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Out Of The Woods

Die Wälder, die unsere Heimat umschließen, sind so dicht und dunkel wie nordamerikanische Wälder nur sein können. Sie erstrecken sich bis zu einer Bergkette, die wir Sophomore Hills nennen. Die Berge bilden eine natürliche Begrenzung rund um die Stadt.

Vielleicht keine schlechte Sache, hat mein Vater mal gesagt. So bleibt die ganze Verdorbenheit hier gefangen und kann sich nicht weiter ausbreiten.

Damals habe ich das für reines Gefasel gehalten. Für die bittere Abrechnung eines Mannes, der gerade seine Frau beerdigt hat, mit einer Welt, der sein Leid egal zu sein schien. Inzwischen verstehe ich ihn etwas besser. Nichts Gutes entsteht in der Stadt. Und das bisschen Gutheit, das wir aus dem Umland importieren oder das sich manchmal von selbst hierher verirrt, verliert in dieser Umgebung schnell seine Bedeutung und wird ins Gegenteil verkehrt oder verendet qualvoll in irgendeiner Gosse.

Mein Geschichtslehrer (Mister Simmons sitzt mittlerweile in der städtischen Irrenanstalt) hat mal behauptet, das läge an irgendeiner Eigenschaft des Bodens. Dass an diesem Ort amerikanische Ureinwohner abgeschlachtet worden wären, deren Blut die Erde getränkt und uns alle über Generationen hinaus verflucht hätte. Für mich klingt das eher nach einem Stephen-King-Roman als nach einer realen Begebenheit, aber es gibt durchaus Menschen, die daran glauben. Zu bestimmten Zeiten im Jahr versammeln sie sich in den Wäldern und beten zu den alten indianischen Gottheiten, in der Hoffnung, sie gnädig zu stimmen und den Fluch aufzuheben. Keine Ahnung, ob das bisher schon etwas gebracht hat. Fest steht, die Stadt ist das, was man früher einen Sündenpfuhl genannt hätte, voller Gewalt und Korruption, ein Ort, an dem das Böse über das Gute triumphiert, wie in einem Gotham ohne Batman.

"Denkst du, sie hat schlimme Schmerzen gehabt?", fragt Joe auf einmal, während ich das übergroße Holzlenkrad umklammere und den Charger durch den dunklen Wald lenke.

"Nein", antworte ich ehrlich. "Ich denke, sie war sofort tot."

Joe nickt und wendet sich wieder dem Seitenfenster zu.

Die Straße, auf der wir uns befinden, führt nach Norden, zu einem kleinen Gebiet entlang der Sophomore Hills, das wegen seiner Artenvielfalt unter Naturschutz steht. Früher kamen viele Tagestouristen hierher, um die Schönheit unserer Wälder zu bestaunen. Vor allem dann, wenn die Hoffnung bestand, vielleicht einen Blick auf ein Schwarzbären-Junges erhaschen zu können. An manchen Tagen kamen angeblich so viele Menschen in die Gegend, dass sich meilenlange Staus quer durch das Naturschutzgebiet bildeten.

Dieses Treiben nahm jedoch ein jähes Ende, als sich vor etwa fünfundzwanzig Jahren die Tannenstammläuse in Nordamerika verbreiteten und in weiten Teilen der Region zu einem massiven Baumsterben führten. Unsere Wälder hat es damals besonders hart getroffen. Um sie zu retten, wurde ein spezielles, äußerst übelriechendes Insektizid versprüht. Das hat den Touristen wohl den Spaß an der Natur verdorben. Jedenfalls sind sie weggefahren und nie zurückgekehrt. Inzwischen erholen sich die Wälder wieder und ich denke, es ist vielleicht nicht von Nachteil, wenn sie das ganz in Ruhe tun können. Von den vielen Besuchern zeugen derweil nur noch die baufälligen Souvenirläden, die hier und da am Straßenrand stehen und langsam verrotten.

"Denkst du, Dylan hat irgendetwas gemerkt?", fragt Joe nach einer Weile. Seine Stimme ist so schwach, dass sie kaum das Bollern und Röhren des alten Motors übertönt.

"Bestimmt", seufze ich. "Aber er wird uns nicht verpfeifen. Jedenfalls jetzt noch nicht."

Das hoffe ich zumindest. Doch bei aller Rechtschaffenheit ist Dylan ein Mann, auf den man sich verlassen kann. Er wird sicher alles daransetzen, die Wahrheit zu erfahren, aber er wird mich nicht einfach meinem Schicksal (namens Rayner) überlassen.

"Wieso habt ihr damals eigentlich Schluss gemacht?", will Joe wissen

Ich beiße mir auf die Zunge. Über Dylan und das Ende unserer Beziehung zu sprechen, ist nun wirklich das Letzte, wonach mir der Sinn steht. Gleichzeitig will ich auch nicht länger allein mit meinen Gedanken und den Motorengeräuschen sein. "Das ist kompliziert", murmele ich.

"Erklär's mir."

Ich werfe Joe einen Muss-das-sein-Blick zu. Dabei wird mir bewusst, dass mein Bruder vermutlich gar nicht wirklich an meinem Liebesleben interessiert ist. Er will einfach nur reden, womöglich in der Hoffnung, dadurch wieder in die Normalität zurückzufinden. Das kann ich nur zu gut verstehen. Ich würde selbst alles dafür tun, um dieses Gefühl von Fremdheit abzuschütteln, das mit dem Bersten von Birdies Schädel in mein Leben eingezogen ist und mich wie ein mysteriöses Vakuum von meiner Umgebung abzuschneiden scheint.

"Mach dir keine Sorgen, Joe. Alles wird wieder gut."

Mein Bruder stöhnt leise. "Ach, wirklich?"

"Ja. Wirklich", erwidere ich im Brustton der Überzeugung. "Wir müssen nur Birdie loswerden und das Man Down gründlich putzen. Dann legen wir uns hin und vergessen die ganze Sache einfach."

Scheinwerfer blenden mich. Ein fremdes Auto zwängt sich auf der schmalen Straße an uns vorbei. Mein Puls rast. Nur mit Mühe kann ich mich danach wieder auf die Straße konzentrieren. Offenbar bin ich mehr außer Fassung, als ich angenommen habe. Aber jetzt ist keine Zeit zum Durchdrehen. Jetzt ist entschlossenes Handeln gefragt.

"Was sollen wir Dad sagen, wenn er uns fragt, was passiert ist?", murmelt Joe.

"Nur das Nötigste. Und ganz sicher nichts von einer Leiche. Er hat es schon schwer genug."

Joe knetet seine Fingerknöchel und nickt.

"Wir werden mit niemandem über Birdie reden", setze ich nach. "Und wenn irgendwer fragen sollte, wissen wir von nichts."

"Denkst du, Rayner wird uns jetzt in Ruhe lassen?"

"Nein, Joe. Das denke ich nicht. Eher ganz im Gegenteil."

Kaum habe ich das gesagt, erreichen wir eine Kreuzung, die in der Stadt Red Fog Crossing genannt wird. Zum einen, weil es hier oft neblig ist, und zum anderen, weil in diesem Nebel oft blutige Unfälle passieren. Erst vor zwei Monaten sind genau an dieser Stelle zwei Wagen zusammengekracht – grausige Bilanz: vier tote Jugendliche.

Die Kreuzung ist aber nicht nur eine berüchtigte Unfallstelle, sondern markiert auch die Zufahrt zum Naturschutzgebiet.

Ich halte mich an Yakovs Anweisung, biege in westliche Richtung ab und wenig später auf einen kleinen Waldweg ein. Die Äste der Bäume hängen hier so niedrig, dass die Zweige über das Autodach kratzen. Ruckelnd geht es vorwärts, tiefer hinein in das Unterholz des Waldes. Üblicherweise wird dieser Weg nur von den Geländewagen der Forstwirtschaftsmitarbeiter genutzt. Ein Dodge Charger ist bestimmt noch nie hier gewesen.

"Da ist der Fluss", bemerkt Joe auf einmal und deutet auf ein silbriges Glitzern, das hier und da zwischen den Bäumen hindurchschimmert. Der Valley River hat sich an dieser Stelle ein breites, aber eher flaches Flussbett gegraben. Bei Regen werden die Uferbereiche überspült, weshalb die Erde hier immer weich und schlammig ist.

Bevor wir uns im Matsch festfahren können, halte ich an und ziehe den Zündschlüssel ab. Die Scheinwerfer erlöschen, der Motor verstummt und hinterlässt eine unangenehme, drückende Stille.

"Wir müssen einen guten Platz für sie suchen", sagt Joe.

"Am besten irgendwo da oben", erwidere ich und deute die Böschung hinauf ins Unterholz. Auch wenn wir zu zweit sind, können wir Birdie und unsere Ausrüstung nicht allzu weit tragen. Immerhin haben wir noch eine Menge Arbeit vor uns und ich will, dass die Buddelei bis zum Morgengrauen erledigt ist.

Wir holen unsere Taschenlampen und die zwei Spaten, die wir auf dem Hinweg bei einem 24-Stunden-Baumarkt (ich habe mich immer gefragt, wieso diese Läden so lange aufhaben und ich glaube, jetzt weiß ich es) gekauft haben. Dann suchen wir die Umgebung nach einem günstigen Ort zum Vergraben einer Leiche ab. Da wir beide nicht genau wissen, wie so ein günstiger Ort aussieht, führen wir hier und da ein paar Probegrabungen durch und einigen uns schließlich auf eine freie Fläche im Schatten zweier Douglasien.

Hochmotiviert machen wir uns ans Werk und obwohl wir buddeln bis unsere Kleidung schweißdurchtränkt ist, kommen wir nur langsam vorwärts. Irgendwie habe ich es mir einfacher vorgestellt, ein Grab auszuheben. In den meisten Filmen und Serien sieht das nach einer Tätigkeit aus, die höchstens eine oder zwei Stunden in Anspruch nimmt, doch nach knapp drei Stunden haben Joe und ich noch immer kein sechs Fuß tiefes Loch ausgehoben, das Platz für einen ganzen Menschen bieten würde. Aber da wir beide völlig erledigt sind, beschließen wir, eine Pause einzulegen und klettern zurück an die Oberfläche. Dort taumeln wir zum Fluss hinunter und waten ins kalte Wasser.

"Scheiße", keucht Joe, während er sich mit den nassen Händen über das Gesicht reibt. "Ich werde morgen kein Glas mehr heben können."

"Wir müssen durchhalten", erwidere ich und hocke mich auf einen modrigen Felsen, der aus dem niedrigen Wasser ragt. Von den Tagesausflügen, die wir früher mit Dad gemacht habe, weiß ich, dass weiter flussaufwärts mehrere große Findlinge den Wasserlauf flankieren. Damals hatten Joe und ich viel Spaß dabei, die Steine zu erklimmen. Wir haben nicht aufgegeben, bis wir ganz oben waren. "Und wenn wir es geschafft haben, dann fahren wir nach Hause und alles wird wieder gut."

Joe presst die Lippen aufeinander. Er glaubt mir nicht. Ich glaube mir ja selbst nicht. Aber an irgendetwas muss ich mich festklammern. Alles ist besser, als über das nachzudenken, was ich gerade tue. Ein Grab ausheben. Eine Leiche verschwinden lassen. Niemals hätte ich mir vorstellen können, so etwas zu tun. Ich bin keine Kriminelle. Ich weiß mir bloß nicht anders zu helfen. Rayner wird unseren Vater töten, wenn wir ihn bei der Polizei anschwärzen. Und das würde Birdie auch nicht wieder lebendig machen.

"Denkst du, jemand wird sie vermissen?", fragt mein Bruder.

Ich werfe ihm einen bösen Blick zu. Seine Frage ist bestimmt berechtigt, aber ich will sowas jetzt nicht hören.

Statt zu antworten, lege ich den Kopf in den Nacken und sehe in den Sternenhimmel hinauf, der sich zwischen den Baumwipfeln entlangzuschlängeln scheint, als würde er den Fluss unter sich nachahmen. Ein sommerlich-warmer Wind trägt den Geruch von feuchter Erde, süßem Baumharz und würzigen Wildkräutern mit sich. Zikaden lärmen im Unterholz und das hohe Ufergras ist vom gelblichen Schein unzähliger Leuchtkäfer durchtränkt, die mit ihren kurzen Flugmanövern ein Netz aus Lichtern zu weben scheinen.

"Sie hat doch aber keine Kinder, oder?", durchbricht Joes Stimme den Anflug von Entspannung, der sich in mir breitmachen will. "Wir wüssten es doch, wenn Birdie und Rayner Kinder hätten, oder?" Mein Bruder klingt fast panisch.

"Und was für eine Rolle spielt das?", fahre ich ihn an. "Sie ist tot und das ist nicht unsere Schuld."

"Wir machen uns doch aber mitschuldig, wenn wir sie hier vergraben", kontert Joe.

"Vor dem Gesetz vielleicht", halte ich dagegen. "Aber wir beide wissen doch, dass wir keine Wahl haben. Oder willst du dich mit Rayner anlegen? Willst du zur Polizei gehen und die Wahrheit sagen? Denkst du ernsthaft, dass die etwas unternehmen werden?" Ich schüttele den Kopf. "Du hast doch gehört, was dieser Godinski gesagt hat. Ruhestörung ... der Kerl wollte nur schnell wieder weg, um ja keine Probleme mit Rayner zu bekommen. Vermutlich hat Rayner das ganze Police Department in der Hand. Er wird es auf jeden Fall erfahren, wenn wir zur Polizei gehen und eine Aussage machen. Und dann?"

"Was, wenn sie ihn verhaften?", flüstert Joe mit gesenktem Kopf und hängenden Schultern.

"Selbst wenn sie ihn verhaften ... Rayner hat saugute Anwälte. Und im Zweifel wird er einfach behaupten, dass wir Birdie umgebracht hätten. Immerhin ist sie in unserem Laden mit einem von unseren Billardqueues erschlagen worden."

"Aber wir können doch beweisen, dass Rayner im Man Down war."

"Ach ja? Können wir das?" Ich kann mir ein höhnisches Lachen nicht verkneifen. "Wie denn?"

"Jackson hat ihn gesehen. Und Mika war dabei, als es passiert ist."

"Jackson ist ein Säufer und Mika eine Prostituierte. Denen wird niemand glauben. Und denkst du ernsthaft, die beiden würden gegen Rayner aussagen?"

Joes Schultern sinken noch weiter herab.

"Sieh es doch ein", sage ich eindringlich. "Wir haben keine andere Wahl als zu tun, was Rayner von uns will." Versöhnlicher füge ich hinzu: "Vielleicht bekommen wir irgendwann die Möglichkeit, ihn für diesen Mord hinter Gittern zu bringen. Nur ... jetzt nicht."

"Du hast Recht", murmelt mein Bruder resigniert.

Darauf sage ich nichts. Ich fühle mich nicht gut dabei, Recht zu haben. Es wäre mir lieber, ich hätte Unrecht.

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