25.
Ben
Nachdem wir beide unsere Zigaretten bis zu den Fingerspitzen geraucht haben, macht Eric den ersten Schritt Richtung Treppe.
Die massiven Steinstufen führen uns direkt auf die feuchte Rasenfläche. Ich weiß nicht, ob es in der Nacht geregnet hat oder ob es sich um die Überreste des morgendlichen Nebels handelt.
Der Wind ist frisch und hier unten viel stärker als auf der geschützten Terrasse.
Eric reckt den Kopf zum Himmel und ich kann sehen, wie er seine Augen schließt.
Sein Adamsapfel tritt hervor, seine Adern am Hals ebenso. Sie sind nur eine Armlänge von mir entfernt, ich könnte sie berühren und meine Finger über seine weiche Haut gleiten lassen.
Doch stattdessen betrachte ich lieber seine langen Wimpern und die glänzenden Haarspitzen, die in dieser Position seine Schultern berühren.
Meine Lippen haben sich unbemerkt geteilt, jede Faser meines Körpers ist weich geworden und dabei, sich auf ihn, diesen gefährlichen Mann, zuzubewegen. Er ist die fleischgewordene Verführung.
Zeig keine Schwäche, ermahne ich mich, schlage die Augen nieder und mache einen Schritt zurück.
"Erinnerst du dich an unsere Sommer hier?", fragt Eric.
Er sieht mich aus halb geöffneten Augen an.
Natürlich erinnere ich mich. Die Frage ist nur, auf was genau er anspielt.
Meint er unsere Sommer hier draußen in der prallen Sonne, wie wir uns mit Früchten aus der Küche lachend den Bauch vollgeschlagen haben oder spielt er auf den Schweiß an, der über unsere Wirbelsäulen geronnen ist, den wir mit unseren Fingern verfolgten und von der salzigen Haut des anderen leckten?
Spricht er von den Wasserschlachten, die wir uns hier unter den Bäumen im sommerlichen Halbschatten geliefert haben oder den Abenden danach, wenn wir uns wie Einbrecher zurück ins Haus und in mein Zimmer schlichen, die Tür hinter uns verriegelten und erst wieder nach dem Morgengrauen herauskommen würden?
Er kann vieles meinen und zwischen den Zeilen sagen, denn da ist viel zwischen uns.
Es ist viel passiert und das nicht nur in der Sommersonne.
Ich trete das Gras in einem Halbkreis platt und kaue auf meiner Wange herum.
"Ich erinnere mich dunkel."
Ich sehe sein Gesicht nicht, aber ich kann spüren, dass er mit dieser wagen Antwort nicht zufrieden ist. Dennoch wird er nicht mehr von mir hören. Ich will und kann dieses Spiel nicht spielen.
Wir würden zu weit gehen, wie immer. Und es würde weh tun, wie immer.
"Wer als Erster an der Bank ist?", fragt er dann, sein Ton plötzlich verspielt, so als wären wir mit einem Mal sieben Jahre jünger.
Ich treffe auf das tiefe Blau seiner Augen.
Doch so schnell sie mich in sich aufnehmen, so schnell sind sie auch wieder verschwunden. Nur ein schwarzer Haarschopf wirbelt vor meinen Augen herum und Eric beginnt über das Gras zu sprinten.
Seine schwarzen Lackschuhe treten Erdklumpen aus dem Rasen, die durch die Luft segeln. Das Bild ist abstrakt und majestätisch zugleich.
Ich kann mich nicht entscheiden, ob ich lachen oder ihm hinterherblicken soll, ich laufe einfach, renne, sprinte, meine Füße so schnell auf dem Boden aufkommend wie schon lange nicht mehr.
Meine Lungen füllen sich schmerzvoll mit der kalten Luft, aber es ist genau das, was ich brauche.
Meine Haare werden aus meinem Gesicht geweht und ich kann plötzlich alles um mich herum sehen.
Die Steintreppe, die Reihe Apfelbäume, die hohen Wohnzimmerfenster, den weiten Himmel und die Schotterwege vor uns.
Der Wind streift Teile meines Gesichts, die schon viel zu lange von meinen Haaren geschützt und abgeschirmt worden sind und deswegen für ihn unerreichbar waren. Ich habe fast vergessen, wie es sich anfühlt, Wind im Gesicht zu spüren. Richtigen Wind, weil man versucht genauso schnell zu rennen wie der Wind selbst.
Eric kommt natürlich vor mir bei der Band zum Stehen. Ich höre seine abrupte Abbremsung auf dem feinen Kies, dann muss ich mich als Verlierer vorbeugen und Luft holen.
Seine Schuhspitzen berühren beinahe meine, so dicht stehen wir. Als ich mich aufrichte, trifft mich sein Geruch mit voller Wucht, ich muss beinahe die Augen schließen.
Wir haben eine Zeitreise gemacht. Das hier ist nicht der Ben, der Eric eben die Tür aufgemacht hat. Und es ist auch nicht der Eric, der hier vor ein paar Tagen mit meiner Schwester stand.
Wir sind wieder wir.
"Ich habe Durst, gehen wir was trinken", stößt Eric aus.
Sein Atem trifft auf meine Wangen, so viel wärmer als die Luft um uns herum.
Ich bin nicht zu mehr als einem Nicken imstand.
Ich lasse ihn vorgehen, in ungeraden Linien über den Rasen straucheln. Er blickt sich nicht um.
Und ich starre die ganze Zeit auf die wohlgeformten Muskeln, um die sich seine graue Hose schmiegt, wie eine zweite Haut.
Früher war er nicht so definiert. Sein Arsch war nicht so rund und prall, seine Hüften beherrschten diesen Schwung nicht.
In meinem Kopf - wo ich sein kann, wer ich will, wo ich tun kann, was ich will - renne ich zu ihm, hole auf und umfasse sein Hinterteil mit meinen Händen. Ich flüstere ihm all die Dinge ins Ohr, die ich mit ihm machen will und die er mit mir anstellen soll. Ich küsse seinen Nacken und öffne seinen Gürtel.
Aber das passiert in meinem Kopf.
In der Realität gehen wir bereits wieder die Treppe hoch und ich schlage die Augen nieder, weil er meinen hungrigen Blick in den Scheiben der Terrassentür sehen könnte.
Ich könnte mich noch nicht mal von hinten an ihn schmiegen. Der beschissene Gips würde mich daran hindern.
Ich knalle die Tür hinter mir zu. Das Glas scheppert im Rahmen und die warme Luft des stillen Hauses ist plötzlich zu warm für meine kalte, verschwitzte Haut.
Eric dreht bereits den Wasserhahn auf.
"Wir haben Wasserflaschen im Kühlschrank", teile ich ihm mit und stütze mich erschöpft auf der Kücheninsel auf.
"Das hier ist dasselbe", entgegnet er und schwenkt sein volles Wasserglas, bevor er es an die Lippen hebt und gierig trinkt.
Ich kann nicht anders, ich muss ihn anstarren. Seine Muskeln, die unter der glänzenden Haut hervortreten. Die Wassertropfen, die seinen Mundwinkeln entkommen und über sein Kinn den Hals hinuntertropfen. Die hypnotisierenden Bewegungen seines Kehlkopfes.
Ob sein Schweiß immer noch so schmeckt wie früher?
Eric setzt das Glas mit einem zufriedenen Laut ab und füllt es erneut, bis zum Rand.
Doch anstatt es sich erneut an die Lippen zu führen, kommt er auf mich zu, lehnt sich über die Steinplatte und reicht es mir.
"Trink."
In diesem Moment würden meine schwachen Gliedmaßen jeden Befehl von ihm ausführen.
Ich berühre das Glas an derselben Stelle, um die er seine Lippen gelegt hat.
Sein prüfender Blick verlässt mich nicht eine Sekunde und ich werde das Gefühl nicht los, dass er das Trinken aus diesem Glas bewusst erotischer macht, als es ist.
Das hat er schon immer gemacht; die kleinsten alltäglichen Dinge in ein reines Vorspiel verwandelt.
Ein Stück Ananas, das aus seiner Hand auf seinen Bauch gefallen ist und eine klebrige Spur auf seiner gebräunten Haut hinterlassen hat, die er mit den Finger nachspurte und die goldene Flüssigkeit anschließen ableckte.
Oder das weiße Handtuch, das er sich nach dem Duschen um die Hüften geschlungen hat, viel zu locker, viel zu tief sitzend. Er ist absichtlich damit an mir vorbeigelaufen.
All das war eine Art Spiel für ihn. Aber er war so gut darin, dass ich jedes Mal mitgespielt habe. Ich habe nie eine Wahl gehabt, auch nur eine Runde auszusetzen.
Und auch jetzt scheine ich machtlos, denn er lehnt sich immer weiter vor, langsam, wie eine sich heranpirschende Katze, die gleich ihr ahnungsloses Opfer mit ihren Krallen durch die Luft schleudern wird.
Er liegt beinahe mit dem gesamten Oberkörper auf der Arbeitsfläche, als er die perfekte Nähe zu mir erreicht hat.
Das Glas schwebt nutzlos zwischen uns in der Luft.
"Kannst du mir dein Zimmer zeigen?"
Sechs Worte. Eine zerstörerische Wirkung.
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Song - Haste - RY X
Ein frohes neues Jahr! Schön, dass ihr nach einer Woche wieder hierher gefunden habt :)
Ich erwarte an dieser Stelle natürlich einen kleinen Bericht, wie euer Weihnachten war! :)
Ich habe ganz entspannt mit meiner Mama gefeiert & mich sehr über meine Geschenke gefreut.
Silvester war wie jedes Jahr sehr ruhig und traurig, jedenfalls empfinde ich es immer als traurig. Ich zelebriere besondere Tage gerne & hätte mir wirklich gewünscht, in einem Club zu sein oder irgendwo, wo es laut und voller Menschen ist. Naja.
Habt ihr Vorsätze fürs neue Jahr?
Ich tatsächlich nicht. Alles, was ich mir in den letzten zwei Jahren vorgenommen habe, konnte ich wegen Corona nicht umsetzten. Also erspare ich mir die Hoffnungen xD
Apropos Corona! Ich bin geboostert!!! :) Ich bin zu so einem Mobilien Impfteam hier in der Nähe gefahren, weil ich nicht auf meinen Termin im Januar warten wollte. Und ich hatte wieder keine Nebenwirkungen :) Wieder ein kleiner Schritt in die richtige Richtung.
In der nächsten Zeit werden die Updates erstmal jeden zweiten Tag kommen. Ich lade hier seit Dezember 2019 (fast) täglich hoch. Gerade bin ich ehrlich gesagt an einem Punkt angekommen, wo ich mich etwas zurücknehmen muss, sonst knallen ein paar meiner Sicherungen durch xD
Ich hoffe, dass ist nicht allzu schlimm für euch <3 Und keine Sorge! Ich werde auf keinen Fall einfach verschwinden! Promise!
Fühlt euch umarmt & bis übermorgen <3
All my Love,
Lisa xoxo
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