16
Caleb betrachtete den anderen Alpha, der eingeschlafen war, liebevoll. Im Nachhinein schüttelte er über sich selbst den Kopf. Es wäre ihm nie in den Sinn gekommen, dass er einmal bei jemandem einen Blowjob machen würde, schon gar nicht bei Reed.
Wenn er so darüber nachdachte, hatte er schon immer Gefühle für seinen ehemals besten Freund gehegt. Da hatte sein Vater wohl recht damit, dass sein Wolf seinen Mate bereits in jungen Jahren erkannt haben musste. Aber er musste sich ja dagegen wehren und damit ihre Freundschaft zerstören.
Selbst als er Reed als seinen Gefährten erkannte, war er stur geblieben und hatte sich weiter dagegen gewehrt. Nicht nur, dass er ihn mit seinen Worten verletzte, nein, er musste sich sogar noch weigern, ihn zu markieren, was Reed fast das Leben gekostet hätte.
Auch wenn er nichts davon wusste, dass es für Reed den Tod bedeuten könnte, wenn er die Verbindung mit ihm nicht einging, war das keine Entschuldigung. Denn letztlich konnte er nicht wirklich seine Finger von seinem hübschen Gefährten lassen und hätte einfach nur auf seinen Wolf hören und nachgeben sollen. Er hatte alles falsch gemacht und nun konnte er zusehen, wie er das wieder richten sollte. Irgendwie musste er Reeds Vertrauen gewinnen. Nur dann hätten sie eine gute Basis für eine gemeinsame Zukunft, die er unbedingt haben wollte.
Caleb ließ seinen Blick noch einmal über die zusammen gekauerte Gestalt im Bett gleiten, dann drehte er sich um und verließ leise das Zimmer. Er war vollkommen unbefriedigt und musste sich erleichtern. Reeds Geschmack und seine Reaktion auf das, was er getan hatte, hatten ihn massiv erregt. Darum steuerte er das nächste Badezimmer an.
Dort zog er sich aus und stellte sich unter den Duschstrahl, dann legte er selbst Hand an. Mit dem Gedanken an seinen Gefährten, wie dieser da vorhin gestöhnt und gekeucht hatte, spritzte er innerhalb kürzester Zeit ab. Schwer atmend, blieb er eine Weile stehen. Die Stirn an die Fliesen gelehnt, prasselte das herrlich heiße Wasser auf seinen ermatteten Körper.
Kurze Zeit später richtete er sich auf und wusch sich schnell ab. Nachdem er sich abgetrocknet und frische Boxershorts angezogen hatte, ging er zurück in Reeds Zimmer, um nach dem Wolf zu sehen.
*****
Reed lag im Bett und fror. Obwohl er die Fiebertabletten eingenommen hatte, wirkten sie nicht richtig. Er kämpfte mit seiner Decke, um sich besser zuzudecken, aber er schaffte es nicht allein. Ein frustriertes Wimmern kam über seine Lippen, da hörte er, wie die Tür sich öffnete. Sofort stieg ihm Calebs frischer Duft in die Nase. Langsam drehte er sich auf den Rücken, während seine Zähne vor Kälte unaufhörlich aufeinander schlugen. Er hatte Schüttelfrost, was nichts Gutes verhieß.
Als Caleb das Zimmer betrat, sah er, wie Reed zitternd unter der Decke lag und ihn aus fiebrigen Augen ansah. Schnell lief er zum Bett und beugte sich über den Kranken. „Reed? Was ist los?“ Besorgt sah er ihm in die Augen und bemerkte, dass dieser ihn nicht richtig fixieren konnte. Immer wieder schweifte dessen Blick ab und richtete sich dann erneut auf ihn, nur um danach ein weiteres Mal abzuschweifen.
„So kalt“, flüsterte Reed und sein Zittern schien sich zu verstärken. Caleb starrte seinen Gefährten hilflos an, dann drehte er sich um und lief schnell davon. In seinem eigenen Zimmer angekommen, schnappte er sich seine Decke und kehrte anschließend zu Reed zurück. Dort warf er die Decke über den Alpha, dann kletterte er ebenfalls ins Bett und zog seinen frierenden Gefährten an seine Brust.
„Caleb, was tust du da?“ Reed sah ihn verwirrt an und stemmte seine Hände gegen dessen breite Brust. Als er die Wärme unter seinen Händen spürte, hob er erstaunt den Blick.
„Dir ist kalt und ich möchte dich wärmen“, erklärte Caleb und versuchte seinen Mate näher zu ziehen.
„So warm“, nuschelte Reed plötzlich und rutschte endlich näher, nur um dann auf seinen überraschten Gefährten zu klettern. Zitternd legte er sich auf Caleb ab. „Warum bist du so schön warm?“ Fragend hob er noch einmal den Kopf.
„Ich war Duschen“, gab der Wolf knapp zur Antwort. Er konnte ja schlecht zugeben, dass er sich mit dem Gedanken an Reed selbst befriedigt hatte.
„Ach so? Na dann, gut für mich!“ Damit legte er seinen Kopf wieder auf Calebs Brust ab und seufzte leise. Endlich ließ sein Zittern nach. Die Wärme seines Gefährten schien ihm unter die Haut zu kriechen und tat ihm gut. Ein wohliges Seufzen kam von seinen Lippen.
Bevor Reed wieder einschlief, sagte er noch etwas, was Calebs Herz höher schlagen und Hoffnung in ihm aufsteigen ließ. „Ich habe dich vermisst“, flüsterte der junge Wolf, dann war er auch schon eingeschlafen.
*****
Zwei Stunden später fing Reed wieder an zu schwitzen. Er strampelte die Decken von seinen Beinen und rollte sich von Caleb, der erleichtert aufatmete. Der Alpha hatte sich kaum gerührt, nur um seinen Gefährten nicht aufzuwecken.
Während er mit Reed in den Armen da lag, hatte er sich das, was dieser vor dem Einschlafen zu ihm gesagt hatte, mehrmals durch den Kopf gehen lassen. Er glaubte nicht, dass sich Reed bewusst war, was er da im Fieberwahn preisgegeben hatte. Der Wolf war viel zu stolz, um so etwas einfach so zuzugeben. Doch diese vier Worte bestärkten Caleb in seinem Entschluss, seinem Gefährten zu zeigen, dass es ihm ernst mit ihm war.
„Caleb?“, hörte er seinen Namen und drehte den Kopf. Reed blickte ihn mit fiebrig-glänzenden Augen an, darum setzte er sich auf.
„Ja, Babe?“ Er strich dem Kranken ein paar verschwitzte Haarsträhnen aus der Stirn.
„Ich habe Durst“, flüsterte Reed schwach und schloss die Augen.
„Warte kurz“, antwortete Caleb und drehte sich in Richtung Nachttisch, wo er das Wasser abgestellt hatte. Er setzte sich, nahm eine der Flaschen und öffnete sie. Dann half er Reed, sich aufzurichten, stützte ihn und setzte die Flasche an seine Lippen.
Reed spürte das kühle Nass in seinen Mund laufen und schluckte gierig. Als Caleb die Flasche wieder wegnahm, protestierte er leise.
„Du musst langsam machen, sonst erbrichst du dich“, erklärte Caleb und stellte das Wasser auf dem Nachttisch ab, dann legte er sich wieder neben den erschöpften Alpha.
Reed schloss ergeben die Augen und lehnte sich wieder in die Kissen zurück. „Warum kümmerst du dich so sehr um mich?“ Seine Frage war nur leise vernehmbar und kam ziemlich überraschend.
Caleb zuckte die Schultern, bevor er sprach. „Du bist mein Gefährte“, gab er zur Antwort.
„Hmm“, machte Reed und drehte sich auf die Seite, sodass er Caleb ansehen konnte. „Warum jetzt? Warum akzeptierst du unsere Verbindung nun doch?“
Caleb dachte einen Augenblick nach. „Ich fand dich schon immer faszinierend, obwohl du ein Kerl warst. Nur darum habe ich mich damals von dir zurückgezogen, zudem du dich ebenfalls zurückgezogen hast. Du bist wie ich ein Alpha und das hat mich extrem verunsichert“, begann Caleb und sah zur Decke, bevor er weiter sprach. „Die Kämpfe mit dir habe ich immer nur dann angezettelt, wenn es mir nicht gut ging, da dein Geruch und dass ich dich dabei berühren durfte, mich beruhigten. Reed, ich war solch ein Dummkopf und es tut mir aufrichtig leid, aber ich war so verwirrt und wusste nicht, wie ich damit umgehen sollte.“
Er stockte kurz, dann redete er weiter. „Und als wir miteinander geschlafen haben, war das so unfassbar gut, sodass ich mehr wollte, doch mein Stolz stand mir dabei im Weg. Immerhin war doch ich derjenige, der unsere Freundschaft endgültig zerstört hatte, trotzdem hast du mich mit deinem Biss akzeptiert und das machte mir zu schaffen.“ Caleb holte ein paar mal tief Luft. „Ich wusste nicht, was ich dir mit meiner Weigerung, dich zu markieren antat, bitte glaube mir das und weil ich mir selbst nicht traute, bin ich geflüchtet.“
Caleb redete sich gerade alles von der Seele und legte seinem Gefährten sein Innerstes dar. Dabei starrte er betrübt an die Decke und blinzelte verärgert die Tränen weg, die sich in seinen Augen gesammelt hatten. Auf eine Reaktion seines Mate wartend, drehte er den Kopf und stellte fest, dass Reed eingeschlafen war.
Ein ungläubiger Ton kam über seine Lippen. Er hatte so sehr gehofft, dass Reed ihm verzeihen würde, jetzt, wo er für ihn seine Seele bloß legte und dieser Kerl war doch tatsächlich einfach eingeschlafen! Mit einem frustrierten Seufzen schüttelte er den Kopf. Eigentlich hatte er das ja mehr als nur verdient. Warum sollte Reed es ihm denn auch leicht machen? Schließlich wäre der Alpha seinetwegen fast gestorben.
Caleb drehte sich auf die Seite und betrachtete das verschwitzte Gesicht des hübschen Mannes, der jetzt eigentlich zu ihm gehören sollte. Mit dem Zeigefinger fuhr er sanft die Konturen von Reeds Lippen nach. Er erinnerte sich ganz genau daran, wie es war, diese zu küssen. Dieses unglaubliche Glücksgefühl, das ihn durchströmte, als ihre Lippen sich berührten.
Caleb konnte nicht widerstehen und beugte sich nach vorn, dann presste er seinen Mund auf die trockenen, heißen Lippen seines Mate. Kurz genoss er das Gefühl, dann löste er sich mit einem Seufzen. Er musste unbedingt das Fieber senken, das Reed erneut zu schaffen machte, also stieg er auf, nahm die Waschschüssel und holte frisches, lauwarmes Wasser. Er zog Reed vorsichtig aus, legte ihn auf den Rücken und begann ihn mit einem weichen Tuch abzuwaschen. Dies wiederholte er alle 10 Minuten, bis das Fieber endlich herunterging. Sein Gefährte wachte davon kein einziges Mal auf, seufzte allerdings immer wieder erleichtert, wenn er abgewaschen wurde.
Zwischendurch sah Garret nach ihnen und brachte ein paar belegte Brote für Caleb. Zufrieden betrachtete er den Alpha, der seinen Neffen liebevoll versorgte. Leise verließ er wieder das Zimmer. Garret war sich sicher, dass die beiden es hinbekämen, sich zusammenzuraufen. Mit einem Lächeln informierte er seinen Bruder über die weitere Entwicklung und den Zustand seines Sohnes.
*****
Ein paar Tage später saß Reed auf der Terrasse in einem Sessel und genoss die frische Luft. Drei Tage hatte das Fieber in ihm gewütet. Drei Tage, in denen Caleb kaum von seiner Seite gewichen war und er sich nur schemenhaft an wenige Dinge erinnern konnte.
Reed ließ seinen Blick zur Seite schweifen, wo sein Gefährte auf dem zweiten Sessel schlief. Caleb hatte abgenommen. Auch hatte er dicke Augenringe und wirkte mehr als nur erschöpft. Natürlich wusste Reed, dass der Alpha sich ununterbrochen um ihn gekümmert hatte und sein Wolf drängte ihn dazu, ihm zu vergeben, doch er konnte das bislang nicht. Zu groß war die Angst gewesen zu sterben und zu groß war auch die Angst, erneut enttäuscht zu werden.
Sein Onkel trat auf die Terrasse und überflog mit seinen Augen die Szene vor sich. Dann blickte er Reed in die Augen. „Caleb muss ziemlich fertig sein. Er hat kaum geschlafen und niemanden an dich ran gelassen. Er wollte sich ganz allein um dich kümmern“, begann Garret und lehnte sich an die Brüstung der Veranda.
Reed wandte den Blick ab und richtete ihn erneut auf Caleb. Obwohl er dagegen ankämpfte, konnte er seine Augen kaum von dem attraktiven Kerl lassen.
„Was denkst du? Wirst du ihm verzeihen können?“ Garret sah ihn neugierig an.
Reed zuckte die Schultern. „Ich weiß es nicht. Ich habe Angst, dass er mich wieder verletzt. Ich habe das Gefühl, er würde mich jedes Mal, wenn ich denke, jetzt wird alles gut, verlassen. Erst damals als mein bester Freund, dann als wir uns als Mate erkannten und das letzte Mal, als er sich weigerte mich zu markieren.“
Garret nickte. „Ich verstehe, was du meinst. Dennoch glaube ich, dass es ihm wirklich leidtut und er dich nicht noch einmal enttäuschen wird. Er hat sich so liebevoll um dich gekümmert. In dieser Zeit hat er sich ausschließlich auf dich konzentriert und sich selbst vernachlässigt, wie du selbst sehen kannst“, erklärte sein Onkel leise. „Ich finde, du solltest ihm eine Chance geben, dir zu beweisen, dass er es ernst mit dir meint.“
Reed gab ein ersticktes Lachen von sich. „Als wenn ich eine Wahl hätte! Mein Wolf sehnt sich so sehr nach ihm, dass es mich verrückt macht. Lark nimmt dabei absolut keine Rücksicht auf meine Gefühle.“
Garret lachte leise. „Dein Wolf weiß anscheinend besser als du, was gut für dich ist. Falls du vorhast, dich von ihm fernzuhalten, dann pass auf, dass ihr beide kein Mate-Fieber bekommt, denn das könnte schmerzhaft werden. Im schlimmsten Fall verlierst du deinen Wolf“, sprach sein Onkel eine Warnung aus.
Reed schnaubte frustriert. „Wie ich schon sagte, als hätte ich eine Wahl.“
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Gibt Reed seinem Gefährten die Chance sich zu beweisen?
Kann Caleb seinen Gefährten davon überzeugen ihm zu verzeihen?
Wir werden sehen ...
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