Chapter Three ~Mister Arrogant~
Kaum saßen wir im Auto begann unser bis eben unterbrochenes Wortgefecht wieder, doch im Laufe der vergangen Stunden wurde ich immer schlagfertiger, sodass Cameron auf eine dumme Aussage immer eine Rückmeldung von mir bekam. Als wir in den Abendverkehr kamen und somit inmitten einer Schlange aus Autos standen, las ich mir im schwachen Schein der Ampeln und untergehenden Sonne die Formulare die Cory mir gegeben hatte. Wobei ich mich eher auf die bevorstehenden Events beschränkte. "Calvin Klein lädt nächste Woche zum Abendessen des gesamten Teams ein.", las ich unabsichtlich laut vor und erhielt die vollkommen Aufmerksamkeit von Cameron. Er nickte lediglich und blickte wieder nach vorne auf die Straße. Auf dem Blatt Papier war noch eine Anmerkung in Cory's unordentlicher Schrift hingeschmiert, aber trotz ihrer Krakelei konnte ich es gut lesen und hätte am liebsten laut losgelacht.
'Ich würde mich freuen wenn du und Cameron dort zusammen auftaucht!'
So viel Zeit blieb ihr also während der Arbeit, um so einen unrealistischen Satz zustanden zubringen. Ich musterte Cameron von der Seite an. Vermutlich hatte Cory ihm noch nichts von ihrer Schnapsidee erzählt, dafür waren seine Gesichtszüge noch zu gelassen und seine Kommentare mir gegenüber zu harmlos. Deshalb beschloss ich ihn in Ungewissheit schmoren zu lassen, vielleicht könnte ich meine Tante überreden dort alleine hinzugehen, Cameron würde bestimmt eine seiner Schnepfen mitbringen. Denn obwohl wir uns noch nicht allzu lange kannten, ich schätzte ihn in die Abteilung Jungs, welche Frauen als nur Spielzeug sahen und mit jeder schliefen die bei drei nicht auf dem Baum war. Obwohl er jetzt, auch wenn er nur Auto fuhr, relativ freundlich und sympathisch wirkte.
"Nicht so starren, sonst liegst du gleich in einem See aus Speichel." Okay, ich nahm meinen letzten Gedanken getrost zurück. Angewidert verzog ich das Gesicht und packte anschließend die Papiere wieder zusammen. "Süß das du dich sorgst.", sagte ich sarkastisch und tippte auf dem festen Material der Mappe herum. Cameron blieb stumm, was mich triumphierend Lächeln ließ. "Das will ich nur ungern riskieren. Deine Tante würde mich umbringen." Ich fragte mich wirklich ob er nicht einfach mal seine Gegenargumente fallen lassen könnte, schließlich ging mir auch irgendwann der Vorrat an dummen Sprüchen aus.
Cameron fuhr auf die kleine Parkplatzanlage, die zum Wohnhaus gehörte.
"Als würde es wen stören wenn du nicht mehr unter den Liebenden weilen würdest." So leicht ließ ich mir mein zuckersüßes Lächeln nicht aus dem Gesicht jagen. Cameron sah für einen kurzen Moment verwirrt aus, bis er dann begriff worauf ich anspielte. "Du wirst dich wundern, aber selbst ich besitze ein Herz." Wir kamen vor der Haustür des Gebäudes an, welche jedoch von einer hochgewachsenen Frau versperrt wurde, deren Gesicht aussah als wäre sie in einen Farbtopf gefallen. "Hi, Cam, Baby." Der braunhaarige junge Mann wirkte keinerlei verwirrt oder überrascht, viel mehr schien es für ihn eine Art Gewohnheit zu sein jeden Abend so begrüßt zu werden. Cameron gab ihr wortlos einen Kuss, zum Glück behielt er seine Zunge bei sich, dass Gesabber hätte ich nur ungern mit angesehen.
"Baby, wer ist dieses Mädchen?" Ihre Stimme glich einem einzig schrillen Ton und war höher als der Saum ihres Rockes, den sie zu einem fast bauchfreien Shirt trug. "Eine Nachbarin."
"Und wieso ist sie bei dir mitgefahren?" Cameron schien kurz genervt, bevor er sich zu seiner Freundin oder was auch immer umdrehte und sie besänftigt anschaute. "Sie hat kein Auto und ich wollte sie nicht alleine auf den dunklen Straßen herum irren lassen." Ich lachte sarkastisch, aber das Püppchen schien es diesem miesen Lügner auch noch tadellos abzukaufen. "Du bist so ein Held." Himmel, er hatte mich nur mit nach Hause genommen weil er zufällig über mir wohnte! Wo ist da bitte eine Heldentat zusehen?
