12 Beta
4 Jahre danach!
"Im Haus wird nicht gerannt!" schimpfe ich mit Junior, der hinter mich schlüpft und seine Arme um meine Körpermitte schlingt.
"Sag das ihnen!" Er kichert, als Finn und Richy um die gleiche Ecke gerannt und - ertappt - vor mir zum Stehen kommen, wo sie mich nun schuldbewusst ansehen.
"Sorry Paps!" rufen sie beide gleichzeitig und versuchen dann, um mich herum auf Henry zu sehen.
"Ihr hört jetzt damit auf, euch gegenseitig zu jagen. Wenn ihr Fangen spielen wollt, geht nach draußen, da ist genug Platz zum Laufen und nein, ich rede nicht von den Blumenbeeten rund ums Haus." Melanie lässt sich das nur gefallen, weil sie selbst so einen kleinen Störenfried hat, der mit den Jungs durch ihre Blumen trampelt. Sie hat Henno vor vier Jahren geheiratet, nachdem Richy geboren und uns übergeben wurde.
Ich weiß wie jeder andere auch, dass es der Omega ist, der die Klasse des Babys beeinflusst. Doch Richmond hat es geschafft, vier Omegas mit vier verschiedenen Oms zu zeugen. Das zerstörte sein Selbstwertgefühl, aber es brachte ihn auch dazu, sich mit seiner Situation abzufinden. Dabei half ihm vermutlich auch Cosimos Angebot, sich um Richy zu kümmern, nachdem Alfredo ohne ein weiteres Wort oder Interesse an seinem Baby sang und klanglos verschwand. Seitdem kommt Richmond regelmäßig zu Besuch, verwöhnt die Kinder und ist zu einem Familienmitglied geworden. Das muss er auch, wie ihm Cosimo damals deutlich gemacht hat, als er ihm Finn vorgestellt und als möglichen Alpha-Erben in Aussicht gestellt hat. Wenn Richmond will, dass unser Sohn irgendwann in sein Haus zieht, dann muss er dafür sorgen, dass Finn ihn mag und freiwillig geht. Er unterstützt jetzt sogar AJ und den jungen Vorstand, was er nicht muss und uns daher um so mehr freut.
Melanie und Henno bekamen ein Jahr später ihren eigenen süßen kleinen Omega-Jungen. Wenn man vom Teufel spricht. Hendrik stößt die Terrassentür auf und kommt ganz langsam und lächelnd auf mich zu. "Hallo Griffin. Jetzt ist Party, ja?" Meine Jungs begrüßen ihn und stellen sich dann neben ihn. Wie in einem Wettbewerb für die besten Hundeblicke aller Zeiten schauen sie zu mir auf und ich schnaube. "Als ob das meine Entscheidung wäre, oder?"
"Neeeeeiiiiin!" Sie schreien und kichern, weil ich so ernst dreinschaue.
"Und wessen Entscheidung ist das?"
"Silkoooooos!" Sie werden noch lauter und ich zucke zusammen, was sie umso mehr kichern lässt. Ich schaue auf die Uhr und dann wieder zu ihnen. Ich weiß, dass Silko und Maurizio schon da sind, also muss ich diese kleine Terrortruppe nur noch ein paar Minuten ablenken.
"Ich würde sagen, ihr geht alle und holt eure Geschenke und eure kleinen Brüder ab. Dann kommt ihr in den großen Festsaal im Haupthaus ... UUUUND!" rufe ich, als sie in alle Himmelsrichtungen losstürmen wollen, was sie dazu bringt, stehen zu bleiben und mich schelmisch über ihre Schultern anzuschauen. "Nicht rennen, sonst sage ich es Brumpa!"
Das hilft. Sie beschweren sich alle darüber, wie gemein ich bin und verlangen mein Schweigen in dieser Sache, aber zur Sicherheit laufen sie extra langsam - zumindest, bis sie außer Sichtweite von mir sind. Da ich weiß, dass die jüngeren Brüder der Rasselbande alle unter elterlicher Aufsicht sind, bin ich mir zum Glück sicher, dass sie nicht mit ihnen auf dem Arm zurückgerannt kommen.
