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Betrug


 Arthur blinzelte mich ganz verblüfft an. „Wie siehst du denn aus?"

Ich klatschte mir mehrmals fest mit beiden Händen gegen die Wangen. Sie brannten immer noch. „Arthur!", flüsterte ich. „Es war perfekt!"

„Was war perfekt?"

„Fiete!" Ich hockte mich auf den Tisch in seiner Kammer und ließ mich nach hinten fallen. Mein Kopf hing auf der anderen Seite herunter. „Wir haben uns nicht nur umarmt, er hat mich sogar-"

Moment!

Ich stemmte mich hoch. Durfte ich überhaupt darüber reden, was wir miteinander getan hatten? Fiete wollte schließlich nicht, dass jemand davon wusste, und ich hatte Arthur schon verraten, dass er schwul war, wofür ich auch keine Erlaubnis gehabt hatte. Machte mich das zu einem miesen Freund?

„Ich darf nicht darüber reden, was wir gemacht haben", sagte ich und wischte mir die Hände an den Hosenbeinen ab. Sie waren ganz feucht. „Und ich hätte dir eigentlich auch gar nicht verraten dürfen, dass Fiete schwul ist. Kannst du das für dich behalten? Ich will nicht, dass er böse auf mich wird."

„Nein, keine Sorge, ich-" Er hielt inne. „Was heißt, du darfst nicht darüber reden? Hat er dich zu irgendetwas gedrängt?"

Ich fuchtelte hastig mit beiden Händen vor meiner Brust herum. „Nein, natürlich nicht! Er hat mich bloß am Bauch angefasst und ich hab mich ausgezogen, aber ich wollte das alles!"

Arthur seufzte. „Ich will nur, dass du auf dich aufpasst, ja? Sonst", jetzt grinste er, „petze ich, dass du mir doch verraten hast, was ihr beiden miteinander getrieben habt."

Ich öffnete den Mund – und schloss ihn wieder. Dann sprang ich auf und krallte mich in seinen Pullover. „Sag's ihm nicht, okay? Bitte, du darfst ihm nicht sagen, dass ich es dir verraten habe! Ich will, dass er mir vertraut."

„Keine Panik." Er pflückte meine Finger von seinem Oberteil und wuschelte mir einmal kräftig durchs Haar. „Aber wenn er dir Ärger macht, kriegt er's mit mir zu tun – und wenn Körperflüssigkeiten fliegen, kriegst du's mit mir zu tun, haben wir uns verstanden?"

Der ganze Mount Everest fiel mir von den Schultern. Ich nickte hektisch. „Verstanden!"

„Gut." Er schüttelte den Kopf, lächelte dabei aber immer noch. „Und nun ab mit dir, ich will auch langsam mal Feierabend machen."

Ich nickte, und dackelte ihm hinterher, während er sein Zeug zusammenräumte und den Raum schließlich hinter uns abschloss. „Fahren du und Elisabeth heute zusammen nach Hause?"

„Wie jeden Tag." Er deutete hinter mich, wo seine Verlobte bereits auf ihn wartete.

„Hey, Dante!" Sie hielt eine braune Papiertüte hoch. „Arthur hat mir verraten, dass du da bist, also hab ich was mitgehen lassen. Magst du Zimtschnecken?"

„Oh!" Ich strahlte sie an. „Ich liebe Zimtschnecken!"

„Ausgezeichnet." Sie drückte mir die Tüte in die Hand und hackte sich dann bei Arthur unter. Das sah ein bisschen komisch aus, weil ihr Größenunterschied so enorm war, aber der Gedanke verflüchtigte sich gleich wieder, als ich bemerkte, wie sie sich ansahen.

Ob meine Eltern sich auch irgendwann einmal so angeschaut hatten? Bevor ich geboren worden war, vielleicht?

„Wann ist denn eure Hochzeit?" Ich schob die Zimtschnecke zur Hälfte über den Rand der Tüte, damit ich mir die Finger nicht einsaute, und biss ab.

„In vier Monaten. Ich warte darauf, dass die letzten Änderungen an meinem Kleid fertig werden." Sie fischte ihr Handy heraus. „Willst du es dir ansehen?"

„Gerne!" Ich holte zu ihr auf und stellte mich an ihre freie Seite, während sie sich von Arthur wegdrehte und ihre Galerie öffnete, um mir ein Foto zu zeigen, auf dem sie in einem elfenbeinfarbenen Kleid auf einer kleinen Erhöhung stand. Es war lang und bestand am Rücken – das sah man am Spiegel hinter ihr – aus einer Art Verschnürung.

„Es sieht wunderschön aus", flüsterte ich. „Arthur wird Augen machen, wenn er dich darin sieht!" Obwohl sie auch sonst superhübsch war. Nur dass man das manchmal nicht richtig sehen konnte, wenn sie ihre kurzen, braunen Locken unter ihrer Cafeteria-Haube und ihr halbes Gesicht hinter der obligatorischen Schutzmaske versteckte.

„Macht mich ruhig neugierig." Arthur zog Elisabeth zurück an seine Seite. „Ist mir aber schleierhaft, wie du überhaupt noch schöner als eh schon sein willst."

„Schleimer." Sie verdrehte die Augen, packte ihr Handy weg und wandte sich dann erneut mir zu. „Sollen wir dich mitnehmen? Ich glaube, draußen hat es angefangen zu nieseln."

„Das wäre total lieb!" Ich nahm einen weiteren Bissen meiner Zimtschnecke, hörte ihrem spielerischen Gezanke zu und stellte mir vor, dass ich das auch einmal haben würde. Eine kleine, glückliche Familie.

Zufrieden kaute ich auf dem Teig herum.

Bei Gelegenheit sollte ich Fiete unbedingt einmal fragen, ob er später Kinder haben wollte!


„Wollt ihr später Kinder haben?" Ich faltete die Papiertüte zusammen, in der eben noch meine Zimtschnecke gesteckt hatte – gerade war das letzte Stück in meinem Magen gelandet! – und stopfte sie in meinen Rucksack, damit ich sie nicht aus Versehen hier liegenließ, weil ich mich kannte. Meine Aufmerksamkeit ging lediglich so weit wie mein kleiner Finger.

„Mindestens fünf." Arthur parkte fast genau vor der Tür zu meinem Wohnungskomplex. Er war sogar eine extra-Runde gefahren, bis er den Platz gefunden hatte, damit ich nicht zu weit durch den Regen laufen musste.

„Mach mal halblang!" Elisabeth knuffte ihn in die Rippen. „Immerhin bist du nicht derjenige, der sie gebären muss."

„Ich werde dich dann aber fünfmal neun Monate lang aushalten müssen." Er lachte, als sie ihm erneut ihren Ellbogen in die Rippen stieß, und drückte ihr schließlich einen langen Kuss auf die Stirn.

Ich hätte ihnen stundenlang dabei zusehen können, wie sie liebevoll miteinander umgingen. „Ich will auch mal Kinder haben! Aber ich weiß nicht ganz, wie das mit einer Adoption abläuft, da muss ich mich erst schlau machen."

„Adoption?" Elisabeth wandte sich zu mir nach hinten um. „Hast du nicht gesagt, dass du eigene willst?"

„Mit 'nem Kerl als Freund wird das aber schwer. Zumindest hier in Deutschland." Arthur legte ihr einen Arm um die Hüften, als sie mit gerunzelter Stirn zu ihm sah.

„Wieso Kerl? Er ist doch mit Valerie zusammen?"

„Die ist schon seit Monaten Geschichte." Er winkte ab. „Stimmt's, Danny?"

„Japp", bestätigte ich. „Und jetzt bin ich mit Fiete zusammen!"

„Achso." Sie lächelte. „Deswegen eine Adoption."

„Mhm!" Ich schlang mir platzbedingt etwas verheddert die Rucksackträger um die rechte Schulter. „Aber zuerst muss ich mein Studium zu ende bringen und mir einen Job suchen, damit ich meiner Familie auch etwas bieten kann."

„Achte einfach darauf, dass du dir etwas aussuchst, das dir wenigstens ein bisschen Spaß macht."

„Klar." Ich lächelte. Natürlich wäre es nett, einen Job zu haben, den ich mochte, aber es klappte auch ohne Spaß – aber nicht ohne Geld. Wobei ich natürlich wusste, dass das nicht das Wichtigste war, aber ich wusste eben genauso, wie es war, wenn es fehlte. „Danke fürs Bringen!"

„Gerne." Arthur nickte mir zu. „Kannst immer vorbeikommen, wenn du was brauchst. Ich freue mich über etwas Gesellschaft in meinem kleinen Bunker."

Ich grinste ihn an und hüpfte aus seinem Wagen auf den Gehsteig. Der Regen hatte zugenommen und ich plante ganz, ganz fest, mir die nächsten Tage einen Schirm mitzunehmen, als ich sah, wie in der Parklücke vor uns eine Frau aus einem Auto stieg und direkt einen über sich aufspannte – nachdem sie sich ein zweites Mal in den Innenraum gebeugt hatte, um sich einen Kuss vom Fahrer abzuholen.

Heute waren aber auch überall Paare unterwegs!

Ich lächelte und wollte mich gerade von ihnen abwenden, damit ich nicht gruselig rüberkam – als ich mitten in der Bewegung erstarrte.

Weil das da nicht irgendeine Frau mit ihrem Partner war.

Das war meine Mutter.

Aber der Fahrer war nicht mein Vater.


Ich wollte Freddy anrufen oder Lilly oder Fiete oder Frau Geisinger, aber sie alle kannten meine Eltern oder würden sie irgendwann kennenlernen, und ich wollte nicht, dass sie schlecht von meiner Mutter dachten – ich wollte selbst aufhören, schlecht von ihr zu denken. Ich wollte mir einreden, dass es etwas Einmaliges gewesen war, immerhin hatte ich nur diesen einen Kuss gesehen, aber ich wusste es besser. Weil man keine flüchtigen Bekanntschaften zum Abschied küsste.

Nein, sie betrog meinen Vater. Sie hatte einen anderen Mann neben ihm.

Ob er es wusste? Und deswegen in letzter Zeit mehr trank?

Ich hatte keine Ahnung, aber ich konnte ihn auch nicht fragen. Und vor allem konnte ich nicht aufhören, traurig zu sein. Ich meine, ich versuchte wirklich, es nachzuvollziehen, weil ich doch wusste, wie unglücklich sie war, aber warum hatte sie sich dann nicht einfach von ihm getrennt? Wieder wegen mir? Oder wollte sie ihn schützen, weil sie Angst hatte, er könnte sich deswegen noch mehr betrinken? Durfte er in dem Fall überhaupt davon erfahren?

Ich zog meine Füße auf mein Bett, stellte beide Beine auf und schlang die Arme um sie.

Hätte ich es gerne gewusst, würde Fiete mir fremdgehen? Oder wäre es mir lieber, ich würde einfach nie etwas mitkriegen? Was ich nicht wusste, konnte mir schließlich nicht wehtun, oder?

Oder es tut sogar schlimmer weh, wenn du es erst Monate oder Jahre später durch einen total blöden Zufall erfährst.

Ich drückte meine Stirn gegen meine Knie.

Mit allen anderen Dingen war ich irgendwie zurechtgekommen, mit dem Alkohol, mit den Streits, mit dem Geschrei – aber damit? Damit kam ich nicht zurecht. Ich wusste nicht, was ich denken sollte, auf wen ich böse sein sollte, ob ich das überhaupt durfte.

Oder ob es mich zu einem schlechten Sohn machte, dass ich nicht wusste, was das richtige war. Auf wessen Seite ich mich zu stellen hatte – vielleicht würde sich das aufklären, hätte ich bloß irgendwen, mit dem ich darüber reden könnte. Jemanden, der meine Eltern nicht kannte und sie auch niemals kennenlernen würde. Aber so jemanden hatte ich nicht.

Außer Christopher.

Ich zückte mein Handy, biss mir auf die Unterlippe.

Ich wusste nicht, ob das so eine gute Idee war. Er hatte sowieso schon alle Hände voll mit seinen eigenen Problemen zu tun und außerdem ein ganz verqueres Bild von meinen Eltern, weil ich Dummkopf immer alles ins falsche Licht rückte, da wollte ich jetzt nicht noch einen draufsetzen. Aber sonst hatte ich niemanden. Und ich musste mit irgendjemandem reden, sonst platzte ich!

„Okay." Ich wischte mir übers Gesicht. Ich würde es einfach sehr oberflächlich halten und versuchen, niemanden zu belasten! Weder meine Eltern noch Christopher.

DantesBrotherVergil: ich hab grad gesehen wie meine mutter einen mann geküsst hat, der nicht mein vater ist

DantesBrotherVergil: und jetzt weiß ich nicht was ich machen soll

DantesBrotherVergil: mein vater trinkt nämlich manchmal echt viel und ich will nicht dass er was dummes tut wenn ich ihm die wahrheit erzähle

DantesBrotherVergil: und meine mutter ist eine super mutter aber ich weiß nicht wie ich damit umgehen soll dass sie meinen vater betrügt

DantesBrotherVergil: und vielleicht ist das alles sogar irgendwie meine schuld

Galt das als oberflächlich oder hatte ich schon übertrieben? Hätte ich das mit dem Trinken lieber nicht erwähnen sollen? Nicht dass es wirkte, als wäre mein Vater wie diese gemeingefährlichen Alkoholiker aus den Nachrichten!

Schnell öffnete ich die Tastatur wieder. Bereits abgeschickte Nachrichten konnte man zwar nicht mehr löschen, aber dafür könnte ich wenigstens Schadensbegrenzung betreiben!

DantesBrotherVergil: eigentlich ist es gar nicht so schlimm, ich überdramatisiere generell total

DantesBrotherVergil: Vergiss was ich dir gerade geschrieben habe!

Online.

Ich hielt die Luft an und starrte auf den aufpoppenden, grünen Punkt neben Christophers Profil. Auf die drei kleinen Pünktchen, die unter seinem Namen erschienen.

UnofficialChris: Alter, du hast gefühlt mehr Scheiße am Laufen als ich, und ich bin der, der hier sterben will

UnofficialChris: Außerdem check ich nicht, warum du deine Eltern überhaupt in Schutz nimmst

UnofficialChris: Ein Alkoholiker als Vater ist beschissen und eine Fremdgeherin als Mutter auch

UnofficialChris: So einfach ist das.

Ich war ein miserabler Sohn. Ich hatte meine Eltern nicht nur schlecht gemacht, ich hatte sie vor Christopher wie die schlechtesten Menschen überhaupt hingestellt!

DantesBrotherVergil: sie sind wirklich gute eltern

UnofficialChris: Genau danach klingt es

UnofficialChris: Aber egal jetzt

UnofficialChris: Wir bräuchten langsam mal einen Termin, bin schließlich nicht im Forum angemeldet, um Freundschaften zu schließen

Einen Termin.

Ich krallte mich in mein Handy. Das ging zu schnell, ich hatte gar keine Chance gehabt, ihn richtig kennenzulernen und herauszufinden, was denn eigentlich bei ihm los war!

DantesBrotherVergil: wir könnten uns auch vorher einfach so mal treffen bevor wir gleich zur sache kommen :x

Damit wir uns live und in Farbe sehen und anfreunden könnten – damit ich ihm die Flausen austreiben könnte. Komplett.

UnofficialChris: Wozu? Je weniger Menschen uns vorher zusammen gesehen haben, desto besser für dich

Das ergab Sinn – war bloß absolut nicht, was ich wollte! Eine Ausrede musste her, aber hurtig!

DantesBrotherVergil: ich bin vorsichtig

DantesBrotherVergil: ich muss mich schützen und sichergehen dass du kein wahnsinniger mörder bist

DantesBrotherVergil: oder zu einem menschenhändlerkreis gehörst! D:

War das ein plausibler oder ein blöder Vorwand?

Nervös schälte ich die Hülle von meinem Smartphone, knautschte die gummiartigen Ecken zusammen.

UnofficialChris: ... eigentlich sollte ich der Paranoide von uns beiden sein

UnofficialChris: Aber gut, treffen wir uns halt vorher ein Mal

UnofficialChris: Ich sag dir wegen dem Datum später Bescheid, schätzungsweise in einem Monat oder so. Habe im Moment noch etwas, das ich vorher ausprobieren möchte

Einen Monat, ich hatte einen Monat Zeit. Das musste schaffbar sein!

Ich drückte den Rücken durch und atmete lautstark aus.

DantesBrotherVergil: abgemacht!!! :3


Es war vielleicht zwei Minuten, nachdem Christopher offline gegangen war, als den Flur runter unsere Wohnungstür geöffnet wurde.

Meine Mutter war zuhause – und ich dachte nicht darüber nach, weshalb sie für die wenigen Meter von vor der Haustür bis hier oben bestimmt zwanzig Minuten gebraucht hatte. Stattdessen kletterte ich von meinem Bett hinab aufs Laminat und verließ mein Zimmer.

Um im Flur auf ihr lächelndes Gesicht zu blicken. Es war Ewigkeiten her, dass ich sie zuletzt so gesehen hatte. „Mama?"

„Dante!" Sie klang beinahe erschrocken – erwischt. Dann verschwand das Lächeln wieder, als wäre es nie dagewesen. „Seit wann bist du hier?"

Warum konnten wir sie nicht auch glücklich machen? Wir waren doch ihre Familie!

Ich krumpelte den Saum meines T-Shirts zusammen und zog die Schultern an. „Wie geht es dir?"

„Wie immer." Sie wandte sich ab.

Und ich stolperte vor. „Warte!"

„Was ist?" Da war plötzlich Ungeduld in ihrer Stimme, obwohl sie eben noch vollkommen zufrieden und ausgeglichen gewirkt hatte.

Ich senkte den Blick, ließ meinen T-Shirt-Saum los. „Nichts, nur ... ich wollte nur wissen, ob es was Neues gibt? Also, auf der Arbeit oder bei deinem anderen Job oder ... sonst wo."

„Warum fragst du?"

Machte sie sich Gedanken, dass ich etwas wissen könnte?

Ich starrte weiter auf meine Zehen, kaute auf meinen Wangeninnenseiten herum. „Wir sehen uns einfach so selten, da wollte ich halt fragen, was es Neues gibt."

Ihre Augen auf mir brannten. Das und die Tatsache, dass ich ihr mitten ins Gesicht – oder eben mitten auf die Füße, weil ich mich nicht traute, den Kopf anzuheben – gelogen hatte. Solche Dinge taten gute Söhne nicht.

„Mh." Besagte Füße wechselten die Himmelsrichtung. „Ich gehe mich jetzt hinlegen. In drei Stunden muss ich wieder los."

„Okay." Ich hörte ihren Schritten nach, dann dem Öffnen und Schließen der Schlafzimmertür meiner Eltern, die schon seit Jahren eigentlich allein die Schlafzimmertür meiner Mutter war. Keine Ahnung, wann mein Vater angefangen hatte, auf dem Sofa zu übernachten. „Soll ich dich wecken?"

Aber es kam keine Antwort, bloß Stille.

Und das leise Scheppern von Bierflaschen, die zu Boden fielen, als mein Vater sich im Wohnzimmer bewegte.


Ich mochte Ruhe nicht, versuchte aber trotzdem mein Bestes, mir auf die Hand zu beißen, damit kein Mucks meinem Mund entwischte. Weil meine Mutter im Nebenzimmer lag und sich von ihrem niemals-endenden Arbeitstag erholte und mein Vater ein paar Meter weiter gerade seinen Kater auskurierte, da brauchten sie keine komischen Geräusche.

Sie brauchten nicht zu wissen, dass ich weinte. Ich musste einfach nur kurz das Zuviel an Gefühlen rauslassen und dann ging es wieder. Dann würde ich wieder so funktionieren, wie ich sollte.

Dass mein Handy genau in dem Moment zu klingeln begann, half mir dabei. Weil zu dem Klingeln ein dickes Ei_Dotter<3 auf dem Bildschirm erschien.

Schnell nahm ich meine Hand aus dem Mund und wischte mir mit ihr übers Gesicht, rubbelte die Nässe aus meinen Augen.

Er hatte mich noch nie angerufen!

Ich atmete ein paar Mal tief ein, räusperte mich und riss mich am Riemen, bevor ich mit einem holprigen Hallo? abnahm.

„Hast du auf meine Nachricht gewartet, bevor du dich wieder angezogen hast?"

Der Themenwechsel erwischte mich wie ein Kübel Eiswasser.

„Ja!" Ich umklammerte mein Handy, drückte es fester an mein Ohr. Meine Brust fühlte sich furchtbar eng an – wenn ich jetzt auch ihn enttäuschte, wüsste ich nicht, wie ich das aushalten sollte. „Ehrlich! Ich hab mich nicht von der Stelle gerührt, bis du mir geschrieben hast, dass ich das darf!"

Er gab einen zustimmenden Ton von sich. „Gut gemacht."

Meine Brust wurde prompt noch enger. Weil ich etwas gut gemacht hatte. „Ich ... ich wollte dich glücklich machen."

„Das hast du." Irgendetwas knisterte in der Nähe seines Mikrofons. „Ich denke sogar, du hast dir dafür eine kleine Belohnung verdient."

Eine Belohnung?

Ich schnappte nach Luft. „Hab ich das wirklich?"

„Mhm." Er lachte und es ging mir durch Mark und Bein und in jede einzelne Nervenzelle. „Deswegen nehme ich dich morgen mit zu mir nach Hause."

Er wollte mich mit zu sich nach Hause nehmen? Bedeutete das etwa, dass er mich seiner Familie vorstellen wollte? Ich war noch nie den Familien meiner Ex-Freundinnen und Ex-Freunde vorgestellt worden!

Mein Puls setzte für mindestens fünf Schläge aus. „Okay!" Ich verhaspelte mich. „Soll ich irgendetwas Bestimmtes mitbringen? Oder was Bestimmtes anziehen? Oder-"

„Ob du etwas mitbringen sollst?" Er schnaufte. „Woran hast du denn gedacht?"

„Ich, ähm", ich rieb mir nervös über den Nacken, „ich weiß nicht? Ich meine, ich könnte heute schnell etwas besorgen, wenn du mir sagst, was ich holen soll." In Filmen brachte man seinen zukünftigen Schwiegereltern immer einen Wein oder so Zeug mit, aber Alkohol war vielleicht nicht jedermanns Sache. Ich fände es schrecklich, wenn Fiete meinem Vater Alkohol mitbringen würde – wobei es eh eine ganz doofe Idee wäre, ihn in meine Wohnung zu lassen. Am Ende machte er sich bloß genauso Sorgen wie Professor Mitter.

„Passt schon. Geh einfach vorher duschen." Weil gutriechende Menschen nämlich einen guten Eindruck hinterließen! „Ich schick dir nachher meine Adresse und die Uhrzeit."

„Das", ich schluckte, „das ist das erstes Mal, dass ich für so etwas zu wem nach Hause eingeladen werde."

„Hab ich mir fast gedacht."

Sah man mir an, dass meine Beziehungen nie lange hielten? „Aber ich werde mir Mühe geben und mich ganz vorbildlich benehmen, versprochen!" Vor allem würde ich ihm keinen Grund geben, sich für mich zu schämen. Oder sauer zu sein.

„Da bin ich mir sicher." Wieder Schnaufen. „Wir sehen uns morgen, Dante."

Er legte auf und ich presste mir meine Hände samt Smartphone gegen das Herz, spürte es unregelmäßig unter meinen Fingerkuppen bollern.

Vielleicht konnte ich meine eigene Familie nicht glücklich machen, aber dafür würde ich alles Menschenmögliche tun, um Fiete glücklich zu machen! Das schwor ich mir!

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