Schwingen der Krallen
Die Dämmerung war schon lange eingebrochen und im BachClan war es still. Im Schülerbau, der für solch einen Clan ganz schön leer war, lagen die drei Lehrlinge Lachspfote, Wasserpfote und Wellenglanz. Der Bau war in Dunkelheit gehüllt, als Wasserpfote plötzlich seinen Kopf erhob. Schnell schaute er sich um. Scheinbar hatte er schon Stunden lang gewartet, auf diesen einen Moment. Der Schüler lugte zu Wellenglanz hinüber. Sie atmete langsam, was bedeutete, dass sie tief und fest schlief. Geschwind, aber dennoch leise, sprang er aus seinem Nest und schlich zu seiner Schwester. Ein paar mal stubste Wasserpfote sie an, als seine Wurfgefährtin ihre Augen öffnete und müde ihren Bruder anschaute. ,,Was ist los?'', fragte sie verschlafen. ,,Ich will jetzt endlich dieses Zweibeinernest sehen!'', fuhr er Lachspfote an. Diese war jetzt Hellwach und schaute ihren Wurfgefährten geschockt an. ,,Was?! Doch nicht jetzt!'', zischte sie leise.
,, Hey! Du hast es mir Versprochen!''.
,, Aber ich habe nie gesagt, dass wir es heute Nacht machen!'', feuerte Lachspfote energisch zurück. ,,Ach, sei leise! Du bist doch genau so neugierig wie ich! Gibt's zu!'', scheuchte Wasserpfote seine Schwester. Diese legte ihr Ohren an und schaute nervös auf das Nestmoos. ,,Ha, wusste ich's doch!'', flüsterte der Schüler stolz grinsend. Und schließlich, nach wenigen Minuten weiterer Überredungskunst, schaffte es Wasserpfote, ihre Schwester um zu Stimmen. Auf leisen Pfoten trotteten sie aus dem Bau, um kurz darauf über einem umgekippten Baumstumpf, der über dem breiten Bach lag, auf die Wiesenfläche zu gelangen. Danach gingen sie im schnellen Tempo einen Hang hinauf, durch einen schmalen Waldabschnitt, um im nächsten Moment auf einer kleinen, Waldfreien Fläche zu stehen. Nun war nur noch ein weiterer, kleiner Hang vor ihnen, denn sie prompt überwunden hatten. Nur noch wenige Meter war das große Zweibeinernest von ihnen entfernt. Nun rennend, bewegten sich die zwei Schüler auf das Gebäude zu, als sie nach nur wenigen Sekunden an den Zaun angekommen waren, der die Fläche umkreiste. ,,So, wo bist du reingekommen?'', miaute Wasserpfote aufgeregt. ,,Hier lang'', meinte seine Schwester nur und pirschte am Zaun entlang, als sie schnell um die Ecke bog. Neugierig lief Wasserpfote ihr hinter her, als beide durch ein Loch hindurch schlüpften und erstaunt den Mund hängen ließen. Eine kleine Version des Zweibeinernestes stand auf vier dicken Holzstämmen, darunter war ein großer, mit Sand gefüllter Kasten, in dem komische Dinge, bunt angemalt, lagen. Es standen zu dem noch weitere Holzkonstruktionen um sie herum, doch diese sich näher Anzuschauen durften sie nicht mehr, als ein tiefes Fauch dem Schatten eines großen Baumes entwich. Erschrocken machten die beiden einen Buckel und wichen zurück, als Schusti aus der Finsternis trat. Mit peitschenden Schwanz und angelegten Ohren näherte sie sich den beiden, als sie ein paar Fuchslängen vor ihnen stehen blieb. Sie fletschte die Zähne und ein tiefes Knurren entkam aus ihrer Kehle. ,,Verzieht euch, Kinder!'', fauchte Schusti bedrohlich. Die zwei Schüler waren zwar in ihr Territorium eingedrungen, jedoch wollte sie sie nicht ohne Vorwarnung aus ihren Gebiet hetzen. Es waren immerhin noch Kinder. Doch ihre Gedanken blieben in ihrem Kopf und Wasserpfote ging, immer noch mit einem Buckel, langsam auf sie zu. ,,Wasserpfote, los, lass uns verschwinden!'', miaute Lachspfote verängstigt. ,,Ach, was! Dieses Wollknoll mach ich' fertig!'', höhnte ihr Bruder selbstbewusst und mutig zugleich. Schusti's Blick verfinsterte sich ruckartig. ,,Wieso müsst ihr dummen Clankatzen immer nur so arrogant sein?''. Mit diesem Satz sprang die Wirtshaus Katze fauchend voran. Immer noch Selbstbewusst wich Wasserpfote zur Seite und hatte kein Erbarmen. Rasant griff er die Hauskatze an, doch diese entging jedem Angriff. Lachspfote stand währenddessen total verängstigt neben den zweien und schaute zitternd zu, wie die beiden Katzen schier um Leben und Tod kämpften. Und da geschah es: Mit schnellen Schritten ging Schusti rückwärts, wartend auf den nächsten Angriff des jungen Karters. Als dieser sprang, sprang sie auch. Im richtigen Zeitpunkt richtete Schusti dann ihren Kopf an und traf direkt die Brust des Schülers. Dieser war total überrascht von dieser Angrifftaktik, die eben auch total riskant war. Aber bei einem noch unerfahrenen Schüler war dies eine sehr effektive Methode. Da Schusti mit ihrer größe ein schwereres Gewicht hatte, wurde der Schüler so zurück geworfen, doch die Hauskatze hatte sich mit ihren Krallen schon an die beiden Seiten des Schülers festgesetzt. Wasserpfote prallte mit dem Rücken voraus auf den Boden. Als er auffauchend losschlagen wollte, bekam er schon den ersten Hieb von Schusti's Pfote zu spüren. Dann der zweite, gleich darauf den dritten. Als sich Wasserpfote geschlagen auf die 4. Breitseite bereit machte, sprang die Wirtshaus Katze von ihm herab. Flott rappelte sich der Schüler auf und zog sich Erschöpft zu seiner Schwester zurück. Schusti schaute die beiden mit einem strengen Blick an.
,,Verzieht euch jetzt!'', knurrte sie und machte mit einer starken Haltung klar, dass sie von ihrer Seite aus ruhig noch einen zweiten Kampf austragen konnte. ,,Lass uns gehen, Wasserpfote! Das hat doch alles keinen Sinn!'', miaute Lachspfote total beunruhigt. ,,Genau, hör auf deine Gefährtin! Oder willst du mit zerfetzten Ohren zu deinem Clan zurück kehren?'', drohte die
schwarz/weiße Kätzin. Ohne Widerworte huschte Wasserpfote davon. Überrascht schaute Lachspfote ihm hinterher, nahm jedoch schnell Fahrt auf. Als die beiden um die Ecke verschwunden waren, legte sich Schusti's Fell nach ein paar Herzschlägen wieder und ihr wurde schnell bewusst, dass sie dieses Erlebnis morgen bei der Versammlung unbedingt verkünden musste. Denn, wer wusste, ob die beiden bald mit Verstärkung zurück kommen würden?
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