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❀ Kapitel 4

»Chancen sind wie Sonnenaufgänge ... wer zu lange wartet, verpasst sie.«
(Joan Lunden)

Magnolia war aufgeschmissen. Das Gespräch lief ganz und gar nicht wie erwartet und zu allem Überfluss dachte Leonard auch noch, dass sie ihn für einen arroganten Arsch hielt. Ihr Misserfolg spiegelte sich in den Pfützen wieder, die sich auf ihren Weg ausbreiteten. Mittlerweile war es zwar trocken, doch der Himmel zeigte sich in grauer Trostlosigkeit und Magnolia hasste es, wenn die Welt ihr farblos und müde erschien.

Ihr Regenschirm gab ihr den nötigen Antrieb, denn das Muster von in sich verlaufenden Farben ließ den Horizont wieder erstrahlen. Als ihr Blick sich darin verloren hatte, dachte sie wieder an die morgendliche Begegnung zurück. Leonard war wie versteinert, als er durch das Farbenmeer hindurch sah. Was war wohl sein Beweggrund gewesen? Dieser Mann wirkte wie ein Schatten seiner selbst, überall, wo er auftrat. Mags wusste nicht, woran sie stattdessen denken sollte. Sie wartete auf seinen Anruf, aber die Zeiger auf ihrer Uhr blieben gefühlt schon seit Stunden an derselben Stelle stehen. Die Unruhe in ihr wuchs und fand kein Ende. Der Frust fraß sich durch sie hindurch, deshalb beschloss Mags kurzerhand Henry im Mietstudio zu besuchen. Sie wusste von seinem Fotoshooting und möglicherweise lenkte es sie etwas von ihrer Unruhe ab.

Ein Mann mit dem Namen Wesley Dunston würde im Verlauf des Nachmittags in das Atelier kommen, um den Fototermin von seinen Kindern beizuwohnen. Barney und Barkley hießen die beiden pelzigen Zwillinge. Seine Hunde.

Bei den Vierbeinern handelte es sich um Australian Shepherds, um genauer zu sein, gezüchtete Miniaturzwerge. Die Hunde gab es nicht oft in dem Stadtviertel, deshalb genoss Mr Dunston die Aufmerksamkeit für seine Mini-Aussies umso mehr. Zufrieden mit ihrer spontanen Idee, stiefelte sie los und versuchte ihre Gedanken nicht mehr an Leonard und dem geplatzten Auftrag zu verschwenden. Es war knapp Zwölf, als sie durch die Türschwelle des Studios stolperte und Henry dabei entdeckte, wie er eine Leinwand an die Kulissenhalterung anbrachte. Es war eine Winterlandschaft und drumherum standen bereits Plastiktannen, die mit Kunstschnee bedeckt waren.

„Wow. Ein Winterwunderland...-im Mai?" Magnolia nahm die Tüte mit dem Kunstschnee und verteilte den Rest auf dem Boden, fast hätte sie dabei den Schlitten gerammt, welchen Henry in der Zwischenzeit zum Vorschein holte.
„Ho ho ho, Mr Dunston will seine beiden Schnüffler auf seine Weihnachtskarten drucken lassen. Hier, für die Stimmung." Henry eilte zu dem Holzhocker auf der gegenüberliegenden Seite und schmiss seiner besten Freundin eine Weihnachtsmütze an den Kopf.
„Der Mann hatte schon immer einen ausgefallenen Geschmack." Das Öffnen der Eingangstür machte sich durch ein Klingeln bemerkbar und Magnolia hatte gerade noch Zeit ihren Satz in eine halbwegs nette Formulierung zu verpacken. Der Kunde ließ eine knappe Begrüßung von seinen Lippen, ehe er sich auf die Kulisse konzentrierte.
„Ich hoffe, es ähnelt Ihren Erwartungen, Sir."
Der Mann gab seine beiden Hunde widerwillig in die Hände von Magnolia, um sich die Kulisse genauer anschauen zu können. Seine Hände fanden schnell den Weg zum roten Schlitten mit den goldenen Verzierungen und dem großen Beutel voller Geschenke, die sich auf der gepolsterten Sitzbank befanden.
„Es ist noch viel besser als meine Erwartungen, Mr Hall. Vielen Dank für Ihre Mühe!"
Henry strahlte, als der ältere Mann ihm freudig die Hand reichte und während Magnolia die beiden Männer so beobachtete, empfand sie großen Stolz für Henry.

