» Kapitel 15 «
Am nächsten Morgen wachte ich viel zu spät auf, wenn man bedachte, was ich noch vorhatte, aber machte mich schnell fertig, zog mich an und setzte meine farbigen Kontaktlinsen ein. Danach begab ich mich ins Bad um mich zu schminken, was mit Abstand am meisten meiner Zeit raubte und wollte schon aus der Tür, als mir Gott sei Dank auffiel, dass ich meine Perücke noch nicht auf hatte. Ich rannte die Treppen wieder nach oben, setzte meine Perücke auf und ließ mich dann von Joseph zur Next Music-Arena fahren.
Als wir an dieser ankamen, schlug es gerade 12. Ich hatte nur noch fünf Stunden, dann musste ich meinen Song präsentieren.
Ich suchte mir eine Lounge, die noch frei war und setzte mich mit einem Kissen auf den Boden des Raums.
Ich hatte mir gestern schon, als ich noch zwischen den zwei Songs haderte, beide Lyrics ausgedruckt. Nun legte ich mir das Blatt mit der Überschrift "Clarissa Carens: Number Two" zurecht und startete das Original des Songs mit Hilfe meines Handys auf den Lautsprechern, die in der Lounge verteilt waren. Nach wenigen Sekunden hallte Clarissas Stimme durch den Raum und ich summte leise mit um die Melodie zu verinnerlichen.
Ich hatte Glück, das Stück kannte ich bereits relativ gut, weil es vor wenigen Jahren in den Charts rauf und runter gelaufen war und somit durfte es nicht so ein großes Problem darstellen, es einzuüben.
Nachdem ich den Song zur Erwärmung ein paar Mal durchlaufen gelassen hatte, begann ich mit einigen Stimmübungen um auch meine Stimme in Schwung zu bringen. Nachdem ich letztes Jahr "entdeckt" worden war, hatte ich fast wöchentlich Stimmbildung mit einem Lehrer gehabt, den Rebecca für mich organisiert hatte. Obwohl er mir hier nicht zur Verfügung stand und ich auf mich selbst gestellt war, hatte ich die Übungen inzwischen so verinnerlicht, dass es ein leichtes war, sie selbst wieder zu geben.
Nach einigen Sprachübungen und Summen zu verschiedenen Melodien fühlte ich mich bereit es mit dem Song zu versuchen.
Ich startete ein Instrumental des Songs, welches auch später beim Auftritt laufen würde, und konzentrierte mich vollständig auf die Musik, die mich sofort umgab.
Nach wenigen Takten, fand ich den Einstieg und begann zu singen.
"You told me, that she's way more important
to you than I'll ever be
and it hurts, because I know you just went
away for her and not for me.
You were the only one, who has taught
me, how to be myself again,
after I fell apart and got caught
by my depression and my pain."
Doch noch bevor ich zum Refrain des Liedes kam, unterbrach mich ein Räuspern.
Erschrocken öffnete ich die Augen, die ich während des Singens geschlossen hatte und sah Ella in der Tür stehen.
"Du hast mich erschreckt.", warf ich ihr vor, aber sie winkte nur ab und erwiderte: "Du hast dich also für ein Lied entschieden?"
Ich nickte.
"Wie weit seid ihr denn? Ist immerhin ein anspruchsvolles Duett, was ihr euch da ausgesucht habt.", fragte ich interessiert nach.
"Ach, wir machen gerade Pause. Aber ich würde behaupten, wir schaffen es definitiv heute Abend abzuräumen", Ella zwinkerte mir zu. Ich lachte kurz.
"Jetzt will ich aber mehr von dir hören. Also mach weiter und lass dich von mir nicht stören."
Ich nickte erneut und schaltete das Instrumental wieder an.
Als die letzten Takte vor dem Refrain erklangen, schloss ich die Augen.
Ich sang den Rest des Songs und als ich die Augen wieder öffnete, war Ella verschwunden.