Es ist lustig, wie die Kinder uns nennen. Richy zum Beispiel nennt mich Paps, weil er damit aufgewachsen ist und es den ganzen Tag von Finn gehört hat. Er weiß, dass wir nicht seine richtigen Eltern sind und dass Brumpa sein Vater ist, aber das ist ihm egal. Uns stört es auch nicht. Nicht einmal Richmond, der als Großvater der meisten Kinder seinen eigenen Spitznamen bekommen hat, weil er so ein brummiger Opa ist. Sogar Melanies Jungs nennen ihn so und insgeheim liebt er das. Er ist dafür bekannt, dass er mit den Kindern schimpft, aber er verwöhnt sie auch sehr, und keines von ihnen möchte auf die kleinen Snacks und Spielzeuge verzichten, die er immer mit sich herum trägt, um sie zu beschenken, wenn sie brav sind. Er scheint sie wie Hunde zu dressieren, mit Leckerlies zur Belohnung für gutes Verhalten, sowie Ignoranz für Schlechtes. Und was soll ich sagen? Es wirkt.
"Was ist mit mir, Paps? Wohin soll ich gehen?" Ich umarme unseren ältesten Sohn, den wir immer noch liebevoll Junior nennen. "Moment mal. Habe ich dir schon alle Glückwünsche überbracht?" Er kichert. "Keine Ahnung, du hast mich heute Morgen geweckt und Happy Birthday gesungen, zusammen mit Papa und Om. Du hast mir gratuliert, als du mir mein Geburtstagsgeschenk gegeben hast. Das war bei der Umarmung um acht. Und um neun hast du mir zu meinem ersten Schultag gratuliert. Ich hab ein Geschenk und eine Umarmung gekriegt. Und als ich wieder da war nach der Schule, hast du mir auch gratuliert. Und umarmt." Er zählt all diese Momente auf und streckt dabei immer eine andere, wahllose Anzahl von Fingern in die Luft, bis er mit offenen Händen vor mir herum fuchtelt und versucht, so streng auszusehen, wie ich es manchmal tue. "Meinst du, das war genug?" Ich lache, nehme ihn in den Arm und gebe ihm einen dicken Schmatzer auf die Wange. Er kreischt, verlangt, dass ich loslasse, und wischt den feuchten Kuss mit seinem Ärmel weg. "Paaaaps, lass das, ich habe dir das oft genug gesagt!", schimpft er mit mir, so wie ich immer wieder mit ihm schimpfe, wenn er im Haus herumrennt, und wir lachen gemeinsam darüber. Nicht zu fassen, dass er heute bereits sechs Jahre alt geworden ist. "Geh Silko suchen und sag ihm, dass es Zeit ist, mit der Party zu beginnen. Er ist bestimmt bei deinem Om und den Zwillingen."
"Juhu, noch mehr Geschenke!" Er macht sich eilig auf den Weg zur Treppe, aber als ich seinen vollen Namen rufe, "Henry James Cavendish", erinnert er sich, kichert noch mehr und schleicht mit langsamen, übervorsichtigen Schritten zur Treppe und hinauf in den zweiten Stock.
Silko wird nur manchmal Ompi genannt, besonders wenn unsere Kinder von ihm getröstet werden wollen. Aber Melanies Junge nennt ihn Silko und wenn er mit unseren zusammen ist, was meistens der Fall ist, tun unsere Jungs das auch. Henry hat damit angefangen, AJ Papa und mich Paps zu nennen, während Cosimo natürlich sein Om ist. Seine jüngeren Geschwister folgten seinem Beispiel.
Hendrik vertut sich manchmal und nennt mich auch Paps und Cosimo Om. Eine Verwechslung mit seinen Eltern gibt es dabei nicht, denn die nennt er Mami und Papi. Trotzdem erinnert er sich, wenn die oder AJ in der Nähe sind, und nennt uns dann bei unseren Vornamen. Ich glaube, seinem einjährigen Bruder Mel wird es ähnlich ergehen.
Wir sind alle eine große Familie, die jeden Tag enger zusammenrückt. Nur RJ sticht heraus. Bei ihm wurde inzwischen Alzheimer diagnostiziert und er kommt mit der ganzen Familie und all den Kindern nicht mehr klar. Wenn Cosimo ihn besucht, hält er diesen oft für seinen verstorbenen Ehemann, nennt ihn Henry und fragt, warum sie nicht mehr zusammenleben. Er verwechselt seinen eigenen Sohn auch immer häufiger mit seinem Schwiegervater, das ist für beide schwer und irgendwie tragisch. Ich halte mich fern, denn wenn er mich sieht, wird er aggressiv, und das kann keiner von uns gebrauchen. Also kümmere ich mich um alle unsere Jungs, wenn meine Männer den alten Herrn besuchen.
Während ich herumstehe und über unsere ganze Familie nachdenke, kommen sie alle die Treppe herunter. Zuerst Henry mit Silko im Schlepptau, der keine Zeit hat, mich zu begrüßen, weil unser Sohn ihn an der Hand hinter sich her und ins Haupthaus zieht. Wir haben den großen Saal für heute in ein Spieleparadies für Kinder verwandelt, um dem unbeständigen November-Wetter im Garten zu entgehen. Er winkt mir zu, grinst mich an und nickt zu dem, was Junior sagt. "Du hast gesagt, wir müssen uns beeilen, wir müssen zuerst im Partysaal sein. Wir wollen alle Gäste begrüßen und die Geschenke annehmen. Was, wenn Hendrik schon da ist und das macht? Ich will nicht, dass er meine Geschenke bekommt!"
Hinter ihnen führen Finn und Richy, beide werden nächsten Monat vier Jahre alt, jeweils einen der achtzehn Monate alten Zwillinge vorsichtig die Treppe hinunter. AJ und Cosimo sind ihnen dicht auf den Fersen, bereit, ihnen die Geschenke für Junior in die Hand zu drücken, sobald sie alle sicher am Fuß der Treppe angekommen sind. Maurizio ist hinter ihnen und folgt mit einem breiten Grinsen. "Bereit für die große Party?" frage ich, und die Kinder jubeln und machen sich auf den Weg ins Haupthaus. Wie immer streckt Cosay seine kleinen Arme nach mir aus und verlangt, hochgenommen zu werden. Er ist nicht sehr geduldig und ich bin derjenige, der ihn immer schnell ohne Zögern in die Arme nimmt, also bin ich stets seine erste Wahl dafür. Maurizio nimmt Grizimo auf den Arm und redet mit ihm, um ihn davon abzulenken, sich aus seinem Griff zu befreien. Er will immer alleine laufen, seit er es kann, aber das dauert zu lange, also beeilen wir uns, um zur Party zu kommen, die Silko geplant hat und die alle anderen entsprechend organisiert haben.
Der große Saal hat sich in einen überdachten Spielplatz verwandelt. Wir haben alles von draußen hereingebracht, sogar die Bänke. Und was nicht transportierbar war, haben wir neu gekauft und aufgebaut. Nachdem Kuchen und Limonade an alle verteilt wurde, veranstalten Silko und Richmond eine Menge Spiele für die vier größeren Kinder, während Maurizio auf die Zwillinge aufpasst, die in einer Kiste voller Bälle herumtoben und Melanie spielt mit Mel im Sandkasten. Henno und Bert rennen herum und helfen, wo immer es nötig ist, und meine Männer und ich sitzen auf einer Holzbank, von der aus wir alles überblicken können, und lächeln stolz.
Die Zwillinge bergen eine weitere große Überraschung, die wir mit niemand anderem teilen. So wie die Enthüllung, dass Finn ein Alpha ist, aber mein Sohn. Es ist uns nicht wichtig, wer der biologische Vater ist, auch wenn wir es den Kindern irgendwann einmal sagen werden, rein vorsorglich.
Als der Arzt uns erzählte, dass Finn ein Alpha ist, erwähnte er auch, dass er von einer Gentherapie erfahren hat, die das defekte Gen ausschaltet. Die Therapie ist nur bei Alphas anwendbar, weil das besagte Gen bei ihm inaktiv ist und nur von einem Omega wirklich benötigt wird. Daher gibt es für den Alpha die Möglichkeit, es in ein rezessives Gen zu verwandeln, ohne dass es ihm oder seinen Nachkommen schadet. Stattdessen ist sichergestellt, dass sich das gesunde, dominante Gen von Cosimo durchsetzt. Es war eine teure und langwierige Therapie, aber Alpha hat sie durchgezogen, und bei der ersten Hitze nach ihrem erfolgreichen Abschluss kam es erneut zu einer Doppelpenetration, die kurz darauf die Hitze beendete und zu einer neuen Schwangerschaft führte. Als wir erfuhren, dass in Cosimo Zwillinge heranwuchsen, dachten wir, das wäre der Höhepunkt, aber nein. Nachdem sie geboren waren, erwartete uns eine weitere große Überraschung. Jeder Arzt, mit dem ich seitdem gesprochen habe, erklärte, dass das eigentlich unmöglich ist, aber der Beweis kann nicht wegdiskutiert werden.
