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57. Kapitel

Bereits aus der Ferne tönen die Kirchenglocken und verbreiten Panik in der Stadt des Grafen. Rebeccas Blick schweift über die kleine Stadt und hält Ausschau nach Feuer oder Feinden. Die Luft riecht nicht nach Tod oder Rauch und doch laufen die Soldaten wie aufgescheuchte Hühner umher. Das Gebrüll ihrer Befehlshaber wird vom Wind an Rebeccas Ohr gebracht. Zu undeutlich, um zu verstehen, worum es dort geht. Auch der Gaul, auf dem die Diebin sitzt, verhält sich schon eine ganze Weile sehr unruhig. Tiere spüren die Gefahr – ein bewahrheiteter Ratschlag. Umso wachsamer ist Rebecca. Schon eine ganze Weile steht sie auf der Anhöhe, obwohl die Stadt zu ihren Füßen liegt.

Es ist das schlechte Gefühl, das Rebecca zurückhält. Eine böse Vorahnung. Rebecca hofft, dass keine Seuche die Stadt heimgesucht hat. Nur ungern möchte sie sich in einen Infektionsherd begeben. Feinden kann sie trotzen, aber einer Seuche wohl eher nicht. So oder so, da wartet der Idiotentrupp, den sie auch noch ins Herz geschlossen hat, auf ihre Rückkehr. Seit Rebecca aufgebrochen und von ihren Freunden getrennt ist, plagt sie die Sorge. Etwas, scheint auch bei Clive und den anderen nicht zu stimmen. Dieser Alchemist zieht den Ärger schließlich an. Bei dem Gedanken an Clive ertappt sich Rebecca bei einem Lächeln. Keine bisherige Begegnung war so gütig wie der Alchemist. Ein Mann ohne Vorurteile und ein Herz voller Wärme. Einen Freund, den Rebecca zu schätzen gelernt hat und den sie nicht missen möchte.

Der nervige Ton der riesigen Messingbehälter holt die Diebin zurück in die Realität. Es wartet Arbeit auf sie und je schneller sie diesen Botengang hinter sich bringt, umso besser. So steigt Rebecca zögernd von dem Pferd und bindet es versteckt an einem Baum an. Denn sie möchte kein Risiko eingehen, schließlich lauert eine böse Überraschung hinter den Toren der Stadt und so hat Rebecca die Möglichkeit, schnell die Flucht zu ergreifen, sofern niemand auf das hübsche Tier stößt.

„Ich bin schnell wieder da", richtet sie das Versprechen an das Tier und streichelt den Schimmel über das den Kopf.

Das Pferd betrachtet sie mit gesenkten Ohren, fast, als wäre es in Sorge. Sicherlich geht es hier aber nicht um ihren süßen Hintern, sondern um das Eigenwohl des Gauls. Rebecca kann es dem Tier nicht verübeln, denn wer zieht dem Schimmel denn das Geschirr an und reitet es quer über die Wiesen? Zeit, die das Tier auch in Freiheit verbringen könnte. Auf einer saftgrünen Wiese mit seinen Artgenossen. Frei von den Menschen.

Ein tiefer Atemzug, bevor es auf schnellen Sohlen in Richtung Stadt geht. Der Lärm aus dem Herzstück schmerzt in den Ohren und doch schreitet sie zielsicher auf das Mauerwerk zu. Während sich ihr Herzschlag beschleunigt, setzt Rebecca ihre furchtlose Maske auf. Dabei hängt die Angst wie ein Geier über ihr. Die Sorge, an der Pest oder anderen Krankheiten elendig zu sterben, beschäftigt sie sehr und ruft unschöne Bilder hervor. Schließlich sah sie in jungen Jahren, wie ihre Mutter trotz langanhaltendem Kampf an einer nagenden Krankheit verstarb. Wie das Licht aus ihren Augen erloschen ist.

Fast wäre Rebecca einer alten Gewohnheit nachgegangen. Einer Macke, die sie eigentlich abgelegt hat. Eine Geste, die sie schwach erscheinen lässt. Ihre Arme haben sich schon fast um ihren zierlichen Körper geschlossen. Aus Furcht vor der Zukunft, der Gegenwart und der Vergangenheit. Aus Angst, erneut zu vereinsamen und nun endgültig den Verstand zu verlieren. Sämtliche Erinnerungen an die schlechten Zeiten schüttelt die Diebin von sich und fokussiert sich auf ihre eigentliche Aufgabe. So hebt Rebecca ihren Kopf und siehe da, einer der beiden Wachen kennt sie persönlich. Es handelt sich hier um einen Freund von Cuno. Vielleicht trifft das Wort Bewunderer eher zu. Der junge Mann namens Aubin lässt sich keine Gelegenheit entgegen, um an Cunos Seite zu sein. Neben den vielen nervigen Komplimenten behauptet der Kerl immer noch felsenfest, Rebecca sei kein guter Umgang für einen Paladin. Aber zum Glück legt Cuno keinen Wert auf die Meinung anderer und das hat Aubin zum Glück auch akzeptiert. Dennoch misstraut Aubin ihr und legt Rebecca überall Steine in den Weg. Ausgerechnet heute bewacht dieser Sturkopf das südliche Stadttor.

Rebecca hat ihn noch nicht mal erreicht, da fällt bereits seine abfällige Bemerkung: „Warst mal wieder im Wald spielen, was? Wie schade, einige Tage hörten wir mal keine Beschwerden über dich."

Seine giftgrünen Augen blitzen zwischen den schmalen Schlitzen hervor, seine Gesellschaft spornt Aubin mit dem Gelächter einer gehässigen Hexe an. Ein warnender Blick von ihrer Seite reicht aus und schon verstummt der dürre Wachposten neben Aubin. Ganz nervös räuspert der Fremde, während Aubin an seinem schwarzen Bart zupft und Rebecca betrachtet. Mal abgesehen von der spitzen Nase hat Cunos Bewunderer markante Gesichtszüge und eine athletische Figur. Aber Rebecca lässt sich von der hübschen Hülle nicht blenden, denn sie weiß, wie eingebildet und respektlos diese Person ist.

Ohne großartig auf dieses kindische Verhalten einzugehen, fordert die Diebin streng: „Lasst mich rein."

„Nein!", weigert sich Aubin mit einem strengen Ton.

Sie hebt fragend ihre Augenbraue und betrachtet ihn herausfordernd. „Nein? Ich wohne hier."

„Die Evakuierung ist im vollen Gange. Ich lasse keinen Langfinger rein, der die Lage ausnutzt und hier eine Chance auf fette Beute erblickt."

Fette Beute – zwei Worte, die Rebecca das Ganze schmackhaft machen.

Es findet also eine Evakuierung statt und zurück bleiben verlassene Häuser. Die Chance für jeden Dieb. Sie kennt da den einen oder anderen, der sich solch eine Gelegenheit nicht entgehen lassen wird. Damit steht Rebecca im Zwiespalt, zwischen dem Reichtum, der ihr vor den Füßen liegt oder dem entgegengebrachten Vertrauen ihrer Freunde. Es juckt ihr bereits in den Fingern. So einfach wird sie nie mehr an Beute kommen. Kein Soldat, kein Paladin und auch kein Bogenschütze ist so schnell wie Rebecca im Weit- und Ausdauerlauf.

„Was ist der Grund für die Evakuierung?", spricht die Neugier aus Rebecca.

Der Blick der beiden ist voller Misstrauen und Unverständnis.

„Sonst weißt du doch immer, was in der Stadt los ist. Warst zu lange bei dem flohverseuchten Wölfen oder was?"

Ihre Lippen ziehen sich zu einem schmalen Strich, bevor ihr eisiger Blick Aubin gilt.

„Ich rate dir, mich besser mit Respekt zu behandeln!"

Kaum ist es ausgesprochen, bricht das beißende Gelächter über sie her. So verschränkt Rebecca ihre Arme und pausiert fürs Erste.

Sollen sie doch lachen!

Am Ende wird sie es sein, die lachend über die Schwelle zwischen Wildnis und Stadt schreitet.

So glaubt die Diebin.

Ein Griff an ihren Gürtel und die Schriftrolle liegt bereits in ihren Händen. Auf dem teuren Pergament befindet sich die Botschaft von Clive an den Grafen und das rote Wachssiegel, dass die Nachricht verschlossen hält wird den beiden Beweis genug sein, besser nicht aufgehalten zu werden. Ein Siegel, worauf sich zwei Dreiecke treffen und einen Stern bilden. Die Symbole, die dort zu finden sind, hat Rebecca zuvor noch nie gesehen. Nur der Halbmond ist ihr bekannt. Eingerahmt wird der Stern mit einer Schlange und einem Drachen. Kaum hält Rebecca die Schriftrolle auf Augenhöhe, wird aus dem freudigen Glucksen ein Ringen nach Luft. Aubin verschluckt sich an seiner eigenen Spucke. Bevor die Stadtwache ihr das Schriftstück aus der Hand reißen kann, tänzelt sie rückwärts und sorgt somit für Abstand.

„Woher hast du das, du dreckige Diebin?"

Aubin betrachtet sie kopfschüttelnd und sein Gesicht läuft rot an vor Zorn. Rebecca gibt ihm bewusst einen Moment, um sich die Vorwürfe zusammenreimen.

„Weißt du eigentlich, was das für ein Verbrechen ist, solch ein Schreiben zu stehlen? Cuno zuliebe hätte ich dich noch fortgeschickt, aber das kann ich nicht mehr. Du bist verhaftet und sei dir sicher, dass für solch ein Verbrechen dein Kopf rollen wird."

Doch Rebecca lächelt lieblich und legt den Kopf schief. „Das würde ich an deiner Stelle lassen. Ich komme mit einer Nachricht von großer Wichtigkeit und Dummköpfe, wie ihr es seid, haltet mich unnötig auf. Hiermit muss ich unverzüglich zum Grafen und ich versichere euch, haltet ihr mich auf, werden am Ende eure Köpfe rollen."

Damit hat sie Aubins Gesellschaft verunsichert, völlig nervös blickt er zu Cunos Bewunderer, der abwertend mit der Zunge schnalzt.

„Du bist nicht nur eine Diebin, sondern eine Lügnerin! Als würde ein Alchemist dir ein Schriftstück anvertrauen! Und seit wann spielst du auf Botenjunge?"

Rebecca reckt stolz ihr Haupt, bevor sie mit voller Entschlossenheit antwortet: „Der Alchemist ist mein Freund."

Aubin knirscht erzürnt mit den Zähnen, seine Finger versteifen sich um den Knauf der Waffe. „Du beliebst zu träumen, Miststück!"

Rebecca atmet genervt aus, diese Unterhaltung zieht sich unnötig in die Länge. Länger, als ihr lieb ist. Zumal ihr der Lärm der Kirchenglocken Kopfschmerzen bereitet.

„Hört zu, warum sollte ich mit einem geklauten Schriftstück zum Grafen wollen? Damit ich an Ort und Stelle hingerichtet werde?"

Selbst ein Kerl wie Aubin kann dem nicht widersprechen und doch sieht Rebecca, wie ihm der Gedanke widerstrebt, sie in die Stadt zu lassen.

„Der Zeitpunkt ist ungünstig! Kann diese Angelegenheit nicht warten, Rebecca?", spricht er nun in einem etwas respektvolleren Ton mit ihr.

Genervt von dem Warnsignal wendet sich Rebecca kurz ab. „Was ist hier eigentlich los?"

Aubin und sein Kollege betrachten sich kurz, bevor ihr berichtet wird: „In tiefster Nacht kamen zwei Männer angeritten. Sie kamen mit schlechten Neuigkeiten."

„Ja und die wären?"

„Eine Hexe wird in Kürze eintreffen."

Rebecca seufzt laut.

Wie kann sie so viel Pech haben?

Noch so ein Kaliber wie Luela möchte sie ungern treffen.

„Eine Hexe?", wiederholt sie genervt und ignoriert das stumme Nicken der beiden Stadtwachen. „Und was habt ihr jetzt vor?"

„Was glaubst du? Wir unterstützen die beiden Hexenjäger und holen uns ihren Kopf. Ihre Winde bringen Tod und Verwüstung. Deshalb werden die Stadtbewohner evakuiert."

„Dann hat es sich mit der Unterstützung vom Grafen auch erledigt", brummt Rebecca enttäuscht und steckt das Schriftstück weg.

Sie will gerade davonschreiten, da ruft Aubin sie schroff: „Hey! Was hast du vor? Was ist mit der Botschaft?"

„Alles für die Katz! Ich haue ab! So schnell ich kann! Ich lege mich doch nicht mit einer Hexe an!", beschließt Rebecca.

Doch vor ihren Füßen hagelt es Pfeile und ein Blick zurück zeigt, dass Aubin den Bogenschützen das Kommando zum Schießen gegeben hat. Sein Arm hängt noch immer in der Luft.

„Du gehst nirgendwo hin! Ich begleite dich zum Grafen und dann wird sich zeigen, wie du an das Schriftstück gekommen bist!"

„Verflucht!", nuschelt Rebecca in ihren imaginären Bart.

Erneut muss sie sich fragen, welcher höheren Macht sie auf den Fuß getreten ist, um so bestraft zu werden. Denn eigentlich möchte sie so schnell wie möglich die Entfernung zwischen ihr und einer möglichen Hexe zurücklegen. Es ist zwar nicht die Furcht, die sie beunruhigt, sondern die Tatsache, welch lästige Angelegenheit sich der Kampf gegen eine Magienutzerin erwiesen hat. Eine Prüfung mit einem hohen Zeitaufwand. Zumal solch ein Monster ordentlich schlucken kann und damit sehr kostspielig wird. Selbst der Ruhm als Hexentöter ist diese Angelegenheit nicht wert, denn in Rebecca rentiert sich ein Kampf nicht und ist nebenbei auch noch sehr gefährlich. Selbst wenn in den Vierteln dieser Stadt kleine Schätze in den Schmuckkästchen liegen könnten, liegt Rebecca ihr Leben zu sehr am Herzen.

Für einen winzigen Moment denkt Rebecca darüber nach, einfach die Flucht zu ergreifen. In der Hoffnung, dass Glück ist ihr hold und sie schafft es rechtzeitig in den Wald. Die Baumstämme werden ihre Mauer sein und die Blätterdächer ihr Sichtschutz. Keiner der Soldaten kennt sich in den Wäldern so gut aus, wie sie es tut. Die Soldaten werden Staub fressen und dumm aus der Wäsche schauen, wenn der Abstand zwischen zu ihr unstemmbar wird. Ein Gedanke, der sie mit Freude erfüllt. Wäre da nicht ihr schlechtes Gewissen. Bislang wusste Rebecca gar nicht, dass sie so etwas wie Gewissensbisse plagen kann. Immer wieder muss die junge Frau feststellen, dass Kontakte lästig werden können. Die Leute können ihr ans Herz wachsen und schon bietet sich ihren Feinden mehr Angriffsfläche.

So stößt Rebecca genervt die Luft aus ihren Lungen und lässt eine lästige Locke vor ihrem Gesicht flattern. Brummig tritt sie an das Stadttor, dabei entgegen ihr die prüfenden Blicke der zwei Stadtwachen nicht. Knarrend öffnen sich großen Holztore zur Stadt und der Gestank der Straßen schlägt ihr augenblicklich entgegen. Rebecca muss schmunzeln, denn es ist in ihren Augen offensichtlich, warum sie die Wälder bevorzugt als diese stinkende Stadt. Ein Soldat tritt näher heran und nimmt Aubins Platz ein.

„Eine Eskorte?", presst Rebecca zwischen ihren Zähnen hervor, während sie Cunos Bewunderer hasserfüllt ansieht. „Ich brauche niemanden, der mich zum Grafen führt!"

Aubin verfehlt Rebecca nur, weil sie seine Bewegung schnell genug mitbekommen hat. So verfehlt der Kerl ihren Arm und greif in die Leere.

„Pfoten weg!"

Die Soldaten wussten sie nicht einzustufen, aber ihr bissiger Ton und der aggressive Ausdruck lassen sie handeln. So werden sämtliche Waffen auf die Diebin gerichtet. Rebecca dreht und wendet sich, entkommt den Beschützern der Stadt, die sie mit ihren dreckigen Griffeln packen wollen. Zuerst duckt und wendet sich Rebecca, stellt ab und zu ein Bein und beobachtet die zu Boden stürzenden Soldaten. Fast hätte sie Schadenfreude empfunden, bis zu dem Moment, als sie der Zahl ihrer Angreifer unterlegen wird. Sie stürzt, schlägt sich die Knie auf dem gepflasterten Boden auf und schmeckt Blut und Dreck. Rebecca sieht rot, als einer der Schwachköpfe seinen Hintern auf ihr pflanzt.

Selbst am Boden liegend bricht die Diebin einem Soldaten die Nase und dafür reichte nur ein kräftiger Tritt aus. Rebecca leistet ordentlich Gegenwehr und wird am Ende mit Furcht betrachtet. Verschwitzt und außer Atem heben sie Rebecca auf die Beine. Ihre Arme liegen auf dem Rücken und wurden geknebelt. Das dickgeflochtene Seil liegt stramm um ihre Hände, sodass sie keine Chance hat, sich so schnell daraus winden zu können. Etwas, was sie nicht daran hindert, Aubin ins Gesicht zu spucken. Es fehlt nicht viel und der Kerl verliert die Beherrschung. Seine Kollegen trennten die beiden voneinander und Rebecca lacht über die Schimpfparade, die ihr gilt. Eins ist klar, wenn diese Soldaten an ihr verzweifeln, dann wird die Hexe ihr Untergang sein.

Mit dem Geschmack ihres eigenen Blutes läuft Rebecca voran. Sie wird wie eine Schwerverbrecherin eskortiert und ignoriert das Gebrüll der Soldaten, die sich einen Weg durch die überfüllten Gassen bahnen. Vorbei an panischen Leuten, angsterfüllten Kindern. Angst, die der bevorstehenden Katastrophe gilt. Für gewöhnlich laben sich die Stadtleute über einem Zug der Gerechtigkeit. Nur heute ist es anders. Dank der angekündigten Hexe schenken sie Rebecca wenig Beachtung.

Die Windstärke nehmt mit jedem Schritt zu. So stark, dass Rebecca kaum vorwärtskommt und das Gefühl hat, mit der nächsten Windböe wie ein Blatt durch die Luft gerissen zu werden. Ihre Eskorte tut sich ebenfalls schwer und flucht über die Lage. Zwei Soldaten unterhalten sich sogar lautstark darüber, dass dieses Unterfangen einer Zeitverschwendung gleicht und sie Wichtigeres zu tun haben. Doch Aubin beharrt hierauf und lässt sich von keinen seiner Gefährten umstimmen.

Der Wind pfeift schrill und die Haare peitschen Rebecca ins Gesicht. Viele der Soldaten bleiben auf halber Strecke zurück, keuchen und schnaufen laut. Aubins Schreie und die Unterhaltungen um Rebecca herum werden vom Wind davon getragen. In nur wenigen Augenblicken sind die Straßen aufgrund des starken Windes menschenleer. Der tobende Sturm zerrt an den Häuserverkleidungen und wirbelt lose Gegenstände durch die Luft. Mit angehaltenem Atem weicht Rebecca einem riesigen Fass aus und tritt mit dem nächsten Fuß in einen windstillen Bereich – ein kreisrunder Fleck, wo Rebecca gerade so reinpasst. Ein Moment, der Verwirrung in ihr aufkeimen lässt. Es muss das Werk einer Hexe sein – ohne Zweifel und doch wirkt dieser Moment surreal. Schließlich steckte Rebecca noch vor wenigen Sekunden mitten im Sturm.

Eine klirrende Kälte erfüllt den Ort und statt dem pfeifende Wind erreicht ein leises Geflüster ihr Ohr. Als wäre Rebecca in einer Erinnerung gefangen und der stille Zuschauer betrachtet sie das Durchhaltevermögen, dass einige Soldaten gegen die Naturgewalt an den Tag legen. Plötzlich gefriert ihr Blut, als eine kalte Hand ihrem Rücken hinauf wandert. Sie lauscht dem fremden Atem mit einer Gänsehaut, die ihren kompletten Körper befällt.

Eine glockenklare Frauenstimme haucht ihren Namen und kurz darauf folgen diese Worte: „Du trägst den Geruch einer Hexe an dir."

Rebecca schluckt und fasst Mut. Sie mag sich gerade umdrehen, als plötzlich zwei eisige Hände ihren Schädel packen und fixieren. Die Kälte geht auf Rebecca über, legt sich wie eine zweite Haut über sie. Im Schnelldurchlauf werden die letzten Erinnerungsfetzen aufgerufen. Alles, was mit ihrer Ankunft in Sankt Sanapee zu tun hat. Von Luela bis zu der Unterbringung der Kinder. Kaum lösen sich die Hände von Rebecca, verliert diese den Halt. Keiner ihrer Muskeln gehorcht und so stürzt sie zu Boden. Sie kann es nicht mal verhindern oder den Fall abfangen. Die Kälte, die wie eine Krankheit in Rebecca Wurzeln schlägt, macht die Diebin bewegungsunfähig. Doch ihr Verstand arbeitet weiter und so sorgt sich Rebecca um das, was ihr entlockt wurde. Dank ihrem Verschulden wird die Hexe zu den Kindern gelockt. Sie hat versagt und ist in diesem Moment machtlos. Der Frust nagt an Rebecca, lässt sie die Sorge um ihr Eigenwohl vergessen und so stürzt sie ungehindert zu Boden. Mit dem Kopf voran auf dem kalten Kopfsteinpflaster, sieht Sterne und Lichterpunkte vor ihren Augen toben und spürt die Schürfwunden. Der Blick ist starr auf die Straße gerichtet. Ihre Fleischhülle versagt den Dienst und macht sie gerade zu nichts anderem als eine umherliegende Puppe. Ein kaputtes Spielzeug, das allein der Bedrohung ausgesetzt ist und das Ungewisse fürchtet.

Ihr Herz macht einen kurzen Aussetzer, als plötzlich ein leichenblasser Fuß in ihr Bild tritt. Das schmale Bein einer Frau, dessen Haut rotbläulich gefärbt und mit einigen blutgefüllten Blasen überzogen ist. Der Schatten, den die Person auf Rebecca wirft, fühlt sich bedrohlich an und zu Rebeccas Bedauern ist sie der Gefahr schutzlos ausgeliefert. Als wäre der Zeitpunkt nicht unpassender, fällt eine starke Müdigkeit über die Diebin her und liegt wie eine schwere Decke über ihr. Die Augenlider kann Rebecca kaum noch oben lassen. Immer wieder fallen diese zu und doch zwingt sie sich, ihre Augen zu öffnen. Ein kräftezehrender Kampf, den sie nicht gewinnt. So legt Rebecca ihre Hoffnung in die Fähigkeiten ihrer Freunde und wünscht sich nichts Sehnlicheres, dass ihre Gefährten mehr Erfolg haben. Sollen sie fliehen, wenn sich ihnen die Möglichkeit bieten. Sollten sie jedoch kämpfen, so wünscht sich Rebecca, dass ihre Freunde siegreich heimkehren. Ihre Konzentration schwindet und ihre Atmung wird flach. Erschöpft von all den Strapazen schließt Rebecca ihre Augen und somit fällt der Vorhang, wie die Sicht auf die Hexe neben ihr, deren Umrisse sie nur verschwommen wahrnehmen konnte.

Fortsetzung folgt.

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