1. Kapitel
»Lucy's Sicht«
Meine Augen blickten leer in die jubelnde Menschenmasse. Der Director gab eine Anweisung und alle Kameras wurden gleichzeitig ausgeschaltet. Jegliche Bühnenbeleuchtung wurde ausgeschaltet. Im selben Moment gingen die Deckenlampen an und der Saal erstrahlte in einem grellen Licht.
Die Show war offiziell zu Ende, weshalb JYP von seinem Stuhl aufstand und auf uns zu ging. „Es tut mir so leid, es tut mir wirklich leid. Eure Mitstreiter waren nunmal besser als ihr", versuchte er uns aufzumuntern, doch so richtig klappte dies nicht. „Wir werden am nächsten Morgen ein Meeting haben und alles weitere besprechen. Wann es stattfinden wird, teilt euch euer Manager mit", erklärte Park Jinyoung. Jisoo nickte stumm. Der CEO bahnte sich nun einen Weg zu den neun Jungs, welche ihren Sieg immer noch nicht fassen konnten.
„Am besten ziehen wir uns zurück", sagte Jisoo leise. „Das wäre wohl am Besten", schluchzte Mira. Die Tränen liefen ihr nach und nach über die Wangen. Auch Jisoo und ich konnten unsere Traurigkeit nicht länger unterdrücken und begannen zu weinen. Es war alles vorüber, wozu sollten wir noch unsere Gefühle zurückhalten? Es würden uns keine Kameras mehr belästigen und auch sonst niemand würde sich um uns kümmern.
Mira und ich folgten Jisoo in unseren Aufenthaltsraum. Dort blieb unser Leader mitten im Raum stehen. Sie drehte sich zu uns um und öffnete ihre Arme. Mira und ich zögerten nicht lange und nahmen ihre Umarmung an. Wir drückten uns gegenseitig so fest es ging, viel Kraft blieb uns allerdings nicht. Durch das ganze Tränen vergießen, hatten wir kaum noch welche. Auch die heutige Show hatte offensichtlich an unseren Nerven genagt. Ich wartete nur darauf, dass der ganze Stress von mir abfiel und ich als Folge davon Bauchschmerzen und Pickel bekam.
Wir drei bewegten uns kein Stück. Wir hielten uns in den Armen und waren füreinander da, währenddessen wir all den Schmerz und Kummer aus uns raus brechen ließen. Doch plötzlich legten sich zwei Arme um mich, was mich zusammenzucken ließ. Ich schaute zur Seite und erblickte Yumi, wie sie mich mit ihren traurigen Augen anblickte. Sofort ließ ich Jisoo und Mira los und fiel ihr um den Hals. „Ich weiß, dass dich jetzt nichts aufmuntern wird, weshalb ich nichts sage. Du sollst nur wissen, dass ich für dich da bin", sprach meine beste Freundin zu mir. „Ich bin für euch alle da", fügte sie hinzu. Dann ließ sie einen Arm von mir ab und zog Jisoo und Mira zu uns. Jetzt standen wir zuviert in der Mitte des Raumes und hielten uns fest. So verging die Zeit, bis sich jeder von uns beruhigt hatte.
Die Tränen stoppten zu fließen und wir wischten unsere Wangen trocken. Total ausgelaugt ließ ich mich auf die Couch nieder. Mira, Jisoo und Yumi setzten sich neben mich. Der Teddybär, den ich von Jisung und seinen Eltern geschenkt bekommen hatte, saß ebenfalls neben mir. Ich griff nach ihm und drückte den Plüschbären fest an meinen Körper. Da ich nun zur Ruhe kommen konnte, schaltete mein Körper jegliche Funktionen aus. Ich fühlte mich leer, müde und unwohl. Meine Augen fixierten die leere weiße Wand vor mir, welche ich für einige Minuten anstarrte. Irgendwann wurden sie davon müde und begannen zu brennen. Ich lehnte mich zurück, rutschte etwas auf der Couch hinunter und legte meinen Kopf auf der Rückenlehne ab. Yumi lehnte sich zu mir herüber. Sie legte ihren Kopf auf meiner Schulter ab. „Ihr übersteht das schon. Angst müsst ihr nicht haben. Ihr seid viel zu talentiert, um euch fallen zu lassen", brach es nun aus ihr heraus. Yumi's Worte trafen mich direkt ins Herz. Sie sprach genau das aus, was mich so Leer fühlen ließ. Es gab viele Fragen, die zu klären sind und eine davon war, ob wir weiterhin teil von JYP sein werden oder nicht. Genau das würde sich Morgen früh herausstellen.
Die Tür ging auf und erneut zuckte ich zusammen. Wir vier sahen zum Eingang hinüber, dort sahen wir unseren Manager stehen. Yeo Jinho stand mit drei Blumensträußen und einem Geschenkekorb in der Tür. „Hey, Mädels. Ich habe hier Geschenke für euch", lächelte uns unser Manager leicht zu. Er schloss hinter sich die Tür. Kurz bevor sie ins Schloss fiel, sah ich Jisung an dieser vorbeilaufen. Mein Herz schlug einen Takt schneller. Er sah glücklich aus.
Jinho zog sich einen Stuhl vor die Couch und setzte sich auf diesen. „Ich weiß, dass es hart für euch sein muss. Es wird euch bestimmt besser gehen, nachdem eure Fragen geklärt sind. Deshalb bin ich hier. Ihr trefft euch Morgen um 9:30Uhr zu einem Meeting mit Park Jinyoung und mir. Zuvor wird ein Meeting ohne euch gehalten, zusammen mit seinen Beratern und Mitinhabern des Entertainments", erklärte Jinho. Ich nickte ihm zu. „Wann werden wir abgeholt?", hakte Mira nach. „Um 9Uhr", antwortete Jinho. Er stand wieder von seinem Stuhl auf. „Ich denke, ihr wollt etwas unter euch sein, weshalb ich nicht lange stören möchte", lächelte unser Manager. „Du störst nie", lächelte ich leicht zurück. „Das ist schön zu hören, trotzdem gibt es hier Personen, die wohl alleine mit euch reden möchten", stellte Jinho fest. Er sah zur Tür. Im Türrahmen standen Stray Kids. Sie hatten unbemerkt die Tür geöffnet und warteten nun darauf, dass sie mit uns reden konnten.
Jinho stand von seinem Stuhl auf und verließ den Raum. Kurz danach traten Stray Kids in den Raum und sahen uns mitleidig an. „Wozu das traurige Gesicht?", hakte Mira nach. Sie lächelte die Jungs schwach an. „Wir wollten uns nur erkundigen, wie es euch geht", antwortete Woojin. „Uns geht es wieder gut. Es ist alles okay, wirklich", versicherte Jisoo den Anderen. Allerdings entsprach dies nur zur Hälfte der Wahrheit. Auf der einen Seite ging es uns natürlich schlecht. Wir hatten soeben unsere Zukunft verloren. Alles was nun vor uns lag, war unsicher. Es gab nichts, dass uns Sicherheit und eine gute Zukunft bieten würde. Auf der anderen Seite hatten wir diesen Schock schon verarbeitet und unsere Emotionen herausgelassen. Wir waren erleichtert, dass es uns getroffen hatte und nicht Stray Kids. Sie traurig zu sehen, hätte uns womöglich das Herz gebrochen. So, wie es ihnen nun das Herz brach uns traurig zu sehen.
Instinktiv kam Jisung auf mich zu. Er hockte sich vor mir hin. Seine braunen Augen sahen zu mir hinauf und vorsichtig griff er nach meinen Händen. Wir beide waren nun in unserer eigenen Welt und blendeten die anderen um uns herum völlig aus. „Wie geht es dir?", fragte Jisung leise nach. Ich zuckte mit meinen Schultern. „Es geht schon", lächelte ich leicht zurück. Der Koreaner nickte verständnisvoll. Dann erblickte er den weißen Teddybär auf meinem Schoß. „Wie ich sehe, hast du bereits Gesellschaft", lächelte er nun zufrieden. Mit einem Finger zeigte er in Richtung des Teddys, legte diesen Finger dann zurück auf meine Hand. „Er ist viel flauschiger, als er aussieht", entgegnete ich ihm. Jisung erwiderte nur ein leichtes Lächeln. Doch irgendwas stimmte mit ihm nicht. Seine Augen strahlten nicht so, wie sonst. Auch sein Lächeln war anders. Ich konnte nicht sagen was es war, nur dass es da war.
„Wie wäre es, wenn wir nachher alle zusammen Essen gehen?", schlug Chan voller Tatendrang vor, doch bekam er von Jisoo und Mira ein Kopf schütteln. Ich bemerkte, wie Minho's Blick zu Yumi herüber schnellte. Yumi beugte sich vor und sah zu mir herüber. „Ich werde im Dorm schlafen gehen. Heute war ein ziemlich anstrengender Tag", meinte ich. Somit war auch ich raus. „Und du, Yumi?", hakte Minho nach. „Oh, nein. Ihr solltet euren Sieg alleine feiern", lächelte sie und somit gingen die Jungs alleine. Sie verabschiedeten sich einzelnd von uns und machten sich dann auf den Weg in ihre Umkleide.
„Wir sehen uns im Dorm", lächelte Jisung. Er erhob sich aus seiner Hocke und stand nun vor mir. „Oder soll ich dir noch ein wenig Gesellschaft leisten?", fragte er nun nach. „Nein, geh schon. Hab mit den Jungs Spaß, ihr habt es euch verdient", lächelte ich Jisung zu. Er nickte. Dann beugte er sich zu mir herunter und gab mir zum Abschied einen Kuss. Als er sich von mir löste, konnte ich mir ein Lächeln nicht verkneifen. Die aufsteigende Wärme erfüllte mich für kurze Zeit mit einem Glücksgefühl, welches allerdings nicht lange anhielt. Als Jisung die Tür hinter sich schloss, verschwand dieses Gefühl wieder.
Auch wir Mädchen machten uns nun auf den Weg zu unserem nächsten Ziel, ins Dorm zu kommen. Dort sammelten wir schon einige unserer Sachen zusammen, für den Fall der Fälle. Wenn Morgen alles nicht so laufen wird, wie wir es uns erhofften, dann wären wir wenigstens vorbereitet. Das Einzige, was wir dann noch taten, war uns ins Bett zu legen und zu schlafen.
✿*:・゚
Am nächsten Morgen wurden wir durch unsere Wecker geweckt. Kaum verstummte dieser wieder, stand Jisoo auf und brachte Licht in den Raum. „Ihr wisst was heute ist. Um gut darzustehen, dürfen wir uns keine Verspätungen leisten", sagte sie zuversichtlich. Dementsprechend machte sich zuerst Jisoo fertig. Ich welzte mich noch ein paar Mal im Bett herum, bis auch ich aufstand. „Ich bereite schon einmal das Frühstück vor", meinte ich zu Mira. Ich schlüpfte in meine Hausschuhe und lief langsam in die Küche. Das Wohnzimmer, und somit auch die Küche, war noch komplett dunkel. Ich zog die Jalousie des Küchenfensters hoch und brachte somit ein wenig Licht ins Dunkeln. Allerdings brachte es nicht viel, da dies das einzige Fenster im ganzen Raum war.
In meinen Gedanken versunken, stellte ich drei Schüsseln auf den Tisch, dazu jeweils ein Löffel, die Packung Müsli und Milch. Da die Jungs anscheinend noch schliefen, konnte ich die Stille dabei genießen und mich tatsächlich voll und ganz meinen Gedanken widmen, die sich nur um das bevorstehende Treffen mit JYP und seinen Anhängern drehten. Wie es wohl ausgehen wird?
