Kapitel 38
Tränen liefen über Aleks' Wangen.
„Du hast alles aufgeschrieben?", fragte Aleks und Belial nickte. Er holte drei Bücher und legte sie in Hände seines Gefährten.
Aleks schlug das erste auf und las ein paar Worte, dann klappte er es zu und drückte es an seine Brust. Er würde alles lesen, jede Zeile.
Gadriel war vor dem Beginn des Gesprächs nach ein paar Umarmungen verschwunden. Belial hatte ihm grob geschildert, was passiert war. Nun bei Hopes Teil hatte er alles ganz detailliert geschildert, wer wusste, ob es wichtig war.
„Dann wird es Zeit, mit den anderen zu reden. Außerdem habe ich einen Bärenhunger", sagte Aleks und stand auf. Sein Dämon nickte. Beide liefen aus dem Zimmer zum Eingangsbereich, in dem sich viele versammelt hatten.
Hölle, was ist denn hier los? Gibt es hier etwas umsonst? Haben alle auf mich gewartet? Das konnte Aleks kaum glauben. Er lief die Treppe nach unten und bevor er auch nur einen Ton sagen konnte, wurde er von seinem Monster von Bruder angesprungen und schier zerquetscht.
„Wage es nie wieder mir so etwas anzutun, Tacina. Hörst du?", schluchzte Zack.
Aleks klopft ihm auf den Rücken. „Alles klar. Ich habe verstanden." Langsam wurde das Abklopfen verzweifelter, denn Zacks Umarmung wurde langsam zum Schraubstock. Zwei Hände zogen diesen vorsichtig von ihm weg und er musste erst einmal durchatmen. Neben Zack stand Lucan mit einem Baby mit einem gelben und blauen Auge und ein kleiner Haaransatz von schwarzem Haar mit weißen Strähnen war zu sehen.
„Ist das Asta?", fragte Aleks lachend. Meine Nichte.
Lucan nickte und Aleks nahm die Kleine das erste Mal auf den Arm. Sie gluckerte und legte ihre Hand an Aleks' Wange. Ihre Hand leuchtete plötzlich auf und Aleks spürte einen Schlag durch seinen Körper jagen. Ohne Vorwarnung schossen seine Flügel aus dem Rücken. Dabei trafen sie leider Lyric, den es elegant umschlug und zwei Vasen vom Tisch mit sich riss.
„Himmel, Lyric, alles in Ordnung?", fragte Aleks geschockt.
„Tut mir leid, Tacina, ich hätte dich warnen sollen. Asta... verpasst Leuten gerne einen... Schlag, damit sie ihre wahre Gestalt zeigen", sagte Zack verlegen und kratzte sich am Kopf.
Wahnsinn. Aleks begann zu lachen. „Du bist ja eine Wilde, kleine Kriegerin. Das Temperament hast du von deiner Mama", sagte Aleks liebevoll zu der Kleinen. Vorsichtig gab er sie Lucan zurück, der ihn entschuldigend ansah.
Lyric hatte sich bereits aufgerappelt und winkte ab. Mit einem Lächeln umarmte er Aleks. „Gut, dass du endlich wieder da bist", sagte er und der Engel dankte ihm.
Nix stand hinter Lyric und schaute betreten zu Boden. Er war unsicher, wie er sich verhalten sollte.
Aleks sah zu dem Orakel und schnipste gegen dessen Stirn. „Warum so ein langes Gesicht? Hat dich Lyric etwa geärgert?", fragte er mit freundlicher Stimme.
„Nein, Aleksander, ich bin nur unsicher, ob... ich hier willkommen bin. Immerhin...", doch der Rest verlor sich im Nuscheln.
Aleks wusste sofort, was Nix bedrückte. Er hatte sicherlich von der Entführung und dem Angriff gewusst und machte sich nun Vorwürfe, weil er es nicht verhindert hatte. Doch es war richtig so, ohne seine Entführung hätte er den dritten Schlüssel nicht erschaffen können, so war es nun einmal. „Zieh kein langes Gesicht, Nix. Du bist hier selbstverständlich immer willkommen, immerhin muss einer ja Lyric ärgern, wenn nicht schon Sai das übernimmt", sagte der Engel und schloss Nix in die Arme, das Orakel atmete erleichtert auf.
So lief es weiter, bis jeder an der Reihe war und sich verabschiedet hatte. Zuletzt hatte ihn von allen Angestellten Liran freundlich begrüßt, wobei er ihn wieder mit Kirasch angeredet hatte. Eigentlich hatte er gedacht, dass er ihm das endlich ausgetrieben hatte.
Als fast alle gegangen waren, trat eine weitere Gestalt aus dem Eingang. Vater.
Raphael ging schweigend zu Aleks, der sich unwillkürlich versteifte. Für einen Moment sah er einen Hauch von Traurigkeit auf dessen Gesicht, doch er fing sich sofort wieder.
„Du bist wach", sagte der Erzengel und Aleks nickte nur stumm. Schweigen. „Ich bin nur hier, um dir zu sagen, dass du, dein Gefährte und mein Enkel, jederzeit im Himmel willkommen seid."
Aleks schaute ihn betreten an. Für die anderen war ein Jahr vergangen, doch nicht für ihn. Es war nur wenige Stunden für ihn her, seit er aus dem Himmel entkommen und schwer verletzt worden war. „Ich bedanke mich für das Angebot, doch ich weiß nicht, wann und ob ich es jemals annehmen werde. Ich brauche Zeit und ich möchte dich so lange nicht in meiner Nähe haben, ebenfalls nicht in Sais Nähe. Bitte geh jetzt."
Raphael nickte nur stumm, doch er musste Aleks' Entscheidung akzeptieren. Ich habe alle Zeit der Welt. Er würde sie aus dem Schatten heraus beschützen.
Danach gingen Astaroth mit Sai, Lucan und Zack mit der kleinen Asta, Lyric und Nix, Belial und Aleks ins Besprechungszimmer. Zwar war Aleks erst gerade erwacht, doch leider hatten sie keine andere Wahl. Der Plan der Allianz musste nun so schnell wie möglich umgesetzt werden, bevor Telos von Aleks' Erwachen erfuhr.
„Gut. Aleksander, wir werden nun den Plan der Allianz durchgehen", ergriff Astaroth das Wort. „Wir planen, euch in einer sicheren Umgebung zu öffnen, sodass ihr euch die Kraft zu eigen machen könnt, wie Hope es erwähnt hat. Dazu haben wir bereits alle Vorbereitungen getroffen. Dafür werden wir sieben Höllenfürsten und sieben Erzengel eine gemeinsame Barriere schaffen, die eurer Erweckung zumindest für eine Zeit standhalten kann."
Dies hatten sie in den vergangenen Monaten oft geübt. Sie hatten wochenlang an der Feinabstimmung gearbeitet. Nicht einmal Lucifer oder Belphegor waren aus der Reihe getanzt, ihnen war es genauso ernst wie allen. Sie zeigten in dieser Zeit die Führungsstärke, die das Land brauchte.
„Wir werden das Ganze morgen früh durchführen, wenn du dich ausgeruht hast. Also bitte ich dich darum, nähre dich gut und schlaf aus. Du musst morgen in einer guten körperlichen Verfassung sein, Aleksander", sagte Astaroth mit fester Stimme.
Aleks nickte nur – er war gerade ein paar Stunden wach, doch es wurde ernst. Ich schaffe das. Niyati wird uns hoffentlich beschützen. Nachdenklich rieb er über die zwei gekreuzten Mondsicheln an seinem Handgelenk. Es wird schon schiefgehen.
Die ganze Nacht patrouillierten die Byakko-Dämonen, Engel und Dämonen um das Haus und im Anwesen. Niemand würde hinaus- oder hineinkommen, ohne dass es bemerkt werden würde.
In dieser Nacht lag Aleks lange wach, er konnte einfach nicht schlafen. Er vergrub sein Gesicht in Belials Brust, als er das Gefühl hatte, nicht mehr atmen zu können. Warme Hände strichen über seinen Hinterkopf.
Kannst du nicht schlafen, Tsuka?, fragte sein Dämon.
Es tut mir leid, dass ich dich wachhalte, Bel.
Belial lächelte nur. Alles in Ordnung, Tsuka. Ich werde bis zum Schluss bei dir bleiben. Wir schaffen das gemeinsam. Langsam fuhr Belial über Aleks' Rücken, strich auf und ab, was seinen Engel beruhigte und dieser langsam in den Schlaf abdriftete.
In dieser Nacht schlief niemand gut.
Aleks nährte sich am Morgen gut von Belial. Dieser traf sich mit der Allianz vor Ort, um die letzten Vorbereitungen abzuschließen. Aleks würde so lange mit Sai im Zimmer sein und dort bewacht warten, bis er geholt werden würde.
Belial küsste seinen Engel noch ein letztes Mal und verabschiedete sich mit: „Bis nachher, Tsuka."
Sein Gefährte nickte, doch er hatte schon den ganzen Morgen ein schlechtes Gefühl. Bitte lass mich einfach nur nervös sein. So saß er nervös in seinem Zimmer, Sai neben sich auf dem Bett. Nach zwanzig Minuten wurde es Aleks zu viel, er musste sich ablenken. Sai schlummerte noch etwas und Aleks wollte ihn nicht wecken. Er hatte Angst – Angst, dass Sai etwas passieren konnte, immerhin war er noch ein kleines Baby. Um sich abzulenken, begann er die Bücher, die Belial für ihn geschrieben hatte, aufzuschlagen und zu lesen. Nach und nach beruhigte er sich und tauchte in Belials Erinnerungen ein.
Als es klopfte, schaute er überrascht auf. In der Tür stand Liran, der ein Tablett in der Hand hatte. „Hallo Kirasch, ich habe Euch etwas zu Essen gebracht", sagte dieser freundlich aber irgendwie distanziert.
Aleks klappte das Buch zu und legte es zur Seite. „Ich danke dir, aber bitte, nenn mich doch wieder Aleks. Kirasch ist viel zu formell für uns", sagte er freundlich.
Für einen Moment huschte ein seltsamer Gesichtsausdruck über Lirans Gesicht.
Er ist wahrscheinlich auch aufgeregt. Aleks seufzte, denn gerade als er essen wollte, begann Sai zu wimmern. Wahrscheinlich hatte er Hunger.
Er aß zwar schon Nahrung, doch Magie direkt von der Quelle zu trinken, war immer noch unabdingbar. Also nahm Aleks seinen Sohn, zog sein Oberteil aus und legte ihn an seine Brust. Sofort spürte er, wie Sai sich mit seinem Magiekreislauf verband. Mit einem Lächeln strich er über Sais Hinterkopf, während dieser sich von ihm nährte. Er stand etwas auf und ging durch den Raum, während Sai beschäftigt war. Ein bisschen die Beine lockern, erschien ihm eine gute Idee. Liran stand währenddessen schweigend an der Wand, beobachtete ihn nur. Er ist heute komisch. „Was ist den los, Liran? Du verhältst dich heute seltsam", sagte Aleks, die Augen auf seinen Sohn gerichtet.
„Es ist alles in Ordnung, Träger", erklang Lirans Stimme und er stand direkt vor ihm.
In dem Moment riss Aleks die Augen auf, doch er spürte einen heftigen Schlag gegen seine Brust, sodass er rückwärtsfiel. Das Portal hinter ihm rauschte und verschluckte ihn und seinen Sohn.
༻✧༺
Hope saß in ihrem Schlafgemach, drehte Däumchen. Er wusste, dass es bald so weit sein würde. Aleks war endlich aufgewacht, Gott sei Dank. Nun musste die Allianz nur noch die Vorbereitungen abschließen, damit sie endlich die Träger öffnen und stabilisieren konnten. Endlich. Heute würde die Prophezeiung erfüllt werden, doch das Ende der Welt verhindert.
Es klopfte an der Tür. Jaden betrat den Raum. „Hope, es ist so weit. Wir müssen nun gehen", sagte dieser.
Hope wusste in dem Moment, dass etwas nicht stimmte. Die Art wie Jaden ging und sprach, waren abnorm, doch was ihn verriet, war sein Geruch. Wer auch immer vor ihm stand, das war nicht Jaden.
Äußerlich sieht er aus wie Jaden und auch die Stimme ist gleich, doch das ist er nicht. Das ist eine billige Kopie. Es musste sich um einen Obake-Dämon handeln.
Obake-Dämonen waren Dämonen, die ihr Aussehen verändern konnten. Sie konnten das Aussehen und die Stimme jedes Lebewesens annehmen, das sie einmal berührt hatten. Niemand wusste, wie sie ursprünglich aussahen, manche vergaßen sogar ihre ursprüngliche Form und waren verdammt immer als ein Fremder zu leben.
Hope lächelte und stand auf, um dem falschen Jaden zu folgen. Dieser schaute ihn jedoch plötzlich unsicher an.
„Alles in Ordnung?", fragte Hope und setzte einen fragenden Ausdruck auf.
„Nein, alles in Ordnung, lass uns gehen", sagte dieser und öffnete ein Portal.
Verdammt. Ich hatte gehofft, wir würden bis zur Eingangshalle gehen. Doch das würde der Feind natürlich nicht riskieren. Hope ging auf das Portal zu, doch in letzter Sekunde drehte er sich und schlug dem falschen Jaden ins Gesicht. Dieser taumelte zurück.
„Wer bist du?", grollte Hope.
Der Obake-Dämon grinste nur. „Du hast mich schnell entlarvt, das hatte ich nicht erwartet, dabei habe ich ihn perfekt imitiert."
Nicht einmal ansatzweise. Aber ich sehe anders als Sehende.
Sofort war sein Gegner auf den Beinen und griff ihn an. Hope wich aus und trat nach dem Dämon. Dieser war jedoch kampferprobt und kannte seine Schwäche. Er schnipste und ein extrem lautes Krachen ertönte. Hope hielt sich für einen Moment die Ohren zu und war orientierungslos. Scheiße. Das war der Moment, in dem er ihn mit der Faust an der Schläfe erwischt wurde. Er wehrte sich, so gut es ging, war jedoch orientierungslos. Nach weiteren Schlägen sank Hope schließlich bewusstlos in sich zusammen.
Der Obake-Dämon hatte einiges einstecken müssen, doch er hatte den Träger überwältigt. Er zerrte ihn durch das Portal, das sich hinter ihm schloss.
༻✧༺
Lachos lief mit einem grimmigen Gesicht aus dem Portal, schleifte den bewusstlosen Träger hinter sich. „Du siehst ganz schön mitgenommen aus, Lachos", sagte Roku, ein Ays-Dämonen.
Er gehörte zu einer Rasse, die in der Lage waren, in fremde Körper zu dringen und diese wie eine Puppe zu steuern. Der Besessene starb jedoch, wenn der Dämon länger als eine Woche seinen Körper besetzte, weshalb Ays-Dämonen ihre Hülle nicht lange tragen können.
Seine Hülle begann schon an ihr Limit zu geraten, also stieß er diese ab. Er trat nach hinten aus Lirans Körper und dieser fiel bewusstlos nach vorne. „Hölle, dieser hier hat mein Opfer mehr als vergöttert, war ja schon fast widerlich", sagte Roku mit abwertendem Unterton, als spräche er von einer Krankheit.
Er schaute zu dem Bannkreis, in dem Aleks mit Sai auf dem Arm saß. Dieser war von Enenra-Dämonen umgeben – Wesen, die aus Rauch und Dunkelheit bestanden. Ihr Ursprung war unbekannt und auch wie sie sich fortpflanzten. Sie konnten eine menschliche Form annehmen, die nur von denen durchschaut werden konnte, die reinen Herzens waren. Sie besaßen die Fähigkeit, eine undurchdringliche Mauer aus Rauch zu erschaffen und Lebewesen darin einzuschließen. Anschließend ernährten sie sich von der Lebenskraft des Eingeschlossenen, in dem sie deren Lebensenergie aus deren Körper saugten.
Diese Dinger waren so gut wie unzerstörbar, denn sie konnten eine nicht-körperliche Zwischenstufe annehmen, bei der Waffen wirkungslos durch sie hindurchglitten. Und genau diese umkreisten den Bannkreis und machten es dem Engel unmöglich zu fliehen.
Lachos schleifte den bewusstlosen Träger in Richtung des Bannkreises, doch vorher würde er sich noch einen Spaß erlauben. Er konnte es sich erlauben, denn sein Herr würde mehr als zufrieden mit ihm sein. In der neuen Welt würde er eine hohe Position als Lohn für seine Treue bekleiden, er konnte es kaum erwarten.
„Der Herr kommt bald, lasst uns beginnen", sagte Yric, der erste Kommandant von Telos, der für die Rekrutierung und Ausbildung der Mitglieder zuständig war.
„Ja, ich kann es kaum erwarten, seine Schreie zu hören", sagte Zorahi, der für das Sammeln von Informationen und Informationsbeschaffung verantwortlich war.
Der dritte Kommandat Pirei, war leider bei einem Angriff der Höllenfürsten ums Leben gekommen.
Alle Mitglieder positionierten sich um den Kreis. „Dann sende unsere Nachricht", sagte Yric.
Lachos nickte und aktivierte den Zauber.
Aleks saß mit Sai in dem Bannkreis, umgeben von diesen Rauchmonstern und schaute sich verzweifelt um. Bel, bitte rette uns. Er wusste nicht, was Telos vorhatte, doch er wusste, dass es nicht gut war. Sein Gefühl hatte ihn nicht getäuscht.
_______________________________
Es ist geschehen. Telos hat es geschaft die drei Träger zu versammeln.
Was werden die Entführer nun tun?
Werden die anderen sie rechtzeitig finden?
Eure Mausegöttin
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro