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❀ Kapitel 12

»Die Erinnerung ist das einzige Paradies, woraus wir nicht vertrieben werden
können.«
(Jean Paul)

Der letzte Tag in dieser Woche schien besonders früh für Mags zu beginnen. Die letzten Worte vom gestrigen Abend hingen ihr noch nach und lösten sich nicht von ihrer Gedankenwelt.

'Ist es wirklich ein Date? Aber das will ich doch gar nicht? Vor allem Leonard nicht?! Oder doch? Was ziehe ich überhaupt an? Gott, Mags! Hör einfach auf zu denken!'

Bestimmt wollte Leonard genau das in ihr bezwecken. Er grinste sich einen zurecht, während sie herumgrübelte und verzweifelt versuchte ihre Emotionen wieder einzusammeln. Mags kam zum Entschluss, dass sie dieses Spiel nicht so leicht verlieren wollte, also musste sie sich zusammenreißen.

Sie versuchte sich einzureden, wie viel ihm der Besuch in das Café bringen könnte und was für ein großer Schritt das für seinen derzeitigen Verarbeitungsprozess wäre.

Alles andere war egal, allein das zählte für sie.
Weil es für Leonard zählte.

Es sollte wieder ein warmer Tag werden und da sie auf gute Laune stand, hüllte sich Magnolia in ein dunkelblaues Kleid, was mit feinen Sonnenblumen bemustert war. Ihre Knie zitterten noch immer, also wollte sie ihrem Herumgrübeln ein Ende bereiten und betrat wenig später mit hastigen Schritten die Küche.

Schnell wurde der Knopf für den Lautsprecher betätigt, um den großen Wohnraum mit Musik zu erfüllen. Am Morgen sollten es entspannte Klänge sein, so mochte es Magnolia am liebsten, wenn der Tag für sie zu früh begann.

„Ooh... There'd be no song without you." 

Mags stimmte zu den sanften Tönen mit ein,
wurde jedoch von einem unerwarteten Klopfen an der Tür unterbrochen. Schwungvoll zog Mags sie offen.

Henry.

„Ist die Musik etwa zu laut?"

Mags wollte schon zurück zu der Quelle der Musik sprinten, doch Henry konnte sie mit seiner sarkastischen Bemerkung aufhalten.

„Nein. Aber möglicherweise die schiefen Töne mittendrin."

Er brachte sich damit einen Schlag gegen die Schulter ein, doch Magnolia bemerkte den Scherz in der Aussage. Henry und Mags gingen schon mehrmals ins 'O'Malleys' und sangen dort an besonders heiteren Abenden gerne munter in die Mikrofone der Karaoke-Anlage hinein. Der Pegel lag in solchen Momenten schon weit oben, doch das hinderte Henry nie daran der Stimme von Magnolia zu lauschen. Für ihn die wohl schönste Symphonie, egal, wer was anderes dachte.

„Ich wollte dich nur fragen, wie der Abend gestern so gelaufen ist. Du weißt schon, mit David Brent und Kevin McCallister?"

Henry zog interessiert seine Augenbrauen hoch, während er sich lässig an der Küchentheke abstützte und sich einen Apfel aus der Schale klaute. Magnolia verschwand hinter ihm und schaltete die Kaffeemaschine ein. Ein Seufzen entkam ihrer Kehle, dennoch blieb sie stumm und sagte erst etwas, als der Kaffee durchlief und sie mit zwei Tassen in der Hand vor Henrys Augen trat.
„Warum denn so zynisch, liebster Heinrich?"
„Du weißt, dass ich das nicht ernst meine."
Mags wusste genau, wie Henry zu David stand. Die beiden verbrachten früher oft Zeit miteinander und David vertraute ihr sogar einst an in Henry einen älteren Bruder zu sehen.

Aber viel wichtiger war ihr eigentlich, weshalb ihr bester Freund ständig Skepsis gegenüber Leonard erhob. Ihr entgingen die Blicke im Treppenhaus am gestrigen Nachmittag jedenfalls nicht.
„Ja, doch. Eigentlich weiß ich das-... bezüglich David."
„Soll heißen?"
Mags neigte ihren Blick wissend in Henrys Richtung und nahm einen Schluck Kaffee, ehe sie ihm antwortete.
„Ich würde nur gerne wissen, was Leonard dir getan hat, dass du so angepisst auf ihn reagierst."

Es sollte nur eine nüchterne Feststellung sein, doch aufgrund dieser wurde Henry plötzlich ganz still und versuchte augenblicklich etwas zu überspielen. Etwas, was Magnolia nicht zuordnen konnte.

„Weißt du, dein neuer 'Boss' ist auch nicht gerade ein Sonnenschein." Henry trank schweigend seinen Kaffee weiter, beobachtete ihre Reaktion über den Rand seiner Tasse.
„Er braucht Zeit, Henry."
„Wer braucht die nicht, Mags."

Das Schweigen umhüllte nun beide. Zwei Menschen standen sich stumm gegenüber, tranken ihren Kaffee. Dachten nach.

Diese zwei Menschen waren beste Freunde, kannten sich beinahe seit einem Jahrzehnt.

Ganz heimlich dachte Henry an sie. Ließ das Gefühl von Wärme in seine Seele wandern, doch neuerdings spürte er einen bitteren Beigeschmack.

Mags dachte an ihn. In den letzten Tagen hatte sich einiges zwischen ihnen verändert, es war eine Art Meilenstein, wenn man bedacht hatte, wie kurz sie sich erst kannten.

Sie dachte an 'ihn' und das war womöglich die Verbitterung in ihm.

„Ich treffe mich heute auf einen Kaffee mit Leonard. Im Cactus Club Café."
„Du wolltest doch nie wieder einen Fuß in den Laden setzen?"
Mags hielt inne und erinnerte sich an den Moment zurück, als sie Henry genau diese Worte entgegenbrachte.

Es war die Zeit, als sie dort noch arbeitete und wie man es vom Leben oft kannte waren nicht alle Momente positiv gewesen.
„Naja, er wollte es auch nicht mehr. Henry, es ist ein Meilenstein für ihn. Ich werde dabei nicht im Weg stehen."

Ihr Nachbar verdrehte genervt die Augen und Mags gab ihm mit einem Blick zu verstehen, dass sie eine Erklärung für seine negative Reaktion forderte.
„Findest du nicht auch, dass du es langsam übertreibst? Ich meine, ihr seid 'Arbeitskollegen'. In Prinzip ist er nur ein Kunde und du erfüllst deinen Auftrag. Stattdessen bekomme ich langsam das Gefühl, dass du nur noch mit ihm herumhängst."
Magnolia verstand Henrys bedenkliche Worte sofort, aber ihr Verständnis zog auch eine Welle der Empörung und Sturheit mit sich.
„Selbst, wenn es dich etwas angehen würde, Henry. Was wäre deiner Meinung so schlimm daran?"
Der Angesprochene trank den letzten Schluck Kaffee aus seiner Tasse und stellte sie dann trotzig und mit klirrenden Nachhall auf die Küchentheke ab.

Mags tat es ihm gleich und musste wegen dem kindischen Verhalten der beiden fast anfangen zu lachen, dennoch verzog sie dabei keine Mine. So einfach wollte sie es ihm nicht machen.

„Es gibt Menschen da draußen, denen kannst du nicht alles recht im Leben machen. Wenn man es doch versucht, droht man meist an dem Versuch zu zerbrechen."
„Was willst du mir jetzt damit sagen, Henry?"
Er gab ihr keine Antwort, sondern Bedenkzeit und machte Kehrt, um aus ihrer Wohnungstür zu verschwinden.
„Was willst du mir damit sagen, Henry?"
„Spiel nicht immer den naiven Samariter, Mags! Er ist psychisch labil und du versuchst seine Welt zu verbessern als seist du eine singende Dorothy!"
Henrys trockener Sarkasmus traf Mags tief und entfachte in ihr kochende Wut.
„Wer bist du denn in deiner kleinen Geschichte, hm? Hickory, der sich sehnlichst ein Herz wünscht? Er braucht jemanden an seiner Seite, der ihn aus dem Loch holt und wenn du mich bei dem Vorhaben nicht unterstützen willst, dann stehst du mir, verdammt nochmal, im Weg!"

Henry sagte daraufhin nichts mehr, sondern stiefelte wütend durch die Tür und knallte sie hörbar hinter sich zu.

