Opfer bringen
Hi, ich habe nun wieder Ferien und bemühe mich, wieder regelmäßig Kapitel hochzuladen. In welchem Abstand ist noch unklar. Genauere Infos dazu findet ihr in meinem Unterhaltungsfeed😉.
Dieses Kapitel ist auch etwas länger als sonst geworden und vor allem beim Ende habe ich mir große Mühe gegeben 😁.
Nun ja, lassen wir diese Fanfiction wieder aufleben!! Viel Spaß beim Lesen.
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Alea verschlug es die Sprache. Bisher kannte sie Geheimgänge nur aus Filmen und nun stand sie tatsächlich vor einem!
"Ihr seht, Korallen sind vielseitig einsetzbar!", kommentierte Cassaras und schwamm als Erster durch den Tunnel. Thea ließ nicht lange auf sich warten und folgte ihm voller Tatendrang. In ihrem Stimmungsspiegel erkannte Alea Mut. Thea war eben durch und durch eine Abenteurerin. So auch Keno. Lennox zögerte kurz, bevor er Alea an sich vorbei ließ. Er schien der ganzen Sache noch nicht ganz zu trauen.
"Cassaras würde Thea niemals in Gefahr bringen. Dieser Durchgang ist ein sicherer Weg, um keinen Nixen über den Weg zu laufen", beruhigte Alea ihn, woraufhin er sie passieren ließ.
Letztlich befanden sich alle im Tunnel und der Boden zog sich über ihnen wieder zusammen. Kaum war der Eingang verschlossen, wurde es auch schon stockdunkel. Während Alea ihre Nachtsicht genau richtig zu gute kam, schien Lennox Probleme in der Dunkelheit zu haben. Doch plötzlich tat sich etwas! Der Gang leuchtete innerhalb von Sekunden blau auf!
„Meeresleuchten!", flüsterte Alea verzaubert. Sie kannten das Naturphänomen bereits aus der Vergangenheit. Das Leuchten entstand durch eine Planktonart, welche bei Bewegungen im Wasser aufleuchteten. Alea konnte nicht anders, als an den Abend zu denken, an den sie und Lennox am Strand saßen und zum ersten Mal das Funkeln bestaunen konnten. Dieser Abend hatte alles verändert. In jener Nacht trafen sie auf den Schweige-Schamir, welcher ihnen den Goldumhang überreichte. Nur dank ihm und Lennox hatte die Alpha Cru ihre Erinnerungen zurück bekommen.
Sobald Alea zu ihrem Krieger hinüber sah, bemerkte sie, dass er plötzlich ganz entspannt wirkte. Seine Schultern waren zwar noch immer stramm nach hinten gedrückt und er war definitiv angriffsbereit, jedoch schien er weniger gestresst. Vermutlich beruhigte die Erinnerung, an das Meeresleuchten ihn ein wenig. Alea freute sich darüber sehr, da ein klarer Kopf wichtiger denn je war. Sie, als Elvarion, hatte damit keine Probleme. Ihr Kopf klärte sich immerhin automatisch. Alea konnte ohne Mühe ihre Angst in Gefahrensituationen beiseite schieben und musste sich dafür noch nicht einmal anstrengen. Die anderen Cru-Mitglieder hingegen hatten diese extra Fähigkeit nicht. Sie mussten mit ihren Gedanken den Tag überstehen, gleichgültig wie belastend diese waren. Wie so oft war sie dankbar, dass trotzdem jedes einzelne Bandenmitglied trotz dessen hinter ihr stand.
Alea drehte sich zufrieden zum Rest der Gruppe und bemerkte, dass Thea fast schon im Wasser tanzte. Sie hatte offensichtlich nicht mit ihrer Angst zu kämpfen und konzentrierte sich stattdessen auf den schönen Teil dieser Mission. Jede ihrer Bewegungen brachte das Wasser zum aufleuchten, was ihr nur all zu gut zu gefallen schien. Sammy hätte vermutlich gesagt, dass sie wie eine bestphänomenale Magierin aussähe und Alea hätte ihm sofort zugestimmt. Keno hingegen schwamm unbeirrt weiter und schien die Umgebung auf Gefahren zu überprüfen. Immerhin war er mitgekommen, um die Elvarion tatkräftig zu unterstützen.
„Wie kommt es, dass du dich so gut mit den Geheimgängen auskennst?", erkundigte sich Lennox nach einer Weile bei Cassaras. Seine Stimme klang zwar unter Wasser etwas dumpf, man konnte ihn jedoch gut verstehen. Dank der Sauerstoffflasche musste er sich zu dem auch keine Sorgen machen, bei sprechen zu viel Luft zu "verschwenden".
"Das geht euch nichts an. Wichtig ist nur, dass wir voran kommen", spuckte der Nixenprinz ihm aufgebracht entgegen. Diese Reaktion war zu erwarten. Cassaras war ohnehin nicht gesprächig. Sobald es persönlich wurde baute er gleich eine Mauer mehr um sich herum. Normalerweise hätte Alea innerlich mit den Augen gerollt, doch diesmal tat sie das nicht. Um den Finsterling herum strömten Farben vor sich her. Sie waren dunkel und klumpig. Alea erkannte eindeutig Frust in seinem Stimmungsspiegel. Augenblicklich drehte sie sich weg. Obwohl ihr ihre Walwander-Fähigkeiten oft zu Gute kamen, musste sie sich immer wieder dafür ermarnen, die Gefühle Anderer zu identifizieren. Es war schlicht und weg unfair, dass sie so viele Einblicke in derer Gedanken erhielt.
Irgendwann blieb die Gruppe vor einer Wand stehen. Cassaras knickte erneut einen Ast einer weiteren Koralle um, welche am Boden des Tunnels wuchs. Erst jetzt bemerkte Alea, dass sich meherere Korallen am Boden befanden. Vermutlich erfüllte jede Einzelne von ihnen ihren eigenen Zweck. Allerdings fragte sie nicht nach, ob ihre Theorie stimmte. Sie wollte keinen unnötigen Konflikt anzetteln und schluckte ihre Neugierde hinunter.
Noch während sie sich den Kopf über weitere Fragen zerbrechen wollte, schob sich schon die Wand zur Seite und ein neuer Raum erschien. Dieser erinnerte jedoch keineswegs an einen Tunnel, viel mehr an ein Schlafzimmer, welches die Fünf betraten.
In der Mitte des Raumes befand sich eine ovale Kuppel, welche an ihrer spitze eine Öffnung hatte - vermutlich in Bett für Nixen. An der Wand hingen die verschiedensden Waffen. Speere, Dreizacken, Pfeile, alles mögliche war dabei. Zu Aleas Linken stand ein Buchmuscheregal. Die einzelnen Muscheln wurden sorgfältig mit Aufstellern beschriftet. Sie bermerkte, dass Thea bereits die ein oder andere Muschel in ihre Hosentasche zwängte.
" 'Die Legende des Silberumhangs', 'Sachbuch - Korallen', 'Der Silberumhang und seine Macht' ", las Alea die Beschriftungen vor. Und auf einmal dämmerte es ihr! Das war Cassaras' Zimmer! Das riesige Fenster, welches sich über seinem Bett befand, war zugenagelt. Ja, das musste sein Zimmer sein.
"Alea, kommst du?", flüsterte Lennox ihr zu. Immerhin wollten sie die Nixenkönigin bestehlen und durften daher nicht bemerkt werden. Wie so oft hatte Alea nicht bemerkt, dass sich der Rest von ihr entfernt hatte. Sie nickte ihm zu und beeilte sich den Anschluss nicht zu verlieren. Sie fand sich in einem breiten Flur wieder. Die Wände waren türkis blau und das Muster erinnerte an Mamor. Überall befanden sich Wandteppiche, die Nixen abbildeten. Es war komisch nur Frauen auf den Bildern zu sehen, da Alea von den Landgängern gewöhnt war, dass überwiegend Männner als wichtige Vertreter in den meisten Bereichen galten. Ein von Frauen dominiertes Volk, führte ihr nochmal vor Augen, dass das Geschlecht nicht die Führungsqualitäten einer Person bestimmte. Immerhin war sie selbst ein Mädchen, ein Kind, und sollte eine Zeitwende voranbringen.
Inzwischen schwamm Keno voran, um sich umzusehen. Er war klein und flink und konnte sich daher im Notfall, am besten vor potenziellen Bedrohungen schützen. Nach nur wenigen Sekunden kam er wieder auf die Elvarion zugeschwommen. Er hatte sie als Anführerin eingestuft und teilte deshalb auch ihr mit, ob sie weiterschwimmen konnten oder nicht.
"Den Gang hinunter stehen Wachen. Es sind zwei Stück. Beide mit Speeren ausgestattet", beschrieb er die Situation so knapp wie möglich. Lennox gab einen genervten Ton von sich und schien schon deren nächsten Schrittte zu überdenken. Das tat Alea ebenfalls.
"Cassaras, kannst du die Nixen von uns ablenken?", fragte sie ihn und sah dabei auf seinen Bogen, welchen er wie immer auf den Rücken trug. Er schien zu verstehen und nickte zur Bestätigung. Während er seinen Bogen in die Hand nahm und auf diesen einen Pfeil spann, presste er sein Gesicht an die Wand und blickte zu den Wächterinnen. Sobald er die Situation eingeschätzt hatte, schoss er unauffällig den Pfeil den Flur entlang ins Nichts. Alea war von seiner Präzision schwer beeindruckt. Obwohl jede Nixe gut mit Pfeil und Bogen umgehen konnte, hatte die das Gefühl, dass Cassaras besonders begabt war.
"Was war das?", fragte die eine Wächterin ihre Partnerin auf Hajara.
"Lass uns lieber nachsehen", schlug die Andere vor. Gesagt, getan. Kaum hatten sie sich von der nächsten Türe entfernt, kam die Gruppe aus ihrer Deckung hervor.
Cassaras drückte eine der türkisenen Flisen nach Innen und ein weiterer Gang erschien.
"Okay, hört mir gut zu, denn ich werde mich nicht wiederholen!", kündigte er auf Hajara, wie auch Gebärdensprachen an. Er hatte also tatsächlich einen Plan.
"Dieser Tunnel führt geradewegs in die Schatzkammer. Sie wird nur von Außen bewacht, ihr müsst euch also keine Sorgen, um weitere Wachen machen", erklärte er und warf einen flüchtigen Blick nach hinten. Die Nixen von vorhin waren noch nicht wiedergekommen. Sie mussten sich beeilen!
"Ihr dürft den Umhang nicht direkt mit eurer Hand oder Haut berühren", schob er hinterher.
"Wieso das denn nicht?", hakte Thea nach.
"Das ist eine Sicherheitsmaßnahme. Sobald ihr ihn berührt wird euch zwar eine Vision gezeigt, ihr könnt euch währenddessen aber auch nicht bewegen. Dadurch haben die Wächterinnen genug Zeit, euch zu schnappen!", beschrieb er eindringlich.
"Und wie sollen wir ihn dann transportieren?", wollte nun auch Alea wissen.
Der Nixenprinz antwortete ihr nicht und griff stattdessen nach einem zweiten Pfeil. Damit ging er auf einen der vielen Wandteppiche zu. Darauf war eine Nixe abgebildet, welche eine pompöse Krone trug, wie auch den Silberumhang selbst.
"Tut mir Leid, Mutter", entschuldigte sich Cassaras mit falschen Bedauern. War das etwa seine Mutter? Er schnitt mit seinem Pfeil einen großen Fetzen ab und hielt diesen Alea entgegen, welchen sie sich ums Handgelenk wickelte.
"Damit könnt ihr den Umhang transportieren", betonte Cassaras.
"Und was machst du in der Zeit?", stellte Lennox eine weitere Frage. Er schien herausgehört zu haben, dass Cassaras sie nicht begleiten würde. Und er sollte Recht behalten.
"Hinter dieser Türe befindet sich der Tronsaal. Ich werde Mura also einen kleinen Besuch abstatten und hoffentlich lang genug ablenken können", informierte er die Bande.
"Mura? Jeder weiß, dass sie dich nicht ausstehen kann. Sie kann dich wegen Hochverrat, durch deine Arbeit mit Orion, einsperren lassen!", wandt Keno ein, was Lennox sofort übersetzte.
"Was, einsperren? Nein! Mach das nicht Cassaras! Ich kann dich nicht nochmal verlieren", gebärdete Thea gestresst. Ihre Brauen zogen sich zusammen und ihre Augen spiegelten Angst wieder.
Auf einmal hörten sie Stimmen von hinten: "Da war nichts. Lass uns zurück gehen". Die Wachen würden jeden Augeblick wieder da sein!
"Thea, ich habe keine Zeit, um noch mit dir zu diskutieren. Eure Mission steht an erster Stelle. Du sollst ein Leben im Meer führen können!", drängte Cassaras sie zum Tunnel.
Thea streubte sich und gab ihr Bestes, wieder nach draußen schwimmen zu können. Doch es half nichts.
"Cassaras, wir finden bestimmt eine andere Lösung", versuchte nun Alea auf ihn einzureden. Sie wollte zwar den Silberumhang bekommen, jedoch sollte sich dafür niemand opfern müssen. "Hast du dir über die Folgen Gedanken gemacht?", hakte nun auch Lennox nach.
"Glaub mir, ich habe mir darüber sehr viele Gedanken gemacht", gab er ihm zur Antwort. Deshalb hatte er ihnen den Plan nicht verraten wollen! Er wusste, dass er sich opfern musste und er wusste auch, dass das die Bande nicht zulassen würde. Sobald Thea in den Geheimgang gezwungen wurde, drehte er sich zum Rest. Während Keno und Lennox von alleine in den Tunnel schwamm, musste er Alea einen kleinen Schupser geben.
"Ich will das Alles aber nicht ohne dich!", versuchte Thea ihn noch ein letztes Mal zu überzeugen. Cassaras lächelte sie kurz traurig an, bevor sein Gesicht wieder hart wurde.
"Ich fürchte, das hast du nicht zu entscheiden", sprach er mit fester Stimme und drückte eine weitere Fliese nach Innen. Sofort verschloss sich der Durchgang. Thea hatte noch ein letztes Mal versucht zu ihrem Wanderer zu schwimmen, jedoch vergebens. Sie schlug mit der rechten Hand frustriert gegen die Mauer und hoffte verzweifelt auf ein Wunder. Das Glück sollte allerdings nicht auf ihrer Seite stehen.
"Hey, was machst du hier?!", hörten sie plötzlich eine der Wächterinnen aus der Ferne schreien.
"Nein!", stieß Alea aufgebracht hervor. Sie hatten Cassaras entdeckt!
"Hier ist ein Eindringling!" brüllte die Andere.
"Wir müssen weiter, bevor sie auch uns noch finden", verkündete Lennox. Obwohl Alea diese Idee nicht gefiel, wusste sie, dass er Recht hatte. Sie konnten es nicht riskieren, noch weiteres Mitglieder zu verlieren.
"Ich will nicht weg!", sträubte sich Thea trotzig und suchte die Mauer nach Korallen ab.
"Ich lasse Cassaras nicht zurück! Er hat mich noch nie im Stich gelassen! So weit darf es nicht kommen", schluchzte sie auf. Alea riss sie am Arm zu sich hin und erfasste sie mit ihren Augen. Es war, als würde die Elvarion durch sie hindurch sprechen:
"Es war Cassaras' Entscheidung, uns den Rücken frei zu halten. Wenn du jetzt zu ihm gehst, war das Alles umsonst. Wir müssen an den Umhang kommen und können ihn danach befreien!". Thea schwieg für einen Moment. Hatte sie Alea jemals im Elvation-Modus gesehen? Schließlich beugte sie sich ihrem Willen und schwamm von dem Eingang weg. Alea war erleichtert, dass Thea nichts hören konnte, denn auf der anderen Seite der Mauer vernahm sie ein lautes Keuchen, viele abrupte Bewegungen und Stimmen aufeinander einbrüllen.
Cassaras hatte sich für die Bande geopfert.
Für Ben Libra, Samuel Draco, Tess Taurus, Lennox Scorpio, Anthea Aquila und Alea Aquarius.
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