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120.

"Das Schlimmste daran zu wissen, dass du stirbst, ist, dass plötzlich all deine Ziele und Träume mit dir sterben, und zwar noch vor dir. Und als ich das bemerkt habe, habe ich es mir zum großen Ziel gesetzt, wenigstens einen kleinen Teil von meinem gesunden Ich am Leben zu halten."
Ich bin an seine Lippen gefesselt. Wenn das alles nicht so schrecklich wahr wäre, dann wären seine Worte einfach nur poetisch und auf erbarmungslose Weise wunderschön.

Ich werde immer noch davon verzaubert, wie er gewisse Dinge ausspricht und betont, wie er unsere Sprach biegt und mit ihr erzählt, wie ich noch nie jemanden erzählen hören habe.
"Ich meine ... ich bin jung. Ich sollte mein verdammtes Leben vor mir haben, ich sollte meine Reise quer durch Europa planen."

Du wirst nach Europa kommen, widerspreche ich in Gedanken und beiße auf meine Zunge bis ich wieder Blut schmecke.
"Ich wollte irgendwann den Mauna Kea besteigen, irgendwo am Strand entlang joggen und einen Surfkurs machen. All das war plötzlich nichtig, einfach so vom Tisch gewischt. Ohne triftigen Grund. Denn winzig kleine Geschwüre, die meinen Körper befallen haben, waren damals kein triftiger Grund für mich, dass all das für mich mit einem Schlag unmöglich sein sollte. Das sind sie, ehrlich gesagt, auch heute noch nicht wirklich, aber ich denke nicht mehr so oft darüber nach."

Jace lässt meine Locken durch seine Finger gleiten. Ich vermisse seine Berührung augenblicklich, als er sich zurückzieht, aber ich verstehe, dass er gerade Abstand braucht.
Wir beide haben Angst davor, uns emotional zu entblößen, nur eben auf andere Weise.

"Mein Lebenstraum, Bergsteiger zu werden, wird nie in Erfüllung gehen. All das sind Aspekte, die mit der Diagnose plötzlich auf dich einprasseln und du kannst nichts, aber auch gar nichts dagegen tun, um dich vor ihren scharfen Kanten zu schützen. Sie zerstückeln dich bei vollem Bewusstsein. Und mir war klar, dass sie auch alles um mich herum zerstört hätten. Also ..."

"... bist du gegangen", beende ich seinen Satz.
Jace nickt, vereinzelte Locken fallen in seine Stirn.
Ich räuspere mich sachte.
"Das war deine Entscheidung, aber ich muss das jetzt sagen .... Auch, wenn es deiner Familie weh getan hätte, dich ... so krank zu sehen, du hättest ihnen diese Entscheidung nicht abnehmen dürfen."

"Doch. Ich musste es tun. Meine Mutter hätte sich für mich verschuldet! Das weiß ich, ich kenne sie - du nicht."
Ich zucke zusammen, weiß, dass er recht hat. Dennoch, ich kann hier nicht sitzen und so tun, als ob ich diese eine schwerwiegende Entscheidung für richtig halte.
Jace vergräbt sein Gesicht in den Händen. Ich höre seinen schweren Atem hinter seinem Schutzschild aus Haut und Knochen.

"Ich werde nie eine eigene Familie haben, nie ein eigenes Haus besitzen, nie die Möglichkeit haben, mich hochzuarbeiten und mir meinen Platz in der Welt zu verdienen", dringt seine gedämpfte Stimme zu mir. "Es ist verdammt schwer, plötzlich keine Ziele mehr vor Augen zu haben."
Das kann ich mir vorstellen, auch wenn ich es nie nachvollziehen und begreifen kann.

Ich taste nach seiner Hand.
"Ich kann dir nur sagen, dass du dankbar sein musst, so eine Familie zu haben. Nicht jeder von uns hat dieses Glück. Ich kann mir vorstellen, dass es dir unglaubliche Angst gemacht haben muss, ehrlich zu sein und dass du deswegen den einfacheren Weg gegangen bist. Aber sie könnten jetzt hier bei dir sein. Hier", sage ich mit Nachdruck.

"Den Weg, den ich gewählt habe, war nicht einfacher. Meine Mom kam in den ersten Monaten sicherlich fast um vor Sorge ... Weißt du, ich habe darauf gepokert, dass sie mich irgendwann hassen wird, weil ich sie im Stich gelassen habe wie mein Dad und dass sie dann damit leben kann. Sie hat früher immer gesagt, dass es die zweitgrößte Strafe im Leben sei, seine Kinder zu überleben."

Ich schüttele den Kopf und betrachte den scharfkantigen Schatten, den der Esstisch auf das Parkett wirft.
"Verstehst du nicht, dass du deiner Mutter nichts Schlimmeres antun kannst, als sie dazu zu bringen, dich zu hassen? Das ist etwas, dass keine Mutter einfach so kann. Ich kann meine Mutter für ihre Kälte und ihre Fehler hassen, aber ich weiß, dass sie mich nie hassen könnte. Ich bin ihr vielleicht in vielerlei Hinsicht egal, aber sie könnte mich nie hassen. Das weiß ich."

Ich würge beinahe, da ein Knoten in meinem Hals das Schlucken schwer macht.
Mom würde mich wirklich nie hassen. Ihr schlechtes Gewissen darüber wäre so viel stärker und selbstzerstörerischer als mein Hass auf sie.
Aber in mir habe ich immerhin noch die Erinnerungen an meine Mom vom Strand und der Zeit davor. Und diese Version von ihr werde ich für immer lieben.

