𐫱 𝔎𝔞𝔭𝔦𝔱𝔢𝔩 𝔳𝔦𝔢𝔯 𐫱
Melody
Ich springe aus dem Hubschrauber und beim Aufkommen jagt mir ein schrecklicher Schmerz durch meinen ganzen Körper. Fest beiße ich auf meine Zunge. Mein rechtes Sprunggelenk brüllt mich beinahe schon an. Die überraschende Überbelastung namens Springen entfesselt einen durchdringenden Schmerz, der bei jedem Schritt aufjault. Entschlossen reiße ich mich zusammen und folge den anderen unauffällig.
Wir laufen auf ein hell erleuchtetes Gebäude zu. Vor uns steht in einem Tor eine männliche Silhouette. Ich kann sein Gesicht nicht erkennen, doch mein ganzer Körper sträubt sich weiter zu gehen. Er erinnert sich mal wieder, ich aber nicht.
Schüsse hallen hinter uns durch die Nacht und ich ziehe meinen Kopf ein. Sobald wir drinnen sind, wird das Tor donnernd geschlossen.
Der Mann empfängt uns scheinbar freundlich: ,, Herzlich Willkommen! Ich bin Janson. Ihr seid hier sicher und könnt euch auf ein neues, tolles Leben freuen. Ich bin so froh, dass wir euch retten konnten. Stellt euch doch mal vor."
Er lächelt jeden an und nickt uns zu. Ich traue diesem Typen jedoch nicht. Sein Lächeln wirkt aufgesetzt und seine Augen schimmern hinterhältig. Wie die einer Ratte. Auch Thomas blickt misstrauisch drein. Nacheinander sagt jeder seinen Namen, aber mittlerweile sind wir nicht mehr viele. Von den ungefähr 20 Jugendlichen sind wir sieben übrig geblieben. Bratpfanne. Winston. Newt. Minho. Theresa. Zum Schluss Thomas.
Janson schaut Thomas etwas länger an, dann fällt sein Blick auf mich. ,,Und wer bist du?"
Ich richte mich zu meiner vollen Größe auf, hebe mein Kinn und antworte mit ausdrucksloser Stimme: ,,Ich bin Melody." Ihm werde ich weder meine Gefühle zeigen, noch meine Schwächen. Die Ratte soll nichts zu Fressen bekommen.
Überraschte Laute ertönen hinter mir. Stimmt, ich konnte den Anderen meinen Namen noch gar nicht offenbaren. Aber mir bleibt auch keine Zeit mehr, es ihnen zu erklären, weil Janson uns auffordert, ihm zu folgen.
Er bringt uns in einen Raum, der weiß gehalten ist, so wie der Rest des Gebäudes. Hier wuseln überall Ärzte herum, also ich nehme es an, weil alle weiße Kittel tragen. Schon wieder weiß. Wenn ich hier rauskomme, werde ich weiß hassen.
Uns wird erklärt, dass wir untersucht werden, da wir so lange ohne anständige Versorgung gelebt haben. Wir werden getrennt, was mir überhaupt nicht passt. Jeder kommt in eine ,,Kabine", wo uns Ärzte erwarten.
Eine junge Ärztin mit einem strengen Dutt nimmt mich mit einem aufmunternden Lächeln in Empfang. Ihr vergönne ich jedoch keine Erwiderung des Lächelns. Meine volle Aufmerksamkeit liegt auf Thomas, der schräg gegenüber von mir untersucht wird. Ich meine es völlig ernst, ihm nicht von der Seite zu weichen.
,,Okay, dann wollen wir mal schauen, wie es dir geht" , informiert mich die Brünette mit ruhiger Stimme. Ich schaue sie nur argwöhnisch an, aber lasse es geschehen. Sie misst meinen Puls und hört meine Lunge ab. Als das kalte Stethoskop meine Haut berührt, sträuben sich die Härchen an meinen Armen.
Danach tastet sie mich ab, mit der Erklärung: ,,Wir wollen doch nicht, dass du dir was verletzt hast." Mit geschürzten Lippen beobachte ich ihre reinen Hände, die wohl nie harte Arbeit gesehen haben.
Doch dann ist sie bei meinen Füßen angelangt. Fest drückt sie auf mein verletzten Knöchel und ich kann noch rechtzeitig einen Schmerzensschrei unterdrücken. Die Ärztin legt die Stirn in Falten. ,,Was ist denn da?" Langsam beginnt sie, mein Hosenbein hochzukrempeln.
,,Wage es ja nicht!", fauche ich.
Sie runzelt nur noch mehr die Stirn und ignoriert mich. ,,Das sieht gar nicht gut aus."
Und da hat sie recht. Ich habe das in Mitleidenschaft gezogene Gelenk noch gar nicht angeschaut und jetzt erst merke ich, wie schlimm es ist. Wie eine dicke Socke umhüllt eine starke Schwellung meinen Knöchel und leuchtet in den tiefsten Blau- und Rottönen.
,,Wir müssen es am bestem röntgen", murmelt die Ärztin.
,,Das kannst du vergessen", stelle ich klar.
,,Dann erzähl mir mal, was du veranstaltet hast." Sie schaut mich forschend an. Aber ich schaue weg und presse die Lippen zusammen. Das geht sie gar nichts an! Aber sie gibt nicht nach und wenn ich möchte, dass ich schneller hier weg komme, muss ich es ihr wohl oder übel erzählen.
Ich seufze tief. ,, Naja, ich hab verfangen im Efeu kopfüber gehangen mit starker Belastung auf dem rechten Bein."
,,Na geht doch. Dann können wir ja ausschließen, dass es gebrochen ist." Fachmännisch betrachtet sie die Schwellung, bewegt meinen Fuß hin und her. Zischend lasse ich Luft durch meine Lippen entweichen und blinzle ins kalte LED-Licht.
„Ein ordentlicher Hämatom, Schmerzen bei Bewegung und Belastung, das muss ein Bänderriss sein." Ungläubig schüttelt sie den Kopf, kann wohl nicht fassen, dass ich damit rum gerannt bin.
Eigenartigerweise lässt mich diese Diagnose kalt. Diese schmerzfreie Kälte breitet sich in meinem Knöchel aus. Prickelnd strömt sie durch die Schwellung und kappt jegliche Empfindungen darin. Verwirrt schaue ich auf die Brünette, doch sie zeigt keine überraschte Regung.
Aus einer Schublade holt sie ein unförmiges, schwarzes Etwas. „Ich werde es zur Sicherheit schienen, dann sollte es in ein paar Wochen verheilt sein." Geschickt legt sie es mir an und zurrt die Schnallen fest.
„Wasserfest und aerodynamisch." Sie klopft beinahe schon stolz drauf und erhebt sich. „Gute Besserung."
Zeitgleich wie die anderen übergibt sie mich der Obhut einer großen blonden Frau. Sie führt mich zu den Duschräumen. Willenlos folge ich ihr, denn der nun nicht mehr vorhandene Schmerz bringt mich zum Grübeln. Beim Gehen fühle ich mich wie ein Storch. Von wegen aerodynamisch. Steif wie Beton ist diese Schiene.
Während ich mich abdusche, fliesst Blut mit in den Abfluss und ich muss an Chuck denken. Tränen gesellen sich zu dem Wasser, das abläuft. Ich hebe meinen Kopf entgegen des angenehmen Strahls, möchte all das Leid abwaschen. Thomas ergeht es sicherlich ähnlich, denn auch seine Hände waren voll mit dem Blut des Unschuldigen.
Danach trockne ich mich ab und streife die neuen, sauberen Klamotten über. Sie sind ziemlich eintönig, aber ich gebe mich damit zufrieden. Genieße sogar den rauen Stoff an meiner nun reinen Haut. Dann schaue ich geradewegs in den Spiegel.
Schmerzhaft wird mir bewusst, dass ich mich noch gar nicht wirklich gesehen habe, zumindestens nicht dran erinnern kann. Ich starre die Person an, die ich sein soll. Ich fahre durch mein blondes, wildes Haar und merke einen Kratzer auf meiner Wange. Meine grünen Augen blicken ernst, so wie der Rest meines Gesichts.
Die grünen Augen, die Chuck so gefallen haben. Farbe der Hoffnung. Meine Hoffnung ist jedoch getrübt. Denn es fehlt das Sonnenlicht, das von dem kleinen Freund ausging.
Das Mädchen vor mir scheint vieles durchgemacht zu haben und die Frage bannt sich in mein Gehirn, wer ich vorher mal war. Ich reiße mich von dem Anblick los und finde einen Kamm. Ich kämme mich so lange, bis mein Haar ganz weich ist und binde mir einen Zopf. Ich lächle in den Spiegel. So sieht es doch viel zivilisierter aus.
Von einem Impuls ergriffen, reiße ich das Haargummi wieder aus meinem Haar. Ich bin eine Rebellin, die nach Rache trachtet! Wild und frei, gesteuert von Wut und Entschlossenheit. Chucks Tod darf nicht unbestraft werden.
