Warten auf Charlie
Ohne mich bist du besser dran!
Mooooment!
Ist das sein Ernst?
Während ich ihm nachsehe, wie er den Gang hinunter geht, hallen die Worte in meinem Kopf nach.
Ohne mich bist du besser dran!
Was soll denn das heißen?! Ohne ihn? Ohne ihn bin ich ein nichts! Ohne ihn fühle ich mich, als würde mir ein Teil fehlen. Wie soll ich denn ohne einen Arm, ein Bein oder mein Herz weiter Leben?
Das ist unmöglich!
Ohne noch lange darüber nachzudenken, renne ich ihm nach. Ich lasse ihn nicht noch einmal gehen. Schon zu oft habe ich den Fehler gemacht, jemanden einfach gehen zu lassen, ohne ihn aufzuhalten, oder habe zu lange gewartet. Dass passiert mir nicht noch mal!
Vielleicht hat er einen Fehler gemacht. Vielleicht hat er ein kleines bisschen Schuld daran, das Emma mich im Keller eingesperrt hat, aber... und dieses ABER wiegt so viel schwerer, als jeder Fehler, den er hätte machen können...ich liebe ihn... und deshalb, ist es unwichtig, was er getan hat. Auch ich habe Fehler gemacht. Ich habe ihn sozusagen in Emmas Richtung gedrängt und weg von mir, als ich mich nicht von Mike trennen wollte.
Deshalb kann ich ihn auch ein wenig verstehen. Verstehen, warum er versucht hat sich mit einem anderen Mädchen zu trösten. Nur dumm, dass dieses andere Mädchen ausgerechnet Emma sein musste!
Und deshalb, bin ich auch mit schuld daran, was passiert ist. Nicht nur er oder Emma. Ich habe selbst schuld. Zumindest ein bisschen.
"Ian! Bleib stehen!" rufe ich ihm energisch nach und eile ihm mit langen Schritten hinterher, bevor er um die Ecke biegt.
Zögernd bleibt er stehen und dreht sich mit geballten Fäusten um. Ich sehe wie sehr er sich bemüht, die Fassung zu bewahren. Sehe den Kampf in seinem Inneren, den er gegen sich selbst führt. Und der so unnötig ist.
Ohne anzuhalten renne ich auf ihn zu. Wenn er also nicht will, dass ich ihn über den Haufen renne, wird er mich wohl oder übel auffangen müssen.
Erstaunt weiten sich seine Augen, doch dann breitet er plötzlich seine Arme aus und fängt mich auf.
Schluchzend werfe ich mich in seine Arme und halte ihn ganz fest. "Ich liebe dich! Du Idiot!" sage ich schniefend. "Hast du gehört. Es ist mir egal, was du gemacht hast. Egal was Felix gesagt hat. Ich liebe dich! Und will nie wieder ohne dich sein! Also denk nicht mal daran mich allein zu lassen!" sage ich verzweifelt und haue ihn strafend auf den Rücken.
"Ach Engelchen!" sagt er erleichtert und zieht mich fest an sich, dann hebt er mich auf seine Hüfte. Mit Armen und Beinen klammere ich mich an ihm fest und küsse ich leidenschaftlich und beinahe verzweifelt, so einen Schreck habe ich bekommen, als er plötzlich einfach gehen wollte.
"Ich liebe dich." flüstert er heiser und vergräbt seine Nase an meinem Hals. Seufzend atmet er langsam ein und aus, wobei mir sein warmer Atem eine Gänsehaut über den Rücken jagt.
"Ich könnte dich niemals verlassen, Mia." flüstert er bewegt. "Mein Herz gehört dir. Schon seit dem ersten Abend, damals im Wald." gesteht er schüchtern.
"Ich konnte dich auch nicht vergessen." sage ich verlegen, "Ich habe sogar deine Jacke mit ins Bett genommen." dabei huscht ein kleines Grinsen über mein Gesicht, als mir der Traum von uns beiden in den Sinn kommt. Aber er bemerkt es nicht, weil er seinen Kopf noch immer an meinem Hals vergräbt und kleine, zarte Küsse auf meiner Haut verteilt, die mein Herz mal wieder zum rasen bringen.