"Ich werde ihr diese Diagnose trotzdem nicht antun, Ophelia. Ich würde vor ihr stehen, mit dem Wissen drei Jahre verschwendet, einfach weggeschmissen zu haben. Kostbare Zeit. Das würde sie ins Grab bringen. Menschen können an gebrochenem Herzen sterben, wusstest du das?"
Wir teilen einen langen Blick, der mir unter die Haut geht.

Ich nicke. Ich weiß.
"Was ist laut deiner Mutter die größte Strafe im Leben?", frage ich.
Jace lacht, reibt die Hände aneinander und legt dann die Zeigefinger an seine Lippen.
"Zwei Kinder alleine groß zu ziehen."
Lachfalten bilden sich um seine Augen und ich komme nicht darüber hinweg, wie lebensfroh sie ihn machen.

"Wo ist dein Vater?"
"Er hat uns verlassen, als ich noch ein Baby war. Meine ältere Schwester konnte sich noch an ihn erinnern, aber ich ..."
Ich umfasse seine Schulter.
"Deine Mutter war vielleicht allein mit euch, aber sie hat einen ganz wunderbaren Job gemacht", lächle ich und trockne meine Tränen.

"Findest du?"
Ich nicke überzeugt, so sehr, dass meine Haare mir kurz die Sicht auf Jace nehmen.
"Kann ich dich noch etwas fragen?"
Unsicher blicke ich ihn zwischen ein paar blonden Strähne hindurch an.

"Klar."
Seine Stimme klingt müde.
"Wie hast du es herausgefunden?"
Ein tiefes Seufzen entkommt seinen Lungen.

"Ich hatte Luftnot und war eine Zeit lang ständig krank. Dazu kamen Schmerzen in der Hüfte. Mein Lacrosse-Coach hat mich damals auf die Bank verbannt und mir befohlen, endlich zum Arzt zu gehen. Wir hatten keine Krankenversicherung und ich habe immer gedacht, es sei eine verschleppte Erkältung. Deswegen bin ich nicht früher zu einem Arzt gegangen, ich wollte ... meine Mom nicht finanziell belasten. Isabell besuchte ein ziemlich teures College."

Isabell, seine Schwester.
Ich versenke die Zähne in der Unterlippe. Jace wollte noch nie zur Last fallen. Auch nicht, wenn es ihm wirklich schlecht geht.
"Ich habe mich dann bei einem ganz normalen Hausarzt vorgestellt und der hat mich sofort überwiesen. Und dann ... tja, saß ich bei so einem Spezialisten, der mir von Metastasen und befallenen Knochen erzählte."

Das Blut sackt aus meinem Gesicht.
"Wie alt warst du da?"
"Anfang zwanzig."
Ich kann nichts sagen und auch nichts machen. Dazu gibt es auch nicht zu sagen, außer, dass das Leben einfach nur schrecklich ungerecht ist.

"Eine einfach Chemo hätte mir zu diesem Zeitpunkt nicht mehr viel gebracht. Ich hätte ein neuartiges Medikament ausprobieren könnten, das ein Vermögen gekostet hätte - und das nur für ein paar weitere, nicht garantierte Lebensjahre. Sie konnten mir nichts versprechen."
"Aber das wäre doch etwas", wende ich mit gebrochener Stimme ein.

Ein oder zwei Jahre mehr, die er hätte, um all die Dinge zu tun, die er vorhatte.
"Aber niemand konnte mir garantieren, dass ich in dieser Zeit auch Lebensqualität haben würde. Ich sehe da nämlich einen gravierenden Unterschied zwischen 'am Leben erhalten werden' und 'leben'."
Er lacht auf, etwas in seinem Oberkörper rasselt.

"Aber ein Versuch -"
"Ein Versuch, der ein Vermögen gekostet hätte und mir mehr Monate, erfüllt von Leid, Chemos, Kotzen, Schwächeanfällen und bemitleidende Blicke, eingebracht hätte? Ophelia, ich habe das hunderte Male mit diesen Typen in weißen Kitteln durchgekaut. Ich wäre ein Kollateralschaden für das Krankenhaus und dieses Medikament gewesen und hätte einen reichen Arsch noch reicher gemacht!"

Ich senke den Kopf.
"Tut mir leid. Ich habe kein Recht, dir ins Gewissen zu reden. Für mich ist das nur ... alles unerträglich schwer."
Keine Träne rollt aus meinen Augen.

"Deswegen wollte ich mit dir darüber reden, bevor du deinen Koffer auspackst", sagt Jace leise.
Ich hebe den Blick und schaue ihn aus großen Augen an.
"Ich habe dir bereits gesagt, dass du mich nicht mehr loswirst, Brighton. Nie mehr."
Die letzten zwei Worte haben eine unglaublich traurige Bedeutung. Unser 'nie mehr' ist so viel kürzer, als das von anderen Menschen.

Ich blicke den jungen, gebrochenen Mann neben mir an.
Und mit Schrecken wird mir eins klar: Wir können die Zeit nicht länger aufhalten und zu unserm Sklaven machen.

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Song: Soon You'll Get Better - Taylor Swift

Seufz.
Das war jetzt echt traurig, hat auch mich beim Schreiben traurig gemacht :/
Dennoch liebe ich solche Szenen. Da kann ich so viel Emotionen in die Dialoge packen (ich hoffe, dass ist mir gelungen!).

Und jetzt versuchen alle mal ein kleines Lächeln, nur ein kleines, weil Jace hat Ophelia und Ophelia hat Jace.
Und ich habe euch und ihr habt mich <3

I'm sending you all my Love,
Lisa xoxo

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