60.
Eric
Song: 78fahrenheit - Ethel Cain (demo) <3
Ich erinnere mich noch an die Nacht, nachdem ich Ben zum ersten Mal geküsst habe. Es war eine wolkenlose, heiße Sommernacht, wie heute und ich lag, wie heute, auf meiner Bettdecke und schaute aus dem offenen Fenster zum erleuchteten Himmel.
Nur dass ich nicht mehr in meinem Kinderbett liege, nicht mehr in dem Haus lebe, in dem ich aufgewachsen bin.
Ich habe diese Welt verlassen und bin zurückgekehrt, bin wieder in der gleichen Stadt, schlafe unter demselben Himmel.
Ben hat diesen Ort nie verlassen. Ich weiß nicht, was schlimmer ist; für immer bleiben oder zurückkommen.
Wie heute konnte ich in dieser Nacht nicht schlafen. Ich erinnere mich noch, wie Bombenflieger durch meinen Bauch rumorten und ich Angst vor dem drohenden Sonnenaufgang hatte. Weil dann würde der Schutz der Nacht von mir abfallen und ich müsste mich Ben stellen, ihm in die Augen blicken, nachdem was ich getan hatte.
Ich wusste, dass er den Kuss erwidert hatte. Mir war bewusst, dass er sich gegen mich gelehnt hat. Dennoch unterschätzte ich Ben und seine Stimmungsschwankungen nicht.
Am nächsten Morgen würde ich vielleicht einen anderen Ben als in der Nacht zuvor vorfinden. Dieser Gedanke brachte mich um den Schlaf.
Das kühle Blau des Mondes hat mir Gesellschaft geleistet. Heute kann ich keine in seiner Anwesenheit finden.
Ben war der erste Junge, den ich geküsst habe. Vor ihm gab es niemanden, den ich so küssen wollte wie ihn.
Ich war zweiundzwanzig, stand kurz vor meinem Abschluss und hatte mich in den Jungen verliebt, mit dem ich zu viel Zeit verbracht habe.
Manchmal frage ich mich, ob ich ihn mir ausgesucht habe oder er sich mich ausgesucht hat oder ob wir dazu verdammt waren, für einander zu fallen.
Unsere Familien hingen geschäftlich zusammen, da waren wir noch Kinder. Doch als mein Vater Durst nach schwarzem Gold bekommen hat, hätte ich keine Zeit mehr bei den Rosethorns verbringen müssen.
Mein Vater saß nicht mehr bei Bens Vater im Büro und selbst wenn dem so gewesen wäre, war ich alt genug gewesen, um allein Zuhause zu bleiben. Aber irgendetwas zog mich zu den Rosethorns. Ich wollte weiterhin mit dem Jüngsten Zeit verbringen, so sehr, dass ich nach der Schule zu ihm ging, anstatt mich mit meinen Freunden zu treffen und segeln zu fahren.
Und wenn ich mich heimlich ins Haus schlich.
Ich kannte diese Familie einst besser als sonst irgendjemand. Ich war bei fast jedem Streit anwesend, bei jeder Krise des Unternehmens, die mit nach Hause gebracht wurde.
Ich kannte Ben und seine Familie besser als ihre eigene Haushälterin.
Ich war da, als Ben sich irgendwann veränderte und ich wusste nicht warum, was der Auslöser war.
Vielleicht war er einsam. Ein Freund reichte ihm nicht.
Vielleicht war es der zunehmende Druck, den sein Vater auf ihn ausübte.
Vielleicht waren es aber auch seine Augen, die ihn verunsicherten, wenn sie über meinen halb nackten Körper glitten und in meinem Schritt verweilten, wenn er glaubte, ich würde es nicht bemerken oder schlafen.
Die Schuld bricht wieder über mir zusammen und dieses Mal bin ich fest davon überzeugt, dass ich ihn in Frieden lassen sollte. Dass ich vielleicht der Auslöser für alles war.
Sicher, ich habe ihn im Stich gelassen. Aber was, wenn man die Schuld für Dinge, die lange vor meiner Abreise geschehen sind, auch auf mich schieben kann?
Wenn ich mich zurückziehe, kann Ben endlich über uns hinwegkommen und seinen Frieden machen, ihn endlich in sich finden.
Ich glaube, das ist es, was wahre Liebe definiert. Man denkt nicht mehr an sich, an seinen Schmerz, der aus Handlungen hervorgeht, die man nur für den anderen begeht.
Es ist mir egal, wie sehr ich ihn vermissen werde, nachdem wir uns wieder so nah gekommen sind. Nachdem ich gespürt habe, dass ich immer wieder zu ihm zurückkommen kann, dass er immer noch da sein wird und sich noch genauso anfühlt wie früher.
Ich habe ihn nie gefragt, wie es ihm damit geht, immer nur angenommen, dass ihm das, was wir getan haben, auch gefallen hat - genauso gut wie mir.
Da kam mir das Gespräch mit meinem Vater heute Nachmittag wie ein Wink mit dem Zaunpfahl vor.
Er fragte mich über meine Zukunftspläne aus.
Wo will ich ihn? Wo sehe ich mich? Wie lange werde ich noch in Fitchburg bleiben?
Wie jeder besorgte Elternteil, wollte er wissen, was ich mit meinem Leben anfangen will.
Immerhin sei ich schon einunddreißig, da hätten die meisten Menschen die Richtung ihres Lebens gefunden und würden sich langsam aber sicher niederlassen, sesshaft werden und nicht über ihren nächsten Aufbruch ins große Unbekannte nachdenken. Mir war klar, dass dieses Gespräch nach meiner Offenbarung an Arons Esstisch kommen musste. Und das war auch gut so, jetzt habe ich noch mehr Klarheit.
Ich zünde mir meine dritte Zigarette an. Wenn ich sie rauche und die Augen schließe, kann ich mir für ein paar Sekunden einbilden, dass Ben neben mir liegt, die Beine lang ausgestreckt, den glühenden Stummel zwischen den Lippen, die Augen halb geschlossen, die Lungen voller Rauch.
Ich schließe die Augen und ertrage das Brennen in Mund und Rachen.
Die Wahrheit ist, dass ich nicht weiß, was ich mit meinem Leben anfangen soll und noch nicht bereit bin, mich irgendwo niederzulassen - schon gar nicht mit irgendwem.
Das war das Problem, ist es schon immer gewesen. Ben und ich sind in dieser Hinsicht grundverschieden. Und in so einem essenziellen Punkt sollte man sich doch wenigstens auf derselben Seite befinden. Es war immer der Knackpunkt, der unsere Welt zersplittern ließ.
Vielleicht ist es an der Zeit, dass ich als Älterer dieser Tatsache ins Auge blicke und akzeptiere, dass ich den ersten schmerzlichen Schritt in die richtige Richtung mache, weg von Ben. Fort von unserer Geschichte, unserer Vergangenheit und fort von unserer toxischen Gegenwart.
Ich kann ihn nicht zwingen, sich zu bessern, sich selbst zu akzeptieren, mit mir zu reden und sich mir zu öffnen, mich reinzulassen.
Wenn er mich wie alle anderen aussperren will, muss ich das hinnehmen und ihn in Ruhe lassen. Damit ich ihn nicht weiter aufwühle, ihn verletze.
Er wird es als einen weiteren Verrat ansehen, das weiß ich. Aber ich weiß mir nicht anders zu helfen.
Die Zigarette zwischen meinen Fingern droht, meine Haut zu versengen.
Ich werde es kein zweites Mal darauf ankommen lassen, dass die Situation zwischen uns uns die Hände verbrennt.
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hello :)
Leute, gebt mir etwas Zeit. Ich muss meine Gedanken sortieren.
Ich werde mich am Freitag oder am Wochenende wieder melden, okay?
Ich weiß, ich muss mich vor euch nicht rechtfertigen & ihr versteht das und seit supportive (danke :( <3!!), aber ich will euch auf dem Laufenden halten and it's pretty much the same old story: 1. Schule - ich muss schneller arbeiten.
2. Ich habe keine Reserve mehr (ich welchem Paralleluniversum habe ich die schon langfristig xD).
Und 3. ich muss die Storyline vorbereiten, damit ich schneller schreiben kann, ohne ewig zu überlegen: "okay, und was wird jetzt passieren?"
Guuttt, also bis die Tage, I love you all! Fühlt euch umarmt und! was sagt ihr zum nachdenklichen Eric? :) Und seinem Plan zu gehen??
All my Love,
Lisa xoxo
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