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Lügenbaron

„GUILT IS LIKE RUST - SLOW BUT POWERFUL AND IT EATS THE PERSON ALIVE"

Alexander Morrigan war der unehrlichste Menschen, den er kannte. Zumindest wenn es um Glücksspiel ging, oder darum schöne Frauen um den kleinen Finger zu wickeln, damit sie das Bett mit ihm teilten.
War die Rede von Freundschaft und Loyalität, so hätte Edward ohne mit der Wimper zu zucken den Kopf für ihn hingehalten.

Obwohl es Samstagabend war und Alexander an diesen Tagen stets das Casino aufsuchte, um das geerbte Geld seiner Eltern zu vervielfältigen oder es aus dem Fenster zu werden, abhängig davon, wie aufmerksam die Security war, saß er heute neben Edward im Wartebereich des Krankenhauses und hielt ihm die Hand. Als wären sie Brüder warteten sie schweigend auf weitere Informationen.
Vor lauter Nervosität zuckte Edwards Bein ohne Unterlass und seine Kiefer mahlten in nachdenklicher Manier. Darauf bedacht, die Augen nicht für eine Sekunde geschlossen zu halten, da sonst die Bilder seiner mit Blut überströmten Mutter auf seinen Verstand einprügelten, hielt er den Blick starr auf den Kaffeebecher in seiner zitternden Hand gerichtet. Er traute sich kaum zu blinzeln.

Hin und wieder lief eine der Krankenschwestern an ihnen vorüber und obwohl er darauf hätte hoffen sollen, dass ihnen endlich eine von ihnen Auskunft über Candice Miller gab, atmete er jedes Mal vor Erleichterung auf, wenn sie nicht vor ihnen stehenblieb. Verdammt, wenn er ehrlich zu sich war, dann glaubte er noch vor Mitternacht zum Vollwaisen zu werden. Wäre sein Vater noch hier gewesen, wie sehr hätte er seinen Sohn für sein Versagen verachtet?

Edwards Finger krampften um den mittlerweile kalten Becher. Die aufgeweichte Pappe gab leicht nach und ehe er sich versah, hatte er sie soweit zusammengepresst, dass der Inhalt über den Rand schwappte und seine beige Stoffhose befleckte. „Verdammte Scheiße!", fluchte er lautstark und sprang auf die Beine. „Das war meine letzte gute!"Achtlos pfefferte er den Becher an die gegenüberliegende Wand.

Alexander stand ebenfalls auf, um Edward beruhigend an die Schulter zu fassen. „Ist doch nur ne Hose."

„Du hast leicht reden!", ranzte Edward seinen Freund an und schüttelte dessen Finger ab. „Immerhin hast du genug Kohle, um dir direkt hundert Neue zu kaufen. Weißt du wie viele Zeitungen ich austragen muss, bis ich mir auch nur eine einzige leisten kann?" Aufgebracht fuhr er sich durch die dunklen Locken.

Alexander ließ sich allerdings wenig von seinen Gehabe beeindrucken. Beinahe schon gleichgültig zuckte er mit den Schultern. „Würde dir ja anbieten, ich spendiere dir n frisches Paar, aber da du's ohnehin wieder ablehnen wirst ... Bring sie doch einfach in den Waschsalon und gut ist."

Edward lachte heiser und warf einen Blick gen Decke. Die Petroleumlampen stachen jedoch so unangenehm grell in seinen Augen, dass er seinen Fokus nur zwei Sekunden später wieder auf seine Begleitung richtete. „Kaffeeflecken in hellem Stoff ... die bekommst du nicht mehr so leicht raus, wenn sie erst einmal eingezogen sind. Da kann auch die ordentlichste und erfahrenste unsere Putzfee nicht mehr helfen."

„Dann fährst du eben mit Flecken auf der Hose auf deinem schicken Fahrrad durch die Morgenstunden und schleuderst den Leuten ihren täglichen Klatsch und Tratsch in die Vorgärten." Alexander seufzte, als er für diese Worte einen weiteren giftigen Blick erntete. „Was ich damit sagen will, Eddy, ist, dass es gerade Wichtigeres auf der Welt gibt, als verschütteten Muntermacher. Und das weißt du auch. Es ist nicht der Kaffee, der dich wütend macht, sondern der beschissene Arsch von deinem Stiefva..."

