Kapitel 35
Vier Wochen nach dem Beginn von Aleks' Schlaf...
Hope drehte sich unruhig hin und her, konnte einfach nicht schlafen. Etwas hielt ihn wach, nagte nun schon sein Tagen an ihm. Es war wie eine Stelle, die juckte, die er aber nicht kratzen konnte. Er musste etwas tun, etwas zog ihn in eine Richtung und er wusste, er würde dieser folgen müssen, ansonsten würde er wahnsinnig werden.
Sereph legte liebevoll den Arm um seinen Gefährten und zog ihn an seine Brust. „Dhan, was ist los?"
Hope rieb sein Gesicht an ihm und seufzte. „Sereph, irgendwas stimmt nicht. Es fühlt sich an, als würde mein Körper zu einem bestimmten Ziel gelangen wollen und mich in diese Richtung ziehen. Ich muss dorthin."
Sereph schwieg zunächst. Was könnte das sein? Wo sollte Hope hin und was erwartete sie dort? War es gefährlich? „Wohin, Dhan?", fragte er.
Hope hob seinen Kopf und schaute ihn an, dann öffnete er seine Augen und zwei Smaragde schauten Sereph entgegen. „Wir müssen zu Aleks", sagte sein Gefährte.
Als sie von der schweren Verletzung des Engels und der Entführung sowie Rückkehr aus dem Himmel erfahren hatten, waren sie mehr als geschockt gewesen. Aleks hatte im Himmel den dritten Schlüssel – Hopes Schlüssel – erschaffen. Vielleicht ist es der Schlüssel, der ihn anzieht.
„Das geht nicht, ihr dürft nicht aufeinandertreffen", sagte Sereph liebevoll und strich seinem Herz eine Strähne aus dem Gesicht.
Hope machte einen nachdenklichen Ausdruck. „Ich weiß."
Nach drei Tagen schickte Sereph einen Raben los.
Hope hatte angefangen sich unruhig im Bett hin und her zu werfen und am ganzen Körper blutig zu kratzen, konnte nicht stillsitzen. Sie hatten keine Wahl, sie mussten Hope zu Aleks bringen.
Mit bandagierten Armen und Beinen reisten sie zu Belial. Als Hope durch das Portal schritt und die Empfangshalle betrat, ließ das wahnsinnige Jucken endlich nach und er wurde ruhiger. Wie von einer unsichtbaren Hand gezogen, lief Hope in die Richtung, in der sich Aleks befinden musste.
Mit pochendem Herzen öffnete er die Tür und betrat das Zimmer, Sereph folgte ihm. Aleks lag mit ausgebreiteten Flügeln auf dem Bett, der rechte Flügel war schon etwas nachgewachsen. Hopes Cousin hatte blasse Haut und sah wie eine Porzellanpuppe aus, zerbrechlich und doch wunderschön.
Vorsichtig setzte Hope sich neben den Engel und nahm dessen rechte Hand in die seinen. Er war dort, wo er sein musste. Hope hob die Hand an seine Lippen und flüsterte: „Wach auf, Cousin. Du hast mir versprochen, dass wir uns alles erzählen, einander nahekommen. Du bist die einzige Familie, die mir außer Sereph geblieben ist." Doch der Engel regte sich nicht.
Sereph und Belial, der zu ihnen gestoßen war, betrachteten die Szene.
Belial tat es im Herzen weh, es mitanzusehen. Sai war in seinen Armen und schaute schweigend die Szene mit an. Nix hatte ihnen versichert, dass das Ende der Welt nicht beginnen konnte solange Aleks schlief – denn wie die Prophezeiung es sagte, Aleks musste sich entscheiden und das ging nicht, wenn er nicht wach war.
Ein Ziehen verlief durch Hopes Arm und dieser löste sich wie von selbst, um zu den Amuletten an Aleks' Hals zu wandern. Er hatte es geahnt. Es war sein Schlüssel, der ihn gerufen hatte. Mit einer sanften Berührung legten sich seine Finger auf diesen.
Eine Druckwelle entlud sich und Belial und Sereph wurden zurückgeschleudert. Doch dieses Mal waren sie vorbereitet gewesen, hatten sich rechtzeitig gewappnet, sodass niemand verletzt wurde.
Ein Ruck ging durch Hopes Körper und er begann zu leuchten. Seine Augen färbten sich weiß und seine Haare leuchteten weiß. Alle warteten darauf, dass er eine Prophezeiung von sich gab, doch nichts geschah. Er kippte einfach zu Seite und blieb dort liegen, seine Hände weiterhin mit dem Schlüssel verbunden. Aleks selbst lag einfach nur da, keine Regung, nichts.
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Hope schlug die Augen auf und wurde von einem hellen Licht geblendet. Er zischte und hielt sich die Augen zu. Was zur Hölle? Da realisierte er es. Ich bin wieder hier. Er öffnete blinzelnd die Augen und die Umgebung nahm Form an. Er war wieder in der Bibliothek und er sah. Er konnte sehen.
Ein leises Lachen erklang und er drehte sich in dessen Richtung. Auf einem Stuhl an einem haselnussbraunen Holztisch saß eine Frau mit langen efeugrünen, lockigen Haaren und quecksilberfarbenen Augen mit einem grünen Ring. Er erkannte sie sofort wieder, es war die Frau vom letzten Mal als er hier gewesen war.
„Du bist zurück, mein kleiner Stern", sagte ihre melodische Stimme und ein Lächeln erschein auf ihren Lippen. Sie war wirklich wunderschön.
Hope erhob sich und ging zu ihr, um sich ihr gegenüber auf einen Stuhl zu setzen. „Ihr seid Metis, die Göttin des Wissens, nicht wahr?", fragte Hope vorsichtig.
„Da liegst du richtig, kleiner Stern. Endlich bist du bereit, hast deine Gabe nun fast vollständig angenommen."
Hope wusste, wovon sie redete. Wissen war in seinem Körper nach und nach erwacht, weshalb er sich verändert hatte. All die Veränderungen, wie er die Welt wahrnahm, die Struktur seiner Gedanken und wie er Informationen aufnahm, analysierte und einordnete, war von Wissen verändert worden. Er erinnerte sich genau an ihre Worte.
Ein helles Lachen erklang. „Warum stellst du mir eine Frage, deren Antwort du bereits weißt?", dann wurde ihr Gesicht ernst. „Hope, du hast alle Antworten, du musst nur die richtigen Fragen stellen."
Er hatte es lange nicht verstanden, doch nun war es klar. Er war der Träger von Wissen, hatte also die Antworten auf alle Fragen, er musste sie nur stellen. Doch noch war er nicht vollständig erwacht, so blieben ihm einige Wege versperrt.
„Warum bin ich hier?", fragte er und Metis lächelte nur.
„Kleiner Stern, es ist bald so weit und du wirst erwachen, nicht nur du. Stell jetzt deine Fragen", sagte die Göttin.
Hope schaute sie an. „Gibt es eine Möglichkeit, unser Erwachen zu verhindern?"
Metis schüttelte den Kopf, das hatte sich Hope jedoch schon gedacht.
„Gibt es eine Möglichkeit, die Vernichtung der Welt zu verhindern?"
Metis nickte. „Ja, kleiner Stern, doch der Weg wird steinig. Ihr Träger seid kurz vor dem Erwachen, doch öffnen können euch nur die Schlüssel. Die einzige Möglichkeit ist, dass ihr es annehmt. Nehmt diese unglaubliche Kraft an, macht sie euch zu eigen und unterwerft sie. Wenn sie vollständig ein Teil von euch wird, wird sie auch mit euch gehen. Nicht einmal der Tod kann sie dann von euch trennen."
Hope verstand. Wenn Wissen ein fester Teil von ihm wurde, wie ein Organ, würde es sich auch bei dessen Tod nicht von ihm abspalten und unkontrolliert freigesetzt werden. Damit könnte sie auch nicht von anderen freigesetzt werden, denn es würde keinen Schlüssel mehr geben, der dies vermochte. Sie mussten sich also selbst öffnen und Kontrolle gewinnen.
„Wie können wir die Kontrolle über diese Kräfte gewinnen?", fragte er die Göttin.
„Ihr müsst sie annehmen und niederringen. Nutzt eure starken Herzen, sie werden euch beistehen in diesem Kampf", antwortete Metis.
Hope nickte, musste dies noch analysieren. Metis würde das sicherlich nicht näher erläutern, also musste er es selbst herausfinden. „Gut, zuletzt, wie öffnen wir uns? Wie nutzen wir die Schlüssel?", fragte er.
Metis lachte leise. „Das, mein kleiner Stern, ist die letzte Hürde, die ihr selbst überwinden müsst, doch nicht jeder kann es tun. Ich darf es euch nicht mehr verraten, sonst wird Niyati mir die Hölle heiß machen."
Und die entscheidende Frage blieb wie immer offen. Doch er hatte wertvolle Informationen erhalten, die ihnen Hoffnung machten.
„Eine letzte Frage noch, wird Aleksander wieder aufwachen?"
„Wenn die Zeit reif ist, mein kleiner Stern", sagte sie und legte ihre Hand an seine Wange, dann schaute sie mit einem Lächeln hinter ihn. „Wie es aussieht, erhalte ich heute mehr Besuch als sonst."
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Sereph und Belial standen neben dem Bett und schauten ihre Gefährten an. „Es ist schon nun seit einer Stunde in diesem Zustand", sagte Sereph und machte sich Sorgen. Wo war Hope? Dessen Haut und Haare leuchteten nach wie vor und dessen Augen waren noch weiß.
Sai wedelte mit den Händen und Belial zog ihn näher an sich, sodass er seine Hand an dessen Wange legen konnte. Sai tat das immer, wenn er ihnen etwas mitteilen wollte, das hatte er schon bemerkt. Die kleine Hand legte sich an die Wange und Belial empfing Sais Gedanken bzw. Gefühle. Es war verwirrend, da es beides gleichzeitig war, doch die Nachricht war klar.
„Sereph, leg dich neben Hope", sagte Belial und der Höllenfürst schaute ihn überrascht an, folgte jedoch seiner Anweisung. Er zog Hope in eine Umarmung, achtete darauf, dass dessen Kontakt zu dem Schlüssel jedoch nicht abbrach.
Vorsichtig legte Belial Sai zwischen die beiden, was Sereph überraschte. Doch schon im nächsten Moment spürte er eine kleine Hand in seinem Gesicht.
Als Sai ebenfalls Hopes Hinterkopf berührte, begann dessen Haut und Haare wie Hopes zu leuchten und dessen Augen wurden eisblau. Serephs Augen färbten sich weiß und jegliche Spannung wich aus dessen Körper.
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Als Sereph die Augen aufschlug, fand er sich in einer Bibliothek wieder. Wo bin ich? Hatte Sai ihn hierhergeschickt. Dann hörte er eine Stimme.
„Eine letzte Frage noch, wird Aleksander wieder aufwachen?"
Der Dämon wusste sofort, dass es Hopes Stimme war und folgte dieser. Er sah, wie er mit dem Rücken zu ihm an einem Tisch saß, direkt gegenüber einer Frau mit efeugrünen Haaren, die lächelte, als er ihn sah.
„Wie es aussieht, erhalte ich heute mehr Besuch als sonst", sagte diese, mit dem Blick fest auf Sereph gerichtet.
Hope drehte sich um und es war der Moment, in dem sich ihre Blicke trafen, der etwas änderte. Er konnte die Fassungslosigkeit in Hopes Augen sehen. Warum? „Dhan?", fragte Sereph unsicher. Ohne Vorwarnung traten Tränen in die Augen seines Gefährten und er stand so ruckartig auf, dass der Stuhl umkippte und auf den Boden knallte. Was ist passiert?
Hope konnte es nicht glauben, doch die Stimme war unverkennbar, genauso wie der Geruch, als er sich in die Arme seines Gefährten warf. Er konnte es nicht fassen, brauchte Zeit, um es zu verarbeiten. Ich kann ihn sehen. Ich kann mein Herz sehen und er ist so wunderschön. Er ist so atemberaubend. „Sereph?", fragte er mit zitternder Stimme, dessen Brust eng umschlossen.
„Ja, Dhan?"
Er schaute nach oben in diese obisdianschwarzen Augen. „Ich sehe dich", schluchzte Hope und Erkenntnis machte sich auf dem Gesicht seines Dämons breit. Hope sog alles in sich auf, sein dunkelbraunes, fast schwarzes Haar, das ihm bis zur Mitte des Rückens reichte und zu einem Zopf geflochten war, seine bronzefarbene Haut und diese absolut anbetungswürdigen schwarzen Augen.
Hope vergaß fast zu atmen, denn Sereph war atemberaubend. Er fuhr über dessen Gesicht und prägte sich zu jeder Erhebung das passende Bild ein, denn er würde es niemals vergessen wollen, würde es immer wieder in Gedanken rufen, sobald er ihn berührte.
Sereph schaute Hope einfach nur an, ließ ihm freie Hand.
Metis lachte leise. „Ich lasse euch nun alleine. Ich werde euch die Privatsphäre schaffen, sodass ihr euch beruhigt Zeit für euch nehmen könnt." Dann war die Göttin verschwunden.
Hope fuhr immer wieder über Serephs Gesicht und sah die tiefe Liebe und Zuneigung in den Augen seines Dämons, die sein Herz vor Liebe anschwellen ließ. Er zog seinen Dämon zu einem intensiven Kuss zu sich, genoss dessen Geschmack.
Ich will mehr. Ich will alles von ihm sehen. Etwas ungestüm, zog er seinen Dämon mit sich auf den Boden, als er sich langsam nach unten senkte, und drehte Sereph auf den Rücken, um sich auf ihn zu setzen. Er schob seine Hände unter den Bund von Serephs Oberteil und zog es in einer Bewegung diesem über dem Kopf, wobei sein Dämon kooperierte und die Arme hob.
Nun lag sein Dämon mit nackter Brust vor ihm. Hölle, er ist so heiß, so perfekt. Seine Haut war glatt und dessen Muskeln zeichneten sich unter der bronzefarbenen Haut ab. Hope lief das Wasser im Mund zusammen. Er fuhr über die Brust, prägte sich jeden Muskel, jede Stelle ein.
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Liebe auf den ersten Blick ☺
Hope hat einige Antworten erhalten, doch dazu später mehr. Genießt die kommende Szene.
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