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Schlimme Erkenntnisse


Oder auch nicht, denn die ganze Nacht werfe ich mich unruhig hin und her.

Bis ich früh am nächsten Morgen schweißgebadet erwache.

Noch ist es dunkel, aber als ich die Augen öffne, kann ich die erste Helligkeit am Horizont schon erkennen.

Ich wälze mich auf die andere Seite und versuche wieder einzuschlafen, aber es geht nicht.

Nach einer gefühlten Ewigkeit, stehe ich auf. Unruhig gehe ich im Zimmer auf und ab. Am Fenster bleibe ich stehen und schaue dem Sonnenaufgang zu, doch der Anblick vermag meine Unruhe nicht lange zu vertreiben. Schon tigere ich wieder durchs Zimmer, bis mein Blick auf meine Sportsachen fällt.

Eigentlich kann ich auch laufen gehen, wenn ich sowieso nicht schlafen oder stillsitzen kann.

Noch bevor ich überhaupt richtig darüber nachdenke, was ich tue bin ich schon umgezogen. Ich muss echt verrückt sein, heute, obwohl June nicht da ist laufen zu gehen. Endlich hätte ich mal wieder länger schlafen können, aber jetzt bin ja sowieso wach, da kann ich auch versuchen, meine Anspannung beim Laufen loszuwerden. Ich ziehe meine Zimmertür hinter mir zu und verlasse zielstrebig das Gebäude.

Kaum bin ich am Brunnen vorbei, laufe ich los.

Es gibt einen Weg direkt am See entlang, dorthin jogge ich jetzt.

An manchen Stellen ist der Weg ein bisschen schlammig aber sonst ziemlich eben.

Nach den ersten zehn Minuten, geht mein Atem schon recht schnell, aber ich möchte nicht anhalten, daher laufe ich weiter. Bis zu dem Baum dort... nehme ich mir vor, dann mache ich eine Pause, doch als ich ihn erreiche frage ich mich, ob ich es auch noch weiter schaffe, vielleicht bis zu der Bank dahinter oder bis dorthin, wo das Ufer dicht mit Schilf bewachsen ist.

Jedes Mal, wenn ich den Punkt, den ich mir als Ziel gesetzt habe erreiche, bin ich neugierig, ob ich auch ohne Pause, bis zu meinem nächsten Zielpunkt gelangen kann. Das geht so lange, bis ich den See fast ein Mal umrundet habe.

Doch auch wenn die Strecke nicht mehr weit ist, bis ich zurück im Internat bin, muss ich mich auf den letzten hundert Metern geschlagen geben.

Erschöpft gehe ich die letzten Meter, bis ich wieder zu Atem gekommen bin.

Zurück im Internat verschwinde ich unter die Dusche und fühle mich schon deutlich ruhiger, als ich erfrischt das Badezimmer verlasse.

In Gedanken versunken gehe ich zu meinem Zimmer und stoße fast mit Ian zusammen, der mir entgegen kommt.

Erschreckt, von seinem Plötzlichen auftauchen taumele ich einen Schritt zurück und wäre beinahe über meine eigenen Füße gefallen, wenn er mich nicht festgehalten hätte.

>>Gott hast du mich erschreckt!<< entfährt es mir, als ich wieder sicher auf meinen zwei Beinen stehe. Aufatmend lege ich eine Hand auf meine Herz, als könnte ich es dadurch beruhigen.

>>Tut mir leid, Engelchen. << sagt Ian mit einem Lächeln.

Auch ich muss lächeln, als ich seine entspannte Stimmung spüre. Von der gestrigen Distanziertheit ist nichts mehr zu spüren. Trotzdem bin ich ein klein wenig erstaunt Ian hier zu sehen.

>>Wolltest du etwa zu mir?<< frage ich neugierig.

Er zuckt mit einer Schulter und sagt ausweichend.