Cameron klatschte seinem weiblichen Besuch auf den Hintern und sagte zu ihr das sie schon mal hochgehen sollte, das Augenzwinkern darf man natürlich nicht vergessen. Und mit so einem sollte ich, mehr oder weniger, ausgehen?!
"Kein Danke?" Cameron's Stimme holte mich zurück aus meinen Gedanken. "Danke." Meine Stimme war so kühl wie ich es geplant hatte, selbst mein Gegenüber schien für einen Moment überrascht. "Soll ich dich morgen wieder mitnehmen?" Vor Überraschung wäre ich beinahe auf der Treppe stehen geblieben, doch konnte mich zum weitergehen raffen. Statt etwas zu sagen nickte ich bloß und lächelte. Wir kamen an meiner Etage an und ich wollte grade zur Wohnungstür gehen, als sich eine Hand um mein Handgelenk schloss und mich somit zum bleiben zwangen. Verwundert schaute ich von Cameron's Hand hoch, in seine braunen Augen.
"Ich klingle morgen um halb neun." wieder nickte ich bloß und wartete darauf das er mich los ließ, was er dann auch tat nachdem seine Augen sich von meinem Gesicht abgewandt hatten. Ich ging zu meiner Tür und steckte den Ersatzschlüssel ins Schloss.
"Ach, und Haylee?" Ich lag für wenige Sekunden in dem Glauben das er noch etwas freundliches sagen würde, die Sekunden in denen ich vergaß das mir ja Mister Arrogant vor mir stand.
"Ich hoffe du kannst nachher schlafen. Beverly schreit gerne wenn sie kommt." Er grinste dreckig und betrat den Treppenabsatz zum nächsten Stockwerk. Mein Gesicht verzog sich zu einer angeekelten Grimasse und ich war sogar kurz davor, Würgegeräusche von mir zu geben.
Ich schmiss die Tür hinter mir ins Schloss und betätigte den Lichtschalter neben dem Eingang. Sofort wurde der Raum von der großen Lampe, die über dem Esstisch hing, in warmes Licht getränkt. Den Ordner legte ich auf den feingeschliffenen Holztisch und ging zum Kühlschrank. Auch wenn er gut gefüllt war entschied ich mich lediglich für einen Joghurt. Während ich die dicke Flüssigkeit löffelte schaltete ich den Fernseher an und ließ mich auf das dunkle weiche und große Sofa nieder. Doch schon nach drei Minuten war ich kurz davor durchzudrehen weil Harry Potter, der vierte Teil im Free-TV, andauernd von den klackenden Schuhabsätzen über mir unterbrochen wurde. Und dadurch das die Decken relativ hoch waren hatte ich das Gefühl das nervtötende Geräusch würde von allen Wänden wieder hallen. Von oben war plötzlich ein lautes poltern zu hören, gefolgt von dem affektiven Lachen der Brünette aka Cameron's Freundin.
Als das Klackern verschwand wollte ich erleichtert seufzen, hielt aber inne da es sich so anhörte als würde man mehrere Gegenstände auf den Boden pfeffern.
"Ernsthaft?" Ich stand auf und fischte mein Handy vom Tisch. Corry konnte nicht wirklich von mir verlangen mit Cameron auf dieses Abendessen zu gehen. Calvin Klein hin oder her!
Um während meines Telefonates nicht gestört zu werden öffnete ich die Tür zum Balkon und kühle Luft, für kalifornische Verhältnisse, schlug mir in mein erhitztes Gesicht.
Ich lehnte mich gegen das Metallgeländer, welches mir bis knapp über den Bauch ging, und wählte die Nummer meiner Tante, welche zum Glück auch sofort abnahm. Bevor sie überhaupt etwas sagen konnte schnitt ich ihr das Wort ab und fing an drauflos zu reden: "Ich liebe dich über alles, aber DAS kannst du mir einfach nicht antun! Dieser Kerl ist ein Player hoch zehn und mehr als dumme Sprüche wechselt er auch nicht mit mir. Außerdem gehört er zu der Sorte Jungs die vermutlich eine Strichliste führen damit er nicht vergisst wie viele arme Mädchen er schon entjungfert hat." Cory schien schnell zu begreifen auf wen ich anspielte, ignorierte aber meine Hinweise auf sein Liebesleben."Bitte, Haylee. Tu es für mich. Nur dieser eine Abend."
"Gibt es einen Grund für dein Anliegen?" Am Ende der Leitung war bloß ein müdes Seufzen zuhören. "Ich bin nicht nur Cameron's Fotografin sondern auch seine Agentin. Er hat vor einigen Wochen... nun ja, Mist gebaut und um sein Erscheinungsbild wieder ins Gleichgewicht zubringen bräuchte ich dich als sein Date. Du bist hübsch, verantwortungsvoll und freundlich." Ihre Stimme hatte den Plauderton verloren und schlug nun in Richtung Flehen ein. Ob ich wollte oder nicht, ich versprach ihr mit Cameron dorthin zugehen aber auch bloß weil sie mich so fürsorglich und liebevoll aufgenommen hat und did einzige war die sich um mich wirklich sorgte. Hinzu kam noch die Wohnung und die Sache mit dem Job. Mit meiner Entscheidung fühlte ich mich nun auch nicht mehr ganz so erniedrigend weil ich damit Cory anscheinend wirklich geholfen hatte. Aber ich war leider nicht mehr dazu gekommen, sie nach Cameron's Vergehen zu fragen, was mich eigentlich brennenden interessierte.
Ich blieb noch einige Minuten auf dem Balkon stehen und blickte nach oben. Mein Balkon war ziemlich lang und unterstand somit um gut zwei Meter Cameron's Terrasse. Aber da er das Penthouse besaß, umrundete sie wahrscheinlich seine gesamte Wohnung. Plötzlich wurde über mir die Tür geöffnet und mein neuer bester Freund stellte sich, oberkörperfrei, an das Geländer und schloss die Augen. Seine Haare waren etwas zerwühlt, weshalb wohl (?), und er trug bloß eine Jeans. Selbst von hier konnte man deutlich im Laternenlicht seinen muskulösen Oberkörper erkennen und die Bizeps.
"Hey, Haylee." Ich schreckte auf und blickte schnell woanders hin und murmelte eine undeutliche Begrüßung, die Cameron mit einem leisen Lachen hinnahm.
"Waren wir sehr laut?" Nein, überhaupt nicht. Als ich ihm keine Antwort gab grinste er und drehte sich um, da eine weitere den oberen Balkon betrat. Beverly stellte sich hinter Cameron und fummelte an seinem Nacken herum, bis sie begriff das Cameron's Blick immer noch nach unten gesenkt war und auf mir lag. Ruckartig trat sie einen Schritt nach hinten und verschränkte wie ein bockiges Kind ihre Arm vor der Brust. Auch wenn ihr Gesicht nur schwach von der Laterne beleuchtet wurde war pure Eifersucht in ihren Augen zu erkennen. "Cam? Wieso redest du mit der da?" Sie deutete mit ausgestreckten Zeigefinger auf mich herunter. Konnte es noch besser kommen? Bestimmt stapfte sie gleich auch noch mit dem Fuß auf den Terrassenboden. Als Cameron nicht antwortete schrie Madame kurz auf und flüchtete sich dann wieder in die Wohnung. "Ich sollte mal gehen." Mit einem amüsierten Grinsen im Gesicht schloss ich die Balkontür hinter mir und ging mit einem hysterischen Lachanfall ins Badezimmer um mich bettfertig zu machen.
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Als ich am nächsten Morgen meine Sachen für den ersten Arbeitstag, ich hatte inzwischen alle Formulare ausgefüllt, fertig machte, bemerkte ich das auf dem Wohnzimmertisch ein Packet in Größe eines Atlasses lag, mit einem Zettel auf dem dunkelblauen Geschenkpapier. Es war eine Nachricht von Cory, sie hatte sich hier ernsthaft in der Nacht oder am Morgen reingeschlichen um mir einen Laptop zubringen, in der stand das es eine Art Entschädigung für die kommende nächste Woche und sie wolle auf der Arbeit nichts von Verhetschälung oder ähnlichem hören. Ich hatte mir aber trotzdem vorgenommen ihr das Geld wiederzugeben, da ich trotz Assistentin keinen schlechten Job hatte.
Draußen schien die Morgensonne und die Temperaturen lagen relativ hoch, weshalb ich auch keine festen Schuhe anzog, sondern nur dünne Stoffschuhe aus türkiser Spitze [Outfit an der Seite]. Grade als ich nach meiner Tasche griff klingelte es und ich öffnete voller Enthusiasmus, auch wenn ich wusste das es sich um Cameron handeln musste, die Tür und fischte nebenbei meinen Schlüssel von der kleinen Kommode.
"Morgen."
"Warum hat das Prinzessichen denn so gute Laune?", fragte er während wir die Treppe hinab stiegen. Ich zuckte bloß mit den Schultern und musterte Cameron von hinten, da er auf dem Weg zum Auto vor mir ging. Grauer Pullover, dunkle Hose, schwarze Sneakers, perfekte Frisur. Wäre da nicht diese Spur von Arroganz und Selbstverliebtheit vorhanden wäre er wirklich ein Mann der Zukunft.
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