Er bewies großes Talent hinter der Kamera und seine Organisationskünste waren hervorragend. Die passenden Worte zu finden, gelang ihm meist ohne viel Mühe. Vermutlich hätte er den Job für die Fotokampagne längst gehabt-...
'Ach, verdammt.'
Ihre Gedanken schweiften schon wieder dahin, wo Magnolia sie derzeit nicht haben wollte.

Die Unterstützung bei dem Tiershooting half ihr dabei sich auf andere Gedanken zu bringen, sie hatte eben nach wie vor das bessere Gespür für die perfekten Fotos. Henry hielt sich an ihre Tipps und knipste einige gute Bilder ab, während Magnolia die Hunde bei Laune hielt, indem sie Streicheleinheiten bekamen oder sie die Rüden dank ihres Gehorsams mit Leckerlis belohnte. Mr Dunston saß seine Zeit auf dem Holzhocker ab und bewunderte mit Freude die vielen verschiedenen Posen und Ideen mit denen die beiden Fotografen sich gegenseitig motivierten. Nachdem das letzte Foto der Serie festgehalten wurde, nahmen Henry und Mags die beiden Hunde aus dem Schlitten heraus und gaben sie zurück an den Besitzer.
„Wenn Sie möchten, können Sie die Fotos vorab sehen. Die Bezahlung erfolgt ebenfalls online."
Zufrieden blickte der Mann auf eine Reihe von Bildern und entschied, welche er haben wollte. Minuten verstrichen, aber dann hatte Wesley seine Entscheidung getroffen und verließ glücklich den Laden.
„Tja, dann. Weihnachten ist vorbei, Zeit zum Aufräumen."
Sträubend nutzte Mags den Besen, den Henry ihr Sekunden zuvor entgegen geschmissen hatte.

Während Magnolia die Requisiten zur Seite stellte, bemerkte Henry etwas an ihr, was ihn beunruhigte. Sie war still.

Dieses Wort passte einfach nicht zu ihr.

Genauso wenig mochte Mags Stille um sich herum haben. Ein Geistesblitz erschien in seinem Gedächtnis und er empfand tiefe Reue. Wie konnte er nur ihr Treffen mit diesem Architekten vergessen? Henry überlegte kurz, wie er auf die Begegnung zu sprechen kommen konnte, entschied sich aber schlussendlich einfach mit der Tür ins Haus zu fallen.
„Hey, Mags? Wie lief eigentlich dein Meeting mit David Brent?"
Verwirrung stieg in Magnolias Augen empor bis sie den Seitenhieb verstand und ein schiefes Lächeln auftrug.
„So schlimm ist er tatsächlich gar nicht. Allerdings-... ich glaub, dass ich versagt habe, Henry."
Er legte den Staubsauger zurück in die Ecke, nachdem der Fußboden wieder vom künstlichen Schnee befreit war, in der Hoffnung mehr Details in Erfahrung bringen zu können.
„Wieso denkst du das? Hat er die Kampagne abgelehnt?" Die Frage hallte noch in dem Studio, während Magnolia sich auf die Unterlippe biss und überlegte, wo sie die Nacherzählung am besten beginnen sollte. Sie entschied sich dafür, alles zu erzählen, was sie an diesem Vormittag erlebte.

In Henry breiteten sich die unterschiedlichsten Gefühle aus. Auf der einen Seite musste er aufgrund des Fauxpas innerlich lachen, empfand aber Mitgefühl für seine verunsicherte Freundin, die sonst so selbstbewusst war. Zeitgleich spürte Henry den Drang diesem Schlipstragenden Idioten in seinen Arsch zu treten. Vor allem aber fragte er sich, weshalb Magnolia sich während des Meetings so zurückzog. Ihre direkte Art erlaubte es so gut wie immer ihrem Gegenüber offen die Meinung zu präsentieren und dabei empfand sie selten Angst oder machte sich Sorgen um spätere Konflikte. Weshalb sollte es bei Leonard Tremblay anders sein?
„Wieso hast du dich überhaupt auf die Konversation eingelassen? Hast du keine Sekunde überlegt, dass er es sein könnte?" Henry versuchte es möglichst nicht nach einem Vorwurf klingen zu lassen, aber zu seinem Glück nahm Mags seine Kritik sowie die normalerweise folgenden Ratschläge meistens gut an.

„Seit ich von dem Auftrag weiß, habe ich von vielen Stimmen um mich herum Einzelheiten über diesen Mann in Erfahrung gebracht. Die Beschreibung reichte von kühl, in sich gekehrt, distanziert bis hin zu arrogant. Er klang für mich einfach so weit weg! Nie hätte ich gedacht, dass er mir einfach so über den Weg läuft oder besser gesagt ich in seinen hineinstolpere."
Henry konnte seine Emotionen nicht mehr in sich halten und ließ das Lachen von seinen Lippen gleiten. Mags schüttelte den Kopf, tat es ihm aber gleich. Sie konnte Henry dafür einfach keinen Vorwurf machen.
„Es wird Zeit dich auf andere Gedanken zu bringen, Gnolly."
Ihre Augen rollten sich genervt nach oben, trotzdem hörte sie über ihren blöden Spitznamen hinweg und wollte unbedingt herausfinden mit welchen Mitteln er sie aufzuheitern versuchte, denn er war immer sehr gut darin gewesen.
„Komm, pack deine Sachen. Sobald wir zuhause sind, wirst du erfahren, was ich vorhabe. Glaub mir, du wirst begeistert sein."
Aufregung pumpte durch ihre Blutbahnen hindurch, Ablenkung war jetzt genau das, was ihr beim Verdrängen half.

Henry und Magnolia liefen den Weg vom Studio zurück in den Wohnblock, denn dieser lag nur wenige Minuten zu Fuß vom Mietstudio entfernt und beide besaßen kein Auto. Magnolia besaß nicht mal einen Führerschein, Henry hingegen schon, doch er war mit der reibungslosen Vernetzung des öffentlichen Straßensystems bestens zufrieden.

Das Paar ging getrennt voneinander in das jeweils eigene Apartment zurück. Ihre Türen standen sich circa schräg gegenüber.

Magnolias' sah besser aus als noch am Vortag. Trotzdem weilte ihr Blick wieder auf der Fensterfront zum Balkon und erinnerte sie an das, was sie versucht hatte zu verdrängen. Direkt auf der anderen Seite saß ihr Kater an der Schiebetür und bat um Einlass, indem er mit seinen Pfoten gegen das Glas hämmerte. Da saß also die Quelle der Spuren an dem Glas, dieser kleine doofe Streuner.

„Na, Feldy. Sehe ich dich auch mal wieder?" Sie schob die Tür zum Balkon zur Seite und in dem Moment als der Kater mit dem schwarz-weiß gescheckten Fell um ihre Beine tänzelte, um seine grünen Augen flehend zu ihr hoch zu neigen, fragte Mags sich, wie der Kater es eigentlich immer schaffte oben auf dem Balkon zu landen.
„Keine Sorge, ich weiß, was du willst und du wirst schon was bekommen. Ich habe dich schließlich selten enttäuscht, wenn es darum geht, deine persönliche Kantine zu sein."
Auf der Küchentheke stellte sie den Napf ab und löffelte das Nassfutter aus der Dose heraus. Ihre Gedanken kreisten zwar um ihr Versagen am Morgen, aber auch um die Überraschung, die Henry für sie austüftelte. Magnolias Verstand schweifte so sehr ab, dass sie gar nicht erst wahrnahm wie Aberfeldy die Theke hochsprang, um das stinkende Futter aus seinem Napf zu fressen.

Der triste Himmel vom Vormittag hatte sich auch endlich aufgelöst und so strahlte wieder der endlos weite Horizont mit der Sonne um die Wette. Magnolia empfand, dass ihr Gemüt an diesem Tag genau die selbe Wandlung durchlief. Es war schließlich erst vierzehn Uhr und ein Arbeitstag im Büro konnte manchmal lange dauern, besonders, wenn man mit seinem Beruf verheiratet war. 'Das musste es wohl gewesen sein!' Bestimmt würde ihr Handy noch am späten Nachmittag klingeln. Es gab keinen Grund mehr zur Verzweiflung, viel mehr wuchs die Neugier in ihr zu wissen, welchen Plan Henry zur Aufmunterung vorschlug.

Die Bluse in Altrosa fand den Weg auf ihr Bett und im nächsten Moment trug sie ein gelbes Crop Top, dessen Saum sich kräuselte und die Schultern an den Trägern mit Schleifchen verzierte. Magnolia sah sich selbst in dem Spiegel und war mit dem sommerlichen Erscheinungsbild im Einklang. Was noch fehlte war ihre runde Umhängetasche, die an einem Haken hinter ihrer Schlafzimmertür hing. Der vollendete Look hatte bestanden und so zog es sie als nächstes aus der Wohnungstür hinaus. Im Treppenhaus angekommen, klopfte sie an die Tür gegenüber ihres Apartments an und hoffte auf eine Rückmeldung. Nichts passierte.
„Henry? Ich wäre jetzt bereit für die Überraschung. Bist du überhaupt noch da?"
Hinter der Tür entstand kein einziger Ton, einzig das Hallen des Klopfens drang durch den Flur. Aus ihrer Tasche hörte sie ein kurzes Klingeln, also wühlte sie nach ihrem Handy und fixierte ihren Blick auf den leuchtenden Bildschirm.
'Komm runter. Ich warte.' Mehr stand in der knappen Nachricht nicht drin, die Henry ihr per Whatsapp sendete.

Magnolia zuckte die Schultern, steckte das Handy zurück in die Tasche und lief die Treppen hinunter, jeder Schritt sorgte dabei für immer mehr Aufregung. Unten angekommen, stürmte sie aus dem Wohnblock, welcher sekundenspäter schon hinter ihrer Gestalt weilte. Mags Augen richteten sich aber nur zum Mann vor ihr, dessen Körper leicht gegen das Lastenfahrrad lehnte, welches er vor Jahren zusammen mit seinem Cousin restaurierte und nach Vorlieben neu ausstattete. In der großen Transportbox befand sich ein kleiner brauner Henkelkorb, dessen Inhalt von einer Decke versteckt wurde. Henry sah das neugierige Aufleuchten in ihren strahlend blauen Augen und verlor ein Grinsen, als er auf den Korb zeigte.
„Wir haben keine Kokosnuss."
Magnolia durchleuchtete Henry mit einem Blick und fand schnell heraus, wen er gerade immitiert hatte.
„Ich bin sicher, wir kommen auch ohne aus", bevor das komplette Filmzitat ihre Lippen verließ, kletterte sie in die Ladefläche hinein und hielt sich mit den Händen an den dünnen Seitenwänden fest.
„Treten Sie schon in die Pedale, Hoke!"
„Was immer Sie wollen, Milady."
Henry sagte kaum etwas, als er das schwere Lastenrad in Bewegung brachte und den Weg zu seinem geheimen Ziel verfolgte.

Kinder spielten an den Gehwegen und winkten ihnen zu, wenn sie nicht gerade damit beschäftigt waren Videos auf ihren Smartphones zu schauen. Nachdem sie ihre Nachbarschaft hinter sich ließen, steuerten sie geradewegs auf die Burrard Street zu, das wusste Mags vor allem deshalb, weil ihr von Weitem die Brücke ins Auge fiel. Immer wieder dachte sie über die Orte nach, welche Henry in Betracht gezogen hatte können, ihr letzter Einfall kam ihr dabei besonders verdächtig vor.

'Aber natürlich!' Nachdem sie die Brücke überquerten, zog sich der Weg an der ersten Kreuzung links weiter. Die Pacific Street führte dann in gerade Strecke direkt zum Strand der English Bay. Es war einer der liebsten Orte von Henry und ihr gewesen, wenn einer mal einen schlechten Tag hatte. Das letzte Treffen lag allerdings schon so lange zurück, dass sie dieses wichtige Detail beinahe schon vergaß.

Ihre kleine Odyssee endete, als sie den Strand erreichten und feiner Sand die trockenen Straßen ersetzte. Henry stieg vom Sattel ab und half Magnolia aus der Transportbox, indem er fest ihre Taille umgriff und ihr half wieder auf dem festen Boden zu stehen.
„Sehr aufmerksam, Danke", ihren hochnäsigen Akzent hatte sie immer noch nicht abgelegt und Henry musste schmunzeln.
Er nahm den Henkel des Korbs in seine Hände und griff mit der anderen unschlüssig nach der freien Hand von Mags.
Sie liefen den Strand hinunter, in der Hoffnung noch einen freien Platz finden zu können, der ein wenig abseits der Menschenmasse war. Mittlerweile war es halb vier und es war abzusehen, dass die ersten Leute sich an dem Strand ausbreiteten. Der Ausblick aufs weite Meer ließ jeden wenigstens für einen kleinen Moment den stressigen Alltag vergessen.

Bevor Henry es aber genießen konnte, löste Magnolia sich aus seinem Griff, er blieb unsicher neben ihr stehen und fragte seine innere Stimme, ob er zu weit gegangen war.
„Henry, reich mir mal deine Schulter."
Er kam der Aufforderung nach und stützte Mags, während sie die Riemen von ihren Sandalen löste, sie von den Füßen zog und stattdessen an ihrer Hand weiter trug. Henry war erleichtert, als sie automatisch wieder nach seiner Hand griff und ihm mit leichten Druck zu verstehen gab, dass sie einen geeigneten Platz fand.
„Dort drüben an den Steinen ist noch ein Platz. Komm, bevor er weg ist!"

Direkt am Wasser, wo der Sand schon fast endete und nur eine Beschichtung von groben Steinen das Paar vom Wasser trennte, schlugen sie ihre Decke auf. Augenblicklich neigte Mags sich zu dem Korb und fand eine Flasche Traubensaft, wohlwissend, was der eigentliche Inhalt war. Klassisch dazu gab es Käse, Baguette und Weintrauben. Henry kannte sie zu gut.
„Danke für die Überraschung. Es ist genau das, was ich nach all dem Ärger brauche."
Magnolia hauchte Henry einen Kuss auf die Wange und umarmte ihn von der Seite, ehe sie die Flasche aus dem Korb holte und zwei Gläser mit dem Inhalt füllte. Henry beobachtete sie dabei und fühlte noch immer das Kribbeln, welches ihr unscheinbarer Kuss auf seiner Haut hinterließ.

Mags interpretierte sicherlich nicht allzu viel hinein, es war für sie wie mit dem Bruder, den man lange nicht mehr gesehen hatte und dann plötzlich rechtzeitig zum Familien-BBQ auftauchte. Henry wollte nicht weiter darüber nachdenken und konzentrierte sich lieber auf die schönen Farben, die sich aufgrund der Sonne in dem Wasser wiederspiegelten. Möglicherweise fielen ihr seine Gefühle zwar auf, aber da sie nicht so empfand wie er es tat, versuchte sie die Unwissende zu spielen. So verletzte sie ihn jedenfalls nicht.
Die Gedanken ließen ihm in letzter Zeit einfach keine Ruhe mehr. Henry plante schon seit geraumer Zeit ihr von seinen Gefühlen zu erzählen, doch jedes Mal schreckte er zurück. Es gab wichtige Dinge, die sich dazwischen drängten oder der Moment war einfach unpassend.

Zudem war da die Angst vor Ablehnung, weshalb Henry seine Emotionen lieber für sich behielt.
„An was denkst du gerade?" Magnolia bemerkte, dass er schon viel zu lange auf das Wasser starrte, ohne die kleinste Reaktion von sich zu geben. Henry rechnete aber damit und reagierte auf seine natürliche Art und Weise.
„Es ist einfach mal wieder schön, hier zu sein. Wie lange war das letzte Mal her? Ein Jahr, möglicherweise auch schon zwei."
Beide beantworteten das große 'Weshalb' mit demselben Grund ... Alltag.

Der Tag neigte sich langsam dem Ende zu, am Horizont vermischten sich die Farben einmal mehr, um die strahlende Sonne zu verabschieden. Mags und Henry schwelgten in vergangenen Erinnerungen und erzählten sich Geschichten von der Uni, die sie dem jeweils anderen bestimmt schon mehr als einmal mitteilten.

„Das wars dann wohl, Henry. Ich bin raus."
Der Angesprochene bot ihrem Pessimismus die Stirn, sobald er verstand, was sie gemeint hatte.
„Mags, lass dich doch nicht von irgendeinem egoistischen Idioten dazu verleiten, deine Talente zu hinterfragen. Es war ein Fehler von ihm, dass er dich einfach im Dunkeln sitzen lässt, du gehst nur als Gewinner hervor."
Magnolia verlor ein Lächeln, welches jedoch nicht ihre Augen erreichen konnte.
„Wie soll das bitte gehen, wenn ich nichts gewonnen habe?"
„Möglicherweise hast du nichts dazu gewonnen, aber er hat mit absoluter Sicherheit eine tolle Chance verloren. Das setzt deine Position automatisch höher."
Mags lachte und Henry tat es ihr gleich, er wollte einfach nur, dass sie den Abend genoss und ihren Kopf nicht zu sehr in den Sand steckte, sollte der Auftrag endgültig wegfallen. Sie hatte so großartige Fähigkeiten, es würden sich zukünftig noch genügend wichtige Leute an sie wenden.

„Du wirst Morgen dorthin gehen."
Die Angesprochene stellte den Kopf quer, nahm ein Stück Käse in den Mund und musterte Henry mit einem skeptischen Blick.
„Was meinst du?"
„Er hat dir versprochen, sich zu melden. Wenn er es nicht tut, wirst du es machen. Biete ihm eine letzte Chance, damit er auch gleich sehen kann, was er verpasst hat. Vielleicht kann ja auch dieser Mr Cormak ein nettes Wort für dich einlegen."
Magnolia hielt das nicht für die beste Idee, sie verärgerte Leonard schließlich schon einmal. Aber damit Henry nicht weiter herumstichelte, beantwortete sie seinen Plan mit einem zustimmenden Nicken. Ganz so blöd klang es gar nicht, vielleicht zog sie es tatsächlich in Betracht.

Der Strand war bald menschenleer, so beschlossen Henry und Magnolia, dass es an der Zeit war zu gehen.

Im Wohnblock angekommen, stellte Henry das Lastenfahrrad in die angrenzende Garage und ging mit Magnolia die ganzen Treppen hinauf bis in den letzten Stock.
„Nochmal ein großes Danke, Henry. Der Abend war wirklich toll!" Erneut drückte sie ihm einen Kuss auf die Wange, bevor sie die Tür zu ihrem Apartment öffnete und Henry überraschend dreinschauend in dem Treppenhaus zurückließ.

Ihr Kater lag noch immer auf der Couch herum und streckte seine Hinterbeine aus, nachdem das Schließen der Tür ihn aufweckte. Mags strich ihm leicht über den Bauch, was ihm ein sanftes Schnurren entlockte.
„Wenigstens lässt du mich nicht im Stich, mein kleiner Tiger."

Ihre Finger schalteten immer wieder das Display ihres Handys an, doch auch um zwanzig vor zwölf erhielt sie immer noch keine Rückmeldung. Die Frustration machte sich auf Magnolias Gesicht bemerkbar, gleichzeitig war da aber auch überraschende Entschlossenheit.

'Leonard Tremblay, vielleicht mögen Sie ja wirklich ein arroganter Mistkerl sein, aber glauben Sie nicht, dass sie mir entkommen können, bevor ich es Ihnen nicht direkt ins Gesicht gesagt habe!' Mags Entschluss stand fest und es war auch dieser Gedanke, der ihr letztendlich durch den Kopf kreiste, bevor sie in den Schlaf fand.

In diesem Kapitel habt ihr nun Henry, Mags besten Freund, näher kennengelernt. ✨

Xx Auralica 🕊

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