» Kapitel 4 «
Da ich nichts besseres zu tun hatte als zu warten, lief ich zu ihrem Schreibtisch, auf welchem ich vorhin meinen Turnbeutel abgestellt hatte und zog mein Handy heraus. Dann würde ich jetzt mal meine Social Medias checken.
Ich hatte einige Benachrichtigungen von Instagram, weshalb ich beschloss, damit anzufangen. Ein paar Leute hatten meine Bilder geliket und kommentiert. Außerdem wurde in unsere Instagram-Gruppe "Darliiiin's", in welcher meine einzigen Freunde Lilli, Benjamin, Sarah und ich natürlich drinnen waren, einige Bilder geschickt. Sarah hatte seit einigen Wochen einen Schwarm, wollte uns jedoch nicht verraten, wer er war, deshalb schickte sie lediglich einige Bilder von Stars, die ihm angeblich ähnlich sehen würden. Aber Hand aufs Herz, wo ist bitte eine Ähnlichkeit zwischen Leonardo di Caprio, Brad Pitt und Cole Sprouse?
Als nächstes folgte Twitter, was ich aber am liebsten direkt wieder geschlossen hätte. Ganz oben in meiner Timeline prangte nämlich ein Bild meines Exfreundes Tim, auf welchem wir zusammen bei einem Segelausflug abgebildet waren. Darüber stand:
› Auch, wenn du es noch nicht akzeptierst, wir sind für einander geschaffen! <3 ‹
Auf dem Bild war ich nur von hinten zu sehen, so dass nicht jeder wusste, wer das Mädchen auf dem Bild war, aber an diesen Tag erinnerte ich mich schließlich noch. Seufzend schloss ich Twitter. Seit ich mit Tim vor zwei Monaten Schluss gemacht hatte, weil ich ihn gemeinsam mit Cindy, einem Mädchen aus meinem Mathekurs, knutschend in der Bibliothek gefunden hatte, rannte er mir nach und schien nicht zu verstehen, wie sehr er mich verletzt hatte und dass es aus war.
Während ich noch mit den Gedanken bei Tim war, stürmte Lilli fast ungeschminkt zurück ins Zimmer, warf mir eine silberne Clutch, so wie silberne Ballerinas zu und blickte mich abwartend an. Schnell zog ich die Ballerinas an, packte mein Portmonee und mein Handy in die Clutch und folgte ihr nach unten ins Wohnzimmer. Dan hatte offenbar sein Problem "beseitigt" und saß abwartend auf dem knallroten Sofa der Porters. Als er uns bemerkte schien er genauso überrascht von Lillis Anblick, wie ich vorhin, sagte aber nichts dazu und verließ einfach das Wohnzimmer mit der Anweisung, dass wir ihm folgen sollten.
Im Flur zog sich Lilli noch ihre schwarzen Plateustiefel über, band die Schnürsenkel zu und lief mit schnellen Schritten mit Dan und mir zu seinem Auto.
Da sowohl meine, als auch Lillis Familie im Londoner Stadtteil Greenwich wohnten und das Konzert in der Modern Music Arena direkt an der Themse stattfinden sollte, ging ich davon aus, dass die Autofahrt relativ kurz werden würde. Das wäre allerdings auch dringend nötig, wie Lilli ihren Bruder erinnerte: "Dan, mein Schatzi. Falls es dir noch nicht aufgefallen ist, es ist beinahe 17 Uhr und der Einlass beginnt in einer halben Stunde. Es werden sicherlich schon fast alle da sein!"
Dan quittierte diese Bemerkung mit einem schlichten: "Mhh...", und drückte etwas aufs Gaspedal. Eigentlich wollte ich Lilli noch von Tims Post erzählen, doch sie kam mir zuvor.
"Ach ja, Jessi. Du glaubst mir gar nicht, was ich vorhin auf der Toilette gesehen habe. Jaaa, ich nehme mein Handy mit auf die Toilette, falls das hier im Auto jemanden stört, da ist die Tür." Sie zeigte auf die Autotür auf ihrer Seite, doch fügte, als sie Dans Blick bemerkte noch hinzu: "Brüderchen, du bist nicht gemeint. Dich kann man ja wegen deiner verpesteten Lungen kaum noch als Lebensform bezeichnen."
Dan seufzte genervt auf, hielt aber den Mund.
"Lilli, du wolltest mir noch etwas erzählen...", erinnerte ich sie an den Anfang des Gesprächs.
"Stimmt ja, danke dir. Also: ich sitze auf der Toilette und öffne Twitter und weißt du was mir da ja schon beinahe entgegenspringt?" Ich ahnte schon, auf was sie hinauswollte.
"Timmiboy scheint echt noch an dir zu hängen. Er hat ein Bild von eurem Segelausflug letztes Jahr im Sommer gepostet und irgendetwas total kitschiges dazu geschrieben. Warte, ich suche es eben raus!"
"Das brauchst du nicht, ich habe das Bild vorhin selbst gesehen. Ich weiß echt nicht, wie ich ihm klarmachen soll, dass ich nichts mehr von ihm möchte!", erklärte ich ihr und sie sah mich mitleidig an.
"Ich verstehe generell nicht, was du mal an ihm gefunden hast. Ich meine klar: er hat Geld, ist beliebt und sieht ganz gut aus, aber er ist ein richtiger Arsch. Und weil ich dich kenne und es dir um das Äußerliche sicherlich nicht ging, musst du mir echt mal erklären, warum ihr zusammen wart!"
Ich seufzte. Solche Gespräche hatte ich mit ihr schon häufiger während unserer Beziehung geführt und auch jetzt, Monate später, ließ sie nicht locker.
"Vielleicht habe ich ja einfach etwas in ihm gesehen? Dass er sich bessert oder so?", versuchte ich sie zu beruhigen, aber sie murmelte nur: "Die Hoffnung stirbt zuletzt."
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