Ein Zaun trennte das Mädchen und den Jungen. Aber er entdeckte ein Loch im Zaun und kroch hindurch. Sie spielten im Sandkasten miteinander, bis eine Stimme den Jungen rief. Er krabbelte durch das Loch zurück in seinen Bereich.
Als sie älter wurden, passten sie nicht mehr durch das Loch. Sie schoben ein lockeres Brett im Zaun zur Seite und schlüpften hindurch. Stundenlang versteckten sie sich in seinem Baumhaus und malten sich gegenseitig. Sie malte ihn, das Baumhaus, ihre Mutter und eine Tüte Karotten, alles ihre große Liebe. Er malte sie und malte sie wieder und immer wieder. Eines Tages entdeckten die Eltern des lose Brett im Zaun und reparierten den Schaden. Sie malte ihm eine Botschaft. Sie trafen sich außerhalb ihrer Gärten und schlenderten die verlassene Straße entlang. Er sprach. Sie sprach. Sie konnten die Worte nicht verstehen, aber die Bedeutung. Sie sprachen nicht dieselbe lautliche Sprache, aber sie entwickelten ihre eigene. Sie trafen sich regelmäßig zum Ausgehen, bis die Eltern dies herausfanden und es verboten. Sie dürften kein Kontakt mit Andersartigen pflegen, sagten die Familien. Sie hörten nicht und fanden einen Weg. Zwei nebeneinander stehende Birnenbäume boten die perfekte Gelegenheit. Sie kletterte hinüber und in das Baumhaus hinein. So vieles trennte sie: zwei Familien, zwei Sprachen, ein Zaun. Aber sie überwanden alles und fanden immer einen Weg.

~ KNICKOHR04