Magnolia spürte automatisch das Verlangen ihm hinterherzugehen und den Streit beizulegen. Die beiden waren immerhin schon zu lange Freunde gewesen als das sich neuerdings Ärger zwischen sie quetschen musste. Da klingelte allerdings ihr Handy und weil sie noch immer die Wut in sich spürte, ignorierte Magnolia gekonnt den Drang sich bei Henry zu entschuldigen.

„Hallo, Mags Dearing hier."
„Hey, ähm, mein Name ist Kelly. Sie wissen vielleicht noch, Kelly Smith und mein Verlobter Max. Sie haben erst vor ein paar Wochen Fotos von uns gemacht."
„Ihr habt also die Fotos gesehen. Ich hoffe, sie gefallen euch."
Die Stimme am anderen Ende verstummte, aber Mags war sich sicher, dass die Frau an der Leitung ein Lächeln im Gesicht trug.
„Wir sind wirklich zufrieden! Genau deshalb rufe ich dich auch an. Wir haben die Zeremonie um eine Woche vorverlegt und würden dich gerne am kommenden Samstag als unsere Hochzeitsfotografin begrüßen dürfen."

Der Stress stand Magnolia ins Gesicht geschrieben. Nicht nur wurde ihre Liste mit Fototerminen immer länger, aber auch das Museumsprojekt machte größere Fortschritte und allein das verlangte schon ihre volle Aufmerksamkeit. Nichtsdestotrotz sagte Magnolia natürlich zu und war schon auf die Feier gespannt. Auch, wenn Partys mit fremden Menschen für sie nicht unbedingt zu den besten gehörten.
Nachdem Kelly das Telefonat beendete, ließ Mags sich mit dem Gesicht voran in die Couch fallen und stöhnte genervt vor sich hin. Ihre Hand baumelte lustlos über den Boden. Fast schreckte sie panisch auf, als sie plötzlich etwas weiches an ihrem Handrücken spürte.

Dabei war es nur Aberfeldy, der diese anvisierte und seinen Kopf gegen ihre Finger donnern ließ.
„Na, will da jemand nach draußen flüchten?"
Die Verschnaufspause war ihr nicht lange gegönnt, denn ihr Kater fing tatsächlich an zu miauzen und tappte mit seinen Samtpfoten über das Laminat zur Balkontür.
„Manchmal wünsche ich mir, dass ich genauso wenige Verpflichtungen wie du hätte, Kater."
Sie schaute ihm noch kurz nach, jedenfalls bis er aus ihrem Sichtfeld verschwunden war. Dann überkam ihr der Gedanke, dass sie ganz alleine war und diese Erkenntnis passte ihr ganz und gar nicht.

Der Streit mit Henry und die Auswirkung auf ihre Gefühle spürte sie noch immer durch ihren Körper hindurch kriechen, zu gern wollte sie einfach ihre Tür aufreißen und bei ihrem Nachbarn sturmklingeln.

Aber, nein.

Er beschwörte den Streit hervor und auch nur Henry allein sollte diesen aus der Welt schaffen. Inzwischen machte es sich Mags erneut auf der Couch gemütlich, schenkte sich frische Limonade in ihr Glas und durchsuchte Pinterest für innovative Ideen, die sie für die Hochzeitsfotos möglicherweise in Anspruch nehmen konnte.

Die Zeit schritt immer weiter vorwärts und während Mags vor ein paar Stunden den Weg zurück zur Coach fand, um sich danach in sämtlichen Apps auf ihrem Handy zu verlieren, übersah sie an diesem trägen Sonntag fast die Zeit.

'Oh, shit! Ich muss mich fertigmachen, Leonard bringt mich um, wenn ich ihn schon wieder warten lasse!'

Hastige Schritte klopften unruhig über den Boden, schlenderten über den Flur, hinein ins Schlafzimmer, um vor dem großen Kleiderschrank einen Stopp einzulegen. Es dauerte nicht lange, schon war der Casual Look mit eleganten Details vollendet und sie konnte mit ruhigem Gewissen zur Tür rennen, wo soeben das Geräusch der Klingel ertönte.

„Hallo- Oh, Leonard. Ich habe dich gar nicht-... was genau machst du hier?"
Er stand höflich und mit einer Prise der Zurückhaltung im Türrahmen und zeigte mit dem Daumen hinter seine Schulter.
„Ich habe dich bisher immer nur überall hinlaufen sehen und gestern fiel mir unter den Autos auf dem Hof nicht wirklich ein Kennzeichen ins Auge, was zu dir passt."
Mags zog sich ihre Pumps über die Füße, während Leonard noch über seine Beobachtungen berichtete.

„Ich schätze dein Gespür fürs Detail. Also? Was sagst du?"

Erwartungsvoll präsentierte sie ihm das herausgesuchte Outfit. Dieses, ganz im Stil einer großartigen Marlene Dietrich, schien Leonard tatsächlich zu gefallen.

Lächelnd griff er zu ihrer Garderobe und zog noch einen Trench Coat hervor.
„Jetzt ist es perfekt."
„Du bist so ein Snob!"
Lachend nahm sie ihm den Mantel aus der Hand und zog ihn sich über, während sie nach ihrer Tasche und dem Wohnungsschlüssel griff. Draußen erwartete sie dann der nächste Kulturschock. Auf dem Parkplatz ihres Wohnblocks stand ein glänzend schwarzer AMG Roadster, bereit für eine Spritztour zur English Bay.

„Ich hätte nicht...-naja, sportlich. Hätte bei dir eher an eine C-Klasse gedacht."
„Wir können uns auch gerne vor Ort treffen."
Mags begann zu lachen und stieg ohne ein weiteres Wort in den Sportwagen ein.

Sie wusste gar nicht, wo sie zuerst hinschauen sollte.

Für jemanden, der weder einen Führerschein besaß noch in vielen Autos mitfahren durfte, waren es eindeutig zu viele Knöpfe gewesen.
„Also, irgendwelche besonderen Regeln?"
„Kein Make-Up, kein Essen und keine Handcreme. Oh, und lasse die Knöpfe in Ruhe."
Beschwichtigend legte Magnolia ihre Hände gefaltet in ihren Schoß und freute sich schon darauf mit ihren Absätzen im Sand stecken zu bleiben.

'Er sollte sich echt den Stock entfernen, der in ihm scheinbar sonst wo festsitzt.'

Die Fahrt zum beliebten Ausflugsziel vieler Kanadier verlief in ziemlicher Stille. Es war keine unangenehme Ruhe, dennoch spürte Mags eine nervöse Anspannung im Auto.

'Hat er tatsächlich so eine große Angst davor in dieses Café zu gehen? Oder bin ich diejenige mit der Angst?'

Magnolia hatte möglicherweise allen Grund dazu.

Vor etlichen Jahren, als das Leben eines Familienvaters noch unbeschwerlich gewesen war und eine junge Frau ihre ersten Schritte in ein neues Land setzte, um das nächste Kapitel im Lebensbuch aufzuschlagen, war dieses Café mehr oder weniger ihr Zuhause. Denn bis auf ihre wenigen Kollegen kannte sie dort so gut wie niemanden. Da war ein Mitarbeiter, der anfangs wirklich nett zu ihr gewesen war. Er hieß Kyle, kam ursprünglich aus Queensland und hatte den wohl verrücktesten Akzent, den Magnolia bis dato kannte.

Sie arbeiteten in den Schichten oft zusammen und lernten sich mit jedem Wort besser kennen und vor allem schätzen.

Doch in einer Nacht veränderte sich dieses Bild endgültig.

Es war schon spät, da zog es Mags zurück in das Café, denn sie hatte in all der Eile ihre Jacke vergessen und somit auch ihre Schlüssel.

Ein lautes Poltern.

Das war das erste, was ihr vor all den Jahren unmittelbar nachdem sie das Café betreten hatte, auffiel. Danach ging alles relativ schnell.

Jemand brach in das Restaurant ein und hatte vor das Geld in der Kasse zu stehlen. Der Dieb bemerkte nicht, dass Mags ihn beim Stehlen ertappte. Natürlich hatte sie versucht ihn aufzuhalten, aber das gedämmte Licht sowie die innere Angst blockierten ihr Vorhaben. Die fremde Gestalt rannte auf sie zu, in dem Versuch zu entkommen.

Mags wollte einschreiten, doch dann... ein stechender Schmerz zog sich durch ihren Abdomen.

Neben ihr fiel das Messer mit der blutigen Klinge zu Boden und der Täter floh.

Kyle kam nach dem Vorfall noch ein paar Tage in das Café, übernahm die Bar am Abend. Irgendwann hieß es nur noch, er sei zurück nach Australien.

Mags hörte nie wirklich auf sich zu fragen, ob er mit dem Vorfall etwas zu tun gehabt hatte. Jedenfalls konnten die Ermittlungen ihm nie etwas anlasten.

„Möchtest du nicht aussteigen?"

Mags blickte starr durch die Windschutzscheibe, ihr fiel nicht auf, dass Leonard längst ausgestiegen war und nun mit dem Ellbogen abgestützt durch das heruntergelassene Fenster blickte.

'Zähle bis zehn. Atme tief durch, du schaffst das.-'

„Natürlich! Ich dachte nur gerade darüber nach, ob es eine gute Idee wäre mit meinen Pumps durch den Sand zu laufen."
„Ich würde ja gerne mit dir tauschen. Aber ich denke mit meinen kannst du genauso wenig anfangen. Außerdem sehen sie an deinen Beinen besser aus."

'Hat er gerade versucht zu flirten?'

Das kurze Gespräch wurde abrupt beendet, nachdem Magnolia sich aus der Tür quälte und sie zu Leonards Unbehagen mit einem lauten Knall zufallen ließ.

„Ich habe schon ganz vergessen, wie sehr ich diesen Ausblick immer genossen habe."

Mags stützte ihre Ellbogen auf dem hölzernen Tisch und legte ihr Kinn auf ihren Handrücken ab, während sie Leonard aufmerksam zuhörte. Seine grell blauen Augen schauten fasziniert aus den großen Fenstern heraus, beobachteten die Leute am Strand, schweiften über das strahlende Wasser.

'Es war richtig mit ihm hierher zukommen.'

„Ich bin oft hier. Nicht im Café direkt, aber an der Bucht. Das ist Henrys und mein Lieblingsplatz."
„Euer Lieblingsort also." Leonard nahm seinen Kaffee in die Hand und trank einen Schluck heraus, als er mit hochgezogenen Augenbrauen Magnolia musterte.

Diese erinnerte sich rasch an das kurze Gespräch neulich in ihrer Wohnung und seufzte genervt.
„Er ist mein bester Freund, Leonard. Was willst du jetzt großartig hinein interpretieren?"
„Oft enden platonische Beziehungen in einer...-nun ja, Beziehung. Das oder es entsteht, wie sagt man es heute ... Friendzone."
„Welcher Selbsthilfe-Beziehungsguru hat dir sowas denn erzählt?"
„Meinst du damit eine Eheberatung?"

Beide kreuzten die Arme übereinander und lachten.

„Ihr beide versteht euch gut, er wirkt anständig und loyal. Die gleichen Interessen scheinen auch da zu sein. Warum versucht ihr es nicht einfach einen Schritt weiter? Vielleicht werdet ihr am Ende überrascht sein."
Mags ließ sich zurück in das Polster der Sitzgarnitur fallen und grübelte kurz über die Worte nach.

'Ja... was genau steht dem eigentlich im Weg?'

„Möglicherweise ist es ja genau das."

Leonard verstand nicht, was sie mit ihrer Antwort meinte. Mags hatte die Worte schneller verloren, als sie dessen Bedeutung selbst verstehen konnte. Dennoch versuchte sie es mit einer Erklärung.

„Er ist charmant, witzig, ein guter Freund und Zuhörer. Er macht alles für mich und stellt sich und seine Bedürfnisse immer hinten an. Er ist perfekt, verstehst du das?"
„Das befürwortet gerade eher meinen Vorschlag."

Mags grummelte, weil er es nicht sofort verstand. Aber wie sollte er auch wissen, was in ihrem Kopf geschieht?

„Er ist perfekt und genau das will ich nicht. Ich kann nicht an seiner Seite sein, wenn ich weiß, dass er sich selbst für mich aufgeben würde. Er wäre der perfekte Partner. Aber was ist mit mir? Ich würde dauerhaft denken, dass ich als Partnerin miserabel wäre. Henry ist-... würde ich ein Bild von ihm malen, wäre es bunt. Es würde in allen Farben dieser Welt leuchten. Im Vergleich verblasst alles. Ich verblasse."

Als das letzte Wort ihre Lippen verließ, fühlte Magnolia sich plötzlich erleichtert.

Egal, ob Leonard oder sonst wer es verstand oder nicht, sie hingegen hatte endlich das Gefühl sich selbst ein Stück näher gekommen zu sein.

'Was will ich vom Leben? Ein Perfektes? Lieber bleibt das mein Lebensziel als das ich es schon hätte und keine Steigerung mehr sehen kann. Das wäre langweilig.'

„Er engt dich mit seiner perfekten Art ein. Ein interessanter Gedanke."
„Du musst es nicht verstehen. Es reicht, wenn ich es tue."

Leonard setzte seine Tasse wieder auf den Tisch zurück und kehrte für einen Moment in sich. Mags ließ ihm den Moment und schaute einfach wie er es zuvor schon tat, aus dem Fenster heraus.

„Nein, ich verstehe das. Auf diese Art habe ich sie nämlich verloren."

Ihre Augen wollten sich vom Strand und den lachenden Menschen lösen, als seine Worte ihr Gehör erreichten, aber Mags wusste einfach nicht, wohin sie sonst schauen sollte. Sie wusste, dass er zurückgeschreckt wäre, wenn sie Blickkontakt hergestellt hätte.

Worte waren unnötig, sie machten oft mehr kaputt als das sie heilen konnten. Es gab eine Lösung und Magnolia wagte diese mutige Geste.

Zugegeben, Mags hätte eher Kälte erwartet. Kälte und einen hektischen Rückzieher.

Stattdessen umfasste ihre Hand noch immer seine und ihre Finger berührten sich. Ganz leicht. Ganz zaghaft.

Es war vielleicht eine Gestik von nur drei Sekunden.

Aber als sie ihre Hände dann voneinander lösten, war beiden viel wärmer als zuvor.

„Hast du Lust auf einen kleinen Spaziergang?"
„Trägst du denn meine Schuhe?"
Lachend stand Leonard auf und sie streckte ihm höflich die Hand entgegen, welche er jedoch nicht annahm.
„Ein Mann wie Henry hätte das bestimmt getan, Mags." Seine Lippen verformten sich zu einem frechen Grinsen, bevor er provozierend den Weg zur Kasse fand, deren Bestellung bezahlte und dann durch die Glastüren verschwand.

Magnolia saß noch immer wie angewurzelt da, starrte zur Deckenbeleuchtung, die sie an ein Sternbild erinnerte.

'Naja... immerhin hat er den Kaffee bezahlt.'

Schulterzuckend stand sie auf, zog sich die Pumps aus und verließ barfuß das Café.

Der Sand fühlte sich gut unter ihren Fußsohlen an.

Er war trocken, warm und kitzelte zwischen den Zehen. Es war für sie das pure Gefühl vom Sommer.

Ihre liebste Jahreszeit.

„Wie geht es mit dem Entwurf eigentlich voran?"
Magnolia wusste noch immer nicht so recht, welche Gesprächsthemen sie mit Leonard beginnen sollte, aber normalerweise war seine Arbeit jedes Mal ein guter Anhaltspunkt.
„Wir machen große Schritte vorwärts. Michelle erscheint nächste Woche noch einmal zum Termin und bringt ihre letzten Wünsche mit ein. Dann geht es endlich in die Bauphase."
„Was? Das ist ja genial!"

Magnolia hörte gerne, wenn Projekte schnell verliefen. Dies bedeutete, dass sie mehr Zeit hatte, das nächste Abenteuer zu beginnen. Aber dieses Mal fühlte sie einen unterdrückten Schmerz im Inneren, als sie an das Ende ihres Auftrags dachte.

„Dann gibts auch endlich neue Schauplätze zum Knipsen für dich. Hey, bist du noch da?" Magnolia nickte rasch den Kopf und hakte sich mit ihren Händen an seinem Arm fest.
„Du wirkst heute nicht ganz bei der Sache. Ist sonst alles in Ordnung?"
Die Angesprochene biss sich auf die Unterlippe.

Nichtsdestotrotz wagte sie einen Versuch, ungeachtet dessen, was er ihr antworten würde.

„Um ehrlich zu sein habe ich ein kleines Problem."

Skepsis zog sich durch Leonards Gesichtszügen hindurch. Er sagte nichts. Wartete auf eine detaillierte Antwort.

„Nächster Punkt deiner Liste. Ausgelassen unter Menschen Spaß haben. Was hälst du also kommende Woche von einer Hochzeit?"

„Wir hatten nicht einmal unser erstes Date."

Magnolia grinste.

„Du hast immerhin den Kaffee bezahlt."
„Aber auch nur, weil wir ansonsten Teller gewaschen hätten." Ein Blick genügte und er versteckte sein unschuldiges Lächeln wieder.
„Du brauchst also eine Begleitung. Aber was ist mit Henry?"
Mags rollte mit ihren Augen und lief einige Schritte voraus. Frech blickte sie über ihre Schulter und musterte ihn.
„Henry besitzt leider nicht solche stylischen Anzüge."

Sie wartete nicht seine Antwort ab, sondern lief weiter
geradeaus durch den Sand, genoss die Sonnenstrahlen auf der Haut und verfolgte die Route zurück zu Leonards Wagen.

Er blieb noch stehen.

Beobachtete die Menschen am Strand, die sich teilweise in das Wasser trauten und sich über das blühende Wetter freuten.

Er blieb stehen, um den Sonnenuntergang hinter den Bäumen zu bewundern. Sah zu, wie die verschiedensten Farben in einander verflossen und atmete tief ein.

'Okay.'

Erst danach eilte er ihr mit zügigen Schritten hinterher. Auf unspektakuläre Art und Weise brachte Leonard sie zurück zu ihrem Wohnviertel, aber immerhin entkam ihm noch ein erleichtertes Seufzen, nachdem sie die Beifahrertür dieses Mal ganz vorsichtig hinter sich zuzog.

„Es wäre gut, wenn du morgen pünktlich kommst. Die ganze Garde wird da sein und umso einfacher kannst du irgendwelche netten Fotos machen."

Mags lächelte seine sarkastischen Worte mit Mühe weg, jedoch nicht, ohne sich absichtlich provokant langsam am offenen Türrahmen anzulehnen.
„Vor allem kann ich dir so bestimmt auch noch bei irgendwelchen Vorbereitungen helfen."
„Das klingt nach einer fabelhaften Idee."

Lachend ging Mags ein paar Schritte vom Wagen weg und gestikulierte zwischen seinen und ihren Augen.

„Ich habe Sie durchschaut, Mr Tremblay."
„Morgen um sieben."

Er verschwand von der Auffahrt ohne ein weiteres Wort.

Aber Magnolia war trotzdem zufrieden damit, denn an diesem Tag redete er schon mehr als genug mit ihr.

Es klopfte mehrmals im Flur, aber sie bekam keine Reaktion. Weshalb stand Mags also noch immer entschlossen vor der Tür und wartete ab?

'Lange lässt er mich schon nicht mehr hier stehen.'

Tatsächlich verging nach dieser felsenfesten Überzeugung eine weitere Viertelstunde und langsam wurden ihre Beine müde.
„Solltest du kein Paket für mich in den Händen halten, ist das Warten für dich sinnlos."
„Amazon beliefert dich in letzter Zeit immer öfters. Was ist wohl diesmal drin?"

Unschuldig rüttelte Mags an ihrer Tasche herum, erhoffte sich endlich Einlass.

„Ich habe einen Spion an der Tür, schon vergessen?"
„Mach endlich auf. Wir beiden wissen, dass du ihn nie benutzt!" Es war ein mühevoller Versuch, der tatsächlich Erfolg versprach.

„Wer anderen nicht verzeihen kann, zerstört die Brücke, über die er selbst gehen muss. Jeder Mensch braucht ... Vergebung."

Misstrauisch zog Henry die Augenbraue hoch, erwartete eine Erklärung für ihr gewähltes Zitat.

„Ich denke, das zählt für uns beide. Also, Frieden?"

Henry zögerte, als er ihre ausgestreckte Hand vor sich sah. Aber wie viele gute Jahre hingen bereits an dieser Geste? Er war sich sicher, es gab so gut wie nichts, was er ihr nie verzeihen könnte. Auch, wenn es bedeutete seine eigenen Gefühle hintenanzustellen.

„Thomas Fuller, also? Ich sehe, wir bewegen uns in der Zeit langsam vorwärts."

Zufrieden ging Magnolia durch die offene Tür hindurch und stellte ihre Pumps neben seinen Schuhen ab.

„Ich kann es kaum erwarten endlich bei Mark Twain anzukommen."

Henry lächelte, als er ihr zustimmte und schloss die Tür danach hinter sich zu.

Sooo ...

Ich dachte mir, dass es in der Mitte der Woche mal ein guter Zeitpunkt wäre, dass nächste Kapitel zu veröffentlichen ... 😊

Xx 🌸

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