37.
Ben
Song: To Be So Lonely - Harry Styles
Der Raum um mich herum wird wieder lauter. Ich verstehe nicht wieso.
Ich habe James' Pille vor noch nicht allzu langer Zeit eingeworfen, es ist praktisch unmöglich, dass sie bereits ihre Wirkung verliert und doch ist es so.
In der Ecke rechts von uns stehen drei junge Frauen. Eine lacht lauter als die andere.
James unterhält sich mit dem Barkeeper über das Basketballspiel, das hinter ihm auf einem Fernseher flimmert. Gläser werden über den Bartresen geschoben, hinter mir fällt klirrend etwas herunter. Und zu all dem schlägt mein Herz langsamer und leiser, wenn es doch das Gegenteil tun sollte. Ich bereue es so sehr, heute aus dem Haus gekommen zu sein.
"Was hast du gesagt, du musst lauter reden, Mann!"
Carlos Visage taucht vor mir auf, roten Wangen, glasige Augen. Ich muss meine Gedanken laut ausgesprochen haben. Ich winke ab und bin erleichtert, dass ich noch nie dazu in der Lage war, Carlos Aufmerksamkeit für länger als zwei Minuten auf meiner Person zu halten.
Der Blonde wendet sich schon wieder einem der Jungs zu, stößt mit ihm an.
Ich drücke mich von der Bar ab und rutsche von meinem Sitzplatz.
Irgendjemand will mich zurückhalten, doch ich schüttle die Hand an meinem Ellenbogen erfolgreich ab. Meine Haut ist schweißnass und sehnt sich nach frischer Nachtluft.
Meine Lungen ebenso.
Mit jedem Schritt, den ich Richtung Ausgang unternehme, verschlechtert sich meine Laune. Und zu allem Übel ist es keine Wut. Mit Wut könnte ich umgehen. Es ist Trauer. Und Enttäuschung.
Enttäuschung darüber, dass ich mir vorgenommen habe, einen schönen Abend zu verbringen und diesen Erwartungen nicht gerecht werden konnte.
Enttäuschung darüber, dass ich mir gerade selbst im Weg stehe, um Spaß zu haben. Aber ich habe keine Lust jemandem eine reinzuhauen oder noch mehr zu trinken.
Eine eiserne Faust scheint meinen Magen zu umklammern, mir wird kalt und ich muss mit aller Kraft das Bedürfnis unterdrücken, die Arme um mich zu schlingen.
Was auch immer mir James da untergejubelt hat, es zeigt das Gegenteil der Wirkung, die ich mir versprochen habe.
Und diese Tatsache wühlt mich um so mehr auf.
Ich hätte nie hierherkommen dürfen, das war ein Fehler.
Ich will nach Hause.
Nach diesem Gedanken halte ich ruckartig inne. Jetzt bekomme ich es mit der Angst zu tun. Ich komme mit allem klar; Halluzinationen, Krämpfen, Schweißausbrüchen, Übelkeit bis zum Gehtnichtmehr, Benommenheit.
Aber nicht diesem gefühlsduseligen Zustand.
Mit weit aufgerissenen Augen komme ich vor dem Club zum Stehen, die frische Luft bemerke ich gar nicht, nur den beinahe unerträglichen Gestank.
"Was ganz allein?"
Der Türsteher - ich glaube, er heißt Frank, aber ich habe mich nie wirklich um seinen Namen geschert.
"Was?", frage ich irritiert und drehe mich um, sehe ihn rauchend an die Backsteinwand gelehnt.
"Ob du heute mal ganz alleine hier rauskommst?"
"Sieht ja wohl so aus", gebe ich entnervt von mir und wende mich wieder ab.
Ich bin nicht in Stimmung für Small Talk und die Tatsache, dass mein Plan allein frische Luft zu schnappen, nun auch den Bach runtergegangen ist, lässt mich Rot sehen.
Doch Frank scheint mein Zeichnen nicht zu verstehen oder bewusst zu übersehen.
"Weißt du, wenn man in meinem Alter permanent von so jungem Blut umgeben ist, wünscht man sich auch mal eine kleine Pause von da drin."
Er nickt zur Tür neben ihm, den glühenden Stummel fest zwischen den dicken Fingern.
"Hm."
