22. Dezember
»Momente«
Jimin brauchte keinen eigenen Weihnachtsmarkt organisieren.
Ein paar Tage, nachdem ihr Boss den Moderatoren seine Hilfe angeboten hatte, saßen sie gemeinsam in Jimins Wohnung, als es an seiner Tür klopfte. Taehyung war schneller aufgestanden, als Jimin blinzeln konnte. Er öffnete und laute Stimmen und Lachen begrüßten ihn.
Jimin und Taehyung hatten ihren neuen Freunden noch am selben Abend, als sie wieder zu Hause ankamen, über das U-Web ihre Wohnungsdaten zukommen lassen. Heute hatten sie es also endlich geschafft, vorbeizukommen. Und das gleich alle gemeinsam.
"Jiminie, Tae! Es ist erst ein paar Tage her, aber ich habe euch schon vermisst! Glaubt es oder glaubt es nicht", rief Hoseok und umarmte die beiden, gleichzeitig. Jeongguk schüttelte schmunzelnd seine dunkle Mähne.
"Setzt euch doch mit auf die Couch. Ich habe noch Plätzchen übrig."
Jin begutachtete die Kekse vor ihm stirnrunzelnd. "Wo hast die denn her? Sieht aus, als hätte ein Dreijähriges die verziert."
"Hey!" Schmollend verschränkte Jimin seine Arme. Tae lachte laut auf. "Die hat er selbst gebacken."
"Oh! Das tut mir leid! Entschuldige bitte."
Jimin schüttelte den Kopf und nahm sich trotzig eines seiner selbstgebackenen und mit viel Liebe verzierten Plätzchen. sie schmeckten sehr gut. Er fand, dass man nichts daran auszusetzen hatte.
"Jeongguk und ich haben heute Nachmittag einen Auftritt auf einem Weihnachtsmarkt", unterbrach Hoseok den Blonden in seiner Grübelei. Und das erfolgreich, denn augenblicklich richtete er sich mit großen Augen wieder auf. "Etwa hier bei uns? In der Metropole?"
Hoseok nickte begeistert. "Ihr habt mit eurem Weihnachtsbaum auf dem Dach scheinbar ein Zeichen gesetzt, oder so. Die Leute bemühen sich nach Kräften, die alten Traditionen wieder aufleben zu lassen."
"Dann lasst uns da alle gemeinsam hingehen!" Euphorisch sprang Taehyung auf und eilte auf seine Jacke zu, die neben der Tür hing. "Es ist doch schon Nachmittag."
"Es ist gerade halb vier und wir treten um fünf auf", widerlegte Jeongguk sein Vorhaben.
"Wir können trotzdem schon los. Wenn wir laufen, sind wir sowieso erst halb fünf dort." Hoseok stupste seinen Bruder in die Seite, damit dieser ebenfalls aufstand.
"Ich dachte, wenn der Strom wieder geht, müsste ich keinen unnötigen Schritt mehr tun", beschwerte sich Jimin, folgte aber dennoch den vier anderen. Ihm blieb ja nichts anderes übrig.
Als er auf den Korridor trat und zum Fahrstuhl gehen wollte, wo die anderen schon auf ihn warteten, öffnete sich vor ihm plötzlich eine andere Wohnungstür. Yoongi und Namjoon traten kichernd, gefolgt vom Duft der Räucherkerzen, aus ihrer eigenen Wohnung und blieben abrupt stehen, als sie die ungewöhnlich vielen Menschen auf ihrem Flur bemerkten.
Irritiert sahen sie von Jimin zu Taehyung zu den ihnen unbekannten Personen. "Ähm", begann Namjoon, stoppte dann aber ohne etwas relevantes gesagt zu haben.
"Wir gehen auf einen Weihnachtsmarkt hier in der Nähe. Wollt ihr mitkommen?", half Jimin seinen Nachbarn aus der Starre. Erst blinzelten sie verwirrt, doch dann strahlten sie über das ganze Gesicht.
"Seit wann gibt es hier Weihnachtsmärkte?", fragte Namjoon begeistert.
"Seit Jimin und Taehyung den Baum auf dem Dach gegenüber geschmückt haben und das so viele nachgemacht haben, dass es sogar in den Nachrichten gezeigt wurde", erklärte Jin. "Schaut ihr nicht fern?"
"Unser Fernseher empfängt nur eine Zoosendung, historische Dokus und deren komische Talkshow", erwiderte Yoongi gelangweilt mit Blick auf die Moderatoren.
Deren vier neue Freunde blinzelten ungläubig. "Wir kommen aber trotzdem gerne mit auf den Weihnachtsmarkt, wenn ihr nichts dagegen habt", verwies Namjoon zurück auf das Ursprungsthema.
Gesagt, getan. Die Sonne ging tatsächlich schon unter, als sie zu siebt auf dem verschneiten Markt ankamen. Es waren lange nicht so viele Menschen wie auf den Märkten außerhalb und im Randgebiet der Metropole, aber es war dennoch erstaunlich, dass hier überhaupt so etwas stattfand.
Die Buden aus Glas waren beheizt, es gab keinen Weihnachtsbaum und keine Kerzen. Man konnte lediglich alkoholfreie Getränke kaufen und auch ein Lagerfeuer war verboten. Immerhin gab es eine winzige Bühne, auf der auch ab und an tatsächlich jemand auftrat. Die Menschen gingen freundlich miteinander um, wenn auch noch zögerlich.
Jimin und Taehyung sahen sich stolz auf dem kleinen Platz um. Vielleicht konnten sie doch etwas erreichen, wenn sie es richtig anstellten. Sie hatten nie so viele Menschen auf einmal in der Metropole gesehen. Wenn sie sich tatsächlich trauten rauszukommen und mit anderen zu sprechen, dann waren sie auf dem richtigen Weg. Dann war es nicht ganz umsonst, dass sie bei ihrer Show alles auf eine Karte setzten.
Pünktlich um fünf Uhr stiegen die beiden Brüder auf die Bühne. Ihre Freunde stellten sich eifrig davor, um auch nichts zu verpassen. Und dann begannen sie zu singen. Ein Weihnachtslied folgte dem anderen. Es waren bekannte und uralte. Und alle waren sie wunderschön und brachten die perfekte Stimmung mit sich.
Jimin angelte in seiner Jackentasche nach seinem holografischen U-Phone. Er wollte diesen Moment festhalten. Er wollte ihn nie wieder vergessen, denn er war etwas ganz besonderes. Schon hielt er das zierliche, durchsichtige Gerät in den Händen und ließ Trixie™ die hochauflösende Kamera aktivieren. Mit einem Strahlen im Gesicht, begann er den Auftritt der Brüder zu filmen, als sein Blick auf Namjoon und Yoongi zu seiner Rechten fiel.
Die beiden Freunde hielten einander in den Armen, die dampfenden Tassen in den behandschuhten Händen und sangen mit einem Lächeln auf den Lippen jedes einzelne Lied mit. Sie wirkten zufrieden und entspannt. Als könnte sie nichts aus der Ruhe bringen. Als liebten sie ihr Leben, genauso wie es war.
Und da wurde Jimin erneut etwas klar. Die beiden Männer neben ihm waren glücklich. Und sie hielten diese Momente nicht fest, denn sie konnten sich auch so daran erinnern. Sie hatten Unmengen von diesen Momenten, die sie noch in Zukunft erleben konnten. Sie genossen, was sie gerade hatten.
Sie lebten im Hier und Jetzt. Sie ließen die Vergangenheit ruhen.
°°°
-Joiy
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