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Geburtstagsgrüße

Nach dem Abendessen verschwand ich ziemlich schnell in meinem Zimmer. Ich war viel zu erschlagen, von den ganzen Ereignissen, als das ich noch viel hätte aufnehmen können.

Doch als ich kurz vor Morgengrauen plötzlich hellwach in meinem Bett sitze, fällt mir mit einem riesen Schrecken ein, das ich etwas vergessen habe.

IANS GEBURTSTAG!!!

Ja, richtig! Heute ist sein Geburtstag und was das schlimmste ist, ich habe sein Lied nicht fertig bekommen.

Ob ich es jetzt noch hinbekomme? Also bevor alle aufstehen?

Bestimmt nicht! Dafür stehe ich einfach viel zu sehr unter Druck und ich möchte nicht, das sich das Ende scheiße anhört.

Was soll ich denn jetzt nur machen? Unruhig wälze ich mich eine Stunde lang im Bett hin und her, doch ich komme einfach zu keinem Ergebnis. Und so stehe ich, als es draußen langsam heller wird auf und gehe laufen. Vielleicht fällt mir ja was ein, wenn ich mich bewege.

Doch meine Hoffnungen sind unbegründet, denn als ich nach einer Stunde verschwitzt und nassgeregnet vom Laufen wiederkomme bin ich genauso Ratlos wie vorher.

Gerade will ich mit meinen Sachen im Badezimmer verschwinden, als die Tür aufgeht und mir ein frisch geduschter und extrem verführerisch duftender Ian entgegenkommt.

"Oh...Hallo... ich wusste ja nicht... hätte nicht gedacht..." stottere ich verlegen. "dass das Bad besetzt ist."

Ich weiche einen Schritt vor ihm zurück, um mich seiner berauschenden nähe und seinem herrlichen Duft zu entziehen.

Doch Ian geht gar nicht auf mein gestammel ein, sondern sagt ungerührt. "Na warst du wieder laufen?"

"Ähm, ja, war ich."

"Und wie wars?"

"Nass!" ich lächele ihn schüchtern an.

"Wieso denn das?" verwundert runzelt er die Stirn.

"Es regnet." erkläre ich achselzuckend.

"Und dann gehst du in kurzer Hose nach draußen." sagt er verstimmt und runzelt die Stirn.

"Ja, es ist ja nicht so kalt. Nur nass."

"Na, wenn du meinst, aber vielleicht solltest du dir dann was trockenes anziehen, damit du dich nicht erkältest." sagt er und deutet auf meine feuchten Sachen.

"Das wollte ich gerade, aber..." ich deute mit meiner freien Hand auf ihn, dann wuschel ich mir durch die nassen Haare, damit sie mir nicht so am Kopf kleben.

Ian beginnt zu grinsen und macht den Weg frei. "Bitte, dann will ich dich nicht davon abhalten."

"Danke." schon will ich an ihm vorbeischlüpfen, als mir etwas wichtiges einfällt.

"Ach, Ian." halte ich ihn auf, als er gerade zu seinem Zimmer zurück gehen will.

"Ja?" neugierig schaut er mich an, als ich auf ihn zugehe, mich auf die Zehenspitzen stelle und ihm einen Kuss auf die Wange gebe.

"Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag." sage ich schüchtern. Ich hätte nicht gedacht, das diese kleine Berührung mich so durcheinander bringen würde, denn es war lediglich ein Freundschaftlicher Kuss, mehr nicht. Trotzdem spüre ich, wie mir die röte ins Gesicht steigt. Und mein Herz zu klopfen beginnt.

"Danke!" sagt Ian verlegen und hebt die Hand, als wollte er die Stelle berühren, die ich geküsst habe, aber stattdessen fährt er sich nur durch die Haare.

"Jetzt aber ab mit dir unter die Dusche, damit du wieder warm wirst." fordert er dann bestimmt.

"Ja, Sir." kichere ich und gehe ins Bad. Doch so locker, wie ich getan habe bin ich nicht. Diese Sache mit der Freundschaft könnte schwieriger werden als gedacht. Und trotzdem muss ich das irgendwie hinbekommen. Beinahe bin ich froh, dass ich nur noch eine Woche überstehen muss und dann endlich Ferien sind.

Dann kann ich wenigstens ein wenig Abstand zwischen uns bringen, zumindest was die körperliche Nähe betrifft, doch ob ich ihn auch aus meinen Gedanken verbannen kann, das weiß ich nicht. Vielleicht ist es also ganz gut, das ich zuhause eine Menge anderer Sachen um die Ohren haben werde. Wie Mel und Luke, Kathy, Rike, Gisi und Mike zum Beispiel, doch auch Mara und Pascal möchte ich wieder besser Kennenlernen, zumindest habe ich mir das vorgenommen.

Nach dem ich unter der warmen Dusche wieder einigermaßen aufgetaut bin, ziehe ich mich an und mache mich für den Tag fertig.

Weil es heute recht frisch ist, ziehe ich mir eine lange Jeans an, dazu einen kuscheliges Longshirt, das mir bis zu den Oberschenkeln geht. Ich könnte es auch fast als Kleid anziehen, aber dafür ist es mir persönlich dann doch etwas zu kurz.

Und dann gehe ich hinunter zum Frühstück. Anscheinend bin ich etwas spät dran, denn alle außer mir sind schon am Essen.

"Guten Morgen." wünsche ich und setze mich erneut neben Ian, da das der einzige freie Platz ist.

"Hast du gut geschlafen?" fragt Page.

"Ja, schon, ich bin nur ziemlich früh aufgewacht."

"Ach so?" fragt sie verwundert.

Ratlos zucke ich mit den Achseln. Ganz nach dem Motto, weiß auch nicht warum. Dann nehme ich ihr, das Körbchen mit den Brötchen ab, das sie mir hinhält.

"Felix gibst du mir mal die Marmelade?" bitte ich ihn nach einer Weile.

"Hier." er reicht mir das Glas mit der Erdbeermarmelade über den Tisch. "Weißt du schon, was wir heuet machen wollen?"

"Ne, eigentlich nicht und du?"

"Im Pool schwimmen hat sich wohl erledigt bei dem Wetter." mit dem Daumen deutet er über seine Schulter zum Fenster, wo man deutlich die dicken Tropfen sieht, die vom Himmel fallen.

Da hatte ich ja noch richtig Glück als ich laufen war, denn da hat es nur ganz leicht genieselt.

"Oh, naja... dann sollten wir vielleicht etwas hier drinnen machen." schlage ich vor.

"Ihr könnt gerne mit uns Barbie gucken." bietet Julia uns an.

"Ne Danke!" sagt Felix sofort, "Da geh ich lieber in den Pool."

"Wirklich!" staunt das Mädchen und Felix nickt.

"Und was hältst du von Reiten?" will er nun wieder von mir wissen, doch als er meinen entsetzten Gesichtsausdruck sieht, den er scheinbar falsch interpretiert, sagt er schnell. "In der Reithalle. Da ist es trocken. Ich kann dich auch an die Longe nehmen."

"Ähm, ne, lass mal, ich glaub reiten ist wirklich nichts für mich. Danke." schnell werfe ich Ian einen Blick zu, der mich verschmitzt anlächelt.

Ja, der hat gut reden. Ärgerlich pieke ich ihm den Ellenbogen in die Seite, doch dann muss ich auch lachen.

"Was hältst du denn von einer runde Monopoly?" schlägt Ian grinsend vor.

Ist das sein ernst? Gesellschaftsspiele? Aber warum eigentlich nicht. Das habe ich schon ewig nicht mehr gemacht. Zuletzt mit meinen Eltern, vor ich weiß nicht wie vielen Jahren. Deshalb stimme ich begeistert zu. Vor allem, weil ich dann auch mit ihm meinen vorerst letzten Tag hier verbringen kann und außerdem hat er ja Geburtstag.

"Kann ich auch mit spielen?" fragt Lena, bevor ich überhaupt zustimmen kann. Doch als ich nicke und somit zu verstehen gebe, das ich Monopoly spielen möchte, gibt auch Ian sein okay.

"Klar, ist doch viel Lustiger, wenn wir zu viert sind."

Und so kommt es, das wir den ganzen Vormittag in der Küche am Tisch sitzen und Spiele spielen. Wobei ich fast immer verliere. Außer beim Mensch ärgere dich nicht, denn da schließe ich mich mit Lena zusammen und gemeinsam machen wir die Jungs fertig.

"Geschafft!" jubele ich, als ich endlich mein letztes Männchen in Sicherheit gebracht habe. Endlich kann ich mal aufstehen und mir die Beine vertreten, denn solange die drei zu Ende spielen möchte ich etwas erledigen.

"Ich bin gleich wieder da." verkünde ich und gehe hinüber ins Wohnzimmer, wo Julia und Johanna noch immer ihren Film sehen. Auch Page ist da.

"Page?"

"Ja?"

"Hast du vielleicht ein bisschen Geschenkpapier für mich?" will ich wissen und werfe schnell einen Blick zurück in Richtung Küche um mich nochmal zu vergewissern, das Ian auch wirklich noch beschäftigt ist. Doch als ich ein ärgerliches "Das habt ihr doch mit Absicht gemacht!" höre, atme ich erleichtert auf. Scheinbar hat er gerade eine seiner Figuren verloren. Grinsend schaue ich zu Page zurück, die vom Sofa aufsteht und zu einem der Schränke geht.

"Sicher, komm du kannst dir welches aussuchen." sagt sie und öffnet die Tür.

In dem Fach, auf das Page deutet liegen viele bunte Rollen Papier, Hello Kitty ziert eine davon, eine andere ist mit Clowns bedruckt und eine ist Rosa...hmm..., doch dann entdecke ich unter all dem Bunten auch eine schlichte schwarze Rolle mit ebenfalls schwarzen Schnörkeln, die aber etwas schimmern.

"Ich glaub ich nehme das." sage ich und zeige auf die Rolle.

Page holt besagte, heraus und gibt sie mir, dann hält sie mir auch noch Geschenkband hin.

"Blau, Grün und Gelb, wenn ich darf."

Lächelnd reicht mir Page die Farben.

"Hier. Brauchst du sonst noch was?" fragt sie hilfsbereit.

"Nein, ich glaub nicht. Oder doch, hast du eine Schere?"

"Sicher, aber oben in deinem Zimmer, in der Schreibtischschublade ist auch eine. Auch Klebestreifen, wenn du welche brauchst."

"Ach so?!" erstaunt schaue ich sie an. Aber warum sollte in einem Schreibtisch sowas auch nicht sein. "Dann hab ich alles, was ich brauche." sage ich lächelnd und gehe nach oben.

In meinem Zimmer hole ich die Noten, die vorsichtshalber mitgebracht habe aus meiner Tasche und schaue sie mir noch mal an. Auf einigen Blättern sind Spuren von meinem Radiergummi zu sehen und manche der Blätter sind etwas zerknickt, und so mache ich mich an die Arbeit, schnell noch mal eine Saubere Kopie anzufertigen.

Wobei es dann doch nicht so schnell geht, wie ich gehofft hatte. Ich bin schon eine halbe Stunde beschäftigt, als plötzlich jemand an meine Tür klopft.

Hastig verstecke ich die Sachen unter der Bettdecke, dann rufe ich "Ja, komm rein."

"Hier bist du." Erleichtert seufze ich auf, als Felix den Raum betritt.

"Ach du bist es nur?!"

"Nur nicht zu viel begeisterrung." sagt er grinsend.

"Entschuldige, ich hatte nur Angst, du wärst Ian." sage ich entschuldigend und hole mein Geschenk für ihn wieder unter der Decke hervor.

"Was ist denn das?" will er wissen.

"Ein Geschenk."

"Und du glaubst, Ian kann mit ein paar Notenblättern etwas anfangen?" sagt er zweifelnd. "Du weißt aber schon, das er seit bestimmt vier oder fünf Jahren kein Klavier mehr angefasst hat, ja?"

"Er soll sie ja nicht selbst spielen, aber vielleicht hört er sich das Lied ja wenigstens an." sage ich verunsichert.

Hat Felix wohl recht? Ist mein Geschenk wirklich eine so schlechte Idee? Aber jetzt habe ich mich ja schon dazu durchgerungen es ihm zu schenken und etwas anderes habe ich eh nicht, also bleibt mir wohl nichts anderes Übrig, als es zu Ende zu bringen und zu hoffen, dass es ihm trotzdem gefällt und er mir zuhört, wenn ich es ihm vorspiele.

Nachdenklich setze ich mich zurück an den Schreibtisch und vollende das letzte Blatt, während Felix sich mit seinem Handy auf mein Bett setzt. Ich füge den einzelnen Seiten noch kleine Verzierungen hinzu, damit sie nicht so langweilig aussehen.

Auf eines der Blätter male ich zum Beispiel einen kleinen Engel, weil er mich immer so nennt, auch wenn er es nicht mehr getan hat, seit wir gestern ins Haus zurückgekehrt sind. Auf ein Anderes male ich einen hübsch verzierten Notenschlüssel. Das nächste bekommt ein kleines Piano in die linke obere Ecke und dann gestalte ich noch ein Deckblatt, das ich oben auf den Stapel mit den Blättern lege, die ich ihm schenken möchte.

Während ich zeichne, sitzt Felix die ganze Zeit wartend auf meinem Bett, doch als ich den Stift weglege kommt er zu mir und schaut mir über die Schulter.

"Oh, das sieht ja aus, wie Ians Tattoo!" staunt er. "Woher kennst du das denn?"

"Wirklich?" erstaunt schaue ich von meinem Bild auf, auf dem ich einen Engel gemalt habe, der auf einem Notenschlüssel sitzt und verträumt den Noten hinterher schaut, die um ihn herumtanzen.

"Ich kenne es gar nicht." sage ich irritiert.

Naja, zumindest nicht richtig. Ich habe es zwar schon ein paar Mal gesehen, aber irgendwie habe ich es noch nie geschafft, es mir so richtig anzuschauen. Beim ersten Mal war ich viel zu aufgewühlt, denn davor habe ich Ian und Emma im Bett erwischt und beim zweiten Mal war es viel zu dunkel. Auch als ich dann die Nacht bei Ian im Zimmer geschlafen habe, war es dunkel und am nächsten Morgen war er bereits weg. Umso erstaunter bin ich jetzt, dass mein Bild seinem Ähnelt.

"Ja, bis auf das der Engel anders sitzt und auch die Flügel sind irgendwie anders aber sonst... sieht es aus wie seins." gibt Felix zu bedenken.

"Na, umso besser." sage ich um Gleichgültigkeit bemüht, aber ich freue mich wirklich, das ich zufällig etwas so persönliches von Ian meinem Geschenkt hinzugefügt habe. Doch ich habe noch immer ein Problem. Ich weiß noch immer nicht, wie ich das Lied nennen soll.

Ich mein, jedes Lied hat doch einen Namen. Nur meins nicht.

Ob ich es einfach Namen los lassen soll? Aber irgendwie finde ich es schon schlimm genug, das ich das Lied noch nicht beendet habe, da möchte ich es nicht auch noch ohne Namen lassen.

Wenn alles nur nicht so unsicher wäre und ich wüsste, was ich will. Dann könnte ich meine Komposition vielleicht beenden und auch mein Leben wäre um einiges einfacher.

Alles was ich will ist doch nur ein kleines bisschen Glück. Ein wenig Liebe, Geborgenheit. Alles was ich will ist...

Ja, alles was ich will verkörpert dieses Lied. Wäre es dann nicht richtig es auch so zu nennen?

Aber "Alles was ich will" ist irgendwie nicht wirklich schön.

Wie wäre es denn mit "All I want"? Ja, das klingt gleich viel besser.

All I want.

Ob das der Passende Name ist?

Am liebsten würde ich es eher "All I want is You" nennen, aber ich bin mir nicht sicher, ob es stimmt.

Ist Ian tatsächlich alles was ich will? Bedeutet er mir so viel?

Ich weiß es nicht.

Noch während ich mir diese Gedanken mache, schreibe ich schon die ersten Worte auf das Deckblatt mit dem Engel.

Nun prangen über seinem Kopf die Worte "All I want" und gerade will ich unter ihm "Is You" schreiben, als ich inne halte.

Nein, das will ich dort nicht hinschreiben. Es reicht, wenn es "All I want" heißt.

Es ist auch so, alles was ich will mit drin.

Ich habe dieses Lied mit Hoffnung begonnen. Mit der Hoffnung, das sich zwischen Ian und mir etwas entwickeln möge, mit der Hoffnung, er möge sich zu mir hingezogen fühlen, weil ich damals noch davon ausgegangen bin, das Mike mich nicht Liebt und ich mir so sicher war, das ich Ian liebe. Doch als ich ihn mit Emma in seinem Bett gesehen habe, habe ich meine Enttäuschung und die Traurigkeit darüber was ich empfinde, das er meine Gefühle nicht erwidert, dem Lied hinzugefügt.

Wobei sich dieser Teil meiner Seele irgendwie selbst hinzugefügt hat, als ich damals in der Nacht am Klavier gesessen habe.

Und dann vor meinem Auftritt, nach der Nacht, als ich das erste Mal bei Ian geschlafen habe, da war ich mit Zuversicht erfüllt, ja sogar mit Liebe. Und diese innige Verbundenheit habe ich erneut in seinem Lied verewigt. Mit der Hilfe seiner Mutter, auf ihrem Flügel. Meine Hände lagen dort, wo auch ihre eines Tages lagen und meine Finger berührten die Tasten, die auch sie berührte. Ich wüsste nur gern, was sie von meinem Lied gehalten hätte. Immerhin war sie ja Pianistin und hat bestimmt selbst viele Lieder Komponiert. Nur, dass ihre, im Gegensatz zu meinem, sicherlich viel besser waren.

Ich wünschte nur, ich wüsste wie sich unsere Geschichte weiter entwickelt. Ob wir eine Zukunft haben, oder nicht. Ob meine Gefühle für ihn so stark sind, das ich mit Gewissheit sagen kann das er alles ist was ich will.

Ein klein wenig betrübt, weil ich selbst nicht so recht weiß, was ich will und weil ich irgendwie wünschte er wäre tatsächlich alles was mir etwas bedeuten würde, packe ich sein Geschenk in das Schwarzen Papier ein, dann binde ich noch die Schleifen darum. Mit der Schere kräusele ich das Band und dann bin ich fertig.

Nachdenklich schaue ich aus dem Fenster, das Geschenk in Händen haltend, als sich Felix erneut hinter mich stellt.

"Na, fertig?"

"Ähm, ja. Fertig." stimme ich zu und stehe auf. "Sag mal kommen heute eigentlich noch mehr Gäste? Oder bin ich der einzige Gast?" frage ich Felix auf dem Weg nach unten. Das Geschenk habe ich auf dem Schreibtisch liegen lassen.

"Meine Großeltern kommen nachher noch und Peters Schwester mit ihren Kindern und ihrem Mann, aber sonst eigentlich keiner. Page ist ein Einzelkind und Ian hat es eigentlich nicht so mit dem Geburtstag feiern." erzählt Felix

Verwundert schaue ich ihn an. "Warum feiert Ian denn nicht gerne Geburtstag?"

"Weiß auch nicht so genau, hat mich eigentlich nie wirklich interessiert." sagt er gleichgültig.

Etwas seltsam finde ich es schon, aber es gibt bestimmt genug Leute, die ihren Geburtstag nicht feiern. Einfach, weil sie nicht wollen. Ganz ohne irgendwelche gründe, trotzdem würde ich ihn gern danach fragen.

Doch als wir ins Wohnzimmer kommen ist es Leer, auch in der Küche ist Ian nicht.

Dafür steht Margarete am Herd und ist hektisch am Arbeiten. Auch Page huscht von einer Seite zur anderen und sieht sehr beschäftigt aus.

"Kann ich irgendetwas helfen?" biete ich an.

"Ach, wenn du willst, gerne!" rufen gleich beide Frauen erfreut aus. Doch als sie auch Felix in die Vorbereitungen mit einbinden wollen, entschuldigt er sich schnell. "Ähm... also...ich glaub.. ich hab oben was vergessen... komm gleich wieder..." stammelt er und schon ist er verschwunden und lässt mich mit den beiden allein.

Mit einem Brett und einem Messer bewaffnet setzte ich mich an den Küchentisch und schnippel haufenweise Gemüse klein, anschließend schäle ich Kartoffel, dann raspele ich Schokolade und anschließend halte ich auch noch für Page den Mixer, während sie alle möglichen Dinge in die Schüssel gibt.

Nachdem der Tortenboden, den wir zusammengerührt haben zum abkühlen auf der Arbeitsfläche steht und auch ein weiterer Kuchen fertig gebacken ist, schiebt Margarethe einen riesigen Braten in den Backofen.

Aber ich kann mir nicht vorstellen, das es den zum Mittag geben soll, denn es ist bereits halb eins und soweit ich weiß, braucht so ein Riesending sicher länger als eine Stunde um gar zu werden.

Und so ist es dann auch, denn als die Zwillinge hungrig und nass aus dem Garten kommen, stellt Page ihnen, nachdem sie sich umgezogen haben eine Schüssel Müsli vor die Nasen.

"Es gibt heute Abend ein Geburtstagsessen für Ian." erklärt sie ihnen, als sie ihre langen Gesichter sieht. "Ihr wisst doch, das er Geburtstag hat."

"Was heute schon?" fragt Johanna verwundert. "Aber dann müssen wir ja noch sein Geschenk zu Ende machen." Eilig löffeln die beiden ihre Schüsseln leer, bevor sie in ihr Zimmer verschwinden.

Auch Peter, Felix und Ian tauchen wieder auf und nehmen eine Kleinigkeit zu sich.

Genau wie wir anderen. Doch nach dem Kleinen Snack wird die Torte vollendet und in den Kühlschrank gestellt, der Kuchen mit Schokolade überzogen und im Wohnzimmer wird der große Tisch gedeckt und dann ziehen sich alle etwas anderes an. Auch ich gehe in mein Zimmer hoch und ziehe mir statt des Longshirts eine leichte rosafarbene Bluse an. Was besseres habe ich nicht. Dann nehme ich mein Geschenk und gehe wieder nach unten.

Als ich ins Wohnzimmer komme sind nur die Mädchen da. Julia und Johanna tragen beide süße weiße Rüschenkleidchen mit einem hellblauen Bolerojäckchen darüber und in den Haaren haben sie kleine Spangen mit Schleifchen. Die Eine Rote, die andere Blaue.

Was für ein Glück, denn so kann ich sie auch weiterhin auseinander halten.

Lena trägt eine weiße Bluse und einen rot schwarz karierten Rock, dazu trägt sie schwarze Schuhe und eine Strumpfhose.

"Lena, wo kann ich denn mein Geschenk hinlegen?" will ich von ihr wissen.

"Da hinten auf den Tisch, da liegen auch schon die von Mama und Papa und unsere auch."

"Ach, da." lache ich. Ja, jetzt sehe ich den Tisch auch, auf dem schon allerhand Sachen liegen.

Ich stelle meines nach ganz hinten, wo es nicht so auffällt und will mich gerade zu den Mädchen auf Sofa setzten, als es an der Tür klingelt.

"Oma! Opa!" laut schreiend springen die Zwillinge auf und laufen zur Tür. Ich folge ihnen Langsam und beobachte vom Durchgang in die Lobby aus die herzliche Begrüßungsszene.

Zwei ältere Herrschaften stehen vor der Tür und werden stürmisch von den Mädchen umarmt. Auch Page kommt gerade die Treppe herunter und begrüßt die Neuankömmlinge.

Als sie mich im Türrahmen stehen sieht, winkt sie mich zu sich.

"Mia, darf ich dir meine Eltern vorstellen? Helena und Ben. Und das ist Mia. Ians Freundin" stellt sie uns einander vor. Wobei mir nicht entgeht, das sie mich als seine Freundin bezeichnet, was mir zugegebener Maßen einen Stich versetzt.

"Guten Tag." grüße ich die beiden, die mich freundlich anlächeln, und reiche ihnen die Hand.

Page sieht haargenau so aus wie Ihre Mutter, dabei ist sie bestimmt um zehn Zentimeter größer als sie. Was wohl daran liegt, das ihr Vater ein wahrer riese ist. Er muss fast zwei Meter groß sein, wenn nicht noch größer und so muss ich den Kopf ein ganzes Stück in den Nacken legen um ihm in die Augen schauen zu können, als ich ihn begrüße.

"Wo ist denn unser Geburtstagskind?" will Ben wissen, nachdem er mich begrüßt hat. Doch anstatt das Page antwortet, höre ich Ians Stimme hinter mir von der Treppe kommen.

"Hallo Ben, Helena."

Langsam drehe ich mich zu ihm um. Er sieht einfach umwerfend aus, wie er lässig die Treppe herunter kommt. Er trägt eine schwarze Hose und ein schwarzes Hemd, dazu eine grau karierte Krawatte und ebenfalls schwarze Schuhe.

Wow flüstere ich tonlos und kann gerade noch verhindern, das mir der Mund vor Staunen offensteht.

Ian lächelt mich unbeschwert an, als er an mir vorbei geht, um seine Großeltern zu begrüßen.

Sie umarmen sich freundlich, doch gerade als Page sie ins Wohnzimmer führen will, klingelt es erneut an der Tür.

Scheu ziehe ich mich in den Hintergrund zurück um der erneuten Begrüßungsszene nicht im weg zu stehen.

Doch kurz nachdem sich die Aufregung gelegt hat werde ich erneut vorgestellt. Ich lerne Peters Eltern und seine Schwester, sowie seine Nichte und seinen Neffen kennen.

Alle scheinen auf den ersten Blick sehr nett zu sein, auch wenn Peters Eltern deutlich reservierter sind als Pages. Statt Ian und Felix, der inzwischen auch eingetroffen ist zu umarmen reichen sie ihnen lediglich die Hand zur Begrüßung und auch die Mädchen nehmen sie nicht in den Arm.

Naja, man kann halt nicht alles haben.

Gemeinsam trinken wir Kaffee und essen Torte und Kuchen.

Es wird ein Lustiger, aber auch ziemlich lauter Nachmittag, was bei sechzehn Personen ja auch nicht weiter verwunderlich ist.

Nach dem Abendessen, was wirklich ganz ausgezeichnet schmeckt, packt Ian seine Geschenke aus.

Von Peters Eltern bekommt er eine silberne Armbanduhr und von Pages Eltern eine schwarze Tasche, deren Inhalt mich doch sehr verwundert, denn es ist ein Stethoskop.

Was er wohl damit soll? Frage ich mich, doch Ian scheint sich sehr darüber zu freuen.

"Es ist zwar noch ein wenig früh, Junge, aber wir dachten uns, dass du ruhig zum Studienbeginn, schon alles beisammen haben kannst, vor allem da du doch in den Ferien schon ein Praktikum im Krankenhaus machen willst." sagt sein Großvater erklärend.

"Danke Opa, das ist wirklich nett von euch."

Überrascht schaue ich Ian an. Ich wusste gar nicht, das er ein Praktikum im Krankenhaus machen wollte und auch nicht, was er Studieren will. Irgendwie sind wir auf dieses Thema noch nie zu sprechen gekommen. Aber scheinbar will er wohl Medizin Studieren, wozu sonst sollte er ein Stethoskop brauchen. Und das er Krankenpfleger werden will, das kann ich mir nicht vorstellen, denn das müsste er ja nicht Studieren.

Um so mehr Geschenke er auspackt, desto unruhiger werde ich.

Vielleicht hätte ich ihm mein Geschenk doch lieber unter vier Augen geben sollen. Was ist, wenn seine Verwandten möchten, das ich das Lied vorspiele. Ob sie wissen, das Ian eigentlich niemanden an den Flügel lässt und warum? Und was wenn nicht?

Ob ich ihn mit diesem Geschenk in eine unangenehme Situation bringe? Ich hoffe nicht.

Die Geschenke werden immer weniger, bis nur noch eines übrig ist. Ausgerechnet meins packt er ganz zum Schluss aus.

"Und von wem ist das?" fragt er in die Runde, doch alle machen ratlose Gesichter, als er einen nach dem Anderen anschaut. Dann heftet sich sein Blick auf mich.

"Eigentlich kann es nur von dir sein." sagt er lächelnd und beginnt, als ich zustimmend nicke, das Papier zu entfernen.

Langsam zieht er die Notenblätter hervor und schaut erstaunt auf das Cover.

"Woher..?" beginnt er doch als ich mit den Achseln zucke unterbricht er sich und blättert weiter.

Verwundert schaut er auf die vielen, mit Noten versehenen Seiten.

"Was ist das denn?" will sein Onkel wissen. "Zeig doch mal her?"

"Es sind Notenblätter." erklärt Ian, reicht die Blätter aber nicht an seinen Onkel weiter, sondern scheint sich die einzelnen Seiten nochmal genauer anzusehen.

Er streicht mit dem Finger über eine meiner Zeichnungen, aber ich weiß nicht über welche, dabei wird sein Blick ein klein wenig traurig.

"Was Noten?" will nun auch seine Tante wissen. "Weißt du denn nicht, das Ian kein Klavier mehr spielt, Mia?" fragt sie vorwurfsvoll.

"Doch weiß ich." verlegen blicke ich auf meine Hände, die ich gefaltet im Schoß liegen habe.

"Und was soll Ian dann damit!"

"Ich..., also ich wollte, wenn er will, kann ich..." beginne ich und sehe Ian dabei an.

"Du weißt wohl nicht, was mit seiner Mutter war, oder?" will sie wissen.

"Doch, aber..." setzte ich an und schaue hilflos zu Page.

"Und dann schenkst du ihm Noten? Was für ein unpassendes Geschenk!" sagt sie erbost.

Ach herrje, was habe ich mir nur dabei gedacht? Wenn ich eben noch gedacht habe, ich könnte Ian in eine unangenehme Situation bringen, so habe ich mich geirrt, das ich nun jedoch in eine Solche gerate, damit hätte ich nicht gerechnet. Doch bevor Ians Tante sich noch mehr aufregen kann schaltet sich Page jetzt ein, um mir zu helfen.

"Lass mal Rita." sagt sie beschwichtigend. "Was das angeht, hat sich hier eine Menge getan."

"Was? Meinst du Ian spielt wieder?" fragt sie erstaunt.

"Nein, das nicht, aber..." beginnt Page, doch Ians Tante Rita lässt sie nicht ausreden.

"Ja, was soll er denn dann mit Notenblättern? Soll er sich die Zettel an die Wand hängen?" fragt sie sarkastisch.

"Das könnte ich, denn selbst da wären sie noch wunderschön." sagt nun Ian, der mein Unbehagen bemerkt. "Aber ich denke stattdessen lasse ich sie mir lieber von Mia vorspielen."

"Was, du meinst deine Freundin spielt Klavier?" fragt sie ungläubig.

"Ja. Und sogar ziemlich gut." versichert ihr Ian und wirft mir einen entschuldigenden Blick zu.

"Na, das möchte ich jetzt aber mal hören." sagt sie herausfordernd und schaut mich herablassend an.

Fast hatte ich damit gerechnet, aber irgendwie habe ich nicht wirklich das Bedürfnis dieser arroganten Frau, das Lied, das ich nur für Ian geschrieben habe, vorzuspielen. Nicht mal irgendetwas anderes.

Schon seltsam, das Peter so nett ist, wobei seine Familie irgendwie ein klein wenig arrogant zu sein scheint. Dabei kam sie mir bis jetzt eigentlich ganz Nett vor, wenn ich mal über die reservierten Begrüßung am Anfang hinwegsehe.

"Da musst du schon Mia fragen." sagt Ian, doch bevor sich Rita an mich wenden kann, fügt er schon entmutigend hinzu. "Aber sie spielt nicht gern vor Publikum, deshalb glaube ich, du wirst auf eine Darbietung verzichten müssen. Oder Mia?" er sieht mich beruhigend an, ganz so als wolle er sagen, das ich das Recht dazu habe, nein zu sagen und das tue ich auch.

"Ja, tut mir leid." stimme ich ihm zu. "Ich spiele nicht für Fremde." sie soll ruhig wissen, was ich von ihr halte und das ich sie keinesfalls zu meinem Bekanntenkreis zähle.

"Na dann halt nicht." sagt sie eingeschnappt und verschränkt die Arme vor der Brust, was mich ein wenig beschämt, denn ich möchte keinen Streit anfangen.

Doch scheinbar ist Ian die Reaktion seiner Tante völlig egal, denn er lächelt mich glücklich an.

"Ich mag dein Geschenk Mia." versichert er mir. "Und ich würde mich freuen, wenn du es mir bei Gelegenheit mal vorspielen würdest."

"Gerne. Wann immer du willst." sage ich verlegen lächelnd.

Nach dem Ian sich bei allen für die Geschenke bedankt hat und seine Gäste nach und nach den Heimweg antreten, kehrt langsam wieder Ruhe ein.

Draußen ist es bereits dunkel, die Zwillinge im Bett und auch Lena hat sich verabschiedet, als Ian mich beiseite nimmt.

"Komm." sagt er und zieht mich an der Hand hinter sich her zum Flügel. "Ich möchte, das du mir das Lied noch hier vorspielst, bevor wir ins Internat zurück fahren." sagt er unsicher, dann schließt er die Tür hinter uns, so dass wir alleine sind.

"Bist du sicher?" frage ich. "Ich kann dir das Stück auch in der Schule vorspielen."

"Nein, ich bin mir nicht sicher, aber ich habe es schon einmal geschafft dir hier zuzuhören, da werde ich es auch noch einmal schaffen." sagt er ein kleines bisschen nervös.

Forschend sehe ich ihn an, doch dann nicke ich zögerlich.

"Also gut. Aber du weißt ja..." setzte ich an.

"Ja, ich weiß." versichert er mir, bevor ich zu Ende gesprochen habe. Oft genug habe ich ihn schon gebeten mich zu unterbrechen, wenn es ihm zu viel wird. Und so setze ich mich an den Flügel seiner Mutter und lege die Hände auf die Tasten.

Doch bevor ich zu spielen beginne, klopfe ich auf die Bank neben mich.

"Setzt du dich zu mich?" frage ich hoffnungsvoll. Ian streicht sich unsicher durch die Haare, doch dann kommt er zögerlich näher und setzt sich.

"Vorhin konnte ich es dir nicht sagen, aber... ich möchte, das du weißt, dass das Lied noch nicht fertig ist. Ich hab es irgendwie nicht mehr geschafft. Bis heute meine ich. Trotzdem wollte ich es dir schon geben." erkläre ich verlegen. "Ich habe es für dich Komponiert. Und ich hoffe, dass ich es bald beenden kann, aber zur Zeit, geht mir einfach zu viel durch den Kopf, als das ich mich darauf konzentrieren könnte."

"Du hast das Lied also wirklich selbst Komponiert?" fragt er ehrfürchtig.

"Ja." sage ich schlicht. "Für dich."

"Und was hat der Name zu bedeuten? Ist es alles was ich will? Oder was du willst? Oder bedeutet der Titel nichts? Ist es einfach nur ein Name?" will er neugierig wissen.

"Oh...ähm, also." erneut werde ich verlegen und muss kurz darüber nachdenken, was ich ihm sagen soll, denn aus der Sicht, habe ich es noch gar nicht betrachtet.

Ist es tatsächlich das was ich will? Oder könnte es auch das sein, was er will?

Vielleicht wollen wir ja auch das gleiche? Ganz unmöglich ist es nicht. Dass er mich will, das weiß ich. Das hat er mir gesagt. Und wenn ich ihn auch will? All I want...is You. Dann passt der Titel tatsächlich auf uns beide. So wie dieses Lied uns vereint. So wie ich immer, wenn ich an dem Lied geschrieben habe an uns beide gedacht habe. Von dem Moment an, wo ich es begonnen habe zu komponieren, bis heute. Vielleicht ist das ja ein Zeichen. Ein Zeichen dafür, dass ich mich eigentlich schon längst entschieden habe. Ein Zeichen dafür, dass ich eigentlich möchte, das er an meiner Seite ist.

Aber wenn das so ist, dann frage ich mich, warum ich überhaupt noch zögere und ihm nicht einfach sage, dass er alles ist was ich will, dass er alles ist, was ich brauche und das Mike für mich gar keine Rolle mehr spielt.

Ja, wenn... wenn diese verdammten Zweifel nicht wären, diese dämliche Unsicherheit, dann wäre alles viel einfacher, aber so...

"Ich weiß nicht. Irgendwie steckt alles was ich will in diesem Lied, aber es fehlt auch irgendwie noch etwas, so dass es doch nicht alles ist. Deshalb passt der Name schon irgendwie dann aber auch wieder nicht, und doch...es könnte auch sein, das es das ist was du willst. Zumindest teilweise. Deshalb weiß ich nicht, wie die "richtige" Antwort auf deine Frage lautet. Verstehst du was ich meine?" selbst verwirrt von meinen Worten schaue ich ihn verständnisheischend an.

Doch scheinbar weiß er was ich meine, denn er nickt verstehend, deshalb spreche ich weiter.

"Ich weiß nicht, ob das Lied wirklich das vermittelt, was ich ausdrücken wollte, aber irgendwie kam ich immer dann weiter, wenn ich an dich gedacht habe. Dabei war es auch egal, ob ich wütend auf dich war, oder ich mich dir besonders nahe gefühlt habe." An dieser Stelle muss ich an den Abend mit Emma denken, wo sie sich ihm aufgedrängt hat und wo ich diesen einen traurigen Teil hinzugefügt habe.

"Mia, ich bin sicher, dass es mir gefallen wird. Und wenn sich mir der Sinn nicht erschließen sollte, wenn es denn einen gibt, dann habe ich noch immer dich, um ihn mir zu erklären. Okay. Mach dir also nicht so viele Gedanken. Und spiel einfach. Und ob das Lied nun alles ist, was du willst oder ich, das macht keinen Unterschied, solange du glücklich bist." sagt er aufmunternd.

"Also gut." dankbar lächel ich ihn an und weil ich nicht weiß, was ich noch weiter sagen soll, beginne ich einfach zu spielen.

Ich lege meine Finger auf die Tasten und lasse los. Lasse alles aus mir heraus, jeden einzelnen Gedanken, den ich an ihn habe, an uns, an ihn und Emma, an ihn und seine Mutter und auch die Gedanken an Mike lasse ich los während ich Ians Lied spiele. Stecke jedes Gefühl, das ich für ihn habe, und das mich auch beim Komponieren begleitet hat in die Musik, lasse sie durch meinen Körper, von meinem Herzen durch die Finger in das Instrument fließen, von wo aus es sich im ganzen Raum verbreitet. Ich fühle die zweifelhaften Hoffnungen, die ich mir am Anfang gemacht habe, als wir uns langsam näher kamen und ich spüre auch die Zweifel und die Angst, die mich in dem Moment aus der Bahn warfen, als ich ihn und Emma sah, doch als er dann so hilflos und verzweifelt und dann so verwundert und erstaunt war, als ich ihm hier in diesem Raum meine Liebe gestanden habe, da beginnen mir die Tränen die Wangen herunter zu laufen, denn wenn ich so im Nachhinein darüber nachdenke, ist letzten Endes nicht er derjenige, der mich nach einem Jahr verlässt, sondern ich bin es, die ihn verlässt und das nach gerade mal drei Wochen. Wie konnte ich ihm nur so etwas antun? Ich bin viel schlimmer als er es jemals war.

Ich kann gar nicht verstehen, wie er es hier mit mir in diesem Raum aushält, wieso er mir überhaupt noch erlaubt, auf dem Klavier seiner Mutter zu spielen, von der er glaubt, dass sie ihn nicht geliebt hat und deshalb gestorben ist.

Tue ich ihm nicht gerade das gleiche an wie sie? Verlasse ich ihn nicht, ganz genauso wie sie? Er hat immer gesagt ich bin wie sie, nur mit dem einzigen unterschied, das ich nicht sterbe, sondern ihn einfach so verlasse, ohne tot zu sein. Nichtsdestotrotz verlasse ich ihn, wie also kann er es ertragen, das ich hier bin?

Aufschluchzend nehme ich die Hände von den Tasten. Vielleicht kann er es ertragen, aber ich kann es nicht!

"Tut mir leid." entschuldige ich mich und stehe auf. "Ich kann das nicht..."

Entschuldigend sehe ich ihn an. Auch in seinen Augen sehe ich tränen, doch ehe er etwas sagen kann eile ich aus dem Raum.

Ich laufe hoch in mein Zimmer, wo ich mich schluchzend im Bett verkrieche.

Ich bin so widerlich!

Wie kann ich ihm sagen, das ich ihn Liebe, wie seine Mutter ihn geliebt hat, wenn ich ihn dann verlasse, genauso, wie seine Mutter ihn verlassen hat. Ich wollte ihm doch immer nur helfen und ihm nicht noch mehr Schmerzen verursachen.

Hat er nicht schon genug durchgemacht? Er hat nicht verdient, das ich ihn den gleichen Schmerz noch einmal spüren lasse.

Er hat etwas besseres verdient als mich!

Vielleicht ist es ganz gut, dass wir in einer Woche Ferien haben, dann muss er mich nicht mehr ertragen, meine Launen, Stimmungsschwankungen und bescheuerten Gefühlsausbrüche.

Wenn er mich nicht mehr sehen muss, vielleicht fällt es ihm dann auch leichter mich zu vergessen und glücklich zu werden.

Vielleicht sollte ich ihm sogar sagen, dass er tun und lassen kann, was er will. Auch wenn er dann wieder bei Emma landet. Sie wenigstens liebt ihn und das nicht erst seit gestern.

Er hat es verdient geliebt zu werden. Bedingungslos ohne wenn und aber.

Ja, das sollte ich tun. Ihn freigeben, damit er glücklich werden kann, auch wenn ich dann unglücklich bin.

Erschöpft setzte ich mich auf und wische über mein tränenfeuchtes Gesicht.

Ich muss nur noch eine Woche überstehen, dann bin ich wieder da, wo ich hingehöre. Bei Mike. Bei meinem Freund, der mich so behandelt, wie ich es verdiene. Genauso schlecht, wie ich Ian behandelt habe. Dabei weiß ich noch nicht mal, warum Mike mir gesagt hat, das alles nur eine Lüge war. Warum er mich so schlecht behandelt hat. Aber in einer Woche werde ich es wissen. Noch eine Woche dauert es, bis er mir alles erklären kann. Ich muss nur noch fünf Tage überstehen, dann habe ich zwei Wochen Zeit alles zu klären und dann...

Dann bleibt mir nur eins zu tun!

Ian endlich loszulassen, damit er jemanden finden kann, der ihn Liebt!

Und der ihn nicht so verletzt wie ich!

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Für interessierte ;)
Dieses Kapitel hat über 6Tsd Wörter, was ungefähr doppelt so lang ist, wie die anderen. Kleine Entschädigung, weil es drei tage kein Update gab.
Viel Spaß beim Lesen


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