Ich trete einen kleinen Stein weg, er prall von einem der Müllcontainer ab. Eric hätte ihn jetzt unter seiner Schuhsohle hin- und hergerollt, bis er sich von der Stelle hätte bewegen müssen.
"Heute also keine Prügelei?", bohrt der fettleibige Mann weiter.
"Nein!"
Ich werde lauter und wirble herum.
"Und damit wir uns hier jetzt nicht falsch verstehen: Ich möchte gerne alleine sein und in Ruhe Nachdenken! Alles klar?"
Ich kann meine Füße nicht zurück kommandieren, ich stehe bereits eine Handbreit vor dem Rauchenden und funkle ihn von oben herab an.
"Und worüber?"
Ein Schwall herber Geruch wabert um mein Gesicht und entzündet in mir Lust auf eine Zigarette.
Ja, worüber eigentlich?
"Das weiß ich nicht", sage ich ehrlich und bereue in derselben Sekunde meine lose Zunge, die ich doch sonst so gut unter Kontrolle habe.
Frank lacht herzlich auf und schnippt seine Kippe in den Dreck.
"Dann ist es vielleicht gut, dass du nach hier draußen gekommen bist, um einen klaren Kopf zu bekommen. Da drinnen wird es oft zu laut."
Er wiederholt sich und ich trete einen Schritt zurück, als er sich von der Wand abstößt und andeutet, wieder reinzugehen.
"Junges Blut braucht auch mal Zeit zum Durchatmen", sagt er noch über seine Schulter, bevor die Tür mit einem Knall hinter ihm zufällt.
"Fuck", seufze ich und fahre durch meine zurückgekämmten Haare.
Sofort verlieren sie ihre Form und fallen wie gewohnt vor mein Gesicht.
Zeit zum Durchatmen. Dass ich nicht lache. Seit ich ein Teenager bin, fühlt es sich so an, als ob das Leben mit beiden Springerstiefeln auf meiner Brust steht und bei jeder Gelegenheit kurz in die Höhe hüpft, um mit doppelter Wucht auf mir zu landen und die letzte, krampfhaft aufgesparte Luft aus meinen Lungen zu pressen.
In den letzten Stunden scheine ich so oft über meine Lippen geleckt zu haben, dass sie jetzt wund und geschwollen sind. Aber ich kann dennoch nicht aufhören, mit der Zungenspitze über meine Oberlippe zufahren, während ich im spärlich beleuchteten Hinterhof stehe und nachdenke, versuche herauszufinden, worüber ich nachdenken will.
Als ich mich zum wiederholten Mal prüfend umsehe, um sicherzustellen, dass ich weiterhin ungestört bin, weiß ich es plötzlich.
Es ist das Handy in meiner hinteren Hosentasche, das plötzlich das Gewicht eines Backsteines angenommen hat und sich durch den schwarzen Stoff zu brennen versucht.
Ich weiß, worüber ich nachdenken wollte, was ich tun wollte, als ich den Club verlassen habe.
Ich wollte ihn anrufen. Und irgendwie will ich es immer noch.
Es kostet mich mehr als Selbstbeherrschung, um mein schwarzes Tor zur Welt aus der Tasche zu ziehen und auf Erics Kontakt zu klicken, der mich jetzt plötzlich nicht mehr mit einem anderen Teil der Welt verbindet, sondern mit einer kleinen Zweizimmerwohnung in Fitchburg.
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Hiiii guys :3
he finally did it! Benny did it! Was er sagen wird? Erfahrt ihr bei nächsten Mal ;P *heheheee*
keep in mind, dass Benny hier immer noch ein bisschen high ist, deswegen sind einige Sätze bzw. Zusammenhänge etwas wüst.
Thanks for 3k! :) we are growinnggg :) und btw, fast zeitgleich hat almost Hate die 40k geknackt :0 <3
Das war eine schöne Belohnung, denn heute habe ich eine 5-seitige Interpretation zu einer Kurzgeschichte geschrieben, die 40 Zeilen (!!!) lang war. Ja, ja mir geht's gut, danke der Nachfrage xD
btw, der heute Kapi-Song wurde von einem Leser vorgeschlagen <3
Ich hatte ihn gar nicht auf dem Schirm für diese Story, aber er passt wirklich gut.
Also wenn euch noch ein paar Songs einfallen, die vom Text oder von der Stimmung her passen könnten, immer her damit :)
All my Love,
Lisa xoxo
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