Nachdem wir uns alle frisch gemacht hatten und gefrühstückt hatten, ging es dann auch schon los ins Entertainment. Die Jungs waren immer noch nicht aufgewacht, was uns nicht weiter störte. Sie brauchten schließlich auch mal ihren Schlaf. Diesen Schlaf holten wir auf der kurzen Fahrt zum Entertainment nach. Wir drei versuchten uns noch etwas auszuruhen, bis es zum Konferenzsaal ging.
Wir drei betraten den Raum in dem schon mehrere Menschen saßen. Die meisten davon hatten wir bereits ein- oder zweimal getroffen, da sie Mitinhaber von JYP und somit JYP's Berater waren. Nervös setzten wir uns ans andere Ende des Tisches. Unser Manager saß ebenfalls dabei.
„Da nun alle versammelt sind, können wir dieses Meeting pünktlich starten", sagte einer der Männer zufrieden. Alle klappten ihre Mappen zur selben Zeit auf. „Um dieses Meeting einzuleiten, möchte ich kurz ein paar Worte sagen. Ihr drei seid sehr talntierte Menschen, mit einer guten Persönlichkeit. Es wird leicht euch gut vermarkten zu können, weshalb wir euch definitiv in diesem Entertainment behalten möchten", lächelte uns eine Frau an. „Das sind für den Anfang gute Nachrichten", stellte unser Manager fest. Doch so richtig entspannt waren Jisoo, Mira und ich trotzdem nicht. Wir würden zwar im Entertainment bleiben, aber was mit unserem Debüt sein wird, das wussten wir immer noch nicht. Darauf kamen wir allerdings etwas später zu sprechen.
„Wir ziehen es in Betracht euch noch ca. ein bis zwei Jahre als Trainees hier zubehalten. In der Zeit würden Stray Kids debütieren und sich einen Namen machen. Somit kann danach die komplette Aufmerksamkeit auf der neuen Girlgroup von JYP liegen. Ihr werdet euer Talent weiter ausbauen können und somit ein unglaubliches Debüt hinlegen. So hatten wir es jedenfalls geplant", erklärte Park Jinyoung uns. „Die zwei Jahre dienen sogesehen als Puffer. Ihr könnt alles überarbeiten und auf euer Ziel hinarbeiten. Die Zeit dient dazu, dass ihr euch von dem ganzen Stress erholen könnt. Ihr werdet komplett aus der Öffentlichkeit verschwinden und dann aufeinmal aus der Dunkelheit zurückkommen", fügte der Mann hinzu, der neben JYP saß. Er schien komplett von dieser Idee überzeugt zu sein. Und wir? Wie fühlten wir uns? Wie fühlte ich mich? Ich war enttäuscht, dennoch nicht überrascht. Ich wusste, dass wir nicht sofort debütieren würden. Trotzdem wollte ich diesen Gedanken nicht wahr haben. Ich hatte die Hoffnung, dass wir vielleicht zusammen mit Stray Kids debütieren könnten, was eigentlich komplett dämlich gewesen wäre. Sowas würde kein Entertainment machen. Trotzdem hatte ich Hoffnung.
Das nächste Thema war das Dorm. Da wir nun zwei unterschiedliche Gruppen waren und nichts mehr miteinander zutun hatten, mussten wir umziehen. Wir werden in zwei verschiedene Stadtteile verlegt und somit würden wir uns seltener sehen, viel seltener. Mein Herz schmerzte bei dem Gedanken, dass Jisung und ich uns bald wohl nicht mehr so nahe stehen würden.
Park Jinyoung und auch die anderen klappten ihre Mappen zu. „Hiermit wäre das Meeting beendet", lächelte der CEO zufrieden. Wir drei standen auf und verabschiedeten uns von dem Rest. Somit brachen wir zu einer neuen Reise auf.
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2120 Wörter
Herzlich Willkommen zu der Fortsetzung von "Dreamchaser". Ich hoffe ihr seid gespannt, wie sich diese Story entwickeln wird und wie die Handlung ihr Ende nehmen wird. Dies ist das erste Kapitel und hoffentlich habe ich euer Interesse geweckt, diese Fortsetzung zu lesen.💗🌸
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