Cosay und Grizimo haben die gemischte DNA von uns allen dreien. Sie sehen, wie bei eineiigen Zwillingen üblich, gleich aus und weisen viele Ähnlichkeiten zu ihrem Om auf. Aber es gibt auch Übereinstimmungen mit AJ und mir. Das Faszinierendste an den beiden sind jedoch ihre Augen. Es war von Anfang an klar, dass jeder von ihnen zwei verschiedene Augenfarben haben würde. Beide dunkel ist das eine so braun wie meine und das andere Hazel wie die von AJ. Noch faszinierender ist allerdings, dass wir sie genau daran unterscheiden können, denn die Verteilung ihrer Augenfarben ist spiegelverkehrt. Ihre Namen haben sie deshalb anhand ihrer rechten Augenfarbe erhalten und sind eine Kombination von Cosimo und dem dazugehörigen Vater. Also weist Cosays rechtes Auge die besondere Färbung auf, die man Dark Hazel nennt und Grizimos erstrahlt in dunkelbraun.
Zwei weitere Gäste treffen ein und Henry James, als der gute Omega-Erbe der er ist, eilt zu ihnen, um sie gebührend zu begrüßen und mit Kuchen und Limonade zu versorgen, bevor er ihre Geschenke entgegennimmt. Emily setzt sich neben Cosimo und AJ und zieht sie in ein Gespräch über das neueste Treiben ihrer Mutter und Giacomo de Audley setzt sich an meine Seite und schaut mit einem breiten Lächeln auf die spielenden Kinder. "Es ist schön zu sehen, dass Silko und Richmond sich so gut verstehen. Wir haben uns bei ihrer Verpartnerung also nicht ganz getäuscht. Sie hätten gut zueinander passen können, wenn Richmond nicht viel zu kopflastig wäre und Silko dafür ein bisschen mehr." Ich lache über diese Erkenntnis und nicke zustimmend. Damit hat er nicht unrecht. Silko ist sehr herzlich und verschmust und er und Maurizio sind so oft bei unseren Kindern, wie wir es ihnen erlauben. Sie gehen stets liebevoll mit ihnen um und werden sehr von ihnen geliebt. Er handelt viel zu oft ohne nachzudenken, einfach aus dem Bauch heraus. Richmond ist ein harter Denker und kein weicher Mann. Die Kinder haben viel Respekt vor ihm, aber seine Hundeerziehungsmethoden funktionieren. Es würde mich nicht wundern, wenn sie ihn nur deshalb Silko vorziehen, weil er seltener bei ihnen ist und daher etwas besonderes.
"Cosimo glaubt, er muss als Kind ganz schlecht und selten gut gewesen sein, denn er kann sich nicht daran erinnern, so viele Leckerlis bekommen zu haben, sondern nur Schelte und Ignoranz." Maurizio hat sich zu uns gesellt, nachdem die Zwillinge zu Mel in den Sandkasten gewechselt sind, um sein Familienoberhaupt zu begrüßen. Bei meinen Worten schüttelt er den Kopf. "Das ist nicht wahr. Er hat nur oft die kleinen Geschenke als Bestechung abgetan, oder als Versuch, sich freizukaufen. Und Silko hat zu viel von seiner Zeit in Anspruch genommen, als dass Richmond sich mit seinem Sohn in Ruhe hätte auseinandersetzen können." Cosimo hat das mitbekommen und sieht Maurizio jetzt erstaunt an. "So habe ich das noch nie gesehen, aber da könntest du recht haben. Ich danke dir." Sechs Jahre leben wir nun schon zusammen, fast sieben, zählt man die erste Schwangerschaft mit, und noch immer lernen wir etwas Neues über uns. Wie es für Cosimo aussieht, kann man auch nach 24 Jahren noch etwas über sich selbst erfahren. Dies hier ist ein gutes Leben und ich hoffe, es bleibt so.
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