Den ebenfalls toten Gally habe ich nicht mal im Sinn. Nein, diejenigen, die alles begonnen haben, die dieses bescheuerte Labyrinth gebaut haben, werden meine Rache zu spüren bekommen. WCKD soll büßen. Aufgewühlt schlage ich auf den Waschbecken.
So schnell dieser Ausbruch gekommen ist, ebbt er wieder ab. Erschöpft lehne ich meine Stirn an den kühlen Spiegel und atme tiefe Ein. Jetzt heißt es Abwarten. Überstürztes und emotionales Handeln ist niemals gut. Entschieden straffe ich meine Schultern und begebe mich auf den Weg zu den Anderen.
Ich komme in einen Speiseraum, in dem einige Tischgruppen ordentlich stehen und mit Jugendlichen besetzt sind. An einem Tisch sitzen bereits die Anderen. Thomas nickt mir zu und schaut sich dann weiter um. Ein Junge, der seine Kapuze tief über sein Gesicht gezogen hat, sitzt am selben Tisch. Als er mich hört, schaut er auf. Seine braunen Augen blicken besorgt und gequält. Sein Lächeln erreicht sie nicht. Er stellt sich mit Aris vor, bevor er wieder in Überlegungen versinkt.
Erschöpft platziere ich mich ebenfalls auf einen Stuhl, halte jedoch inne. Noch einmal lasse ich meinen Blick durch die Runde gleiten und stelle etwas Grundlegendes fest. Das einzige Mädchen neben mir ist nicht bei uns. Ihr Fehlen ist so offensichtlich wie eine rot-blickende Alarmleuchte und doch ist es mir beinahe entgangen. Zuletzt sah ich sie bei unserer Ankunft. Ni hat mehr bei der Untersuchung, nicht bei den Duschen und sich in Luft auflösen kann sie schlichtweg nicht. Nur wo ist sie dann?
Janson faselt etwas von ,,Neuanfang", aber ich schenke ihm keine Aufmerksamkeit, genauso wie dem Essen. Ich hänge meinen Gedanken nach. Die Frage, wer ich war, läuft in Dauerschleife und lässt mich nicht los. Ebenfalls das nicht Rrscheinen von Theresa. Wo am Anfang noch Hoffnung war, sie würde nachkommen, lodert nun eine heiße Vorahnung.
„Theresa!" Laut scheppernd fällt Thomas' Stuhl zu Boden, als er wie von einer Tarantel gestochen aufspringt. In Sekundenschnelle werde ich aus meiner Versenkung gerissen und stehe neben Thomas.
Hinter der breiten Scheibe, die die ganze Längsseite des Raumes einnimmt, marschiert Theresa vorüber. Ihr Blick kreuzt den Meinen und schimmert voller Wissbegier.
Stürmisch prescht Thomas in ihre Richtung, doch Newt packt seinen Arm. Hält ihn in weiser Vorsicht zurück.
„Wohin bringt ihr sie? Sagt es mir! Wohin?" Seine verzweifelte Rufe brennen sich in meine verletze Seele. Doch Keiner reagiert. Wie angewurzelt stehe ich an meinem Platz, fixiere den leeren Flur hinter dem Glas und blende das Getuschel der übrigen Jugendlichen aus. Ein heißer Abgrund öffnet sich in mir.
Desinteressiert beobachtet Janson das Chaos und gibt dann den Wachen einen Wink. Schwarz gekleidete Personen mit dunklen Visieren und schwer geladenen Waffen treten zu uns.
„Bringt diese Chaosstifter auf ihr Zimmer." Jansons gelangweilte Stimme ist wie Öl in eine glühende Pfanne. Als würde ein Vulkan in mir anfangen zu brodeln. Mein „persönlicher Begleiter" fasst mich am Arm. Gereizt schlage ich seine Hand weg. „Ich kann alleine gehen, danke."
Doch dann merke ich, dass wir in die entgegengesetzte Richtung als meine Freunde gehen. Wie ein stures Kleinkind bleibe ich stehen. „Bringt mich dahin, wo auch die Anderen hingehen! Sonst lernt ihr mich kennen", fauche ich.
Fragend blickt die vermummte und kugelsicher gekleidete Person zu Janson, der genervt nickt. So folge ich den anderen zu „unserem" Zimmer. Aber ich bin stutzig geworden. Warum tragen diese Leute kugelsichere Westen und Waffen? Um uns zu schützen? Aber doch nicht hier drinnen. Das ergibt keinen Sinn. Der brodelnde Vulkan spuckt bereits Lava. Hier stimmt was gewaltig nicht.
Auf dem Zimmer läuft Thomas unruhig zwischen den Etagenbetten hin und her. „Wohin haben die sie nur gebracht?"
„Ihr geht es sicher gut. Es gibt hier nichts zu befürchten", gibt Newt wenig überzeugend von sich.
Die Hitze in mir wird unerträglich und ich lasse feurig Dampf ab: „Klar und ich kann Polka tanzen."
„Kannst du?", fragt Winston ehrlich interessiert, doch ich schleudere ihm ein „Nein" entgegen.
„Was ist überhaupt Polka?"
„Keine Ahnung, ich fand den Vergleich so passend!" Besser fühle ich mich trotzdem nicht.
Resigniert fährt sich Newt durch seine rotblonden Haare. „Wir sind erschöpft, Leute. Lasst uns einfach schlafen, morgen lässt sich alles bestimmt erklären."
Alle stimmen ihm zu und es senkt sich endlich Ruhe über das Zimmer. Aber leider kann ich nicht einschlafen. Meine Gedanken schwirren in meinem Kopf, bis sie um eine Sache kreisen: das Video in der Überwachungszentrale. Da war ein Mädchen, das in einem Raum mit Glaswänden war. Leute mit weißen Kittel kamen auf sie zu und hatten Spritzen in der Hand. Sie wurde total aggressiv und ihre Augen leuchteten grün. Es war total grauenvoll, sie wurde wie ein Testobjekt behandelt. Nicht wie ein Mensch.
Das Problem ist: ich glaube, das Mädchen war ich.
Ich grübel weiter vor mich hin, als ich unter mir leises Scheppern höre und etwas über den Boden kratzt. Ich schaue von dem Etagenbett hinunter, wo eigentlich Thomas liegt. Aber ich sehe nur, wie er unters Bett verschwindet, höre Geflüster und dann Stille. Wo ist er hin? Und wer war da unten? Ich beschließe zu warten, doch während ich es tue, übermannt mich der Schlaf.
Der nächste Tag ist langweilig. Jeder ist in Gedanken woanders und alles verläuft ruhig. Bis zum Abendessen. Thomas versucht wieder zu Theresa zu gelangen und bekommt sich mit dem Wachmann in die Haare. Wir werden wieder ins Zimmer geschickt und alle reden auf Thomas ein, wie dumm die Idee war, es hat doch nichts gebracht. Er lässt es über sich ergehen und zückt dann eine Karte. Alle verstummen.
,,Es gibt einen Raum, wo keiner rein kommt. Jeden Abend werden dahin abgedeckt Wagen geschoben. Aris hat es mir gezeigt und wir werden herausfinden, was sich hinter der Tür befindet. Bitte helft mir. Ihr müsst mir Rückendeckung geben."
Er schaut uns bittend an. Newt zögert, stimmt dann aber zu. Da taucht auch schon Aris unter dem Bett auf und Thomas verschwindet im Lüftungsschacht. Ich schaue ihm seufzend hinterher. Mir gefällt der Gedanke nicht, dass er ohne mich da unten ist.
Newt räuspert sich: ,,Alles okay, ähm Melody?" Ich nicke und lächle halbherzig. Da fällt mir ein, dass ich ihnen noch gar nicht erzählt habe, dass ich mich an meinen Namen erinnert habe.
,,Weißt du, im Hubschrauber habe ich mich dran erinnert. Also, dass ich Melody heiße. Oder ich glaube es zumindest. Tut mir leid, dass ich es euch noch nicht gesagt habe. Bin irgendwie nicht dazu gekommen."
Er nickt verständnisvoll und sein Blick fällt auf die Schiene. ,,Was haben die dir da verpasst? Ist das nicht total unbequem?"
Ich versuche zu lachen, aber es hört sich an wie ein Krächzen. ,,Naja, das Rumhängen war nicht das Beste für mein Gelenk. Jetzt fühlt es sich total steif an, aber was soll's?" Ich zucke mit den Schultern.
„Ja, du Spionin, das ist alles dein Plan, oder? Mitleid erregen und sich in unsere Mitte schleichen." Bratpfanne ist zu uns getreten und blickt mich feindselig an.
„Was?" Irritiert ziehe ich meine Brauen zusammen.
„Du hast mich richtig verstanden! Du kannst aufhören, dein Theater zu spielen. Du hältst uns wohl für dumm?!"
Fassungslos schüttle ich den Kopf, bekomme kein Wort über die Lippen.
Der schmächtige Winston tritt zu Bratpfanne. „Komm lass sein. Sie versteht doch gar nicht, worüber du redest."
Wütend funkelt dieser den Schwarzhaarigen an. „Natürlich versteht sie es!"
„Spionage bringt ihr in dieser Anstalt genauso viel wie das Essen hier zu verweigern", kommentiert Minho, der es sich auf einem Bett gemütlich gemacht hat und seine Arme hinter seinem Kopf verschränkt hat.
„Das tut alles gerade nichts zur Sache." Newt schaut vielsagend zur Tür. Ich gucke besorgt zum Bett.
Dann straffe ich die Schultern und krabbele kurzentschlossen unters Bett. Neben einem zur Seite geschobenen Gitter befindet sich die dunkle Öffnung. Noch bevor ich meine Entscheidung hinterfragen kann, bin ich im Schacht und bewege mich in die Richtung, wo ich Thomas vermute. Es ist irgendein Gefühl, ich weiß es einfach. Ich höre noch hinter mir Newt nach mir rufen, aber es ist schon zu spät.
Endlich komme ich an einer weiteren Öffnung an, wo die Jungs wahrscheinlich durchgesprungen sind. Vorsichtig lasse ich mich nach unten gleiten und gebe dabei Acht, nicht zu stark auf mein verletztes Bein aufzutreten.
Ich gehe durch eine offen stehende Tür und sehe eigenartige Dinger rumstehen, als ob da irgendwas gezüchtet wird. Angewidert gehe ich daran vorbei, durch eine andere Tür und bleibe geschockt stehen. Unsicher bewege ich mich in den Raum, betrachte erschüttert die Reihen von Gerüsten.
Lauter Teenager hängen an Schläuchen. Regungslos hängen sie da, wie in einen Dornröschenschlaf versetzt. Gurte sitzen um ihre Brust, halten sie in der gleichen Position. Atemmasken verdecken die Hälfte ihrer Gesichter, die Köpfe nach unten geneigt. In einem Schlauch fließt eine dunkle Maße von deren Körpern weg. Blut. Das Blut fließt zu einem Gerät, unter dem ein kleines Gefäß eine klare Flüssigkeit auffängt.
Nach Luft ringend stolpere ich zurück. Ich verstehe langsam, dass das hier das Gleiche ist wie vorher.
WCKD.
Plötzlich höre ich Schritte und verstecke mich hinter einer Person. Zitternd kauere ich unter der bewegungslosen Person, deren Schicksal ich wohl auch bald teilen würde. Schon kommt Janson mit einem kleinen Gefolge rein und geht bis zur Mitte des Raums. Dort öffnet sich ein riesiger Bildschirm und darauf erscheint die Frau in weiß. Ava.
Sie sagt etwas von ,,es wird Zeit, dass alle dran sind und das mit den Neuankömmlingen gestartet werden soll."
Ich schnappe einen Satz auf, der mich völlig aus der Fassung bringt: „Und Janson, kümmere dich um Melody. Sie muss verschwinden."
Mehr höre ich nicht. Mit lauten Getöse bricht der Vulkan in mir aus. Doch ich scheine in einer Luftblase gefangen zu sein. Ein Tinnitus bringt mich zum Rande eines Nervenzusammenbruchs, doch ich kann nicht schreien, mich nicht bewegen um dem Druck in mir zu entkommen.
Plötzlich steht Thomas bei mir, seine Lippen bewegen sich, doch die Worte dringen nicht an meine Ohren. Ohne lang zu warten, zieht er mich hoch und führt mich zum Schacht. Mit aufgerissenen Augen stolpere ich hinter ihm her. Wir sind verloren. Verloren, verloren, verloren.
Ruckartig bleibt Thomas stehen, so dass ich gegen ihn laufe. Er wirbelt zu mir herum und schüttelt mich. Mit einem Schlag ist meine Besinnung zurück. Als ob Klappen sich in meinen Ohren öffnen, kann ich wieder hören.
„Na, los, wir dürfen keine Zeit verlieren!" Schnell geht er in die Hocke und gibt mir eine Räuberleiter. Aris kann ich nicht entdecken, doch verschwende keine weiteren Gedanken an ihn. Wir müssen die Anderen warnen! Hastig robben wir durch die Gänge, zurück zu dem Zimmer. Dort angekommen, verliert Thomas keine Zeit und ruft:
,,Wir müssen hier weg! Schnell!"
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro