Chào các bạn! Vì nhiều lý do từ nay Truyen2U chính thức đổi tên là Truyen247.Pro. Mong các bạn tiếp tục ủng hộ truy cập tên miền mới này nhé! Mãi yêu... ♥

10.˖*

Und schon haben wir die erste zweistellige Zahl in diesem Monat, verrückt :o Zeitgleich sind wir nun schon bei der dritten Gastschreiberin (:
Für das heutige Türchen der lieben Amira solltet Ihr Euch etwas Ruhe nehmen, denn es handelt sich um nicht weniger als 12,5k Wörter :> Auch wenn ich bei jedem OS, den ich von meinen Gästen versuche, mich beim Einfügen in den Kalender nicht spoilern zu lassen, hatte ich hier durch die ein oder andere Formatierung, die Wattpad nicht übernommen hat, keine Wahl - und ich LIEBE die Idee! Ich hoffe, ich komme noch heute dazu, es selbst zu lesen und freue mich hierauf ganz besonders (: 

Nun aber genug Ally-Brabbel, ich bin so super gespannt, auf dein Brabbel, liebste Amira! hihi ♡

written by: nichtskonkretes
title: 25 (+3) pictures

.。*♡-✧*。

Für einen Sonntag wache ich viel zu früh und motiviert auf und mache zuallererst das Licht, das auf meinen Nachttischchen steht, an, da es noch viel zu dunkel ist, um ohne Licht überhaupt etwas zu erkennen. Als das warme Licht der kleinen Lampe mein Zimmer erhellt, schlage ich meine Decke zur Seite, um aufzustehen und zu meinem Schreibtisch zu gehen. Voller Vorfreude nehme ich den Bilderrahmen, der an meine Wand angelehnt auf meinen Schreibtisch steht, in die Hand.

◌◌◌◌◌◌◌◌◌◌◌◌◌◌◌◌◌◌◌◌◌◌◌◌◌◌

Gespannt packe ich das Geschenk, was mir Louis am ersten Advent -mit der Bitte mit dem Auspacken bis zum ersten Dezember zu warten- gegeben hat, an besagtem Tag aus. Überrascht, dass mich in dem Bilderrahmen kein Bild, sondern fünf Schnüre, die längs verlaufen, an denen 25 kleine Tüten in verschiedenen Farben mit Holzklammern hängen, erwartet, betrachte ich den Adventskalender in meinen Händen.

Aufmerksam suche ich die Zahlen nach der Nummer ‚Eins' ab. Vorsichtig entferne ich die Klammer von der Papiertüte, um diese öffnen und ein Foto heraus ziehen zu können.

Zu sehen sind Louis und ich als Kleinkinder, wie wir uns an den Händen halten und mit dem Rücken zu der Kamera vor einer Weide stehen, zu der wir gemeinsam gucken. Auf dem Teil der Weide, der auf dem Bild ersichtlich ist, sind vier Kühe zu sehen.

Beide haben wir Wanderstiefel an und Hosen, die uns knapp bis über die Knie gehen.

Als ich das Bild umdrehe und den Text lese, wird mir ganz warm und ich muss über beide Ohren grinsen.

„Als ich das Bild bei Mama gefunden habe, musste ich das einfach für den Adventskalender nehmen, weil ich das Bild zu süß finde. Und vielleicht auch, weil ich weiß, wie sehr du dieses grüne Dino-Shirt geliebt hast."

Das T-Shirt hab ich von Louis bekommen, da Jay die Sachen, die Louis nicht mehr gepasst haben, an Mama weitergegeben hat. Genauso haben wir das mit den Sachen gemacht, die Gemma und mir später zu klein waren, sodass das T-Shirt auf dem Bild nicht nur von Louis und mir getragen wurde, sondern auch von Lottie. So sehr ich mich gefreut habe, als Louis aus dem Shirt rausgewachsen war, weil ich das so mochte und wusste, dass ich das dann tragen konnte, so traurig war ich, als es mir zu klein war.

◌◌◌◌◌◌◌◌◌◌◌◌◌◌◌◌◌◌◌◌◌◌◌◌◌◌

Vor Neugier suche ich ganz hektisch zwischen den 25 Tüten -ich habe die bereits geöffneten Türchen ohne Inhalt wieder an ihren Platz gehängt, da ich wollte, dass der Kalender weiterhin „vollständig" aussieht- die Papiertüte, auf der die Nummer elf steht. Seitdem ich am ersten Dezember das erste Bild aus der Papiertüte geholt habe, stehe ich jeden Morgen neugierig und voller Aufregung vor dem Kalender und suche die zum Tag passende Zahl; gespannt darauf, was sich dahinter für ein Bild verbirgt und was Louis auf die Rückseite geschrieben hat.

Als ich die elf gefunden habe, lege ich den Bilderrahmen auf meinem Bett ab, um mit der einen Hand die Holzklammer zu lösen und mit der anderen Hand die Papiertüte festzuhalten. Vorsichtig, so als könnte ich den Inhalt zerstören, drehe ich den dünnen Gegenstand in meiner Hand, um die Lasche auf der Rückseite aufzuklappen und anschließend das Foto herauszuziehen.

Das Bild zeigt Louis und mich als vier- und sechsjährige Kinder -zumindest würde ich uns da so alt schätzen-, wie wir vor dem Fernseher im Wohnzimmer in meinem Elternhaus auf Kissen, die auf dem Boden liegen, aneinander gekuschelt sitzen. Wir sind in eine Decke eingewickelt und mein Kopf liegt an seiner Schulter.

Als wir Kinder waren, haben wir solche Filmabende einmal im Monat gemacht. Da Louis' Eltern -gefühlt schon immer- mit meinen Eltern befreundet sind und wir sogar in einer Straße gewohnt haben, kam es sehr oft vor, dass wir bei dem jeweils anderen übernachtet haben.

Vorsichtig drehe ich das Foto in meiner Hand, um die Nachricht auf der Rückseite zu lesen.

„Mama und Anne wollten immer, dass wir lieber draußen spielen, deswegen ‚durften' wir so einen Film-‚Abend' nur einmal im Monat machen. Ich glaube aber eher, dass sie genervt davon waren, dass wir meist die gleichen Filme sehe wollten. Und weil wir beide immer dann doch immer beim Gucken eingeschlafen sind."

Ich kann mir ein Schmunzeln nicht verkneifen, als ich die Zeilen lese. Auf dem Bild kann man nicht erkennen, was für ein Film läuft, da nur das Logo des Filmstudios zu sehen ist. Da wir aber nur drei oder vier Filme hatten, die wir abwechselnd geguckt haben, kann ich mir zumindest vorstellen, um welchen Film es sich gehandelt haben könnte. Egal, bei wem von uns beiden unser Film-‚Abend' -es spielte sich meist eher zur späten Nachmittags- frühen Abendzeit ab, da wir fast jedes Mal dabei eingeschlafen sind, unabhängig von der Uhrzeit- stattfand, es handelte sich immer um die gleichen Filme, die liefen.

Bevor ich das Bild an die Wand neben meinem Bett zu den anderen Bildern des Adventskalenders hänge, mache ich ein Selfie von mir und dem Bild, um es Louis zu schicken. Irgendwie hat es sich so ergeben, dass das das Erste ist, was ich mache, nachdem ich den Kalender geöffnet habe. Im Hintergrund sieht man immer die Wand mit den anderen Bildern. Ich brauche mehrere Versuche, da ich entweder unzufrieden mit dem Bild bin oder meine Kamera meinen Hintergrund fokussiert und man die Bilder der Türchen zwei bis fünf scharf sehen kann. Ich lösche die Bilder der ‚Fehlversuche', bis auf das, wo man den Hintergrund klar sehen kann, und suche mir dann eines der gelungenen Bilder aus, was ich Lou schicke.

◌◌◌◌◌◌◌◌◌◌◌◌◌◌◌◌◌◌◌◌◌◌◌◌◌◌

Auf dem zweiten Bild aus dem Adventskalender sieht man Louis und mich auf Longboards auf einer Brücke fahren. Man kann im Hintergrund erkennen, dass die Sonne untergeht, unsere kleinen Finger sind miteinander verbunden und wir fahren auf den Sonnenuntergang zu.

„Du hast dich, als ich zum ersten Mal auf dem Longboard stand, abends so sehr aufgeregt, dass deine Hand wehtut, weil du der Meinung warst, dass ich sie ‚zerquetscht' habe. Dabei wollte ich bloß nicht fallen und habe mich an deiner Hand festgehalten.
Als wir auf der Brücke entlanggefahren sind, haben sich so viele Leute aufgeregt, dass wir so viel Platz einnehmen, weil wir uns an den Händen halten. Trotzdem hast du darauf bestanden, deine Hand nicht aus meiner zu lösen. Und das hätte ich ehrlicherweise auch gar nicht anders gewollt."

Das Bild am Tag danach passt perfekt dazu und am liebsten würde ich von ihm wissen, wie lange er daran saß, die Bilder rauszusuchen und diese zu sortieren. Es zeigt uns beide im Grundschulalter auf Rollschuhen. Auch hier halten wir uns wieder an den Händen. Nur das wir am dem Bild nicht auf derselben Höhe sind, sondern es so aussieht, als würde ich Louis ziehen.

„Wir waren so stolz, dass unsere Rollschuhe gleich ausgesehen haben und wir mussten die auch direkt gemeinsam ausprobieren. Wenn einer von uns beiden keine Lust mehr hatte, hat der andere ihn gezogen. Gemma fand das immer total lustig, weil sie meinte, dass der andere dadurch viel schneller die Kraft verlieren würde und wir uns öfter ausruhen müssten. Ich war danach so bockig, weil du ihr zugestimmt hast, dass ich nicht mehr weiterfahren wollte; du bist mir einfach in den Rücken gefallen. Um das wieder gut zu machen, hast du mich den ganzen Weg zum Auto zurückgezogen, es war dir egal, wie lange das dauert. Wir waren so stur, du hast mich auch nicht mehr selbst fahren lassen, weil du Gemma zeigen wolltest, dass das nicht länger dauert.
Ich würde behaupten, dass wir uns beide sicher sind, dass es dadurch viel länger gedauert hat und auch, dass Gemma das sicher weiß."

Der Text an beiden Tagen ist so lang, dass er ihn auf einen Zettel geschrieben und diesen so auf die Rückseite geklebt hat, dass man ihn zusammenfalten kann.

Auch die beiden darauffolgenden Fotos passen zusammen.

Am vierten Dezember blicke ich erneut auf ein Foto, auf dem Louis und ich Kinder sind. Man sieht das Klettergerüst, was im Garten der Tomlinsons steht, von welchem zwei Schaukeln hängen. Statt jeder auf einer Schaukel Platz zu nehmen, sitzen wir nebeneinander auf dem Holzbrett. Ich schaue in die Kamera und scheinbar habe ich einen meiner vorderen Milchzähne verloren, denn ich präsentiere glücklich meine Zahnlücke. Louis sitzt neben mir und hält sich mit einer Hand an dem Seil neben ihm fest und seine andere Hand liegt auf meinem Bein. Sein Gesicht ist mit zugewandt und auch er hat ein strahlendes Lächeln im Gesicht.

„Das Bild fand ich einfach nur viel zu süß. Deine kleinen Grübchen zu sehen und wie stolz du warst, dass du endlich eine Zahnlücke hast, finde ich einfach viel zu niedlich."

Das Bild, das ich am fünften Dezember aus dem Adventskalender hole, zeigt verschwommen ein Metallgerüst mit mehreren Schaukel auf einem Spielplatz bei uns in der Stadt. Wie bei dem Bild vom Vortag sitzen Lou und ich auf den Schaukeln, diesmal jeder auf einer und wir halten uns an den Händen und sehen uns lächelnd an.

„Daisy und Phoebe wollten, dass wir sie danach nicht mehr aus dem Kindergarten abholen, weil wir beide zu lange auf dem Spielplatz waren und sie nach Hause wollten, haben sie mir an dem Abend gesagt. Und dann warst du am nächsten Nachmittag bei uns und wir haben zusammen Hausaufgaben gemacht und das Einzige, was die beiden interessiert hat, war, wann wir sie wieder zusammen abholen. Und das lag alles an dir und deiner wunderbaren Art. Das Bild ist gerade deswegen perfekt, weil es das auf den ersten Blick nicht ist."

Bei dem Gedanken daran, kann ich mir ein Lachen nicht verkneifen. Wir sind an dem Tag durch den nahegelegenen Park nach Hause gegangen und wir haben mit den Zwillingen abgemacht, dass sie nur schaukeln dürfen, wenn sie uns danach auch auf die Schaukeln lassen. Während die beiden Mädchen auf der Schaukel waren, hatte Louis sein Handy in der Hand und Fotos von den beiden gemacht. Genau das wollten sie auch von uns machen. Und gerade, weil eine der Beiden das Bild gemacht hat, ist das Bild, wie es mein bester Freund genannt hat, perfekt.

◌◌◌◌◌◌◌◌◌◌◌◌◌◌◌◌◌◌◌◌◌◌◌◌◌◌

Boo, ich liebe den Adventskalender mit
Jedem Tag mehr und ich finde, dass
wir den Filmabend unbedingt wiederholen
sollten. Das haben wir schon
viel zu lange nicht mehr gemacht.

Auch als Jugendliche haben wir mindestens einmal im Monat am Wochenende einen Filmabend gemacht. Wobei wir irgendwann angefangen haben, auf Serien umzusteigen und damit haben wir dann meist unsere Wochenenden verbracht. Das ist aber immer weniger geworden, als wir unsere Ausbildungen angefangen haben und aufgehört hat es tatsächlich, als wir wegen unserer Jobs einfach nicht mehr die Zeit dafür hatten.

Nachdem ich die Nachricht abgeschickt habe, hänge ich das Bild zu den anderen an die Wand, ehe ich aufstehe. Bevor ich auf meinem Handy Musik einschalte, stelle ich vorher den Wecker, der mich erinnern soll, dass ich heute Nachmittag in dem Altenheim in meinem Viertel Weihnachtsgeschichten vorlese, aus.

Ich freu mich mit jedem Tag mehr
über die Selfies mit den Bilder.
Das klingt nach einer guten Idee.
Ab Freitag hab ich Urlaub, ab da
könnte ich eigentlich jeden Tag.
Aber ich richte mich da nach dir. :>

Bevor ich am Nachmittag zu meiner ehrenamtlichen Tätigkeit aufbreche, fülle ich die Plätzchen, die ich gestern gebacken habe, in eine Dose und antworte Louis noch auf seine Nachricht.

Wie fändest du es dann, wenn du
an dem Wochenende zu mir kommst
und wir Plätzchen backen und am
4. Advent dann einfach nichts Anderes
machen, außer Plätzchen essen und
Weihnachtsfilme gucken?

Mein Handy stecke ich in meinen Jutebeutel, in welchem sich auch die Dose mit den Keksen befindet und ehe ich meine Wohnung verlasse, schnappe ich mir noch meinen Schal und meine Mütze.

»Harry, wie schön, dass du da bist.«, begrüßt mich Korinna, eine der Pflegerinnen, die hier angefangen hat als ich zum zweiten Mal hier war. »Du kannst ruhig schon in den Gemeinschaftsraum gehen. Es warten schon alle auf dich. Ich lege die Kekse nur noch auf Teller und dann komme ich auch dazu.«, sagt sie und nimmt mir dankend die Dose mit den Plätzchen ab, die ich ihr reiche, nachdem ich sie begrüßt habe.

Je näher ich dem Gemeinschaftsraum komme, desto lauter wird das Gemurmel, das ich mittlerweile nur zu gut kenne. Ich erkenne bereits einige bekannte Gesichter, als ich den Raum betrete. Mehr als ein etwas lauteres »Hallo« bekomme ich vorerst aber nicht raus, da mich Hilde, eine Bewohnerin des Heims, mit der ich mich von Anfang an sehr gut verstanden habe, zu sich winkt.

»Harry, Liebes., ich habe meiner Tochter extra gesagt, dass sie später kommen soll, weil du uns heute wieder besuchen kommst.«, plappert die Rentnerin direkt drauflos, als ich vor ihr zum Stehen komme. »Hilde, jetzt lass Harry doch erstmal ankommen. Der Arme hat immer noch seine Jacke an.«, höre ich Helene neben ihr lachen. Die beiden Damen kannten sich schon vor ihrem Aufenthalt hier und die Freundschaft der beiden ist einfach herzerwärmend.

Nach einem kurzen Gespräch mit den Beiden kommt Korinna mit den Tellern, auf denen sich die Plätzchen befinden, und ich helfe ihr schnell, diese zu verteilen. Danach setze ich mich an das Ende des Tische, bevor ich das Buch, welches Korinna vorab schon dort hingelegt hat, in die Hand nehme. Nach zwei Weihnachtsgeschichten, die ich den Bewohnern vorgelesen habe, lege ich das Buch zur Seite und wandere mit meinem Stuhl einmal durch den Raum, um mit jedem ein kurzes Gespräch zu führen. Auch das war mir wichtig, als ich mich für dieses Pflegeheim entschieden habe, dass ich den Bewohnern auch ein bisschen Gesellschaft schenken kann.

»Du strahlst richtig, Harry.«, sagt Helene zu mir als ich mich zum Schluss zwischen sie und Hilde setze. »Ich war einfach lange nicht mehr bei euch und ich finde es schön, euch Gesellschaft zu leisten.«, antworte ich Helene, nachdem ich von dem Keks, den ich mir genommen habe, als ich mich zwischen die beiden Freundinnen gesetzt habe, abgebissen und aufgekaut habe. In dem Moment zeigt mir meine Smart Watch an, dass ich einen neue Nachricht von Louis habe, die ich überfliege. Er teilt mir mit, dass das ein guter Plan für das 4. Adventswochenende ist und das lässt mich glücklich grinsen.

»Und dein Grinsen jetzt hat auch etwas damit zu tun, dass du uns Gesellschaft leistest?«, fragt Hilde mit einem belustigten Unterton, der mir zeigt, dass sie mir meine vorherige Aussage nicht ganz glaubt. »Louis kommt mich am nächsten Wochenende besuchen und ich habe ihn zuletzt vor zwei Wochen gesehen, wo er mir einen wirklich tollen Adventskalender geschenkt hat.«, ich brauche den beiden Damen nicht erklären, um wen es sich bei dem Namen handelt, da ich schon öfter von Louis erzählt habe. Vor allem am Anfang als ich es vermisst habe, dass wir uns nicht mehr jedem Tag sehen. Vielleicht auch, dass ich einfach ihn als Person sehr vermisse.

»Das freut mich, Harry. Was ist das denn für ein -«, weiter kommt Hilde nicht, denn sie wird von ihrer Tochter unterbrochen, die in der Zwischenzeit den Gemeinschaftsraum betreten hat. »Na Harry, lassen die beiden dich wieder nicht gehen?«, werde ich gefragt, nachdem Astrid uns drei begrüßt hat. »Ich unterhalte mich doch gerne mit den beiden.«, antworte ich Hildes Tochter, da es schon öfter vorkam, dass ich mich so lange mit den beiden Damen verquatscht habe, dass ich die Zeit vergessen habe und die Familien beider Frauen zu den angekündigten Besuchszeiten gekommen waren. Mit Glück konnte ich sagen, dass es dann keinen abrupten Abbruch des Gesprächs gab, sondern die Familien sich manchmal sogar mit einklinkten, so dass ich mit einigen sogar beim „du" angekommen war.

◌◌◌◌◌◌◌◌◌◌◌◌◌◌◌◌◌◌◌◌◌◌◌◌◌◌

Hinter dem Tütchen mit der Zahl „Sechs" befindet sich ein Foto von Louis und mir -wir sind vielleicht 15 und 17 Jahre alt-. Wir sitzen an einem Lagerfeuer auf einem Campingstuhl, links und rechts von uns unsere Freunde. Der Unterschied zu den anderen ist, dass Lou und ich uns einen Stuhl teilen. Während er richtig auf der Sitzfläche sitzt, sitze ich halb auf der Lehne und halb auf seinem Schoß. Seine Arme hat er um meine Hüfte gelegt und sein Kopf lehnt an meiner Schulter, meinen Kopf habe ich auf seinem liegen.

„Wir hatten so Angst, dass der Stuhl zusammenbricht, trotzdem bist du nicht aufgestanden und wir saßen so den ganzen Abend dort. Ich habe absolut keine Ahnung, wer das Bild gemacht hat, aber ich bin froh, dass irgendwer den Moment festgehalten hat. Ich hatte zwar am nächsten Morgen krasse Nackenschmerzen, weil du irgendwann so eingeschlafen bist und ich dich nicht wecken wollte und deswegen so sitzen geblieben bin."

Am Tag danach erwartet mich ein Bild, auf welchem ich klar im Vordergrund zu sehen bin. Im Hintergrund sieht man leicht verschwommen andere Konzertbesucher. Mich sieht man nur im Profil, aber man erkennt, dass ein Lächeln auf meinen Lippen liegt und ich die Augen geschlossen habe.

„Du sahst so unbeschwert und glücklich aus und ich musste da einfach ein Bild von dir machen. Ich weiß gar nicht, ob du es mitbekommen hast, als ich ein Bild gemacht habe. Aber ich liebe dieses Bild von dir."

Fast schon von einem freudigen Quietschen begleitet, drücke ich das Bild an meine Brust und kann mir das Grinsen nicht verkneifen.

Das Lächeln, was an dem Tag wie festgetackert in meinem Gesicht ist, tut fast schon weh. Der Text ist auch der Einzige, den ich -zusätzlich zu dem täglichen „Update-Selfie"- fotografiert habe, einfach um diesen immer bei mir zu haben.

◌◌◌◌◌◌◌◌◌◌◌◌◌◌◌◌◌◌◌◌◌◌◌◌◌◌

»Er hat ganz viele Fotos mit tollen Erinnerungen herausgesucht und auf die Rückseite immer etwas dazu geschrieben.«, beantworte ich die nicht zu Ende gestellte Frage, während ich mich von meinem Platz erhebe und meine Jacke hole. »Du scheinst ihm wirklich wichtig zu sein, Harry.«, erwidert Helene, als ich mich von den beiden Damen verabschieden möchte. »Er ist mir auch sehr wichtig.«, gebe ich zurück und merke, dass meinen Wangen wärmer werden und grinse in meinen Schal, den ich mir schon umgemacht habe. Nachdem ich auch meine Jacke angezogen und meine Mütze aufgesetzt habe, umarme ich die beiden Freundinnen zum Abschied und wünsche den drei Frauen noch einen schönen dritten Advent.

Dann freue ich mich sehr,
dass wir uns da sehen. :>

Wann hattest du denn geplant
nach Hause zu fahren?

Ich antworte Louis auf dem Heimweg und ziehe mir die Mütze tiefer ins Gesicht, da es gefühlt noch kälter geworden ist als zu dem Zeitpunkt, wo ich mich auf dem Weg zum Pflegeheim gemacht habe.

Da ich für die letzte Schulwoche nicht mehr viel vorbereiten muss, setze ich mich mit einem Tee vor meinen Laptop und arbeite weiter an dem Geburtstaggeschenk für Louis. Das eigentliche Geschenk habe ich eigentlich schon länger, nur wollte ich ihm nicht nur die eigentliche Sache schenken, sodass ich nach einer gefühlten Ewigkeit endlich mal dazu komme, meine Idee umzusetzen. Da ich zwischendurch immer wieder unzufrieden mit meiner Arbeit bin, rolle ich gelangweilt von meinem Schreibtisch zum Bett und habe dabei immer die Bilder an meiner Wand im Blick.

◌◌◌◌◌◌◌◌◌◌◌◌◌◌◌◌◌◌◌◌◌◌◌◌◌◌

Das Bild am achten Dezember zeigt einfach nur eine mit Lichterketten geschmückte Deckenhöhle. Die Höhle nimmt fast das ganze Bild ein, aber man kann dennoch erkennen, dass unser „Bauwerk" in Louis' Zimmer steht. Auf dem Spielzeugteppich, der den Boden unserer Höhle darstellt, liegen zwei Schlafsäcke und man kann sehen, dass einige Bücher daneben liegen.

„Leider habe ich kein anderes Bild dazu gefunden, aber in meinem Kopf ist das eine so schöne Erinnerung, sodass ich hoffe, dass das Bild bei dir das Gleiche auslöst. Wie gerne wir Zeit in unseren Deckenhöhlen verbracht haben! Und du hast es so gemocht, als ich schon in der Schule war und lesen konnte, dass ich dir dann immer etwas vorgelesen habe."

Ich habe mich so gefreut, als Louis lesen üben musste, denn ich liebte es als Kind, dass man mir was vorliest und ich mochte es, wenn Lou mit mir Zeit verbrachte. Und noch mehr liebte ich es, dass ich ihm dann zuhören konnte, während er mir vorliest und nicht nur ‚irgendjemand'.

Auch am darauffolgenden Tag passt -zumindest für Lou und mich- das Bild wieder perfekt zu dem vom Vortag. Das Foto zeigt Lou, der auf meinem Schoß liegend ein Buch in den Händen hält. Das Bild habe ich scheinbar mit seinem Handy aufgenommen, denn ich erinnere mich nicht daran, ihm diesen Schnappschuss, den ich eigentlich nur gemacht habe, weil ich den Moment so friedlich fand und ihn festhalten wollte, je geschickt zu haben.

„Ich wusste nicht mal, dass es dieses Bild gibt, aber ich finde es passt zu dem Türchen davor und deswegen musste das mit in den Adventskalender."

Das zehnte Türchen passt auch zu den Türchen der vergangenen beiden Tagen. Auf dem Bild sieht man Daisy, Phoebe und mich. Die Zwillinge -vielleicht waren sie da 5 Jahre alt- haben bereits ihre Schlafanzüge an und Daisy liegt in meinen Armen und guckt in das Märchenbuch, welches ich in meinen Händen halte. Anders als ihre müde aussehende Schwester, sieht Phoebe, die sich hinter mich gestellt und an meinen Rücken gelehnt hat, um über meine Schulter zu gucken, noch sehr wach aus.

„Lottie und Phoebe haben mich auf die Idee gebracht, dieses Bild zu nehmen und ich ärger mich ein bisschen, dass ich da nicht selbst drauf gekommen bin. Um eine Kopie von diesem Bild zu kommen, musste ich erst Ewigkeiten mit Daisy diskutieren, weil sie mir nicht glaube wollte, dass sie das Bild wieder bekommt. Dabei wollte ich das Bild nur einscannen, damit ich das neu ausdrucken kann."

◌◌◌◌◌◌◌◌◌◌◌◌◌◌◌◌◌◌◌◌◌◌◌◌◌◌

Während einige Kinder meiner zweiten Klasse am Donnerstag still ihre Mandalas ausmalen, sucht der Rest in den von mir ausgeteilten Wortsuchrätseln nach den weihnachtlichen Begriffen, die am Rand des Blattes stehen, während im Hintergrund leise Weihnachtslieder laufen. Da wir morgen am letzten Tag vor den Ferien auf den Weihnachtsmarkt gehen, wollte ich, dass der Tag vorher ruhig wird.

Da die Kinder so vertieft in die Aufgabe sind, schweifen meine Gedanken, wie schon so oft in dieser Woche zu dem Inhalt meines Adventskalenders und Louis ab.

◌◌◌◌◌◌◌◌◌◌◌◌◌◌◌◌◌◌◌◌◌◌◌◌◌◌

Am 12. Dezember ist ein Bild von Louis und mir, wie wir als Kleinkinder über einen Feldweg durch eine Pfütze laufen. Wir haben beide bunte Regenstiefel an und nicht zu den Farben der Gummistiefel passend trägt Louis eine grüne und ich eine blaue Regenhose. Generell stechen wir in unseren zu auffallend bunten Sachen aus dem Bild, das einen grauen, regnerischen Herbsttag zeigt, heraus. Es sieht so aus als würde ich Louis fangen, der mit einem Stock, der fast zu groß für ihn ist, in der Hand voran durch die Pfütze läuft. Beide haben wir ein strahlendes Lächeln im Gesicht.

„Wahrscheinlich sind wir durch jede Pfütze gelaufen, die wir an dem Tag gesehen haben. Das keiner von uns beiden in der Pfütze gelandet ist, ist schon ein Wunder, oder?
Erinnerst du dich noch an unser Gespräch, dass es lustig wäre, würden wir diesem Trend, wo man alte Bilder nachstellt, mitmachen? Wie wäre es denn mit dem Bild? Ich wette, du siehst auch in viel zu bunten Regensachen, wenn du durch 'ne Pfütze läufst, noch viel zu schön aus!
Wir müssen es nur schaffen, dass an der Weide eine Pfütze ist und wir einen so großen Stock finden."

Der vorletzte Satz, den man, obwohl Louis ihn durchgestrichen hat, trotzdem lesen kann, lässt mein Herz höher schlagen. Ich muss mir das Geschriebene mehrfach durchlesen, weil ich nur die durchgestrichenen Worte aufnehme.

Zu dem Selfie, was ich ihn an dem Tag schicke, schreibe ich, dass ich das mit dem großen Stock gar nicht als so großes Problem sehe, weil ich weiß, wie sehr er es hasst, wenn ich ihn mit seiner Körpergröße aufziehe. Ehe ich die Nachricht abschicke, überlege ich bestimmt fünf Minuten -wahrscheinlich waren es nicht einmal zwei Minuten, nur kam es mir ewig vor-, ob ich noch etwas zu dem Satz schreiben soll, den ich vermutlich nicht lesen sollte. Mehrfach setze ich an, lösche es dann aber wieder und schicke ihm, ohne dazu etwas dazu zu schreiben, das Bild.

Das Bild, welches sich hinter dem 13. Türchen versteckt, zeigt den leeren Parkplatz eines großen Einkaufszentrums. Man sieht lediglich eine Straßenlaterne, die den Platz ein bisschen erhellt, einen Teil des Einkaufszentrums und den auf den Boden prasselnden Regen. In der Mitte des Bildes kann man Louis' und meine Silhouette erkennen. Wir halten uns an den Händen und es sieht so aus, als würden wir im Regen tanzen.

„Eventuell waren wir beide danach krank? Und eventuell haben wir danach zusammen im Bett gelegen und uns auskuriert, weil wir ansonsten den ganzen Tag telefoniert oder geskyped hätten. Lottie meinte danach übrigens, dass wir nicht umkommen werden, wenn wir uns mal ein paar Tage nicht ‚richtig' sehen. Hielt ich da übrigens für eine Lüge -jetzt eigentlich auch noch, aber irgendwie schaffen wir es?- und würden wir es jetzt einrichten können, würden wir uns wahrscheinlich auch jeden Tag sehen."

Sowas Ähnliches hatte Gemma auch zu mir gesagt, bevor Louis quasi bei uns eingezogen ist. Überredet haben wir unsere Eltern damit, dass Louis bei sich viel mehr Leute anstecken könnte und dass er da nicht die Ruhe hätte, um sich auszukurieren. Ich denke, uns wurde nur zugestimmt, damit wir Ruhe geben. Tatsächlich gab es, als wir noch zuhause gewohnt haben, kaum einen Tag, an dem wir uns nicht gesprochen oder gesehen haben. Selbst bei Klassenfahrten, bei denen wir auf Grund des Altersunterschiedes nicht zusammen waren, war es so, dass wir mindestens einmal am Tag telefoniert haben und ansonsten haben wir uns gefühlt die ganze Zeit geschrieben.

Auch die Bilder am 14. Und 15 Dezember passen wieder zueinander. Am 14. Dezember sieht man eine Lichtung. Überall liegen bunte Blätter auf dem Boden und im Hintergrund kann man viele Bäume mit verfärbten Blätter und teilweise schon kahlen Stellen, wo die Blätter schon zu Boden gefallen sind, sehen. Außerdem sieht man Daisy, Phoebe, Louis und mich auf dem Bild, wie wir versuchen, zwei Drachen in die Luft steigen zu lassen.

„Irgendwie hatten wir immer Pech, wenn wir Drachen steigen lassen wollten. Entweder es war zu windig, zu windstill oder irgendwas anderes ist schief gelaufen. Daisy hat übrigens sehr gelacht als sie gesehen hat, dass ich das Bild für den Adventskalender herausgesucht habe. Bei den Zwillingen lief alles super und trotz unserer Angst, dass einer der Drachen in die Baumkronen fliegt und dort hängen bleibt, ist das nicht passiert. Als die beiden dann allerdings keine Lust mehr hatten und wir es versucht haben, haben sich die Drachen ineinander verfangen. Obwohl sich das komplett katastrophal angefühlt hat und auch ein bisschen an meinem Ego gekratzt hat, weil meine kleinen Schwestern darin ‚talentierter' waren, war es gar nicht so schlimm, weil ich das mit dir erlebt habe. Das macht die Sache einfach besser!"

Auf dem thematisch dazu passenden Bild am 15. Dezember sieht man mich in einem riesigen Laubhaufen -riesig im Verhältnis zu meinem Kinderkörper- liegen und Louis, der gerade in die Luft springt, um dann in dem Laubhaufen zu landen.
Der erste Gedanke, der mir zu dem Bild kommt, bringt mich zum Lachen, da ich es förmlich höre, wie Mama uns ermahnt, dass wir nicht in den gerade zusammen geharkten Laubhaufen springen sollen.

„Das Bild hat mir deine Mama gegeben, weil meine Mama natürlich nicht für sich behalten konnte, dass ich einen Adventskalender für dich mache. Sie meinte auch, dass es egal war, wie oft gesagt wurde, dass wir da nicht reinspringen -und das Laub, weil wir es für eine gute Idee hielten, eine Laubschlacht zu veranstalten, wieder im Garten zu verteilen- sollten, weil dann haben wir das erst recht gemacht. Zumindest solange wie das Laub auf dem Boden gesammelt wurde und nicht direkt auf dem Kompost. ‚Eigentlich sollte das ja für die Igel sein, aber das haben wir dann doch irgendwann gelassen, weil ihr nicht aufgehört habt.' - Zitat deine Mama."

Irgendwann haben Dan und Robin angefangen, das Laub zusammenzuharken und direkt zum Kompost zu bringen, wenn Louis und ich nicht in der Nähe waren, damit genau das nicht passieren konnte.

◌◌◌◌◌◌◌◌◌◌◌◌◌◌◌◌◌◌◌◌◌◌◌◌◌◌

Nachdem die Kinder nach Unterrichtsbeginn den Klassenraum verlassen haben, baue ich den Raum so um, dass wir morgen alle zusammensitzen und gemeinsam frühstücken können, bevor wir auf den Weihnachtsmarkt gehen. Auf jeden Platz stelle ich zusätzlich eine kleine Papiertüte mit einer Überraschung. In jeder Tüte ist ein kleiner Zettel, auf dem steht, was die Kinder in der Zeit von den Sommerferien bis jetzt besonders gut gemacht haben und eine bisschen Süßes.

Zuhause angekommen packe ich Louis' Geburtstags- und sein Weihnachtsgeschenk ein und lege die beiden Sachen zu den anderen Geschenken, die ich mit nach Hause nehmen muss. Da Lou eh geplant hatte erst am 23. Dezember zu seinen Eltern zu fahren, passte das mit meinem Plan überein und wir haben beschlossen, dass er in der Zeit einfach zu mir kommt. Es würde sich nicht wirklich lohnen, würde er nur für das Wochenende zu mir kommen, vor allem weil unser Plan ähnlich aussah und wir beide am 23. Dezember in die Heimat fahren wollten.

Er würde morgen im Laufe des Nachmittags/Abends kommen je nach dem, wann er von der Arbeit loskommen würde.

Damit ich mich morgen selbst nicht so panisch machen kann, schreibe ich eine Einkaufsliste, um morgen direkt nach der Schule einkaufen fahren zu können.

»Was war denn heute in euren Türchen?«, frage ich meine Klasse am nächsten Morgen, nachdem jeder am Tisch einen Platz gefunden hat. Wie erwartet, antworten alle durcheinander. Auch wenn ich zwischendurch immer wieder gefragt habe, was die Kinder in ihren Adventskalendern hatten, bin ich jedes Mal aufs Neue erstaunt, wovon es alles einen Kalender gibt. So haben einige der Kinder Playmobilpferde und neue Legofiguren oder neue Spielzeugautos, aber auch Sachen zum Malen und Schokolade in ihren Kalendern. »Was war in Ihrem Kalender?«, werde ich gefragt, nachdem so langsam wieder Ruhe einkehrt, und bevor ich meine Antwort sage, kenne ich die Reaktion meiner Klasse schon.

Am ersten Dezember habe ich sie auch nach dem Inhalt ihrer Adventskalender gefragt und als ich sagte, dass bei mir ein Foto enthalten war und dass ich davon ausgehen, dass an den anderen Tagen auch Bilder sein werden, bekam ich nur ein »Dann ist das ja immer das Gleiche.«

»Ich hatte heute ein Bild in meinem Kalender.«, beantworte ich die Frage dennoch und wie erwartet, wird mit »Aber das ist doch dann gar keine Überraschung, wenn es immer ein Bild ist.« und »Schon wieder?« geantwortet. »Aber es ist ja nie das gleiche Bild.«, versuche ich erneut meiner Klasse zu erklären. Zu sagen, was genau das Besondere an dem Kalender ist, ist mir dann doch zu persönlich, weshalb ich gut mit den Reaktionen leben kann.

Das Bild, welches ich heute Morgen aus der Papiertüte gezogen habe, zeigt einen Baum. Louis und ich sitzen auf einem Ast des Baumes.

Das durften wir genau so lange machen, bis seine Schwestern auch auf den Baum klettern wollten und Fizzy sich den Fuß gebrochen hat, als sie heruntergefallen ist.

„Anne war überhaupt nicht begeistert, als du irgendwann angefangen hast, mit mir auf den Baum zu klettern und das alles nahm ein Ende, nach dem Fizzy runtergefallen ist, weil sie das Gleichgewicht verloren hatte. Dann ‚durften' wir das nicht mehr. Aber das war uns so egal, sodass wir im nahegelegenen Wald auf Bäume geklettert sind, was, wenn wir ehrlich sind, viel gefährlicher war, weil wir hätten nicht viel machen können, wenn einem von uns beiden etwas passiert wäre. Aber wir haben irgendwann mit herumliegenden Ästen einen Unterschlupft gebaut. Ich finde, dass wir den suchen sollte oder zumindest die Stelle, denn ich glaube nicht, dass das noch steht."

Tatsächlich kam ich irgendwann auf die Idee, dass wir auch Äste an den Stamm lehnen und uns ein Thípi bauen können.

Auf dem Weg zum Weihnachtsmarkt lausche ich den Gesprächen der Kinder. Viele unterhalte sich über den Film „Klaus", den sie wohl mit ihren Eltern und Geschwistern geguckt haben oder noch gucken wollen. Gedanklich setze ich den Film auf Louis' und meine Watchlist, denn das, was ich aus den Erzählungen aufschnappe, klingt sehr süß und super weihnachtlich.

Da ich allen Eltern mitgeteilt habe, dass sie ihren Kindern etwas Geld mitgeben sollen, wird auf dem Weihnachtsmarkt darüber diskutiert, mit welchem Fahrgeschäft zuerst gefahren wird. Obwohl meine Kollegin, die stellvertretende Klassenlehrerin, Holly, mitgekommen ist, halten wir es für eine schlechte Idee, dass wir uns auf dem Weihnachtsmarkt aufteilen, da der Weihnachtsmarkt dafür einfach zu groß ist. Letztendlich wird sich für die Eisenbahn entschieden und für das Karussell, das am anderen Ende des Platzes, auf dem der Weihnachtsmarkt aufgebaut ist, steht. Für den Rückweg möchte auch jedes der Kinder etwas zu Essen, sodass wir für den Weg zurück beinahe doppelt so lange wie für den Hinweg benötigen.

Mit Kinderpunsch, Spekulatius und Lebkuchen, alles Sachen, die wir als Kinder bei unseren Filmabenden im Winter hatten, mache ich mich, zusätzlich zu den Sachen, die ich für die Plätzchen eingekauft habe, auf den Weg nach Hause.

Nachdem ich alle Einkäufe weggeräumt und die Decke und das Kissen für Louis bezogen habe, setze ich mich an meinen Küchentisch und beginne, das Essen vorzubereiten. Da ich weiß, dass ich nachher dazu keine Lust haben werde, und Louis mir keine große Hilfe sein wird -und ich keine Angst um seine Finger haben möchte- fange ich an, die Zutaten kleinzuschneiden, damit ich nachher alles nur noch in Topf werfen muss.

»Haaaaz. Ich habe absolut keine
Ahnung, wann ich bei dir sein
werde, da ich im Stau stehe und ich
stehe zwischen zwei Ausfahrten.
Ich hoffe, dass das hier
irgendwann weitergeht.«

Die Sprachnachricht, die Louis mir geschickt hat, ist die Antwort auf meine Nachricht, in der ich ihn frage, wann er denn ungefähr hier sein wird. Wir hatten noch darüber gesprochen, ob es vielleicht schlauer ist, wenn er erst am Samstag losfährt, aber er hat sich nicht davon abbringen lassen, direkt nach der Arbeit loszufahren. Und obwohl die Strecke nicht die Längste ist, dauert es trotzdem immer, da dort immer wieder Unfälle sind und man auch wegen der ganzen LKW und Traktoren nicht besonders schnell fahren kann.

Ich antworte ihm, dass er mir einfach Bescheid geben soll, wenn er mehr weiß, auch damit ich das Essen fertig habe, wenn er hier ist.

10 Minuten bevor die Lasagne fertig ist, klingelt es an meiner Tür. Ich betätige den Summer und frage durch die Gegensprechanlage, ob ich Louis helfen soll, seinen Koffer hochzutragen. Obwohl er es verneint, laufe ich ihm trotzdem entgegen.

Müde stellt er seinen Koffer neben sich und lässt sich wortlos in meine Arme fallen. »Komm, wir bringen dich nach oben, dort kannst du etwas essen und dann schlafen.«, sage ich, nachdem ich die Umarmung gelöst und seinen Koffer in die Hand genommen habe. Langsam trottet mir mein bester Freund hinter in meine Wohnung. Seinen Koffer stelle ich im Flur ab. »Möchtest du dich umziehen oder gleich etwas essen?«, richte ich meine Worte an ihn, nachdem er seine Jacke und seine Schuhe ausgezogen hat. »Kann ich was von dir haben?«, fragt er mich und lehnt sich gegen die Wand in meinem Flur. »Meine Sachen sind irgendwo im Koffer und ich habe gerade nicht wirklich die Kraft, da etwas herauszusuchen.«, fügt er hinzu. »Klar.«, antworte ich und drehe mich schon dabei um, um in mein Schlafzimmer zu gehen. Da er mir folgt, mache ich eine nur die Türen meines Schranks auf und schaue ihn fragend an. »Den grauen Hoodie, wo ‚DAMN' draufsteht und irgendeine Jogginghose?«, erwidert er auf die unausgesprochene Frage, wobei seine Antwort zum Ende hin eher wie eine Frage klingt.

Mit der Kapuze auf dem Kopf und seinen Händen in die Ärmel versteckt, kommt er in die Küche, wo ich gerade die Lasagne aus dem Ofen hole. Die Hosenbeine hat er sich umgekrempelt und so verschlafen sieht er in meinen Sachen einfach nur zum Knuddeln aus. »Sofa oder Küche?«, möchte ich von dem müden Mann in meiner Küche wissen. »Sofa.«, gibt er wortkarg von sich. Schon als Kind, wenn er müde war, war ihm fast jedes gesprochene Wort von ihm zu viel.

Mit den Tellern in der Hand, auf welchen je ein Stück Lasagne ist, was ich in der Zwischenzeit aufgetan habe, folge ich Louis in mein Wohnzimmer. Auf dem Sofa kuschelt er sich in die Decke, die dort liegt und streckt wie ein Kind seine Hände nach dem Essen aus. Ich reiche es ihm, setze mich neben ihn und schalte den Fernseher ein, damit er nicht sofort einschläft. Still schauen wir irgendeine Doku und essen die Lasagne. Als unsere Teller leer sind, nehme ich seinen in meine Hand und möchte aufstehen, um diese in die Küche zu bringen. Doch er hindert mich daran, in dem er mich am Arm festhält, die Teller übereinander stapelt und auf den Wohnzimmertisch stellt. Mich zieht er näher zu sich, deckt mich mit der Decke zu und lehnt sich dann an mich an.

Ich bringe mich in eine liegende Position, da ich vorher halb saß und lag und platziere meine Hand in seinen Haaren, nachdem er seinen Kopf auf meine Brust gelegt hat, um seinen Kopf zu kraulen. Es dauert nicht lange, da vernehme ich ruhige, gleichmäßige Atemzüge von dem Körper neben mir.

Ich wache am nächsten Morgen auf, weil die Sonne in mein Gesicht scheint. Louis und ich scheinen uns im Schlaf gedreht zu haben, denn ich liege mit dem Rücken zu ihm und sein Arm ist um meinen Oberkörper geschlungen. Vorsichtig, um Louis nicht zu wecken, versuche ich mich zu strecken, um an mein Handy zu kommen, das ich gestern an das andere Ende meines Sofas gelegt habe. Ein Blick auf die Uhr verrät, dass es gleich zehn ist und ich muss zugeben, dass ich lange nicht mehr so gut und lange geschlafen habe.

Behutsam, um aufstehen zu können, hebe ich Louis Arm an und lege ihn dann langsam auf die Stelle, wo ich gerade lag. Bedacht ruhig nehme ich die Teller vom Tisch und gehe in die Küche. Da ich in der Küche Wasser für Tee aufsetze, lehne ich die Tür zur Küche und auch die zum Wohnzimmer an, ehe ich in mein Schlafzimmer gehe. Ich steuere meinen Schreibtisch an und setze mich, nachdem ich das heutige Türchen von der Schnur gelöst habe, auf mein Bett.

Man sieht auf dem Bild einen Stapel umgedrehter Uno Karten und daneben einen Stapel, wo man das Logo des Spiel erkennen kann. Außerdem kann man mich im Schneidersitz sitzen sehen und die Perspektive des Bildes ist so, dass man in die Karten in meiner Hand gucken kann.

„Da wir nie gegeneinander gespielt haben, haben wir entweder unsere Schwestern genervt, damit sie mit uns spielen und dann waren wir im Team oder wir haben den anderen gebeten, die Farbe oder die Zahl, die uns helfen würde, zu legen."

Nur schwer kann ich mir ein Lachen verkneifen. Im letzten Moment erinnere ich mich noch daran, dass Louis im Raum nebenan liegt und schläft. Mama und Jay haben uns so oft die Spielregeln erklärt, aber irgendwann haben sie aufgegeben und nur kopfschüttelnd zugesehen. Und obwohl sich Lou jetzt in meiner Nähe befindet, mache ich ein Selfie von mir und dem Adventskalendertürchen, ehe ich das Bild an meine Wand hänge und stelle den Kalender wieder auf meinen Schreibtisch.

In der Küche gieße ich das Wasser in die Tasse mit den Teebeuteln, die ich vorher rausgestellt habe, ehe ich mit beiden Tassen ins Wohnzimmer gehe. Verschlafen guckt Louis von seinem Handy zur Tür als ich sie öffne und leise »Guten Morgen, Lou«, murmele. Er setzt sich auf und, wie gestern Abend, streckt er seine Arme nach der Teetasse aus. »Guten Morgen, Haz.«, sagt er, nachdem er zufrieden einen Schluck Tee aus der Tasse getrunken hat. »Es tut mir leid, dass ich gestern so müde hier angekommen bin und so wenig gesagt habe. Aber ich habe die Nacht davor super schlecht geschlafen und dann noch diese Autofahrt; ich war einfach viel zu fertig.«, plappert er drauf los, als hätte der eine Schluck Tee ihm die nötige Energie dazu gegeben.

»Alles gut, ich weiß doch, wie du bist, wenn du müde bist. Und scheinbar brauchte dein Körper den Schlaf, sonst wärst du nicht gefühlt sofort eingeschlafen.«, erwidere ich und schenke ihm ein Lächeln, ehe ich auch etwas von meinem Tee trinke und ihn frage, ob er etwas frühstücken möchte. »Dann müssen wir aber aufstehen.«, erwidere ich auf sein Nicken, woraufhin ich ihn schnaufen höre. Schmunzelnd gehe ich in die Küche, während er mir schlurfend folgt. Seine Tasse stellt er auf den Küchentisch und verschwindet mit »Ich gehe mich umziehen.« im Bad.

Währenddessen bereite ich Frühstück vor und decke den Tisch. Louis kommt umgezogen (leider) in seinen Sachen in die Küche und setzt sich mit seinem Tee in der Hand an den Tisch. »Ich zieh' mich auch eben um und dann können wir essen.«

»Du kannst mir jetzt auch sagen, wie du das Türchen fandest.«, entgegnet mir mein bester Freund grinsend, als ich die Küche betrete. »Könnte ich. Da hast du recht. -«, »Du wirst es aber nicht machen, stimmt's?«, unterbricht er mich und vervollständigt meine Antwort. »Da hast du vollkommen recht.«, füge ich hinzu und schaue mich suchend nach meiner Tasse um, die nicht mehr dort steht, wo ich sie abgestellt habe, bevor ich ins Badezimmer gegangen bin. »Ich hab dir einen neuen Tee gekocht und den beim Wasserkocher stehen gelassen.«, sagt Lou, während er bereits aufsteht, um meine Tasse zu holen. Tatsächlich hat er sie eher hinter den Wasserkocher gestellt.

Kritisch beäugt Louis die Plätzchenrezepte, die ich im zeige und es fällt mir schwer, dass ich nicht lachen muss. »Als Kinder haben wir gern gebacken.«, sage ich, nachdem er immer noch nichts von sich gegeben hat. »Ja. Aber da konnten wir Teig naschen und wenn wir keine Lust mehr hatten, dann haben Mama und Anne den Rest gemacht und wir konnten das dann essen. Warum ist das so viel Arbeit?«, fragend zeigt er auf die Zutaten, Schüsseln und Ausstecher, die dich um ihn herum auf meinem Küchentisch verteilt habe. »Du. Wenn du keine Lust mehr hattest.«, korrigiere ich ihn, weil ich auch gern mit unseren Müttern Plätzchen gebacken habe. »Meinetwegen.«, antwortet er gleichgültig und blickt wieder auf die Rezepte.

»Möchtest du alle machen? Wie lange willst du dich denn davon ernähren?«, möchte er von mir wissen und bei seiner zweiten Frage kann ich das Lachen nicht mehr zurückhalten. »Ja, ich würde gern alle machen. Und wir haben auch Familien, die Plätzchen lieben, falls du das vergessen hast.«, bekomme ich mühsam während des Lachens heraus. »Du kannst auch genauso wie früher helfen und hörst auf, wenn du keine Lust mehr hast, aber beschwer' dich später nicht, wenn du-.« »Vom Naschen Bauchschmerzen bekommst, jaja. Sei nicht albern. Natürlich helfe ich dir, ich hatte nur nicht erwartet, dass du so viele Plätzchen backen willst.«

»Wir können ja gucken, wie viel Lust wir haben und dann einfach aufhören. Mit welchen möchtest du denn anfangen?«, frage ich ihn, da es mir eigentlich egal ist, welches der Rezepte wir umsetzen, da ich in der letzten Woche schon einmal gebacken habe. »Die Kokosmakronen und wenn die im Ofen sind, machen wir die Brownie-Kipferl?«, nennt er mir seinen, zugegebenermaßen guten, Plan. Für beiden benötigen wir geschmolzene Schokolade, da die Makronen laut Rezept einen Schokoladenboden haben sollen und für die Brownies benötigen wir das auch. »Man, Harry.«, entgegnet er mir lachend. »Ich kann auch ein bisschen denken, du Idiot.«, führt er weiter fort als er meinen erstaunten Gesichtsausdruck sieht.

Während wir backen, hören wir die weihnachtlichste Playlist, die wir finden können und blödeln rum. Ich fühle mich fast wieder wie früher, wenn wir zusammen rumgealbert haben und ich liebe es, dass Louis es schafft, dass ich mich so unbeschwert fühle, einfach nur, weil er da ist.

Weil es draußen angefangen hat zu schneien, gehen wir, nachdem wir drei verschiedene Plätzchensorten gebacken haben und uns die Lust verlassen hat, im nahegelegenen Park spazieren. Wir beide haben nicht mehr mit Schnee vor Weihnachten gerechnet und umso mehr freuen wir uns, dass die Erde langsam von einer feinen Schneeschicht bedeckt wird. Die meiste Zeit laufen wir still nebeneinanderher und genießen die Ruhe, da erstaunlich wenig Leute unterwegs sind.

Ein bisschen durchgefroren betreten wir wieder meine Wohnung. Ohne etwas zu sagen, holt Louis sich die Sachen, die er gestern von mir bekommen und heute Vormittag zu seinen Sachen gepackt hat, aus dem Wohnzimmer, nachdem er seine Jacke und Schuhe ausgezogen hat und verschwindet im Bad. Ähnlich wie heute Morgen, setze ich Wasser für Tee auf, ehe ich mich in meinem Schlafzimmer umziehe.

»Die Plätzchen sind abgekühlt.«, murmelt Lou mit vollem Mund als ich die Küche betrete und er sich ertappt umdreht. Ich greife um ihn herum, da er vor den Plätzchen steht, um mir einen der Kekse zu nehmen. Es fühlt sich an, als würden wir Minuten lang so dastehen und uns in die Augen sehen bis

das Geräusch, das der Wasserkocher von sich gibt, mich zurückzucken lässt. Auch Lou zuckt bei dem Geräusch zusammen und ich bin froh, dass ich mich von ihm wegdrehen muss, um unsere Tassen mit Wasser füllen, denn ich merke, wie meine Wangen wärmer werden.

Wtf.

Nachdem ich den Wasserkocher wieder an seinen Platz gestellt habe, stütze ich mit beiden Händen auf der Arbeitsfläche ab und atme einmal tief ein und aus. Die Stille wird unterbrochen als Louis klappernd einen Teller aus einem meiner Hängeschränke holt, um dort einige der Kekse darauf zu platzieren, wie ich feststelle, als ich mich umdrehe. Ich nehme die Teebeutel aus den Tassen und folge Louis in mein Wohnzimmer.

»Wir können Mario Kart spielen oder irgendeine Serie schauen.«, biete ich ihm an, als ich neben ihm Platz nehme. »Hast du auch Mario Party?«, fragt er stattdessen, was ich mit einem Nicken bejahe. Ich werfe ihm einen der Controller zu, ehe ich die Spiele an der Konsole tausche und schalte diese und den Fernseher ein.

Es dauert gefühlt 5 Minuten, bis wir uns unsere Charaktere ausgesucht haben. Letztendlich entscheidet Lou sich für Bowser Jr. Und ich nehme Daisy.

»Warum können wir nicht im Team spielen?«, rege ich mich zum dritten Mal auf, als Louis und ich bei den Minispielen immer in anderen Teams sind. »Du kannst nur nicht verlieren.« erwidert Louis darauf und visiert gelassen meinen Charakter an, um diesem eine Torte ins Gesicht zu werfen. »Du kannst wenigstens so tun, als würden wir teamen.«, gebe ich bockig von mir und schmolle. »Nöö.«, entgegnet Louis mir nur grinsend und piekst mir mit seinem Finger in meine Wange.

»Jetzt gewinnst du sogar und dabei hast du nicht mal die ganze Zeit auf den Bildschirm geguckt. Das ist doch unfair.«, bewerte ich das Spielergebnis am Ende des Minispiels. Da ich auch beim Würfeln am Anfang des Spiel schlechter abgeschnitten habe als Louis, bin ich als Letztes am Zug. Ich nehme mir einen der Plätzchen vom Tisch und lege mich dann so aufs Sofa, dass mein Kopf auf Louis Bauch platziert ist. »So wirst du auch nicht besser spielen.«, zieht Louis mich auf, als ich mich auf die Seite drehe, um besser zum Bildschirm gucken zu können.

Ich ignoriere ihn und sein gemurmeltes »Glück« als ich einen Sechs würfle. Da ich aber mit der gewürfelten Zahl an einen Stern komme, bin ich nun erster Platz und schlagartig hebt sich meine Stimmung. Da ich Louis aber nicht Recht geben möchte, damit, dass ich nicht verlieren kann, bin ich weiterhin gespielt grummelig. »Harryyyyyyyy, ich kenne dich zu lange, um zu wissen, dass du nur noch so tust.«, murmelt Lou als ich mich nicht freue, dass ich auch bei dem folgenden Minispiel gewonnen habe. Ich schnaube nur ertappt, reagiere aber nicht weiter auf seine zutreffende Feststellung. Louis platziert, nachdem er gewürfelt hat, seine Hand in meinen Haaren und dreht sich eine Strähne immer wieder um den Finger.

Wir spielen noch zwei weitere Runden und ich bewege mich lediglich, wenn Louis sich anders hinlegt und ich meinen Kopf dadurch anders auf ihm betten muss.

»Ich wollte dich nicht wecken, schlaf weiter.«, murmelt Lou als er sich wieder zu mir auf das Sofa legt. Aber irgendwie finde ich keine gemütliche Position mehr und strecke mich einmal, wobei mein Rücken ein ziemlich lautes Knacken von sich gibt. »Vielleicht solltest du nicht mehr auf dem Sofa schlafen.«, gibt Louis immer noch flüsternd von sich. Ich antworte mit einem Kopfschütteln, merke aber selbst, dass es vermutlich besser wäre, würde ich mich einfach in mein Bett legen. »Ich habe dir übrigens eine Decke und ein Kissen bezogen.«, fällt mir ein, als ich mich von der 2x2 Meter Kuscheldecke befreie. »Du kannst also auch eine richtige Decke haben und nicht nur die.«, füge ich hinzu und zeige auf die Decke, mit der wir uns seit zwei Nächten zudecken. »Ich hätte schon etwas gesagt, wenn ich was anderes gewollt hätte.«, antworte Louis mir als ich in der Wohnzimmertür stehe.

Mein Weg führt mich als Erstes in mein Schlafzimmer, da ich das Kalendertürchen öffnen möchte, bevor ich irgendwas anderes machen. Das Bild am vierten Advent zeigt ganz viele Plätzchen und Ausstechförmchen. Louis und mich sieht man im Hintergrund und beide tragen wir eine Schürze. Das Bild wurde in dem Moment aufgenommen als ich mit meiner bemehlten Hand über Louis' Wange streichle, denn im Gegensatz zu meinem Gesicht ist seines noch vollkommen ohne Mehl.

„Ich fand Plätzchen backen jedes Jahr bestimmt nur die erste halbe Stunde schön, danach hat es mich gelangweilt. Aber da deine Augen immer so geleuchtet haben, habe ich jedes Jahr aufs Neue zugestimmt, mit dir und Anne oder Mama und meinen Geschwistern zu backen (ich war auch jedes Mal begeistert zu backen, nur hat das immer so lange gedauert; aber sag das Mama nicht). Viel lieber hab ich den Teig genascht und weil du es dir bei den Erwachsenen abgeschaut hast, hast du mir irgendwann gesagt, dass ich von zu viel rohem Teig Bauchschmerzen bekomme. Es war jedes Jahr das Gleiche und immer öfter endete es damit, dass wir beide voller Mehl waren."

Mein erster Gedanke vergleicht den gestrigen Tag mit den Worten auf dem Bild und ich bin froh, dass so vieles gleich geblieben ist, aber noch fröhlicher stimmt mich der Gedanke, dass wir zumindest die ‚Mehlschlacht' weggelassen haben, denn ich hätte keine Lust gehabt, meine Küche von dem ganzen Mehl zu befreien.

»Wie machst du das eigentlich mit dem Bild am 24. Und 25. Dezember?«, möchte mein bester Freund wissen, der am Türrahmen gelehnt in der Tür steht und die Wand neben meinem Bett mit den Bildern anguckt. Ich habe gar nicht bemerkt, dass er da steht. Vor allem wie lange. »Ich meine, weil du die ja nicht sofort aufhängen kannst. Oder nimmst du den Kalender nicht -.«, seine Frage wir von dem Geräusch seines Handy, dass eine eingehende Nachricht signalisiert, unterbrochen. Ein Lächeln bildet sich auf seinem Gesicht als er auf sein Display blickt. »Vermutlich nehme ich die beiden Papiertüten mit und packe die Bilder, nachdem ich sie gesehen habe, wieder da rein.«, beantworte ich seine Frage. »Aber wenn ich möchte, dass man die anderen Bilder im Hintergrund sieht, wenn du mir ein Bild schickst?«, möchte er wissen und stößt sich von der Türzarge ab, um auf mich zu zukommen und sich neben mich zu setzen.

»Dann musst du entweder auf das Bild warten, bis ich wieder hier bin oder dir reicht ein Bild mit einem anderen Hintergrund.«, sage ich und nehme ihm das Bild aus der Hand, um es an die Wand zu den anderen zu hängen. »Ich wollte mir das aber gerade angucken.«, gibt er gespielt entrüstet von sich. »Dafür hast du das Bild auf deinem Handy oder du musst an meine Wand gucken.«

Mit Lebkuchen, Spekulatius und Plätzchen, die auf einem Teller auf dem Wohnzimmertisch liegen und mit Kinderpunsch in unseren Tassen, haben wir es uns auf meinem Sofa gemütlich gemacht. Seit fast 4 Stunden gucken wir einen Film, nach dem anderen.

»Warte.«, fällt mir mittendrin ein und ich stoppe den Film, als Willy Wonka zum wiederholten Mal gegen den gläsernen Aufzug läuft. »Wir müssen noch ‚Klaus' gucken.«, sage ich plötzlich ganz hektisch. »Du musst daran denken, wenn der Film vorbei ist, ich will das nicht schon wieder vergessen.«, führe ich meinen Monolog fort, woraufhin Lou nur nickt.

»Das arme Kind.«, spreche ich meine Gedanken beim Gucken aus, nachdem wir ‚Klaus' begonnen haben. Eigentlich mag ich es nicht, wenn man Filme kommentiert, aber irgendwie kann ich es nicht zurückhalten. Auch während des restlichen Films kann ich mir an einigen Stellen einen Kommentar nicht verkneifen.

Ich zucke zusammen, als Louis mir über meine Wangen streicht und somit meine Tränen am Ende des Films wegwischt, so vertieft bin ich in die Handlung von den Bildern auf meinem Fernseher. Von der Seite schlingt Louis seine Arme um mich und drückt mich fest. Ein Schluchzen entflieht meiner Kehle und während der Abspann läuft kann ich meine Tränen nur schwer stoppen. Louis hält mich die ganze Zeit in seinem Arm und streicht mir beruhigend über den Rücken.

Auch als die vom Streaminganbieter vorgeschlagenen Filme und Serien angezeigt werden, löst Louis die Umarmung nicht .Er lehnt sich irgendwann wann nach hinten an die Lehne des Sofas und zieht mich mit, sodass ich meinen Kopf auf seine Brust legen kann. Mit der Fernbedienung wechselt er die Streamingplattform und macht ‚Friends' an, während seine andere Hand kontinuierlich über meinen Rücken streicht.

Auf dem Bild aus dem Tütchen mit der Zahl ‚19' sind Louis und ich auf einem Fahrrad zu sehen. Er sitzt auf meinem, für ihn, zu kleinen Fahrrad, während ich auf dem Gepäckträger sitze und meine Arme um seine Taille geschlungen habe. Die Beine habe ich leicht angewinkelt und alles in allem sieht es absolut unbequem aus.

„Wir haben versucht, uns gegenseitig herauszufordern und sind mit dem anderen auf dem Gepäckträger die ganze Zeit bei euch durch den Garten gefahren. Wir konnten das nur mit deinem Fahrrad machen, weil ich keinen Gepäckträger hatte. Das Ganze ist damit geendet, dass wir beide zur Seite gekippt sind und wir beide ein aufgeschürftes Knie hatten. Deswegen haben wir danach so getan, als könnten wir nicht mehr laufen und sind auf einem Bein durch euren Garten gesprungen. Anne war bestimmt froh, als wir an dem Abend geschlafen haben, weil wir so viel Energie hatten und uns die ganze Zeit hochgepusht haben mit unserer Albernheit."

Es dauert etwas, bis ich das Bild für Louis mache, denn ich muss mich von meinem Lachen erholen, dass ich nicht zurück halten konnte. Mama war so genervt an dem Tag, weil wir beide einfach nicht kaputt zu kriegen waren und wir alles lustig fanden.

Für den Tag hatten wir eigentlich geplant, auf den Weihnachtsmarkt zu gehen, da ich aber anbringe, dass es der erste Ferientag und dadurch bestimmt ziemlich voll ist, ähnelt der heutige Tag dem gestrigen. Wir liegen den ganzen Tag zusammen auf dem Sofa und schauen irgendwelche Filme. Dabei liegen wir immer so nah beieinander, dass sich mindestens unsere Arme berühren. Nur anders als die anderen Tage schlafen wir nicht auf dem Sofa ein, sondern gucken mit meinem Tablet im Bett liegend den Film weiter, den wir begonnen haben. Ich wollte nicht im Bett schlafen, wenn Louis nicht neben mir liegt.

Das Erste, was mir bei dem heutigen Bild auffällt, das ich aus dem Kalender hole, nachdem ich nach dem Frühstück wieder in mein Zimmer gegangen bin, ist, dass ich die Rückseite zuerst sehe, als ich es aus der Tüte ziehe. Alle anderen waren so verpackt, dass ich zuerst das Bild sehe, wenn ich die Klammer löse und die Papiertüte öffne.
Auch steht da kein langer Text, sondern lediglich „Look After You - The Fray".

Als ich das Bild umdrehe, sehe ich, dass Louis und ich nur halb auf dem Bild zu sehen sind und beide haben wir einen Kopfhörer im Ohr.

Anstatt ein Foto von dem Bild zu machen, nehme ich mein Handy und meine Kopfhörer, ehe ich ins Wohnzimmer gehe, wo Lou sitzt, und mich ansieht, als ich den Raum betrete. Wortlos halte ich das Foto hoch und setze mich zu ihm. Das Bild lege ich neben uns und schließe meine Kopfhörer an mein Handy an. Ich suche nach dem Lied, dass auf der Rückseite des Bildes steht, reiche Louis einen der Kopfhörer und nachdem ich auf meinem Handy das Lied gestartet habe, lege ich meinen Kopf aus seinen, der auf meiner Schulter liegt und schließe meine Augen. Ganz vorsichtig spüre ich Louis' kleinen Finger an meinem und wie von selbst nehme ich seine Hand in meine und verschränke unsere Finger miteinander. Louis Daumen streicht dabei die ganze Zeit beruhigend über meinen Handrücken.

In unserer eigenen, kleinen Blase bekomme ich nur am Rande mit, dass das Lied von Neuem beginnt. Es fühlt sich so richtig an, dass unsere Hände miteinander verschränkt sind und, meinem Bedürfnis folgend, drehe ich meinen Kopf leicht in seine Richtung, um ihm einen kurzen Kuss auf den Haaransatz zu drücken.

Wir sitzen noch eine Weile schweigend so da und genießen die Nähe des anderen, ehe Louis' Magen die Stille unterbricht, in dem er ein Geräusch von sich gibt. »Was hältst du davon, wenn wir auf den Weihnachtsmarkt gehen und dann da etwas essen?«, frage ich ihn, was mit einem Nicken beantwortet wird.

Mit Winterjacke, Schal und Mütze verlassen wir meine Wohnung und laufen zum nahegelegenen Weihnachtmarkt. Glücklicherweise ist es noch nicht überfüllt, weshalb wir langsam über den Platz gehen und hier und da stehen bleiben und uns die Sachen angucken, die verkauft werden. »Wollen wir mit dem Riesenrad fahren?«, wendet Louis sich an mich, als wir an dem Häuschen stehen, wo die Fahrkarten verkauft werden.

In mir sträubt sich alles, nur ein Fuß darein zu setzen, aber weil Lous Augen so strahlen, kann nicht anders als ihm mit einem zustimmenden »Ja.« zu antworten. Als die Gondel sich in Bewegung setzt, greife ich instinktiv nach Louis' Hand, nur um den Nötigen Halt zu finden. Beruhigend drückt er meine Hand und hält mir seine andere Hand hin, damit ich diese auch nehmen kann.

