Es dauerte zwar eine Weile, doch irgendwann spürte ich durch meine Wölfin, dass Kieran sich nicht mehr in meiner Nähe befand. Er war weg ... so weit weg, dass auch er mich sicher nicht mehr spüren konnte. Meine Gedanken, Gefühle und Emotionen - gehörten also wieder ganz alleine mir.
Mit schnellen Schritten lief ich erneut zum Fenster und riss die Vorhänge beiseite, um aufmerksam die Dunkelheit zu mustern. Die Lichter der kleinen Stadt erhellten den Wald und auch mehrere hohe Laternen gaben den Weg zur Villa herauf frei. Ich musterte die Straße noch mal genauer und sah weder Wachen, noch irgendwelche Aufpasser. Er war sich also sicher, dass keiner das Haus verlassen könnte und machte sich deswegen auch gar nicht erst die Mühe, Männer einzuteilen, die sie überwachen würden.
Bevor ich mich aber herumdrehen konnte, um meine Flucht zu planen, hielt ich einen Moment inne. Ich wollte nicht, dass mir dieser Ausblick gefallen würde. Doch das tat er. Diese Stille beruhigte mich auf eine ganz besondere Weise und selbst durch das geschlossene Fenster hindurch, nahm ich ganz genau wahr, dass sich ein Fluss in der Nähe befinden musste. Vielleicht sogar ein Wasserfall, was dieses kleine Gebiet im Wald sogar noch bezaubernder wirken ließ ...
Doch egal wie schön es hier war - Kieran war mein persönliches Fegefeuer und mit dieser Einsicht, löste ich mich schließlich auch wieder vom Fenster, um auf direktem Weg die Tür hinter mir anzusteuern.
Gekonnt warf ich meine braune Locken über meine Schulter und legte einen arroganten Ausdruck auf, um in den Flur zu laufen und die Treppen nach unten zu nehmen. Die vielen verschiedenen Frauen Gerüche, die schwer hier in der Luft lagen, vernebelten meinen Verstand. Ich igrnorierte es jedoch und setzte weiterhin einen Fuß vor den anderen, bis ich an der breiten Haustür ankam.
Mehrere Male drückte ich hektisch die Klinke herunter und riss wild an ihr herum, doch diese dämliche Tür bewegte sich natürlich kein Stück, was mich vor Zorn laut fluchen ließ.
"Dieser dreckige Köter!", regte ich mich auf und als ich dabei schlagartig bemerkte, dass jemand genau hinter mir stand, knurrte ich bereits auf und wollte vollkommen ausflippen. Als ich mich jedoch blitzschnell herumdrehte, war es nur Petra, die mich ängstlich musterte.
Ich erkannte sie ganz genau ... diese Panik in ihren Augen. Ich wollte aber keinesfalls, dass sie mich für ein wildes Tier halten würde und versuchte mich deswegen selbst zu beruhigen. Als ich jedoch auf sie zu wollte, wich sie sofort einen Schritt zurück und zeigte schweigend ins große Wohnzimmer am ende des Flures.
Kurz folgte ich ihrer Geste und musterte den hohen Türbogen, doch schnell wandte ich meine Augen wieder auf sie und schüttelte kaum merklich meinen Kopf.
"Ich werde nicht hier bleiben und du darfst gerne mit mir reden. Sag mir doch bitte einfach nur, wie ich hier rauskomme", flehte ich beinahe schon, doch sie starrte nur herunter zu Boden und regte sich nicht mehr. Die unbändige Wut auf Kieran kam mir wieder hoch, also lief ich widerwillig doch ins Wohnzimmer und ließ Petra im Flur alleine zurück. Ich wollte nicht unkontrollierbar über sie herfallen und musterte im Wohnzimmer angekommen den großen Esstisch, der gedeckt mit allerlei Speisen war und eigentlich einladend wirken sollte.
Auch mich wirkte er aber nur einsam und verlassen, genau wie der Rest dieser schwarz eingerichteten Hölle.
"Sollen wir dir einen Napf auf den Boden stellen oder möchtest du am Tisch essen?"
Ohne sie anzusehen, wusste ich, dass es genau die Frau mit den strohblonden Haaren war, mit der Kieran vorhin vor der Tür herum geknutscht hatte. Ich wollte nicht eifersüchtig sein, doch meine Wölfin hatte anderes im Sinn ...
Ein innerer Kampf entstand und meine Wölfin schickte mir verlockende Bilder in den Verstand. Bilder davon, wie ich dieses Miststück in alle Einzelteile zerfetzen würde! Ich würde sie so fertig machen, dass sie sich nicht mal mehr in Kierans Nähe wagen würde - dass sie sich nicht mal mehr trauen würde, auch nur einen Gedanken an ihn zu verschwenden.
Doch ich ignorierte all den Hass und die unkontrollierbare Eifersucht meiner Wölfin! Ihre Triebe waren nicht nachvollziehbar und erlagen ihrer Natur. Sie wollte den Alpha, ohne auch nur eine Sekunde darüber nachzudenken, wie abscheulich er war. Er hatte mich entführt! Das reichte schon, um ihn abzulehnen und genau deswegen schluckte ich all diese schlechten Emotionen herunter und legte stattdessen ein gespieltes Lächeln auf.