"Ich hatte gehofft, dass du vielleicht versuchen würdest mir meine Jacke zurück zu geben, aber dass du mir dann zufällig zuhause über den Weg laufen würdest, damit hatte ich nicht gerechnet."
"Das habe ich sogar versucht, aber Jason wollte sie dir nicht geben. Und ich hatte ja deine Nummer nicht und ich bezweifle, dass Jason sie mir gegeben hätte."
"Da kann ich ja froh sein, dass wir uns überhaupt wieder über den Weg gelaufen sind." sagt Ian mit einem glücklichen Lächeln und küsst mich noch mal, dann lässt er mich langsam von seinen Hüften gleiten.
"Na komm mein Herz, du musst in den Unterricht." betrübt sieht er mich an, doch ich habe keine Lust auf Unterricht.
"Nein. Komm!" auffordernd ziehe ich ihn in die entgegengesetzte Richtung. Zu seinem Zimmer. Verwirrt schaut er mich an.
"Wir sind doch bei Frau Wolf." sage ich grinsend. "Da hat die Besprechung wohl etwas länger gedauert."
Vor seiner Tür halte ich an. "Mach schon auf. Die können ruhig mal eine Stunde ohne uns auskommen." versichere ich ihm.
"Du bist unmöglich, weißt du das?!" begeistert sieht er mich an, dann schließt er sein Zimmer auf.
"Und jetzt?" will er wissen, als ich die Tür hinter mir schließe.
"Jetzt haben wir fünfundvierzig Minuten Zeit." sage ich verschmitzt grinsend und lasse meine Hände unter seinen Pullover gleiten.
"Was machst du denn?" fragt er erstaunt.
"Nichts." ich werfe ihm einen unschuldigen Blick zu und stelle mich auf die Zehenspitzen um ihn zu Küssen.
"Das ist aber ein sehr gefährliches nichts." flüstert er mit belegter Stimme in mein Ohr, dann haucht er mir kleine, zärtliche Küsse auf die Wange und den Hals.
"Bist du sicher, dass du das möchtest?"
"Nein. Aber ich möchte bei dir sein." versichere ich ihm.
"Na gut. Hast mich schon überredet. Wer braucht schon Schule, wenn er dich haben kann."
langsam zieht er mich Richtung Sofa und lässt sich darauf nieder.
Mit wild klopfendem Herzen stehe ich vor ihm und schaue ihn mit großen Augen an.
"Komm, setzt dich." fordert er mich leise auf und zieht mich zu sich auf den Schoß. Die Beine links und rechts neben ihm auf dem Polster knie ich mich über ihn.
Langsam beginnt er mich zu streicheln, und küsst mich zärtlich auf den Mund.
"Du hast so weiche Lippen." flüstert er in einen dieser Küsse hinein, als wir uns ein wenig von einander lösen. "Und du riechst so gut. Nach Pfirsich und Vanille."
Tief einatmend vergräbt er die Nase in meinen Haaren und seufzt wohlig auf, was mich ganz verlegen macht.
"Wenn ich könnte... ich würde... darf ich?" bittend sieht er mich an und schiebt seine Hände ein Stück weit unter meinen Pulli.
Verlegen denke ich über seine bitte nach, doch dann hebe ich die Arme über den Kopf, damit er mir mein Oberteil ausziehen kann. Nun habe ich nur noch mein Top an, was sich eng um meinen Körper schmiegt.
"Du bist so wunderschön." flüstert Ian ehrfürchtig und beginnt meine Arme zu streicheln und mir kleine, kitzelnde Küsse auf mein Schlüsselbein und meine Schultern zu hauchen.
"Darf ich auch?" frage ich schüchtern und mache das selbe wie er. Schiebe meine Hände unter seinen Pulli und warte, das er die Arme hebt, doch das tut er nicht. Stattdessen zieht er sich gleich den Pullover und das T-Shirt über den Kopf, so dass ich nun seinen makellosen Körper bewundern kann.
"Ist es so recht, die Dame?" fragt er grinsend.
"Fast." sage ich mit klopfendem Herzen und greife mutig nach dem Saum von meinem Top, doch Ian hält mich auf.
"Du musst das nicht tun." sagt er mit belegter Stimme.
"Aber ich möchte es." versichere ich ihm und schaue ihm tief in die Augen.
Langsam lässt er meine Hände los und sieht mir bewundernd dabei zu, wie ich mich ausziehe. Doch noch bevor ich ganz fertig bin, schließt er mich fest in die Arme, so dass ich seine warme Haut an meiner spüre und atmet tief ein. Ich kann seinen Herzschlag spüren, wie er mit kraftvollen Schlägen seinen Körper zum beben bringt. Oder ist es meiner?
Langsam befreie ich auch meine Arme aus dem Top und lege ihm meine Arme um den Hals. Dann drücke ich ihm einen Kuss auf die Lippen.
Gott! Dieses Gefühl seiner Haut an meiner, macht mich ganz wahnsinnig, so schön ist es. Aber ich bin auch etwas befangen, weil ich mit nichts als meinem BH und meiner Jeans bekleidet auf seinem Schoß sitze.
Sanft lässt er seine Finger über meinen Rücken und meine Arme gleiten und auch an meinen empfindlichen Seiten entlang.
Doch weil seine Finger mich so sehr kitzeln, kann ich ein kleines Kichern nicht unterdrücken.
"Nicht." lache ich verlegen und weiche seiner Berührung aus.
"Was denn? Bist du etwa kitzelig?"
"Da ja."
"Und was ist hier?" fragt er grinsend und lässt seine Finger von meinen Seiten auf meinen Rücken gleiten und dort zum Saum meiner Hose, an der er aufreizend langsam mit den Fingern entlangfährt und sie Stück für Stück hinein gleiten lässt.
Unsicher rutsche ich auf seinen Beinen herum und weiß nicht so recht, ob mir gefällt, was er tut, aber seine sanft forschenden Finger lassen mein Herz höher schlagen und verstärken den Wunsch ihm nahe zu sein, deshalb lasse ich ihn gewähren.
Doch als ich spüre, wie er innehält und sich langsam zurückzieht, bin ich fast ein kleines bisschen erleichtert.
"Da nicht so sehr." sage ich verlegen und spüre, wie mir das Blut in den Kopf steigt.
Mit heftigem Herzklopfen vergrabe ich meinen Kopf an seinem Hals und atme einige Male tief ein, was ihn zum lachen bringt.
"So schlimm?"
"Nur ein bisschen." gestehe ich ihm schüchtern "Aber es gefällt mir auch."
"Ja, mir gefällt es auch." sagt er heiser und gibt mir einen Kuss. "Deine Haut ist so weich und warm und du riechst so gut." genießend schließt er die Augen und vergräbt seine Nase an meinem Hals, was mich erneut zum kichern bringt, weil es so kitzelt.
"Oh, Engelchen." flüstert Ian ehrfürchtig "Ich bin so froh, dass du hier bei mir bist und ich wünschte, wir hätten mehr Zeit, aber ich fürchte, wir müssen uns jetzt wieder anziehen, weil die Stunde gleich zu Ende ist.
"Wirklich?" erstaunt schaue ich auf die Uhr und tatsächlich sind unsere fünfundvierzig Minuten vorbei.
Bedauernd seufze ich auf. "Wie schade, dass dieses Fach so selten unterrichtet wird. Daran könnte ich mich glatt gewöhnen."
"Wenn du willst, können wir heute Abend ja hier weitermachen." schlägt Ian grinsend vor und reicht mir mein Top und meinen Pullover.
Bedauernd stehe ich, mich an seinen Schultern abstützend, auf.
"Warum nicht. Ich würde gern etwas dazulernen." sage ich verschmitzt grinsend und gebe ihm noch einen Kuss, dann ziehe ich mir mein Top über den Kopf, doch als ich wiedermal mit dem Kopf in den Tiefen meiner Klamotten stecke zieht er mich erneut zu sich und küsst meinen Bauch.
Wie erstarrt wage ich nicht mich zu bewegen, während er langsam von meinem Bauch nach oben zu meinem Schlüsselbein wandert. Doch als er an meiner Brust vorbeistreicht, atme ich erschreckt ein und halte den Atem an.
Da ich nichts sehen kann, spüre ich seine Berührungen noch viel intensiver, auch als er mir sinnlich mit den Händen von der Taille aufwärts bis zu meinen Armen streicht und dann langsam mein Top herunter zieht.
"Hi." sagt er leise und lächelt mich verschmitzt an. "Sorry, das wir die Stunde vorgezogen haben." seine Augen funkeln belustigt, als er meinen erregten Zustand bemerkt.
"Oh, ich...also..." stammele ich verlegen und verstecke mich schnell in meinem Pullover, so peinlich ist mir das Ganze.
"Das muss dir nicht peinlich sein Engelchen. Dein Körper ist so schön. Ich würde ihn am liebsten von oben bis unten mit allen Sinnen erforschen. Deinen Bauch küssen, deine Haut schmecken, jeden Zentimeter erkunden. Aber ich weiß auch, dass du noch unerfahren bist." zärtlich befreit er meinen Kopf aus dem Stoff, dann steht er auf und zieht mich in seine Arme und küsst mich leidenschaftlich.
"Tut mir leid, dass ich so..." entschuldige ich mich, als er sich von mir löst.
"Das muss es nicht. Es hat durchaus seinen Reiz zu wissen, dass du noch nie mit einem Anderen geschlafen hast, aber ich hätte nicht gedacht, dass du noch so unerfahren bist. Hast du noch nie mit einem Jungen gekuschelt?" fragt er neugierig.
Verlegen schüttel ich den Kopf und schmiege mich an seine Nackte Brust.
"Gab es denn niemanden, mit dem du zusammen sein wolltest?"
"Doch, aber er wollte nicht... oder naja... er wollte schon aber..." unsicher breche ich ab. Ich bin mir nicht sicher, ob ich ihm vom Mike erzählen soll. Vielleicht ist es besser, wenn ich diesen Teil ungesagt lasse.
"Ja?"
"Wir sind nie so weit gegangen und dann haben wir uns getrennt." beende ich deshalb meinen Satz.
"Gut dass ich das weiß. Dann lassen wir es einfach langsam angehen, ja?" abwartend schaut er mich an und ich nicke zustimmend.
"Okay." irgendwie bin ich erleichtert, aber auch glücklich. Immerhin sind wir heute schon deutlich weiter gegangen als beim letzten Mal und dieses Mal war es mir schon nicht mehr so peinlich, eher hat es mich erregt.
Bedauernd löse ich mich von ihm, damit er sich auch anziehen kann, dann höre ich auch schon den Gong, der das Ende der Stunde verkündet.
Wie bedauerlich.
Nach dieser überaus lehrreichen "Stunde" habe ich noch drei weitere, die zwar deutlich weniger nervenaufreibend sind aber dafür auch deutlich langweiliger. Dann ist endlich Mittagszeit und somit auch Zeit Ian zu wieder zu sehen, der sich sichtlich freut, genau wie ich.
Und am Abend, nach der Klavierstunde vertiefen wir den "neuen Unterrichtsstoff", doch da wir hier in der Schule sind, gehen wir nicht aufs Ganze. Immerhin könnte jederzeit jemand ins Zimmer kommen.
Was vielleicht gar nicht so schlecht ist.
Den Rest der Woche fühle ich mich wie auf Wolke sieben und auch das Wochenende wird unbeschreiblich schön.
Wir schauen im Kino einen Film an, gehen anschließend mit Felix und Alex, die ausnahmsweise einmal mitgekommen ist, Pizza essen und verbringen einen gemütlichen Abend vor dem Fernseher. Und selbst der Sonntag wird unvergesslich.
Denn früh am Morgen werden wir von Felix geweckt, der mit Alex im Stall bei einer der Stuten wache gehalten hat.
"Hey! Aufwachen ihr beiden!" flüstert er laut. "Es geht los!"
"Hau ab, Felix!" murrt Ian schläfrig, als die Stimme seines Bruders bei ihm ankommt, aber ich bin sofort hellwach.
"Wirklich?!" frage ich erstaunt "Du meinst das Fohlen kommt bald?" eilig richte ich mich auf und will schon aus dem Bett klettern, als Ian mich an der Hand zurückzieht.
"Das kann noch stunden Dauern. Komm. Leg dich wieder zu mir."
"Also ich denke nicht, dass es noch so lange dauert. Die Beine waren schon zu sehen." gibt er zu bedenken.
"Hrrmm." brummt Ian, doch dann lässt er mich los und stemmt sich hoch. "Na gut. Hau schon ab Felix, wir kommen ja schon."
Mit eiligen Schritten verlässt Felix unser Zimmer um zu Alex in den Stall zu gehen. Auch ich bin schon auf und ziehe mir eilig etwas an.
"Los! Beeil dich! Ich war noch nie bei einer Geburt dabei!" treibe ich ihn an. "Das will ich nicht verpassen!"
"Ich mach doch schon du Quälgeist!" lacht Ian belustigt. "Wir kommen schon noch rechtzeitig. Außerdem werden in der nächsten Zeit noch so einige Fohlen geboren, also selbst wenn du diese verpassen solltest, dann hast du bestimmt noch knapp dreißig weitere Möglichkeiten."
"Wirklich!" vor Staunen reiße ich die Augen weit auf. "So viele! Das hätte ich nicht gedacht."
"Ja, ungefähr. Können auch ein oder zwei weniger sein." gähnt Ian gelangweilt, doch mittlerweile ist auch er fertig angezogen und folgt mir die Treppe hinunter zur Haustür.
Zügig laufen wir über den dunklen Hof zum Stall hinüber, wo uns eine nervöse Alex, ein entspannter Felix und eine ziemlich unruhige Stute erwarten.
"Mia!" quietscht Alex aufgeregt aber leise, als sie mich sieht. "Guck mal, man sieht sogar schon die Nase." eilig zieht sie mich an der Hand bis zu der Box, in der das große Tier unruhig im Stroh liegt.
Schwer atmend stößt es die Luft aus und scheint ziemliche Schmerzen zu haben. Besorgt schaue ich zu Felix, doch der scheint nicht im mindesten beeindruckt zu sein.
"Mach dir keine Sorgen Mia, dem Pferd gehts gut. Das ist ganz normal." versichert er mir zuversichtlich und stellt sich neben uns an die Boxentür.
Auch Ian kommt zu uns und legt mir beruhigend die Arme um den Bauch und das Kinn auf meine Schulter.
"Pass auf, wenn der Kopf erst mal da ist, geht es ganz schnell." sagt er leise, während ich gebannt auf das Pferd starre und die Geburt beobachte.
Immer wieder Presst die Stute den Leib zusammen, doch das Fohlen rutsch beharrlich zurück. Unendlich langsam scheint der Kopf nur Zentimeter für Zentimeter weiter vorzurücken, bis er endlich draußen ist. Nach und nach folgen der Hals und die Schultern.
Noch immer liegt die Stute schwer atmend auf der Seite, doch als sie plötzlich aufsteht, rutschen der Bauch und die Hinterläufe fast wie von selbst heraus.
Vorsichtig betritt Felix die Box und beginnt das Fohlen mit einem Büschel Stroh abzureiben, doch auch die Mama nähert sich neugierig ihrem Nachwuchs und quietscht erst durchdringend bevor sie beginnt es abzulecken.
"Gott! Wie süß!" stößt Alex beglückt aus, als das kleine Tier unsicher den Kopf schüttelt und prompt zur Seite kippt.
"Wie schwach das Fohlen ist." besorgt runzel ich die Stirn, doch Ian beruhigt mich.
"Das ist ganz normal. Du wirst sehen, in einer halben Stunde steht es bestimmt schon auf seinen eigenen Beinen."
Und so ist es dann auch. Keine dreißig Minuten Später wankt das Kleine auf unsicheren Beinen durch die Box und sucht nach der Milchbar.
Bis uns ein leises Schmatzen verkündet, das es fündig geworden ist.
Eine Weile bleiben wir noch hier und schauen Mutter und Kind zu, doch als die ersten Pferdepfleger den Stall betreten und beginnen die Boxen zu säubern verlassen wir den Stall um nicht im Weg zu stehen.
"Weißt du, ich glaube, ich möchte lieber nicht dabei sein, wenn Mara das Kind bekommt." sage ich nachdenklich, als wir gemeinsam am Frühstückstisch sitzen.
"Wieso das denn nicht?" Alex schaut mich erstaunt an und spielt an ihren Haaren herum.
"Ich glaube, ich könnte es nicht ertragen meine Mutter so leiden zu sehen."
"Du musst ja nicht mit in den Kreissaal gehen, aber mit in Krankenhaus gehst du doch oder?"
"Wenn ich da bin, sicher. Aber kann ja auch sein, dass ich in der Schule bin." gebe ich zu bedenken. "Außerdem weißt du doch, dass so eine Geburt auch mehrere Tage dauern kann. Hatten wir doch im Unterricht."
"Schon, aber es kann ja sein, dass Mara es eilig hat." Alex grinst belustigt. "Und sie das Kind schon auf der Fahrt ins Krankenhaus bekommt."
"Man! Sag nicht sowas! Da darf ich gar nicht dran denken!" erschreckt weiten sich meine Augen und schmerzhaft zieht sich mein Magen zusammen.
"Wann ist es denn soweit?" forschend sieht Felix mich an und beißt in sein Nutellabrötchen.
"In ungefähr drei Wochen. Aber der Arzt meinte, es könnte auch früher kommen, da sich der Muttermund schon ein wenig geöffnet hat."
"Mensch, die Zeit ist echt schnell vergangen." staunt Alex "Mir kommt es vor, als wäre es erst gestern gewesen, dass wir bei dir waren. Und jetzt ist schon der Geburtstermin. Vielleicht kommt es ja sogar am Valentinstag. Der ist doch in zwei Wochen."
"Wirklich? Schon in zwei Wochen?" Erstaunt schaue ich sie an. Mensch die Zeit ist wirklich schnell vergangen und ich habe noch gar kein Geschenk für Ian, wobei ich da so eine Idee habe.
Allerdings müsste ich dafür noch mal ungestört in die Stadt zum einkaufen. Vielleicht schaffe ich das nächstes Wochenende ja, denn das ist das Letzte, wo ich hier bin. Anschließend möchte ich lieber nach Hause fahren, weil der Geburtstermin immer näher rückt.
Aber vielleicht kommt Ian ja mit, dann kann er mir Gesellschaft leisten, außerdem könnte er sich dann mal wieder mit Jason treffen. Obwohl...ob das so eine gute Idee ist?
Wo Jason ist, ist auch oft Luke und wo Luke ist, ist Mike und Mike will sicher nicht bei Ian sein, wenn ich mit ihm zusammen bin.
Aber was soll ich machen?
Entweder ich bin bei Ian oder bei Mara. Und dann ist da ja auch noch das Konzert, das ebenfalls in drei Wochen stattfindet.
Ob meine Schwester bis dahin wohl da ist? Oder ob sie sich trotz vorgezogenem Geburtstermin verspätet?
Wer weiß. Möglich ist alles.
Nach dem Frühstück verschwinden wir alle noch mal in unsere Betten, weil wir so früh aufgestanden sind. Und Felix und Alex haben ja ohnehin die Nacht im Stall verbracht und sind dementsprechend Müde.
Doch ich hänge noch lange meinen Gedanken nach, obwohl Ian sich wirklich Mühe gibt, mich zu beruhigen.
Der restliche Tag verfliegt wie im nu und schon sind wir zurück im Internat, doch auch die Woche vergeht ziemlich schnell.
Drei Mal die Woche telefoniere ich mit Mara, die mir versprechen muss, mich sofort anzurufen, wenn die Wehen bei ihr einsetzten und Herr Müller triezt mich schlimmer denn je, nur für den Fall, dass ich an dem Konzert teilnehme, doch ich hoffe, dass es nicht dazu kommen wird. Und dann ist da noch Ian, mit dem ich endlich die schönste Zeit meines Lebens verbringe, weshalb ich inzwischen auch schon weiß, was ich ihm zum Valentinstag schenken werde.
Und als dann endlich wieder das Wochenende anbricht bitte ich Marvin mich am Samstagnachmittag in die Stadt zu bringen.
Ian hat ausnahmsweise sowieso keine Zeit, weil er bei irgendwelchen Vorbereitungen helfen muss genauso wie Felix.
"Bist du sicher, dass du alleine klar kommst?" besorgt schaut Ian mich an, als ich gerade in den Wagen steigen will.
"Ian. Das Thema hatten wir doch schon. Ich komm schon zurecht. Mach dir keine Sorgen. Wir sehen uns dann heute Nachmittag, ja?" versichere ich ihm und gebe ihm einen Kuss. Seit ich im Keller eingesperrt war, waren wir kaum länger voneinander getrennt als für ein oder zwei Unterrichtsstunden und manchmal haben wir uns sogar in den kurzen Pausen dazwischen getroffen, doch dass er jetzt gleich mehrere Stunden ohne mich auskommen muss, scheint ihn ziemlich zu belasten.
Ich kann nur hoffen, dass sich diese, fast ein wenig einengende, Sorge mit der Zeit wieder etwas gibt.
"Na gut." stimmt er schließlich zu, es bleibt ihm ja nichts anderes übrig. "Viel Spaß in der Stadt." wünscht er mir noch, bevor er mich erneut besitzergreifend in die Arme schließt.
Seufzend genieße ich seine starken Arme um meine Taille, doch dann lässt er mich los und ich steige in den Wagen.
Im Einkaufcentrum angekommen steuere ich einen Klamottenladen nach dem Anderen an und stöbere durch die große Auswahl, doch das was mir als Geschenk für Ian vorschwebt finde ich hier nicht, denn dafür muss ich in ein ganz spezielles Geschäft, oder besser in eine spezielle Abteilung.
Doch noch bringe ich nicht genug Mut auf um dort hinzugehen.
Unauffällig nähere ich mich immer weiter den Ständern, auf denen die Sachen hängen, die ich mir bisher nur von weitem angeschaut habe, aber heute muss ich wohl mal unauffällig dorthin gehen, wenn ich mein Vorhaben in die Tat umsetzten will.
Doch so unauffällig, wie ich gehofft hatte, bin ich wohl nicht, denn schon kurz nachdem ich die ersten Ständer mit den Dessous durchgesehen habe, kommt eine Verkäuferin auf mich zu.
"Kann ich dir vielleicht irgendwie helfen?" fragt sie freundlich.
"Hmm... ne..., danke, ich schau nur mal." verlegen hänge ich den BH auf den Ständer zurück, den ich mir gerade angeschaut habe.
"Okay, aber wenn du fragen hast, ich bin gleich da vorn." lächelnd deutet sie auf einen Tresen ganz in der Nähe, über dem ein Schild mit der Aufschrift "Information" hängt.
"Ja. Danke." verunsichert gehe ich zwischen den Ständern hindurch und schaue mir die Sachen an, aber eigentlich ist doch gar nichts dabei. Oder?
Ich mein, jede Frau braucht doch einen BH, oder nicht? Und niemand weiß, also... aus welchen Grund ich mir einen neuen kaufen möchte.
Mutig atme ich einmal tief durch, dann nehme ich mir einen Schwarzen BH mit Spitze, sowie einen roten, der extrem durchsichtig ist und gehe mit meiner Auswahl Richtung Umkleidekabine. Doch auf dem Weg dahin fällt mir ein süßes, etwas durchsichtiges, lilafarbenes Negligé mit dazu passendem Stringtanga ins Auge, das meine Aufmerksamkeit erregt.
Das Oberteil hat einen BH mit eingearbeitet, so dass ich gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlage und die Körbchen sind mit einer weißen Stickerei verziert, ebenso wie der Slip, der ansonsten aber hauptsächlich aus nicht sehr blickdichter elastischer Spitze gefertigt ist.
Zweifelnd drehe ich das Hemdchen hin und her und schaue mir auch den Slip genauer an.
Ist das vielleicht doch zu gewagt? Aber ich möchte ja sexy aussehen und immerhin werden alle wichtigen Stellen bedeckt.
Kurzerhand nehme ich das Teil auch noch mit.
Der Schwarze BH gefällt mir eigentlich ganz gut, sitzt aber irgendwie nicht so richtig. Er kneift unter den Armen und ich habe die ganze Zeit das Gefühl, dass meine Brust aus den Körbchen rutscht, wenn ich mich etwas zu sehr bewege. Also nicht ganz das was ich gesucht habe.
Der Rote sitzt hingegen perfekt, genau wie das Taupefarbene Negligé. Nichts zwickt und alles sitzt so wie es soll. Aber zu dem Roten BH konnte ich keinen passenden Slip finden.
Unschlüssig ziehe ich mich wieder an. Dann wage ich es die Verkäuferin um Rat zu Fragen.
"Entschuldigung."
"Ja? Brauchst du Hilfe?" freundlich lächelt sie mich an und schaut auf die Teile in meiner Hand.
"Also eigentlich wollte ich nur wissen, ob sie hierfür auch einen Slip haben?" zur Verdeutlichung halte ich ihr den roten BH vor die Nase.
"Normalerweise schon. Komm, wir schauen mal." zügig geht sie zu einem Ständer und schiebt verschiede Slips beiseite, bis sie etwas passendes gefunden hat.
"Welche Größe brauchst du denn? 34 oder 36?"
"Also 36 sollte passen." verlegen schaue ich ihr zu, wie sie nach der richtigen Größe sucht, doch als sie alles einmal durch hat und nochmal von vorn beginnt, muss ich wohl einsehen, dass nichts mehr da ist.
"Tut mir leid." entschuldigt sie sich dann auch schon "Deine Größe ist leider vergriffen, aber wir haben hier noch einen weißen in Größe 36."
"Nein Danke. Ich wollte schon, dass die Sachen zusammen passen." lehne ich bedauernd ab. "Ich glaub, ich nehm einfach das Andere. Trotzdem Danke."
"Wenn du sonst in den nächsten Tagen wiederkommen willst, bis dahin müssten wir eine neue Lieferrung bekommen haben."
"Ne, also da bin ich leider nicht mehr hier." erkläre ich achselzuckend und wende mich zum gehen. "Mir gefällt auch das." versichere ich ihr lächelnd und gehe an die Kasse, wo ich bezahle.
Das war gar nicht so schwer wie ich gedacht habe, aber was jetzt noch auf mich wartet wird definitiv nicht so leicht.
Nervös schlendere ich durch den Drogeriemarkt und nehme mal hier und mal da etwas in die Hand. Dann lege ich eine Verpackung Duschgel in mein Körbchen und gehe weiter zur Parfümerie. Wenn ich schon mal hier bin, kann ich mir auch gleich ein neues mitnehmen, meins ist nämlich fast alle.
Wie immer kann ich mich nicht entscheiden, weil all diese Düfte so gut riechen, doch dann entscheide ich mich einfach für das, was ich immer trage und hole mir noch eine Packung Tampons, weil ich gerade meine Tage habe.
Ok. Das war der leichte Teil und jetzt....
Langsam schlendere ich zu dem Regal mit den Kondomen und blicke mich prüfend um, ob mich auch niemand beobachtet. Dann greife ich schnell nach einer Packung und verstecke sie mit klopfendem Herzen unter den Tampons.
Ich weiß, dass mein Kopf knallrot ist und ich mich ziemlich auffällig verhalte, aber das mit den Kondomen ist mir echt peinlich.
Nur will ich, diese doch nicht gerade unwichtige Kleinigkeit, Ian überlassen. Sicher trägt er auch nicht immer und überall Verhütungsmittel mit sich herum. Und ob wir zuhause welche haben weiß ich nicht genau.
Mit wild klopfendem Herzen und Zitternden Fingern lege ich meine Einkäufe auf das Kassenband und sehe förmlich diese Werbung vor mir, wo die Verkäuferin laut schreiend durch den Laden Ruft..."Frau Möller? Was kosten denn die Kondome?!"... doch als ich an der Reihe bin schiebt die Kassiererin gleichgültig ein Teil nach dem anderen über den Scanner.
"Macht 32,95€ bitte." sagt sie höflich.
Eilig reiche ich ihr den 50€ Schein, den ich vorhin von der Bank geholt habe und stopfe die Sachen in eine kleine Tüte.
"Sind 17,05€ zurück. Brauchen sie den Kassenbon?"
"Nein Danke." erleichtert verlasse ich das Geschäft und muss mich erst mal bei einer Tasse Kaffee von dem ganzen Stress erholen.
Wenigstens habe ich jetzt alles, was ich brauche, um mein Vorhaben in die Tat umzusetzen.
Nachdem ich auch für Mara oder besser für Charlie noch eine Kleinigkeit besorgt habe, lasse ich mich von Marvin abholen.
Am Nachmittag packe ich mein Geburtstagsgeschenk für meine kleine Schwerster noch in Geschenkpapier und verstecke mein Geschenk für Ian ganz unten in meinem Rucksack, bevor ich zu Page beim Abendessen helfe und darauf warte, dass Ian von den Pferden zurückkommt.
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