19. Kapitel
Sankt Sanapee ein kleines Dorf umgeben von Kuhweiden und Feldern, nur selten verirren sich Kutschen, Reisende oder Pilger hierher. Es ist ein friedliches Dorf, sofern sich kein Außenstehender einmischt. Die Leute dort sorgen füreinander und doch wirkt die Atmosphäre trostlos. Fast leere Straßen finden sie vor und wenn ein Mensch umherwandert, dann mit einem traurigen oder grimmigen Gesichtsausdruck.
Unterwegs durch die Felder ist Clive der katastrophale Zustand nicht entgangen. Der nährhaltige Boden ist ausgetrocknet, dieses Dorf hat mit der Dürre zu kämpfen. Die Leute auf den Straßen wirken unterernährt und selbst der Himmel lässt diesen Ort noch grauer wirken, die Himmelsschafe sind dicht und lassen keinen Sonnenstrahl durch. Ein Blick in den Himmel zeigt, dass die Wolken nicht mal ansatzweise dunkel genug sind, um Regen anzukündigen.
Sina könnte ein Teil des Dorfes sein, sie ist schon eine Weile distanziert und macht keinen glücklichen Eindruck. Die Vogeldame Mina sitzt auf ihren Schultern und lässt sich streicheln, sie spendet der Fee Trost.
„Mann! Was stimmt denn nicht mit den Leuten? Da kriegt man ja richtig schlechte Laune", meldet sich Rebecca.
„Dieser Ort leidet Hunger", informiert Clive sie.
„Woher willst du das wissen?"
Es ist mehr die Neugierde, die aus Rebecca spricht. Er hört keinen Spott heraus.
„Die Felder sind ausgetrocknet."
„Oh wirklich?"
Der Langfinger reagiert verwundert und springt aus der Kutsche, um einen Blick auf die Weiden zu erhaschen. Das Gras dort ist gelb gefärbt und in einem schlechten Zustand. Fast, als würde es bei der noch so kleinsten Berührung zerfallen. Viele Stellen sind kahl, nichts deutet mehr auf eine saftige, grüne Wiese hin.
Der Paladin nimmt einen tiefen Atemzug, bevor er seine Kindheitsfreundin zuruft: „Würdest du bitte in der Kutsche bleiben, Rebecca."
Die Diebin kann locker mit dem Transportmittel zu Fuß mithalten, sie läuft neben dem Kutscher und lächelt provozierend.
„Ich sehe mich nur etwas um, Cuno. Kommt euch nur zu Gute und keine Angst, ich haue schon nicht ab. Aber das öde Gespräch mit dem Dorfältesten kann ich mir schenken. Übrigens werden wir beobachtet, zwischen den Häusern huschen einige Gestalten herum. Also bis später."
Rebecca tritt zur Seite, Clive beobachtet, wie sie hinter einem Strauch verschwindet. Wütend ruft Cuno ihren Namen, doch von Rebecca fehlt nun jede Spur. Mit hochrotem Kopf blickt der Paladin nach vorne, fokussiert sich auf sein Ziel – das Gemeindehaus.
„Mach dir keine Sorgen um Rebecca, sie kommt zurecht", möchte der Alchemist seinen Begleitschutz aufmuntern.
Cuno betrachtet ihn mit hochgezogener Augenbraue, grimmig als hätte Clive ihn zutiefst beleidigt.
„Sie wird Ärger machen, dafür ist sie bekannt", setzt der Paladin an und nach einem kurzen Augenrollen fügt er noch etwas hinzu. „Und als ob ich mich um sie sorgen würde!"
Clive kann nicht anders, als diese Tatsache zu belächeln, woraufhin der Ausdruck in Cunos Augen dunkler wird.
„Grins nicht so!", brummt der Beschützer genervt.
„Also wie sind unsere Pläne?", möchte Clive die nächsten Schritte in Erfahrung bringen.
„Am Gemeindehaus werden wir jemanden treffen, der uns weiterhelfen kann. Wir müssen mit dem Dorfvorsteher reden. Mal sehen, wie sie die Güter annehmen. Ich hatte nicht vor, lange zu bleiben. Die Route gehen wir im Gasthaus durch."
„Ich möchte mich nach Erkrankten erkundigen, vielleicht kann ich helfen", gesteht Clive.
„Wir können es versuchen, aber meist sind die Leute sehr abergläubisch und lassen sich nicht von einem Alchemisten helfen", erinnert Cuno ihn an die Tatsachen.
„Es mögen nicht viele Leute sind und doch gibt es immer welche, die auf ein Wunder warten", äußert Clive sich mit einem Lächeln dazu.
Das Gemeindehaus befindet sich nahe der Schmiede, im Zentrum des Dorfes. Der Schmied und seine Söhne legen ihr Arbeitswerkzeuge nieder, misstrauisch beäugen sie die Fremden. Schließlich legt der Schmied die Arbeit nieder und nach einer kurzen Absprache mit seinen Söhnen schreitet er entschlossen auf die nun stillgelegte Kutsche zu.
Der breitgeschulterte Mann nähert sich genau Clive, der sich durch den grimmigen Blick des Mannes doch etwas eingeschüchtert fühlt.
„Wer seid ihr und was wollt ihr hier?"
Rau und kalt ist die Stimme des Handwerkers, gnadenlos und bedrohlich wie der Hammer, den der Kerl schwingt.
Bevor der Alchemist ihm antworten kann, meldet sich Cuno zu Wort: „Wisst Ihr, wo der Dorfvorsteher zu finden ist?"
„Warum?", brummt der Schmied alles andere als einladend.
Der kräftige Mann mustert den Paladin skeptisch, er belächelt das Gesamtpaket.
„Feine Kleidung hat der Herr."
„Paladin Cuno, im Dienste von Graf Bylom."
„Was verschlägt einen Paladin hierher?"
„Wir sind auf Durchreise und suchen einen Ort zum Übernachten", antwortet Cuno ihm unbeeindruckt.
„Das Wirtshaus Am Pferdehof befindet sich einige Straßen weiter, dort werdet ihr fündig", informiert der Schmied sie und glaubt damit, dass Gespräch beendet zu haben.
„Habt ..."
Setzt Clive an. Da der Schmied sich gerade wegdrehen wollte, schnauft der Fremde verärgert. Sichtlich genervt blickt der Hammerschwinger dem Alchemisten in die Augen. Das verschlägt Clive kurz die Sprache.
„Was gibt es denn noch?", brummt der Griesgram.
Der Alchemist strafft sich und blickt entschlossen auf.
„...habt ihr Erkrankte, Verwundete oder Leute, die ärztliche Hilfe brauchen. Ich bin ..."
„Lasst mich raten, dein albernes Auftreten gleicht einem Mann der Wissenschaft.", fällt der Kerl ihm ins Wort.
Spöttisch betont er Mann der Wissenschaft und rollt mit den Augen.
„Das bin ich, ein Alchemist."
„Zum Kuckuck mit euch Alchemisten!", schnaubt der Schmied verärgert und nimmt Abstand.
Verärgert beobachtet Clive, wie der Mann zurück in die Schmiede geht. Seine Söhne belächeln die Besucher amüsiert.
„Und nun?", Cuno ist ebenfalls genervt.
„Gehen wir erst mal ins Wirtshaus und sichern uns einen Platz für die Nacht. Danach sehen wir uns hier mal um", beschließt Clive.
Der Paladin nickt ihm zu und kehrt zurück zur Kutsche mit dem Alchemisten.
Unterwegs muss Clive seinen Begleiter fragen: „Sehe ich wirklich so lächerlich aus?"
Mit dieser Frage wirkt der Paladin überrumpelt und bringt nur leise hervor: „Ich enthalte mich."
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