E I N S
Mit leichten, zarten Schritten stieg das blondbraunhaarige Mädchen, in ihrer grünen Slytherin-Robe eingehüllt, aus der roten Lokomotive auf den Bahnsteig. Ihre braungelben Augen huschten katzenhaft über den Bahnsteig, in der Hoffnung einen ihrer Freunde zu sehen. Doch anscheinend waren sie alle schon vor ihr zu den Kutsche geeilt und zum Schloss hochgefahren.
Cedric, schoss es ihr durch den Kopf. Wie sehr sie ihren großen Bruder doch vermisste. Den Sonnenschein in ihrem Leben, ihre Vorstellung wie die Farbe Gelb aussieht und sich anfühlt, wie warme Sommernächte und das befreiende Gefühl eines sich verlierenden Tanzes; im Gegensatz zu ihrem Vater hatte er es ihr nicht übel genommen, dass sie nicht nach Ravenclaw oder in eines der so angepriesenen Häuser gekommen war.
Er hatte den ganzen Abend mit ihr gesessen und sie an all die Personen erinnert, die aus Slytherin kamen und sich nicht dem dunklen Lord angeschlossen hatten und er hatte sie auch daran erinnert, wer sie war und warum der Sprechende Hut sie nach Slytherin Geschichte hatte.
Sie war eine Slytherin.
Was ist so falsch daran?, diese Frage kam jedes Mal in ihr hoch und brachte ihr Blut zum brodeln.
Schließlich fuhr sie mit einer Gruppe Siebtklässler aus Ravenclaw hoch, die sie alle mitleidig und wie ein überfahrenes Tier ansahen. Seit Cedrics Tod war nichts mehr wie es vorher war. Geschlafen hatte sie schlecht und sie fühlte sich gerädert nachdem sie Nächte lang wach gelegen hatte und gefleht hatte, dass man ihr ihren Bruder zurück gab; den Sonnenschein in ihrem Leben. Sie hatte jeglichen Appetit verloren und ihre Mutter musste sie zwingen ein paar wenige Bissen zu sich zu nehmen, damit sie nicht verhungerte.
Aber die Erinnerungen an Cedric blieben, der Kloß im Hals sobald jemand seinen Tod ansprach, das Taubheitsgefühl als er beerdigt wurde; alles blieb.
Sie blieb; er ging unfreiwillig.
Sie fuhr sich über das Gesicht, versuchte die Fassung zu behalten, atmete tief ein und aus. Sie sollten aufhören sie so anzusehen. Die Kutsche hielt an und schnell sprang sie auf, flüchtete aus der Kutsche und eilte die Stufen hinauf zum Schlossportal.
Als sie in der Großen Halle ankam trugen ihre Füße sie wie ferngesteuert auf dem direkten Weg zu ihrem Stammplatz; zu ihrem Freunden, ihrem Fels in der Brandung.
Sie ließ sich auf den Platz neben Pansy Parkinson fallen, die sie einmal in den Arm nahm und ihr so das Gefühl von Sicherheit und Heimat vermittelte. Malfoy - er hasste es wenn sie ihn so nannte, aber noch schlimmer war es für ihn, wenn sie ihn Dracy nannte - nickte ihr nur zu und Theo als auch Blaise taten es ihm gleich. „Hey", matt lächelte sie in die Runde.
Dieser wirklich verrückte Haufen war ihr in den letzten Jahren echt ans Herz gewachsen, selbst wenn Malfoy und Blaise es einem ab und an echt schwer machten sie zu mögen oder sich nicht mit stichelnden Kommentaren über ihr Benehmen lustig zu machen, doch trotzdem wollte sie die zwei Chaoten vor sich nicht mehr missen müssen. Sie hatten alle schnell zu einander gefunden und sich auch in ihrem Haus der Schlangen eingelebt, mussten aber alle schmerzhaft feststellen, dass wenn man im Haus der Schlangen ist, geächtet ist. Aber es war ihr Club der Geächteten wie Blaise sie so gerne scherzhaft betitelte, selbst wenn Pansy sich gerne über den Namen beschwerte.
Die Gespräche an ihrem Haustisch waren gedämpft und erzählt wurde sich nur das nötigste, das einzig wirklich laute Geschnatter kam von den Erstklässlern. Aber die Freude über ihr Wiedersehen wäre später im Gemeinschaftsraum umso größer. Wissend sah sie zu den Erstklässlern und dachte das, was Theodore Nott just in diesem Moment aussprach. „Ich geben ihnen zwei Wochen bis der freudige Glanz aus ihren Augen verschwunden ist. Der Hass auf unser Haus ist einfach zu groß als das sie nicht angefeindet werden; auch sie werden früher oder später ausgegrenzt werden." Draco sah grimmig zu den Erstklässlern und fuhr sich durch sein platinblondes Haar. „Wir haben es jetzt auch nicht gerade leicht."
Blaise Zabini schien jedoch von dem Thema genug zu haben, schließlich verfielen sie jedes Jahr nach der Zerenomie der Hauseinteilung in dieses Gespräch und sehnten sich alle nach ihren unschuldigen und erfreuten Augen zurück, die jetzt einfach zu viel miterlebt hatten und diesen Glanz nie wieder erreichen würden.
„Wirst du wieder Nachhilfe geben, Aletheia?" stellte er als nun die Frage an das Mädchen schräg vor sich und seine Lippen umspielten ein leichtes, süffisantes Grinsen. Er kam nicht darum herum zu bemerken wie sie leicht zusammenzuckte, sichtlich überrascht so schnell angesprochen zu werden. Als wäre es nicht aufgefallen, dass sie wieder zum Ravenclaw-Tisch starrte, zu der Freundesgruppe ihres nun toten Bruders.
Der Raum schien sich zu drehen und ihre Atmung wurde hektischer. Er wird nie wieder da sitzen und frech zu mir grinsen, als würden wir mehr als nur ein Geheimnis teilen das uns nie wieder trennen wird, schoss es ihr durch den Kopf. Sie versuchte das Gefühl der in ihr aufkommenden Übelkeit abzuschütteln und wendete sich dann stattdessen an Blaise, der sie immer noch fragend ansah.
„Ja werde ich.", antwortete die Angesprochene auch schon auf seine Frage und schob schnell hinterher „Wie letztes Jahr in Astronomie und Zaubertränke." „Ich weiß nicht wie du dir das freiwillig antun kannst.." Draco Malfoy sah sie mit einem gespielt gequälten Gesichtsausdruck an. Er selber hasste es anderen den Unterrichtsstoff zu erklären, weshalb die Jahrgänge unter ihnen jemand anderen suchten, sollten sie eine Frage haben. Aber ging es um komplizierte Zaubertränke konnte auch nicht mehr Aletheia mit ihrem Wissen oder der fähigste Siebtklässler helfen; da musste man einfach Draco Malfoy fragen.
Schmatzend stopfte sich Theodore Nott in dem Moment ein Würstchen in dem Mund und hatte mehr Ähnlichkeiten mit dem Rotschopf Ronald Weasley als ihm weder bewusst noch lieb war. „Theo" begann Pansy Parkinson in einem rügenden Tonfall und schien somit erstmals richtig auf sich aufmerksam zu machen. „Ich hoffe wenigstens das deine Eltern oder dein Kindermädchen dir ansatzweise Tischmanieren betrachten." Schuldbewusst und wie ein ausgeschimpfter Welpe sahen die dunklen Augen von Theo, wie sie ihn alle nennen durften, das Mädchen an und gab ihr einem Grund den roten Mund zu einem Lächeln zu verziehen.
Ja, Pansy schien bei Theodore Nott nur einmal den Mund aufmachen zu müssen und sein Verhalten veränderte sich drastisch. Sie war in den letzten Jahren zu einer bildhübschen jungen Frau herangewachsen, die wusste wie sie ihre Kurven in Szene setzen musste. Und niemand abgesehen von Aletheia wusste, wie sehr sie es liebte das auszunutzen. Aber Pansy trieb es nie zu weit und manchmal tat ihr es leid was sie da alles tat, nur um ihren Willen durchzusetzen. Theo hatte sie auch schon gemocht als sie nicht so selbstbewusst war, aber seit dem sie immer öfters mit ihm flirtete und keinen Hehl mehr daraus machte, dass sie Bisexuell war und gerne mal ungezwungen eine kleine Liaison mit einem Typen oder einem Mädchen einging, schien sie das für ihn nur attraktiver gemacht zu haben.
Neben Theo prusteten Draco und Blaise gleichzeitig in ihrem Kürbissaft und auch Aletheia konnte sich ein kleines schmunzeln nicht verkneifen. Nun drehten sich einige Köpfe zu ihnen um; man war es schließlich nicht gewohnt eine so ausgelassene Stimmung am Tisch der Schlangen zu erleben. Pansy schien sich an der Situation nicht zu stören, sondern wendete sich ihrer besten Freundin zu um sie in ein Gespräch über die verbotenen Muggle Klmotten zu verwickeln, während Theo leicht rosa um die Nase wurde, weswegen Draco und Blaise noch lauter lachten.
❧❧❧
Am nächsten Morgen waren die fünf pünktlich in der Großen Halle um ihre Stundenpläne von Professor Snape entgegenzunehmen und wie jedes Jahr zu hoffen, nicht all zu viele Fächer mit den Gryffindors zu teilen. Die Gruppe setzte sich und sah wie ihr Hauslehrer Professor Snape, ein doch recht launenhafter Mensch mit Hakennase und einen Herz am rechten Fleck, die Stundenpläne an ihre Mitschüler verteilte.
„Der hat ja ne Laune." Blaise Zabini schaufelte sich beherzt Rührei auf den Teller. Draco neben ihm murmelte etwas, was wie „Saint Potter" klang und suchte sich ebenfalls sein Frühstück zurecht. Aletheia fühlte sich recht unwohl bei dem ganzen Essen das für die Schüler und Schülerinnen bereitstand. Mit dem Gefühl nach dem kleinsten Bissen sich zu übergeben, schenkte sie sich zunächst Tee ein und starrte das Toast vor sich an.
Es dauerte nicht mehr lange bis auch Snape mit einer glänzenden Montagmorgen-und-es-ist-wieder-Schulanfang-Laune die Pläne an sie weiterreichte und zu den nächsten Schülern davoneilte.
„Fuck" entfuhr es Draco Malfoy und seine Miene versteinerte sich umso länger seine sturmgrauen Augen auf dem Stück Pergament verweilten. Und mit einem Blick auf den Stundenplan wussten auch die anderen Bescheid, warum Draco sich so aufregte und er ganz und gar nicht erfreut war. Sie würden wöchentlich sieben Doppelstunden mit den Gryffindors verbringen und ausgerechnet die Fächer Zauberkunst, Pflege magischer Geschöpfe und Zaubertränke mussten sie zusammen verbringen. Verflucht sei der- oder diejenige die sie immerfort in Zaubertränke zusammensteckte.
„Aletheia, mir ist immer noch nicht klar, wie du es mit Granger aushältst", sagte Draco und sein Satz fühlte sich an wie eine Frage, die keine Antwort wollte und das was das Mädchen sagen würde, wollte Draco wahrscheinlich eh nicht hören. „Das ist einfach zu erklären" Die Angesprochene schien aus ihrem Tagtraum erwacht und starrte das Toast nicht mehr an. Draco warf ihr einen kurzen, warnenden Blick zu, doch Aletheia Diggory überging seinen nonverbalen Kommentar einfach. „Sie ist klug, wäre eine gute Ravenclaw geworden -„ „So wie du", unterbrach die raue Stimme von Blaise sie und der Junge sah sie einfach feixend an. Die Jungs zogen sie öfters damit auf, dass sie mehr als nur fleißig für die Abschlussprüfungen lernte.
„Ach hört doch auf" sagte sie, während sie in ihrem Gesicht leicht rosa um die Nase wurde. Langsam und bedächtig schmierte sie sich ein Toast mit Marmelade und nahm kleine Bissen. Nach fünf wurde ihr bewusst, dass sie die Frage noch nicht wirklich beantwortet hatte und sie fuhr fort „Und selbst wenn Hermine gerne rechthaberisch ist und nur zu gerne jede Frage beantwortet, ist sie noch lange nicht so egoistisch und nervig und dazu kann sie recht unterhaltsam sein." Draco nickte nu stumm und beschloss innerlich das Thema Granger nicht mehr aufzugreifen, es sei denn er hegte großes Interesse daran nochmal durch Aletheias Kenntnisse und Freundschaft mit dem Mädchen aus Gryffindor eines besseren belehrt zu werden.
Weniger später machte sich die Gruppe auf den Weg zu ihrer ersten Stunde, wobei Aletheia die Gruppe bald verließ und sich auf den Weg zu Arithmantik machte. Pansy winkte ihr zu Abscheid noch vom Absatz der Treppe zu, ehe sie von Draco am Arm gepackt wurde und er sie in Richtung des Klassenzimmers für Wahrsagen zog. Er mochte es vielleicht nicht sagen, aber es gab nichts was Draco mehr hasste als Unpünktlichkeit.
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Gemeinsam mit Hermine Granger machte sich Aletheia auf den Weg zu ihrem nächsten Klassenraum; Zauberkunst bei Professor Flitwick.
Zu allem Überfluss wieder mit den Gryffindors, was in Anbetracht der Anwesenheit ihrer Freunde und der lockeren, aber auch zurückhaltenden Freunschaft mit Hermine Granger eigentlich kein Problem gewesen wäre. Aber das war es doch und das nur wegen dem einen Jungen der es doch tatsächlich fertig brachte sie auf die Palme zu bringen. Auf seine Anwesenheit konnte sie nun dankend verzichten.
Sie hatte die Nacht schon nicht gut geschlafen und das freche Grinsen des Gryffindors Stephen Cornfoot und seine lächerlichen Kommentare von ihm über ihre Frisur oder etwas anderes albernes konnte sie dankend verzichten.
Stephen Cornfoot, der größte Idiot, natürlich neben Ron Weasley, den Gryffindor je gesehen hatte. Er war groß und drahtig gebaut und schien um die 1,80 Meter groß - besser gesagt riesig zu sein. Wenn man es recht betrachtete sah er gar nicht schlecht aus mit seinem athletisch geformten Körper, wobei das nicht alles von Quidditch kommen konnte. Sein hellbraunes Haar stand immer in alle Richtungen ab und war so lang, dass es ihm in seichten Strähnen in die Stirn fiel.
Jedes Mal arteten ihre Sticheleien und kleine Meinungsverschiedenheiten in Streit aus und schon öfters musste sie sich von Theo anhören, dass sie ihr Temperament bei ihm gefälligst im Zaun behalten sollte. Doch manchmal wusste sie es einfach nicht zu verhindern, sie war zwar nie so weit gegangen das sie ihn körperlich attackierte oder ihren Zauberstab zog, aber es juckte sie manchmal in den Fingern ihm einen Fluch auf den Hals zu jagen.
„Hey", Pansy begrüßte sie mit einem Lächeln und einer herzlichen Umarmung, die Aletheia wieder schmerzlich an ihren älteren Bruder Cedric erinnerte. Sie schlug wenig später mit den Jungs ein. Neckend fragte sie in die Runde wie denn die erste Stunde Wahrsagen bei ihnen gelaufen sei. Lachend bemerkte sie, wie gerne Blaise ihr an die Gurgel gegangen wäre, und sie musste sie hinter Pansy ducken um der ausgestreckten Hand von Draco zu entgehen. Bevor Draco aber wirklich dazu kam Aletheia einen leichten Klaps auf den Hinterkopf zu verpassen, öffnete Professor Flitwick ihnen schon die Tür.
Die Freunde suchten sich einen Platz weiter hinten und Professor Flittwick verbrachte eine ganze Viertelstunde damit zu erklären, welche große Bedeutung die Zauberergrade für sie haben würden.
„Sie müssen bedenken" quiekte der kleine Professor auf seinen Büchern sitzend, „dass diese Prüfungen Ihr künftiges Leben für viele Jahre beeinflussen können! Wenn sie bisher noch nicht ernsthaft über Ihre Berufslaufbahn nachgedacht haben, dann ist es jetzt an der Zeit. Unterdessen fürchte ich, werden wir fleißiger denn je arbeiten, damit Sie Ihren Fähigkeiten auch gerecht werden!"
Sie begannen zunächst damit Aufrufe-Zauber zu wiederholen und Professor Flitwick versicherte unter anderem der aufgeregten Hermine mehrmals, dass sie diesen Zauber in der Prüfung zu erwarten hätten.
Während Aletheia sich darauf zu konzentrieren versuchte ein in der Nähe liegendes Buch zu sich zu rufen, ohne das es anderen Personen in der Umgebung traf, trafen sich die Blicke von ihr und Stephen Cornfoot.
Dieser Junge war gar nicht mit ihr vereinbar, schoss es ihr durch den Kopf.
Und das böse und neckende Grinsen auf seinen Lippen wurde breiter umso länger sie Augenkontakt hielten. Das Mädchen versuchte sich gerade aufzurichten, aber sie würde den Augenkontakt nicht abbrechen. Sollte er doch zuerst den Schwanz einziehen.
Locker lehnte sich Stephen in seinem Stuhl zurück und legte einem Arm locker über die Lehne, ohne jedoch seinen Blick von ihr abzuwenden.
Seine Lippen formten die Worte „Hast du mich so sehr vermisst, Prinzessin?"
Sie schnaubte und war versucht ihm ihren liebsten Finger zu zeigen, weil alleine schon dieser kleine Satz von ihm in ihr die Wut aufkommen ließ. Auffordernd sah er sie an, als wäre die Antwort darauf dringend erforderlich. Sie rollte mit den Augen und formte die Worte „In deinem Träumen, Schnösel".
Danach legte sie den Kopf schief und warf ihm einfach weiter bitterböse Blicke zu, die an ihm jedoch abprallten wie alles andere. Nicht mal ein guter Vergleich dazu fiel ihr ein. Aber sein Grinsen wurde einfach von Sekunde zu Sekunde größer. Und nun konnte sie nicht mehr an sich halten, der Junge schien in ihr immer etwas zu bewegen was sie dazu veranlasste den Wunsch zu hegen, den doch schön anzusehenden Jungen zu erwürgen.
Sie ging das Risiko ein von Flitwick erwischt zu werden und hob ihren linken Mittelfinger in seine Richtung und erntete nur die geformten Worte „Ganz ruhig Prinzessin, ich hab dich für uns beide genug vermisst."
Erneut schnaubte sie; was für ein Snob.
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