Chapter Fifteen ~Just a Show~
Das warme Wasser rann an meinem Körper herunter, bedacht berührten meine Fingerspitzen meine Lippen. Er hatte mich wirklich geküsst. Es war jetzt nicht so, dass mich das aus der Fassung oder ähnliches brachte, aber er hatte mich damit ziemlich überrascht, weswegen ich immer noch daran denken musste.
Als ich aus der Dusche stieg, übertönte das Klingeln meines Handys die Musik und ich versuchte es mit glitschigen Händen zu entsperren. An der anderen Leitung hörte ich Jenny im Hintergrund schreien, dann begrüßte sie mich überschwänglich.
"Wo bist du, Haylee?", fragte sie, und gab sich Mühe geduldig zu wirken. Mit einem prüfenden Blick sah ich an mir herunter. "Ich...uhm...bin auf dem Weg ins Studio."
"Wieso? Brauchst du noch was von hier?" Ich hatte total vergessen, dass wir uns direkt dort treffen wollten. Dort war die Halle, wo die Modenschau stattfinden sollte.
"Nein. Ich hab mich nur vertan." Sie gab ein langgezogenes Okay zurück und fragte dann, ob ich Kaffee mitbringen könnte, weil sie es wohl nicht mehr schaffen wird.
"Klar, mach ich. Bis gleich."
Nachdem ich aufgelegt hatte, machte ich mich hastig im Bad zu Ende fertig und zog mir dann eine Jeans und ein lockeres Shirt an. Meinen Hosenanzug und High Heels nahm ich so mit, Jenny würde mich vor Ort schminken.
Während ich auf das Taxi wartete, föhnte ich kurz meine Haare und steckte sie dann notdürftig hoch.
"Wo hast du denn gesteckt?"
"Im Verkehr.", brachte ich außer Atem nur heraus und hielt ihr den Kaffeebecher hin. "Danke." Sie nahm ihn mir mit gerunzelter Stirn ab und zeigte mir danach, wo ich meine Sachen ablegen konnte. "Ich kann dich in einer guten Stunde schminken, wenn du willst." Ich nickte begeistert und machte mich dann auf die Suche nach Cory.
Ich fand sie top gestylt hinter dem Laufsteg, mit einem Klemmbrett in der einen und Kugelschreiber in der anderen Hand. "Ich dachte schon du kommst nicht mehr." Sie umarmte mich kurz und hielt mir dann das Brett und den Stift hin. Was hatten denn heute alle? Ich war bloß eine Halbestunde zu spät.
"Aber weil du ja jetzt da bist, kannst du durchgehen ob alles da ist. Und in zwei Stunden das gleiche mit den Models."
So verbrachte ich die erste Dreiviertelstunde bei der ersten Show, bei der ich assistieren durfte. Hin und wieder wurde sich auch beschwert, dass das Licht nicht so war wie es sein sollte. Dies wiederrum musste ich dann den Technikern sagen, die so gut wie jede Lampe nochmal verschoben und neu einstellten mussten.
"Haylee, wenn du willst kann ich loslegen." Damit wurde ich auf einen der Stühle vor der riesigen Spiegelwand gedrückt und Jenny machte sich über mein Gesicht und die Haare her.
"Cameron will es nachher sagen.", kam es ungewollt aus mir heraus. "Und was genau?"
"Unsere Beziehung." Seufzend blickte ich sie durch den Spiegel an und musste überrascht feststellen, dass es sie zum Lachen brachte. "Also unbedingt witzig finde ich das jetzt nicht." Sie zuckte mit den Schultern und fischte den Eyeliner vom Tisch.
"Er wollte dich als seine nicht echte Freundin, wegen seiner Schwester. Und jetzt stellt er dich offiziell dem ganzen Management als seine feste Freundin vor." Sie hob fordernd die Augenbrauen. "Wenn du mich fragst, ist das schon amüsant."
Während ich über ihre Worte nachdachte, zog sie jeweils den perfekten Eyeliner Strich.
"Und was schließt du daraus?" Selbst wollte ich mir nicht ausmalen, was dahinter steckte, nicht das ich noch auf falsche Gedanken kam. Andernfalls hätte dann Jenn miserabel interpretiert und ich könnte wenigsten ihr die Schuld hinterher geben.
"Willst du es wirklich hören?" Sie sprühte mit Haarspray durch die Gegend und warf mir dann einen zufriedenen Blick zu. "Wahrscheinlich lieber nicht.", murmelte ich und erhob mich.
"Er steht auf dich.", sagte sie schulterzuckend, glatt so als hätte sie gerade festgestellt, dass Fische schwammen und nicht liefen. Da ich mir nichts anmerken lassen wollte und auch keine große Sache draus machen wollte, hob ich bloß überrascht die Augenbrauen und ging an ihr vorbei.
"Ganz bestimmt tut er das." Und alle Märchenprinzessinen waren hässlich.
Zu meinem eigenen Bedauern nahmen mich ihre Worte mehr mit, als erwartet. Je später es wurde, desto mehr Konzentration ging verloren, bis Cory mich irgendwann mit einem Kaffee an die frische Luft schickte. So stand ich schließlich alleine mit einem Pappbecher in der Hand in einer kleinen Gasse und beobachtete den drei Meter erkennbaren Streifen von Verkehr.
"Haylee, kommst du wieder rein und hilfst mir bei den Models?" Maria, eine der Assistenten der Modemacher, hielt mir lächelnd die Tür auf und reichte mir ein schwarzes Klemmbrett.
Ein letztes Mal atmete ich Abendluft von Los Angeles ein, dann schloss ich die Tür hinter mir und fand mich urplötzlich in einer anderen Welt wieder. Der Trubel war kaum zu überblicken, viele hatten schon ihre Plätze eingenommen und Musik lief. Ich folgte Maria mit schnellen Schritten und wurde dabei immer mehr ein Teil des Geschehens, als wäre diese Modenschau eine Party für sich und auf anderem Niveau.
"Du übernimmst Model vier und fünf. Noch 20 Minuten.", rief sie mir hinterher. Nach einer schnellen Begrüßung fischte ich das aufwendige Outfit von Camille, Model vier, vom Bügel und half ihr beim Anziehen, was sich um einiges in die Länge zog. Aber das lag nicht daran das einer von uns zu inkompetent war oder sie zu dick, das keineswegs, aber das Kleidungsstück besaß mindestens fünf Reißverschlüsse und ich musste es notdürftig mit einer Sicherheitsnadel an ihrem BH befestigen. Zum Glück hatte das andere Mädchen ein Reißverschlussloses Kleid und brauchte dementsprechend auch nicht so viel Zuwendung.
"Alle in der Reihenfolge ihrer Nummern aufstellen." Die Mädchen bedankten sich bei mir und gingen auf ihre Position. So selbstsicher wie die auf ihren High Heels laufen konnten, würde ich noch nicht mal in Schuhen mit Blockabsatz schaffen.
"Haylee!" Cory fiel mir kurz um den Hals und strahlte mich vollkommen erschöpft aber dennoch glücklich an. "Du warst eine super Hilfe, danke dir." Ich wollte gerade etwas erwidern, als Cameron um die Ecke kam und sich mit einem siegessicheren Lächeln zu uns stellte.
"Cameron, was machst du denn hier?" Cory bekam große Augen als sie zu mir blickte, doch anstatt auf eine Antwort zu warten, entschuldigte sie sich, die Show war ja noch nicht zu Ende.
"Da hast du deine Chance wohl verpasst.", säuselt ich beim Vorbeigehen in sein Ohr und lachte in mich hinein. Doch wie üblich hatte ich mich zu früh gefreut, denn er folgte mir bis in die Garderobe wo ich meine Sachen hatte.
"Vorne sind ein Dutzend Fotografen. Und falls du es noch nicht wusstest, ich bin kein Niemand in diesem Business."
"Und was willst du mir damit jetzt sagen?", fragte ich und drehte mich zu ihm um.
"Dass Charly nicht die einzige ist, die heute erfahren wird das wir ein Paar sind." - Und Jenn.
Er nahm mir behutsam die Sachen aus der Hand und hielt mir, da hatte sich wohl der Gentleman verirrt, den Arm hin. Widerwillig hakte ich mich bei ihm unter und gemeinsam gingen wir in den vorderen Saal, wo die Show im vollen Gange war.
Irgendwann griff Cameron nach meiner Hand, als wäre das etwas Selbstverständliches und zog mich durch die vielen Menschen hinter sich her. Was tat ich hier bloß? Wie konnte es bloß so weit gekommen sein, dass er die Kontrolle übernahm und mich vor allen Leuten bloßstellen wollte?
Draußen schlug uns die kühle Nachtluft entgegen und sofort erschlug mich das erste beißende Licht.
Cameron ging mit mir ein Stück, ließ die Fotografen hinter sich, doch mit dem Gewissen dass sie uns im Auge hatten.
Das Klopfen meines Herzschlages war sogar noch in meinem Kopf zu verspüren, weshalb ich mir gut zu reden musste, nicht gleich meine Handtasche über sein hübsches Köpfchen zu ziehen.
Er stand mit einem anzüglichen Lächeln vor mir und blickte absichtlich auffällig auf meinen Mund.
Nicht ausrasten, Haylee. Alles wird gut. Tu so, als würdest du es genießen, ansonsten blamierst du dich für zwei.
Ich ließ meine Sachen zwischen meine Füße fallen und rollte provokativ mit den Augen. Mein Plan war es, nicht ganz das Ruder aus der Hand zu geben. Deswegen griff ich sachte zu seinem Hinterkopf und zog ihn zu mir runter, bis ich seine weichen Lippen auf meinen spürte und sofort diese inszenierte Szene vergaß. Von weit weg war das aufgeregte Klicken der Kameras zu hören, aber irgendwie verlor ich mich viel zu sehr in diesem Kuss. So sehr, dass ich beinahe zugelassen hätte, dass er seine Zunge in meinen Mund schob. Was mich irgendwie beunruhigte, war die Versuchung meinerseits.
~*~*
Nach langem endlich mal wieder ein Kapitel :)
Ich hoffe euch gefällt die Geschichte, auch wenn ich nicht regelmäßig hochlade.
Vielen Dank für eure Unterstützung, dass schätze ich wirklich sehr.
xx sunshinesupergirl
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