Kapitel 28
In letzter Zeit fanden immer mehr Attentate auf Befähigte statt.
Ich tat recht daran, dass die Ruhe ein Ende hatte.
Eine neue Gefahr lauert in der Dunkelheit, bereit uns alle fertig zu machen.
Fukuzawa war verletzt und durch eine Fähigkeit namens Kannibalismus nicht mehr fähig, sich zu rühren.
Er war krank und selbst Yosano konnte ihm nicht helfen. Er war mit dem Boss der Mafia verbunden, Ougai Mori.
Wenn einer von ihnen sterben würde, wäre der andere von dem Virus befreit.
Die Sonderabteilung würde nun sicher Probleme bekommen und wir würden sicher noch in Konflikte mit der Hafen-Mafia verwickelt werden.
Sie würde es sich auf keinen Fall gefallen lassen, dass Attentate verübt würden, die nicht von ihnen selbst stammten.
Wie würde sie überhaupt da stehen, wenn Mitglieder aus den eigenen Reihen ihr Leben lassen würden?
Ranpo ging es sehr schlecht, bezüglich Fukuzawas Zustand. Ich wusste, dass er für ihn noch wichtiger war, als bloß ein Mentor. Vielleicht war er für ihn auch schon mit einem Vater gleichzusetzen. Während er an seinem Bett saß, stand ich bei Dazai Wache. Mir war aufgefallen, dass er häufiger im Alleingang unterwegs war und ich musste überprüfen, was es damit auf sich hatte.
Dazai schien alles vorher segen zu können. Wie machte er das bloß?
Grübelnd stand ich vor seiner Tür, während er noch im OP um sein Leben kämpfte.
Dazai war lebensstarker als wir alle.
Plötzlich Stand die Mafia vor der Tür und hatte das ganze Gebäude umzingelt.
Es war nur eine Frage der Zeit.
Wir mussten uns zusammen reißen.
Der Chef wollte doch so gern den Frieden wahren. Wir mussten einem Kampf aus dem Weg gehen. Ich gesellte mich zu den anderen, die sich alle auf Kunikida verließen. Er war nunmal unser Stratege.
"Ruhig bleiben, Kunikida! Du bist der Stellvertreter des Chefs! Der Chef hat gesagt, dass wir uns zusammen reißen sollen."
Ranpo war in den Raum gestürzt und obwohl er so niedergeschlagen war, war er es, der Kunikida wieder Mut gab.
Wir alle fuhren eben erst dann zur Höchstform auf, wenn es uns am meisten verletzte und dieses Mal war es Ranpo.
"Der Chef ist wieder bei Bewusstsein?", fragte Yosano ungläubig und doch voller Hoffnung. "Nein...", setzte Ranpo mit zitternder Stimme an.
"Trotzdem habe ich es gehört."
Kunikida seufzte bedrückt.
"Ich erwarte deine Befehle Stellvertreter!", sagte Ranpo entschlossen und richtete den Finger auf Kunikida.
"Ich werde alle Informationen, die Ich kriege, sofort verarbeiten!"
Der Rest lag an uns, mit Ranpos Wissen weiter zu arbeiten.
"Tanizaki, mit deiner Fähigkeit wirst du uns Zeit verschaffen."
Tanizaki verstand Kunikidas Befehl sofort und nickte einverstanden.
"Ehrlich gesagt, würde ich das gerne übernehmen. Ich kann keinen Raum erzeugen, aber echte Personen. Dadurch habt ihr etwas mehr Zeit."
Verunsichert sah er mich an.
"Bist du dir sicher? Du kannst dich nicht für andere unsichtbar machen."
In Tanizakis Augen lag Sorge.
"Es wird Zeit für mich, auch etwas beizusteuern. Ich brauche mich nicht unsichtbar zu machen, wenn ich einen Kunikida habe."
Besagter warf mir einen skeptischen Blick zu.
"Doyle, du hast keine Kampferfahrung! Tanizaki kann sich immerhin unsichtbar machen. Was wenn du nicht zurück kommst?"
Ernst hielt Ranpo mich an meinen Schultern fest. Er hatte also doch Angst um mich. Aber er wusste noch längst nicht alles über mich und es tat mir leid, ihm noch weitere Informationen vorzuenthalten.
"Erinnerst du dich daran, als du mir sagtest, ich solle mich nicht Sorgen? Denn, wenn es für dich gut ist, dann ist alles gut. Und das gilt auch für mich. Bis später."
Lächelnd schüttelte ich seine Hände ab und lief zur Tür. Im Vorbeigehen nahm ich Kunikida einen Zettel aus der Hand.
Dafür gab ich ihm etwas, dass ich als Zeichen würde verschwinden lassen, falls ich das Papier überhaupt bräuchte.
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Nun stand ich also vor der Mafia und schnitt ihnen den Weg ab.
"Du? Hat euer Büro etwa Personalmangel?", fragte die überraschte Stimme meines Bruders belustigt. Hinter mir standen die Illusionen meiner Kollegen, alle mit ernsten Gesichtern.
"Denkst du etwa, dass ausgerechnet du mich besiegen könntest?"
Ich lächelte nur.
Er war immer noch mein, über alles geliebter, Bruder.
"Nein, bestimmt nicht. Gegen dich habe ich keine Chance."
"Also, wie sieht es aus? Der Reihe nach, oder doch gleich alle auf einmal?", fragte er ernst und ging in Angriffsstellung.
Hinter ihm stand die schwarze Echse.
"Du bist ziemlich undankbar weißt du? Nachdem ich dich zu mir gebracht habe als du bewusstlos von Dazai zurück gelassen wurdest, hast du dich nicht einmal bei mir bedankt. Stattdessen hast du mir meine Nase gebrochen und ich muss sagen, dass es ziemlich weh tat, bis Yosano mich behandelt hat."
Er gab ein finstere Knurren von sich.
"Das interessiert mich einen Scheiß! Rückt euren Chef raus, dann muss niemand sterben!"
Ich schüttelte bedrückt den Kopf.
"Das geht leider nicht, Chūya", sagte ich und betonte beide Silben seines Namens. "Du hast nicht einmal eine Fähigkeit! Was kannst du schon ausrichten? Willst du dich hinter deinen Kollegen verstecken und dich beschützen lassen?"
Das war keine schlechte Idee, wenn ich so darüber nachdachte.
Es waren ja nur Kopien bei mir, die ich zu meinen Schachfiguren machen konnte. "Atsushi, willst du zuerst?"
Der Junge trat vor mich.
Seine Glieder verwandelten sich in die eines muskulösen Tigers. Wie ein Blitz preschte er nach vorn, wurde aber mit einem Schuss ausgelöscht und zerfiel zu Staub.
"Ist das deine Fähigkeit? Wie lahm!", lachte mein Bruder und richtete den Lauf seiner Waffe auf mich.
"Ich will dir nicht weh tun. Das hier, ist nichts persönliches, also gib mir deinen Chef!"
Seufzend hob ich die Arme.
"Wie gesagt, dass..."
Ein Schuss streifte mich an meiner rechten Wange. Ein Faden aus Blut lief mein Gesicht hinab.
"Er ist fort. Meine Freunde haben ihn weggebracht. Ich habe eine Botschaft für euch, also hört gut zu. Ich wiederhole mich nicht gern." Mit der Innenseite meines Armes wischte ich mir das Blut ab und sah geradewegs in Chūyas Augen, die mich erschrocken ansahen. Er wollte mich gar nicht treffen, aber in dem Moment bin ich zur Seite gezuckt.
"Meine Freunde sind auf dem Weg, den Typen zu finden, der die Fähigkeit auf unsere Bosse angewendet hat. Gebt ihnen ein wenig Zeit und eurem Chef wird es wieder gut gehen. Es liegt doch auch in Moris Interesse, keinen Streit vom Zaun zu brechen, oder?"
Er biss die Zähne zusammen und ließ die Waffe sinken.
"Legt sie in Fesseln. Tut ihr nicht weh!", knurrte er und ging voraus.
Der lange schwarze Mantel wirkte wie das schöne Federkleid einer Krähe, so wie es hinter ihm her flatterte.
Ich lächelte.
"Das Gewand der Nacht steht dir, Chūya!", rief ich ihm nach und sah, wie er stolperte. Seine 'Freunde' legten mir Fesseln an und brachten mich zum Firmensitz der Mori Corporation. Ein riesiges Gebäude, dass viel zu prunkvoll für so ein dreckiges Geschäft war.
"So aufgeregt habe ich die Hafenmafia seit vielen Jahren nicht gesehen", sprach ein Mann mit grauem Haar und einem Monokel. Auch er trug die Kleidung der Nacht, aber Chūya stand sie besser.
"Die Zeit ist abgelaufen", sagte er und drehte sich zu mir um.
Vor mir standen Gin und ein Junge mit rotem Haar, dessen Namen ich nicht kannte. Auf seiner Nase klebte ein Pflaster. Die schwarze Echse.
Meine Freunde brauchten etwas mehr Zeit, aber wenn ich hier bleiben würde, könnte ich vielleicht tatsächlich draufgehen.
Nur weil Chūya ihnen befahl, mir nicht weh zu tun, hieß es noch lange nicht, dass sie dem folge leisten würden.
"Deinen Freunden ist es wohl nicht gelungen, den Viren Befähigten unschädlich zu machen."
Er kam auf mich zu.
Ich, die auf einem Stuhl gefesselt war, konnte weder vor ihm zurück weichen, noch mich wehren.
"Ranpo wird ihn finden! Das keine Nachricht gekommen ist, heißt nichts schlechtes."
"Die Zeit ist um. Die Möglichkeit eines Waffenstillstands ist vorbei", antwortete der Kopf der Bande.
Es waren allesamt kaltblütige Killer. "Chūya hat zwar gesagt, wir sollen dich nicht verletzen, jedoch ist es uns egal. Du gehörst nicht zu unseren Leuten und auch nicht zur Mafia. Für uns bist du wertlos!" Ich nickte.
Das hatte ich mir schon gedacht.
Mein Blick wanderte umher.
"Chūya hasst dich. Nur aus Respekt wollte er, für den Moment, dass du nicht verletzt wirst."
Ich kniff die Augen zusammen, als der rothaarige seine Waffe auf mich richtete. Plötzlich wurde die Tür aufgetreten.
Der laute Knall ließ mich zusammen fahren, hatte sich für mich wie der Schuss, der auf mich gerichteten Pistole, angehört.
"Was sagte ich darüber, dass ihr sie nicht verletzen sollt? Wenn ihr meine Befehle ignoriert, bekommt ihr ein Problem!" Überrascht hob ich den Kopf, als er neben mir stand. Er war von einer dunklen Aura umgeben und sah mich mit einem Blick an, der hätte töten können. Dann riss er das Band durch, dass mich fesselte und zog mich hinter sich her.
"Ruf deine Leute an! Ich will sofort den Stand der Lage erfahren!", schrie er mich an, doch mein Handy war bei den anderen. Plötzlich erschien Weißer Dämonenschnee vor uns, die auf Chūya los ging.
"Kyoka!"
Das Mädchen stand hinter ihrer Fähigkeit und löcherte meinen Bruder mit bösen Blicken.
"Ich bin hier, um dich zu retten. Geh zur Seite", befahl sie mir ernst.
Zum Glück wurde Chūya nicht verletzt. "Kyoka, schon gut! Er hat mich selbst gerade gerettet. Lass ihn! Dafür haben wir keine Zeit!"
Überrascht sah sie mich an.
Sie kannte Chūya sicher besser als ich, hatte mehr Zeit mit ihm verbracht, in der Hafenmafia.
"Wir sehen uns, kleiner Bruder!", grinste ich und nahm Kyouka bei der Hand und sprang mit ihr aus dem Fenster. Sie hatte einen Fallschirm dabei, mit dem sie uns sicher runter brachte.
"Du bist verletzt!", sagte sie besorgt und berührte meine Wange, an der wieder Blut hinunter floss.
"Nur ein Kratzer. Mir geht es gut", sagte ich und lächelte sie aufmunternd an.
"Hat Chūya dich wirklich gerettet?"
Ich nickte, konnte es selbst nicht glauben. "Ja. Die schwarze Echse wollte mich exekutieren, da kam er hinein gestürmt. Du kennst ihn vielleicht etwas besser und auch länger als ich, als ehemaliges Mitglied der Mafia, aber ich bin mir sicher, dass Chūya vernünftig ist. Das Kind aus der Vergangenheit in seinem Inneren wartet immer noch darauf, dass ich zurück komme und ihn rette. Familie bleibt Familie, auch wenn man getrennt wurde, will man den anderen nicht verlieren."
Sie schwieg.
Was sollte sie auch schon groß dazu sagen? Lächelnd sah ich zu dem, sich nähernden, Lieferwagen, der vor uns stehen blieb. Sobald sich die Tür öffnete, stiegen wir ein.
"Tut mir leid, ich konnte nichts machen, außer euch etwas Zeit zu verschaffen. Ich hätte euch gern mehr geholfen", seufzte ich und lehnte mich gegen die Wand.
Yosano betupfte mein Gesicht mit Desinfektionsmittel und klebte mir ein Pflaster auf die Wunde.
"Die Hauptsache ist, dass du noch lebst. Zum Glück bist du nicht verletzt", antwortete mir Ranpo. Yosano lächelte mich an und ich lächelte zurück.
"Was tut sich bei der Hafenmafia?", wandte er sich dann an Kenji, der ein Tablet in der Hand hielt.
Dafür, dass er das Bezahlungssystem immer noch nicht verstand, war es beeindruckend, dass er mit einem Tablet umgehen konnte.
"Sie haben ihren Boss anscheinend in einen unterirdischen Evakuierungsraum gebracht oder sowas", erklärte der Bauernjunge und kratzte sich unschlüssig am Kopf.
"Aber da kann man leider nicht so leicht reinkommen", fügte Kyouka nachdenklich hinzu.
"Dann bleibt uns wohl nur noch übrig frontal zu stürmen."
"Das geht nicht, Ranpo. Der Chef hat ausdrücklich gesagt, dass wir auf keinen Fall gegen die Hafen-Mafia kämpfen sollen", sagte Atsushi ernst.
Die Worte unseres Chefs waren uns wichtig. Konnten wir ihn einfach so übergehen?
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