Kapitel 39
Die Allianz hatte sich in einer riesigen Halle versammelt, in deren Mitte ein großer magischer Zirkel in den Boden gebrannt war. Jeder Höllenfürst sowie dessen Stellvertreter standen bereit. Sie hatten die Vorbereitungen abgeschlossen.
Jaden stand neben Sereph, der angespannt zu Boden schaute. „Es ist alles in Ordnung. Hope ist stark, er wird das schaffen", versuchte er seinen besten Freund zu beruhigen.
Eine laute Stimme erklang. „Fürsten, hier ist ein Bote von Telos", sagte ein sichtlich aufgebrachter Engel.
Sofort lag eine deutliche Spannung in der Luft. Ein Bote von Telos. Ein sichtlich ramponierter Dämon trat nach vorne, dieser taumelte in Richtung Wand. Als er dort ankam, begann sein ganzer Körper zu zittern. Blut begann aus dessen Augen und Mund zu laufen, dann explodierte er einfach. Es zerriss seinen Körper einfach in tausende Stücke und das Blut spritzte gegen die Wand.
Die Dämonen und Engel schauten geschockt zu der Wand. Das Blut begann diese entlangzulaufen und füllte sich zu einer Fläche. Diese begann zu flimmern. Jeder wusste, was das war – es war eine Art Übertragung, doch dafür hatte auf grausamste Weise ein Lebewesen sterben müssen.
Es begann sich ein Bild zu formen und dieses ließ allen das Blut in den Adern gefrieren. Zu sehen war Hope, der auf dem Boden saß – die Augen geschlossen, keine Bewegung. Sein Gesicht war blau und getrocknetes Blut klebte unterhalb seiner Nase und an weiteren Stellen. Eine Hand war in seinen Haaren vergraben, die ihn dort hielt, dass er nicht umkippte. Das Bild wurde größer und die Person, die Hope festhielt, wurde sichtbar. Ein erschrockenes Japsen ging durch die Menge – Jaden. Jaden konnte es nicht fassen, als er sich selbst sah.
„Hallo ihr Lieben, hallo Sereph. Wir haben deinen Schatz gefunden. Es war nicht einfach, doch letzten Endes waren wir siegreich", sagte der falsche Jaden mit dessen Stimme.
Alle schauten zu Jaden, der sich nicht regte.
„Er ist eine Kopie, falsch", hörten sie eine leise Stimme, es war Hopes.
„Halt die Klappe", erklang eine wütende Stimme und ein Fuß trat Hope gegen den Kopf, sodass dieser umflog und liegen blieb. Der Falsche schaute wieder auf, während Hope davongezogen wurde. „Wie dem auch sei, er ist nicht unser einziger Gast", sagte dieser mit einem bösartigen Grinsen.
Das Bild wurde wieder größer und es wurde Aleks und Sai sichtbar, die in dem magischen Zirkel saßen. Aleks schlug mit der leuchtenden Faust gegen die Barriere und Verzweiflung stand in dessen Gesicht.
„Zeit, mit der Show zu beginnen", sagte der Dämon.
Ein Schrei erklang und sie sahen, wie Sai durch die Enenra-Dämonen aus Aleks' Armen gerissen wurde. Dieser wehrte sich, krallte sich an seinem Sohn fest, doch er hatte keine Chance. Sai schrie und weinte, Aleks schlug gegen die Barriere, die ihn an einem Eck des Kreises festhielt. Er tat alles und schrie: „Sai!! Gebt ihn mir zurück! Nein!" Hope wurde in der dritten Zelle in dem magischen Zirkel platziert, lag dort bewegungslos.
Dann traten mehrere verhüllte Gestalten um den Zirkel und sangen eine Beschwörungsformel, daraufhin begann Hopes Zelle zu leuchten. Linien aus Licht zogen sich über dessen Haut und er riss die Augen auf und begann grauenvoll zu schreien. Zwei Minuten schrie er, bäumte sich auf, bis sie unterbrachen.
Der falsche Jaden lehnte sich nach vorne und das Bild fokussierte sich auf ihn. „Das ist nur der Anfang. Genießt eure letzten Stunden, wir genießen ihre Schreie." Mit diesen Worten zersprang das Bild.
Niemand sagte ein Wort. Alle schauten zu Belial und Sereph und das, was sie dort sahen, jagte auch dem Letzten Angst ein. Sie hatten erwartet, dass ihre inneren Dämonen hervorbrechen würden, dass sie außer Kontrolle geraten würden, doch das taten sie nicht. Sie trugen einen Gesichtsausdruck, der kälter war als alles, was je das Licht dieser Welt erblickt hatte. Sie hatten den Tod in den Augen, kalt und dunkel.
Beide teilten einen Gedanken. Wir werden sie finden, doch die Gnade des Todes werden sie niemals erfahren.
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Aleks saß verzweifelt in dem Kreis fest, doch egal, was er tat, er kam nicht heraus. Tränen liefen ihm über das Gesicht, als er Hopes grauenvolle Schreie hörte. Diese endeten nach einer Ewigkeit und er sank in sich zusammen. Warum? Er konnte es nicht begreifen. Sie saßen in dieser leeren Halle mit nichts außer kahlen Wänden, kein Fenster, nichts. Bitte rettet uns, betete er.
„Warum funktioniert es nicht?", brüllte einer der Dämonen wütend.
„Wir wissen es nicht, doch er lässt sich nicht öffnen", sagte ein anderer und hob beschwichtigend die Hände.
„Wir müssen ihn aber öffnen, damit wir seine Seele abtrennen können", grollte dieser. In der Hand hielt er eine goldene Schere mit einer quecksilbernen Verzierung. Das Artefakt! Aleks musste dieses in die Hände bekommen.
Ein Klatschen erklang und alle schauten in die dunkle Ecke, aus der Schritte erklangen und eine Gestalt trat. „Es wird nicht funktionieren, ihr könnt sie nicht öffnen. Ihr habt das falsche Blut", erklang eine Stimme.
Aleks konnte nicht atmen. Das kann nicht sein. Doch als Licht auf das Gesicht des Dämons fiel, gab es keinen Zweifel. Die Stimme, das Aussehen. Nein. Vor ihm stand sein eigener Bruder.
Telos' Mitglieder umstellten ihn, bereit anzugreifen.
„Ruhig, ruhig. Ich bin nicht hier, um euch anzugreifen. Ich bin hier, um das zu tun, was ihr nicht vermögt. Ich werde für euch die Träger öffnen", sagte Zack.
Angst schnürte Aleks' Brust zu. Etwas stimmte nicht, dann sah er es. Es waren Zacks Augen, sie waren nicht braun, sie waren quecksilbern.
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Zehn Minuten zuvor...
Zack saß mit Asta in ihrem Schlafzimmer, nervös und aufgeregt. Heute würden sie die Träger öffnen. Er hatte Angst um Aleks, Hope und Sai. Was, wenn etwas schief ging? Was wenn dabei Lucan ebenfalls verletzt wurde? Hölle, ich hasse es. Er konnte nicht bei ihnen sein und das hasste er. Vorsichtig legte er Asta in die Wiege. Sie hatte sich bereits genährt und würde für die kommenden Stunden sehr wahrscheinlich schlafen. Angespannt setzte er sich aufs Bett, umschlang seine angezogenen Knie mit den Armen und legte seinen Kopf darauf. „Wenn ich doch nur etwas tun könnte", flüsterte er.
Ein leises Lachen erklang in seinem Kopf. Und wenn du das könntest?
Sofort war Zack hellwach und riss den Kopf nach oben, um den Raum abzusuchen. Niemand. Woher war diese Stimme gekommen?
Ich bin in deinem Kopf, Zackory der Selbstlose.
In diesem Moment erkannte Zack die Stimme wieder. Die Erinnerung brach über ihn herein. Die Prüfung, seine Begegnung mit dem Gott des Schicksals und ihre Abmachung.
Du erinnerst dich also an mich.
„Wie könnte ich das nicht? Gott des Schicksals oder besser Gott Niyati", sagte Zack mit dunklem Gesichtsausdruck.
Deinen Unmut verdiene ich nicht.
„Du willst das Ende der Welt einleiten, du verdienst den Unmut der Welt", grollte Zack wütend.
Der Gott lachte. Das war einmal, ich habe mich von diesem Ziel abgewendet, sagte der Gott erheitert.
„Ach ja, und was hat dich davon abgebracht? Eine göttliche Erleuchtung?", fragte Zack sarkastisch.
Wieder ein Lachen. So etwas Ähnliches. Es war dein Bruder. Ich habe mit ihm einen Handel geschlossen. Nun wird es Zeit meinen Teil einzulösen, nur kann ich nicht direkt zu ihm.
Zack war misstrauisch. Hatte der Gott wirklich nach all den Jahrhunderten einfach so seine Meinung geändert? Wohl kaum. Das musste eine Falle sein.
Ich weiß, dass du mir nicht vertraust, auch wenn das an meinem Ego kratzt, da ich dir und deinem Herzen das Leben gerettet habe. Doch es ist mir ernst, Zackory. Wenn wir nicht aufbrechen, werden die Träger sterben und das Ende der Welt wird eingeleitet.
„Na dann musst du ja nur warten", sagte Zack bitter.
Wie bereits gesagt, ich hege keine Absichten mehr in diese Richtung. Willst du Aleksander, Sai und Hope retten?, fragte der Gott ruhig.
Zack wurde ebenfalls still, nachdenklich. Sollte er dem Gott noch einmal vertrauen? Er hatte ihn damals nicht angelogen. Er biss sich verbissen auf die Lippe. Scheiße, Scheiße, Scheiße. „Wofür brauchst du mich?", fragte er den Gott.
Ich brauche deinen Körper. Leihe ihn mir, denn ich kann mein Gefängnis nicht verlassen.
Zack zögerte, dann dachte er an Aleks und Sai, an Hope. Ich kann sie nicht im Stich lassen. „Nur unter einer Bedingung. Schwöre mir, dass du alles tust, um sie zu retten", presste Zack hervor.
Du hast mein Wort, Zackory der Selbstlose.
„Einverstanden."
In dem Moment, in dem sich Zack einverstanden erklärte, spürte er, dass etwas in seinem Bauch zu schwingen begann. Eine unbeschreibliche Macht breitete sich in seinem Körper aus und er spürte, wie etwas Besitz von ihm ergriff.
Niyati atmete tief ein, dann öffnete er die Augen. Er schaute in den Spiegel und sah Zacks Gesicht. Er hatte es geschafft, er war in Zacks Körper getaucht. Das war ihm nur möglich gewesen, weil er bei ihrem letzten Treffen einen Teil von sich in Zack zurückgelassen hatte. Dieses schien wohl auch seine Deva-Seite getriggert zu haben.
„Es ist Zeit", sagte er lächelnd, öffnete ein Portal und durchschritt dieses.
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Zurück in der Gegenwart...
Telos hatte ihn umstellt, doch das war einfach nur lächerlich. Was wollte dieses Ungeziefer gegen ihn ausrichten? Er ging einfach unbeeindruckt nach vorne und mit einer Wischbewegung verjagte er alle Enenra-Dämonen, die sich kreischend in Luft auflösten.
Die Dämonen schauten ihn fassungslos an.
„Wie dem auch sei, lasst uns beginnen", sagte Niyati. Seine Haut begann zu leuchten und seine Haare verfärbten sich weißblond.
Aleks sah, wie Zack seine Deva-Gestalt annahm. Doch es war nicht Zack, er wurde gesteuert. Wer ist in Zacks Körper? „Wer bist du? Raus aus meinem Bruder!", schrie Aleks und hämmerte gegen die Barriere.
Der Dämon lächelte ihn an. „Nur Geduld, kleiner Engel."
In diesem Moment wusste Aleks, wer in Zacks Körper steckte. Fassungslos schaute er zu, wie Niyati in Zacks Körper einen magischen Zirkel in die Luft zeichnete, der sich in drei aufspaltete. Diese verteilten sich im Dreieck auf dem Boden und leuchteten hell. Dann sprach er in der unbekannten Sprache: „এরশেইন্ট ইহর হারজেন."
Die Kreise begannen sich zu drehen und eine starke magische Resonanz erfüllte den Raum.
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Belial stand um den Tisch der Allianz, während diese alle Truppen steuerte und lenkte. Es wurde in der gesamten Hölle nach den Trägern gesucht, nach magischen Anomalien. Es wurde jede Spur verfolgt. Emotionslos schaute er auf den Plan. Wo bist du?
Telos hatte bei ihnen einen Spion eingeschleust und sie dort getroffen, wo sie am verwundbarsten waren. Sereph stand stumm neben ihm. Auch Astaroth war wie versteinert, sagte nichts.
Jophiel und Mammon kamen in den Raum, beide mit missmutigen Gesichtern. Sie konnten in diesem Moment nicht einmal ansatzweise sich vorstellen, wie sich Belial und Sereph fühlen mussten. Es war einfach nur grausam.
Belial schlug auf den Tisch, sodass dieser Risse bekam. Er atmete heftig, sagte jedoch nichts. Blut troff von seiner Faust, tropfte auf die Karte. Ein kleiner Funke leuchtete an dieser auf.
Mammon musste blinzeln, hatte sie das gerade gesehen? Nein, sie hatte sich nicht geirrt, denn ein zweiter leuchtete auf. Plötzlich begannen sich helle Linien aus Licht um Belial zu legen.
„Was passiert hier?", erklang Astaroths Stimme.
Als sie zu diesem schauten, sahen sie dasselbe Phänomen bei ihm und ebenfalls bei Sereph. Innerhalb von Sekunden waren sie von dem Licht verdeckt und im nächsten Augenblick waren sie einfach verschwunden.
Als Belial die Augen öffnete, befand er sich in einer dunklen Halle, direkt vor ihm ein magischer Zirkel, in dem sein Herz saß und ihn mit aufgerissenen Augen anschaute. Was?
Sereph und Astaroth saßen in zwei anderen Zirkeln neben ihm. Sie waren alle drei in diese Halle gerufen worden.
„Sehr gut, die Herzen sind da. Dann können wir endlich beginnen", erklang Zacks Stimme.
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Der Anfang vom Ende beginnt.
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