf einem Vorsprung lag Zero und bewegte sich nicht mehr. Von dem anderen Wolf gab es keine Spur. Panisch suchte Lark nach einem Weg nach unten, fand aber keinen. Schon hörte sie die nächsten Wölfe kommen.
„Lark, verwandel dich endlich. Du lockst sie mit deinem Geruch an“, bat Reed sie eindringlich. Jetzt erst verstand sie und ließ zu, dass Reed wieder die Kontrolle übernahm.
Drei Wölfe kamen angerannt und blickten Reed irritiert an, dann gingen sie vorsichtig auf Abstand. Da sich sein Geruch verändert hatte und er seine Alpha-Macht verstärkte, drehten sie sich schließlich um und rannten wieder davon.
Reed lief schnell zum Abgrund und sah erneut nach unten. Suchend huschten seine Augen über die Klippen. An der Seite erkannte er schließlich eine Möglichkeit, nach unten zu kommen.
Vorsichtig begann er mit dem Abstieg. Unten angekommen, wandte er sich sofort Zero zu, der verletzt am Boden lag. Er kniete sich neben den hellgrauen Wolf und fing an, ihn zu untersuchen. Dabei traten ihm Tränen in die Augen, die er kaum zurückhalten konnte.
Mit gesenktem Kopf fuhr er durch das Fell des Wolfes vor ihm und suchte nach Wunden oder Brüchen. Zero winselte plötzlich leise und versuchte mit seiner Rute zu wedeln.
„Gott sei Dank, du bist wach. Ich dachte schon ...“, er brach stockend ab. Ein dicker Kloß saß ihm im Hals. Reed atmete ein paar mal tief durch, dann sprach er weiter. „Du warst so tapfer, Zero. Ohne dich hätte das alles Böse enden können. Ich bin so stolz auf dich, mein Großer. Aber könntest du dich bitte verwandeln, damit ich nachsehen kann, ob es Caleb gut geht?“ Am Ende des Satzes entschlüpfte ihm ein leises Schluchzen. Da war so viel Blut!
Zero winselte noch einmal und leckte ihm die Tränen von den Wangen, dann begann er sich zu wandeln. Kurz darauf lag der Alpha vor ihm und Reed blinzelte die Tränen weg. Mit verschwommenem Blick konnte er schließlich nichts erkennen. An Calebs Bein erkannte er eine Bisswunde, aus der das Blut sickerte, die sich aber bereits langsam wieder schloss.
„Reed, geht es dir gut?“, kam ihm Caleb schließlich mit seiner Frage zuvor, dann richtete er sich stöhnend auf.
Sofort war Reed an seiner Seite und stützte ihn. „Was tust du, Cale. Bleib liegen! Ich muss erst nachsehen, wie schwer du verletzt bist.“ Er versuchte, den Alpha zurück auf den Boden zu drücken, doch Caleb wehrte sich dagegen.
Caleb hörte seinen Gefährten erneut schluchzen und zog ihn einfach in seine Arme. „Mir geht es gut. Zero heilt mich bereits“, versicherte er leise und streichelte Reed sanft über den Rücken.
Der Jüngere klammerte sich weinend an ihn. „Als du abgestürzt bist, dachte ich, es wäre alles verloren. Lark hat mich unterdrückt und ich konnte dir nicht helfen. Ich weiß nicht, was ich getan hätte, wenn du gestorben wärst.“
„Es ist doch alles wieder gut, Babe. Beruhige dich“, versuchte Caleb seinen Gefährten zu trösten.
„Ich bin nicht dein Babe“, schniefte Reed trotzig. Er musste sich ablenken und hier bot sich die Möglichkeit dazu.
„Oh, doch, das bist du“, lachte Caleb leise. „Du weinst wie ein Baby und klammerst dich dazu auch noch an mich, als würdest du mich nie wieder loslassen wollen.“
„Das werde ich auch nicht“, flüsterte Reed und drückte sich unbewusst näher in die tröstende Umarmung seines nackten Gefährten.
„Es tut mir leid, Cale. Ich weiß, dass ich manchmal ziemlich stur bin und mir oft vorschnell eine Meinung bilde. Auch, dass ich oftmals nicht mit mir reden lasse. Ich bin arrogant und möglicherweise sogar egoistisch“, erklärte er und stockte. „Sag mal, willst du mich nicht mal so langsam unterbrechen?“ Reed sah empört zu ihm auf.
„Nein, eigentlich nicht“, antwortete Caleb und grinste ihn frech an. „Es ist schön zu hören, dass du um deine Fehler weißt.“
Reed starrte ihn sprachlos an. „Tzz“, machte er und versuchte sich zappelnd aus Calebs Umarmung zu lösen.
Der Alpha lachte nun offen. „Du hast bei deiner Aufzählung humorlos und aufbrausend vergessen“, kicherte er und drückte schließlich seine Lippen auf Reeds Mund. Sofort beruhigte sich sein Gefährte. Reed schlang seine Arme um ihn und erwiderte den Kuss hingebungsvoll. „Aber das alles zusammen genommen ist das, was dich ausmacht und genau dafür liebe ich dich“, hauchte er gegen dessen Lippen.
Reed seufzte zufrieden und setzte den Kuss fort. „Ich ... liebe ... dich ... auch ...“, nuschelte er in den Pausen zwischen mehreren Küssen.
Caleb lachte erneut. „Kannst du mir das nicht in einem einfachen, zusammenhängenden Satz sagen?“ Obwohl er Schmerzen hatte, fühlte er sich glücklich. Reed hatte ihm gerade mit seinem Genuschel seine Liebe gestanden.
Reed richtete sich auf und starrte ihn schweigend an. Er atmete ein paar mal tief durch. „Ich liebe dich, Caleb“, sagte er dann und blickte beschämt zur Seite. „Bist du nun zufrieden?“, setzte er dann beleidigt hinterher.
Caleb unterdrückte ein Lachen. Er nahm Reeds Kinn und zwang seinen Gefährten dazu, ihn anzusehen. Dann drückte er ihm einen weiteren Kuss auf die Lippen. „Jetzt bin ich zufrieden“, seufzte er. „Aber jetzt sollten wir zusehen, dass wir endlich nach Hause kommen. Schließlich müssen wir laufen, da du dich mit der Hitze deiner Wölfin nicht verwandeln kannst, sonst jagen uns wieder die wilden Wölfe, die dich besteigen wollen. Zum Glück riecht nur deine Wölfin nach ihrer Hitze und nicht auch noch du, so wie es bei Omegas der Fall ist.“
Reed blickte seinen Mate unsicher an. „Du wunderst dich nicht über Lark?“
„Doch, schon. Aber ich gehe mal davon aus, dass dies das Geheimnis war, das du die ganze Zeit mit dir herumgeschleppt hast und mir eigentlich hast sagen wollen?“ Reed nickte. „Ach Babe. Du bist manchmal ein solcher Dummkopf. Warum hast du mir das denn verschwiegen? Dadurch haben nur unsere beiden Wölfe gelitten.“
Reed holte zitternd Luft. „Ich weiß und es tut mir auch unsagbar leid, aber ich hatte Angst vor deiner Reaktion. Du musst wissen, als ich noch klein war, besuchten wir für einen ganzen Sommer meinen Onkel Garret“, begann er leise.
„Ich freundete mich damals mit ein paar Jungs an. Als wir zusammen mit unseren Wölfen laufen wollten und uns verwandelten, wurde ich ausgelacht. Sie nannten mich abartig, Monster und Missgeburt. Cale ... das hat mich und Lark damals so verunsichert und verletzt, dass wir uns geschworen haben, niemandem mehr davon etwas zu erzählen.“
Caleb nickte. „Ich verstehe. Darum bist du mit meinem Wolf auch nie gelaufen, als wir uns angefreundet haben“, stellte er fest.
Reed blickte ihn zerknirscht an. „Ich bin ein Feigling“, flüsterte er und senkte beschämt den Blick.
„Mach dich nicht kleiner, als du schon bist“, versuchte Caleb ihn zu beruhigen, doch Reed verstand wieder mal das falsche.
„Ich bin nicht klein“, knurrte er und wollte sich ein weiteres Mal von seinem Gefährten lösen.
„Bist du nicht“, stimmte Caleb zu. „Trotzdem bist du immer noch kleiner als ich. In der Größe ...“, er zeigte damit eine bestimmte Höhe an. „... als auch in der Größe.“ Dieses Mal deutete er auf seinen Schritt. Dabei verkniff er sich ein Lachen, denn Reeds Gesichtsausdruck sprach Bände.
Reed starrte ihn verwirrt an, dann wurden seine Augen groß und er blähte empört die Backen auf. Mehrmals setzte er an, etwas zu sagen, bekam aber kein Wort heraus.
Caleb konnte es nicht lassen, seinen Gefährten noch weiter aufzuziehen. „Nimm es nicht so schwer. Stell dir mal vor, ich wäre der Kleinere in beiden Dingen und würde dich, als den Größeren von uns beiden, ficken. Das sähe sicherlich eigenartig aus!“
Reed riss seine Augen noch weiter auf, was Caleb nicht gedacht hätte, dass dies möglich wäre. Er konnte sein Gelächter kaum noch unterdrücken, da sagte Reed etwas, was ihn erschrocken nach Luft schnappen ließ.
„Das nächste Mal liegst du unten“, sagte Reed mit wütend blitzenden Augen.
Obwohl Caleb wusste, was Reed meinte, versuchte er noch einmal, das Ruder herumzureißen. „Sehr gerne, solange du mich reitest.“
„Oh nein, Caleb Flanigan. Da kommst du nicht mehr so schnell heraus. Ich werde dich nehmen und dabei immer wieder tief in dich stoßen. Und während du kommst, wirst du meinen Namen stöhnen, das schwöre ich dir!“ Mit diesen Worten stand Reed auf und begann den Aufstieg hoch zur Klippe.
Mit einem Ächzen stand Caleb ebenfalls auf. Das war dann wohl ein Eigentor. „Ich sagte doch ... humorlos“, fluchte er leise vor sich hin, dann folgte er seinem Gefährten.
„Das habe ich gehört“, brummte Reed und verkniff sich nun seinerseits ein Grinsen. Da hatte er den anderen Alpha wohl ziemlich geschockt. Behände kletterte er eine Wurzel hoch, dabei hörte er unter sich ein Keuchen. Mit sorgenvollem Blick sah er nach unten. War der Aufstieg für Caleb zu mühsam? War er doch schwerer verletzt als gedacht? Schließlich hatte er ziemlich stark aus einer Bisswunde geblutet.
Was er jedoch sah, ließ ihn breit grinsen. Caleb kletterte direkt unter ihm und hatte den perfekten Blick auf seinen Schritt, worauf er auch starrte. Reed unterdrückte ein Kichern und blieb kurz stehen. Dabei tat er so, als müsste er überlegen, welchen Weg er weitergehen sollte.
„Reed!“, knurrte es unter ihm und er roch kurz darauf Calebs Erregung. Genussvoll schloss er die Augen und sog den berauschenden Duft, den sein Gefährte da von sich gab, tief in sich hinein. „Geh endlich weiter“, wurde er immer noch knurrend aufgefordert.
Reed kicherte und kletterte schließlich weiter. „Selbst Schuld“, lachte er und verschwand oben über den Rand der Klippe.
Kurz darauf erschien auch Caleb, der keuchend neben ihm stehen blieb. Vorn über gebeugt, die Hände auf den Knien, versuchte der Wolf zu Atem zu kommen. Er war erschöpft.
Reed betrachtete Caleb, wie er so da stand, und ihm kam eine Idee. Er würde seinem Gefährten schon zeigen, dass er Humor hatte ... und was für welchen! Leise schlich er sich um Caleb herum und kam hinter diesen. Der Alpha stand, mit geschlossenen Augen, verschwitzt da und atmete noch immer ziemlich schwer. Reed legte eine Hand an Calebs Hüfte und die andere auf dessen Rücken. Er spürte, wie der Alpha erstarrte und versuchte, sich aufzurichten.
„Bleib, mein Großer. Ich sagte doch, das nächste Mal bist du das Mädchen“, raunte Reed dem Wolf ins Ohr und drückte ihn wieder nach unten. Zum Glück konnte Caleb ihm in dieser Position nicht ins Gesicht sehen, denn sonst hätte er erkannt, dass Reed sich köstlich amüsierte.
„Reed, bitte nicht. Ich bin verletzt!“ Calebs Stimme klang leicht panisch, was es Reed schwer machte, nicht laut loszulachen.
„Oh, keine Sorge. Du musst nur still da stehen, alles Weitere überlass nur mir“, erklärte er und ließ seine Hand nach vorn zu Calebs Erektion gleiten, die er sanft umfasste. „Wie ich sehe, bist du bereits erregt. Hätte nicht gedacht, dass du so sehr darauf wartest, von mir gevögelt zu werden.“
Reed musste aufpassen, denn Calebs Geruch und die Bereitschaft seines Körpers auf Sex ließ auch seine Erregung an Intensität zunehmen.
Caleb ließ den Kopf hängen. „Na gut“, knurrte er unterdrückt. „Das habe ich wohl verdient“, gab er schließlich seine Zustimmung.
Reed starrte überrascht auf Caleb, der vorn über gebeugt da stand und darauf wartete, dass er endlich weiter machte.
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Na, was wird wohl passieren? Nutzt Reed seine Chance, oder zieht er sich zurück?
Was würdet ihr euch denn wünschen? JA oder NEIN?
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