>>Ne, also eigentlich bin ich nur so hier rumgewandert, aber als ich dann plötzlich vor deiner Tür stand, dachte ich, ich könnte dich auch fragen, ob du mit mir zum Frühstück gehst. <<

>>Um halb sieben Uhr morgens?<< frage ich erstaunt.

>>Oh, äh, ja... ist es wirklich noch so früh?<< fragt er irritiert. >>Ist mir gar nicht aufgefallen.<<

>>Ja, ist es aber ich würde gern mit dir Frühstücken.<< sage ich glücklich und lächele ihn schüchtern an. >>Ich bring nur schnell meine Sachen weg.<<

Eilig gehe ich in mein Zimmer und werfe die Schmutzigen Sachen in den Wäschekorb, dann kehre ich übers ganze Gesicht strahlend zu Ian zurück.

Ich bin so froh, dass er, was auch immer ihn gestern bedrückte, scheinbar überwunden hat.

>>Sag mal, stehst du Sonntags immer so früh auf.<< fragt er erstaunt, als wir Richtung Speisesaal gehen.

>>Ne, eigentlich nicht. <<

>>Und wie kommts?<<

>>Ich konnte nicht schlafen, deshalb bin ich aufgestanden, und weil mir langweilig war,bin ich Joggen gegangen.<< gleichgültig zucke ich mit den Schultern und streiche mir eine Haarsträhne aus der Stirn.

>>Joggen? So früh?<< staunt Ian und macht große Augen.

>>Ja, verrückt oder. << lache ich kopfschüttelnd. >>Das habe ich June zu verdanken, die mich seit einer Woche jeden morgen zum Sport machen zwingt. << erkläre ich, denn früher wäre ich sicher nicht auf die Idee gekommen laufen zugehen, wenn ich unruhig bin. Vielleicht hätte ich mir laut Musik angemacht oder hätte mit Mel telefoniert, aber heute schien mir der Sport durchaus als geeignetes Mittel, mich von meiner Unruhe zu befreien.

Als wir den speiseraum betreten sieht Ian mich unsicher an. Aber er sagt nichts, sondern folgt mir lediglich, zum Büfett. Ich nehme mir ein Brötchen, dazu Aufschnitt, einen kleinen Joghurt und einen Apfel, dazu eine Tasse Kaffee, dann gehen wir zu einem Tisch. Auch Ian hat sich sein Tablett mit allen möglichen Dingen beladen und setzt sich mir, gegenüber auf einen Stuhl.

Jetzt lächelt er wieder und sieht mir erfreut dabei zu, wie ich hungrig von meinem Brötchen abbeiße, dann macht er sich auch über sein Frühstück her. Während wir essen unterhalten wir uns über seine Familie, über Page, von der er mir liebe Grüße ausrichten soll, von den Zwillingen, die nächste Woche Geburtstag haben und sich jeder ein Pony wünschen und das Lena an diesem Wochenende irgendeinen Sportwettkampf hat.

Als wir so gut wie mit dem Essen fertig sind und ich ihm gerade von Mel erzähle, wie sie mich zu ihrer Mutter geschleift hat, um meine Haare zu retten, bekommen wir Gesellschaft.

Ein hübsches, etwas molliges Mädchen schlingt Ian von hinten die Arme um den Hals legt ihren Kopf auf seine Schulter, so dass ihre langen dunkelblonden Haare auf seine Brust fallen.

>>Hey, Ian. << grüßt sie ihn gut gelaunt. >>Ich dachte wir wollten heute zusammen Frühstücken.<< sie wirft mir einen eifersüchtigen Blick zu, doch dann lächelt sie wieder.

Ian dreht sich ein Stück zu dem Mädchen um und schenkt ihr ein Lächeln.

>>Ach Hallo Emma. Ich war schon so früh wach, da wollte ich dich nicht wecken, deshalb bin ich ohne dich gegangen. Aber Setzt dich doch zu uns, wenn du magst.<<

Erklärt Ian ihr beiläufig.

Na, sowas!? Sie wollte er so früh nicht wecken, aber mich? Und weshalb war er dann verwundert, als ich ihm gesagt habe, wie spät es ist, wenn er es scheinbar doch wusste? Verwirrt werfe ich ihm einen unsicheren Blick zu.

Wollte er nicht mit diesem Mädchen Frühstücken, oder hat er geplant, das sie uns zusammen sieht? Oder besser ich ihn mit ihr, denn nicht ich bin es, die sich gerade an seinen Hals klammert, was mir zugegebener maßen einen Stich verpasst.

>>Klar. << sie grinst mich arrogant an, >>Ich hol mir nur schnell was zu essen.<< verkündet sie und zischt los.

>>Eine Freundin von dir?<< will ich neugierig, aber auch ein wenig verstimmt wissen.

>>Ja. << sagt Ian schlicht und fährt sich mit einer Hand durch die Haare. >>Sie geht in meine Klasse.<<

>>Ist sie nett?<<

Gleichgültig zuckt er mit den Schultern. >>Ich denke schon.<<

>>So, so, du denkst. << sage ich froh, über sein Desinteresse.

Als Emma wiederkommt, setzt sie sich auf den Stuhl neben ihn und rutscht dich an ihn heran. Sie Flirtet ungeniert mit ihm und lässt sich durch meine Anwesenheit auch nicht davon abhalten.

Sie legt ihre Hand auf seinen Arm und zwinkert ihm verschmitzt zu, als sie ihm von irgendeiner Party erzählt, auf der sie in den Ferien war.

>>Schade das du nicht da warst, du hast da echt was verpasst.<<

Ian scheint ihre Anwesenheit zu genießen, doch ich fühle mich inzwischen, wie das fünfte Rad am Wagen und so stehe ich, als ich meinen Kaffee ausgetrunken habe auf.

>>Ich geh dann mal. << verkünde ich leise, in der Annahme, dass das hier sowieso keinen interessiert, doch kaum das ich mich erhoben habe, habe ich Ians Aufmerksamkeit.

>>Wo willst du hin?<< will er wissen. Dabei lässt er Emma nicht einmal ausreden. Sie wirft mir einen gekränkten Blick zu, doch dann lächelt sie Ian auch schon wieder an.

>>Ich muss noch üben und bin mit einer Freundin verabredet. << erzähle ich ihm, was auch stimmt, denn ich habe Mel versprochen, ihr heute wieder etwas vorzuspielen auch wenn wir erst um zehn verabredet sind, was in etwa in zwei Stunden ist.

>>Ach so.<< er klingt irgendwie enttäuscht, aber vielleicht irre ich mich auch, denn kurz darauf verabschiedet er sich fahrig von mir >>Okay, viel Spaß. Wir sehen uns dann später. << und wendet sich wieder Emma zu.

>>Äh... ja... mal sehen.<< sage ich enttäuscht von seinem seltsamen Verhalten und räume meinen Kram weg, dann verlasse ich fluchtartig den Raum. An der Tür schaue ich noch mal zum Tisch zurück und sehe, wie Emma ihren Kopf an Ians Schulter legt und lacht. Kurz treffen sich unsere Blicke. Ihrer ist ganzschön giftig. Ob sie in ihn verliebt ist? Frage ich mich, als sich die Tür hinter mir schließt. Anders kann ich mir ihr eifersüchtiges Getue nicht erklären.

Aber außer, dass ich selbst Gefühle für Ian hege, habe ich keinerlei Anrecht auf ihn. Trotzdem macht es mich traurig, dass er ihr aufdringliches Verhalten toleriert, ja es sogar zu genießen schein.

Vielleicht bringt er ihr ja sogar mehr als Freundschaftliche Gefühle entgegen, doch warum hat ihn meine Flucht dann so enttäuscht. Oder hat sie das gar nicht?

Ach so eine Verdammte scheiße!

Warum muss das denn alles so kompliziert mit ihm sein. Mal ist er so fürsorglich zu mir und dann wieder so abweisend, was hat das nur alles zu bedeuten?!

Nachdenklich kehre ich in mein Zimmer zurück. Ich setzte mich mit meinem Handy aufs Bett und höre Musik. Nebenbei checke ich meine Nachrichten.

War ja klar, das welche von Mara dabei sind. Sie möchte unbedingt mit mir reden. Mir alles erzählen.

Ja, genau! Jetzt, wo sie wissen, dass ich von der Adoption weiß, da wollen sie plötzlich mit mir reden. Und vorher? Nichts, nicht das kleinste bisschen. Warum also jetzt! Das können die sich echt sparen.

Genervt lösche ich ihre Nachrichten, ohne zu antworten.

Rike möchte wissen, wie es mir geht. Sie schreibt, das Mel ihr erzählt hat, das ich im Internat bin. Und das sie es schade findet, das ich ihr nicht selbst davon erzählt habe.

Unschlüssig lese ich ihre Nachricht immer wieder durch.

Ich weiß nicht, was ich schreiben soll.

Das alles so schnell ging und ich ihr deshalb nichts erzählen konnte, oder das ich es erzählen wollte, aber die Sache mit Mike dazwischen gekommen ist. Und was ist, wenn sie davon gar nichts mitbekommen hat? Von Mike, meine ich. Vielleicht wissen ja nicht all meine alten Freunde, von der Dummen Wette zwischen ihm und Luke.

Und was ist mit dem ersten Teil der Nachricht? Wie geht es mir denn eigentlich? Gut? Wohl kaum! Aber ich möchte ihr auch nicht sagen, dass es mir schlecht geht, denn das will sie sicher nicht hören, außerdem habe ich keine Lust, Unmengen an Mitleid bekundenden Nachrichten zu bekommen, die mich immer wieder mit der Nase auf all die Scheiße stoßen, die gerade um mich herum passiert.

Daher schreibe ich ihr letzten Endes lediglich, dass ich mich hier langsam einlebe, dass das Internat auch nur eine Schule ist und sie Gisi ganz lieb von mir grüßen soll.

Ganz zum Schluss lese ich noch die neueste Nachricht von Mel. Es ist schon etwas seltsam, das sie mir schreibt, obwohl wir nachher ja sowieso Telefonieren wollten.

"Hi, Mia.

du ich muss dir für Morgenfrüh leider absagen, weil meine Mum mich dazu zwingt, mit ihr meine Oma zu besuchen. Es tut mir wirklich leid. Ehrlich, ich hätte viel lieber mit dir Telefoniert. Aber wir holen das nach ja?!

Hab dich lieb Mel"

Oh, die Nachricht muss schon von Gestern sein. Na toll! Und was jetzt? Ich hatte mich so darauf gefreut, mit Mel zu reden, vor allem nach den beschissenen Neuigkeiten, die meine Eltern mir zum Fraß vorgeworfen haben.

Enttäuscht schreibe ich ihr eine Antwort.

"Hi Süße,

ist doch kein Problem, dann reden wir ein andermal.

HDaL Mia"

Frustriert schleudere ich mein Handy beiseite, nachdem ich die Nachricht an Mel gesendet habe, dann stehe ich auf. Was hat es auch für einen Sinn, wenn ich hier dumm in der Gegend rumsitze, wenn Mel eh nicht um zehn anruft, dann kann ich genauso gut auch jetzt schon Klavier spielen gehen.

Verärgert stapfe ich den Gang entlang, bis zum Musikraum.

Er ist wie immer Menschenleer.

Ich reiße das Tuch vom Instrument und schleudere es einfach auf den Boden. Dann beginne ich zu spielen.

Doch alles was ich sonst spiele, die langsamen, gefühlvollen Stücke treiben mich heute in den Wahnsinn und so nehme ich mir eins der neuesten Lieder von Herrn Müller vor, ein schnelles, aggressives Stück, bei dem ich meine Wut und Enttäuschung loswerden kann.

Hektisch hämmere ich auf die Tasten ein und lasse jedes Negative Gefühl, was mich seit gestern Quält aus meinem Körper in die Tasten fließen.

Das nervige Zusammentreffen mit Mara und Pascal, was in einem Fiasko geendet hat, meine Hektische Flucht durch den Wald und das verwirrende Gefühlschaos, das mir dank Ian den Verstand raubt. Dieses ewige hin und her zwischen Nähe und Distanz treibt mich in den Wahnsinn! Warum kann ich nicht einfach mal jemanden kennenlernen, der ganz einfach ist, normal, der meine Gefühle einfach erwidert, ohne dieses ewige hin und her.

Immer schneller fliegen meine Finger über die Tasten, immer stärker ist der Druck, immer lauter die Musik, als ich an Emma denke und wie sie sich an Ian geklammert hat, wie sie sich ihm an den Hals geworfen hat. Und was mich so richtig wütend und auch traurig macht, ist die Tatsache, der er sie gelassen hat. Ich hatte so gehofft, dass er für mich vielleicht etwas ähnliches empfindet, wie ich für ihn. Doch wo ich jetzt so darüber nachdenke, frage ich mich, was mich überhaupt zu der Annahme gebracht hat.

Er hat mir gegenüber ja nie irgendwelche Andeutungen gemacht. Sicher. Er hat mich durch den Wald getragen, aber was blieb ihm denn auch anderes übrig? Er hätte mich ja schlecht dort allein zurück lassen können. Und bei ihm zuhause, da hat er mir eigentlich eher gezeigt, dass er mich nicht ausstehen kann, auch wenn er sich später dafür entschuldigt hat. Und seit wir uns hier in der Schule wieder über den Weg gelaufen sind, bin ich mir nicht sicher, was ich von ihm halten soll. Mal ist er nett, dann abweisend, dann wieder freundlich und dann wieder weist er mich zurück, wie gestern Abend, als ich ihn berühren wollte, bevor er zu seinem Zimmer gegangen ist. Und heute Morgen war er zuerst nett, doch nachdem Emma zu uns gestoßen ist, hat er mich wieder so gleichgültig behandelt.

Das Ganze ist zum verrückt werden!

Dazu die Sache mit Mara und dem Baby! Mit Mike und das Mel keine Zeit für mich hat.

Ich bin ziemlich allein. Wird mir klar.

Noch immer hämmere ich auf die Tasten ein, doch längst laufen mir die Tränen übers Gesicht, vor Enttäuschung, Wut und Kummer.

Als ich mich immer öfter verspiele, weil ich mit den Gedanken so gar nicht mehr beim Spielen bin, knalle ich meine Hände abrupt auf die Tasten, so dass ein lauter, schiefer Ton erklingt, der mir eine Gänsehaut verursacht, dann springe ich auf und renne ohne mich weiter um den Flügel zu kümmern aus dem Raum.

Ich reiße wütend die Tür auf und renne blindlings auf den Flur, wo ich wieder Mal mit jemandem zusammenstoße.

>>Pass doch auf! << schimpfe ich, dabei bin ich diejenige, die nicht aufgepasst hat und reibe mit der Hand meinen schmerzenden Ellenbogen, den ich mir an der Wand gestoßen habe.

>>Also irgendwie haben wir zwei ein Talent, immer wieder aneinander zu geraten. << verkündet mein Gegenüber gut gelaunt. Es ist Ian, wer auch sonst. Doch da ich gerade so wütend bin, ist es mir völlig egal, wen ich vor mir habe, deshalb schnauze ich ihn ärgerlich an.