Edward fuhr ihm dazwischen, ehe das Wort ganz über seine Lippen rollte: „Du weißt, dass ich es hasse, wenn du den scheiß Wichser so nennst, also lass es einfach. Er gehört nicht zur Familie und das wird er auch nie."

Alexanders hellblonde Augenbrauen hoben sich an. „Dann wird's Zeit, dass ihr ihn endlich anzeigt, Mann."

Als hätte er mit diesem Gedanken nichts bereits tausende Male gespielt. Es gab nur einen Haken. „Das geht nicht, verdammt ... Sie will es nicht und sie bringt mich um, sollte ich es tun", gab Edward im Flüsterton zurück und ließ sich dabei kraftlos zurück in den Stuhl sinken."Oder schlimmer noch ... sie versucht wieder Suizid zu begehen."

„Dann nimm mein Angebot an. Das Haus meiner Eltern ist verflucht groß. Manchmal verlauf ich mich darin, obwohl ich dort aufgewachsen bin." Der Versuch eines Scherzes endete nicht in Lachen, ja nicht einmal in einem Lächeln. Stattdessen vergrub Edward sein Gesicht in seinen Händen. Aber nur, bis der metallische Geruch von Blut sich den Weg in seine Nase bahnte. Augenblick schreckte er wieder in eine aufrechte Position und starrte seine Finger an. Wie lange hatte er sie noch gleich unter dem laufenden Wasserstrahl geschrubbt? Beschissen lange, wenn man es an der noch immer geröteten Haut abmaß. Und trotzdem klebten noch immer kleine, getrocknete Blutklumpen unter seinen Nägeln.

Sein Herz raste plötzlich wieder wie wild in seiner Brust. Seine Atmung beschleunigte sich so rasant, dass er glaubte, keine Luft mehr zu bekommen. Es fühlte sich an, als hätte Adrian den Gürtel um seinen Hals, anstelle um den seiner Mutter gelegt, nachdem er sie aufs Übelste damit verprügelt hatte.
Panisch fasste er sich an die Kehle, krallte sich in den oberen Saum seines ausgewaschenen Cargohemdes, als könnte er das Engegefühl vertreiben, wenn er nur fest genug daran zerrte. Aber der verdammte Sauerstoff wollte einfach nicht wieder in seine Lungen strömen.

Mit geweiteten Augen starrte er in Alexanders Gesicht, das in seinem Sichtfeld auftauchte. Die Lippen seines Freundes bewegten sich und er war sich sicher, dass er wieder seine Hand hielt, doch Edward hörte und spürte nichts mehr außer seinen hämmernden Herzschlag.

Falsch ... da war noch etwas, das aus der Ferne zu ihm durchdrang. Seine eigene Stimme, die ihn in Gedanken für sein Versagen verurteilte. Nicht seine Mutter sollte auf der Intensivstation liegen, sondern er! Wieso verdammt hatte er damit aufgehört, sich zwischen sie und Adrian zu stellen? Er hatte das Versprechen gebrochen, das er seinem Vater gegeben hatte. Das Versprechen ... das Versprechen ... das Versprechen ...

Seine Welt drehte sich immer schneller um die eigene Achse. Alexander verschwamm mit der hässlichen, grauen Krankenhauswand in seinem Rücken. Das Blut rauschte so laut in Edwards Ohren, dass er irgendwann nicht einmal mehr seine eigenen Gedanken verstehen konnte. Und dann begannen schwarze Punkte vor seinen Augen zu tänzeln. Es wurden immer mehr, bis er gar nichts mehr um sich herum erkennen konnte und völlige Dunkelheit ihn einhüllte.

Mit dem Erlöschen der Welt und all ihren grässlichen Farben und Facetten folgte allerdings keine noch größeren Angst ob des Kontrollverlusts, nein. Alles, was Edward in der Sekunde fühlte, als er in eine schwerelose Leere fiel, war Erlösung.
Er tauchte ein in das gähnende Nichts, ließ sich von ihm treiben. Hätte er in diesem Zustand lächeln können, er hätte es getan. Es war so still hier. Nicht einmal in den Momenten, in denen er den Kopf unter Wasser gedrückt hielt, herrschte eine so friedvolle Stimmung wie an diesem Ort.

Am liebsten hätte er ewig hier verweilen wollen, doch seine zuckenden Augenlider machten ihm irgendwann deutlich, dass er nicht tot, sondern der Panikattacke wegen lediglich in eine Ohnmacht gefallen war.

Gedämpfte Geräusche drangen zu ihm durch. War das ... die Musik eines MP3-Players?
Edward stellte sich weiterhin schlafend, lauschte einfach nur den Klängen, die sich zäh wie Honig in seinem Verstand zusammensetzten.
„Let's rock. Everbody let's rock. Everybody in the whole cell block was dancin' to the Jailhouse rock."

Nur einen Spaltbreit öffnete er die Augen. „Verdammt ...", gab Edward derart heiser von sich, dass er sich fragte, wie lange er durch die Zwischenwelt geschwebt war und riss sich den Stöpsel aus dem Ohr. „Ich könnte tot sein und du würdest mich selbst dann noch den Tönen dieses Möchtegern-Rockstars aussetzen, um mich zu foltern."

Ein erheitertes Lachen folgte, dann legte sich Alexanders Hand wie so oft vertrauensvoll an seine Schulter. „Er ist der King of Rock, Eddy. Akzeptier das endlich. Wer sich seiner Musik nicht widmet, der hat echt keine Ahnung von gutem Geschmack. Ich meine ... hast du gehört, wie die Ladys ihm hinterherrennen? Mann, manchmal wünschte ich mir echt, ich wär' auch irgendwie so n Hochbegabter in irgendwas."

Edward prustete erheitert darauf los. Es war kein richtiges Lachen, aber es kam nah ran. Verflucht ... er wusste gar nicht mehr, wann er das letzte Mal aufrichtig aus vollem Herzen gelacht hatte. Sofort legte sich wieder ein Schatten des Trübsals über sein Gemüt und ließ ihn seine Lippen eine gerade, harte Linie formen. Nachdenklich schweifte sein Blick durch das spartanisch eingerichtete Krankenhauszimmer. Neben des anderen, zum Glück freien Bettes, gab es nicht mehr an Einrichtung als den unbequem aussehenden Klappstuhl, auf dem Alexander saß und einen kleinen Tisch der traurig und einsam in einer Ecke unterhalb der Fensterfront stand.

Der Geruch von Desinfektionsmittel und penetrant frischem Putzmittel stach Edward in die Nase. Letzterer veranlasste ihn dazu, die zugezogenen, hässlichen Vorhänge mit dem orangegelben Karomuster genauer unter die Lupe zu nehmen. Und tatsächlich, bei genauerem Betrachten schaffte es das fahle Licht der Sonne, sich durch den dicken Stoff zu kämpfen. Er war also die gesamte restliche Nacht außer Gefecht gesetzt gewesen.

„Deiner Mutter geht's gut", eröffnete Alexander ihm aus heiterem Himmel, der seinen Blick gedeutet haben musste. „Nun ja ... den Umständen entsprechend gut. Sie bekommt zwar verdammt hohe Dosen Schmerzmittel, aber sie ist wach."

Edward beobachtete seinen Freund dabei, wie er den MP3-Player wegpackte und kurz ein wenig zu unruhig auf der Sitzfläche hin und her rutschte. „Sie haben gefragt, was passiert ist. Candice verweigert wie immer eine Aussage. Die Krankenschwestern haben's danach bei mir versucht, aber keine Angst, Eddy, ich hab geschwiegen wie die hässlichen Buchklassiker in deinem Bücherregal. Hab ihnen gesagt, ich wüsste nichts davon."

Alexander sah müde aus. Tiefe Augenringe hingen unter seinen vor Erschöpfung trüben Augen und das sonst stets perfekt gestylte blonde Haar hing ihm in dünnen Strähnen ins Gesicht.
War er die ganze Nacht wach geblieben, während Edward sich an seiner Ohnmacht regelrecht erfreut hatte? Ein schlechtes Gewissen machte sich in seiner Magengegend breit.

„Danke", presste Edward zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Er fasste nach der warmen Hand seines Freundes und drückte sie fest. „Manchmal bin ich echt froh darum, dass du ein so ein zuverlässiger Lügenbaron bist."

Ein leichtes Lächeln zupfte an Alexanders Mundwinkeln. „Manchmal braucht es eben kleine Ausflüchte." Er löste sich aus ihrer Berührung. „Die Ärzte haben gesagt, du kannst heute Nachmittag wieder raus. Ich werde nachhause gehen und mich duschen, damit ich rechtzeitig wieder zurück bin."

Für einen kurzen Moment verdrängten diese Worte die kalte Leere aus Edwards Brust und machten einer angenehmen Wärme Platz. Womit, verdammt, hatte er so einen beschissen guten Freund verdient?
Aber das gute Gefühl verflüchtigte sich so schnell wie es gekommen war, als ihm die weitere Bedeutung bewusst wurde. Er würde die nächsten Stunden alleine in dieser trostlosen Umgebung verbringen müssen und seine Mutter ... Es führte kein Weg daran vorbei, ihr einen Besuch abzustatten. Auch das würde er ohne Alexanders Beistand tun müssen. Das war er Candice Miller schuldig. Hätte er sich nicht wie ein bekackter Hosenschisser im Badezimmer verschanzt, wären sie erst gar nicht in dieser Situation gelandet. Zumindest jetzt wollte er einmal nicht feige sein.

Er atmete tief durch, dann nickte er. Zeichen genug für Alexander, um aufzustehen und sich die dünne Jeansjacke überzuwerfen, die er über die Rückenlehne seines Stuhls gelegt hatte. Bevor er allerdings ging, wanderte seine Hand nochmals kramend in seine Hosentasche. Edward hörte einen Schlüsselbund klimpern, dann beförderte Alexander den MP3-Player wieder ans Tageslicht und warf ihn Edward in den Schoß. „Gib dem King eine Chance und du wirst sehen, er wird dich ablenken und runterbringen."

Edward rollte mit den Augen. In Wahrheit war er allerdings dankbar dafür, dass sein Freund ihm sein kleines Heiligtum lieh. Alles war besser als der monotone Klang von irgendwelchen Schritten auf dem Gang, der sich mit dem Piepsen einiger Geräte aus angrenzenden Räumen mischte. Selbst Elvis Presley.

Alexander richtete den Kragen seiner Jacke und knöpfte die unteren vier Knöpfe zu, den oberen ließ er geöffnet. Er behauptete stets, es sehe lässiger aus, konnte man sein Hemd darunter noch erahnen. „Candice wird sicher länger bleiben müssen als du. Schlaf bei mir, bis sie entlassen wird. Mister Scheißkopf wird sich sonst einen anderen Boxsack suchen und der wirst du sein."

Auch über dieses Angebot hätte Edward nicht mehr Erleichterung verspüren können. Er schenkte Alexander ein zaghaftes Lächeln. „Danke."

„Kein Ding. Das Haus ist wie gesagt sowieso zu groß für mich allein. Ich hätte auch nichts dagegen, Candice und dich als dauerhafte Gäste in den leeren Zimmern einzuquartieren." Als Edward nicht darauf antwortete, sondern demonstrativ den Blick von ihm abwandte und sich lieber mit dem grässlichen Muster auf den Vorhängen beschäftigte, seufzte er. „Also schön. Wir sehen uns später. Stell keine Dummheiten an."

Edward wollte ihm „Das mache ich nie" hinterherwerfen, doch da war er bereits durch die Tür verschwunden.

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