"Ich bevorzuge es, auf dem Sessel dort drüben ganz alleine für mich zu essen. Aber danke, für dein Angebot", gab ich ihr erhobenen Hauptes zurück und zwinkerte ihr noch verspielt zu, um mir anschließend einen Teller zu nehmen. Ich schaufelte mir von allem ein bisschen auf den Teller und wollte gerade zufrieden zu dem Sessel laufen, da lachte diese Zicke aber laut auf und drehte sich erneut zu mir.
"Das ist sein Platz. Keiner darf da sitzen", erklärte sie triumphierend, da grinste ich aber umso mehr und lief erst Recht auf den schwarzen Sessel in der Ecke zu. Mit einem entspannten Seufzer, ließ ich mich in das angenehm weiche Leder fallen und genoss es, wie angepisst diese Wölfin mich dabei musterte. Es war das pure Vergnügen, sie so heraus zu fordern und das angenehme Licht der Stehlampe neben mir, rundete diese Atmosphäre sogar noch ab.
Genüsslich ließ ich die erste Gabel der Nudeln in meinem Mund verschwinden, da hörte ich die Blondine knurren und hob davon unbeeindruckt eine Augenbraue an.
"Hast du etwa ein Problem?", fragte ich sie herausfordernd, doch ich bekam keine Antwort mehr. In diesem Moment betraten nämlich noch vier weitere Wölfinnen den großen Wohnbereich. Eine nach der anderen kamen sie in dunklen Pyjamas die Wendeltreppe herunter und betrachteten mich voller Hass. Ich machte mir jedoch nichts daraus und musterte sie nur schweigend.
Mir fiel auf, dass sie alle sehr unterschiedlich wirkten. Jede hatte eine andere Figur, eine andere Haarfarbe und keine war mit der anderen zu vergleichen. Hatte er sich extra ein Harem aufgebaut, weil er auf Abwechslung stand? Diese Frage warf sich zumindest in meinen Verstand, während ich sie weiterhin anstarrte.
"Steh auf! Sofort!", riss mich plötzlich die kleinste von ihnen aus meinen Gedanken. Die hatte feuerrotes Haar, das streng zu einem Dutt gebunden war und machte damit einen wirklich strengen Eindruck.
"Zeigt mir, wo ich aus dieser Hölle raus komme und ich stehe nur zu gerne auf", gab ich ihr zurück und bemerkte dabei im Augenwinkel jemanden am Esstisch. Mein Blick fiel dorthin, wo ich Petra beobachtete, wie sie eine große Schüssel auf dem Tisch platzierte. Mir entging nicht, wie sehr ihre Hände dabei zitterten, doch ein plötzliches Knurren ließ mich meine Aufmerksamkeit wieder zur anderen Seite lenken.
"Steh auf!", setzte die Kleine nach und ich konnte kaum reagieren, da kam sie auch schon auf mich zu und schlug mir einfach meinen Teller aus der Hand.
"Was soll das?!", gan ich aufgebracht von mir und stand hektisch auf, woraufhin die Blondine nun auch noch zu mir kam.
"Was das soll? Was denkst du, wer du bist?", giftete sie mich an und ich konnte kaum glauben, dass sie so mit mir sprachen. Dieser ganze Hass! Wozu ?! Ich wollte doch nur wieder weg von hier und war überhaupt keine Konkurrenz für sie.
"Hör mir ganz genau zu!", warnte ich sie. "Solange ich hier bin, hast du mich mit Respekt zu behandeln und wenn du keinen Bock auf mich hast, hilf mir einfach zu fliehen! Ich-"
Vollkommen unerwartet griff sie in meine Haare und riss mich so ruckartig herunter, dass ich auf meine Knie fiel.
"Fliehen?!", schrie sie mich an und wollte nach mir treten, da umfasste ich aber ihr Bein und zog daran, sodass auch sie zu Boden fiel.
"Ja! Fliehen!"
"Du gehst nirgendwo hin! Wenn Kieran dich will, dann lerne wo dein Platz ist!", mischte sich die Rothaarige ein und packte sich meinen Arm, um mich von der Blonden wegzuziehen.
"Und du bist es, die uns mit Respekt behandeln sollte! Wir haben hier das Sagen! Hast du das verstanden?!"
Ungläubig sah ich auf zu den Beiden und schüttele hysterisch meinen Kopf.
"Verpisst euch bloß von mir!"
Kaum hatte ich ausgesprochen, lachten die beiden und entfernten sich zu meiner Erleichterung wieder von mir, um sich mit den anderen laut lachend an der Tisch zu setzen.
Wie unfair es war, mit mehreren auf eine Person zu geben. Eins gegen eins hätte ich beiden bewiesen, wer ich war und die hätten sich zweimal überlegt, ob sie so mit mir umgehen würden.
"Achja", warf die Rothaarige ein und als ich ihren Blick erwiderte, zeigte sie an mir vorbei zu dem gebrochenen Teller auf dem Boden. Das Essen lag überall auf dem dunklen Marmor und erneut hörte ich dieses dreiste Gelächter. "Denk nicht, du könntest dir einen neuen Teller nehmen. Iss auf. Du wirst alle Kraft brauchen, wenn Kieran zurück ist und Lust verspürt."
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