02.12.2020
Ein erschreckendes Rugeln holt mich aus dem tiefen Schlaf. Ich brauche einen Moment, um mich neu zusammeln und mich daran zu erinnern, wo ich bin. Ich schaue neben mir aus dem kleinen Fenster und erkenne, dass ich tatsächlich in New York bin. So lange habe ich davon geträumt und nun bin ich wirklich dort!
Die Wolkenkratzer lassen sich schon von hier aus sehen und auβer der Landebahn und den Flugzeugen sieht es dem Flughafen auf dem Land überhaupt nicht ähnlich.
Als die Türen geöffnet werden und die Menschenmasse daraufhin losstürmt und ich ihr unauffällig folge, werde ich fast von ihr mitgerissen. Und gerade als ich denke, dass es nicht schlimmer werden kann, sehe ich auch schon die eigentliche Masse im Hauptzenter des Flughafens. Tausende von Menschen, die so sehr mit Telefonieren, Reden oder in Eile verwickelt sind, dass sie mich alleine mitten im Raum zurück lassen. Ich kann den Menschen nicht folgen und irre von einer Richtung zur nächsten. Ich finde keinen Ausweg.
Irgendwann habe ich es dann doch geschafft, einen sicheren Platz auβerhalb der Masse zufinden. Ich schaue nicht zurück und spatziere eilig los. Meine Taschen versuche ich irgendwie zu transportieren und zur Straβe zubringen. Dazu muss ich über eine andere Straβe. Kaum habe ich die Straβenampel aus den Augen verloren, verliere ich mich in Menschen, die ohne Rücksicht über mich herfallen. Meine Taschen, die ich hinter mir herzog, fielen mir auf den Boden und beinah verliere ich sie.
Im letzten Moment, in dem ich nicht vollkommen ausraste, hielt mir jemand eine reichende Hand entgegen. Und in diesem Moment klart meine Sicht auf. Ich öffne langsam meine Augen und erblicke ein wunderschönes Gesicht mit dunkelbraunen Augen und schwarzem kurzen Haar. Seine Kleidung und Struktur passen wie Topf und Deckel zusammen; schlicht aber dennoch elegant.
"Sie sind vermutlich noch nicht sehr lange hier in New York", fängt der Fremde an mit mir zu sprechen. - "Ist das so offensichtlich?", ich ziehe mich an seiner Hand hoch und versuche auf meinen Hackenschuhen Halt zufinden. Ich lächle ihn mit meinem freundlichsten Lächeln, das ich bieten kann, an und bedankte mich herzlichst. Er erwderte darauf: "Kein Problem. New York ist nicht gerade bekannt für seine Stille und Entspanntheit." Ich fange an zu lachen und halte mir die Hand vor den Mund.
"Hey, wohin müssen Sie? Ich kann Sie ein Stück begleiten, wenn Sie wollen." - "Oh, das ist nett gemeint, aber das kann ich wirklich nicht annehmen, ich meine...Sie haben sicherlich was besseres vor, als eine verlorene Frau mitten in einer der gröβten Städte der USA zu begleiten." Er hebt einer meiner blauen Taschen hoch und sah mich mit stechendem Blick an: "Ehrlichgesagt nein. Ich bin aufgewacht und hab mir gedacht, ich gehe einfach mal auf die Straβe und schau, wer mir begegnet und wohin es mich verschlägt. Und Sie sind genauso ein Fall, den ich gesucht habe."- "Na schön, wenn es so ist...", zögere ich: "Dann begleiten Sie mich doch gerne. Ich muss in mein Hotel." - "Schön...brauchen Sie ein Taxi?" - "Ja, das wäre schön, aber ich bestelle lieber eins übers...", da läuft der mysteriöse Mann schon los mitten auf die Straβe, um eines der Autos zu stoppen: "Warten Sie! Sie sind doch vollkommen verrückt!", ich laufe ihm lachend hinterher und werde dabei selber von eines der Autos überfahren, das daraufhin empört hubt. - "Steigen Sie ein", sagt er und hält mir ohne eine Entschudigung die Taxitür offen. Ich steige zögernd ein mit meinen ganzen Taschen und warte, bis er ebenfalls einsteigt. - "Sie hätten überfahren werden können." - "Und bin ichs?" Ich lachte aufgebracht und fuhr mir durchs Haar. - "Nein, aber Sie hätten es." Ich schaue aus dem Fenster und beobachte die Menschen, die schnell mit Blick aufs Handy über den vollgeppackten Bürgersteig maschieren. - "Ich sag Ihnen was. Erstens; wenn Sie hier in New York überleben wollen, dann zögern Sie nicht, niemals. Und zweitens; was bringt es zu leben, wenn man nichts riskiert. Das ist praktisch so, als würden Sie gar nicht leben. Das gehört eben dazu." Lachend sehe ich erst ihn an und dann zum Fahrer im Fahrerspiegel, der sich lachend an das Lenkrad klammert. - "Das ist verrückt..." - "Was ist verrückt?" - "Ich bin gerade erst hier angekommen und schon versucht ein Wildfremder mich nach Hause zuschleppen." - "Willkommen in New York, Süβe", er lacht und legt seine Hände demonstrierend über das Rückenteil der Sitzbank. - "Es würd mir schon sehr viel weiterhelfen, wenn ich wüsste, wer Sie überhaupt sind." - "Jakob, Jakob Tailor", gab er auf meine Antwort wieder und grinste mich frech an. Ich gab darauf keine Antwort und blickte stumm aus dem Fenster.
Als das Taxi schlieβlich vor meinem Hotel anhält, bedanke ich mich herzlich bei dem Fahrer und hole meine Kopfer aus dem Kofferraum. Als Jakob auf einmal mit anpackt schau ich ihn fragend an. - "Sie glauben doch nicht wirklich, dass ich sie das hier alleine hoch tragen lasse." Ohne ein Wort melde ich mich am Empfang an und bekomme meine Zimmerschlüssel.
"Sieht gemühtlich aus", merkt er an, als wir ins Zimmer kommen. Es ist nicht besonders groβ, doch schlicht gehalten.
"Ok, na dann. Ich würd mich jetzt gerne etwas ausruhen. Also...", ich deutete mit den Augen auf die Tür. - "Oh, natürlich", meldet er sich und wollte gerad schon den flur entlang gehen, als er auch schon wieder zurück kam: "Wollen wir die Telefonnummern austauschen?" - "Was?" ich verschluckte mich fast: "Entschuldige, aber ich hab schon einen Freund." - "Nein, nein. Ich meinte so auf Freundschaftlicher Ebene." Ich ziehe mein Handy aus der Tasche und gebe es ihm. - "So...hier. Meine Nummer", berichtet er, als er mir das Handy wiedergibt. Ich nickte und verabschiede mich von ihm mit einem kleinen Dankeddafür, dass er mir geholfen hat.
Als Jakob dann endlich weg war, stürze ich mich erschöpft aufs Bett und zückte mein Handy. Jakob hat sich doch tatsächlich mit "Nur ein Freund" eingespeichert. Ich muss grinsen. In diesem Moment klingelt mein Handy. Es ist die Modelagentur. Sie berichtet, dass sie es bedaueren, aber ich erst morgen kommen kann. Ich versichere, dass das kein Problem sei und lege anschlieβen auf.
Ein ganzer Tag liegt vor mir und weil ich so erschöpft bin von dem Tag entscheide ich mich dafür ihn in der Wohnung vor dem Fernseher zu verbringen.
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