Kapitel 17
Als Hope aus dem Wasser kam, atmete Sereph erleichtert aus, doch Aleks folgte nicht. Belial schaute zu Hope, der sich auf den Boden legte. Wo ist Aleks?
Hope schaute auf das Wasser, wartete, doch Aleks kam nicht. Dann hörten die Fische und der Aal auf zu schwimmen und tauchten ab, verschwanden einfach. Die Barriere, die die Dämonen draußen hielt, verschwand und sie stürmten zu Hope. Sereph nahm seinen Gefährten in die Arme und drückte ihn fest an sich.
„Hope, wo ist Aleksander?", fragte Belial mit beunruhigter Stimme.
Der Mensch schaute den Dämon an. „Er ist noch unten, bei dem Gott." Mehr wusste er nicht. Er wusste nicht, warum Aleks und er getrennt wurden. Er erzählte den beiden Dämonen, was sie erlebt hatten, während sie darauf warteten, dass Aleks auftauchte. Ein Zittern ging durch den Boden. Der Teich vibrierte und im nächsten Moment brach Aleks durch die Wasseroberfläche. Er hustete und schnappte nach Luft, schwamm zum Rand.
Die Erleichterung durchströmte Belial und er zog seinen Gefährten aus dem Wasser. Trauer stand in Aleks' Gesicht und Tränen rannen über seine Wangen.
„Was ist, Tsuka?", fragte Belial bestürzt.
„Degei, er stirbt gerade. Ich konnte es nicht verhindern", schluchzte er.
Hopes Brust zog sich schmerzhaft zusammen.
„Dann sollten wir hier schleunigst verschwinden, wer weiß, was mit der Höhle passiert, wenn der Gott fort ist", sagte Sereph ernst. Als hätte er die Zukunft gesehen, begann die Höhle zu erzittern und die Decke begann einzustürzen.
„Verdammt!", rief Belial, denn der Durchgang war verschüttet. Es gab nur einen Ausweg und er betete, dass es funktionierte. Er erschuf ein Portal. Dieses Mal gab es keine Macht, die es unterdrückte. Schnell rannten sie hindurch und hörten noch das laute Krachen, als die Höhle einstürzte.
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Nero befand sich gerade auf dem Weg von der Küche nach draußen, als er eine Machtresonanz spürte. Ein Portal öffnete sich und vier Gestalten kamen daraus hervorgestürzt. Als er erkannte, dass es Belial und Aleks, sowie Sereph und ein junger blonder Mann waren, blieb er erstaunt stehen. Alle vier trugen Neoprenanzüge und waren nass, vor allem Aleks und der blonde junge Mann trieften.
Was zur Hölle?
„Warum muss eigentlich immer alles um uns herum einstürzen? Kann man nicht einfach friedlich irgendwo hinausspazieren? Hölle nochmal!", rief Aleks außer sich.
Die anderen drei schauten ihn erstaunt an. Hope begann zu lachen und auch ihre Gefährten entspannten sich.
„Kuro?", kam eine fragende Stimme von links.
Belial sah zu Nero, der ihn fragend anschaute. Er antwortete mit einem Frag-nicht-du-würdest-es-nicht-glauben-Blick. Er räusperte sich. „Nero, Sereph und sein Gefährte sind vorläufig unsere Gäste. Würdest du ihnen ein Zimmer herrichten lassen?", bat er seinen Stellvertreter. Dieser nickte perplex und ging gleich los.
Hope und Sereph waren dankbar, nach diesen Strapazen einen ruhigen Ort aufsuchen zu können, also nahmen sie das Angebot dankend an. Sie gingen auf das Zimmer, das eine erstaunte Bedienstete ihnen zeigte, und auch Aleks und Belial gingen auf ihres. Sie zogen sich die Kleidung und den Harnisch aus und setzten sich erst einmal in die warme Wanne.
Hope und Sereph taten es ihnen gleich. Sie besprachen in Ruhe mit ihrem Partner, was passiert war, und gingen anschließend schlafen. Alle vier schliefen einen tiefen und erholsamen Schlaf, den sie nach diesem Abenteuer dringend nötig hatten.
Am nächsten Morgen wurde Belial von den Strahlen der Sonne geweckt. Diese verfingen sich in den weißblonden Haaren seines Liebsten, der sich in seine Armbeuge gekuschelt hatte. Sie hatten begonnen in Löffelchenstellung zu schlafen, da Aleks' Bauch nur noch die Seitenlage zuließ. Er atmete den Duft von Rosen und Regen nach Sonnenaufgang ein und küsste den empfindlichen Nacken seines Engels.
Aleks gab leise protestierende Laute von sich, da er weit nicht einmal ansatzweise bereit war, aufzustehen. Belial lächelte und streichelte den Bauch seines Liebsten. „Ich steh schon auf, Tsuka. Tsuki und du, ruht euch noch etwas aus. Ruf mich, wenn du wach bist", flüsterte er in Aleks' Ohr, auf das er ebenfalls einen sanften Kuss drückte. Widerwillig stand er auf und zog sich an. Er sendete mehrere Raben aus und berief ein Treffen für den Nachmittag ein. Sie mussten alle auf den aktuellen Stand bringen. Nachdem er das erledigt hatte, ging er in den Garten, wo Sereph wartete.
„Ist dein Gefährte auch eine Schlafmütze?", fragte er den Höllenfürsten freundlich.
Sereph schaute zu ihm und lächelte. Das hatte er ihn noch nie zuvor gesehen. „Schlimmer. Ihn morgens aus dem Bett zu bekommen ist ein Ding der Unmöglichkeit, da er nicht einmal vom Licht geweckt werden kann."
Stimmt, er ist ja blind. Viele hätten Sereph bemitleidet – doch nachdem, was Belial in der Höhle von Hope gesehen hatte, würde niemand darauf kommen, dass der Junge nichts sehen kann. Es war seltsam. Sie saßen beide auf dieser Bank und plötzlich hatten sie so viel gemeinsam, saßen im selben Boot. Ihre Gefährten waren beide Träger, beides Menschen oder in der Menschenwelt aufgewachsen. Sie hatten ihr Leben völlig auf den Kopf gestellt.
Belial seufzte.
„Wie schaffst du das?", fragte Sereph und stützte nachdenklich sein Kinn auf seinen Handrücken ab.
„Was genau meinst du?", fragte er, wobei er ahnte, worauf er hinauswollte.
Sereph schaute weiter nach vorne. „Dein Gefährte ist schwanger und sowohl dieser als auch euer Kind sind Träger. Zudem ist er ein Engel und ein heißbegehrtes Objekt der Hölle. Hope ist ja schon in einer gefährlichen Position als mein Herz, doch Aleksander ist nochmal eine ganz andere Hausnummer", sagte Sereph bedächtig.
Belial schwieg. „Ich lebe damit. Ich weiß, dass unsere Situation gerade sehr heikel ist, weshalb wir auch die Schwangerschaft verstecken. Doch ich kann es nicht ändern, ich lebe jeden Tag mit dieser Angst. Jahrhunderte hatte ich nichts, was mir Angst gemacht hat. Ich lebte als Krieger, bereit jederzeit zu sterben. Doch als dieser unschuldige Mensch mit seinem strahlenden Lächeln in mein Leben gestolpert ist, hat sich alles geändert. Ich kenne nun die wahre Bedeutung von Angst. Und doch würde ich es niemals eintauschen, niemals. Ich denke, es ergeht dir genauso", antwortete er Sereph.
Belial hatte recht. Serephs Sicht auf die Dinge, auf andere Wesen und das Leben hatte sich grundlegend geändert, als Hope in sein Leben gekommen war. Er würde alles tun, um ihn zu beschützen. „Wird die Angst weniger?", fragte er Belial.
Belial schüttelte den Kopf.
Dachte ich mir schon. Ein Lächeln zog sich über Serephs Gesicht. „Dadurch, dass Aleksander und Hope verwandt sind, sind wir nun ebenfalls eine Familie", sagte Sereph und schaute den Leviathan an, der ihn überrascht ansah.
„Ist das eine Drohung?", fragte dieser mit einem Grinsen.
Sereph schwieg, doch seine Mundwinkel zuckten. Vielleicht würden Belial und er doch noch irgendwann so etwas wie Freunde. Wer weiß? Doch eines wahr klar, Familienbande waren stark und da Aleks Hopes einzige Familie war, würde er diesen beschützen.
Warme Arme umschlangen Sereph und ein Kuss wurde auf seinen Scheitel gedrückt.
„Geheime Gespräche hinter unserem Rücken?", erklang die Stimme seines Liebsten.
Unserem? Dann folgten zwei Arme, die Belial umschlangen.
„Hope und ich haben einiges zu besprechen und würden spazieren gehen. Wir nehmen Shin und Alas mit. Geht das in Ordnung?", fragte Aleks seinen Dämon.
„Geht jedoch nicht zu weit weg und überanstrenge dich nicht", sagte Belial und drückte seinem Engel einen Kuss auf die Lippen.
Aleks nickte und rief Shin. Der Byakko-Dämon erschien und rieb sich an seinem Fuß. Sereph schaute mit erstauntem Gesichtsausdruck zu dem Engel. Hope streichelte den weißen Tiger und rieb sein Gesicht im Fell. Dann liefen die beiden los, Alas in etwas Abstand dahinter.
„Er hat einen Byakko-Dämon gezähmt?", fragte Sereph erstaunt. Das hat es schon seit Jahrhunderten nicht gegeben.
Belial lächelte. „Ja, er ist eine gute Seele, in die sich jeder verliebt. Er durchbricht jede noch so dicke Mauer und füllt den Raum mit Wärme. Nicht einmal diese Dämonen hatten eine Chance gegen ihn. Ihm untersteht ein gesamtes Rudel, das sich in unseren Wäldern angesiedelt hat", sagte Belial. Dann erzählte er die Geschichte von Aleks' und Shins ersten Treffen. Sereph hingegen erzählte von Hope und dessen Wiedergeburt.
So verging die Zeit.
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Nach und nach trafen mehr ein. Lucan und Zack saßen bereits auf dem Sofa, während Zack Aleks' Bauch lächelnd betatschte. Hope und Sereph saßen ihnen gegenüber und Astaroth hatte sich rechts von ihnen platziert. Er rollte über das Geturtel die Augen.
Immer diese Pärchen. Irgendwann werde ich ein Gesetz dagegen erlassen. Selbst Sereph schaute seinen Gefährten mit liebevollen Augen an und ließ zu, dass dieser sich an ihn kuschelte. Es fehlten nur noch Nix und Lyric. Die Tür öffnete sich und die beiden traten ein, wobei Nix' Haut eine leichte Röte überzog und deutliche Zeichen auf seiner Haut prangten.
Sie haben es wirklich noch vor dem Treffen getrieben? Was ist dieser Bund eigentlich? Ein Daueraufputschmittel und Aphrodisiakum?
„Schon für den Nachwuchs geübt?", kam es aus Astaroths Mund und alle schauten ihn erstaunt an. Das hatten sie nicht erwartet und er musste zugeben, er hätte es zurückhalten sollen.
Nix lächelte. „Man sollte nie aus der Übung kommen, vor allem wenn der Partner einen riesen-", doch eine Hand verschloss Nix' Mund und dieser blieb es auch.
„Wenn du den heutigen Abend erleben willst, Orakel, schweigst du", sagte Lyric mit drohendem Blick, was Nix jedoch mehr reizte.
Astaroth seufzte. Hölle. Ich steig aus. Langsam wird das Ende der Welt wirklich attraktiver.
„Gut, lasst uns anfangen", sagte Aleks.
Nun waren alle ganz Ohr. Er und Hope erzählten von der Reise und der Begegnung mit dem Gott, brachten alle auf den neusten Stand. Nur die letzten Worte von Degei verschwieg Aleks.
„Dann ist euer Sohn also der dritte Träger?", fragte Lucan und Erleichterung durchströmte ihn. Er hatte Angst gehabt, dass Zack es nach dem Ereignis nach dem ersten Treffen mit Sereph und Hope doch sein könnte.
„Ja, doch er hat deutlich gesagt, dass Zack ebenfalls ein Deva ist. Deshalb konnte er wahrscheinlich auch den Schlüssel erzeugen", sagte Aleks.
„Außerdem gibt es noch etwas. Degei sagte, wir Träger dürfen nicht sterben, ansonsten würden die in uns verschlossenen Mächte freigesetzt werden. Wir sind schon zu weit erwacht", sagte Hope.
Das stimmte einige nachdenklich. „Wie dem auch sei, unser nächstes Ziel ist also der Himmel. Wir müssen einen Weg finden, in den Himmel zu gelangen", sagte Astaroth. Die beiden nickten. Das wird schwierig, denn nur ein Engel oder eine verstorbene Seele darf den Himmel betreten.
„Dann bleibt nur Aleks, da er ein Engel ist. Er sollte Zutritt erhalten, auch wenn er zur Hälfte Deva ist", sagte Sereph.
„Das geht nicht", sagt Zack harsch. Alle schauten ihn an. „Die Engel dürfen Aleks niemals finden, da war meine Mutter deutlich", sagte er mit ernstem Gesicht.
„Warum?", fragte Hope.
„Weil sie ihn als Baby entführen wollten. Unsere Mutter ist bei dem Versuch gestorben, uns zu schützen. Sie dürfen ihn nicht finden, also kann er nicht dorthin", sagte Zack mit bitterer Stimme. Ein schuldiger Ausdruck wanderte aus Aleks' Gesicht. Alle wussten, dass es ernst war.
„Gut, dann werden wir einen anderen Weg finden. Wir haben bis zur Geburt von Belials und Aleks' Sohn Zeit", sagte Astaroth und die anderen nickten.
„Nix, hast du etwas für uns?", fragte Lucan. Alle schauten das Orakel an.
Dieses seufzte. „Die Zukunft ist bis kurz vor der Geburt unklar, sie ist also noch nicht geschrieben. Erst wenn gewisse Entscheidungen getroffen werden, bildet sich diese. Also kann ich im Moment tatsächlich nichts sagen. Doch eines gibt es", sagte er und biss sich auf die Lippe. „Ich hatte eine Vision und es gibt eine dritte Partei, die in diesem Krieg mitmischen wird. Ich kann nichts mehr sagen, außer eines", und dabei schaute er Aleks an.
„Wenn die Zeit ihre silbernen Schwingen entfaltet, wird die blinde Klinge klar und tritt zum Vorschein, um alles in ein smaragdgrünes Licht zu tauchen."
Alle schauten zu dem Orakel und dachten nur eines, was zur Hölle soll das bedeuten?
Belial machte ein nachdenkliches Gesicht. „Mit Zeit ist Aleks gemeint und mit Schwingen seine Flügel", sagte der Dämon. Die anderen nickten zustimmend. Dann kam ihm ein Bild in den Sinn.
Das Licht floss aus Aleks' und Hopes Körper zu dem Statuen und das Muster eines magischen Zirkels bildete sich auf der Wand. Es waren drei Kreise, die sich überlagerten. Langsam begannen sich diese zu drehen, bis sich die Muster exakt überlagerten. Dann erloschen diese und auch Aleks und Hope kehrten in den Normalzustand zurück.
Aleks' Feuerflügel wichen Federn, die nun deutlich silbern glänzten und Hopes Haare waren eine Nuance heller geworden.
Er riss die Augen auf. „Aleks, entfalte deine Flügel", sagte dieser.
Aleks schaute ihn überrascht an. Was will Belial? Er entfaltete seine Flügel und schaute seinen Gefährten fragend an. „Bel, was ist?", fragte er unsicher.
Alle starrten auf Aleks' Flügel, alle außer Hope, denn dieser konnte deren Farbe nicht sehen.
„Haben seine Flügel schon immer so geschimmert?", fragte Zack.
Belial schüttelte den Kopf. „Erst nachdem wir die Kammer in der Höhle geöffnet haben."
Aleks schaute unsicher und öffnete überrascht den Mund. Seine weißen Flügel hatten im Licht tatsächlich einen silbernen Schimmer.
„Dann wird dieses Ereignis eintreten, wenn sich Aleks' Flügel vollständig silbern gefärbt haben", sagte Astaroth.
„Bis dahin müssen wir handeln. Wir müssen herausfinden, wie wir in den Himmel gelangen können, ohne den Blick der Archai und Erzengel auf uns zu ziehen – und wir müssen wissen, was der zweite Teil der Prophezeiung bedeutet", fügte der Höllenfürst hinzu.
„Archai? Erzengel?", kam es aus Aleks' und Hopes Mund gleichzeitig.
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Das Ziel ist klar - der Himmel!
Wie könnten sie in den Himmel kommen?
Was könnte Nix' Prophezeiung bedeuten?
Nun kommt eine kleine Einführung in den Himmel - Vorhang auf!
Eure Mausegöttin
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