Chào các bạn! Vì nhiều lý do từ nay Truyen2U chính thức đổi tên là Truyen247.Pro. Mong các bạn tiếp tục ủng hộ truy cập tên miền mới này nhé! Mãi yêu... ♥

4 Zu Hause

Doch so wahr diese Gedanken auch sind, so wütend machen sie mich auch. Immer wieder frage ich mich, was ich ihr eigentlich getan habe, um diese Ablehnung zu verdienen.

Klar! Ich habe diesen einen Fehler gemacht! Bin vor ihr davon gelaufen, obwohl ich es nicht hätte tun sollen. Doch ansonsten?!

Ich habe ihr Zeit gelassen. Habe sie nicht bedrängt. Also zumindest nicht vor dem Unfall. Habe ich ihr nicht gesagt, dass es für mich in Ordnung ist! Dass sie sich von mir nicht beeinflussen lassen soll. Sich Zeit nehmen soll ihren Gefühlen für Mike auf den Grund zu gehen? Und habe ich ihr nicht zur Seite gestanden, als Mara und Pascal ihr von der Adoption erzählt haben?

Ich habe selbst nach dem Unfall nur versucht ihr zu helfen. Versucht meine Schuld rückgängig zu machen. Und alles was sie mir entgegenbringt ist Ablehnung. Ja, beinahe Hass!

Und egal, wie viel Schuld ich auch trage, ich denke nicht, dass ich dieses Gefühl verdient habe! Sie hat nicht das Recht mich zu hassen! Mich so zu behandeln! Ich wollte ihr verdammt noch mal einfach nur helfen!

Wütend stoße ich Pelegrino die Fersen in den Bauch und treibe ihn zu hoher Geschwindigkeit an. Springe im Wald auf einer Geländestrecke über einige Baumstämme und einen breiten Wassergraben. Auch vor der Hecke, die als Hindernis auf einer Wiese steht mache ich nicht halt und treibe ihn beinahe wütend über sie hinweg.

Ich verstehe Mia einfach nicht mehr! Wie kann sie nur alles vergessen haben?! MICH vergessen haben?

An einem Zaun stockt Pelegrino kurz und wenn er nicht doch im letzten Moment gesprungen wäre, hätte er mich wohl abgesetzt, doch bringt mich dieser Schreck in die Realität zurück. Ich spüre, wie sehr mein Schimmel am Pumpen ist. Spüre seinen Schweiß, der meine Reithose durchnässt und werde mir dem Lebewesen, das gerade meine Wut zu spüren bekommt, unbehaglich bewusst.

"Tut mir leid, großer.", entschuldige ich mich zerknirscht bei ihm und falle in eine langsamere Gangart zurück. Lasse ihn locker austraben, bevor ich in den Schritt zurückfalle und so den Rest des Weges zurücklege.

Im Stall angekommen, kommt dieser kleine Scheißer von vorhin auf mich zu und will mir das Pferd abnehmen, doch scheuche ich ihn recht unfreundlich an seine Arbeit.

"Finger weg! Ich kümmere mich alleine um ihn.", knurre ich ungehalten. Wenigstens an ihm kann ich meine Wut auslassen. Guter Reiter hin oder her. Ich kann auch sehr gut reiten und könnte mir so ein großspuriges Verhalten Besuchern oder Kunden gegenüber trotzdem nicht erlauben. Und ich bin mir sicher, wenn mein Vater wüsste, wie arrogant der Kleine, der wohl in meinem Alter sein dürfte, sich benimmt, könnte er was erleben.

Ausgiebig spritze ich das Pferd ab und striegele noch mal sein Verklebtes Fell, bevor ich ins Haus zurückkehre, wo mich schon lautstarkes Gekreische empfängt.

"Aber Mama! Ich wollte doch heute mit Sissi Spielen! Weißt du nicht mehr?", kann ich die maulende Stimme meiner kleinen Schwester hören, dann die von Felix.

"Man! Lena! Jetzt hör doch mal auf. Mama kann halt nicht! Kapier das doch!"

"Und du? Warum kannst du mich nicht fahren? Du hast doch jetzt deinen Führerschein?"

"Weil ich erst in drei Monaten achtzehn werde. Bis dahin darf ich noch nicht alleine Fahren. Und bevor du fragst...", Felix klingt regelrecht genervt, "Papa kann dich auch nicht fahren. Er fühlt sich nicht."

"OH MAN! DAS IST VOLL....ARG!", wütend stößt Lena die Luft aus. Ich höre ihre polternden Schritte auf dem Holzfußboden, als sie bockig aus dem Wohnzimmer stampft, doch als sie mich in der Eingangstür stehen sieht bleibt sie wie angewurzelt stehen und reißt die Augen auf.

Ungläubig sieht sie mich an, dann zeiht sich ein strahlendes Lächeln über ihr Gesicht, das mich zum ersten Mal an diesem Tag etwas fröhlicher Stimmt.

"IAN!", schreit sie auf und rennt auf mich zu. In den letzten Monaten ist sie gehörig gewachsen und sie hat ihre langen braunen Haare zu einem kurzen Bob schneiden lassen, der ihr Lustig ins Gesicht flattert, als sie mir in die Arme springt.

"Hey meine große!", grüße ich sie verhalten und stelle sie auf ihre Füße zurück, während hinter ihr Felix und Page zum Vorschein kommen.

Beide machen sie große Augen und sehen mich erstaunt an, doch bleibt mir keine Zeit sie zu begrüßen, denn schon ertönt erneut Geschrei.

Diesmal jedoch von der Treppe her, wo Julia und Johanna mit ungläubigen Gesichtern auftauchen.

"Ist Ian wieder da?!", schreien sie fragend, da sie mich noch nicht entdeckt haben, doch schon auf halber Strecke nach unten brüllt Julia, genau wie Lena meinen Namen.

Johannas Stimme schließt sich der ihren nur Sekunden später an.

Freudestrahlend schießen die Zwillinge die Treppe hinunter und springen kichernd um mich rum und reißen an meinen Armen.

"Ist ja gut ihr beiden.", versuche ich sie zu beruhigen und schnappe mir eines der Mädchen, dass ich mir unter den Arm klemme und es zu kitzeln beginne. Julia, die ich erwischt habe quietscht atemlos, doch Johanna versucht ihrer Schwester zu helfen und zerrt an meinem T-Shirt und versucht mich ebenfalls zu kitzeln.

Page sieht sich das ganze glücklich lächelnd an. Felix verdreht grinsend die Augen und Lena versucht es auf eine ganz andere Tour.

"Ich helf dir, wenn du mich nachher zu Sissi bringst.", grinst sie verschmitzt und zappelt unruhig von einem Bein aufs andere.

"Wer sagt denn, das ich Hilfe brauche.", brumme ich gespielt böse und ringe Julia sanft zu Boden, wo ich sie mit einer Hand halte. Mit der anderen befördere ich Johanna daneben und bringe auch sie zum Quietschen. Doch schreitet Page schließlich ein und rettet mich. Oder die Zwillinge. Auf jeden Fall ist schließlich ruhe.

"Schluss jetzt ihr Kindsköpfe.", tritt sie auf uns zu. Streicht mir über den Kopf, als ich von den Mädchen ablasse und sie mit einem leichten Lächeln zu ihr aufblicke.

Sie scheint zu wissen, was los ist, denn ihr Lächeln wirkt eher traurig, jetzt wo die überschäumende Wiedersehensfreude der Mädchen etwas nachlässt.

"Seht doch mal in der Küche nach, ob Margarete noch etwas Orangensaft für euch hat.", schickt sie die Kleinen los, die sich einen Blick zuwerfen und dann in die Kühe verschwinden. Auch Lena verzieht sich schmollend nach oben, als Page sie mit erhobener Augenbraue ansieht. Nur Felix bleibt und sieht mich neugierig an, als Page mit besorgtem Blick vor mir Aufstellung nimmt.

"Schön, dass du mal vorbeikommst.", sagt sie liebevoll und mustert meinen Aufzug. Sie scheint eins und eins zusammenzuzählen, denn nachdem sie mich aus ihrer Umarmung entlässt legt sie mir mit besorgtem Blick die Hand an die Wange.

