7.˖*
Hello again :>
Heute verwöhnt Euch meine liebste Carina mit ein wenig Weihnachten (und klebrigem Glitzer, wenn ich dem Titel Glauben schenken darf...) ums Herz.
Ich bin so froh, dass du dir die Zeit hast nehmen können, einen Beitrag für meinen Kalender zu schreiben, denn du zählst mittlerweile nicht bloß zu einer meiner engsten Freund:innen, sondern bist genauso eine überragend gute Autorin, my little Cupcake :> (auch, wenn die gute Michelle dich anfangs zu deinem Glück zwingen mussten, hihi)
vorab darf ich Euch noch 2 Flauschepopos vorstellen, die wohl eine wichtige (eigentlich offensichtlich die WICHTIGSTE, wer sind schon Louis und Harry, hä?) Rolle spielen :>
Dotty (2), Louis Flauschepartner (gern auch Specki oder Rolli)
Merle (6), Harrys Flauschepartner
Nun aber genug Gebrabbel von mir & viiiiiel Freude bei Türchen Nummer 7.˖*
written by: Caarina__
title: Glitter Jaws & Fingerprints
.。*♡-✧*。
'Basteln Weihnachten mit Kindern einfach'
'Weihnachten basteln mit Grundschulkindern'
Meine letzten Pinterest-Suchanfragen zeigten meine Verzweiflung ziemlich gut, denn ich fand nicht wirklich etwas, was auch umsetzbar schien. Zumindest für mich, jemand der mit basteln einfach so gut wie immer maßlos überfordert war. Gefühlt hatte ich schon in den drei Jahren, die ich nun auf der Arbeit mit Kindern zu tun habe, alle einfachen Bastelideen für Weihnachten ausgeschöpft.
Seufzend schloss ich meinen Laptop und ließ mich auf der Couch zurückfallen. Fast sofort hörte ich das Schnuppern und Schnaufen meiner Hündin, bevor ich ihre feuchte Nase an meiner Schläfe spürte und dann ihren Kopf, der sich an meinen presste.
"Specki du machst dich ganz schön breit", murmelte ich und hörte daraufhin erneut ein Schnaufen. Ich grinste, bevor ich mich zu ihr drehte und sie sich direkt auf den Bauch rollte, damit ich ihr diesen kraulen konnte. Da sie dabei aber nicht bemerkte, dass sie sich dem Rand der Couch gefährlich näherte, hielt ich sie in letzter Sekunde noch davon ab runter zu purzeln.
In Sachen Tollpatschigkeit schaffte sie es echt mich auch noch zu übertreffen.
"Ich würde sehr gerne noch länger mit dir hier liegen bleiben und dich kraulen Specki. Aber ich muss leider arbeiten." Ich tippte ihr zwei mal auf die Nase und drehte ihr umgeklapptes Ohr wieder um. Aufmerksam musterten mich die grau-grünen Augen, während ich mich vom Sofa hochhievte und einmal streckte.
Ein Blick auf meine Armbanduhr verriet mir, dass ich mich nun wirklich auf den Weg machen musste, um noch rechtzeitig da zu sein, weshalb ich mich auch damit beeilte, mein Geschirr vom Frühstück aufzuräumen und mir meine Jacke zu schnappen.
Nachdem ich mich auch von dem Hund verabschiedet hatte, zog ich mir im Hausflur noch meine Jacke drüber und ließ meinen Kopf unter der Kapuze verschwinden, um nicht all zu nass zu werden auf dem Weg zu meinem Auto.
Als ich nach knapp 20 Minuten Fahrt, in der ich mit Weihnachtssongs zugedröhnt wurde, auf dem Parkplatz ankam und nur mit Glück noch einen bekam, blieb ich einen Moment länger sitzen, um nicht in das totale Chaos zu laufen, welches kurz vor Unterrichtsbeginn vor dem Eingang der Schule immer ausbrach.
Nachdem ich mich schließlich doch aus dem Auto getraut hatte, wurde ich gleich im Eingangsbereich von Kindern in Empfang genommen, die mich freudig begrüßten und mich umarmten. Der Weg zum Klassenzimmer dauerte so an manchen Tagen doppelt so lang, doch mich darüber zu beschweren würde mir niemals in den Sinn kommen. Dafür freute es mich zu sehr, dass die Kinder mich so mochten und glücklich waren mich zu sehen.
Da es draußen gerade erst hell wurde, tauchten die Lichterketten, die sich durch den kompletten Raum zogen, das Klassenzimmer in ein warmes, gemütliches Licht. Ein paar Kinder tummelten sich bereits zwischen den Tischen und unterhielten sich aufgeregt über ihr Wochenende, während ich meine Sachen in dem Raum nebenan ablegte und auch dort die Lichterkette anschaltete.
Der Tannenbaum Geruch stieg in meine Nase, gepaart mit dem leichten Duft nach Vanille und Zimt. Verwirrt blickte ich mich um, da ich für beide Gerüche keine Erklärung parat hatte, bis ich schließlich die Ursache auf meinem Schreibtisch vorfand.
Ein kleiner Teller geschmückt mit Tannenzweigen und einer offensichtlich (mit viel Mühe!) selbstgemachten Duftkerze. Der kleine Zettel 'von fleißigen Weihnachtsrobben' verriet mir, dass es von den Kindern aus meiner Gruppe stammte. Mir wurde ganz warm ums Herz und ich konnte das Lächeln, welches sich auf meinen Lippen ausbreiteten, nicht verhindern. Bevor ich noch weiter schauen konnte, hörte ich schon ein leises Räuspern hinter mir, weswegen ich leicht zusammenzuckte und mich dann umdrehte.
"Gefällt dir? Das musste unbedingt gemacht werden als eigentlich die eigenen Elterngeschenke gemacht werden sollten.. und alle Betreuungskinder wollten mithelfen, da konnte ich nicht nein sagen.." Harry lachte leise, während sich die Grübchen in seine Wange bohrten, was mein Lächeln gleich noch ein wenig größer werden ließ.
"Das sieht toll aus, wann habt ihr das gemacht? Das hab ich gar nicht mitbekommen."
"Im Kunstunterricht.. bei dem du ja nie dabei bist", er lachte erneut und ich nickte schnell.
Glücklicherweise hatte ich zu Schulbeginn gleich abklären können, dass ich Harry lieber in anderen Fächern zwei Mal die Woche für eine Stunde unterstützen würde - denn ehrlich gesagt wäre ich im Kunstunterricht wohl auch eher keine Unterstützung.
"Dankeschön", murmelte ich dann ein wenig verlegen, während ich den Teller näher bestaunte. Das Glas der Kerze war mit einigen Sternen, Geschenken und kleinen Tannenbäumen bemalt, in den unterschiedlichsten Farbkombinationen. Erst auf den zweiten Blick bemerkte ich die kleine Karte, die sich unter einem Tannenzweig versteckt hatte. Ein großes "Louis" umrahmt von einem Stern zierte diese Karte, zusammen mit den kleiner geschriebenen Namen der Kinder.
"Ach dafür nicht, ich habe es wie gesagt auch nicht gemacht, nur hier hin gestellt, damit du es auch wirklich ganz sicher siehst und findest." Ich nickte grinsend und stellte den Teller vorsichtig in den Schrank neben meinem Schreibtisch, in sicherer Höhe damit es auf jeden Fall heile blieb, bevor ich Harry in schnellen Schritten in die Klasse folgte.
Dort fingen die Kinder schon an sich in den Stuhlkreis zu setzen, was ich ihnen nach ein paar kurzen Umarmungen von einigen Kindern nachtat. Nachdem sich alle versammelt hatten und die Kinder einstimmig Harry begrüßten hatten, ließ er auch mich einmal willkommen heißen und brachte mich damit erneut in Verlegenheit, als er betonte, wie viel Glück Klasse hat, dass ich heute unterstützend im Unterricht dabei bin.
