Der Tag vor dem Prozess
Am nächsten Morgen wachte Severus von einem komischen Laut auf. Seine Tür war geöffnet worden und die kleine Dame aus dem Ministerium war mit zwei Beschützern hereingekommen. Warscheinlich hatte sie Angst vor ihm. Er richtete sich zu seiner vollen Größe von einem Meter achzig auf und sah der kleinen Frau mit seinem Todesser Blick ins Gesicht.
"Was verschafft mir die Ehre Ihrer Anwesenheit?", brummte er verstimmt.
"Ihr Prozess wird vorverlegt. Gleich morgen werden Sie angehört, Mr. Snape.", sagte sie knapp.
Severus sagte nichts, und ging nach hinten, um von der Frau so weit entfernt wie möglich zu sein. Diese verließ den Käfig. Er hatte noch einen langen Tag vor sich. Er liebte das Zeichnen, hatte aber keine Feder oder Pergament zur Hand, also nutzte er einen Stein und die staubigen Wände. Er zeichnete einen riesigen Mond, der über einem Wald lag und alles in sein Licht tauchte.
Sarah stand auf, duschte sich und sah in den Spiegel. Sie sah aus, als hätte sie seit Monaten nicht geschlafen. Sie bändigte ihre Locken und schminkte sich die fast schwarzen Augenringe weg. Dann setzte sie sich ihre Brille auf, die einen dünnen, goldfarbenen Rand hatte. Die Gläser waren rund. (Im Endeffekt die Brille im Bild).
Sie dachte an Severus, wie es ihm jetzt wohl ging und was er gerade machte. Ein starkes Klopfen an der Tür riss sie aus ihren Gedanken. Sie ging zur Tür und öffnete.
"Guten Tag, Mrs Snape. Der Prozess Ihres Mannes wird vorverlegt und morgen um 15 Uhr stattfinden. Seien Sie pünktlich.", zwitscherte die kleine Dame.
"Pardon? (Wie bitte/Entschuldigung?) Ich darf nicht in den Zeugenstand.", antwortete Sarah verschlafen und überfordert.
"Sie sind das Opfer, Ihr Mann der Täter. Miss Granger und Miss Weasley kommen in den Zeugenstand.", ging die Frau auf ihre Frage ein.
Dann drehte sie sich abrupt um und ihre beiden Schoßhunde, eher gesagt die Wachen, folgten ihr.
"Ihnen auch noch einen schönen Tag!", brummte Sarah und schlug die Tür zu.
Ouh Fuck! Das ist morgen? Hoffentlich reichen die Aussagen von Ginny und Mine, sonst sehe ich Severus nie wieder!, dachte sie.
Sie ging zum Kleiderschrank und suchte sich einen schwarzen Anzug heraus. Sie war nicht so der Kleiderfan, auch wenn sie zu festlichen Anlässen wie Weihnachten oder einer Hochzeit gerne eines trug. Aber ihr war nicht nach einem Kleid. Sie holte sich einen schwarzen Anzug und ein weißes Hemd von Severus heraus. Sie konnte sich nicht zwischen Absatzschuhen und Anzugschuhen entscheiden. Diese Entscheidung würde sie morgen treffen.
Sie warf sich ein großes, graues Shirt von Severus über und zog sich eine ihrer Jogginghosen an, um ein paar Runden laufen zu gehen.
Am schwarzen See, bei der verbotenen Seite, ließ sie sich nieder und setzte sich unter einen der Bäume. Im Schatten dort, dachte sie kurz nach und drehte den Ring. Sie dachte an die Situation, wo sie jetzt hier saß. Sie wollte ihm etwas von der Außenwelt zeigen, damit er in Azkaban nicht ganz verzweifelte.
In Azkaban funkelte der Ring grün auf und er legte seinen Finger darauf und schloss die Augen. Er sah das schöne grün der Bäume und den schwarzen See. Er war dankbar dafür. Er dachte, er würde sie nicht im geringsten interessieren und es wäre ihr egal, dass er hier saß, aber offensichtlich war er das nicht. Er lächelte und dachte an sie. Offensichtlich mochte sie ihn in irgendeiner Weise. Auch er fühlte etwas für sie, er konnte nur nicht deuten was. War es Zuneigung? Freundschaft? Oder vielleicht sogar Liebe? Er wusste es nicht und egal wie sehr er sich anstrengte, er erfuhr es auch nicht.
Sarah war mittlerweile beim Mittagessen aufgetaucht. Sie setzte sich zwischen Ginny und Hermine, beide sahen sie mitleidig an. Sie saß einfach da und aß ihr Mittagessen, das aus Chickenwings und Kartoffelsalat bestand. Ginny und Hermine warfen sich vielsagende Blicke zu.
"Was is'? Gin, Mine, sagt schon!", bemerkte Sarah.
"Nichts, du siehst nur sehr erholt aus, im Gegensatz zu gestern, weißt du?", redete sich Ginny raus.
"Achso", antwortete sie.
"Sarah!? Was bei Merlin ist mit dir los? Dein Mann sitzt in fucking Askaban und du hast nichts besseres zu tun als essen und dir keine Sorgen zu machen?", zischte Ginny wütend.
"Ginny! Ich mache mir sehr wohl Sorgen! Was denkst du warum ich heute gefühlte zehn Kilo Makeup im Gesicht habe? Genau! Ich konnte nicht schlafen vor Sorge! Also lass mich in Ruhe!", zischte sie Ginny mindestens genau so wütend an.
Sie stand auf und rauschte aus der großen Halle. Ginny wollte ihr nachlaufen, um sie zur Rede zu stellen, doch Hermine hielt sie am Arm fest und schüttelte den Kopf. Ginny setzte sich widerwillig hin und aß weiter. Man konnte sehe, dass es ihr nicht passte, wie Sarah mit ihr umgegangen war.
Sarah ging in die Kerker und ließ sich auf das riesige Bett fallen und weinte. Sie vermisste Severus' Umarmung. Es war der glücklichste Moment ihrer Ehe gewesen. Sie drehte den Ring und dachte fest daran.
Severus' Ring leuchtete auf und er legte wieder den Finger darauf, um die Erinnerung anzusehen. Er sah, wie sich die beiden umarmten und lächelte. Die Erinnerung verschwand und Severus holte ebenfalls eine hervor. Von ihrem ersten Aufeinandertreffen. Sie standen in der großen Halle und Severus verlor sich in ihren zweifarbigen Augen. (Links grau und Rechts grün). Er musste sich damals zwingen wegzusehen. Er schaffte es nur schwerlich. Er entschied sich, ihr die Erinnerung nicht zu schicken. Stattdessen sendete er ihr die Farbe rot, für Liebe.
Sarah sah, dass der Stein im Ring die Farbe rot annahm. Sie war verwundert.
Rot? Wieso rot? Das steht doch für Liebe?! Liebt er mich?! Was, wieso? Klar, warscheinlich träumt er oder so. Niemals würde er dich lieben!, dachte sie.
Sie verpasste das Abendessen und schlief ein. Ihr Zauberstab weckte sie schließlich auf. Sie sah auf ihre Armbanduhr und schreckte auf.
"FUCK! Es ist zwölf Uhr! Shit ich muss noch duschen, mich anziehen und essen!", schalt sie.
Wie ein Tornado rauschte sie in die Dusche und war genau so schnell wieder draußen. Ihre Locken ließ sie einfach offen, legte sich Hemd und Anzug an, wählte die Anzugschuhe und warf die Absatzschuhe wieder in den Schrank hinein. Sie rannte in die große Halle, aß ein wenig und dann flohte sie sich ins Ministerium. Es war jetzt vierzehn Uhr. Sie lächelte erleichtert, rückte die Brille zurecht, befreite ihren Umhang von Ruß und Asche und setzte sich auf die Wartebank vor ihrem Verhandlungsraum.
Auch Severus wurde in Azkaban aus seiner Zelle geholt, damit er sich frischmachen konnte. Er wurde in einen kleinen Raum gebracht, indem sich eine Dusche, eine Toilette und ein Waschbecken befand. Für Azkabans Verhältnisse war es sehr sauber. Er fand seine Kleidung fein säuberlich gefaltet auf einer Ablage. Severus ging duschen und rasierte sich anschließend seinen Bart. Er zog sich seine üblichen Sachen an, das Hemd, die Weste, den Gehrock und die Robe. Den Umhang warf er sich noch kurz um, bevor er hinausging und sich von den Wachen abführen ließ. Er stieg mit den Wachen ein Muggelboot und apparierte dann mit ihnen zum Zaubereiministerium. Er wurde in einen sicheren Raum gebracht, wo er in Ketten gelegt wurde. Aber das kannte er schon von seinem Todesser-Prozess und wehrte sich nicht dagegen, sondern ließ es einfach geschehen.
Stattdessen hoffte er auf gute Zeugen, die die Wahrheit aussagten. Das hofften sie beide...
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