"Ist alles in Ordnung mit dir?", will sie wissen, doch kann ich nur nicken.

Dass eigentlich gar nichts in Ordnung ist, muss sie ja nicht gleich wissen.

"Wann bist du denn gekommen?", fragt sie weiter. Ich weiß dass sie mir nicht glaubt, doch bin ich ihr dankbar, dass sie es fürs erste auf sich beruhen lässt.

"Gestern. Es war sehr spät. Ich wollt euch nicht wecken.", sage ich entschuldigend und versuche mich an einem Lächeln, dass mehr schlecht als recht gelingt.

"Und dann bist du so früh schon in den Stall?", stellt sie scharfsinnig fest und schüttelt schmunzelnd den Kopf. "Männer und ihre Pferde.", murmelt sie leise und lässt ihre Hand von meiner Wange gleiten.

"Schön das du hier bist. Bleibst du länger?", fragt sie hoffnungsvoll, doch weiß ich nicht, was ich darauf erwidern soll.

Sage ich ja, weiß sie dass etwas nicht stimmt, doch wenn ich nein sage, weiß ich nicht wo hin. Ich kann ja schlecht bei Mara und Pascal bleiben. Dort wird mich alles viel zu sehr an Mia erinnern und das könnte ich nicht ertragen.

"Ich weiß noch nicht.", sage ich deshalb und zucke leicht mit der Schulter, dann gebe ich ihr einen leichten Kuss auf die Wange.

"Ich geh mal duschen.", weiche ich ihrem Blick aus und wende mich der Trappe zu.

"Mach das. Ich mach dir was zu essen zu recht. Du hast sicher noch nicht gefrühstückt.", sagt sie bestimmt und wendet sich von mir ab. Sieht Felix, der unserem Gespräch gelauscht hat an.

Ich sehe noch, wie er die Augen verdreht und dann auch im Wohnzimmer verschwindet. Keine Ahnung was er denkt, doch sicher wird er mich schon bald mit Fragen löchern. So unbeteiligt, wie er tut ist er mit Sicherheit nicht.

Aber bis es soweit ist, habe ich noch eine halbestunde Zeit. Leider vergeht sie viel zu schnell. Obwohl ich beim Duschen herumtrödele. Mich extra gründlich rasiere und mich auch ansonsten nicht beeile, sitzt Felix schon in meinem Zimmer auf dem Bett, als ich aus dem Bad zurückkomme.

"Sag schon. Wie geht es ihr.", bestürmt er mich, kaum dass die Tür hinter mir ins Schloss fällt.

"Ist auch schön dich wieder zu sehen. Spacken.", grummele ich genervt und verdrehe die Augen, "Wie sind denn die Ferien? Gut? Freut mich!", führe ich mein Selbstgespräch weiter, was ihn zum knurren bringt.

"Klar Ferien sind super! Weißt du doch. Aber ich dachte ich komm gleich auf den Punkt, dann hast du's hinter dir?"

"Ich will aber Nichts 'Hinter mir' haben. Okay! Lass mich einfach in Ruhe!", maule ich ihn an, was ihn fragend eine Augenbraue heben lässt, dann gibt er seine Einschätzung zum Besten.

"Also geht's ihr beschissen. Ergo geht's dir auch beschissen. Erinnert sie sich immer noch nicht.", nervt er weiter.

"Man Alter! Was verstehst du eigentlich an 'Lass mich in Ruhe' nicht?", sage ich patzig und stutze im nächsten Moment, als mir klar wird, dass Mia mir dasselbe gesagt hat, doch mach das meine Laune nicht gerade besser.

Angespannt drehe ich mich zu meinem Kleiderschrank um und hole mir eine kurze Hose heraus. Dazu ein schwarzes T-Shirt. Felix sitzt unterdessen auf meinem Bett und sieht mich abwartend an.

"Mia ist auch meine Freundin. Okay! Es interessiert mich halt.", sagt er schließlich gereizt, "Also sagst du mir jetzt was, oder muss ich erst Mara anrufen?"

"Du gibst echt keine Ruhe!", nuschele ich undeutlich. Mein Kopf steckt im Shirt und so ziehe ich es runter, bevor ich fortfahre. Gereizt sehe ich ihn an. Er mustert mich abwarten, doch auch voller Neugier. "Nein.", sage ich schließlich seufzend. Gehe zu meinem Schreibtisch und lasse mich auf den Stuhl fallen, "Sie erinnert sich nicht."

"Und du bist hier...weil?", skeptisch hebt er eine Augenbraue, "Ich meine, du hattest sicher keine Sehnsucht nach uns. Das kannst du mir nicht erzählen."

"Nach dir ganz sicher nicht!", beginne ich motzig und würde am liebsten wieder gehen. Ich meine eigentlich hätte ich es mir denken können, dass sie alle neugierig sind, doch wünschte ich mir, sie würden mich in Ruhe lassen. "Ich dachte halt, ich lass mich mal wieder blicken. Wegen Page.", sage ich gleichgültig. Mir ist egal, ob er meine Lüge wittert.

Doch Felix wäre nicht Felix, wenn er mich nicht durchschauen würde. "Sie hat dich weggeschickt. Stimmt's?", trifft er den Nagel direkt auf den Kopf.

"Nein. Sie braucht nur mal ne Pause. Es wird ihr alles zu viel. Sie bemüht sich, aber die Fortschritte sind...also...klein wäre noch übertrieben.", schmücke ich die Wahrheit ungemein aus.

"Na, es sind ja auch erst drei Wochen. Ich bin sicher, dass kommt schon noch. Ich geb dir ein paar Fotos mit. June und Alex haben letzes Jahr immer viel fotografiert und...", schlägt er vor, doch wird mir das alles zu viel. Und so stehe ich energisch auf und blaffe ihn ungehalten an.

"Lass stecken, Felix. Mia hat keinen Bock auf Bilder! Keinen Bock auf Geschichten! Keinen Bock auf...", 'mich' wollte ich sagen, doch breche ich wütend ab, verlasse fluchtartig das Zimmer und lasse einen verwirrt dreinblickenden Felix zurück.

Auf der Treppe stolpere ich beinahe über Julia und Johanna, die sofort zu strahlen beginnen, als sie mich sehen.

"Ian?", plappern sie sofort drauf los, doch würge ich sie mit einem unfreundlichen, "Jetzt nicht!", ab und stürze die Treppe hinunter. Unten weiß ich erst mal nicht wohin. Stehe unschlüssig da und renne schließlich ins Wohnzimmer. Von dort weiter durch die Tür ins das Zimmer wo der Flügel meiner Mutter steht. Doch weiß ich nicht, ob das so eine gute Idee war.

Der Flügel erweckt nur neue, alte Erinnerungen in mir, die leider auch alle mit Mia zu tun haben und mich fertig machen.

Die Musik hat ihr so viel bedeutet. Hat sie und auch mich mit so viel Zuversicht erfüllt. Und jetzt? wer weiß, ob sie jemals wieder spielen wird. Ob sie sich jemals wieder daran erinnert, wie viel ihr die Musik bedeutet hat.

Beinahe bin ich froh, dass ich sie nicht auch noch dazu gedrängt habe. Dass ich sie nicht an ein Klavier geschleift habe und sie gezwungen habe, sich an die Musik zu erinnern. Vielleicht ist sie so ja geneigt, sich eines Tages damit auseinanderzusetzten. So wie mit Mike, den sie mit offenen Armen empfangen hat, weil sie dachte, sie würde ihn nicht kennen.

Für sie wäre es vielleicht auch besser gewesen mich neu kennenzulernen. Möglich, dass sie mir dann eine Chance gegeben hätte.

Doch ich habe diese Chance vertan. Habe sie bedrängt und alles kaputt gemacht!

Wütend lasse ich meine Hand auf den Flügel sausen und ernte mal wieder ein schiefes Klirren, wie so oft im letzten Jahr. In der Zeit, als ich noch dachte, dass meine Mutter mich nicht geliebt hat. Aber wenn ich mir Mias Liebe nur eingebildet habe, wäre es ja immerhin möglich, dass ich mir auch nur habe einreden lassen, dass die Liebe meiner Mutter echt war...

