
52.
Ben
Song: 4AM - Kid Brunswick
Ben? Geh wenigstens einmal an dein Handy!
Bitte?
Ben?
Okay, wenn du es so willst, dann war's das.
Tut mir leid, das wollte ich nicht schreiben.
Eric scheint gestern eine lange Nacht gehabt zu haben.
Die Nachrichten, die auf sein 'Tut mir leid' folgen, lese ich erst gar nicht. Mein Daumen schwebt zum hundertsten Mal über dem blockieren-Icon, doch ich bringe es nicht übers Herz.
Die leuchtenden Worte treiben Tränen in meine müden Augen.
Ich konnte die ganze Nacht nicht schlafen. Eigentlich kann ich seit Donnerstag nicht mehr richtig schlafen, nicht mehr, seitdem ich mit Ophelia geredet habe. Da sind zu viele Gedanken und Bilder in meinem Kopf, mit denen ich nicht umgehen kann.
Seufzend lasse ich meine Arme auf meine Brust fallen und warte, bis der Bildschirm erlischt.
Ich schließe gerade meine Augen, da klopft es genau zweimal an meine Tür. Das zweite Klopfen ist noch nicht einmal verklungen, da wird die Klinke bereits heruntergedrückt und mein Vater steht mit zwei großen Schritten im Raum.
"Aufstehen."
Wir halten den Blick des anderen für eine erstaunlich lange Zeitspanne. Ich drehe den Kopf nicht zur Seite oder schüttele mein fettiges Haar vor die Augen, weil ich viel zu überrascht und überrumpelt bin und gar nicht verarbeiten kann, was gerade passiert.
Er wird diesen Moment der Ruhe verstreichen lassen, weil er wahrscheinlich völlig überrascht ist, dass ich seinen Blick erwidere - und das mit keiner feindseligen Mimik.
Dann scheint er sich zu erinnern, warum er einen Fuß in dieses Zimmer gesetzt hat.
"Deine Schwester hat heute Geburtstag, falls du das vergessen hast und wir werden jetzt alle zusammen zu ihr gehen und ihr alles Gute wünschen, wie eine Familie das nun mal so macht, also komm jetzt, oder soll ich dir Beine machen?"
Ich rolle mich auf die Seite, um den Mann vor mir in vollen Augenschein zu nehmen. Er trägt seine schwarze Hose mit den akkuraten Bügelfalten wie fast jeden Tag. Nur dass es sich nie um dieselbe Hose handelt, er muss hunderte haben. Jedenfalls stelle ich mir das vor.
Sein Hemd hat einen ekligen eidottergelben Ton. Darüber trägt er eine graue Weste, die eigentlich nicht zu Hose und Hemd passen dürfte, es aber dennoch tut.
"Du sollst aufstehen", sagt er jetzt ganz langsam und beugt sich vor.
Als würde er mit einem Hirntoten sprechen. Vielleicht bin ich das auch.
"Und was, wenn ich nicht will?", frage ich genauso langsam und schwerfällig zurück. "Was, wenn ich keinerlei Interesse an diesen Familienaktivitäten habe? Denn das habe ich nicht. Also mach die Tür bitte wieder hinter dir zu, wenn du gehst."
Das Sahnehäubchen dieser Konversation wäre ein falsches Lächeln gewesen, aber dazu bin ich wirklich zu müde.
"Ben!", knurrt mein Vater leise, "du wirst jetzt auf der Stelle aus dem Bett aufstehen und mit mir kommen!"
Seine Stimme hat diesen bedrohlichen, ruhigen Ton, den Väterstimmen manchmal annehmen, genau dann, wenn man weiß, dass jegliches Widersprechen reiner Selbstmord wäre.
Ich spiele mit dem Gedanken, denn was habe ich schon zu verlieren? Doch dann gebe ich nach und schwinge die nackten Beine über die Bettkante.
Wenn Dad nur wüsste, dass sich auf dem Handy neben mir ein Chat befindet, den ich mit einem anderen Jungen geführt habe. Einem Jungen mit dem ich Sex hatte, verdammt oft, verdammt guten Sex. Hier, auf diesem Bett, da, wo er jetzt steht, im Bad, im Wohnzimmer, auf der verdammten Terrasse.
Einem jungen Mann, der mir jetzt hinterher kriecht, weil ich ihn habe stehen lassen. Ob er wohl stolz auf mich wäre, wenn er es wüsste? Immerhin habe ich mich ganz nach seinem Vorbild verhalten und bin einfach abgehauen, habe die andere Partei ihren niedrigen Rang spüren lassen.
Ich frage mich, was er mit diesem Wissen anstellen würde, wie er darauf reagieren würde.
Ich wundere mich eine Sekunde zu lang, denn er macht einen weiteren Schritt auf mich zu und greift mich im Nacken, zieht mich unsanft auf die Füße.
"Au!", entweicht es mir und ich beiße auf meine Zunge.
"Ich sagte, jetzt", zischt er.
Mit unbeholfenen Schritten lasse ich mich zum Geburtstagskomitee meiner Schwester rekrutieren.
Mom steht bereits im Flur, sie hat einen seidenen Morgenmantel über ihren Pyjama geworfen. Ihre Augen sind verquollen, aber perfekt geschminkt.
Ich bedenke sie nur mit einem flüchtigen Blick und stelle mich dann in die zweite Reihe hinter meine Eltern.
Mein Vater klopft erneut und wartet genauso lange wie an meiner Zimmertür.
Beim Eintreten in das nach Veilchen stinkende Zimmer meiner Schwester beginnen die beiden unstimmig zu singen.
Ich ziehe den Kopf ein und versuche, mich aus dieser peinlichen Situation wegzuducken. Es ist eine ganze Weile her, dass ich so viel Fremdscham empfunden habe.
Meine Eltern versammeln sich um das Bett ihrer Vorzeigetochter, die verwirrt die Augen aufschlägt und sich im ersten Schockmoment ein Kissen auf die Ohren drückt, bis sie schließlich realisiert, dass das hier kein böser Traum ist, aus dem man erwachen kann, sondern dass es sich um die bittere Realität handelt.
Willkommen im Club, Schwesterherz.
Ich drücke mich vor ihrem Bücherregal herum und fahre mit den Fingern über die staubfreien Regalbretter und beobachte Ophelia dabei, wie sie versucht einen Bissen von den gereichten Pancakes, auf denen eine brennende Einundzwanzig steht, herunterzuwürgen.
Ein entnervter Blick ihrerseits trifft mich und ich zucke nur mit den Schultern. Merkwürdigerweise wurde ich noch nie mit Pancakes am Bett überrascht. Wahrscheinlich aus dem Grund, weil alle wissen, dass ich ihnen die scheiß Teigklumpen um die Ohren gehauen hätte, wenn sie es je versucht hätten.
"Jetzt bis zu erwachsen, mein Schatz", seufzt Mom mit angegriffener Stimme und glänzenden Augen.
"Lass dir sagen, es ist nicht sonderlich berauschend", gebe ich von mir und ernte strafende Blicke der beiden Erwachsenen und ein entkräftetes Aufatmen vom Geburtstagskind.
Mir wird beinahe schlecht, wenn ich Ophelia dabei beobachte, wie sie versucht einen weiteren Bissen herunterzuwürgen.
Ich entscheide mich also lieber auf die Fotos an ihrer Wand zu starren; die fluffigen Wolken, pinken Blumen und lächelnden Gesichter. Wem will sie etwas vormachen? Sich selbst?
Wann wacht sie auf und merkt, dass das hier alles Fake ist?
"Dein großes Geburtstagsgeschenk hast du ja von uns schon bekommen, aber heute Abend gibt es trotzdem noch eine Kleinigkeit von uns - auf deiner großen Feier."
Wie er 'große Feier' ausspricht, ich könnte kotzen.
"Freust du dich schon?", fragt Mom.
Ophelia nickt und kaut, schluckt und schaut dann kurz zu mir.
Warum bin ich überhaupt hier? Nur um hinten in der Ecke zu stehen? Es ist doch wohl mehr als deutlich, dass ich hier fehl am Platz bin.
"Ja. Ja, ich freue mich schon. Sehr."
Das 'sehr' kommt so verzögert, dass es ihr selbst die beiden Dummköpfe am Bett nicht abkaufen dürften.
Aber wie immer lassen sie sich nicht auf den Grund ihrer schwarzen Seelen blicken.
"Das wird ganz toll! Warte ab, bis du den Garten siehst. Wir haben ihn so schön geschmückt", fährt die Frau fort, zu der Ophelia früher oder später werden wird.
Ihre dünnen Finger streichen über die hellrosa Bettdecke, unternehmen den vagen Versuche, die Finger ihrer Tochter zu berühren. Aber sie macht einen Rückzug, sobald sie ihrem Ziel näher gekommen ist.
Wir haben ihn geschmückt. Wohl eher schmücken lassen.
Ich atme verächtlich aus und schaue an die Decke, zähle die Sekunden, bis Dad in die Hände klatscht und diese Zusammenkunft endlich auflöst, damit ich mich wieder in mein Bett verkriechen und Erics letzte Worte anstarren kann.
Aber das war erst mein Morgen. Der Abend sollte noch viel schlimmer werden.
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Happy Monday and happy V-Day if you are celebrating <3
Habt ihr einen Valentin? Keine Sorge wenn nicht. Ich habe auch niemanden :)
Erst gestern fragte mich eine Freundin, wie ich es schaffen würde, so im Reinen mit mir selbst zu sein - und das ohne einen Partner. Ich meine zum einen ein riesen Kompliment oder...? Ein Partner ist nur ein Plus zu euch und eurer Person. Ihr seid auch ohne eine vollkommene Persönlichkeit. So sehe ich das jedenfalls. Ich brauche niemanden (natürlich schon irgendwo & irgendwie aber nicht in der Hinsicht "Partnerschaft"). Das kann zwar alles sehr schön sein, aber ich glaube, sobald man verzweifelt nach jemandem sucht & das Ganze nicht auf sich zukommen lässt, wird es schwierig, bzw. es kommen Beziehungen dabei raus, die nicht halten & als Zeitverschwendung betrachtet werden können...
Ich bin mittlerweile wirklich bei der Auffassung angekommen, dass der V-Day nur für die Wirtschaft gut ist. Wenn ihr einen Partner habt, dann braucht ihr keinen festgelegten Tag, um euch gegenseitig eure Liebe zu bestätigen...
Laber, Laber, Laber-Lisa. hahahaa
Ich habe gestern noch nicht die letzte Episode von euphoria geguckt (ich glaube jedenfalls, dass gestern die letzte rausgekommen ist...idk) Ich kann nicht! Ah.
Dafür habe ich mir gestern wieder mal selbst die Haare geschnitten. :) Dieses Jahr werde ich aber definitiv! mal wieder zum Friseur gehen! I want a wolf cut!!!
Wer von euch hat die Halftime Show vom Super Bowl geguckt? Was sagt ihr???
Ich fand's ganz nett.
All my Love,
Lisa xoxo
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