»Sorry, irgendwie habe ich da nicht mehr dran gedacht.«, gibt Louis von sich, als wir wieder festen Boden unter den Fußen haben und bevor ich die Sache mit einem »Alles gut.« runterspielen kann, schüttelt Lou den Kopf und sieht mich entschuldigend an. Da ich immer noch das Gefühl habe, etwas Halt zu brauchen, greife ich nach seiner Hand und lasse sie auch die ganze Zeit danach nicht los.

Wenn wir uns irgendwo etwas bestellen und doch beide Hände benötigen, finden diese von selbst wieder zueinander.

Durchgefroren betreten wir meine Wohnung und nachdem wir beide nacheinander warm duschen waren und in Hoodies eingekuschelt nebeneinander in meinem Bett liegen, kann ich nicht verhindern, dass mein Kopf zur Seite auf Louis Schulter kippt.

Müde strecke ich mich und tapse auf Zehenspitzen zu meinem Schreibtisch. Da bereits Licht vom Fenster in mein Schlafzimmer scheint, muss ich meine Lampe nicht anmachen und brauche so auch keine Bedenken haben, Louis durch den plötzlichen Wechsel der Helligkeit zu wecken. Darauf bedacht, keinen Geräusch zu machen, löse ich die Klammer mit der Papiertüte von der Schnur und öffne diese vorsichtig.

Das Bild am heutigen Tag scheint wieder ein Herbstbild zu sein, denn man sieht den wolkenverhangenen Himmel und vereinzelnd Bäume, wo sich die Baumkronen langsam verfärben. Man sieht auf dem Bild mehr von der Natur als Louis und mich. Uns sieht man ungefähr bis zur Hüfte. Lou hält meine Hand mit seiner in die Höhe und ich drehe mich zwischen unseren in die Luft gestreckten Armen.

„Ich habe das Gefühl, dass ich gar nicht so viel zu den Bildern schreiben muss, weil du die Momente bestimmt auch so toll fandest. Aber jedes Mal muss ich an dein Lächeln und deine leuchtenden Augen denken, wenn wir einfach das gemacht haben, was wir wollten, dass ich denke, dass ich extra nochmal betonen muss, wie sehr ich die Bilder und die damit verbundenen Erinnerungen liebe."

Die Zeilen auf der Rückseite lösen ein warmes Gefühl in mir aus und ich kann mir ein dümmliches Grinsen nicht verkneifen. Ich nehme mein Handy von meinem Nachtschrank und mache ein Selfie von mir mit dem Bild in meiner Hand. Im Hintergrund sieht man wieder die Bilder an meiner Wand und, wenn man es weiß, kann man auch Lou neben dem Haufen an Kissen erahnen, die in meinem Bett auf ‚meiner' Seite liegen und sonst eigentlich das ganze Bett einnehmen.

Ich schicke ihm wortlos das Bild und bereue es sofort, denn sein Display leuchtet auf und das Handy gibt einen Ton von sich, der ihn zusammenzucken lässt. Leise vor mich hin fluchend setze ich mich auf mein Bett, weswegen Louis sich von seiner Seite auf den Rücken dreht und mich kurz anblinzelt. Mit meiner Hand streiche ich einige seiner Strähnen aus seiner Stirn. „Sorry, ich wollte dich nicht wecken.", gebe ich flüsternd von mir. „Hast du nicht. Ich war schon wach. Hab mich nur erschrocken, obwohl ich es mir hätte denken können.", antwortet Lou mir verschlafen und lehnt sein Gesicht mehr zu der Berührung meiner Hand, die ich an seiner Wange liegen lassen habe.

Da mich ein Gähnen überkommt, entscheide ich mich wieder zu Louis zu legen und wir schaffen es im Laufe des restlichen Tages nur auf mein Sofa, jedoch nehmen wir unsere Bettdecken mit und kuscheln uns da wieder ein. Gefühlt holen wir die Filmabende der letzten Jahre auch. Wir wechseln hin und wieder lediglich die Position, in der wir uns befinden, aber sonst bleiben wir still auf dem Sofa aneinander gekuschelt liegen und schauen auf meinen Fernseher. Um am nächsten Morgen nicht mit schmerzenden Rücken aufzuwachen, entscheiden wir uns später dafür, nicht erneut eine Nacht auf dem Sofa zu verbringen.

Als Louis aus dem Badezimmer wieder in mein Schlafzimmer kommt, bringt er den Bilderrahmen von meinem Schreibtisch mit und reicht ihn mir. Er kniet sich hinter mich und platziert seinen Kopf auf meiner Schulter und guckt auf den Kalender in meinen Händen. »Ich weiß, was in dem Kalender ist und ich weiß auch, welches Bild wann kommt. Das habe ich mir alles notiert. Du kannst das Türchen ruhig öffnen.«, säuselt er mir ins Ohr, bevor er mir einen Kuss auf die Schläfe haucht.

»Und warum wolltest du dann weiter Bilder davon haben?«, frage ich ihn daraufhin. »Ich wollte deine Reaktion haben und ein weiteres Bild von dir?«, gibt er von sich in einem Ton, der darauf schließen lassen würde, dass die Antwort auf der Hand liegt.

Langsam öffne ich die Papiertüte und ziehe das Foto heraus. Lou und ich sitzen auf einer Fensterbank des offenen Fensters, das man auf dem Bild sehen kann. Wie bei einigen Bildern des Kalenders sieht man uns aber nur von hinten. Unsere Gesichter sind dem Himmel zugewandt und wir haben eine Decke um die Schultern liegen.

„Eigentlich wollten wir an dem Abend einen Filmabend bei dir machen, aber Gemma hat da ihren Geburtstag nachgefeiert und dabei wollten wir nicht im Haus sein. Und eigentlich wollte ich auf der Fensterbank sitzen und rauchen, aber du hast es gehasst und ich habe auch selten geraucht, wenn du da warst und dann kamst du mit der Decke und hast dich zu mir gesetzt."

»Ich bin so froh, dass du nicht mehr rauchst.«, kommentiere ich das Geschriebene, woraufhin Louis lachen muss. Ich nehme mir mein Handy in die Hand und entscheide jetzt einfach für ihn, dass er auch auf dem Bild sein wird, wenn er schon hinter mir hockt. Und als ich uns auf meinem Display sehe, weiß ich schon, dass das eines meiner Lieblingsbilder wird.

»Fahren wir mit deinem Auto oder mit meinem?«, höre ich Louis später aus dem Wohnzimmer rufen, während ich im Badezimmer stehe und meinen Kulturbeutel packe. »Ich kann fahren, mir ist das egal.«, biete ich ihm an, auch weil ich nicht weiß, wie viel Verkehr morgen sein wird und er muss nicht nochmal so lange im Stau stehen und dann vollkommen fertig ankommen. Und sollte ich zu müde werden, weil es doch länger dauert als gedacht, können wir uns auch abwechseln.

Gestresst laufe ich durch meine Wohnung aus Angst, etwas zu vergessen. Als ich zum fünften Mal meine Kleidung nachzählen möchte, um sicher zu gehen, dass ich auch wirklich genug eingepackt habe, greift Louis nach meinem Arm und hält ihn fest. Er hat sich zu mir ins Schlafzimmer gesetzt und greift zwischendurch immer wieder in die Dose mit den Plätzchen, die auf meinem Schreibtisch steht.

»Wenn du das noch einmal nachzählst, werde ich wahnsinnig, Harry. Du hast alles und ansonsten findet sich auch was. Von mir kannst du auch was anziehen, es sei denn du möchtest was anderes tragen als einen Hoodie.« Meine Hand geht zu meinen Jogginghosen, aber auch hier hält mich Louis ab, an dem ‚Stapel' mit den zwei Hosen etwas zu verändern. »Die eine ziehst du beim Autofahren an und die andere im Haus. Und jetzt pack' das alles in deinen Koffer, sonst muss ich Anne schreiben, dass du nicht kommen kannst, weil du nicht weißt, was du einpacken sollst.«, fügt er hinzu, ehe er meine Hand loslässt und auf meinem Schreibtischstuhl Platz nimmt.

Geschafft lasse ich mich zu Louis, der mittlerweile in meinem Bett liegt, fallen und atme angestrengt aus. »Soll ich deinen Koffer gleich zum Auto tragen, damit du da nicht nochmal alles rausholst?«, fragt Louis halb scherzend und gleichzeitig vollkommen ernst. »Ich kann den auch selbst tragen. Aber wir sollten trotzdem schon was zum Auto bringen, damit ich morgen nicht das Gefühl habe, etwas vergessen zu haben.«, erwidere ich auf seine Frage und schließe die Augen, als seine Hand wirre Muster auf meinen Arm zu zeichnen.

Einen Tag vor Louis Geburtstag ist ein Bild in dem Kalender, wo Louis und ich in einem Zug sitzen. Louis und ich gucken, wie schon bei dem Bild am Tag zuvor, aus dem Fenster. Beide haben wir unsere Arme verschränkt auf den Tisch gelegt und unsere Köpfe darauf platziert.

„Mama meinte zu dem Bild, dass das die entspannteste Reise mit uns als Kinder war, weil wir die ganze Zeit aus dem Fenster geguckt haben und uns jedes Mal gefreut haben, wenn wir Kühe oder andere Tiere auf einer Weide gesehen haben."

Bevor ich es vergesse, löse ich die Klammer von den beiden letzten Türchen und lege sie zu meinem Koffer und meinem Jutebeutel, der auf dem Koffer liegt. Erst danach mache ich das Selfie, Louis kann man wieder im Hintergrund sehen, wie er in meinem Bett am Handy sitzt.

Nach dem Frühstück -das zeitlich auch als Mittag durchgehen könnten, weil ich, nachdem ich die Adventskalendertürchen auf meinen Koffer gelegt habe, nochmal zu Louis ins Bett gekrabbelt bin- ziehen wir uns um und bringen die letzten Sachen in mein Auto. Louis macht es sich direkt auf dem Beifahrersitz bequem, in dem er ein Bein anwinkelt und Kopf gegen die Scheibe lehnt. Irgendwann auf der Fahrt fallen ihm die Augen zu, weshalb ich die Musik etwas runterdrehe und immer wieder zu ihm gucke, damit sein Kopf nicht so blöd nach vorne kippt, sondern er weiter gemütlich, soweit wie es eben geht, sitzen kann.

Das Auto parke ich vor der Einfahrt meines Elternhauses und da Jay kurz bevor wir losgefahren sind, geschrieben hat, dass sie heute Nachmittag bei meiner Mama sind, brauche ich mich auch noch nicht von Louis trennen. »Lou, wir sind da.«, flüstere ich und streiche ihm mit meinem Handrücken über die Wange. Als er aus dem Auto steigt streckt er sich einmal und als hätten sie darauf gewartet, wird die Haustür aufgerissen und alle treten aus dem Haus.

Nachdem jeder begrüßt wurde, sitzen wir mit Tee und Kaffee in Mamas Wohnzimmer und ich muss mich zusammenreißen, nicht am Tisch einzuschlafen, da die Fahrt doch ermüdender war als gedacht, vor allem weil mein Beifahrer die meiste Zeit geschlafen hat. »Ich hol nur eben mein Koffer aus deinem Auto, der Rest kann auch bis morgen drinnen bleiben.«, meint Louis als ich mich von allen ‚verabschiede' und meine Sachen, aus dem Auto holen möchte, da ich mich nur noch hinlegen möchte.

»Wer sagt denn, dass wir uns morgen sehen?«, ziehe ich ihn auf und greife nach seiner Hand , um ihn in eine Umarmung zu ziehen. Irgendwie hatte ich gerade das Bedürfnis danach, nachdem wir in den letzten Tagen nur aufeinander hingen. »Ich. Und wehe ich bekomme kein Bild von dem Adventskalendertürchen.«, erwidert er, ehe er sich den Autoschlüssel aus meiner Hand schnappt und mein Auto entriegelt. Er hebt beide Koffer aus meinem Kofferraum und verschließt mein Auto wieder.

Als ich ihm entgegenkomme, um ihm meinen Koffer abzunehmen, schüttelt er den Kopf und geht mit einem »Vergiss es, du schläfst gleich im Stehen ein.«, an mir vorbei, beide Koffer hinter sich herziehend. Gerade noch so kann ich ihn davon abhalten, den Koffer nach oben in die erste Etage in mein Zimmer zu tragen und ziehe ihn erneut an mir heran und vergrabe meine Nase in seinen Haaren. Wir werden unterbrochen, da die jüngsten Zwillinge ihren Bruder verlangen und widerwillig löse ich mich von ihm. Ich verstehe mich selbst nicht zu ganz, warum ich heute so anhänglich bin. Bevor er zu seinen Geschwistern geht, drücke ich ihm noch einen Kuss auf die Stirn, ehe ich mir meinen Koffer nehme und in mein Jugendzimmer gehe.

Ohne am nächsten Morgen aus meinem Bett aufstehen zu müssen, greife ich nach den Papiertütchen auf meinem Nachttisch, die ich dort gestern Abend abgelegt habe und setze mich, nachdem ich das mit der Nummer ‚25' wieder dort abgelegt habe, auf und lehne mich mit einem Kissen in meinem Rücken an die Wand.

Das Bild passt, bevor ich mir irgendwas genau angesehen oder etwas auf der Rückseite gelesen habe, perfekt zum heutigen Tag, den das Bild wurde an einem von seinen Geburtstagen gemacht. Louis und ich liegen bei uns in der Straße auf dem Boden und machen Schneeengel, dabei liegen wir so nah beieinander, dass sich unsere Arme berühren und die beiden Engel augenscheinlich nur drei Flügel haben.

„Es ist ein Wunder, dass wir danach nicht krank waren. Du hast bei uns übernachtet und eigentlich wollten wir in meinen Geburtstag reinfeiern, du bist hast aber immer wieder kurz eingeschlafen als wir Mario Party gespielt haben, was wir nur gespielt haben, weil du ‚zu müde' für Mario Kart warst. Du warst auch zu müde für Mario Party, Harry. Als du mich dann am nächsten Morgen geweckt hast, meintest du ganz hektisch, dass es geschneit hat und dass es lange vor Weihnachten nicht mehr so geschneit hat und du ganz schnell raus möchtest. Er als du mit deinem Monolog fertig warst, hast du mich in deine Arme gezogen und mir gratuliert. Wir haben es gerade einmal geschafft uns einen Hoodie überzuziehen, sodass wir dann nur mit Jogginghose und Hoodie im Schnee lagen. Aber du warst danach so glücklich, auch wenn uns extrem kalt war. Mama hat uns dann aber Kakao gemacht und damit haben wir uns dann ins Bett gekuschelt und das den Vormittag über auch nicht mehr verlassen."

Ich mache, komplett verschlafen aussehend, ein Selfie mit dem Foto von Louis' Geburtstag und statt den Inhalt oder das Bild zu kommentieren, wünsche ich ihm einen schönen Geburtstag und kündige meinen Besuch im selben Atemzug für die nächste Stunde an. Wie von der Tarantel gestochen springe ich aus meinem Bett, da mir plötzlich einfällt, dass ich vorher auch noch duschen muss und die Geschenke aus dem Auto holen muss. Wie durch ein Wunder schaffe ich es, nicht in der Decke, die ich vorher an meinen Füße umgeschlagen habe, sodass unten und oben Decke ist, hängen zu bleiben.

Dick in Wintersachen eingepackt, da es heute sehr windig ist, stehe ich eine Stunde später vor dem Elternhaus meines besten Freundes. Als er mir die Tür öffnet, singe ich ihm wie jedes Jahr an seinem Geburtstag ein Geburtstagslied und löse die Umarmung, in die ich ihn sofort gezogen habe, erst, als das Lied vorbei ist.

»Du bist der beste beste Freund, den man sich wünschen kann und ich bin so froh dich zu haben und oh Gott, du wirst krank.«, unterbreche ich meinen euphorischen Monolog, der mich fühlen lässt als wären wir wieder Kinder und nicht so, als würde Louis seinen 25. Geburtstag feiern, weil mir auffällt, dass besagte wichtige Person in meinem Leben in einem T-Shirt im Türrahmen steht. Ich schiebe ihn rückwärts ins Haus und winke Jay die ihr Kopf zur Begrüßung durch die Wohnzimmertür steckt.

»Danke, Harry.«, murmelt Louis, nachdem ich ihm meinen Schal um den Hals gelegt habe, weil er die Arme vor seinem Oberkörper verschränkt hat. Wie auch schon, als wir jünger waren, nehme ich am Familien-Geburtstags-Frühstück teil und warte nur darauf, dass Louis endlich seine Geschenke auspacken darf und Louis und ich aufstehen können, da wir uns als Kinder aus irgendeinem Grund angewöhnt haben, uns die Geschenke zu geben, wenn wir zu zweit sind. Der Kompromiss war, dass erst die Geschenke der anderen ausgepackt wurden und dann hatten wir unsere Ruhe. Und so ist das heute noch.

In seinem Zimmer reiche ihr Louis den Briefumschlag mit dem Geschenk und schaue ihn gespannt an. In dem Briefumschlag sind zwei Konzertkarten für Louis' Lieblingskünstler. Da Niall Horan aber noch recht unbekannt ist, steht auf dem weißen Papier nur sein Name und die Daten zur Tour. Da nur das als Geschenk aber etwas trist fand, habe ich eine meiner alten Konzert eingescannt und ein Selfie von unserem ersten Konzert eingefügt und darüber die Daten des Konzertes geschrieben. Auch der QR-Code ist an der Seite, sodass es als ‚echte' Konzertkarte durchgehen kann.

»Du hast gesagt, du hast keine Karten mehr bekommen, Harry. Danke.«, antwortet er und guckt immer wieder geschockt von der Karte zu mir, ehe er mir um den Hals fällt. »Das ist gar nicht mal gelogen, denn vielleicht müssen wir nach Irland fliegen, weil ich keine Karten für eine seiner Shows in England bekommen habe.«, erwidere ich und drücke seinen Körper an mich. »Was?«, fragt er erstaunt nach und guckt sich die originalen Konzertkarten nochmal genau an, bis er seine Stirn in Falten legt.

Erneut guckt er in den Umschlag und sieht mich mit großen Augen an, als er die selbstgemachte Karte in den Händen hält. Er öffnet und schließt seinen Mund wieder und das einzige Wort, was er von sich gibt, ist »Wie?«, woraufhin ich im erkläre, wie ich zu der Idee mit der Karte kam und wie ich diese gemacht habe.

Das letzte Bild des Kalender ist das komplette Gegenteil von dem am gestrigen Tag. Die Sonne scheint zwischen den Bäumen durch und Louis und ich stehen knöcheltief in einem Bach, der in dem Wald ist, wo auch die Weide mit den Kühen in der Nähe ist und der Bach war auch in der Nähe von unserem Baumhaus.

„Wir haben den Wald als Kinder so geliebt und ich finde echt, dass wir die Orte nochmal suchen sollte. Vielleicht nicht unbedingt an dem Tag, wo du dieses Türchen öffnest, aber wir sollten da auf jeden Fall nochmal hin."

»Das Geschenk kommt von uns allen, aber es war Harrys Idee. Deswegen hast du gestern auch nichts Großes bekommen, auch wenn ich weiß, dass du es blöd findest, wenn du die Geschenke zusammen bekommst.«, sagt Jay, nachdem sie mit mir einen Blick getauscht hat, an ihren ältesten Sohn gewandt. Ich reiche ihm den Briefumschlag, in dem das Geschenk enthalten ist. Da wir in diesem Jahr erst nach Weihnachten zu meinen Großeltern fahren, sitzen wir am 25. Dezember zusammen bei Louis Familie.

Vorsichtig öffnet mein bester Freund und ähnlich wie gestern bringt er nicht wirklich ein Wort heraus. »Ich habe gedacht, dass wir, wenn wir für das Konzert nach Dublin fliegen, da auch ein bisschen länger bleiben können. Und da das Geschenk von uns allen ist, sind eineinhalb Wochen daraus geworden. Du musst dir nur Urlaub nehmen.«, erkläre ich ihm auch hier, wie es zu diesem Geschenk kam und er umarmt jede Person im Raum und lässt sich zum Schluss nur noch glücklich neben mich fallen und schlingt seine Arme um meinen Oberkörper. »Danke.«, murmelt er in meine Halsbeuge und klingt immer noch vollkommen überwältig.

Bei meinem Geschenk klebt auf dem Geschenkpapier ein Zettel auf dem die Worte „Damit die Bilder nicht für immer an deiner Wand kleben müssen." geschrieben sind. Vorsichtig löse ich das Geschenkpapier und zum Vorschein kommt ein Fotoalbum.

Darin befinden sich bereits drei Fotos von uns und neben jedem Bild steht ein Text. Das erste Bild zeigt Louis und mich wie wir mit unseren Freunden am Strand sind. Ähnlich wie das Bild an Louis Geburtstag liegen wir beide im Sand, hier halten wir uns aber an den Händen und sehen einander an.

„Da der Kalender an manchen Stellen schon kitschig war, ist es jetzt hier auch egal. Ich bin dir so unfassbar dankbar für alles, Harry."

Das nächste Bild ist auch eines von dem Strand, nur das Louis mich Huckepack trägt und wir beide gerade aus dem Wasser kommen. Es scheint ein anderer Tag zu sein, denn am Himmel erkennt man Regenwolken und auch auf dem Wasser kann man Regentropfen erkennen.

„Wenn du dich noch daran erinnerst, waren wir danach krank. Und da das erst unserer zweiter Tag im Urlaub war, hieß es danach, dass wir den ganzen Urlaub im Bett verbringen mussten, während unsere Freunde (hoffentlich) einen schönen Urlaub hatten. Aber solange du bei mir warst, war es mir egal, ob ich krank bin oder wir was mit den anderen gemacht haben."

Das -bis jetzt- letzte Bild in dem Buch zeigt Louis, wie er an dem Klavier in unserer Schule sitzt, welches früher in der Aula stand, und ich sitze daneben auf dem Boden und blicke zu meinen besten Freund.

„Die anderen haben nie verstanden, dass du bei den Proben immer bei mir sitzen wolltest. Und auch wenn ich dann vor vielen Leuten spielen musste, musstest du immer in meiner Nähe sitzen, weil du die einzige Person warst, die mich beruhigen konnte oder von meiner Nervosität abgelenkt hat."

Ich nehme Louis' Hand in meine, um seine Hand zu meinem Mund zu führen und ihm einen Kuss auf seinen Handrücken zu drücken, ehe ich, genau wie er vorhin, leise »Danke.«, murmle. Auch danach lasse ich seine Hand erstmal nicht los und wenn doch, dann nur, um ihm meinen Arm um die Schulter zu legen und ihn mehr zu mir zu ziehen und ihm einen Kuss auf den Haaransatz zu drücken.

.。*♡-✧*。

nichtskonkretes

Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro