17
Da Garret wusste, wie unnachgiebig sein Neffe sein konnte und er gesehen hatte, dass Caleb sich wirklich Mühe gab und es ihm leidtat, was da passiert war, wollte er versuchen, Reed etwas in die richtige Richtung zu schubsen. „Na los doch, Reed. Gib dir einen Ruck und verzeih ihm. Er hat sich wirklich gut um dich gekümmert.“
Reed starrte einen Augenblick schweigend in die Ferne. „Ich weiß nicht so recht“, begann er leise.
„Besteht denn keine Möglichkeit, wie er es wiedergutmachen und dir beweisen kann, dass er es ernst meint?“ Garret stellte diese Frage bewusst, denn er hatte bemerkt, dass sie einen Zuhörer hatten.
Reed wandte seinen Blick ihm nun ganz zu und grinste. „Die gibt es natürlich, aber das wird er niemals zulassen“, kicherte er.
„Was werde ich niemals zulassen?“ Calebs Stimme erklang plötzlich wie aus dem Nichts.
Reed fuhr erschrocken zu dem Alpha herum, der sich keinen Millimeter gerührt hatte und ihn mit offenen Augen neugierig ansah. Ihm war gar nicht bewusst gewesen, dass er die Luft anhielt. Erst als der Atem knapp wurde, stieß er die angehaltene Atemluft mit einem Stöhnen aus. Er fühlte sich ertappt!
Garret lachte leise und Reed wandte entrüstet den Blick zu seinem Onkel. „Du hast gewusst, dass er wach ist“, beschuldigte er den Bruder seines Vaters. Sein Onkel zuckte nur nichtssagend mit den Schultern, zwinkerte Caleb verschwörerisch zu und ging zurück ins Haus. Das mussten jetzt die beiden Alphas unter sich klären.
Caleb richtete sich in seinem Sessel auf und fragte noch einmal. „Was werde ich nicht zulassen?“ Reed sah ihn schweigend an und presste störrisch die Lippen zusammen. „Reed, bitte sprich mit mir. Wie soll ich mein Verhalten dir gegenüber wiedergutmachen, wenn du mich nicht lässt? Sag mir doch, was ich tun kann!“
„Du willst wissen, was du tun kannst, um das wiedergutzumachen? Das sage ich dir. Ich will mit dir schlafen, was bedeutet, du machst die Beine für mich breit! Ich werde dich ganz sicher nicht als Erstes küssen, denn das mache ich nur bei denjenigen, die ich wirklich mag und das bist zurzeit ganz sicher nicht du! Und wenn ich Sex mit dir haben möchte, dann bekomme ich ihn auch, immer und überall. Außerdem wirst du tun, was ich von dir verlange!“
Reed brach erschöpft ab. Er hatte sich in Rage geredet, was ihn ziemlich viel Kraft gekostet hatte. Schwer atmend, wollte er aufstehen. Er war sich ziemlich sicher, dass Caleb nicht darauf eingehen würde, doch dessen nächsten Worte ließen ihn überrascht wieder zurück auf seinen Stuhl sinken.
„Ich bin damit einverstanden.“ Caleb blickte Reed ernst an. Wenn sein Gefährte ihm nur so ermöglichen wollte, ihm zu beweisen, dass er es ernst meinte, dann würde er diese Gelegenheit nicht ungenutzt verstreichen lassen.
„Was? Du bist tatsächlich einverstanden?“ Reed schüttelte fassungslos den Kopf. Damit hätte er jetzt wirklich nicht gerechnet.
„Das bin ich. Ich möchte das Ganze wiedergutmachen und ich werde nichts unversucht lassen, es dir zu beweisen. Ich brauche nur eine Möglichkeit dazu, die du mir hiermit gegeben hast, auch wenn das heißt, dass ich derjenige bin, der gefickt wird. Zero ist deswegen zwar fast am Durchdrehen, aber ich werde das schaffen. Allerdings werde ich nicht alles tun, was du von mir verlangst, denn ich kenne dich, Reed. Du wirst sonst die Gelegenheit nutzen, um mich zu quälen.“ Caleb war aufgestanden und kam Reed näher. Vor ihm blieb er stehen und streckte fordernd seine Hand aus. „Abgemacht?“
Reed sah aus großen Augen zu seinem Gefährten auf. Mit allem hätte er gerechnet, aber nicht damit, dass Caleb mit seiner Forderung einverstanden war. Das, was sein Gefährte ablehnte, war für Reed in Ordnung, denn er hatte genau das vorgehabt, was der Alpha ihm da unterstellte. Zögernd hob er die Hand und schlug ein. „Abgemacht“, sagte Reed leise und hatte dabei plötzlich das Gefühl, als wäre er einen Packt mit dem Teufel eingegangen.
Caleb grinste erfreut. Endlich hatte er die Gelegenheit Reed zu beweisen, wie ernst es ihm mit ihm war. Er wollte diese Beziehung, denn er liebte diesen störrischen Kerl. Was ihm allerdings erst in jüngster Vergangenheit bewusst geworden war.
Reed starrte unsicher zu Caleb auf, der ihn erleichtert angrinste. Dieser hielt immer noch seine Hand und die Wärme, die er dabei ausstrahlte, tat Reed unendlich gut. Dennoch zog er seinen Arm zurück, da knurrte ihm der Magen.
„Du hast Hunger. Soll ich dir etwas kochen?“ Caleb blickte von oben auf seinen Gefährten herab.
Reed überlegte. Hier war die erste Möglichkeit, Caleb einen Befehl zu geben. „Fleischeintopf mit Kartoffeln und Gemüse“, gab er ernst von sich.
Caleb sah ihn überrascht an. Er hätte niemals gedacht, dass Reed auf seinen Vorschlag einging. „Wie du wünschst“, sagte er und überlegte bereits, wo er das Rezept dazu herbekommen sollte. „Soll ich dich reintragen, oder möchtest du noch draußen bleiben?“ Caleb wartete gespannt auf Reeds Antwort.
„Ich bleibe hier. Die frische Luft tut mir gut. Wenn etwas ist, rufe ich nach dir“, gab er nachdenklich zurück. Er hatte nicht gewusst, dass Caleb kochen konnte.
„In Ordnung. Bis gleich.“ Damit beugte er sich vor und gab Reed einen Kuss auf die Lippen.
Reed schob Caleb empört von sich. „Hey! Ich sagte nicht küssen“, knurrte er.
Caleb grinste ihn einfach nur an. „Du hast gesagt, dass du mich nicht küsst. Es war keine Rede davon, dass ich dich nicht küssen darf.“ Nach diesen Worten drehte er sich um und verschwand im Haus.
Zurück blieb Reed, der seine Finger auf seine Lippen legte und seine Punkte noch einmal Revue passieren ließ. Mit einem mulmigen Gefühl erinnerte er sich an seine Worte. Tatsache war, dass er es wirklich so gesagt hatte, wie Caleb behauptete. Zudem wurde ihm bewusst, dass er mit keinem Wort erwähnte, Caleb dürfe nicht mit ihm schlafen. Außerdem hatte er zugestimmt und auf seinen letzten Punkt, Caleb müsse tun, was er von ihm verlangte, verzichtet.
Na, das könnte noch was werden, denn Caleb würde sicherlich jede Möglichkeit nutzen, um ihn zu verführen und sich gegen ihn durchzusetzen. Verdammt! Das Schicksal hasste ihn anscheinend wirklich.
*****
Während Reed auf der Veranda mit seinem Schicksal haderte, stand Caleb in der Küche und suchte auf seinem Handy im Internet nach einem Rezept. Er selbst konnte nur ganz einfache Gerichte, aber für Reed würde er sich Mühe geben.
Garret betrat die Küche und fragte ihn, ob er ihm behilflich sein könnte. Erleichtert erklärte Caleb ihm, was er tun wollte. „Ah, Reed nutzt dein schlechtes Gewissen wohl weidlich aus“, lachte der Alpha und nahm das Fleisch und das Gemüse aus dem Kühlschrank. Er legte die Sachen auf die Arbeitsplatte, dann holte er noch Kartoffeln aus der Vorratskammer.
Während Caleb das Gemüse und die Kartoffeln schälte und schnitt, brutzelte Garret das Fleisch an. Eine knappe Stunde später war der Eintopf fertig. Sie schmeckten ihn noch ab, dann machte sich Caleb auf den Weg zu Reed.
Reed, der eingeschlafen war, spürte ein zärtliches Streicheln an seiner Wange. Noch vom Schlaf benebelt, lächelte er Caleb an und streckte die Arme nach seinem Gefährten aus.
Der Alpha hatte Reeds Wange nur ganz sanft berührt, da schlug dieser auch schon die türkisfarbenen Augen auf, lächelte ihn an und streckte ihm seine Arme entgegen. Calebs Herz begann in seiner Brust heftig zu schlagen. Sein Gefährte sah so verschlafen, einfach wundervoll aus. Natürlich nutzte er Reeds Nachgiebigkeit aus, hob seinen Gefährten hoch und trug ihn in die Küche, wo er ihn auf einem Stuhl absetzte.
Reed wurde erst bewusst, was er getan hatte, als er bereits in Calebs Armen lag. Er konnte dessen Herz hören, welches aufgeregt in seiner Brust schlug. Obwohl er sich dagegen sträubte, musste er zugeben, dass er sich äußerst wohl in der zärtlichen Umarmung seines Gefährten fühlte.
Nun saß er hier mit Caleb allein am Esstisch in der Küche und ließ sich von dem jungen Alpha bedienen. Er schob sich gerade den letzten Bissen in den Mund und lehnte sich zufrieden zurück. Langsam schmeckte ihm das Essen wieder und das, was Caleb da gekocht hatte, war sehr lecker.
Caleb stand auf und räumte die Teller in die Spülmaschine, dann setzte er sich Reed wieder gegenüber. „Hat es dir geschmeckt?“ Der Alpha blickte Reed dabei tief in die Augen.
„Sehr gut sogar. Ich wusste gar nicht, dass du kochen kannst“, antwortete Reed und sah ihn neugierig an.
„Ist gar nicht so schwer, dank Internet und deinem Onkel Garret“, gab der Alpha zu und strich sich verlegen über den Nacken.
Reed unterdrückte ein Grinsen. Sein Gefährte sah in seiner Verlegenheit unglaublich süß aus. Überrascht über sich selbst, schüttelte er innerlich den Kopf. Er musste höllisch aufpassen, dass er dem anderen Alpha nicht sofort vergab.
„Hast du dir schon überlegt, wann wir wieder nach Hause gehen?“ Während Caleb auf eine Antwort wartete, füllte er Reeds Glas wieder mit Wasser auf und schob es ihm zu.
Reed nahm das Glas dankend entgegen und setzte es an die Lippen, dann trank er ein paar Schlucke. „Ich werde wohl am Wochenende zurückkehren. Du kannst gerne früher gehen, wenn du das möchtest“, antwortete er schließlich und wartete gespannt auf Calebs Reaktion.
Caleb sah ihn kopfschüttelnd an. „Du glaubst doch nicht, dass ich ohne dich gehe? Wenn wir gehen, dann zusammen.“
Reed blickte seinen Gefährten einen Augenblick intensiv an, doch dieser sah ihm offen in die Augen. „Okay, wie du willst“, lenkte er schließlich ein und senkte den Blick, damit Caleb sein Lächeln nicht sah. Bis zu einem gewissen Grad freute er sich, dass sein Mate bei ihm bleiben wollte.
Das Bedürfnis Caleb zu küssen überkam ihn und er musste sich zusammenreißen, nicht genau das zu tun. Er sollte sich besser von dem Alpha entfernen, bevor er noch etwas Unüberlegtes tat. Reed stand zu schnell auf und kam ins Schwanken. Sofort war Caleb an seiner Seite und stützte ihn, indem er einen Arm um seine Mitte legte.
Entrüstet versuchte er sich aus dessen Armen zu winden, doch sein Kreislauf spielte ihm einen Streich und er kippte gegen den muskulösen Körper seines Gefährten. Noch war er nicht ganz gesund. Ein genervtes Stöhnen entwich seinen Lippen, dennoch lehnte er sich gegen Calebs warmen Körper und entspannte sich. Warum musste sich das aber auch so verdammt richtig und gut anfühlen?
Caleb sah Reed schwanken und reagierte instinktiv. Sofort schlang er einen Arm um ihn. Obwohl Reed genervt stöhnte, lehnte dieser sich an ihn, was ihn zum Grinsen brachte. Mutig legte er auch den zweiten Arm um seinen Gefährten und zog ihn noch etwas näher.
„Glaub ja nicht, dass ich das immer zulassen werde! Mir ist nur so schwindelig, dass ich ohne dich bestimmt stürze“, rechtfertigte sich Reed und atmete tief durch. Er mochte Calebs Geruch nach Pfefferminze mit dem Beiton von Limone. Unbewusst drückte er seine Nase gegen dessen Halsbeuge.
Der braunhaarige Alpha blieb einfach nur ruhig stehen und genoss Reeds überraschende Anschmiegsamkeit. Auch er atmete dessen Duft bewusst tief ein.
Reed wusste nicht, wie lange sie so beieinander gestanden hatten. Irgendwann löste er sich von Caleb und trat schweigend einen Schritt zurück. Er spürte, dass Caleb ihn nur widerstrebend losließ, es aber dennoch tat.
„Reed“, begann Caleb, doch er schüttelte den Kopf und hob den Blick, um ihm in die Augen zu schauen.
„Dräng mich nicht, Cale. Ich kann dir noch nicht vergeben. Ich ertrage so einiges, aber diese Angst, ich könnte sterben. Das war einfach zu viel für mich und meinen Wolf.“ Reed brach ab und sah ihn traurig an.
Caleb nickte zustimmend. „Ich werde warten“, versprach er und legte seine Hand an die Wange seines Mate.
Reed schmiegte sich kurz in die Berührung, dann löste er sich ganz von Caleb. „Tu das.“ Damit drehte er sich um und ging wieder nach draußen auf die Veranda, wo er sich erneut in den Sessel setzte und die Ruhe genoss. Caleb folgte ihm glücklicherweise nicht.
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Joa und weiter geht's.
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