"Ian? Schatz? Was hast du denn?", reißt Page mich leise aus meinen Gedanken, "Weinst du?"

"Was? Nein!", sage ich mit brüchiger Stimme und merke erst jetzt, dass mit Tränen über die Wangen laufen, "Es ist nichts.", wehre ich ihre Anteilnahme ab und wische mir erschöpft übers Gesicht. Verberge meine Trauer, die mich so ungebeten überfallen hat.

"Wenn du meinst.", sagt Page mitfühlend und zieht sich aus dem Raum zurück, "Aber du weißt ja, das du mit mir reden kannst, wenn du möchtest."

"Ich weiß. Danke.", sage ich ehrlich und bin froh, dass sie nicht auch noch weiter in diese Wunde haut, wie Felix es getan hat. Und so sacke ich mit schmerzender Brust über dem Flügel zusammen und versinke mal wieder in meiner Hilflosigkeit und meinem Liebeskummer, der mich an den Rand des Wahnsinnst treibt.

Beinahe wünschte ich mir, das Studiensemester hätte schon angefangen, so dass ich mich in die Lernerei stürzen könnte um mich abzulenken.

Doch jetzt, wo ich an das Studium denke, kommt mir noch ein ganz anderer Gedanke, der mich in nachdenkliche Ruhe versetzt.

Nach über einer Viertelstunde, habe ich mich soweit beruhigt, dass ich den Raum verlassen kann und gehe in die Kühe, wo Page gerade die Spülmaschine ausräumt, während Margarethe Handtücher in der Schrank legt.

"Ich geh mal nach der Wäsche schauen.", sagt sie zuvorkommend, nachdem sie mich fröhlich begrüßt hat und lässt mich mit Page allein. Etwas reumütig nehme ich die geschmierten Brötchen wahr, die sie ohne etwas zu sagen für mich auf den Tisch stellt.

"Möchtest du auch einen Kaffee oder trinkst du noch immer keinen?", fragt sie interessiert, doch schüttele ich den Kopf.

"Alles beim alten Mum. Kaffee trinke ich wirklich nur im Notfall, aber zu einem Wasser würde ich nicht nein sagen.", sage ich so locker wie möglich und setzte mich an den Tisch. Sie holt ein Glas aus dem Schrank und stellt es mir hin. Dabei streicht sie mir mit der freien Hand über die Schulter und drückt mir liebevoll einen Kuss auf den Scheitel, der mich peinlich berührt zum lächeln bringt. Immer wenn sie das tut, komme ich mir vor, als wäre ich neun und gerade erst hier angekommen. Schon irgendwie seltsam, dass man sich wieder vorkommt, wie ein Kind, wenn man bei seinen Eltern ist.

Zögerlich mache ich mich über das Essen her und weiß nicht so recht, wie ich das Thema, das mir auf der Seele brennt ansprechen soll.

"Mum?", breche ich schließlich das Schweigen, als sie mit der Spülmaschine fertig ist.

"Ja Ian?", sie setzt sich zu mir an den Tisch. Eine frische Tasse Tee vor der Nase und sieht mich abwartend an.

"Ich wollte dich was fragen.", beginne ich zögerlich, mit gerunzelter Stirn.

"Was denn?"

"Nächste Woche beginnt doch das Studiensemester und, also...von hier aus ist es ja etwas weit bis zur Uni und bei Mara und Pascale wollte ich jetzt auch nicht unbedingt..."

"Ach so. Ja. Darüber wollten wir auch schon mit dir reden.", sagt sie mit leicht enttäuschtem Unterton, "Also, Peter und ich. Doch da du so wenig Zeit hattest, haben wir einfach entschieden, dir eine kleine Wohnung zu besorgen. Es ist nichts großes, nur..."

"Wirklich?", unterbreche ich sie erstaunt, "Aber ich dachte..."

"Was?", sagt sie lachend, "Das du jeden Tag Stunden lang zur Uni fahren musst, oder du bei Mara auf der Couch schlafen musst, wenn Mia erst einmal wieder zu Hause ist? Ian...", sagt sie tadelnd, "... es ist doch selbstverständlich, dass wir dich bei deinem Studium unterstützen. Was dachtest du denn?"

Liebevoll sieht sie mich an und mach mich damit regelrecht sprachlos. Ich weiß ja, dass die Pferdezucht meiner Eltern gut läuft, aber ich hätte nicht gedacht, dass sie mir auch noch eine Wohnung finanzieren.

Dankbar ringe ich mich zu einem Lächeln durch und stehe auf. Lege ihr von ganzem Herzen die Arme um den Hals und gebe ihr einen Kuss auf die Wange, der sie ganz rührselig macht.

Bewegt tätschelt sie mir den Arm, als ich ihr ein leises: "Danke.", zuraune und mich dann wieder auf meinen Stuhl setzte.

"Wann könnte ich denn dort einziehen?", will ich nach drei weiteren Bissen wissen und sehe sie interessiert an. Früher wäre mir ja lieber, aber wenn es denn sein muss könnte ich auch noch bis nächste Woche warten.

"Also gekauft haben wir sie schon vor fast einem Monat, aber die Renovierung hat etwas länger gedauert. Und ich bin mir nicht sicher, ob die Möbel schon alle geliefert wurden...", beginnt Page überlegend doch unterbreche ich sie.

"Wie gekauft? Und wieso renoviert? Ihr sollt euch doch nicht so viele Umstände machen! Ein WG Zimmer hätte es doch auch getan.", sage ich empört und schüttele missbilligend den Kopf.

"Na, wir dachten ja, dass du und Mia...also...ihr wollt sicher doch auch mal ungestört zusammen sein.", sagt Page verlegen lächelnd, doch bleibt mir fast das Brötchen im Hals stecken, als ich ihre Worte vernehme.

"Also das...ja, also sicher...mhm.", druckse ich herum und senke den Blick in mein Glas, aus dem ich einen Schluck nehme, um von meiner Stimmung abzulenken. Ich weiß nicht, ob es wirkt, auf jeden Fall geht Page nicht auch meine Worte ein.

"Sicher wird sich Mia schnell erholen. Soweit ich weiß, soll sie doch in drei Wochen entlassen werden. Und dann...An den Wochenenden ist sie dann ja zu Hause. Also, sobald sie wieder zur Schule geht.", erklärt Page ungerührt.

Sie erzählt mir nicht viel Neues. Das meiste Wusste ich, nur dass sie wieder auf das Internat geht, ist mir neu.

"Dann heben Mara und Pascal also beschlossen, das Mia auf Schloss Hohenfels bleibt?", frage ich unbehaglich nach und lehne mich auf meinem Stuhl zurück. Warum mir dabei so komisch wird ist mir unklar, doch wenn sie nicht zu Hause ist, kann sie wenigstens auch nicht mit Mike rumhängen und allein dafür könnte ich Mara knutschen!

"Ja. Mara meinte, dass es für Mia gut wäre alte Gesichter zu sehen. Alte Freunde zu treffen, auch wenn sie sich nicht erinnert. Aber wem sage ich das? Du weißt das sicher besser als ich.", lächelt sie liebevoll und nippt an ihrem Tee. Doch scheint er inzwischen abgekühlt zu sein, so dass sie anschließend noch einen weiteren Schluck davon nimmt.

Unbehaglich ringe ich mir ein paar zustimmende Worte ab. "Mhm. Ja kann helfen die Erinnerungen zurückzubringen."

Ich glaube zwar nicht dran und ich bin mir auch nicht sicher, ob Mia davon so begeistert sein wird, aber mir kann es egal sein. Von mir will sie ja ohnehin nichts wissen. Bedrückt und auch leicht wütend, lehne ich mich auf meinem Stuhl zurück. Zwei Brötchenhälften habe ich gegessen, doch den Rest lasse ich unberührt auf dem Teller liegen und bin beinahe froh, als Lena zögerlich den Raum betritt.

"Mum?", beginnt sie mit schmollendem Blick und bettelnder Stimme, die uns beiden klar macht, was sie will. Und sofort erhält meine Schwerster zwei unterschiedliche Antworten.