Auch wenn er das seit nun fast schon vier Monaten an zwei Tagen die Woche tat, wurde ich noch immer ein wenig rot und konnte seinem Grübchen-grinsendem-Blick nicht standhalten, mit dem er mich daraufhin immer fast durchbohrte.
Ich hatte zugegeben schon seit dem Moment an dem ich ihn zum ersten Mal gesehen hatte seinem Blick nur schwer standhalten können. Seine Ausstrahlung brachte mich fast immer in Verlegenheit und eventuell verstärkte der kleine Crush, den ich mir leider eingestehen musste, diese zusätzlich noch ein kleines bisschen.
Nachdem die erste Unterrichtsstunde schneller vorbei war, als mir lieb gewesen ist, fand ich mich anschließend in dem Betreuungsraum vor dem großen Bastelschrank wieder. Auch wenn ich mir niemals vorstellen könnte jeden Tag für mehrere Stunden im Unterricht dabei zu sein, würde ich gerade liebend gern den ganzen Tag im Klassenzimmer damit verbringen den Kindern das Rechnen mit Geld und das Nutzen von richtigen Satzzeichen beizubringen.
Stattdessen musste ich die Bastelaktion für heute Nachmittag vorbereiten, denn ich hatte es nun schon ein paar Tage vor mir hergeschoben und so langsam mussten die Elterngeschenke angefertigt werden. Es waren nur noch knapp zwei Wochen bis zu den Weihnachtsferien und da immer mal wieder ein Kind fehlte würden wir diese Zeit auch brauchen, damit jeder ein Glitzer-Glas und eine Weihnachtskarte fertig basteln konnte (abgesehen davon, dass beides auch noch eingepackt werden musste, was vermutlich eine eigene zwei-Tage Bastelaktion werden würde).
Ich seufzte leise, bevor ich noch einen Blick durch die Scheibe warf (die mir den perfekten Blick in das Klassenzimmer von Harry gab - zufälliger weise versteht sich). Harry schien zu merken, dass jemand ihn ansah, denn es dauerte nicht lange bis er den Blick von dem Schüler vor ihm abwandte und seine Augen auf meine trafen. Noch ehe ich überhaupt reagieren und schnell wegsehen konnte, schenkt er mir schon ein Lächeln, bevor ihm ein Heft vor das Gesicht gehalten wurde und ich den Moment zum Anlass nahm, um mich wieder dem Schrank zu widmen, dessen Inhalt mir fast schon entgegen kam.
Wenn die Kollegin mit der man sich den Raum teilt die selbsternannte 'Bastelqueen' ist, wird jeder mögliche Raum und Platz genutzt, für 30 Arten von Kleber, Federn und Stiften. Der Vorteil war allerdings, dass ich sicher sein konnte hier so ziemlich alles zu finden, was ich benötigte. So musste ich mich nicht erst noch in etliche Bastel- und Krims-Krams-Läden quälen und dort von der Auswahl erschlagen werden.
Ich ließ mir Zeit, um die Tische mit Maldecken auszulegen und auf jedem Tisch die gleichen Materialen zu verteilen, damit es nicht zu Streitigkeiten kommen konnte, bevor ich auch noch die neuen Sticker auspackte, die natürlich auch genau abgezählt waren. Aus Erfahrung wusste ich nämlich, dass eine Bastelaktion noch tausend Mal schlimmer ist, wenn nicht die gleichen Sticker und Stifte für alle nutzbar sind - denn dann hat man nörgelnde Kinder, die am besten schon vorher nicht sonderlich Lust verspürten überhaupt zu basteln und dann einen Grund hatten, um alles ziemlich doof und 'unfair' zu finden.
Ein paar Stunden später waren alle Programmpunkte, wie Mittagessen und Hausaufgaben erledigt, sodass nun endlich gebastelt werden konnte. Tatsächlich hatten sich nach meiner Ankündigung was heute ansteht ausnahmslos alle Kinder aufs Basteln gefreut.
Vermutlich lag das aber daran, dass viel Glitzer involviert war und das irgendwie eine besondere Wirkung zu haben schien, die dazu führte, dass die Kinderaugen anfingen zu leuchten und alle "Glitzeeeeeeeeeeeeeeeer!" ausriefen.
Während ich also den ersten Kindern dabei half die richtige Menge an Wasser, durchsichtigen Kleber und Lebensmittelfarbe in das Einmachglas zu füllen, beschäftigten sich die anderen damit, zuerst das äußere zu gestalten und zu überlegen, ob es ein Gesicht wird, oder doch eine bunte Mischung an Weihnachtsstickern.
Faszinierte Blicke klebten an den Gläsern, als zu der Mischung im Glas Glitzer und Pailletten in den verschiedensten Formen und Farben hinzugefügt wurden. Nachdem ich die Gläser mit destilliertem Wasser auffüllte, dabei schon stolz war, dass die ersten zwei Gläser ohne große Sauerei funktioniert hatten, klebte ich den Deckel auf die Öffnung und ließ die Kinder das Glas schütteln. Dadurch vermischte sich der Inhalt und die kleinen Tannenbäume, Geschenke und Sterne schwammen umher, verteilten sich im Glas.
Die Kinder dann davon abzuhalten die ganze Zeit zu schütteln, kostete mich schon einiges an Energie, doch schließlich war jedes Kind motiviert genug, das Glas auch noch zu verzieren.
Aber als dann die ersten Kinder mit einem riesigen Schmollmund vor mir standen, weil sie ihr Glas zuerst bemalt hatten und nun nicht mehr so schön beobachten konnten, wie dieses sich mit Glitzer und dem ganzen anderen Kram füllte, schlug ich mir innerlich einmal ordentlich gegen die Stirn. Das war wirklich ziemlich unüberlegt von mir gewesen und ehe ich mich versah flossen schon die ersten Tränen.
"Mayla, schau mal, wenn du das Glas umdrehst kannst du alles gut sehen, weil du nur auf die eine Seite gemalt hast." Die warme, ruhige Stimme tauchte so plötzlich hinter mir auf, dass ich nur in aller letzter Sekunde verhindert konnte, dass mir das bereits gefüllte Glas aus meiner Hand rutschte. Das hätte definitiv für noch mehr Tränen gesorgt - und einer großen Sauerei.
Harry schenkte mir ein Lächeln, ehe er auch eins von Mayla bekam, die nun tatsächlich sehen konnte, was in ihrem Glas geschah und damit auch schlagartig keine einzige Träne mehr vergoss.
"Kannst du.. Hilfe gebrauchen?", wollte er an mich gewandt wissen und deutete auf die drei Kinder, die schon lautstark meckerten, weil sie noch immer ein leeres Glas hatten, schon 'tausend Jahre' warteten und in der Zwischenzeit stattdessen die 'langweiligen Karten mit doofen Fingerabdrücken' bastelten, die den zweiten Teil des Elterngeschenks bildeten.
"Oh nein alles gut, das.. ja dauert länger als sowieso schon erwartet, aber das klappt schon. Danke Harry", erwiderte ich, während ich in das nächste Glas grüne Lebensmittelfarbe tropfte und feststellte, dass erst die Hälfte an Gläsern gefüllt war. Ich unterdrückte das Seufzen und zuckte leicht zusammen, als ich eine Hand in meinem Augenwinkel wahrnahm, die sich die Pailletten Dosen schnappte, die gefährlich nah an den Rand des Tisches gerollt war.
"Ich helfe gerne Louis, wirklich. Zu zweit geht es bestimmt schneller?"
"Aber nur.. nur wenn du wirklich kannst?" Ich sah ihn unsicher an, doch er lächelte nur erneut und nickte, bevor er sich umdrehte und in die Runde fragte, welches Glas als nächstes glitzern darf.
Tatsächlich schafften wir es in kurzer Zeit die Gläser zu füllen, in dem wir uns ein kleines System aufgebaut hatten und gemeinsam mit dem Kind, welches gerade dran war die einzelnen Schritte aufteilten, bis das Glas am Ende sicher verschlossen geschüttelt werden konnte. Im Grund war das von jedem Kind das Highlight und auch der Moment wo am meisten Einsatz gezeigt wurde.
"Mist. Louis in sieben Minuten ist es 16 Uhr", hörte ich Harrys leicht panische Stimme hinter mir, während ich gerade neue Wackelaugen aus dem Bastelschrank herauskramte.
"In - was?" Meine Augen huschten zur Uhr an der Wand und ich schluckte, als ich realisierte, dass noch nichts aufgeräumt war und die Kinder in weniger als zehn Minuten alle nach Hause gehen würden. "Okay. Alle müssen bitte jetzt aufräumen, wir sind ein wenig spät dran und gleich gehts schon nachhause!", ließ ich die Kinder wissen und erhielt dafür einige enttäuschte Reaktionen.
"Louuuuuiiiiiss aber mein Glas ist noch nicht fertig!" Paul zupfte an meinem Pullover und zeigte auf sein Glas, welches noch geöffnet auf der 'Glitzer-Station', wie Harry sie getauft hatte, stand.
"Es fehlt nur noch der Deckel, würdest du den drauf kleben, dann helfe ich beim Aufräumen der Tische?", wollte Harry wissen und ich nickte schnell, bevor ich die Wackelaugen wieder in den Schrank packte und mir das letzte Glas schnappte.
Paul klatschte erfreut in seine Hände und erklärte mir, was für verschiedene Figuren er auf sein Glas gemalt hat und wie cool die aussehen, wenn da von innen der Glitzer durchguckt. Ich versuchte währenddessen den Deckel anzubringen und gleichzeitig die Kinder weiter zu animieren ihren Platz aufzuräumen und die Gläser und Karten auf einem Tisch zu sammeln.
Im gesamten Raum brach Chaos aus, als alle durcheinander liefen und Harry in dem Gewusel noch versuchte, dass überall die Namen drauf geschrieben werden, damit es zu keinen Verwechslungen kommen könnte.
"Kannst du bitte schütteln? Dann kann ich besser zu gucken, wie das alles gemischt wird." Mein Blick wandte sich wieder Paul zu, der aufgeregt vor mir rumhüpfte und ich nickte, bevor ich das Glas so positioniert, dass er reinschauen und ich trotzdem schütteln konnte.
Doch anstatt den Inhalt zu vermischen, landete dieser in der nächsten Sekunde größtenteils auf Pauls Kopf. Ich hörte ein 'Plopp' als die zähe Flüssigkeit durch das Schütteln aus dem Glas geschleudert wurde und realisierte im gleichen Augenblick, welchen Schritt ich in der Hektik ausgerechnet beim aller letzten Glas vergessen hatte - Prüfen, ob der Deckel richtig festsitzt.
Augenblicklich war es leise, bevor mir ein "Oh" entwischte und ein paar Kinder anfingen zu fragen, was passiert war, während andere anfingen zu lachen. Ich hörte auch Harry lachen, doch als Paul ziemlich deutlich machte, dass er das ganz und gar nicht lustig fand, verstummte das Gelächter aus allen Richtungen und die ersten Kinder standen mit Tüchern bereit, um Paul zu helfen, den Glitzer von seinem Kopf und aus seinem Gesicht zu entfernen.
Sein Weinen wandelte sich in ein Jammern, weil sein Glas nun fast leer war und auch mit meiner Entschuldigung konnte ich ihn nicht besänftigen. Er lies trotzdem zu, dass ein paar Kinder und ich ihm halfen das gröbste der Sauerei zu entfernen, während Harry dafür sorgte, dass alle anderen Nachhause gingen.
Als auch Paul mit einem Schmollen im Gesicht und dicken Tränen auf den Wangen los marschierte, überlegte ich, einfach zu auch gehen, ohne noch einmal in den Raum zu sehen und das Chaos einfach zu ignorieren. Natürlich war in den sieben Minuten nicht wirklich aufgeräumt worden, allerdings konnte ich das den Kindern nicht in die Schuhe schieben, immerhin hatte ich die Zeit nicht im Blick gehabt.
Seufzend betrat ich den Raum nach ein paar Sekunden dann aber doch wieder und betrachtete zum ersten Mal so richtig das Chaos, welches aus dem Glas explodiert war. Die Tische waren zwar ebenfalls noch voll mit jeglichem Zeug, allerdings übertraf das Glitzer-Kleber Gemisch alles. Ich hatte meinen Schütteljob so ernst genommen, dass es mit sehr großer Reichweite so ziemlich überall gelandet war.
In meinem Kopf tauchte das Bild unseres Hausmeisters auf, der mich mit verschränkten Armen anfunkelte, mir einen Eimer in die Hand drückte und mich mit mahnenden Worten aufforderte die Wände und alle Tische zu schrubben. Dabei war er nie sonderlich böse, aber nachdem vor nicht all zu langer Zeit schon einmal in einem anderen Raum (und zur Abwechslung nicht meinetwegen) Kleber an die Wände gekommen war, der sich absolut nicht entfernen ließ, würde er nun wohl erst recht nicht zufrieden sein.
"Das.. wow", Harrys Lachen ertönte hinter mir und ich drehte mich bedröppelt um, bevor ich allerdings ebenfalls anfing zu lachen. Ob es nun an dem absoluten Chaos und der Überforderung, dass ich ein Kind komplett in Glitzer hab baden lassen, oder an Harry lag, wusste ich nicht, aber ich beschloss es einfach nicht zu hinterfragen.
Es dauerte einige Minuten bis wir uns halbwegs beruhigt hatten, bevor unsere Blicke einmal durch den Raum schweiften.
"Denkst du das verzeiht er mir jemals?"
"Ach, das war halb so wild, morgen lacht er bestimmt drüber. Das dir das aber auch ausgerechnet bei Paul passieren musste, der extra als letztes dran sein wollte, um in Ruhe sein Glas zu beobachten, ohne das ein anderes Kind wartet.. ist schon echt.. das war schon echt ungünstiges Timing. Das nächste Mal klebe vielleicht ich die Deckel auf", Harry lachte erneut kurz, bevor er sich die Tränen aus den Augenwinkeln wischte und den Kopf schüttelte.
"Das nächste Mal? Ich halte von nun an lieber Abstand von flüssigem Glitzer. Er wird das Zeug jetzt bestimmt ewig überall kleben haben. Ob das überhaupt aus seinen Haaren raus geht?"
"Wenn nicht, dann glitzert er halt ein wenig für die nächsten Wochen, kann man ihm gut verkaufen, er ist der einzige mit Glitzer im Haar - und zack findet er es cool." Die Grübchen bohrten sich in seine Wangen und ich merkte schon wie mein Gesicht vor lauter Lachen und Grinsen anfing zu schmerzen. Harry kam ein paar Schritte auf mich zu gelaufen, während sein Grinsen noch ein Stückchen größer wurde. "Apropos Glitzer überall.. hast du gar nicht bemerkt, dass du auch überall was kleben hast?", fragte er mich, nun deutlich leiser als zuvor. Meine Augen wurden groß und ich spürte, wie mir die Röte ins Gesicht stieg. Verlegen schüttelte ich den Kopf und biss mir auf die Unterlippe, als Harry sich ein Tuch schnappte und mich fragend ansah. "Darf ich?", wollte er leise wissen und ich schluckte, ehe ich mit immer wärmer werdenden Wangen nickte. Sein Grinsen hatte sich in ein sanftes Lächeln verwandelt, als er mir vorsichtig durchs Gesicht fuhr und dabei seine Augenbrauen leicht zusammenzog, immer wenn eine Stelle scheinbar besonders hartnäckig zu entfernen war war.
Er war mir so unfassbar nah, dass ich meinen Atem versuchte zu kontrollieren, um nicht vollständig damit aufzuhören. Meine Wangen mussten mittlerweile dunkelrot gefärbt sein und ich schluckte erneut, als mir der Duft seines Aftershaves in die Nase stieg. In seiner Brille spiegelten sich leicht, die Reflexionen der Lichterketten um uns herum. Ich versuchte mich nur darauf zu konzentrieren, weil ich ansonsten nicht wusste welchen Punkt in seinem Gesicht ich fixieren sollte.
Als sein Finger, umwickelt mit dem Tuch, plötzlich sanft über meinen Mund fuhr, zuckte ich leicht zusammen, was Harrys Lächeln vergrößerte.
"Du hast zu fest gebissen..", hauchte er, so leise, dass ich erst dachte ich hätte mich verhört. Doch als er erneut über meine Lippe fuhr, mich damit dazu brachte diese freizulassen, wusste ich, dass ich ihn richtig verstanden hatte.
Mit ganz leichtem Druck und einer fließenden Bewegung fuhr er mir über die Wange, während sein Blick zwischen meinen Augen und meinen Lippen hin und her huschte. Ohne es gemerkt zu haben, hatte ich scheinbar nun doch für einige Sekunden die Luft angehalten, merkte es erst, als sich mein Mund ein kleines Bisschen öffnete und die angesammelte Luft aus meinem Körper strömte.
Mein Blick folgte seinem Beispiel und fuhr fast schon automatisch ebenfalls von seinen Augen zu seinen Lippen. Bevor ich richtig realisieren konnte was geschah, waren wir beide dem anderen noch näher gekommen. Die Hand an meiner Wange rutschte ein Stück weiter nach hinten in meinen Nacken, zog mich ganz sanft und langsam noch näher an den Körper vor mir, von dem ich schon die ausstrahlende Wärme spüren konnte. Ich konnte hören und sehen, dass Harry schluckte, bevor er die letzten Millimeter zwischen uns überbrückte, seinen Kopf schief legte und seine Lippen behutsam auf meine legte, so wie als würde er erst eine Art Einverständnis einholen wollen.
Ich verstärkte den Druck auf seine Lippen, erwiderte den Kuss und hoffte damit mein Einverständnis zu zeigen. Sein Griff in meinem Nacken verstärkte sich leicht, bevor wir beide uns nach einigen Augenblicken von einander lösten und Harrys Gesicht sich ein wenig verzog. Bevor ich allerdings nachfragen konnte, leckte er sich über seine Lippe und musste dann leise lachen.
"Glitzer. Schmeckt nicht", erklärte er und ich lachte leise, als ich zustimmend nickte und dann damit überrascht wurde, dass Harry mich erneut zu sich zog und dieses Mal mit beiden Händen an meinen Wangen einen zweiten Kuss startete, den ich ebenso erwiderte.
So überrumpelt ich auch war, mein Körper freute sich dennoch. Überall kribbelte es angenehm und von einer Menge an Emotionen durchflutet wurde. Meine Hände fanden an seinen Rücken und fuhren leicht auf und ab.
Nach einigen Momenten, die sich zeitgleich wie eine Ewigkeit und wie wenige Sekunden anfühlten, lösten wir uns erneut von einander, dieses Mal allerdings weil ein Handy sich meldete. Harry warf einen Blick auf seine Uhr und ich beobachtete ihn dabei, wie seine Augen einen Moment größer wurden, bevor sein Blick wieder meinen fand.
"Alles in Ordnung?", fragte ich, plötzlich mit neu gewonnener Sicherheit in meiner Stimme.
"Ja, das war nur mein Wecker, damit ich meinem Hund ihre Medikamente geben kann."
"Oh, okay. Du musst schnell weg?"
"Nein alles gut, das muss nicht die exakt gleiche Zeit sein, ich helfe dir noch beim aufräumen."
"Schon gut Harry ich hab dieses Chaos veranstaltet, also kannst du-"
"Louis. Ich bleibe nicht, weil ich gerne aufräumen würde.. sondern wegen dir", unterbrach er mich und zum ersten Mal seit ich ihn kannte, konnte ich nun seine Wangen dabei beobachten, wie sie sich färbten und er verlegen den Blick senkte.
"Oh..", murmelte ich, ebenfalls verlegen und vermutlich wie ein Hönigkuchenpferd grinsend. Meine Wangen brannten, doch ich konnte nichts tun, um das Lächeln zu stoppen, es war seit einigen Minuten wie auf meinem Gesicht eingebrannt und wurde nur größer als Harrys Hand sanft über meinen Handrücken strich.
"Wollen wir anfangen, das Chaos zu beseitigen?" Ich nickte und wollte mich bedanken, doch Harry winkte nur ab und schnappte sich den Mülleimer, um alle Schnipsel und sonstigen Müll einzusammeln. Ich blieb einen Moment wie angewurzelt stehen und beobachtete ihn, noch nicht ganz realisierend, was gerade geschehen war, bevor ich mich aufraffte und ebenfalls aufräumte.
Obwohl das nie ein schöner Job war, musste ich gestehen, dass ich selbst so meine Zeit gerne mit Harry verbrachte. Zum ersten mal alleine ohne Kinder im Raum, konnte ich ihm dabei lauschen, wie er leise vor sich her summte, seine Nase kräuselte und die Stirn runzelte immer im Wechsel mit einem Lächeln, welches er mir schenkte. Wir berührten uns ab und zu ganz beiläufig und jedes Mal durchfuhr mich ein angenehm warmes Gefühl und ich presste meine Lippen aufeinander, um nicht glücklichen zu quietschen.
Als wir nach etwas mehr als einer halben Stunde alles soweit aufgeräumt und geputzt hatten und sogar den Glitzer schnell entfernt bekommen haben, liefen wir gemeinsam zum Parkplatz. Harry erzählte auf dem Weg dorthin von seiner Hündin Merle, die nun wahrscheinlich beleidigt vor der Tür saß, weil er sich verspätete. Ich musste lachen, weil ich genau das gleiche auch von Specki erwartete, die mir sowas auch immer über nahm. Wir blieben noch einen Moment an seinem Auto stehen und zeigten uns gegenseitig Fotos unserer 'Flauschepartner', wie es die Kinder gerne nannten.
Während Harry dann seine Tasche auf dem Beifahrersitz platzierte, nahm ich all meinen Mut zusammen und atmete tief durch, um Harry die Frage zu stellen, die mir die letzte Stunde durch den Kopf geisterte.
"Harry? Können wir.. also, können wir uns auch mal sehen, ohne das wir dabei Glitzer vom Boden schrubben?", fragte ich wie aus der Pistole geschossen, in der gleichen Sekunde, in der Harry sich wieder aufgerichtet hatte.
Sein Lächeln wurde warm und seine Hand legte sich auf meinen Oberarm, weshalb mein Blick für einen Moment dorthin wanderte, bevor ich ihn nervös musterte.
"Gerne. Aber.. Glitzer aus deinem Gesicht wischen würde ich immer wieder gern tun." Er grinste und wackelte mit den Augenbrauen, was dazu führte, dass meine Wangen augenblicklich warm und - natürlich - rot wurden. Harry pikste mir sanft in die rechte Wange, bevor er leise lachte und mir einen Kuss auf diese drückte. "Es ist echt niedlich, wie oft dir das passiert und wie deine Wangen dich ein bisschen verraten haben." Fragend legte ich meinen Kopf schief, doch Harry fing nur wieder an leise zu lachen. "Erkläre ich dir beim nächsten Treffen, okay? Die Flauschepartner warten und sind sonst richtig beleidigt."
Mit kribbelndem Bauch nickte ich, ließ mich von Harry in eine warme, viel zu kurze Umarmung ziehen, bevor ich mit schnellen Schritten zu meinem Auto lief und mir dann in den Arm zwickte, um zu prüfen, ob ich nicht gerade träumte.
Aber nein - der liebevolle, unfassbar gut aussehende und mit endloser Geduld gesegnete, Grübchen-lächelnde Lehrer, der mir seit einigen Monaten rote Wangen verpasste und mir ein wenig den Kopf vernebelte, hatte mich in Mitten meines veranstalteten Chaos geküsst - zwei Mal um genau zu sein.
Es war so real, wie das Glitzerchaos in meinen Haaren und der Geschmack in meinem Mund.
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