Ich übte noch die restlichen Stunden, bis es kurz vor 16 Uhr war und war ziemlich zufrieden mit mir selbst. Meine Stimme harmonierte gut mit den Klaviertönen des Instrumentals und ich konnte die Gefühle des Songs gut rüberbringen.
Trotzdem nervös machte ich mich auf den Weg zu einer der Garderoben, wo mich bereits meine Make-up-Artistin Lyla erwartete.
Für die Show und unseren Auftritt sollten wir noch einmal extra schön gemacht werden, immerhin sollte ich nicht in dem Kuscheloutfit, das ich zum Proben getragen hatte, auftreten.
Lyla überarbeitete mein vergleichsweise dezentes Make-up von heute morgen komplett und verzierte mich mit dunklen Smokey Eyes, die meinen falschen braunen Augen mehr Ausdruck verliehen. Meine Lippen verblieben in einem dezenten dunkel-rosa und meine Perücke frisierte sie zu langen, blonden Locken. Die Person, die ich mir gegenüber im Spiegel sah, hatte mal wieder nichts mit Jessica zu tun. Nicht ansatzweise. Stolz lächelte ich.
Dann ging es an meine Kleidung. Aus einem großen Kleidersack holte Lyla ein silbernes, kurzes Kleid und reichte mir noch passende Schuhe dazu.
Nachdem ich mich umgezogen hatte, betrachtete ich mich erneut im Spiegel und war mal wieder von Lylas Künsten begeistert. Ich bedankte mich bei ihr und lief in eine nahestehende Lounge um noch ein letztes Mal mein Lied durchzugehen und meine Nervosität in den Griff zu bekommen.
Etwas Lampenfieber war normal, das kannte ich schon von meinen eigenen Konzerten, aber für die war ich dann doch besser vorbereitet gewesen.
Ich beendete gerade die Zeilen der zweiten Strophe als Jay in den Raum platzte. Überfordert sah ich ihn an.
"Was gibt's?", fragte ich ihn abwehrend und Jay antwortete, dass er sich nur im Raum geirrt hatte. Er hätte eigentlich die Jungs von All Out Fire gesucht.
Ich nickte nur und als Jay den Raum verließ, drehte er noch einmal kurz den Kopf zu mir um zu sagen: "Viel Erfolg, Alexandra."
Seine raue Stimme schwang noch im Zimmer mit als er den Raum schon lange verlassen hatte.
Jays Auftauchen hatte meine Nervosität nicht unbedingt gelindert, weshalb ich mehrfach tief ein- und ausatmete und dann gehobenen Hauptes die Lounge verließ. Ein Blick auf die Uhr im Gang verriet mir, dass in 15 Minuten die ersten Auftritte beginnen würden und deshalb begab ich mich zum geplanten Treffpunkt hinter der Bühne. Dort wurde uns auch erst die Reihenfolge verkündet.
Lyah würde beginnen, danach folgten Tyler Fox und Memories of the Sky. Nach einer kurzen Pause wäre es Zeit für Liam Grey, Saphina und den allseits geliebten The Mask, welcher mir als sein Name fiel verführerisch zuzwinkerte, passend zum Thema seines Songs.
Die Frau, laut dem Schild auf ihrer Brust hieß sie Nicole Brandon und war Regieassistentin, stoppte kurz mit ihrer Erzählung und sagte, dass eine größere Pause darauf folgen sollte.
"Die Erste nach dieser Pause wird Alex sein...", angespannt zog ich Luft ein. Ich war quasi direkt nach Jay dran, ich war mir sicher, dass er gut vorlegen würde, also musste ich mindestens genauso überzeugen.
Nicole Brandon fuhr fort: "Dann kommt Violet, wieder eine kleine Pause und im letzten Abschnitt hören wir zuerst All Out Fire und zuletzt unser Duett von F²."
Ella grinste mich an.
"Wir werden also definitiv in Erinnerung bleiben. Wir sind die Letzten und wir werden die Jury umhauen."
"Könntest du mir etwas von deiner Selbstsicherheit abgeben?", fragte ich verzweifelt.
"So wie ich mich kenne, stolpere ich auf dem Weg zur Bühne und lege mich richtig schön aufs Maul. Am besten breche ich mir noch irgendwas."
Ella lachte nur und griff sich meine Hand: "Du schaffst das, Alex. Das was ich vorhin gehört habe, klang wundervoll und wenn du dich richtig präsentierst, haust du sie mindestens so um, wie wir."
Dankbar lächelte ich sie an, dann wies uns Nicole schon an in eine Lounge, die sich hinter der Bühne begab, die ich aber noch nicht kannte zu gehen, weil wir nicht im ersten Durchgang dran waren.
Die Lounge stellte sich als überraschend bequem heraus. Mehrere Sofas standen in einer Ecke und oben an der Decke hing ein Fernseher, auf dem das aktuelle Geschehen zu sehen war. Man sah die Jury an ihrem Tisch sitzen, dahinter das Live-Publikum, und die Bühne, die zum aktuellen Zeitpunkt noch leer war.
Kurz nach uns kamen zwei Kameramänner in den Raum und erklärten uns, dass sie einige unserer Reaktionen filmen, aber nur Sekundenschnipsel davon in die endgültige Sendung eingefügt werden würden.
Für jeden Auftritt und die anschließende kurze Auswertung der Jury waren zehn Minuten eingeplant und zwischen den einzelnen Gruppen Pausen von jeweils zehn beziehungsweise vor mir zwanzig Minuten. Diese Pausen bildeten zum einen eine Art Puffer, gleichzeitig ließ dies aber auch zu, dass wir nach unseren Auftritten befragt werden konnten, wie es sich angefühlt hatte oder ob wir zufrieden waren.
Wenn alle durch waren, hatte die Jury noch etwas Zeit sich zu beraten und laut Zeitplan, der auf dem kleinen Tischchen in der Lounge lag, würden ungefähr 19:30 Uhr die Gesamtergebnisse verkündet werden.
Ich war heute Abend noch mit den anderen verabredet um die Sendung zu schauen, ich vermutete also, dass ich mir eine Ausrede würde ausdenken müssen, um mein Zuspätkommen zu erklären. Aber darüber konnte ich mir nachher Gedanken machen.
Durch das Ertönen von Klatschen aus den Lautsprechern im Raum, wandte ich meine Aufmerksamkeit wieder dem Fernseher vor uns zu und konnte somit Lyah dabei betrachten, wie sie die Bühne betrat.
Die Jury wurde eingeblendet, wie sie gespannt darauf warteten, dass Lyah bereit war loszulegen. Dann erklangen auch schon die ersten Klavierklänge aus den Lautsprechern.
The last years have gone so fast,
you blink twice and all is in the past,
all those memories of flying blossoms in the summer storm,
lovers kisses keeping you safe and warm,
in a shower of rain,
I want to be there again.
Lyah sang gerade den Refrain ihres Liedes, als ich Jays Blick auf mir bemerkte. Er schaute mir unverfroren in die Augen und irgendetwas an der Art, wie er mich ansah, kam mir bekannt vor. Jay saß auf dem gleichen Ecksofa, wie ich, jedoch saß zwischen uns noch Ruby von Memories of the Sky, die aber meines Wissens nach die Lounge gleich verlassen müsste, immerhin war sie als drittes dran.
Im Hintergrund sang Lyah ihr Lied zu Ende, doch unsere Augen hatten sich noch nicht voneinander gelöst.
Erst als Ruby neben mir aufstand, wandte ich verwirrt meinen Blick ab. Was war das denn jetzt schon wieder?
Angespannt atmete ich aus und lehnte mich wieder an das Sofa an.
Dann spürte ich, wie sich das Sofa kurz anhob und nach wenigen Sekunden wieder senkte, als sich Jay neben mir niederließ.
Mein Herz begann schneller zu schlagen und ich warf ihm einen kurzen Blick zu.
Jay lächelte mich nur unschuldig an und blickte dann zurück auf den Fernseher.
Dort wurde gerade Tyler Fox gezeigt, wie er zur Mitte der Bühne lief. Ich hatte mitbekommen, dass sein Thema "Wut" geworden war und ich war gespannt, was er vorbereitet hatte.
Die Wärme von Jays Körper neben mir, verursachte mal wieder Gänsehaut auf meinen Armen und ich verschränkte sie vor meiner Brust. Das weckte Jays Aufmerksamkeit.
Er hob leicht den Arm und fuhr vorsichtig über meinen angespannten Arm. Das sorgte jedoch nur dafür, dass die Gänsehaut stärker wurde, ebenso das Klopfen in meiner Brust.
Jay streichelte weiter leicht über meinen Arm, bis ich seine Hand wegstrich und mich konsequent zu Ella lehnte, so dass er nicht mehr in meinem Sichtfeld war.
Ich spürte Jays Atem an meinem Ohr, zusammen mit einem geflüsterten "Sorry.", dann stand er auf und setzte sich ans andere Ende des Sofas. Durch einen flüchtigen Blick zu ihm sah ich ihn wirklich geknickt dort sitzen.
Ich setzte mich wieder normal hin und überdachte das gerade Geschehene. Auf der einen Seite schämte ich mich für unseren One Night-Stand, wenn man das denn so nennen konnte. Und ich wollte nichts weiter als ihm aus dem Weg zu gehen. Dazu kamen die Gefühle, die ich über die letzten Monate für Jordan entwickelt hatte. Und trotzdem war da diese Gänsehaut, jedes Mal wenn Jay mir nahe kam. Dieses schnelle Klopfen meines Herzens, wenn Jay um mich war. Und dieser intensive Blick, der mir das Gefühl gab, das einzig Wichtige auf dieser Welt zu sein.
Ich schüttelte mich leicht. Was war bitte mit mir los? All diese Gedanken eben, hatte ich über einen Typen, den ich seit gerade einmal zwei Tagen kannte. Er war berühmt, seine Songs liefen im Radio auf und ab. Natürlich wusste er, wie man einer Frau solche Gefühle gab. Und ich war auch noch darauf hereingefallen. Enttäuscht von mir selbst schüttelte ich den Kopf und nahm mir vor ihn aus meinen Gedanken zu verbannen. Später würde ich mich mit Lilli besprechen und durch die Zeit mit den anderen konnte ich ihn sicher vergessen. Außerdem würde ich Jordan wiedersehen und bei diesem Gedanken stahl sich wieder ein Lächeln auf meine Lippen.
Die nächste halbe Stunde konzentrierte ich mich auf die Auftritte der anderen Teilnehmer, unterhielt mich mit Ella über die Performances und mit Lyah über das Gefühl auf der Bühne zu stehen, als sie kurz nach Tylers Part zu uns in die Lounge kam.
Jay schenkte mir keinen einzigen Blick mehr. Auch nicht, als er den Raum verließ um sich vorzubereiten.
Dadurch, dass vor mir so eine große Pause war, musste ich direkt nach Jays Auftritt die Lounge verlassen, konnte seinen aber eben noch mithören. Obwohl meine Nervosität von Minute zu Minute stieg, kam ich nicht darum herum beeindruckt von Jays Auftritt zu sein und die Jury fühlte sich da wohl ähnlich. Gerade als zwei der vier Juroren einige Anmerkungen gemacht hatten, stand ich auf. Lyah und Ella wünschten mir beide noch viel Erfolg und dann verließ ich den Raum. Draußen wartete Nicole Brandon, die mir einen nahestehenden Raum zuwies, in welchem ich mich einsingen konnte und mir noch mitteilte, dass mich jemand fünf Minuten vor meinem Auftritt abholen würde.
Die Viertelstunde verging schneller als gedacht und als die Zeit vorbei war, öffnete sich die Tür und ein junger Mann trat ein.
"Alex, du bist gleich dran. Bitte folg mir.", sagte er und verließ dann wieder den Raum.
Aufgeregt lief ich ihm nach und er führte mich direkt hinter die Bühne. Dort gab er mir ein Mikro und eine Flasche Wasser, aus welcher ich, wenn ich wollte, nochmal einen Schluck trinken konnte. Dann verabschiedete er sich mit den Worten: "Dir wird ein Zeichen gegeben, wenn du losgehen kannst. In der Mitte der Bühne ist ein Kreuz, lauf einfach dahin und nick einmal kurz, dann beginnen wir hier hinten mit dem Instrumental.".
Ich nickte als Zeichen, dass ich alles verstanden hatte und umklammerte wegen des Lampenfiebers das Mikrofon. Das hier war im Endeffekt eine Prüfungssituation und vor eben solchen war ich immer nochmal aufgeregter. Hier konnte ich nicht im Notfall improvisieren, wie bei meinen eigenen Konzerten.
Ich ging noch einmal den Text meines Songs durch, atmete tief durch und dann bekam ich auch schon das Zeichen, was mir zeigte, dass ich die Bühne betreten sollte.
Mit leisen und zunächst vorsichtigen Schritten betrat ich die Bühne, nahm dann aber an Geschwindigkeit zu, bis ich das Kreuz in der Mitte erreicht hatte.
Ungefähr zehn Meter entfernt von mir saß die Jury an ihrem Tisch und sah mich erwartungsvoll an. Das Publikum dahinter wartete gespannt darauf, dass ich anfing.
Deshalb nickte ich leicht und hörte wenige Sekunden später auch schon die, mir mittlerweile bekannten ersten Takte des Klaviers. Dann schloss ich meine Augen, alle Nervosität fiel von mir ab und ich begann zu singen.
Nach der ersten Strophe öffnete ich meine Augen und blickte in jedes einzelne Gesicht der Jury. Thunder schaute stolz zu mir, Joel Paige hatte die Augen geschlossen und nickte im Takt des Klaviers, M. M. Meow strich sich gerade eine Träne von der Wange und selbst Skye blickte gespannt zu mir auf.
Das gab mir die Motivation, die ich brauchte um in den Refrain zu starten.
Will she ever love you the way I do?
Will she care about you like I promised you?
Hold my hand.
Let's not be friends!
'Cause I want so much more from you,
than just being your number two.
I love you.
Ich sang den Rest des Liedes mit so viel Emotion, wie ich nur konnte und versank in der Melodie. Als ich nach dem letzten Refrain die Augen öffnete, begann lauter Applaus um mich herum.
Erleichtert lächelte ich und lief einige Schritte nach vorne auf die Jury zu, das Mikrofon immer noch fest umklammert.
"Das war großartig, Alex. Du hast die Emotionen des Songs super rübergebracht.", begann Joel Paige und ich sah im Augenwinkel wie Thunder mir zuzwinkerte.
"Da kann ich mich ihm nur anschließen, du hast nicht nur das Thema, sondern auch mein Herz mit diesem Song getroffen.", fügte M. M. Meow hinzu.
Lächelnd bedankte ich mich bei beiden.
Dann drehte ich mich um und verschwand hinter der Bühne.
Das Mikrofon legte ich auf einem nahestehenden Regal ab und atmete erleichtert auf. Das hatte ich gut gemacht.
Ich war gerade schon wieder auf dem Weg zur Lounge als mich ein kleines Kamerateam, welches hinter der Bühne filmte, anhielt und nach meinen Gefühlen nach dem Auftritt sagte. Ich erzählte ihnen, dass ich am Anfang zwar sehr nervös gewesen war, aber auf der Bühne all das von mir abgefallen war und ich einfach nur gesungen hatte. Der Kameramann, der am nächsten zu mir stand nickte mir zu und dann tauchte auch schon Nicole auf um mich zurück zur Lounge zu bringen.
In der Lounge erwartete mich eine fröhliche Ella, die mir zum tollen Auftritt gratulierte und mich fest umarmte. Ich lachte kurz und dankte auch ihr. Dann setzten wir uns auf eine Couch und schauten uns den Auftritt von Violet an, der leider etwas unglücklich verlief. Sie vergaß mitten in der Strophe ihren Text und sang erst beim Refrain weiter. Wie ich erfahren hatte, war Violet aber auch die Jüngste von uns allen, quasi das Küken. Wir würden sehen, wie die Jury das Ganze bewertete.
Nach Violets Auftritt mussten Ella und Kyle die Lounge verlassen und ich blieb allein zurück.
Das störte mich aber nicht sonderlich, ich setzte mich einfach mit auf ein Sofa zu Lyah und Toby und Marcus von All Out Fire.
Wie zu erwarten legte F² einen hervorragenden Auftritt hin und als Ella danach in die Lounge gestürmt kam, gratulierte ich ihr ebenfalls. Wir warteten alle zusammen einige Minuten in der Lounge - in der Zeit beriet sich die Jury - und beruhigten Violet etwas, die enttäuscht von sich selbst auf einem Sofa zusammen gesunken war. Dann kam Nicole Brandon und schickte uns alle gemeinsam auf die Bühne.
Thunder war aufgestanden und vor den Jury-Tisch getreten. Er begrüßte uns alle erneut mit einem Nicken und fing dann an zu sprechen: "Liebe Teilnehmer, zunächst einmal möchte ich euch mitteilen, dass ihr das alle großartig gemacht habt. Ihr könnt alle wunderbar singen, aber leider müssen wir heute einige aus diesem Wettbewerb verabschieden."
Ein Raunen ging durch das Publikum.
"Violet, Saphina, es tut mir leid. Das war's für euch. Alle anderen haben es weiter geschafft. Herzlichen Glückwunsch."
Das Publikum klatschte und Violet brach neben mir zusammen. Vorsichtig zog ich sie wieder nach oben und umarmte sie. Ella schloss sich an, Saphina kam ebenfalls in unsere Mitte und es artete in eine Gruppenumarmung mit allen Teilnehmern aus. Lächelnd lösten wir uns voneinander.
"Ich werde euch vermissen.", schniefte Violet und wir antworteten, dass sie an den Unternehmungen dennoch teilnehmen konnte und uns dort sehen würde. Eine kleine Träne lief über ihre Wange, aber sie nickte.
Als sich alle wieder beruhigt hatten, begaben wir uns zusammen zurück hinter die Bühne und von dort aus dann in unsere eigenen Garderoben. Ich zog mir wieder mein Kuscheloutfit an, schnappte mir einen Beutel, in den ich ein T-Shirt und eine Hose packte, die ich auch als Jessi tragen konnte, und lief nach draußen. Dort wartete schon Joseph auf mich und ich stieg erschöpft ein.
"Wir brauchen bis zu der von Ihnen genannten Adresse ungefähr zwanzig Minuten. Ich schließe nun das Sichtfenster, damit Sie sich umziehen können. Ein Spiegel versteckt sich auf ihrer rechten Seite und die restlichen Klamotten können Sie hier im Auto lassen. Ich warte auf Sie. Und falls Sie während der Fahrt noch etwas brauchen, betätigen sie einfach den kleinen schwarzen Knopf an ihrem Fenster, dann höre ich Sie über den Lautsprecher.", erklärte Joseph und ich bedankte mich. Dann schloss sich das Sichtfenster und ich war so gut wie allein.
Schnell zog ich mich um, schminkte mich mit etwas Make-up-Entferner, den mir Lyla gegeben hatte, ab und stopfte die Perücke in den Beutel. Als ich meine Kontaktlinsen herausgenommen hatte, tat ich sie in ihr Behältnis und warf einen schnellen Blick auf mein Handy: 20.12 Uhr. Ich würde also bald bei Lilli sein, bei welcher wir die Sendung schauen wollten.
Joseph ließ mich in einer Seitenstraße heraus und ich rannte die letzten paar Meter zu Lillis Haustür. Ich bog gerade um eine Ecke, als ich gegen eine dort stehende Person lief.
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