>>Vielleicht solltest du mir dann einfach aus dem Weg gehen!<<

>>Alles klar bei dir, Engelchen?<< fragt Ian erstaunt

>>Natürlich! Was sollte denn schon sein. Hmm? Alles ist bestens! Meine Mutter tauscht mich gegen ein Neues Kind aus, mein bester Freund erklärt mir seine Liebe und ach ja April, April, war alles nur ein Scherz und du! Du bist auch nicht viel besser! Tust so, als würde es dich Interessieren, wie es mir geht, dabei ist es dir völlig egal!<< Atemlos stehe ich vor ihm und werfe ihm all diese Dinge an den Kopf. Obwohl er nichts dafür kann, das ich hier bin, dass ich Adoptiert bin, das Mara ein Kind bekommt und auch nicht dafür, das Mike so ein Idiot ist und mit dieser dummen Wette alles kaputt gemacht hat. Kaputter, als es ohnehin schon alles war!

Ian schaut mich mit großen Augen an, doch bevor er etwas sagen kann drehe ich auf dem Absatz um und renne davon.

Renne den Gang entlang, bis zum Kaminzimmer, durch die Terrassentür auf den Rasen und dann um das Gebäude herum, zum Wald. Ich bin zwar nicht so Kopflos wie gestern, aber weit davon entfernt bin ich auch nicht. Schon wieder renne ich! Renne vor etwas weg, was ich nicht ändern kann und wieder rinnen mir unaufhörlich die Tränen übers Gesicht. Sobald ich das Internatsgebäude nicht mehr sehen kann bleibe ich stehen und kauere mich unter einen Baum. Ich ziehe meine Beine dicht an den Körper und schlinge meine Arme darum. Den Kopf auf die Knie gelegt, lasse ich meinen Tränen freien Lauf.

Was ist nur mit mir los, das ich so ein Pech mit den Jungs habe? Egal ob Mike oder Ian, beide waren sie überaus fürsorglich mir gegenüber, habe mich getröstet und mir das Gefühl gegeben, etwas besonderes zu sein und dann muss ich feststellen, dass sie mir bestenfalls brüderliche Gefühle entgegenbringen. Dass sie mich vielleicht nett finden, aber mich nicht in dem Maße begehren, wie ich sie. Aber warum ist das so?

Was stimmt nicht mit mir?

Bin ich so wenig liebenswert?

Warum kann ich niemanden finden, der mich so liebt wie ich bin. Ich möchte doch nur einmal ein kleines bisschen Glücklich sein.

Was hat das Leben denn für einen Sinn, wenn ich den Rest davon allein verbringen soll?

Noch immer rinnen mir die Tränen in einem steten Strom, die Wangen hinunter und ich schluchze leise vor mich hin.

Warum habe ich mich nur in Ian verliebt und warum muss ausgerechnet er mir immer dann in die Quere kommen, wenn es mir besonders dreckig geht oder ich wieder mal völlig hilflos bin!?

Eigentlich wäre jetzt der richtige Moment für ihn, mal wieder in Aktion zu treten, aber als ich meinen Kopf hebe und mich umsehe, stelle ich erleichtert fest, dass ich noch immer allein bin.

Dieses Mal ist er mir nicht gefolgt.

Dieses Mal ist er nicht da, um mich zu trösten.

Nein.

Dieses Mal muss ich ganz allein mit meinen durcheinander geratenen Gefühlen klar kommen, ohne ihn.

Schaff ich das? Ohne Hilfe? Oder stürze ich wie schon beim letzten Mal, so tief, das ich den Weg aus den untiefen meines Trübsinns nicht wieder finde.

Und was ist, wenn ich überreagiere? Was ist, wenn Ian vielleicht doch etwas für mich empfindet, es aber nicht will, weil er Angst hat? Angst davor, das ich ende wie seine Mutter?

Tot und begraben! Zu einem Skelett abgemagert in der dunklen Erde auf einem Friedhof verscharrt!

Und er nur deshalb mit Emma flirtet, weil er seine Gefühle für mich nicht eingestehen will?

Was ist dann?!

Sollte ich versuchen, herauszufinden, was hinter allem steckt?

Was er für mich fühlt? Auch wenn es keine Liebe sein sollte. Wenn er nur Nett sein wollte und mir deshalb geholfen hat.

Ich muss an all die Male denken, wo wir uns begegnet sind. Im Wald, als er mich trug; In der Nacht, als ich ihn am Klavier sitzen sah und er mich berührte, mir mit dem Daumen über die Lippen strich und mit der Hand durch meine Haare fuhr.

An den Tag als wir uns hier im Internat das zweite Mal getroffen haben und er mich gebeten hat, ihn wieder zu besuchen. Da hat er sich vergewissert, das ich diejenige bin, die er im Wald kennenlernte. Nur warum ihm das wichtig war weiß ich nicht.

Ob die Einladung noch immer steht, die er an dem Abend ausgesprochen hat?

Vielleicht sollte ich am nächsten Wochenende einfach wieder mit zu ihm fahren, um ihn besser kennen zu lernen und um herauszufinden, ob er nicht doch etwas für mich empfindet. Aber auch, damit ich Page das Bild geben kann, denn es ist so gut wie fertig.

Während ich über all diese Dinge nachdenke, versiegt der Tränenstrom allmählich.

Nicht zuletzt, weil ich einen kleinen Funken Hoffnung aus seinen Gesten und Handlungen schöpfe.

Vielleicht sollte ich dem, was heute Morgen passiert ist nicht so viel Bedeutung beimessen, sondern mich an das erinnern, was gewesen ist. Die Momente festhalten, in denen er mir das Gefühl gab etwas besonderes zu sein, denn diese überwiegen die anderen bei weitem. Erst gestern hielt er mich so lange in seinen Armen und auch in der Nacht, als wir Wahrheit oder Pflicht spielten, hat er mich an sich gezogen und mir gesagt, das es ihm nicht leid tut, das ich mich auf seinen Schoß setzten sollte.

Auch das er sich immer wieder nach Mike erkundigt, ist seltsam. Warum sagt er, das Mike dumm wäre, wenn er mich nicht wollen würde. Meint er damit vielleicht, das ER mich will, wenn Mike es nicht tut. Sollte ich ihm eventuell sagen, dass Mike mir zwar immer noch wichtig ist, ich ihn aber nicht mehr liebe, als... als einen Bruder oder so? Ob das für Ian eine Rolle spielt?

Ja, ich glaube, das werde ich tun. Ich werde ihm sagen, das ich Mike nicht liebe!

Denn es stimmt, wird mir klar. Ich habe Mike unheimlich gern, weil er für mich da war und mir geholfen hat, aber ich liebe ihn nicht.

Seine nähe und sein Geständnis auf dem Parkplatz haben mich das für eine Zeit lang glauben lassen, aber jetzt... nachdem ich mich so eingehend mit meinen Gefühlen beschäftigt habe, wird mir klar, dass ich für Ian schon jetzt weit mehr empfinde als ich es für Mike jemals getan habe!

Müde wische ich mir übers Gesicht. Dumme Tränen, dummes Mädchen. Ich bin so dumm!

Wie kann ich von Ian erwarten, dass er mir seine Gefühle offenbart, wenn ich ihm jedes Mal zu verstehen gegeben habe, das ich für Mike etwas empfinde.

Ich würde ja auch niemandem sagen, dass ich ihn mag, wenn ich wüsste, dass derjenige in jemand Anderen verliebt wäre.

Also gut. Ich werde mich jetzt zusammenreißen und dann zurückgehen!

Und dann werde ich versuchen Ian fürs erste noch besser kennen zu lernen und ihm bei nächster Gelegenheit glaubhaft versichern, das Mike für mich Schnee von gestern ist.

Und vielleicht habe ich ja Glück und alles wird am Ende doch noch gut.

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