"Nein.", sagt Page streng, wohingegen ich, "Ich fahr dich.", sage, was mich zu ihrem Lieblingsbruder macht und mir von Page einen tadelnden Blick einbringt.

Für mich ist es jedoch eine gute Möglichkeit hier weg zukommen, bevor Page doch nach weiter nach Mia fragt.

"Kannst du sie auch wieder abholen?", will Page wissen und sieht mich mit hochgezogenen Augenbrauen an. Gleichgültig zucke ich mit den Achseln und nicke zustimmend. Ist ja nicht so, als hätte ich groß was anderes zu tun jetzt wo...

Schnell schiebe ich den Gedanken beiseite und versuche nicht an Mia zu denken, doch gelingt es mir nicht so gut. Zum Glück ist da Lena, die wieder unsere Aufmerksamkeit beansprucht.

"Also...eigentlich wollte ich da schlafen. Sissi's Mama hat schon ja gesagt. Darf ich? BIIIIITTTEEEE!", sagt sie bettelnd und sieht Page mit flehendem Blick an. Kurz bleibt sie hart, dann stößt sie seufzend die Luft aus.

"Also gut!", sagt sie gedehnt, "Weil Ferien sind UND Wochenende ist."

"Du bist die beste Mama der Welt!", fällt Lena Page um den Hals und küsst sie überschwänglich, dann stürmt sie aus der Küche.

"Ich pack schnell meine Sachen!", ruft sie uns noch zu, bevor sie verschwindet.

"Du weißt, dass du sie jetzt nicht wieder los wirst oder?", wendet Page schmunzelnd ein, doch kann ich nur müde mit den Achseln zucken.

"Macht nix. Spätestens nächste Woche bin ich ja wieder weg.", sage ich leichthin und leere mein Wasserglas.

"Dann gehst du also nicht zu Mia zurück?", fragt Page erstaunt und versetzt mir damit unbewusst einen Schlag in den Magen.

"Nein.", sage ich heiser, "Sie...wir...ich brache...muss...das Studium...du verstehst."

"Sicher. Tut mir leid. Ich bin sicher, dass wird schon. Es braucht halt ein bisschen Zeit.", sagt Page mitfühlend, während ich eilig aufstehe und den Teller mit den Brötchen auf die Anrichte stelle, bevor ich mit einem unbehaglichen Gefühl im Bauch die Küche verlasse.

"Ich schau mal, wie weit Lena ist.", weiche ich ihrem mütterlichen Blick aus und verlasse fluchtartig den Raum. Als ich jedoch die Treppe erreiche, kommt Lena schon mit einer riesigen Tasche die Treppe herunter.

"Was schleppst du denn alles mit?", frage ich sie erstaunt und überlege schon, wie ich das schwere Teil in meinen kleinen blauen Flitzer bekomme, als sie munter zu erzählen beginnt.

Kopfschüttelnd nehme ich ihr die Tasche ab und werfe sie mir über die Schulter, dann gehen wir zu meinem Auto, das inzwischen seit fast drei Monaten unbenutzt in der Garage steht.

Ich habe tatsächlich ein paar Probleme, die Tasche in dem kleinen Kofferraum zu verstauen, doch schließlich habe ich es geschafft.

"Anschnallen!", sage ich streng, als ich neben meiner Schwester im Auto sitze und fahre los, als sie fertig ist. Auf dem Weg zu ihrer Freundin redet sie ununterbrochen auf mich ein, doch wenigstens redet sie nicht von Mia oder fragt mich über sie aus, was mich doch sehr erleichtert. Sie scheint die erste aus meiner Familie zu sein, die sich um meine Freundin, nicht so viele Gedanken macht. Dabei bin ich mir nicht einmal sicher, ob Mia das überhaupt noch ist. Meine Freundin. Ich denke eher, dass ich sie wohl Ex- Freundin nennen sollte. Zumindest so lange sie sich nicht mehr erinnert. Und wer weiß?! Selbst wenn sie sich erinnern sollte, besteht ja immer noch sie Möglichkeit, dass sie meine EX Freundin bleibt.

Wir werden sehen.

--------------------
3901 Worte
1.06.17

Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro